Seitenwind Woche 4: Dialoge

Am Boden

  • Hallo Corinna …

  • Hallo Mama, ist was passiert?

  • Ich bin das letzte Stück die Treppe runtergefallen, hab mich bei den Stufen vertan und kann nicht mehr aufstehen …

  • Meinst du, du hast dir was gebrochen?

  • ich weiß nicht. So was Blödes! Ich bin jetzt zum Telefon gerobbt und mein Bein tut so weh – ich komm nicht hoch!

  • Dann ruf den Rettungswagen!

  • Wenn die kommen, kann ich die Tür nicht aufmachen. Martina hat einen Schlüssel, aber die sind schon wieder verreist. Ich hab Angst, dass die Sanitäter mir die Haustür aufbrechen.

  • Ich komme! Ich hol mir das Auto vom Car-Sharing. Bis ich in Bremen bin, dauert es aber mindestens noch zwei Stunden.

  • ich leg mich auf den weichen Teppich und warte auf dich. Das tut mir so leid. Du bist so lieb!

  • Ach Mama – bis dann, ich leg jetzt auf und mach mich auf den Weg.

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Zzzz

»Dieser Raubzug hat sich wirklich gelohnt.«
»Für wahr, für wahr. Gut, daß wir den Spruch des Schlafes dabei hatten. Bis der Magier herausfindet, dass er bestohlen wurde, sind wir bereits über alle Berge.«
»Merkwürdig, sollte hinter dieser Tür nicht der Ausgang sein?«
»Laut meiner Karte schon, aber war sie nicht offen als wir vorhin kamen?«
»Hmm, hast du noch einen Dietrich übrig?«
»Ja.«
»Dann mach dich ans Werk.«
»Pff, sie hatte nur etwas geklemmt. Vielleicht hatte der Wind sie zugestoßen.«
»Sieh nur, wir haben Glück. Der Drache schläft immer noch.«
»Wir schleichen uns einfach wieder vorbei.«

Ich bin‘s. - Mama, bitte, weißt du inzwischen, ob du Patrick am Wochenende nehmen kannst?
Patrick? Am Wochenende? Das kommt etwas überraschend.
Ich habe dich doch gestern schon gefragt. Du wolltest zurückrufen.
Tatsächlich?
Mama!
Ja, jetzt, wo du es sagst, fällt es mir wieder ein.
Und?
Ich weiß, ehrlich gesagt, im Moment nicht, wo mir der Kopf steht.
Du hast also keine Zeit für Patrick.
Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich muss nur sehen, - Kann ich dich etwas später zurückrufen?

Das ist ja mal wieder typisch…

„Sei jetzt bitte nicht beleidigt, aber-“

 „Dann beleidige mich doch einfach nicht.“

„Das habe ich auch nicht vor. Aber Du könntest Dich angegriffen fühlen.“

 „Warum greifst Du mich denn an?“

„Das tu ich nicht. Aber Du könntest Dich so fühlen.“

 „Hast Du häufiger das Gefühl, dass ich mich ohne Grund angegriffen fühl?“

„Was bist Du denn gleich so aggressiv!“

 „Wo bin ich den aggressiv?“

„Schon die ganze Zeit!“

 „Weil ich Dir nicht die Erlaubnis gebe, mich ungestraft zu beleidigen?“

Nach einer wahren Begebenheit

„Alexa…spiele Defying Gravity von The Veer Union.”

„Defying Gravity von Wicked, die Hexen von Oz.“

„Was, nein, das habe ich nicht gesagt! Stopp.“

„…“

„ALEXA…STOPP! Diese blöde Pause nach dem Namen.“

„…“

„Okay, nochmal von vorne. Alexa…Defaying Gravity…von The Veer Union.”

