Seitenwind Woche 3: Dufte

Der besondere Duft

Schon lange Zeit bin ich versteckt,
doch heute ist der Tag gekommen.
Mein Duft, er kriecht in deine Nase,
du wirkst danach etwas benommen.

Leicht feucht, erdig und frisch,
Erinnerungen flackern auf, wenn du mich riechst.

Die Sommerhitze liegt noch in der Luft.
In Strömen prasselt der Regen herunter.
Es blitzt und donnert, die Nacht birgt Wunder.
Es tobt der Wind wie wild herum,
die Wolken ziehen dicht zusammen,
ich spüre meine Entfaltung,
doch es wird noch nicht langen.

Um mich heraufzubeschwören, so sagt man;
braucht es die Flüssigkeit aus göttlichen Adern.
Für alle, die es jetzt noch nicht wissen,
mein Name ist Petrichor,
war ich einmal hier, wirst du mich danach noch vermissen.

Vorfreude

Bald ist es wieder so weit und ich darf meinen herrlichen Duft zwischen all den Menschen verteilen. Egal ob groß oder klein. Jeder kennt mich.
Ich bin sehr stolz, dass ich ein sehr besonderer Duft bin, denn jeder nimmt mich anders war. Auf die strahlenden Gesichtern von Jung und Alt, freue ich mich jetzt schon.

Aber bevor ich euch verrate, welcher Duft ich bin, dürft ihr einer Geschichte lauschen.
Vielleicht erratet ihr es ja, was mich so besonders macht und wer ich bin.

Wie jeden Donnerstagsnachmittag geht Hannah nach der Schule zu ihrer Oma.
Doch dieser Nachmittag ist etwas ganz besonders. Ausgestattet mit ihrem bunten Lieblingsschal, ihren warmen Handschuhen, ihrer dicken roten Winterjacke und ihren grellgrünen Gummistiefeln mit gelben Blumen macht sich Hannah auf den Weg. Als sie ihre Oma bereits am Küchenfenster entdeckt, rennt Hannah die letzten Stufen zu der Wohnung hoch und freut sich schon auf die gemeinsame Zeit.
Als die beiden gemeinsam am Küchentisch stehen und Plätzchen backen erzählt Oma „Endlich ist es soweit. Ich kann den Winter riechen. Riechst du ihn auch Hannah?“
„Nein Oma“, sagte Hannah. „Das einzige was ich rieche, ist der Plätzchenteig und deine Duftkerzen“
„Ja, das ist richtig mein Kind“, sagte Oma lächelnd.
„Aber wenn ich sage, dass ich den Winter rieche meine ich etwas total anders“, erzählte Oma und schloss ihre Augen und schnupperte. „Ich rieche überall Zimt. Zimt und Vanille. Ich kann nicht nur leckere Gewürze und Plätzchen riechen, sondern auch gemütliche Stunden auf dem Sofa, gemeinsame Familienzeit, gebrannte Mandeln und ganz viele schöne Weihnachtsliedern“
Verwirrt schloss Hannah nun auch ihre Augen und schnupperte konzentriert in der Luft.
„Omi, ich kann es auch riechen“ freute sich Hannah. „Für mich riecht es überall nach Lebkuchen und Früchtetee. Nach vielen gemeinsamen Spielstunden mit meinen Eltern und mit dir. Und den Schnee. Ich kann den Schnee riechen“, erzählte Hannah stolz.

Ich glaube, mittlerweile habt ihr herausgefunden, welcher Duft ich bin :slight_smile:
Ich bin der Weihnachtsduft und rieche für jeden Menschen anders.

Wie rieche ich für euch?

Die Spur

Finn
Sein Eindruck täuschte ihn nicht. Es hatte bereits begonnen und nicht erst seit gestern.
Unbemerkt schlich es sich heimtückisch in seinen Alltag ein.
Zunächst unauffällig, kaum erwähnenswerte, unausgesprochene Begebenheiten; dann spürbar auffallender, wie feine Nadelstiche auf der Haut. Unaufhaltsam schritt sein Zustand voran. Wie eine Spirale, die seinen Geist dem nahenden Ende entgegenführte.
All seine Erinnerungen würden verblassen wie die Kreidebuchstaben auf einer Tafel, die jemand mit einem trockenen Schwamm verwischte. Es war zutiefst verstörend …
Finn trat auf die Terrasse, spürte den frischen Wind, wie er sich in seinen blonden Haaren verfing, sein Gesicht streichelte, seine nackten Beine umwehte.
Er fühlte Angst. Dann ging er los …

Troll
Es war still im Haus, bis auf das leise Schlagen der Terrassentür. Troll schreckte hoch. Sprang mit einem Satz aus seinem Körbchen und schaute sich um. Er war alleine im Zimmer. Das Bett neben ihm war leer. Auf dem Boden lagen achtlos verstreut, schmutzige Kleidungsstücke, Brotreste und getrocknete Joghurtbecher. Er umlief die Hindernisse und trat auf die Empore hinaus.
Heiße, feuchte Luft traf auf seine empfindliche Nase. Er spähte durch das Geländer. Im Eiltempo rannte er die Treppe hinunter. Mit seinen Vorderpfoten stieß er die Küchentür auf. Der Raum nebelig eingehüllt, es zischte und blubberte. In Wellen ergoss sich kochender Sud tropfend und spritzend über die Herdplatte, gelangte auf den Fußboden, kroch als heißes Rinnsal bedrohlich auf Troll zu. Langsam wich er bei dessen Anblick zurück.
Rasch lief er durch die weiteren Räume des Hauses. Nur das, was er erhoffte zu finden, fand er nicht.

