Seitenwind Woche 2: Der perfekte erste Satz

Interessanter Einwand, welchem ich Folgendes entgegenhalte:
Als Kind (es ist schon mehrere Jahrzehnte her) gab es bei unserem Metzger gekochte Schweineschwänzchen zu kaufen, um deren Knochen oder eher Knorpel herum wir Kinder die dünne Schwarte abknabberten. Mit Lutschen wären wir da nicht sehr weit gekommen :wink:
Auch das menschliche Ohr besteht zu einem gut Teil aus Knorpel. Wenn ich das - wäre ich kannibalisch veranlagt - tatsächlich verkosten wollen würde, müsste ich das wenige Fleischliche, das sich um den Knorpel befindet, mit meinen Zähnen knabbernd vom Knorpel lösen. Ob mir das mit Lutschen gelänge? :thinking:
Und:
Hast du noch nie am Ohr der/des Geliebten liebevoll geknabbert? Wenn ja, wie kross gebacken, gebraten oder gegrillt war es :wink:
*Klugscheißermodus off

Danke für deinen Denkanstoß! :grinning:

Beim humorvollen Beseitigen der Leiche würde ich als Leser gerne dabei sein.
Ww

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Ihm brummte heftig der Schädel. Die Erinnerung an die letzten Tage waren in einem dumpfen Nebel verborgen. Die schlafende Brünette neben ihm im Bett kannte er nicht, ebensowenig das Zimmer, denn die Möbel sahen neu und teuer aus.

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Ich weiß nicht mehr genau, wie alt sie war, als sie starb. Achtzehn, vielleicht neunzehn Jahre muss sie wohl gewesen sein.
Die letzten Jahre ihres kurzen Lebens hatte sie in völliger Dunkelheit verbracht, war blind
geworden und dämmerte, vom Leben ausgeschlossen, in ihrem kleinen Zimmer vor sich hin.
Fast hätte man glauben können, sie wäre schon nicht mehr existent. Wäre einfach gegangen. Nicht mehr da. Hätte sich unbemerkt davongeschlichen. Wenn da nicht ihre Schreie gewesen wären.

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Entschuldige bitte. Tatsächlich hatte ich im Eröffnungspost weiter oben und im Newsletter alle aufgefordert, den anderen Teilnehmenden zu sagen, was für Bücher sie hinter ihren ersten Sätzen vermuten. Ich selbst mache dabei mit, damit andere sich auch trauen. Wenn ich deinen Satz ohne weitere Vorkenntnisse irgendwo lesen würde, würde ich erwarten, dass danach eine romantische Komödie kommt. Eine Kritik ist das eigentlich nur, wenn man romantische Komödien grundsätzlich gut oder schlecht findet. Die Bemerkung über die Größe des Buchhändlers sollte ein Witz sein. Nicht alle meine Witze sind witzig, und wie groß deine Figuren in deinen Romanen sind, ist natürlich deine Sache.

TL;DR: Deinen Satz in irgendeiner Weise zu werten war nicht meine Absicht, und manchmal bin ich die einzige, die das, was ich sage, lustig findet.

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Vielleicht hat sie ja jetzt mehr als zwei Beine?
Die Geschichte weckt mein Interesse! Dickes Like! :laughing:

:joy: You made my day! Danke :smile:

Ich vermute mal: Das Opfer.

Schon o.k., Elisabeth.

[quote=„Elisabeth, post:1040, topic:22862“]
Wenn ich deinen Satz ohne weitere Vorkenntnisse irgendwo lesen würde, würde ich erwarten, dass danach eine romantische Komödie kommt.
[/quote] … ich vermute, du liest zu wenige Krimis :slight_smile:
Ich lese alles, außer DIY-Papers und Herz-Schmerz-Liebe-Schmökern.