„Defaying Gravity…von VoicePlay, Rachel Potter…”

„Neeeein! Verdammte Scheiße nochmal! Alexa…STOPP, du blödes Scheißteil!“

„…na na na, sowas sagt man aber nicht.“

Das allereste Gespräch

Einst im Paradies vor unserer Zeit, könnte sich so oder so ähnlich der erste menschliche Dialog abgespielt haben.
Während Adam langsam aus seiner göttlichen Narkose erwachte, betrachtete Eva neugierig seine menschliche Gestalt. Aufgrund der operativen Entfernung einer seiner Rippen war Adam sichtlich erschöpft. Schwerfällig öffnete er Auge um Auge und erblickte zunächst nur schemenhaft eine lichtdurchflutete Gestalt: „Um Himmels Willen, was ist mit mir geschehen?“
Adam tastet unsicher seinen Bruskorb ab: „Schlaf ich oder wach ich? Gott, was ist mit mir?“
Eva antwortete mit zarter Stimme: „Gott ist nicht hier, aber ich. Benötigst du Hilfe?“ Adam lauschte verdutzt der unbekannten Stimme. Sein Blick folgte dem Klang. Er entdeckte zuerst zwei menschliche Beine, ähnlich der seine. Am Ende der Beine fehlte jedoch das Eine. Adam fragte verblüfft: „Wer oder was bist Du?“
Eva klärte auf: “Ein Mensch, wie Du. Gott hat mich aus deiner Rippe gemacht. Er wollte deine Einsamkeit beenden.“
„Ein Mensch wie, ich? Dir fehlt da aber was und Deine Brust ist obendrein ungewöhnlich rund geformt.“
Adam berührte vorsichtig den exotischen Körper. Er hangelte sich an den fremden Beinen des Wesens hoch. So standen sich beide neugierig gegenüber.
Eva lächelte vergnügt: „Ich habe mich kurz nach meinem Erschaffen im Spiegel des Flusses betrachtet. Unsere Rückseite ist gleich.“
Adam versah jedes neue Wesen in Eden mit einem Namen und nach kurzer Grübelei entschied er auch für Eva: „Ich werde Dich Menschin nennen. Jetzt habe ich Hunger!“
Menschin Eva wusste gleich zu helfen: „Inmitten dieses zauberhaften Ortes ist ein großer Obstbaum, deren Früchte mir bereits wärmstens empfohlen wurden.“
Eva nahm die Hand von Adam in die ihre und zog ihn entschlossen mit sich:
„Sie werden uns sicher schmecken.“

„Dann wollen wir mal sehen …“

„Aber, ich habe noch gar nicht nachgeprüft, ob wirklich alles fertig ist!“

„Es ist alles fertig. Verlass dich drauf.“

„Ich hab aber keine Lust, dass mir das ganze Konstrukt um die Ohren fliegt, sobald du es einschaltest.“

„Sei nicht albern. Wann ist dir jemals beim Einschalten eines unserer Geräte um die Ohren –"

„Der Ventilator – hat keine zwei Mikrony gehalten. Das, was du mal als dein Bett bezeichnet hast, ist sogar zusammengefallen, bevor du dich das erste Mal reingelegt hattest. Und die Leuchtmaschine ist uns schon um die Ohren geflogen, bevor sie fertig war, weil du das Raum-Zeit-Gefüge durcheinander gebracht hast. Also sag mir nicht –"

„Ja ja, schon gut. Ich habe es ja verstanden. Ich werde also vorsichtig sein.“

einschalt wart

„Na, was habe ich gesagt?“

„Jaja, es bewegt sich. Aber wer weiß, wie lange …“

„Du bist immer so erfrischend positiv, Karl.“

„Mach dich ruhig über mich lustig. Aber ich brauch jetzt eine Pause. Das ganze hier hat lange genug gedauert.“

„Was denn, willst du nicht was von dem ersten Kaffee –"

„Nee, danke. Du darfst mir gerne einen anbieten, wenn ich mir sicher bin, dass es ungefährlich ist. Aber vorher will ich wenigstens ausgeruht sein.“

Moin Rudi!

Moin Rudi!

„Moin Rudi!“ lächel
„Halt’s Maul!“ grummel
„Na? Ham’mer wieder mal ‚ne schwere Nacht gehabt?“ *lächel
„Schnauze!“ *grummel
„Och Rudi. Komm, jetzt gibt’s erst mal ‚nen starken Kaffee und wenn der drin bleibt, dann probieren wir’s mit fester Nahrung.“ freundlichlächelaugenzwinker
„Mmmpf!“ nicht mehrganzsoheftiggrummel

Das (h)eißkalte Monster

„Hattest du wenigstens einen schönen Tag? Meiner war schrecklich! Ich wage es kaum zu sagen, aber ich hab’ schon wieder Mist gebaut. Diesmal so richtig.“