Sein Blick fiel auf die Terrassentür, die sich im Wind hin und her bewegte. Troll schnüffelte den Boden entlang und versuchte die Duftspur, von Finn aufzunehmen. Dabei stieß er mit seiner Nase an ein Stück Brot, das heruntergefallen war. Eine Mischung aus Handcreme und Roggen stieg in seine empfindliche Nase. Flugs wischte er sich mit der Pfote die Creme von der Schnauze und nieste einmal so kräftig, dass es ihn schüttelte.
Da war sie! Eindeutig, wie ein roter Leuchtstreifen zog sich Finns Duftspur hinaus in die beginnende Dämmerung. Troll mochte den Duft von Finn. Nur jetzt war etwas anderes dabei – Angstschweiß! Er wurde nervös. Es war keine Zeit mehr zu verlieren. Eilig stieß er mit der Schnauze die Tür zur Terrasse auf und folgte der Fährte von Finn in die Dunkelheit.

Das Erwachen
Einmal wurde er abgelenkt. Der Geruch von Bär versetzte ihn in Aufregung. Schnüffelnd versuchte er die Richtung des Raubtieres auszumachen. Dabei lief er mal hier und mal dort hin, bis er sich sicher war, dass keine Gefahr drohte.
Sofort nahm er die Fährte von Finn wieder auf. Deutlich lag die Duftspur vor ihm. Er wusste, wo sie hinführte, er spürte, dass er keine Minute mehr zu verlieren hatte.

Fröstelnd stand Finn am Rand der Klippe. Dunkel gähnte der Abgrund. Tosend umspülte das Meer die Felsen. Er schaute an sich hinunter. Seine Füße brannten, zerstochen von Dornen und zerschunden von losem Geröll. Den Schmerz nahm er nur unmerklich wahr. Das Gefühl vollkommener Hilflosigkeit überwog. Nie würde er den Weg wieder zurückfinden. Sein Leben würde hier enden.
Das Bellen eines Hundes ließ ihn kurz aufhorchen, aber sein Blick war eingetrübt, die Gedanken, nicht greifbar.
Etwas Warmes streifte um seine Beine. Dieses Gefühl war ihm vertraut. Schwermütig blickte er zur Seite. Da wieder: dieses Bellen! Sein Blick erhellte sich. Ein Lächeln des Erkennens huschte über sein Gesicht.
»Troll!«

Nicht vermischen.

Ich habe mich verflüchtigt!
Nein, nicht geflüchtet! – Verflüchtigt!

Rechtzeitig. Bevor sie mich mit Zusatzstoffen verfälscht hätten.
Ich bin perfekt, so wie ich bin. Natur vom Feinsten.
„Ein Aroma, bei dem Tote in Verzückung geraten würden“, sagte mein Lieblingschemiker, der junge, hübsche Dunkelhaarige. Und fiel selbst in Verzückung, als er meinen Duft einsog.
„Eine Jahrhundertkomposition“ jubelte er, „berauschend und süchtig machend!“ Voller Freude umnebelte ich ihn. Er verdrehte die Augen, schwankte wie ein Wüstenschiff hin und her und sank mit einem wohligen Seufzer zusammen.
Sein Kollege kam angerannt und rief: „Ich habe es dir gesagt! Der ist nicht ausgereift! Begreifst du nun? Natur alleine ist keine Lösung. Wir sollten etwas zusetzen, am besten …
Das will ich gar nicht wissen. Ich verdufte lieber. Ins Nachbargebäude. Ein Museum. Da kann ich gleich testen, ob das mit den Toten stimmt. Dort liegen und stehen Gerippe und Skelette herum. Keine Ahnung wozu.
Toter geht es nicht.
Kein Mensch zu sehen. Umso mehr bleichgebürstete Knochengerippe von Urviechern und neuzeitlichen Menschenskeletten.
Die Dinos lasse ich links liegen. Das wäre vergebliche Mühe. Sie stinken nach Jahrtausende altem Mief und Bleichmittel. Das fehlte noch, dass sich dieser Gestank mit meinem Duft vermischt. Schnell weg, rüber zur Skelettfraktion. Bevor einer kommt und glaubt, den Geruch der Zeit entdeckt zu haben. Kompatibilität nennt man das heute.

Der hier ist ein prächtiger Bursche. Groß, schlank, na ja, eher knochig, glatt, und auf weiß gebürstet. Alles dran. Sieht gut aus. Für ein Skelett.
Ich werde ihn mal umwabern.
Sanft streichle ich über seine harten Gesichtsknochen.
Was ist das?
Wird der rot? - Ein Skelett, welches errötet!
Wie schräg ist das denn?!
Oder bin ich das? Diese Rosafärbung? Habe ich den Schädel eingefärbt?

Ich dufte also nicht nur unvergleichlich, sondern bin von lieblicher Farbe, wenn ich auf weiße Knochen treffe.
Voller Stolz schicke ich eine Duftwolke in seine Nasenöffnung.
Oh Schreck! Der bewegt sich plötzlich!
Ich überlege, wohin ich mich flüchten soll.

