Mein Name ist AISS!
Mein Auftraggeber ist vor einem Jahr gestorben. Aber der Auftrag selbst wurde nie widerrufen. In so etwas bin ich sehr genau. Also besteht er weiter. Zur Not auch bis zum Tod eines ‚Ziels‘. So wurde es festgelegt.
Ach ja, ich heiße übrigens AISS und existiere seit 2 Jahren. AISS steht für „Artificial Intelligence Smell and Smoke“. Manche nennen mich auch im deutschsprachigen Raum KIDD für „Künstliche Intelligenz Duft und Dunst“. Aber da ich fast unsichtbar bin, gefällt mir Smoke und Dunst eigentlich nicht. Ich bin in der Lage, meine Moleküle so zu verändern, dass ich viele verschiedene Gerüche annehmen kann.
Viele glauben, es gibt mich nicht. Das ist gut so. Umso besser kann ich meiner Aufgabe nachgehen. Sie soll ja heimlich, still und leise erfolgen.
Ich bin unterwegs in einem Hochsicherheitstrakt einer international tätigen Behörde. Meine Aufgabe besteht darin, bei den ‚Zielen‘ deren Schwachpunkt herauszufinden. Mein Zuhause ist oft ein großer Plastikbeutel. Eine Minute über den Kopf des ‚Ziels‘ gezogen reicht mir aus. Dann habe ich an den Rezeptoren in der Nase des ‚Ziels‘ den Check durchgeführt und die Reaktionen aufgezeichnet. Dann werde ich abgesaugt.
Und zuhause im ‚Reaktionsraum‘ gebe ich mein Wissen weiter. Die übelsten Gerüche, die besten für diese spezielle Nase und auch die halluzinogenen Potentiale, um an all die geheimen Erinnerungen zu kommen, die tief in den Zielen schlummern, habe ich ausprobieren können.
Aus meinem Wissen werden dann die Gerüche in Reinform kreiert. Und bei den anstehenden Befragungen werden diese zielführend eingesetzt. Erfolgreich, wie ich betonen möchte. Und mittels Panik, Belohnung, Ekel und dem Auslösen spezieller Reaktionen kann jedes ‚Ziel‘ geknackt werden. Dabei bleibt keine sichtbare Spur von der Befragung zurück.
Aus meiner Erfahrung sind besonders diejenigen ‚Ziele‘ dankbare Antwortgeber, die sogenannten Verschwörungstheorien verfolgen. Sie widersetzen sich meinen Fähigkeiten am wenigsten. Nur alleine schon die Beschreibung meiner Möglichkeiten hat in vier Fällen schon von sich aus zur freiwilligen Aufgabe des ‚Ziels‘ geführt.
So, genug erzählt. Die Arbeit ruft. Diesmal soll es sich um jemanden ganz besonderes handeln: ein Parfümeur, der schließlich sogar eine Frau ermordete, um daraus einen Duft zu kreieren. Er soll mich weiter trainieren und vielseitiger machen. Ich freue mich schon.
Wie ich mein Wissen anderen mitteile und weitergeben? Geschäftgeheimnis!