„Welcher Art ist die Katastrophe diesmal? Hast du deinen Zahnarzttermin vergessen? Schlüssel stecken lassen? Deine Geldbörse wieder einmal in einem Geschäft liegen lassen? Bahncard verloren? Handy geschrottet oder PIN vergessen?“

„Ich hab’ da was bestellt. Das kam und war kaputt! Kannst du dir das vorstellen? Ging einfach nich’. Ist gar nich’ angesprungen. Wenn ich gewusst hätte, dass die noch elf Euro Versand zusätzlich verlangen, hätte ich es gar nich’ bestellt! Aber nun ist es da und ich will es gar nich’. Ist viel zu groß und geht ja sowieso nich’. Und alles ist in Englisch und ich verstehe das doch gar nich’! Ich weiß gar nich’, wie ich das reklamieren oder zurücksenden kann. Du musst mir wirklich helfen. Du kannst das doch!“

" Was hast du denn diesmal bestellt?"

„So ein Heizgerät. Was elektrisches. Viel zu groß und zu teuer.“

„Aber du hast doch Fernwärme?! Dein Strang ist immer heiß, selbst wenn du die Heizung abdrehst kühlt deine kleine Wohnung nicht aus. Das hab ich dir doch schon vor drei Jahren gesagt! Kannst du dich noch an den Heizlüfter damals erinnern? Mit dem hättest du fast die Wohnung abgefackelt und viel mehr Stromkosten bezahlt als Heizkosten. Und jetzt schon wieder? Ich hab dir doch gesagt, im schlimmsten Fall setzt du dich in die Bahn und kommst zu uns.“

„Aber wenn alles ausfällt? Ich hab’ gedacht… aber du hast ja recht. Schimpf nicht mit mir! Es geht ja jetzt sowieso nich’. Und ich will es ja auch wieder los haben und mein Geld zurück! Hilf mir, bitte… Wenn ihr nur nich’ so weit weggezogen wärt! Ist alles immer so schrecklich umständlich. Soll ich’s dir per Handy schicken? Alles is’ in Englisch. Ich verstehe überhaupt nichts. Und ich kann den Versandaufkleber gar nich’ lesen. Alles zu klein und verschmiert. Ist bestimmt Absicht! Ich bestell nie wieder was. Ich sag’s dir!“

„Hör auf! Das hast du mir schon so oft versprochen. War es wieder über QVC oder ebay?“

„Nee, irgendwas anderes. Keine Ahnung mehr. Weißt du, ich schick dir einfach alles. 30 Tage haben wir Zeit das Gerät zurückzuschicken. Ich werde echt zu alt für das alles. Ich kann das nich’ mehr. Ehrlich!“

„Ich schau es mir an, versprochen. Aber den Kontakt nimmst du dann selbst auf, mit deinem Account. Wir brauchen als Erstes eine Reklamations-ID. Und das schaffst du auch! Ich sag dir, was du tun musst und du machst es einfach. Mit deinem Tablet und dem Smartphone kommst du doch bestens zurecht. Bestellen konntest du es ja auch! Keine Sorge, du bist nicht zu alt und vor allem, du bist ja nicht allein. Ich helfe dir das defekte Monster wieder aus der Hütte zu bekommen. Englisch ist zum Glück kein Chinesisch und der eiskalte Heizer zum Glück kein feuerspeiender Drache. Dann wären wir beide wirklich aufgeschmissen.“

H: „Sicher, dass du das willst?“
C: „Vertraust du mir?“
H: „Bleibt mir eine Wahl?“
C: „Sag schon, vertraust du mir?“
H: „Ich pass schon auf dich auf."
C: „Das war nicht meine Frage"
H: „Du weißt wie ich das gemeint habe.“
C: „Klar, ich zieh dich nur auf. Komm mit, wir ziehen das jetzt durch.“
H: „Dann lässt du mir leider keine Wahl.“
C: „Henry?!“

Eine Kutschfahrt

„Ich liebe Pferde und dies ist ein Lipizzaner Hengst aus Elfenbein!“ Madame zeigte ihrer Zofe die glänzende Brosche, die sie zuvor vom Grafen bekommen hatte.

„War der Besuch sehr anstrengend“, erkundigte sich die Zofe und öffnete ihre Hand, um das Schmuckstück entgegen zu nehmen.