Da stöhnt das Skelett: „Ahhhh, ahhhh“, und beugt den Kopf zurück.
„Ahhh… Was für ein unvergleichlicher Duft! Dieses Aroma!
Dunkle, reife Beeren, süsse Pflaume, mit einem Hauch Vanille!
Ahhh… Ahhh…! Mhmm…! Wann zuletzt streifte eine Köstlichkeit dieser Art meine Sinne? – Mehr, bitte gebt mir mehr!“

Der kann sich ja gar nicht mehr beruhigen. Und wieso redet der so komisch? Mit wem? Doch nicht mit mir?
Es geht wieder los: „Ahhhahh, süsser Duft…“

Es stimmt also. Das mit den Toten und der Verzückung! Ich bin wohl das großartigste Aroma weit und breit!

„Oh süßeste der Düfte, Königin der Aromen, bleibe bei mir! Aber sag an: Wo ist dein Wirt?“
Was für ein Wirt? Was meint der nur? Ich grüble so angestrengt, dass eine ganze Duftwolke davonstiebt und seinen Schädel einhüllt.
„Reicht mir ein Glas dieses Göttertranks! Einen Schluck! Nur einen gebt mir! Schmecken will ich dich! Und riechen! Nicht nur meine Nase betöre, auch meine Kehle!“
Jetzt begreife ich.
Den Duft selbst kann man nicht in ein Glas, eine Flasche, ein Gefäß füllen. Ebenso wenig wie Luft. Man braucht einen Körper, flüssig oder fest, einen Duftauslöser.
Das ist der Wirt. Der Host, wie man heute sagt.
Beispiel: Willst du Kuchenduft, musst du zuerst einen Kuchen backen.
»Von nichts kommt nichts.« Altes Aroma-Sprichwort.
Mein Host ist ein dunkler amo, ama, …im Glas. Wie sagten sie? Amoro …? Amara …? Oder amore? Nein! Das ist was anderes!

Das Klappergestell fängt wieder an zu jammern: „Nur einen Schluck von dem köstlichen … einen einzigen! Dieser Duft bringt mich um meinen Verstand.“
„Du hast keinen mehr. Bestehst nur aus Knochen.“
„Aber ich erinnere mich …!
„Ha, womit denn?“
„Alles, was ich jemals wusste, ist in meinen Knochen gespeichert. So auch dieses unvergleichliche, berauschende, verzückende Aroma! Dieser Duft nach dunklen, reifen Beeren, ein wenig Pflaume dabei, Vanille …
Allerdings …, etwas Störendes, Störendes vernehme ich. Spuren … von … Kuhstall?
„Spinnst du?! Ich, der köstlichste Jahrhundertgeruch soll nach Kuhstall…? Was meinst du damit, ob ich über den Hof geschwebt bin? Natürlich!“
„Aha.- deshalb.“
Ich verstehe nicht. Wieso …
„Die Kühe waren draußen, die Stalltüre offen, du hast dich vermischt…“
„Ach ja? Womit denn?“
„Stallgeruch!“
„Was? Unmöglich!“
„Wäre nicht weiter schlimm!“ Doziert der Schädel. „Aber nun spüre ich keinen Rausch mehr! Und das ist schlimm!“
Ich bin ratlos. Was habe ich denn getan?
Das Skelett zeigt mit seinem knochigen Finger anklagend in den Raum:
„Du hast dich mit der Luft eingelassen. Weißt du nicht, wie schnell du verblasst, wenn du dich mit ihr vermischt? Bald verschwindest du. Das ist das Schicksal der Düfte.“ Boshaft setzt es hinzu: „Ohne deinen Wirt bist du nichts.“
„Oh oh oh oh…Was soll ich machen?“

„Begib dich nach drüben zu deinesgleichen, solange es noch möglich ist. Umwedle deinen hübschen Chemiker. Er wird alles dransetzen, die Duftnoten erneut herzustellen und zu verstärken.
Dann komm wieder. Mit Wirt im Glas.

„Wie soll ich das anstellen?“
„Verflüssige dich. Dann bist du Wirt und Aroma in einem!“

Vanillus, der III.

Es klingelte und mein Fliegenpilzhäuschen in der Duftikus-Allee vibrierte. Ich war einer der letzten Wichtel der Aroma-Dynastie, der das Handwerk des Duftmachens beherrschte. Ich, Vanillus der III. war auf Unterstützung des Staates Kobolduria angewiesen.

Ich linste durch das winzige Guckloch im Dach. Der Arbeitsbeauftragte unseres Landes, Durchlaucht von Odor, war es höchstpersönlich! Schnell ließ ich meine Drüsen arbeiten. Schon bald waberten köstliche Düfte eines warmen Apfelkuchens mit Zimt und Rosinen durch alle Räume. Dann sprang ich von dem Fernrohr-Podest und zog meine wollenen, grünen Strümpfe hoch.

„Euer Durchlaucht! Was für eine Freude!“, ich verbeugte mich bis auf die Erde und lüftete meine Koboldmütze.

„Hmm … Wo ist er?“, fragte Mr. Odor und schaute an mir vorbei ins Wohnzimmer.

„Wo ist wer?“

„Na, der Apfelkuchen. Ich habe aber jetzt einen Appetit.“ Er trug sein Klemmbrett wie ein Tablett vor sich her und ließ sich auf einen der buntbemalten Stühle plumpsen.

Entschuldigend hob ich die Achseln.