… .Äh…was war dann die Absicht? Geht es nicht um genau DAS bei einem „Ersten Satz“-Wettbewerb. Bitte die Bezeichnung Wettbewerb nicht zu engmaschig auslegen :wink:

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Verformte Seelen
Es begann mit einem kaum wahrnehmbaren Flimmern der Luft. Das hatte er schon oft erlebt. Doch diesmal war es anders, denn es ebbte nicht wieder ab. Im Gegenteil, es steigerte sich zu einem Zittern. Einem Vibrieren, das nicht nur die Luft, sondern auch alles andere erfasste. Unterbrochen von harten Stößen, bei denen der Raum auf und ab sprang. Dazu kam ein dumpfes Wummern, das sich nach und nach zu einem irrsinnigen Kreischen steigerte. Die Weltraumtapete, das Hochbett, die Bärenfamilie. All das war jetzt kaum noch zu erkennen. Es fiel ihm schwer, sich auf dem wie wahnsinnig bockenden Boden halten. Tapfer wankte er hinüber zum Türrahmen und ließ sich daran herabgleiten. Bumm Bumm Bumm. Der Türrahmen wurde mit jedem Stoß mehr und mehr zu einem stämmigen Bein, an das er sich klammerte. Dem Bein eines Riesen, der über ihm stand. Der Riese zerrte ihn mit sich, auf einen zweiten Riesen zu. Die Beiden kämpften, kämpften wie besessen. Es ging dabei nicht um einen Sieg. Es ging um Vernichtung. Schon hatten sie sein Zimmer verwüstet, vollständig zerstört. Das Getöse drang durch seine Handflächen, die er sich auf die Ohren presste. Drang tief in seinen Körper. Bis in seine Seele. Riss und zerrte an ihr, bis sie sich darunter verbog. Sich Verdrehte. Sich Verformte. Dann geschah etwas. Etwas Wesentliches. Ein wesenhafter Teil von ihm fand Zuflucht. An einem dunklen, sicheren Ort. Nachdem dies getan war, wurde es ruhig. Nicht ruhig im Außen, denn der Kampf tobte weiter. Sondern ruhig in ihm. Er blickte auf und sah aus dem Fenster. An der Scheibe vereinten sich Regentropfen zu immer neuen Rinnsalen. Wunderschön.

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Die schweren Schritte hinter ihr kamen immer näher. Die Angst und der damit verbundene Adrenalin-Stoß verliehen ihr genug Energie das Tempo zu erhöhen.

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Ich bin gerade fasziniert über deine Verwendung von „Fundament auf den Dächern“, also quasi ein Paradox oder sogar ein Oxymoron.

Ich wäre hier jedenfalls sehr gespannt auf diese Geheimnisse. Aktuell könnten die Borquardts genauso gut Magier, Auftragsmörder, historische Superhelden oder vieles mehr sein.

BEITRAG
Der Mann kam zu Bewusstsein und die Schmerzen stürzten zusammen mit den Erinnerungen auf ihn ein.

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Er sah mich ächzend und zitternd vor Erschöpfung mit müden Augen an, erst beim zweiten Mal verstand ich seine brüchigen Worte „Er war einer von uns.“.

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Erinnert mich an die Löwenszene in Indien von Monty Python. „Gestern war das Bein noch da.“ :slightly_smiling_face:

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Oh je… wie Elisabeth schon schrieb: Die Absicht war, eine Vermutung hinsichtlich des Genres anzustellen. Nicht mehr, nicht weniger.

Warum?

Deshalb:

Das wirst du hübsch bleiben lassen … schließlich habe ich für dich gestimmt! :person_fencing:

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Danke für das Feedback!
Ich finde so lange verwobene Sätze faszinierend. Da kann man sich so schön einfühlen…
In der Schule hat mich der innere Gedankenstrang von James Joyce beeindruckt in Ulysses - seitenlang ohne Interpunktion, einfach wie die Person in dem Roman ihren Gedanken folgt…

Hallo Siora.

Das letzte Mal hab ich bei einer Space Opera so gegrinst, als ich den dritten und vierten Absatz von „Hitch Hikers Guide to the Galaxy“ las. :grin:
Weiter so, und sag’ Bescheid, wenn das Ding zum Lesen vorliegt … :stuck_out_tongue:

Hi Matteo.

… und mich macht’s neugierig. (So kann’s geh’n.)
Ich denke, das Ding steht und fällt damit, ob du in den nächsten Sätzen diesen knappen, sachlich-schlichten, Überraschungen versprechenden Stil durchhalten kannst.
toitoi.