„Die Zurschaustellung meiner Person und die Contenance sind Tugenden, die niemand besser beherrscht als ich.“

In Gedanken versunken, über diese kleine Eitelkeit ihrer Herrin, wurde die Kutschfahrt fortgesetzt und während die Kammerzofe das edle Geschmeide befühlte, nahm sie die adelige Dame in Augenschein. „Eine wunderbare Miniatur. Dieses Schmuckstück ist ebenso wohlgefällig und reizend, wie Sie Madame.“

„Der Graf hat mich überrumpelt“, meinte Madame resigniert. „Ich habe ihm bedauerlicherweise im Beisein meines Vaters versprochen, es bei Gelegenheit zu tragen.“

Die Zofe bemerkte die gedämpfte Stimmung. Sie wollte etwas zur Entspannung beitragen: „Sie haben Glück“, hob sie vergnügt an, „es ging doch zunächst nur um die unbedeutende Vorauswahl, allerdings ist er sehr angesehen und achtbar.“

„Könnte man erwägen, ihn boshaft und bedürftig darzustellen? Mein Vater würde diesen scheinbar ehrenhaften Kandidaten verwerfen und mir würde die kostbare Zeit mit Ihnen bleiben.“ Madame blickte hoffnungsvoll zu ihrer Zofe, die ihr zärtlich die Brosche zurück in die Hand legte.

„Selbstverständlich“, hauchte die Begleiterin. „Ich wäre sehr geneigt, Ihnen zur Seite zu stehen.“

„Immer wenn ich es will?“

Diese Frage bereitete der Zofe ein Hochgefühl, und sie wusste, wie sich der Abend gestalten würde. „Gleich werde ich Ihnen ein duftendes Bad bereiten“ fügte sie vorausschauend hinzu, „und Sie entscheiden Madame, ob ich Ihnen heute noch zu Diensten sein darf.“

1/2

«Wieso kannst du bloss halbe Sachen machen?!»

«Wie, halbe Sachen?»

«Ja eben, nie was Ganzes.»

« Na hör mal! Das musst gerade du sagen!»

«Genau, Gerade. Sag ich doch! «

«Versteh ich nicht.»

«Eine ganze Zahl eben.»

«Eine ganze Zahl nicht zwingend gerade ist.»

«Zumindest nichts Halbes!»

«Natürlich. Wie war jetzt nochmals deine Frage?»

«Keine halben Sachen, hallo!»

«Jetzt hör aber auf!»

«Wieso?»

«Du ja schliesslich die Dinge immer benennst!»

«Muss ich ja!»

«Warum?»

«Es meine Aufgabe ist, gemäss Stellenbeschrieb.»

«Siehst du, ich auch!»

«Wie, du auch?»

«Hab auch einen Stellenbeschrieb, den es zu erfüllen gilt.»

«Dann pass dich doch einfach mal mir an!»

«Genau, damit es mich dann nicht mehr braucht!?»

«Wie nicht mehr braucht?»

«Wegstreichen, nennt man das.»

«Begreife ich jetzt nicht. «

«Wenn ich mich dir anpassen soll, meine Position überflüssig wird!

«Aber du stehst doch über mir.»

«Eben! Und darum kannst du weiterhin auf mich zählen!

Denn sollte es jemals zum Bruch kommen zwischen uns, dann gibt es keine halben Sachen mehr. Und auch nichts mehr zu benennen!»

Sagt der Zähler zu dem Nenner.

Geschichten aus dem Leben

„Schön, dass du gekommen bist. Das freut mich sehr. Wie gehts dir, alles gut?“

„Ähm, ja mir gehts gut, danke. Sie haben das Haus hier gekauft?“

„Ja. Wir hatten uns ja schon mal kurz gesehen, damals mit dem Makler.“

„Ich erinnere mich. Und jetzt gehört das ihnen.“

„Ja, wir können uns duzen, ich bin Hassan. Klaus ist das ok für dich?“

„Gerne doch, damit hab ich kein Problem. Was haben sie… äh… hast du denn mit Haus nun vor?“

„Da kann man viel mit machen, denke ich. Vielleicht ein Kindergarten? Sag du mir, was ich damit machen soll, du bist der Ortsvorsteher hier.“

„Schwierig bei dem Haus, weil da kaum Grundstück drumherum ist. Für einen Kindergarten ist da zu wenig Platz. Eine Abwassergrube brauchst du auch noch. Wohnungen könnten gehen.“

„OK, dann machen wir Wohnungen. Ich will ja was für das Dorf hier machen. Kannst du mir schreiben, wie groß mein Grundstück ist?“

„Ähm. Ja ich schreib dir…“

Spiegelbild

„Wer bist denn du? Hicks!“

„Du redest wohl nicht mit jedem, stimmts?“

Schwankt; stützt sich mit der Hand an der Wand ab.