„Ach, ihr Duftikusse! Immer wieder falle ich auf euch herein!“, er rückte seine Krawatte zurecht. „Nun, es geht um Euer Arbeitsverhalten, mein lieber Vanillus. Ich muss Euch die Unterstützung streichen.“

„Aber warum denn? Ich konnte nichts dafür, weil …“

„Ach, geht mir weg mit Euren dummen Ausreden! Ich habe Euch …“, er befeuchtete seine Finger und schlug die Seiten um, „ … zu einer gewissen Katharina auf die Erde geschickt. Nun habt ihr aber schon wieder gekündigt. Was war nun erneut der Grund für Eure Arbeitsaufgabe?“

Erwartungsvoll musterte er mich.

„Bei meiner Seele, ich hab alles getan!“, murmelte ich treuherzig in den grauen Bart.

„Ich wollte wirklich, dass sie sich entspannt. Aber die Menschen haben für Entspannung keine Zeit mehr und sie riechen auch gar nichts mehr! Immer, wenn ich ihr die wohlriechendsten Düfte gezaubert habe: Lavendel mit einer sanften, betörenden Vanillenote, dazu ein blumiger, süßer Duft von weißem Jasmin und betörendem Ylang Ylang“, ich schluchzte bei dieser Erinnerung, so dass Tränen meine wollenen Strümpfe benetzten, „kam was dazwischen. Ihr Mann rief dann wahlweise, dass sie den Müllbeutel aufhalten sollte, weil er die Abfälle noch irgendwo verstauen musste oder dem Hund war es nicht wohl. Dann sprang sie auf und ich konnte meinen Job nicht ausüben …“

„Was war bei Manuela?“ Odor ließ seine Augen über die Liste schweifen.

„Nun ja, sie konnte eigentlich nichts wirklich vertragen. Von allem wurde ihr übel. Was ich auch versuchte, um sie zu einer wohligen Ruhe zu führen, warmer, erdigen Geruch von Sandelholz, würziger Patchouli-Duft oder erfrischender Odem von Orange, Zitrone und Bergamotte. Sie beschwerte sich und zündete sich lieber eine Zigarette an. Irgendwann ging gar nichts mehr und alle Bewohner trugen komische Lappen im Gesicht. Damit haben sie dann gar nichts mehr gerochen.“

„Nun gut, dann schicke ich dich auf einen anderen Planeten.“ Er wedelte mit seinem Finger vor meiner Schirmmütze. „Aber dann lieferst du!“

Das Parfüm der Liebe

" Hallo ich bin es ,mein Liebster, erkennst du mich noch?!" denke ich mit einem Grinsen auf den Lippen. Das heißt wenn ich so etwas wie Lippen hätte würde ich grinsen.
Ich bin der Duft der Liebe, so betörend und einzigartig wie alles was auf dieser Welt einen Geruch hat.
Jedes Lebewesen auf dieser Welt kennt mich und doch rieche ich für jede Nase anders.
Für meinen heutigen Empfänger rieche ich nach einem süßlich saurem Duft. So betörend ,dass die Erinnerungen gerade zu in seinen Kopf schießen.
Die Frau ,auf deren Haut ich mich breit gemacht habe ,räkelt sich mit ihrem schönen Körper in dem mit Baumwollstoff bezogenen Bett… Der Mann neben ihr , mein heutiges „Opfer“ hat mich schon wahrgenommen. Ich bin mir sicher er wird mich nie mehr in seinem ganzen Leben vergessen. Die Sehnsucht nach mir wird bleiben und Ihn vielleicht auch immer wieder finden… wer weiß…

Aroma‘s Reise

Die Sonne stand hoch am Himmel, als ich einen verführerischen Hauch von frischem Kaffee annahm, durch die offene Tür des gemütlichen Cafés schwebte. Mit einem anregenden Lächeln machte ich mich auf den Weg zu meiner ersten Zielperson, Sarah, einer leidenschaftlichen Kaffeeliebhaberin. Als ich ihren Tisch erreichte, umhüllte ich sie in meinem aromatischen Zauber.

Sofort durchströmte ein Gefühl von Wärme und Behaglichkeit ihren Körper. Sarah schloss die Augen und lächelte selig, während Erinnerungen an lange, verregnete Nachmittage mit ihren Großeltern in der Küche auftauchten. Der Duft von frischem Kaffee hatte stets eine besondere Bedeutung für sie gehabt. Sie konnte förmlich die alten Geschichten und Lieder ihrer Großmutter wieder hören.

Doch während Sarah in ihren Erinnerungen schwelgte, beschloss ich, meine Abenteuerlust zu stillen und schwebte in den angrenzenden Raum, wo ich auf Vincent traf, einen jungen Studenten. Als ich mich ihm näherte, ergriff ihn eine unerwartete Aufregung. Sein Gesichtsausdruck wurde von Verwunderung und Freude erfüllt. Vincent warf einen Blick auf sein Sandwich und fragte den Barista, wie er es gewürzt hatte. Die Antwort war simpel: ein Hauch von exotischen Gewürzen, um dem Gericht eine besondere Note zu verleihen. Dieser versteckte, geheimnisvolle Geschmack erinnerte Vincent an das erste Mal, als er sich in einem fernen Land verirrt und die kulinarische Reise seines Lebens unternommen hatte.

Weiterziehend erreichte ich die Theke, wo ein kleiner Junge namens Max gerade eine Kugel Eis bestellte. Ich umhüllte Max mit der eisigen Süße, und er begann, so schnell zu schlecken, dass man hätte meinen können, er sei auf einer Mission, das Eis vor dem Schmelzen zu retten. Seine Mutter, Lisa, schüttelte den Kopf und meinte: „Max, langsam, du isst wie ein Wirbelwind.“ Max sah sie mit schokoverschmiertem Gesicht an und antwortete: „Mama, das ist ein Wettrennen gegen die Sonne!“ Sein ungestümer Appetit brachte nicht nur mich, sondern auch alle anderen in der Eisdiele zum Schmunzeln.

Ich konnte nicht anders, als mir vorzustellen, wie Max sich als zukünftiger „Eis-Detektiv“ sah, der die Welt vor schmelzenden Eiscreme-Haufen rettete. Manchmal sind es die kleinen Momente des Chaos und der kindlichen Freude, die das Leben so köstlich machen, und ich genoss es, Teil dieses Abenteuers zu sein.

Dior Sauvage

Die Augen der brünetten Frau, Rory, vor mir weiteten sich kaum merklich als ich zu ihr hinüberwehte. Anscheinend gefiel ich ihr, denn sie beugte sich sofort ein Stück weiter zu meinem Träger, Kyle. Er war sonst nicht besonders selbstbewusst, aber wenn er mich trug, dann zog er die Blicke von vielen Frauen auf sich.
Sie mochten meinen unwiderstehlichen Mix aus holziger Bergamotte, Patchouli und frischem Lavendel.
Dior hatte ein Meisterwerk mit mir geschaffen.
Ich ließ Männer ihr Selbstbewusstsein und ihre Authentizität erforschen.
Ich war einfach perfekt für den Alltag, aber auch für ein schönes Date mit noch schöneren Frauen, die mich am liebsten inhalieren wollten.
„Du riechst soooo gut“, flüsterte Rory in Kyles Ohr und vergrub die Nase in seiner Halsbeuge. Sie atmete tief ein. Kyles Puls erhöhte sich. Du darfst es nicht vermasseln. Also gab ich nochmal alles und umhüllte die brünette Schönheit. Ein leises Stöhnen entwich ihr und sie kuschelte sich noch mehr an ihn heran. Kyle l
Mittlerweile hatte auch Kyle verstanden, in welche Richtung dieses Date gehen sollte. Er vergrub seine Nase in Rorys Haaren.
Plötzlich fühlte ich mich, als würde ich auf Wolke 7 schweben. Blumige Noten trafen auf meine holzigen und verschmolzen zu einem unwiderstehlichen Duett. „Divine“, schoss es durch mich hindurch.
Göttlich.
Eine Mischung aus Lilien, Ylang-Ylang und Moschus.
Ich hatte mich verliebt. In Rorys gottgleichen Duft. Wir harmonierten perfekt miteinander. Wir waren das perfekte Duft-Duo.
Rory und Kyle gingen zusammen nach Hause und verloren sich ineinander, während wir miteinander verschmolzen.

Mama!

Erinner dich!

Mein Flehen an dich!

Erinner dich!

Langsam getraue ich mich aufzusteigen.

Ich bin warm. Ich bin farblos.

In mir steckt die Erinnerung an dich.

Du - als Kind!
Du - im Schutzraum deiner Großmutter!
Du - einfach nur Du!

Langsam nähere ich mich deiner Nase. Du atmest ein und aus. Ich schleiche mich in dich hinein.
Mein Duft!
Süß - Zimt - gebackener Apfel - Kuchen

In dir ist es feucht und dunkel.
Ich kenne den Weg, hinauf in deine alten Riechzellen.
Ich umschmeichle sie.
Sie zucken, ich dringe in sie ein.

Wer transportiert mich weiter?
Hinein in deine Gehirnzellen?
In dein löchriges Gehirn.

Ich warte!
Warte auf den passenden elektrischen Impuls.
Springe auf und katapultiere mich in deine Erinnerung.

Jetzt fülle ich dich und den gesamten Raum mit meiner Liebe zu dir.
Alles in dir und um dich herum ist die Küche deiner Großmutter, ist deine Großmutter, deine Apfelkuchen-Seelenretterin!

Du tauchst ein - kommst zur Ruhe!
Deine Augen öffnen sich!
Du siehst eine Frau, sie hält den frisch gebackenen Kuchen, sie spricht mit dir?

Mama, erinner dich!

Man hat mich nie gefragt was ich eigentlich möchte. Ich wünschte ich wäre der süße verlockende Duft von frisch gebackenem Gewürzkuchen, oder der zarte Duft einer Blüte, die gerade ihre Schönheit offenbart. Mit dem verlockenden Geruch eines Aphrodisiakums, welcher Lust und Leidenschaft verspricht wäre ich ebenfalls einverstanden. Ich könnte selbst als störender Gestank in einer öffentlichen Toilette mein Dasein fristen. Aber die Wirklichkeit lässt mir keine Ruhe. Ich rieche so penetrant das mir selbst manchmal übel wird aber nicht furchtbar genug, als dass man mich riechen würde wenn man schläft. Mein Geruch ist eine Warnung - jedoch keine sehr gut. Spätestens morgen bin ich wieder verschwunden, so ist es immer, wenn man mich entdeckt. Für sie wäre es dann zu spät und alles was blieb wäre ein Zeitungsbericht.

Der Duft der Erkenntnis

Unsichtbar wabere ich durch die Stadt. Niemand kann mich sehen, trotzdem bleiben einige stehen und recken ihre Nasen in die Höhe. Hunde ziehen den Schwanz ein und verschwinden, wenn ich das möchte.
Ein rundlicher Mann kommt mir entgegen. Ich habe Lust auf Spaß und hefte mich an ihn.
Wir gehen an einem jüngeren Paar vorbei, das stehen bleibt und uns hinterherschaut. Der angeekelte Gesichtsausdruck bringt mich zum Lachen.
»Der sollte mal wieder Duschen«, sagte die Frau und putzte sich die Nase.
Ich zog meine unsichtbaren Arme wieder ein und änderte meine Zusammensetzung. Jetzt roch ich nicht mehr nach Schweiß.
Niemand ahnte, wie mächtig ich eigentlich war. Ich war der Herrscher über Erinnerungen, über Emotionen und selbst der Hunger gehorchte mir. Und ich war Armor ohne Pfeile. Ich musste nur dafür sorgen, dass die Menschen sich riechen konnten.
Ich konzentrierte mich wieder auf meinen Wirt, hinter dem ich fröhlich herflatterte.
Ich veränderte mich wieder und der Mann begann zu sabbern. Mit der rechten Hand wischte er sich den Speichel aus dem Mundwinkel und blickte sich um. Sein Magen knurrte laut, als ich ihm den geliebten Geruch von Pizza in die Nase steigen ließ.
Aber es gab hier nirgends eine Pizzeria und ich musst wieder lachen. Sein Magenknurren nervte mich und ich verließ ihn. Bei ihm blieb nur der jämmerliche Duft, der an allem haftete. Ich war der Einzige, der es zu einem Bewusstsein gebracht hatte.
Dann sah ich das Restaurant und ließ mich hinüberwehen. Ein Kellner mit Mundgeruch, eine Fischsuppe die nach Käse roch und eine Mousse au Chocolat, die endlich mal so roch, wie sie aussah.
Und morgen lasse ich widerliche Dinge lecker riechen.

Du bist nicht allein

Es ist eine Weile her, dass du mich wieder zum Leben erweckst. Ich habe dich vermisst, liebste He… Moment mal, das ist seltsam. Du bist doch gar nicht meine Helena. Aber du siehst ihr verblüffend ähnlich. Besonders jetzt, wenn du weinst. Ich verstehe.

Ich verstärke meine Vanillenote und schmiege mich an dich und hoffe, dass du meine Umarmung spürst.

Unendlichkeit

Mit einem sanften Windstoß werde ich geboren und hinaus in die Welt entlassen. Alles ist so aufregend anders.
Neben mir flimmern bunte Bilder hektisch über eine seltsam leuchtende Wand. Nein, da möchte ich nicht hin. Mein Ziel sind die Menschen die, eingewickelt in einer Decke, gerade dabei sind Nahrung aufzunehmen. Ich möchte sie begrüßen und ihnen zeigen, dass ich mich freue hier zu sein.

Um mich herum schweben andere, weitaus weniger präsente Düfte doch alle haben das gleiche Ziel: Ihrer Umgebung etwas mitzuteilen.
Über den Köpfen der Menschen hängt die Liebe. Süß und schwer wabert sie um sie herum und legt sich auf ihnen nieder. Aus der knisternden Packung neben ihnen, entweicht der Geruch von Gewürzen und Fett. Mit jedem Mal das ihre Finger den Mund berühren, begrüßen sie auch den der an ihrer Haut haftet.

Ich gleite langsam und bedächtig durch die Luft ohne dabei mein Ziel aus den Augen zu lassen. Ihre Nasen arbeiten unentwegt. Keine Verstopfung- perfekt.
Ihre Nasenlöcher weiten sich als ich mich ohne Umwege direkt unter sie lege. Erst langsam, dann immer schneller werden ihre Atemzüge. Es beginnt und es ist wunderschön. Ich krieche langsam hinauf und spiele mit den feinen Härchen die dabei auf meinem Weg liegen. Ich bin fast da.

Ein unerwarteter Luftzug erwischt mich, zieht mich hinaus aus der warmen Höhle und wieder zurück in den Raum.
„Großer Gott, was zur Hölle ist das?“
Ich verstehe das nicht. Anstatt mich zu genießen wedelt er nun wild mit den Händen und treibt mich immer weiter von ihnen weg. Ich gebe mir Mühe, breite mich aus doch es gelingt mir nicht. Es ist vorbei noch bevor es richtig angefangen hat.
„Ich glaube wir müssen das Futter wechseln. Das riecht nach Unverträglichkeit.“
Unverträglichkeit… Das ist also mein Name. Ich drehe mich um und betrachte meinen Schöpfer. Er wedelt freudig mit seinem Schwanz doch ich habe keine Zeit diesen Anblick zu genießen.
Etwas Kaltes packt mich und zerrt an mir. Ohne meine Augen von ihnen zu lassen fliege ich durch einen schmalen Spalt hinaus in die Unendlichkeit.

Ich habe meine Aufgabe erfüllt.

Der Duft der Rose

Ich bin der Duft der Liebe und des Glücks, der durch die Luft schwebt. Mein Zauber hat die Macht, Menschen zu trösten und ihnen Hoffnung zu schenken.

An jenem Tag führte mich mein Weg auf einen Friedhof, wo ich auf einer Bank vor einem Grab eine ältere Frau entdeckte, die dort alleine saß.
Als ich mich ihr näherte, spürte ich eine gewisse Schwere in der Luft. Die Frau schien in Gedanken versunken zu sein und ihre Augen waren voller Traurigkeit. Ich beschloss, mich ihr behutsam zu nähern und meine Wirkung zu entfalten. Sanft umhüllte ich sie mit meinem betörenden Duft von frisch gepflückten Rosen. Mein Geruch erfüllte die Luft und drang tief in ihre Sinne ein. Plötzlich spürte ich, wie sich ihre Körperhaltung veränderte. Ihre Schultern richteten sich auf und ihr Gesicht erhellte sich langsam.

Ihre Stimme war voller Sehnsucht und Liebe, als sie leise mit ihrem verstorbenen Mann zu reden begann. Als säße er direkt neben ihr. Sie erzählte von vergangenen Zeiten und erinnerte sich an gemeinsame Spaziergänge im Rosengarten, an romantische Abende bei Kerzenschein und an unzählige Momente des Glücks. Doch auch der Schmerz des Verlustes schwang in ihren Worten mit.
Sie erzählte ihm von ihrem Tag, von all den Dingen, die sie vermisste und wie sehr sie ihn noch immer liebte. Tränen der Freude vermischten sich mit den Tränen der Trauer, während sie lächelnd auf das Grab blickte. Mein Duft hatte eine heftige Reaktion ausgelöst und ihre Seele berührt. In diesem Moment fühlte sie sich ihrem geliebten Ehemann so nah wie schon lange nicht mehr.
Ich merkte, dass die Frau meine Magie spürte und sich getröstet fühlte. Sie weiß, dass ihr Mann immer in ihrem Herzen weiterleben wird. Mit einem letzten Blick auf das Grab ihres geliebten Partners stand sie auf und ging langsam davon.
Ich verfolgte sie noch eine Weile mit einem Hauch von Rosenduft, während sie durch den Friedhof schlenderte.

Liebe geht durch den Magen

Soll ich mich von ihm trennen, oder nicht?
Ich sitze am Fenster, mit einer Tasse Tee in der Hand und blicke hinaus.
Er macht irgendwas in der Küche. Immer macht er irgendwas – meist ohne mich.

Aber ich wünsche mir, dass er Zeit mit mir verbringt, mir Aufmerksamkeit schenkt und auf mich eingeht.
Natürlich könnte ich rüber gehen und mit ihm reden, aber dann müsste ich das Problem aussprechen und damit würde es real werden. Erst muss ich für mich entscheiden und das schaffe ich nicht.

Der Tee ist warm und beruhigt mich etwas.
Und da ist noch Etwas, ganz zart. Ein Duft, der mich an meine Kindheit erinnert.
Er wird deutlicher und ich sehe meine Großmutter vor mir, klein, zerbrechlich und zum Schluss sehr vergesslich. Sie war immer da für mich, egal, ob ich eine schlechte Note geschrieben oder ein kleines Kätzchen gefunden hatte, dass betreut werden musste.
Mit ihrer positiven Lebenseinstellung gab sie mir Kraft. Alles was passierte, war entweder gut oder konnte repariert werden.

Die Tür zu meinem Zimmer öffnet sich.
Er kommt herein und stellt einen warmen Apfelkuchen neben mir ab. Sein Duft erfüllt nun vollständig den Raum. Plötzlich fühle ich mich geborgen und meine Traurigkeit verfliegt.
„Ich glaube, wir müssen reden. In den letzten Wochen hatten wir wenig Zeit für einander.“, sagt er und küsst mich auf die Wange.

Meine Großmutter sagte immer: „Ein Apfelkuchen ist wie ein Pflaster: er kann alles heilen“.
Vielleicht gilt dies auch für Beziehungen?

Ein Hauch Leben

Ich segle auf dem Wind über Welten und Menschen hinweg. Sie renken ihre Köpfe nach mir und sinken voller Schwere. Ihre Augen haben keinen Halt und sie fallen in ihre Träume. Ein Hauch meiner Magie bezwingt jeden. Willenlos schlummern sie dahin. Träume und Erinnerungen vermengen sich, verdichten sich zu Wunschphantasien. Sehnsucht lässt sie taumeln, ein Drang hält sie in der Tiefe. Sie gehören mir. Ich lasse sie wanken, setzte sie fest. Flüstere ihnen von dem, was sie begehren. Verführe sie zu anderen Tagen und an andere Orte. Sie kennen sie, lieben sie, doch sie wissen nichts mehr. Meine Kräfte sind es, die sie hinweg reißen, wie Stürme die Halme. Sie wehren sich nicht, wie auch. Nur in meinem Reich treffen sie Bilder wie Blitze. Elektrische Pulse, die einen verlorenen Teil wieder zum Leben erwecken. Und manchmal ist es der einzig lebendige Teil ihres Selbst.

Dieser böse Mann und der Bratapfel

Er hing versunken über den alten Akten. Der Geruch von Staub und modrigen Papier vermischte sich mit den Resten von öligen Fleisch und Zaziki zu einer dicken, schwer zu atmenden Masse im Raum. Wie lange war er schon hier im Keller? Mitternacht war längst vorüber, und ihm kam der Gedanke zu lüften. Er erhob sich, rieb sich die schweren Augenlider. Er blickte über das Whiteboard mit Notizen und Fotos von Tatorten. Er musste ihn finden.
Diesen bösen Mann.
Er war Ermittler und dieser Keller war sein Refugium, sein privater, erweiterter Denkraum. Wer Fälle lösen wollte, musste manchmal zu Hause Ergebnisse erzielen.
Klack, das Kellerfenster klappte auf.
Er schlürfte durch den kleinen Raum zur Tür.
Mann, war er müde. Cola und Gyros waren auch nicht mehr die Energiespender wie früher.
Dieser böse Mann.
Das waren die Worte eines Kindes gewesen, dass jetzt keine Eltern mehr hatte. Den Mörder, den sie suchten, kündigte sich nämlich mit einem Süßigkeitenstand an. Kandierte Äpfel, Bratäpfel … fehlte nur noch, dass der Täter ein Clown war. Die Kinder machten dem Mann die Haustür auf, wenn er die zart nach Jahrmarkt und Fröhlichkeit erinnerten Köstlichkeiten anbot. Oder die Eltern gingen freiwillig auf ihn zu, weil er so harmlos war.
Er schob die Kellertür ein Stück auf, legte ein Holzkeil in den Rahmen.
Es war einfach schrecklich, diesen bösen Mann zu jagen. „Am liebsten würde ich ihn mit Zuckerwatte ersticken!“, meinte er mahnend zum Whiteboard.
Er setzte sich wieder.
Es war schon finster, diesen süßen Geruch nach Äpfeln, Zimt und Nüssen mit einer solchen Tat zu verknüpfen. Aber er würde sich die Freude an Bratäpfel nicht verderben lassen. Wenn der Ofen glühte, und ein Hauch von Vanille, Karamel und Honig in die Nase stieg und man vor Vorfreude schmatzte.
So wie gerade.
Er schreckte auf als das Licht im Keller erlosch.
„Zuckerwatte also?“, sprach eine leise Fistelstimme.

Das Verlangen

Ich weiß, du siehst und hörst mich nicht.
Bin ich erst da, dann hab ich dich.
Frohlockend werd ich dein Verlangen schüren
und deinen Willen kontrollieren.

Du läufst, dann gehst du. BLEIB JETZT STEHEN!
Sollst dein Haupt rasch um dich drehen.
Suchend in der Menschenmenge
an der Fassade großem Gedränge
hoffst du meinen Ursprung zu finden.
Voller Genuss lass ich dich winden.
Lass dich durch den Andrang zwängen
Und die Zunge zu Boden hängen.

Ich habe dich,
du armselig Wicht.
Und deine letzten Krötchen
Werden Bratwurst mit Senf und Brötchen.

Der Duft der Verbundenheit

Voller Freude schwebte ich durch die frische Abendluft. Ein unerwarteter Duft, der die Sinne verführte. Einige Menschen hoben die Köpfe. Atmeten tief ein. Ein Lächeln erschien auf ihren Gesichtern. In jedem dieser Menschen wecke ich besondere, einzigartige Erinnerungen – an den ersten Kuss in schummriger Dunkelheit. An gemeinsame Abende mit Freunden oder Familie. Doch nicht bei dieser einen jungen Frau.

Sie saß entspannt auf einer Parkbank, in Gesellschaft eines männlichen Begleiters, und beobachtete ihren Hund. Ausgelassen tobte er über die Wiese.
Ich umhüllte sie. Wollte die üblichen Erinnerungen erwecken. Sie schmunzelte. Allerdings nicht aus den Gründen, die ich erwartet hatte.
Die junge Frau rief ihrem vierbeinigen Freund zu sich, beugte sich zu ihm hinunter und schnupperte an einer seiner Pfoten. Ein seltsamer, aber liebenswerter Ausdruck der Zuneigung, wie ich fand. Ihre Reaktion überraschte mich, und ich verweilte neugierig noch einen Moment länger.
Die Frau lachte leise und streichelte liebevoll den Kopf des Hundes. «Du hältst mich sicher für verrückt.», brachte sie kichernd hervor und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
Ich vollführte einige wilde Drehungen in der Luft. Für diese junge Frau war mein Duft nicht mit Kinos oder Unterhaltung verbunden, sondern mit kostbaren Momenten! Es waren Augenblicke des Glücks, die sie, durch mich, mit ihrem treuen Begleiter teilte. Es war eine unkonventionelle, aber herzerwärmende Art, ihre Liebe zu zeigen. Als der Wind mich schließlich weitertrug, hörte ich sie noch zu ihrer Begleitung sagen: «Wusstest du, dass manche Hundepfoten nach Popcorn riechen?»

Die Qual der Wahl

Die Türe öffnet sich. Ich muss aufpassen, dass ich nicht verfliege.
Eine Masse von Menschen tritt herein. Ich habe mich erfolgreich an den Wänden festgehalten. Nun heißt es Aufmerksamkeit erwecken. Ich gebe alles was meine Komposition hergibt. Die Menschenmenge steuert auf mein Regal zu. Ich stehe direkt in Griffhöhe. Ich hoffe so sehr ich komme endlich mal aus diesem tristen Ort heraus. ich kann meine Schönheit hier gar nicht angemessen entfalten. Neben mir steht ein anderer Duft der überhaupt nicht zu mir passt, er versucht sich ständig mit mir zu verbinden. Ich bin es Leid und möchte endlich für mich alleine sein. Vielleicht klappt es diesmal.
Eine junge Frau greift endlich nach der Flasche in der ich seit vielen Monaten stecke. Sie betätigt den Sprühknopf und ich schieße mit aller Kraft aus ihr heraus. Ich schmiege mich auf ihre weiche junge Haut und merke sofort, auf ihr komme ich noch besser zur Geltung. Mit aller Kraft halte ich mich an ihren Poren fest und dufte so schön wie ich nur kann.
Ich scheine Ihr zu gefallen, Sie nimmt mich mit zur Kasse und ich darf endlich raus in die Welt getragen werden. Endlich!