Oh entschuldige! Ich wollte dich nicht stoßen.“

„Ich bin Fred. Und du? Hicks!“

„Ah! Du willst mir deinen Namen nicht sagen.“

„Macht nichts. Du musst Wissen: Ich war ein bisschen im Ausgang. War sehr lustig. Ich hatte eine Menge … Hicks!“

„Aber jetzt muss ich schlafen. Hicks! Weißt du wo mein Bett ist?

Schaut sich suchend um.

„Ach ja, du redest ja nicht mit mir.“

„Du bist ein richtiges Ekel. Ich mag dich nicht.“

Torkelt.

„Pass doch auf, sonst fällst du noch auf die Nase.“

„Mit dir rede ich nicht mehr. Ich Glaube du hast einen sitzen.“

„Glaubst du im Ernst, dass das klappt?“, sagte ich mit zittriger Stimme.
„Klar“, beharrte mein Freund.
„Nee, ich weiß nicht“, hob ich an, von neuem zu Jammern.
„Schießer!“
„Bin ich nicht.“
„Doch! Los mach schon.“
„Aua! Es klemmt. Mein Finger.“
„Zeig mal her.“
„Ach, das ist doch nix. Steck ihn dir in den Mund und lutsch ihn rund.“
„Haha.“
„Achtung, sie kommt wieder!“
„Na, verschwinden wir. Aber eins sag ich dir - später versuchen wir es wieder, und mach nicht solche Zicken. Es ist dein Teil, was wir rausholen.“
„Ja, du hast ja recht.“
„Dieses verfluchte Ding flog ausgerechnet in ihr Zimmer.“
„Das war nicht meine Idee.“
„Na und? Deine Drohne!“

Das Telefongespräch

Dies ist eine Szene aus meinem neuen Kinderbuch. Erklärung: Dominik hat einen Doppelgänger, von dem seine Mutter (Yum) nichts weiß. Karolina ist Dominiks Schwester. Eines Abends ruft Dominiks Englischlehrer, Herr Huß-Heinzel, bei ihnen an.

Es war nicht Paps. Ich hörte an ihrer Stimme, dass sie den Anrufer nicht sofort einordnen konnte. Doch dann änderte sich ihr Tonfall.
»Ja, guten Abend, Herr … Ja, doch. Beim Abendessen.« Pause. Dann: »Aber Dominik ist schon seit Stunden wieder daheim. Übrigens, mit beiden Schuhen an den Füßen!«
Karolina und ich wechselten besorgte Blicke.
»Daniel?«, fragte Yum. »Wer ist Daniel?«
Karolina und ich wechselten entsetzte Blicke.
»Wie bitte? … Aber Dominik hat überhaupt keinen Zwillingsbruder!«
Karolina und ich wechselten panische Blicke. Yums Stimme wurde eine Oktave höher. »Natürlich bin ich mir sicher!«
Wir prusteten los. Auch wenn die Sache zur Katastrophe ausuferte - das war wirklich zu komisch! Yum bemerkte es nicht einmal. Eine Weile hörte sie mit verwirrter Miene zu. Dann bekam sie ihren »Bis-hierher-und-nicht-weiter«-Zug um den Mund. »Heeeerr Heiß-Hunzel, ich weiß nicht, wen oder was Sie gesehen haben. Und außerdem hatte Dominik gar nicht getrunken. Jedenfalls keinen Alkohol! Er war stocknüchtern, jawoll! Während Sie jetzt, ehrlich gesagt, Ihrerseits so wirken, als hätten Sie ein Gläschen zu viel gehabt. Ich hoffe, dass Sie in diesem Zustand keine Kinder unterrichten!«
Wortfetzen sprudelten aus dem Handy. Yum rückte es ein Stück vom Ohr ab. Und wurde ebenfalls lauter. »Überfordert? Üüüch? Was erlauben Sie sich? Außerdem habe ich zwei Kinder, nicht drei! Herrgott noch mal, ich werde ja wohl wissen, wieviel Kinder ich zur Welt gebracht habe! Was? … Nein - Sie werden von mir hören, Herr Heinzelhass!«
Yum drückte auf den roten Hörer. Dann schaltete sie das Telefon aus. »Also wirklich! Ein sonderbarer Mensch!«
Das Abendessen war beendet. Keiner von uns brachte noch einen einzigen Bissen hinunter.

Die Rache des Templers

„Reginald de Bress! Ihr wart Templer so weit ich weiß?“

„So ist es. Welche Rolle spielt das, wenn ich fragen darf?“

„Man berichtete mir, dass Euer Austritt nicht ganz – sagen wir mal – freiwillig von statten ging?“

„Es war ein Komplott gegen mich! Eingefädelt von diesem Flamen.“

„Jean d’Oetingen. Und dieses ‚Komplott‘ … war eine gewisse Leila. Eine Ungläubige, die Ihr gegen ihren Willen… nun, ja … Ihr seht, mir bleibt nichts verborgen. Sei es drum. Das ist nicht das Thema. Mich interessiert, was hinter den Mauern des Tempels vor sich geht. Der König ist besorgt um den Ruf der Kirche.“

„Man kann über die Brüder sagen, was man will, aber ich habe nie gottesfürchtigere Männer gesehen. Jeder würde ohne zu zögern sein Leben für das Kreuz opfern.“

„Ist das so? Wie geht es Euch seit Eurem Austritt? Habt Ihr Land, Vermögen? Nein? Bedauerlich. Ihr standet so lange im Dienste der Kirche und steht jetzt vor dem Nichts.“

„Ich komme zurecht, Monseigneur Nogaret.“

„Davon bin ich überzeugt. Nun gut, lasst uns das Gespräch hier beenden. Wusstet ihr, dass ich noch einen Hauptmann für meine Wache brauche?“

Spätes Geständnis

Er weinte. Sein entsetzter Gesichtsausdruck ging mir durch Mark und Bein: „Wie kann das denn sein? Das du verheiratet bist?“
Wütend schnappte ich nach Luft. 15 Jahre später stand er plötzlich vor mir und machte mir Vorwürfe! Mir fiel vor Wut nichts ein, was ich dazu sagen konnte. Daher entgegnete ich: „Was bildest du dir denn ein?“
„Ich hatte dir versprochen, dass wir uns wiedersehen! Ich hatte dir aber auch gesagt, dass ich nicht weiß, wann das sein würde!“, schrie er völlig außer sich zurück.
„Ja! Das hast du damals gesagt! Ich erinnere mich lebhaft! Mit diesen Worten hast du den Kontakt zu mir ohne jede weitere Erklärung einfach abgebrochen! Ich könnte nichts dafür, hast du gesagt! Es würde an dir liegen! Und dann warst du weg! Bis genau JETZT!“
„Das war ja auch die Wahrheit.“, versuchte er sich zu rechtfertigen. „Ich hatte damals viele Probleme, wollte erst mein Studium zu Ende machen und mein Leben auf die Reihe kriegen. Ich wollte dir ein gutes Leben bieten können, wenn ich zurück komme.“
Fassungslos starrte ich ihn an: „Und das konntest du mir damals nicht erklären?? Statt dessen hast du mir aus 250 km Entfernung am Telefon klar gemacht, es wäre besser, wir hätten erstmal keinen Kontakt mehr! Wir würden uns irgendwann wiedersehen! Aber du wüsstest nicht, wann das sein würde! Dann hast du aufgelegt und es war, als hätte es dich nie gegeben!“
„Es tut mir leid! Wirklich! Ich wollte dich nie so verletzen! Das hast du nicht verdient! Ich wollte mein Leben mit dir verbringen. Deswegen bin ich jetzt zurück gekommen.“, gab er kleinlaut zu.
„Besser spät, als nie oder was?“, nun konnte ich nicht mehr an mich halten und sprudelte los, „Woher hätte ich das denn bitte wissen sollen? Du warst nie erreichbar!!! Weder per Post, noch per Telefon oder Facebook! Selbst dann, als ich dich wirklich dringend brauchte und über Malte versucht hatte, dich zu erreichen, hattest du zu Malte gesagt: Ich kann keinen Kontakt zu ihr aufnehmen. Ich weiß nicht, was das mit mir macht. Ich bin froh, dass ich mein Leben im Griff habe. Das muss man sich mal vorstellen! Weder Malte noch ich hatten damals verstanden, warum du dich aufführtest, als hätte ich dir irgendwas angetan! Wäre es doch nur so gewesen! Dann hätte ich wenigstens den Grund gekannt, warum die bis dahin größte Liebe meines Lebens einfach so verschwand! Ich habe Jahre gebraucht, um zu verarbeiten, dass du nicht mehr zurückkommst und wieder jemandem zu vertrauen! Was also glaubst du, gibt dir das Recht, nach all den Jahren vor mir zu stehen und mir vorzuwerfen, dass ich einen anderen geheiratet habe?“
„Ich liebe dich! Ich gehöre zu dir! So, wie du zu mir gehörst! Das habe ich einfach nicht früher erkannt! Du bist doch mein Mädchen!“
„Ja. Ich war dein Mädchen.“, ich lächelte versonnen. „Und heute bin ich seine Frau.“
So ließ ich ihn stehen und ging.
Ein Blick zurück lohnte sich nicht.

Am Telefon

»Ja Hallo?«

»Hey ich bin`s, ich wollt mal hören, wie es dir geht.«

»Joo ich bin noch etwas erschöpft, ich hab nach der Sache gestern nicht so gut geschlafen.«

»Du hörst dich auch noch müde an.«

»Das wird gleich besser. Ich trink erstmal nen Kaffee, geh duschen und dann ist mein Kopf bestimmt auch klarer.«

»Okay, aber sag bescheid, wenn du es nicht aushältst.«

Kurze Pause

»Schluchz, ich krieg das Gefühl nicht in den Griff und weiß einfach nicht, wie ich mit der ganzen Sache umgehen soll, Schluchz.«

»Ich bin gleich bei dir. Ich mach mich sofort fertig und fahr dann los. Bis gleich.«

»Okay bis gleich. Schluchz.«

»Ich hab gleich gehört, dass du das alles noch nicht verarbeitet hast. Ich bin in einer halben Stunde da.«

»Jede Leiche ist anders. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Es ist immer wieder schwierig, sie zu beseitigen.«

»Das ist jetzt aber ein Witz, oder? Du hast nicht eine Leiche am Hals.«
»Am Hals hab ich meinen Lieblingsschal, du Bauerntrampeline. Aber die Leiche ist schon da, doch.«
»Ich will nicht wissen, wie du das jetzt wieder angestellt hast, ich dachte doch, im Finanzbusiness arbeite man recht leichenfrei beziehungsweise lasse sie in Afrika oder so abkratzen, outsourced eben, das macht ihr Finanzheinis ja am liebsten. Du aber schwätzt im Kaffeehaus, wo dir jeder zuhört. Die Rothaarige da – guck nur, wie die mit ihrem Haar spielt, fehlt bloß noch, dass die ihr Shirt runterreißt und dir ihre Titten …«
»Kaffeehaus. Ich frag mich echt, wie jemand wie du mit deinen Piercings und Chai Latte solch altbackene Wörter kennst.«
»Als Biobäuerin alias Biolandwirtin alias Biobauerntrampeline alias ich-sorg-dafür-dass-du-was-Gescheites-zu-fressen-kriegst ist man doch dem Konservatismus verpflichtet, oder nicht.«
»Lohnunternehmerin bist du und … Mann, ich hab hier echt die Kacke am Dampfen. Ober, noch 'n Kaffee, bitte!«
»Kacke bringt mich auf eine Idee. Braun wie dein Kaffee muss es sein … riecht der gut, bringen Sie mir bitte auch noch einen … Danke, der schmeckt. Jo, und deiner soll gebraut sein aus Schweinefürzen und Kuhfladen. Grundgütiger Himmel, guck nicht so hässlich. Jauchegrube. Na, klickt’s?«
»Du meinst das wirklich ernst. Ab in die …«
»Als Lohnunternehmerin versichere ich dir zügige und zufriedenstellende Ausführung des Auftrags. Wer steckt denn schon seine Nase in eine zweihundert Kubikmeter fassende Jauchegrube?«
»Wer denn seine Nase … Haha, der ist gut! Na, dann lass uns mal den Leichenschmaus beenden. Ober, zahlen bitte!«

Ich hab einfach mal RalfGs perfekten ersten Satz als Aufhänger genommen :slight_smile: Gratuliere :slight_smile: