Seitenwind Woche 2: Außerirdischer Aufbruch

Liebe Anna - BetaZ003

  1. Brief
    Liebe Anna, sie hatten mir ein Angebot gemacht, dem ich nicht widerstehen konnte: die Reduzierung der Zeitkompression um die Hälfte. Du kannst Dir vorstellen, dass ich da nicht lange überlegt habe. Allerdings sind mir in den letzten Tagen Zweifel gekommen, ob das wirklich die richtige Entscheidung war. Die Bedingung: Ich musste mich „freiwillig“ bereiterklären, mich auf die nächste Galaxie übertragen zu lassen, um einen sogenannten „blauen Planeten“ zu überprüfen. Dazu wurde mein Körper um das Fünffache vergrößert und auf die Gestalt der dortigen Spezies umgeschrieben. Es stand nur wenig Zeit zur Verfügung, da die Entscheidung, diesen Planeten komplett zu verwerten und die Spezies in Eiweißreserven zu überführen so gut wie gefallen ist. Es gibt nur eine kleine Gruppe von unseren Spezialisten, die einen letzten Test mit dieser Spezies planen, und dazu brauchen sie mich und tausend weitere von uns, die jetzt hier ausgesetzt wurden, um Kontakt zu der Spezies herzustellen. Wie gesagt, wir wurden nur unzureichend vorbereitet, aber jetzt muss ich mich hier durchschlagen. Bald mehr, da steht einer von denen, sie nennen sich „Menschen“, vor mir, ich melde mich wieder.

  2. Brief
    Liebe Anna, sie nennen es „gehen“. Du kannst es Dir nicht vorstellen, so lange Du es nicht selbst siehst. Es ist eine Art vorwärts fallen, ich hatte darüber in den Datenbanken einiges gefunden, aber es ist richtig spuky. Dadurch haben sie zwei ihrer Tentakeln frei um zu greifen oder anderes zu betasten. Sie bewegen sich am liebsten in einer kistenähnlichen Maschine fort, die unverantwortlich viele Ressourcen verschwendet, völlig ineffektiv ist aber der Spezies scheint es großes Vergnügen zu bereiten. Sie können sich mit diesen Maschinen nur auf vorgefertigten Bahnen bewegen, die meistens völlig verstopft sind. Du kannst Dir diese Verschwendung und Ineffektivität von Zeit und Ressourcen und Vergiftung des eigenen Habitats nicht vorstellen. Der Wirkungsgrad ihrer Fortbewegungsmaschinen liegt bei ca. 30% … Das bedeutet, dass sie 70% der Energie ungenutzt lassen und die bei der Energieproduktion entstehenden Schadstoffe in ihre eigenen Atmosphäre entlassen. Ich hatte einiges über die „Intelligenz“ dieser Lebewesen recherchiert, aber die Realität ist erschreckend! Bei optimistischer Auswertung der bisherigen Daten und Verhaltensweisen, stehen sie nach unserer Skala auf der Stufe „0“, zur Erinnerung, wir befinden uns seit dem letzten BetaZ-003 auf Stufe 587 … Ich sehe bisher keine Notwendigkeit, diese Spezies zu erhalten. Morgen mehr.

  3. Brief
    Liebste Anna, meine Mission ist früher als erwartet beendet worden. Mir geht es sehr schlecht, ich bin völlig erschüttert über die letzten Ergebnisse der Untersuchung dieser Spezies. Sie nennen es „Krieg“. Dabei bekämpfen sich verschiedene Herden ihrer Art mit zwar vorsintflutlichen, aber für sie selbst und ihr Habitat vernichtenden Waffen. Auf dem gesamten Planeten gibt es keine gerechte Verteilung und Versorgung aller mit den vorhandenen Ressourcen. Wir können uns nicht vorstellen, wie fehlprogrammiert hier die Evolution verlaufen ist. Ihre Wissenschaftler sprechen über sich selbst sogar vom „Homo sapiens“, was ein grotesker Witz wäre, wenn es nicht so grundlos abstoßend und traurig zugleich wäre:
    10% der Spezies besitzt den uneingeschränkten Zugang zu allen Ressourcen, die dieser Planet bietet. Die Hälfte der Spezies kämpft ums nackte Überleben. Wie gesagt, das absolut Erschreckende ist, dass sie es nicht geschafft haben, eine gleichmäßige Verteilung der vorhandenen Ressourcen zu ermöglichen. Und dazu kommt, dass sie, obwohl sie es von den Fakten her schon seit Jahrzehnten wissen, ihr Habitat rücksichtslos zerstören. Wie konnte so etwas nur ins All gelangen???
    Na ja, ein Gutes hat das Ganze. Wir werden die gesamte Spezies ohne Bedenken zu Eiweißreserven verarbeiten und, soweit das überhaupt möglich ist, diesen Planeten zurück auf „Null“ fahren. Die Koordinaten sind jetzt gesichert und wir werden voraussichtlich in BetaZ-027 hier eine Botanik, die unserer Vorstellung entspricht, etablieren.
    ENDE

###Mein erster Gedanke bei diesem Thema war …

… na klar - Ihr wollt, dass ich Euch jetzt beschreibe, wie mühsam es noch immer ist, sich an die Menschheit und ihre sehr spezielle Art zu anzupassen und damit meine Tarnung auffliegen lasse - sheesh …
Ich werd lieber noch 'ne Runde napflixen. No front!

Was hat die Menschheit mit ihrer Freiheit gemacht?

«Max228 bitte aufzeichnen.
Endlich ist es so weit, heute werde ich wieder nach Korg zurückkehren.
365 Tage, die Menschen nennen es ein Jahr, habe ich mir die Zeit genommen, sie zu studieren. Leider muss ich sagen, dass ich von ihnen nicht viel Brauchbares lernen konnte, aber umso mehr von den Tieren und der Natur.
Die Menschen glauben, die Krönung der Schöpfung zu sein, was ich nicht bestätigen kann. Dennoch bin ich von ihren facettenreichen Emotionen, sie nennen sie Gefühle, sehr angetan. Diese könnten wir in Korg bestens gebrauchen.
Viele Menschen sind nicht glücklich. Sie sind Suchende und dies meistens ihr ganzes Leben lang. Sie stecken als Sklaven in ihren Systemen fest und kommen, wenn überhaupt, aus ihnen nur schwer wieder raus. Sie wissen nicht, wieso sie auf dieser Welt sind und was sie für einen Plan haben.
Vermutlich suchen sie deswegen.
Ich habe herausgefunden, dass die Freiheit das grösste Gut der Menschheit ist.
Leider muss ihnen diese vor vielen Jahren abhandengekommen sein.
Auf ihren technischen Fortschritt, meinen sie, sind sie äusserst stolz.
Zu Ihrer Ablenkung vergnügen sie sich mit ihren Smartphones und Computern.
Nebenbei pfeifen sie sich Rauch, Dampf, Alkohol und weitere Dinge in ihre sensiblen Körper hinein, um versuchen mit uns Kontakt aufzunehmen.
Nun, ich denke, ich habe genug gesehen und für eine ausführliche Berichterstattung auf Korg wird es reichen. Max228 bitte Kommentar schliessen.»

Auf dem Weg zu meinem versteckten Raumschiff im Wald, begegne ich einer Gruppe älterer Menschen. Sie scheinen etwas zu feiern und nennen sich Politiker. Ein Mann streckt mir freundlich ein längliches Glas entgegen. «Hier bitte, nehmen sie mit uns ein Gläschen Prosecco. Stösschen»….
«Was zum Teufel bedeutet Stösschen, diesen Ausdruck kenne ich ja gar nicht.»
Ich nehme das Glas erstaunt entgegen und ja, jetzt verstehe ich, beim schwungvollen Versuch das andere Glas zu berühren, zerbrachen beide Gläser in tausend Teile.
«Oh, Verzeihung und viel Glück» und mache mich auf und davon.
Im Wald angekommen sehe ich von weitem eine Frau mit einem Kind.
Mal schauen, ob der nächste Test als Reh besser funktioniert.
«Mami, Mami sieh mal ein Reh da drüben, können wir es streicheln?»
«Nein Rahel, es hat sonst Angst.» Kaum sind sie an mir vorbeigegangen, durchdringt mich ein quälender Schmerz. Ich sacke zu Boden. «Was ist passiert?»
Ich sehe einen grünen Mann mit einer Feder auf dem Kopf. Er kommt direkt auf mich zu. «War er das?»
«Verdammt, Erde an Korg, Erde an Korg ich werde mich verspäten…»

Die Erde ist safe, meine Genders.

Die Erde wird von einem Parasiten umklammert. Gemäss den Untersuchungen seiner nervlichen Zuckungen nennt er sich INTERNET. Er umspannt zwar den gesamten Globus, scheint aber Zonen mit Wasser, und solche mit extrem tiefen und hohen Temperaturen zu meiden. Er scheint kein zentrales Hirn zu haben, sondern beruht auf rund 5.4 Milliarden, nicht permanent aktiver, eng verknüpfter Einzelhirne. Diese scheinen erstaunlicherweise für den Organismus je weniger relevant, desto konformer sie wie andere ticken.
Langzeitstudien zeigen, dass das Gesamtsystem entweder ausser Kontrolle geraten ist, oder sich in einem instabilen (Re-)Boot-Prozess befindet: Fakt ist, dass sich weder ein einheitlicher Plan erkennen lässt, wonach dieses Gebilde eigentlich strebt, noch lässt sich feststellen, was das Biogen in diesem Gewusel sich widersprechend unlogischer Nachrichten eigentlich denkt.
Unsere Experten kamen zum Schluss, dass sich dieses Geschwür vermutlich bald selbst erledigt, sofern wir nichts übersehen haben, oder ein Wunder passiert.
Einzelne Hirnzellen fantasieren zwar von Marsflügen und ewigen Leben, aber wir halten das für den üblichen BioIntel-Bullshit den wir getrost abhaken dürften.
Trotzdem empfehle ich eine weitere Beobachtung, denn dieses NeuroGeflecht zeigt sich auch bei nuklearem Beschuss und mechanischer Intervention nicht nur erstaunlich resilient, sondern legt auch die Vermutung nahe, dass eine 90% Auslöschung die Adaptivsten und Intelligentesten Hirne weniger tangiert als Mainstreamzellen. Damit könnte dieser Parasit theoretisch (nach dem „Evolution“ genannten Verfahren) tatsächlich zur Bedrohung des interstellaren Raumes mutieren, was meine verehrten Kollegen und ich, angesichts des grundsätzlich auf Selbstzerstörung ausgelegten Grundschwingen, für wenig wahrscheinlich halten.
Fazit: Die Erde ist safe, meine Genders!

Mission Erstkontakt

Na schön, endlich ist es so weit.
Wir haben die Sprache und Gebräuche der Erdlinge lang genug studiert.

Phase zwei beginnt.
„Agent X nun sind Sie dran, erproben Sie unsere Erkenntnisse und vermasseln Sie es bloß nicht. Wir brauchen die Erde als Verbündeter auf unserer Seite.“ sagte der Kommandeur der intergalaktischen Erdforscherflotte.

Auf geht’s….

Vor Nervosität gleicht meine Ankunft auf der Erde eher einer Bruchlandung. Hoffentlich ist an der Ausrüstung für die Kommunikation nichts beschädigt wurden Ich schaue lieber mal nach. Ich werfe ein Blick in meine Hose und zwischen meine Beine. Sieht ok aus ein leichter Knick an meiner Antenne aber das wird schon nicht so schlimm sein.

Nun gut, ich bekomme das schon hin.

Da eine junge Frau, ich geh mal hin und teste meine neu erlernten Fähigkeiten in Kontakt mit Erdlingen.

„Guten Tag sehr geehrtes Enby/Anby können sie, er, es oder wie auch immer sie, er, es sich definieren helfen?“

„Hä?! Was wollen sie von mir?“

Ok, kam wohl nicht so an wie beabsichtigt.
Mit ein paar Hüftbewegungen versuche ich die Antenne neu einzustellen.

Versuch Nummer zwei.

„Gott zu Gruße holdes Weib. Würdet Ihr mir erbieten… ähm … Mich deucht es wär wohl mahlich an der Zeit…“

„Was soll den jetzt der Scheiß? Was stimmt mit dir nicht? Kannst du nicht normal mit mir reden?“

„Das kann ich wohl für euch verrichten.“
Moment…

Mit rhythmischen Hüftbewegungen lasse ich mein Becken nun pausenlos kreisen und starte Versuch drei:

„Yolo EhrenErdling, What´s up , will kein Beef , bin etwas lost, biste am Start…“

„Ok, es reicht, das muss ich mir nicht bieten lassen, lerne erst mal richtige Manieren.“ schimpfte die Frau und ging empört weg

Mit hängenden Schultern gehe ich zurück zu meinem Raumschiff.
Das ist nicht so gut gelaufen.
Wie soll ich das nur meinem Kommandeur erklären.?

Schau mal zu den Erdlingen. Vielleicht kann man was mit denen machen. Selten habe ich, Anchises aus dem vierten Haus der Xtreme, einen dürftigeren Auftrag erhalten. Ja, mach mal los, schau dich da um, vielleicht lohnt sich ein Kontakt, vielleicht lohnt sich eine Übernahme. Hm, mach mal und berichte dann.
Na gut, was solls. Ich bin ja daran gewöhnt, Befehle zu befolgen und ich bin auch ausgebildet, diplomatisch vorzugehen. Allerdings ahnte ich nicht, dass ich nicht der Erste war, der sich an diesem Planeten versucht hatte und das sich niemand gefunden hatte, der es freiwillig auf sich nehmen wollte.
Der Planet, den die Einheimischen selbst Erde nennen und die uns eigentlich ähneln, wie ein Ei dem anderen, ist etwas abgelegen. Sie, die sich, wie wir, Menschen, nennen, leben dort schon einige zehntausend Jahre. Im Grunde sollten sie schon durch das All fliegen und sich ein wenig umtun. Machen sie aber nicht. Sie scheinen etwas unterbemittelt zu sein.
Na gut, vielleicht lohnt es sich, ihnen einen kleinen Schubs zu geben. Also düste ich los. Selbst bei dreifacher Lichtgeschwindigkeit brauchte ich mehr als eine Woche. Ich bin ein vorsichtiger Mensch. Auf der Bahn ihres Mondes hielt ich erst einmal an. Da lag ihr Planet. Von außen sah er ja schön aus. Wenn nicht so viel Müll und Dreck um ihn kreisen würde. Eine größere Station schienen sie zu haben, aber ich sah viele Teile von alten Raketen und weiß ich was für Zeug.
Unter voller Tarnung näherte ich mich. Bevor ich mich entscheiden würde, auf die Oberfläche zu gehen, wollte ich erst einmal Informationen sammeln. Über einen Mangel konnte ich nicht klagen. Elektronische Wellen schwappten um den Planeten herum und trugen alles Mögliche mit sich. Auch da staunte ich. Müll und Dreck scheint nicht nur rund um ihren Planeten zu existieren.
Da gab es eine Sendung, in der Menschen schwadronierten, dass sie nie auf die Idee kämen, zu arbeiten. Sie lungerten in hässlichen Räumen herum, sahen ungepflegt aus und schienen mir recht vulgär. Einige spotteten über diejenigen, die arbeiten gehen. War ihnen nicht klar, dass es essentiell für das Leben ist, wenn man etwas tut, etwas leistet? Ich konnte mich nur wundern.
Dann sah ich, wie Menschen über Erziehung diskutierten. Da wurde überlegt, in den Schulen (nun, immerhin gibt es so etwas) die Benotung abzuschaffen. Auch Sportwettbewerbe sollte es nicht geben.
Wir waren stolz, wenn wir uns messen konnten, und lernten von klein auf, dass genau das Teil des Lebens ist. Kameradschaft entwickelt sich da, wo der, der mehr schafft, den anderen hilft, besser zu werden. Aber hier? „Die, die nicht so gut sind, sind doch traurig. Das können wir nicht zulassen.“ Ich überlegte, was dabei raus kommt, wenn man Erziehung so angeht. Gut schien es mir nicht. Das Leben besteht aus Verschiedenheit. Aber auf dem Hintergrund wunderte es mich auch nicht mehr, dass sie mal knapp einen Fingerbreit über ihren Planeten hinaus waren.
Ich hörte eine Wissenschaftssendung. Die Menschen schienen kluge Köpfe zu sein. Sie sprachen über Energieerzeugung. Einer meinte, dass es falsch gewesen sei, auf Atomenergie zu verzichten. Ich stutzte. Sie kannten das Prinzip der Kernspaltung? Sie hatten es genutzt? Ein anderer widersprach und meinte, die Risiken seien zu groß. Gut, wir nutzten schon sehr lange Fusionskraftwerke der höchsten Ebene. Aber wir hatten auch mal klein angefangen. Freilich hatten wir auch nie die Idee gehabt, das das Streben nach intelligenten Höhenflügen verwerflich sei, weil jene, die sich nicht dazu aufschwingen können, traurig sein könnten.
Als Nächstes fiel mir auf, dass einige der Menschen, die sprachen, Sprachprobleme zu haben schienen. Bei bestimmten Worten hatten sie plötzlich eine Störung drin. Ob das auch etwas mit dieser merkwürdigen Erziehung zu tun hatte?
Ich hörte genauer hin und dann sagte jemand, weil sich diese Menschen auch dabei nicht einig waren, das sie mit dieser Sprachstörung auf die verschiedenen Geschlechter aufmerksam machen wollten. Ich stutzte. Wie viel Geschlechter haben die denn? Eigentlich ist dieses ganze Universum doch binär aufgebaut. Irgendjemand meinte und ich erkannte nicht recht, ob es Spott war, es würde über neunzig Geschlechter geben. Neunzig! Sind die wirklich so verrückt? Immerhin sah man ja genügend Gegenbeweise. In den Medien schien das Entblößen des menschlichen Körpers gängige Mode zu sein. Ich sah da lediglich zwei Geschlechter. Nun weiß ich, dass es Männer gibt, die lieber mit Männern leben und bei Frauen ist das ebenso. Bei uns können Frauen auch ohne Männer Kinder bekommen. Das ist kein Problem. Aber steif und fest zu behaupten, es würde noch etwas anderes geben, ist wissenschaftlicher Unsinn. Ich schaute tiefer in diese Materie und stellte fest, dass diese merkwürdigen Behauptungen nicht von Fachkräften für Naturwissenschaften kamen, sondern von Leuten, die sich Soziologen nannten. Soziologie gibt es bei uns in ähnlicher Form. Sie gilt jedoch nicht als exakte Wissenschaft. Hier scheint sie mehr Macht zu haben, als jene Menschen, die wirklich der Natur auf den Grund gehen.
Letztlich erfuhr ich, dass es um Gleichberechtigung gehen sollte. Bei uns sind selbstverständlich Männer und Frauen gleichberechtigt. Sie sind es in jeder Hinsicht, tragen damit aber auch, wenn sie etwas tun, auch die gleichen Pflichten.
Hier begegnete mir, auch jenseits der exakten Wissenschaften ein Schimpfwort, das „alter weißer Cis Mann“ hieß. Damit wurden Männer abqualifiziert, die nicht mit den Soziologen übereinstimmten, weil sie es nicht für vernünftig hielten. Zunächst erschloss sich weder das „alt“, noch das „weiß“. Warum sollte man Hautpigmenten irgendeinen Wert beimessen? Ich bin momentan blau pigmentiert. Meine Frau hat sich, bevor ich losgeflogen bin, saftgrün, wie sie es nannte, pigmentieren lassen. Ist doch Modesache. Doch dann erkannte ich, dass es noch eine Ebene gab, auch der diese Menschen sich streiten. Sie nennen es „Antirassismus“. Als ich es näher betrachtete, stellte ich fest, dass es dem Trend entstammte, die gesamte Vergangenheit als Fehler zu betrachten und die Historiker zu verdammen. Als ob das irgendetwas besser machen würde. Wie dumm muss man sein, um auf solche Ideen zu kommen? Ich hatte genug gesehen. Ich flog davon. Ich würde dafür sorgen, das niemand, aber auch wirklich niemand, mit diesem Planeten etwas anfangen würde. Nein! Die nicht!

Der Smombie

Vorsichtig nähere ich mich der Gruppe von menschlichen Wesen. Jeder einzelne ist vertieft in so ein komisches kleines Ding das gefühlt alles kann. Die Menschen nutzen es zum miteinander sprechen, spielen, Musik hören. Sie nehmen es überall mit hin und scheinen ohne nicht lebensfähig zu sein. Regelmäßig müssen sie es aufladen. Was passiert wohl wenn sie das verpassen?

Im Moment tippen alle wie wild auf diesen Bildschirm und feuern sich gegenseitig an härter zu kämpfen. Ein Jubelschrei geht durch die Gruppe, als sie es geschafft haben. Eines dieser Wesen blickt auf, sieht mich und richtet sein Gerät auf mich. Schreiend macht er die anderen auf das coolste Pokemon aller Zeiten aufmerksam.

Was ist bloß ein Pokemon? Soviel Aufmerksamkeit ist mir zuviel. Ich flitze davon. Im Hintergrund höre ich das Rudel menschlicher Wesen stöhnen.

Der Außerirdische

Ich zittere wie Espenlaub, als ich ein großes Auge sehe, das in die Koralle, in der ich mich versteckt habe, hineinstarrt. „Hallo…? Wer bist Du denn?“, fragt mich das Wesen. Die Stimme klingt neugierig, sympathisch und flößt mir keine Angst ein. Aus diesem Grund bewege ich mich langsam zum Rand der Koralle hin. Ohne Furcht, obwohl der Körper hundertmal so groß ist wie ich, klettere ich auf die schnabelförmige, lange Schnauze. Das Wesen scheint mich anzulächeln. Der Körper ist stromlinienförmig, durchgängig grau und mit einer dreieckigen Rückenflosse, zwei Vorderflossen und einer Schwanzflosse bestückt. Ich stelle mich vor. „Hallo, mein Name ist Grünwicht vom Planet, sagen wir mal X, den richtigen Namen kannst Du sowieso nicht verstehen. Und wer bist Du?“ „Ich bin Flipper. Ich hab Dich schon von weitem gesehen, beziehungsweise das grüne Leuchten aus der Koralle und da bin ich neugierig geworden. Was machst Du denn hier?“
„Ich bin vor einem Jahr auf diesem Planeten, genannt Erde, angekommen. Meine Aufgabe lautete, mit den Erdenbewohner Kontakt aufzunehmen. Ich war auf verschiedenen Kontinenten und habe es mit den unterschiedlichsten Völkern der Spezies Mensch probiert, aber ich habe eine große Angst vor Ihnen entwickelt. Egal wo ich mich hin gebeamt habe, die haben sich bekriegt, gegenseitig umgebracht, waren hasserfüllt und fanatisch. Da oben stinkt es! Irgendwie ist die Atmosphäre verseucht. Und der Lärm war unerträglich für mich. Als ich letztendlich zwischen zwei Fronten geraten bin und ein Flugkörper als Ziel das Krankenhaus, in dem ich einige Studien betrieb, programmiert hatte, bin ich hierher geflohen. Hier unten ist es viel angenehmer. Ich habe die Wesen hier unten aus der Koralle beobachtet. Die vielen verschiedenen Arten. Ihr scheint in Harmonie zu koexistieren. Die Farben- und Formvielfalt ist faszinierend und atemberaubend. Ich liebe diesen Ort. Ich will mich hier ausruhen und mich erholen. Außerdem muss ich überlegen, was ich mit diesem Planeten machen soll.“
„Ja, die Menschen machen uns auch Angst. Sie jagen uns, fangen uns, fressen uns, aber alles im Überfluss. Bei uns hier unten ist alles im Einklang. Die größeren Tiere fressen die Kleineren, um überleben zu können. Jedes Tier weiß, welche Aufgaben es hat, und wir halten uns an die Regeln. Dies führt zu einem Gleichgewicht. Dieses stören allerdings die Menschen, indem sie ihren Dreck ins Meer kippen, egal ob Öl oder Plastik oder sonstige Gegenstände, die nicht in unseren Lebensraum gehören. Die Plastikseuche macht vielen von uns zu schaffen. Ich habe schon einige Tiere gesehen, die letztendlich daran zugrunde gingen, weil sie von dem Zeug zu viel gefressen haben. Einige von uns schwimmen in ihre Netze, verfangen sich und gehen elend zu Grunde. Und was man so hört, ist es auf der Erdoberfläche nicht anders. Sie haben dort oben schon einige Arten ausgerottet. Sie töten Pflanzen, roden ganze Wälder ab, ohne Rücksicht darauf, was ihr Verhalten für die anderen Erdenbewohner bedeutet. Ganz ehrlich, die Tier- und Pflanzenwelt ist sich einig. Keiner braucht die Menschen!“ „Den Eindruck habe ich auch im letzten Jahr gewonnen“, bestätige ich.
Kaum habe ich die Aussage ausgesprochen, weiß ich, was zu tun ist. Ich schnippe mit dem Finger. „Was hast Du getan?“, höre ich Flipper neugierig fragen. „Ich habe die Spezies Mensch weitestgehend ausgerottet. Ein paar Exemplare werden die Säuberung überlebt haben. Wir werden schauen, wie sich die Rasse entwickelt und wie diese die Chance nutzt. Meine Empfehlung an den großen Rat wird es sein, die Erde die nächsten Jahrhunderte zu beobachten und zu beurteilen wie der Mensch seine zweite Chance nutzt. Geht die Entwicklung wieder in die selbe Richtung befürworte ich die gänzliche Auslöschung der Spezies Mensch.“ Flipper starrt mich, das kleine fremdartige, grüne Wesen ungläubig an. Allerdings kann ich seine Gedanken lesen „Endlich befreit. Ich muss das gleich an alle weitergeben. Die Erde wird sich regenerieren. Unsere Zukunft ist gesichert!“ Zufrieden lächle ich.

Heißer Erstkontakt

(Mein Erstlingswerk - Kritik ausdrücklich erwünscht)

Saftig?! Was hat dieses Wort auf auf einem weiblichen Hinterteil zu suchen. Die Menschen habe haben schon seltsame Assoziationen. Die Gepflogenheiten einer zweigeschlechtlichen Spezies widersprechen jeder Logik.
„Hey! Hör auf mir ständig auf den Hintern zu glotzen.“ Ich blicke von meiner Bank auf. Die blonde Frau hat sich umgedreht und schaut mit zusammengekniffenen Augen auf mich herab.
„Wie?“, antworte ich.
„Du starrst mir jetzt schon seit Minuten auf den Hintern. Wie ein Perversling!“, giftet sie mich an.
„Seit wann ist denn Gucken verboten?“, antworte ich unschuldig.
Die umstehenden Leute schauen mich an.
„Und schämt sich nicht mal“, raunt eine Frau.
Habe ich einen Fehler gemacht? In mir steigt die Angst, dass ich auffliegen könnte. Das Blut in meinen Adern beginnt langsam zu brodeln. Ja wirklich.
Um mich frei unter den Menschen zu bewegen zu können, wurde mir ein Kühlorgan eingepflanzt. Stresshormone bewirken, dass mein Kryocilon seine Funktion einstellt und meine Haut buchstäblich zerfließt. Das muss ich unter allen Umständen verhindern.
Wie war noch einmal das Protokoll? Fieberhaft denke ich nach, doch mir will nichts einfallen. Ich muss improvisieren.
„Ähhhhm, ich wollte nur das Wort auf deiner Hose lesen“, stammel ich.
„Geht’s noch?! Eine dümmere Ausrede habe ich ja noch nie gehört!“. Die Blondine war in Rage.
„Zu meiner Verteidigung, ich bin kurzsichtig.“, versuche ich zu beschwichtigen.
Als die Frau erwidern will, biegt der Bus um die Ecke. Die Frau dreht sich um und alles scheint vergessen.


Mittlerweile ist es dunkel geworden.
Wie jeden Tag seit meines Dienstantritts, fahre ich zurück zu unserer Kommandozentrale in einem abgeschiedenen Gewerbegebiet. Im Bus sitzen nur noch die Blondine und ich. Wir steigen an der Endstation aus und als der Bus außer Sichtweite ist, sieht sie mir tief in die Augen.
„Na du? Bist du immer noch scharf auf meinen Arsch?“
Was sollte das nun wieder. Essen ist scharf, aber warum soll denn ein Hinterteil scharf sein? Oder will Sie, dass ich ihr Chilipulver darauf streue? Wieder bin ich verunsichert und mein Blut beginnt zu köcheln.
„Hat es dir die Stimme verschlagen Süßer?“
Süßer?! Langsam habe ich das Gefühl, dass es hier um mehr als nur Essen geht?
Die Blondine kommt näher und streichelt mir über die Wange.
Will sie mich verspeisen? Davon stand nichts im Protokoll. Dampf steigt aus meinen Ohren.
„Warum so schüchtern? Vorhin warst du doch so schlagfertig.“
Sie nähert sich und presst mir ihre Lippen auf den Mund.
Zum Neptun, sie will mich tatsächlich fressen. Mein Stresslevel hat den kritischen Punkt überschritten. Mein Blut beginnt zu kochen. Dampf schießt aus allen Körperöffnungen. Meine menschliche Haut wird weich und läuft langsam an meinen Schuppen herab.
„Was zum?! Ahhh…“, schreit die Blondine hysterisch.
In diesem Fall ist eindeutig, was das Protokoll vorgibt. Ich ziehe meinen Vaporisator und lasse die Blondine verdampfen.

Welche Zukunft wählst du?

Das ist mal wieder so typisch. Dachte Evelyn entsetzt, als sie durch die Kälte der Winternacht unter ihrem Regenschirm, nach einem Sinn suchte. Warum immer ich?! Drang sich ihr die Frage immer wieder auf. Obwohl ihr bewusst war, dass das Wort immer nicht zu hundertprozentig zutraf, dramatisierte Evelyn die Situation übermäßig, wie oft ihre Mitmenschen. Aufgrund, jedoch der beträchtlichen gewaltigen Flut an Information, Gefühlen und fragen, die Evelyn zu verarbeiten hatte, war ihre Übertreibung sicherlich noch eher ein Witz. Fast schon verzweifelt suchte sie im Dunkeln das Licht, irgendwie schien sich das Universum gegen sie gewandt zu haben, vermutete, die junge Frau, die ohne jeglichen Sinn für gefahren, einsam durch die Nacht lief. Ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen bahnte sie ihren Weg, durch die menschenarmen New Yorker Straßen. Ihr war es lediglich wichtig, sich von ihm zu entfernen und dass Weite zu suchen. Hauptsache weg, dachte Evelyn. Sie brauchte Zeit. Zeit für sich, um das Wissen vorerst verarbeiten zu können, um sich ihrer Gefühle bewusst zu werden und um wieder nach vorne schauen zu können. Was die Zukunft zu bringen vermochte, wusste Evelyn nicht, jedoch das Geschehen zu verarbeiten, war schon mal ein Anfang. Zu ihrem Bedauern war jedoch der Zeitpunkt mehr als ungünstig, dass die Winterkälte ihr zum Verhängnis werden konnte, verdrängte die junge Erwachsene gekonnt. Sie redete sich ein, keine andere Wahl zu besitzen. Wenn sie sich ihren Gefühlen wieder Herr sein wollte, brauchte sie die Einsamkeit, auch wenn sie mehr der Sommermensch war, reichte ihre Weitsicht nicht aus, die Kälte als Risiko war zu nehmen. Ihre Sinne schienen betäubt, vor dem herrschenden Chaos in ihrem Inneren, so dass ihr ihr Wohlergehen nicht mehr wichtig schien. Durch den schlechten Umgang anderer Menschen, oder in diesem Fall anderer Lebewesen, stürzte ihr Selbstwertgefühl in den Keller. So wie das Motto Wenn schon, denn schon sagte, war ihre Gesundheit nicht von belangen, dies lag jedoch eher, an ihrer fehlenden Kraft als an Selbsthass. Grundsätzlich fokussierte sich die rastlose Frau, in dieser Nacht, darauf ihre Gedanken zu sortieren und zu ergründen, warum ausgerechnet, sie das Wissen schultern musste, nach der, alle Welt seit langem suchte. Das die Menschen nicht alleine in diesem Universum war, schien Evelyn, seit einer geraumen Zeit zu vermuten, jedoch rechnete sie nicht damit, jemals selber die Frage beantworten zu können. Zumal Er nicht wie ein Außerirdischer aussah. Zumindest nicht in der Gestalt, in der er sich zeigte. Einen Monat war es nun bereits her, als sie, in einer kleinen Bar, auf ihn traf. Damals stellte er sich, mit dem Namen Ryan Mason vor. Anfangs verstand sie nicht, aus welchem Grund sie ihre Augen nicht von ihm wenden konnte, jedoch lag dies an seiner Ausstrahlung, die völlig hypnotisch auf sie wirkte. An dem Abend, trug er ein schwarzes Hemd mit Krawatte, dazu passende Anzugshosen und Schuhe, er schien ein wenig fehl am Platz, denn an diesem Ort sammelten sich viele Biker und Rocker Fans. Jedoch passte auch Evelyn, mit ihrem Lebensstil nicht wirklich in die Community, da allerdings die Bar Besitzer gute Freunde von ihren verstorbenen Eltern waren, hielt sie sich abends nach der Arbeit gerne dort auf.

Trotz, dass Ryan außerordentlich in ihr Partnerschema passte und Evelyn sonst eigenständig und selbstbewusst war, hatte sie nicht vorgehabt eine Beziehung mit ihm anzufangen. Denn aufgrund zuvor jeglicher gescheiterten Partnerschaften, trotz ihres guten Aussehens, zweifelte Evelyn an einer romantischen und in liebe gehüllte Zukunft. Eigenartigerweise stieß sie bis jetzt immer nur auf Männer, die lediglich an einer rein körperlichen Beziehung Interesse hatten, anstatt an einer treuen grundfesten. Nach all den Jahren der Enttäuschung hatte Evelyn im Grunde vorgehabt, sich einfach volllaufen zu lassen und zu sehen was wohl passieren würde. Damals empfand sie es als Glück, so kurz vor einem fatalen Fehler, und an dem Abend ihres Vorhabens, auf jemanden gestoßen zu sein, der sie völlig anders behandelte als sie es von Männern kannte. In sehr vielen Situationen war er mehr als nur zuvorkommend, er war höflich, witzig, bodenständig und schien nur Augen für sie zu haben. Zu ihrer Verwunderung schien nicht sie seine Anwesenheit und Aufmerksamkeit zu suchen, sondern er. Jedoch ging er darin ziemlich bedacht und behutsam vor, manchmal hatte sie das Gefühl, er kannte sie viel besser als sie sich selbst. Jeden Tag begann sie mit der Hoffnung und dem Herzklopfen, den er ihr bereitete, sobald sie sich trafen. Ihr Alltag, Aufgaben und Pflichten gingen eindeutig viel leichter von der Hand, es wirkte so, als ob sie endlich an dem Ende ihres Leidens angekommen wäre, als ob ihre sehnlichst erwartete Zukunft, endlich zu starten begann. Auch wenn ihre Freunde etwas an ihm eigenartig empfanden, wusste Evelyn, dass ihre Suche endlich ein Ende hatte, selbst seine kurzen Blau gefärbten Haare, störten sie nicht. Im Gegenteil, sie verstärkten ihr empfinden, jemandem ganz Besonderes gefunden zu haben. Doch nach all der besonderen schönen Zeit, zwischen ihnen, wäre sie nie auf den Gedanken gekommen, dass alles, so enden würde. Mittlerweile kam Evelyn sich völlig fremd vor, sie war äußerst verblendet in die Beziehung mit einem Außerirdischen eingegangen. Auch wenn ihr es damals nicht bewusst war, traf sie jetzt dafür die Ernüchterung, wie ein Schlag in den Magen. Scheinbar war kein Mensch für sie gut genug, so dass sie sich unweigerlich in einen Außerirdischen verlieben musste. Auch wenn sie es nicht wusste und er in allem ehrlich zu ihr gewesen war, fühlte sie sich verraten. Plötzlich blieb die junge Frau, etwas erstarrt und ruckartig stehen, als ihr auffiel, dass er schon zu einem früheren Zeitpunkt, die Wahrheit gesagt hatte. Sie war jedoch ganz und gar in ihn verliebt und zu dem verblendet, dass sie es für einen Scherz gehalten hatte.

Damals stellte er ihr eigenartige fragen, wie sie reagieren würde, dass er nicht der Erde entstammte und eine Forschung nachging menschliche Sitten und Rituale zu erforschen und dass er nun an den Punkt einer Beziehung kam. Er sagte, dass er ergründen möchte, warum einige Paare identische Ringe trugen und was der Auslöser dafür war. Er wollte wissen ob es eine Art symbolische Geste war, um zu demonstrieren, wessen Leibeigene man war, oder ob es eine andere Bedeutung besaß. Aufgrund Evelyns bisheriger Erfahrung mit idiotischen Männern brachte nichts die junge Frau dazu, dass von ihm erzählte zu hinterfragen, sondern es eher als scherz abzutun. Nie im Leben hätte sie sich ausmalen können, dass sein eigenartiges verhalten, der Wahrheit entsprach. Enttäuscht über ihre eigene Dummheit, fühlte Evelyn sich, umso mehr wie ein Versuchsobjekt. Jedoch gab sie nicht nur sich die Schuld, an diesem, äußerst ungewöhnlichem Missverständnis, denn Ryan stellte damals seine Fragen mehr rhetorisch und im Scherzen, als ernsthaft. Wer auch sonst, behauptete, ein Außerirdischer zu sein. Dachte Evelyn und stieß dabei unzufrieden und irritiert einen Atemstoß aus, so dass sich eine klare helle Dampfwolke bildete.
Der Unterschied, warum sie ihm an diesem heutigen Abend Glauben schenkte, lag daran, dass er sich ihr in seiner natürlichen Gestalt offenbart hatte. Zu ihrer Überraschung sah er nicht aus wie E. T., ebenfalls entsprach er nicht der typischen allgemeinen Vorstellung eines kleinen grünen oder roten Marsmännchens, mit Antenne auf dem Kopf. Seine Hautfarbe verdunkelte sich drastisch, sie wirkte fast schon so dunkel wie die blaue Farbe des Meeres, seine Haare veränderte sich ins Schwarze. Sein Körper behielt jedoch im Gegensatz, zu der drastischen Farbveränderung größtenteils seine humanoide Form bei, seine Gesichtsknochen gewannen lediglich ein wenig an Charakteristik dazu. Allerdings waren es seine Augen, die ihr einen Schauer einjagten. Denn das Weiße seiner Augäpfel verlor wie seine Haare an jegliche Farbe, alles wurde tiefschwarz bis auf die Iris. Diese fing an, in blauen Farben zu leuchten, obwohl die Farbe, ihrer Lieblingsfarbe entsprach, reagierte sie fluchtartig, auf seine äußerliche Veränderung. Evelyn ließ ihn ohne Chancen einer Erklärung in der Kälte zurück. Verängstigt und verwirrt stapfte sie bereits 2 Stunden, durch den 40 cm tiefen Schnee, der sich seit Tagen auf den Central Park gelegt hatte. An diesem Abend entsprachen die leise rieselnde flocken, ihrem inneren Chaos, so wie sich der Schnee aufs Land gelegt hatte, legte sich die Trauer in ihrem Herzen. Erneut plagten unergründliche Fragen ihr Herz. Warum ich? Wollte Evelyn wissen, so etwas hatte sie sich nicht für ihr Leben ausgesucht. Sie hatte doch lediglich nach Liebe gesucht, nach einer wahrhaftigen treuen Liebe. Zutiefst enttäuscht bahnte sich die einsame junge Frau weiter durch den Schnee. War es denn so abwegig, dass diese Beziehung nun ein Ende finden musste? Sie war schließlich, diejenige die plötzlich und ohne Vorwarnung, in der Dunkelheit verschwand. Zu ihrer Erleichterung folgte er ihr nicht, Evelyn war alleine, in dieser verschneiten kalten Winternacht.

Während sich ihre inneren Wogen langsam glätteten, verstand sie nicht, warum Ryan ihr seine Liebe gestanden hatte, wenn sie doch offensichtlich sein Versuchsobjekt war. Außerdem plagte sie die Frage warum er erst nach ihrem ersten Kuss, mit der Wahrheit rausgerückt war und sich in seiner Wahren gestallt zeigen musste. Dass ein Außerirdischer, Verlustängste empfinden konnte, war für sie kaum vorstellbar trotz, dass sein verhalten, darauf hinwies. Damals als er ihr die Wahrheit, das erste Mal gestanden hatte, schlug er keinen ernsten Ton an, erst an diesem Abend, nach dem Kuss redete er Klartext, so als ob ihm tatsächlich etwas an ihr lag und er sie nicht verlieren wollte. Doch dass ein Außerirdische tatsächlich wahre Gefühle, für sie entwickelt hatte und immer noch empfand, entzog sich jeglicher Art der Realismus und ihrem Verständnis. Die Schritte der jungen Frau verlangsamten sich etwas, als sie sich dabei ertappte, wie sie ein anderes Leben verurteilen, obwohl sie nichts von ihm wusste. So oft hatte sie die Vorurteile, anderer am eigenen Leib verspürt. So oft hatte sie mit Schmerz und Hass auf das Leid, das andere bei ihr verursacht hatten, reagiert und sich immer in einem besseren Licht gesehen. Nur weil Ryan ein Alien war und nicht von der Erde stammte, hatte es nichts zu bedeuten. Er hatte ihr in vielen Dingen viel mehr Aufmerksamkeit und Verständnis geschenkt als ihre Mitmenschen oder damalig kurzzeitigen Partner. Leicht bedrückt blieb Evelyn mit einem schlechten Gewissen stehen, hatte sie zu voreilig gehandelt? Hätte sie ihn zumindest sich erklären lassen sollen? Empfand Ryan das
Gleiche für sie, was Evelyn, im Grunde immer noch in ihrem Herzen für ihn empfand? In der jungen Frau stapelten sich erneut die Fragen, auf Grund seines Liebes Geständnisses, musste er die Bedeutung von Liebe kennen, vermutete Evelyn. Außerirdische wurden nicht selten in Filmen, Serien und Comics als brutale Welten Zerstörer und Unterwerfer dargestellt und nicht als Liebender Forscher.
Plötzlich schluckte Evelyn schwer, sie hoffte, dass der Herzensbruch nicht zu einem Krieg führen würde. Denn der Grund für den Untergang der Menschheit wollte sie nicht sein. Wenn Ryan überhaupt Gefühle besaß, war es für sie das Letzte auf der Welt und im Universum, ihm zu verletzten und das gleiche Leid zu verursachen, was sie oft schon gespürt hatte. Im Grunde wusste Evelyn nichts von ihm. Was ihn als Außerirdischen ausmachte und ob sein Charakter, den sie kennen gelernt hatte, der Wahrheit entsprach. In diesem Moment blieb ihr nichts Anderes übrig, als dem Gesagten glauben, zu schenken und zu hoffen, dass er ihr vielleicht nochmal eine letzte Chance geben konnte, bevor sie in diesem Schnee unterging. Und bevor er der Menschheit den Krieg erklären würde. Denn ihr fiel auf, dass im Grunde, Ryan und diese Beziehung wirklich etwas Einzigartiges war. Es war etwas, was ihr nie sonst jemand anderes in der Art und Weise hätte geben können.

So wie die Stille, sich in dieser Nacht, mit dem Schnee auf das Land legte, so ruhig wurden auch die Emotionen in Evelyns Herz. Die Farbe des Schnees erinnerte sie an weiße Federn und wirkten wie eine dicke Decke, die alles unter ihr warmhielt. Es dauerte eine kleine Weile, bis Evelyn bemerkte, dass der langsame Tanz der weißen Schneeflocken, etwas Harmonisches an sich hatten. Sie fühlte sich auf einen Schlag geborgen und völlig frei von irgendwelchen Zwängen und Verpflichtungen. Auch die Kälte schien ihr nichts mehr anzuhaben, Evelyn war bereits viele Abwege durch den großen Park gewandert, dass sie die Orientierung verloren hatte. Was ihr jedoch nicht mehr wichtig schien, denn neben der Geborgenheit verspürte die junge Frau, im Schnee plötzlich wärme, so als ob sie jemand ganz fest in armen hielt. Während Evelyn sich aus ihrem Chaos an Gefühlen manövriert hatte, verlor sie sich in der eisigen Nacht. Die Wärme die sie empfand, bildete sie sich lediglich ein, sie war so sehr in Gedanken versunken, dass sie nicht mehr realisierte, dass sie bereits am Boden Lag und nur noch hinauf über sich in den Himmel sah. Sie musste unverzüglich raus aus der Kälte, ins Warme, da sie jedoch mitten in dieser Nacht die Einzige in diesem Park war, ansonsten keiner ihren Standort kannte und sie bereits begann ihr Bewusstsein zu verlieren, schien ihr Schicksal besiegelt. Der einzige Gedanke, der ihr durch den Kopf ging, war die Hoffnung, dass Ryan ihr vergeben und sie einiges Tages ihm demonstrieren konnte, was es bedeutete die identischen Ringe auszutauschen. Das Letzte was die junge Frau beobachten konnte, war ein grelles Licht, das umringt von kleinen im Abwechseln blinkenden Lichtern über ihr stehen blieb. Sie beobachtete, wie in dem Licht, wiedererwartet eine dunkle Person auftauchte, von der sie nur die Umrisse wahrnehmen konnte und die Ryan ähnelten. Dann bemerkte sie, bevor sie schlussendlich ihr Bewusstsein verlor, dass sie jemand oder etwas aus der Kälte, holte.

Geheimer Bericht #22102023: Botschafter der 3. Enklave Azriel, Teil 1: SZ13480901

Es gibt ein Sprichwort unter den Ariels, das lautet: „Alles was schiefgehen kann wird schiefgehen.“ Die Auswirkungen dieses Sprichwortes erfuhr ich am eigenen Leib, obwohl die Geschichte sehr gut angefangen hatte. Die Friedensverhandlungen mit den Ignis sind sehr gut verlaufen. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten wurde ein Nichtangriffspackt geschlossen, der diesen sinnlosen Krieg vielleicht endlich beendet.

Ich musste unbedingt die Ergebnisse der Verhandlungen dem Oberkommando vorstellen, denn sie planten einen vernichtenden Schlag auf zivile Einrichtungen der Ignis. Das Holonet konnte ich nicht verwenden, es gab Leute, die davon noch nicht erfahren dürfen. Millionen würden sterben, wenn ich meinen Heimatplaneten nicht innerhalb fünf Tagen erreichte.

Nicht alle waren mit dem Ausgang der Verhandlungen glücklich. Extremistengruppen wollten den Vertrag, der sich an Board meines Schiffes befand, nicht in den Händen des Oberkommandos sehen und ihn samt meiner Wenigkeit vernichten. Schon kurz nach Verlassen des Orbits von Ouaua, dem Planeten auf dem die Verhandlungen stattgefunden hatten, wurde ich angegriffen. Erstaunlicherweise waren die Angreifer meine Landsleute. Ich musste einen Weg abseits der Hauptrouten einschlagen, um ihnen zu entkommen.

Das Oberkommando hatte ja bereits Zwischenfälle erwartet, deswegen wurde ich ausgewählt für diese Mission, doch die Warpstürme waren einfach zu viel für meine navigatorischen Fähigkeiten. Ich kam vom Kurs ab und wurde in ein Sonnensystem mit neun Planeten, zwei Asteroidengürteln und einer gelben Sonne gespült.

Mein Schiff war beschädigt, das Kommsystem zerstört und mir war der Treibstoff ausgegangen. Um die Beschädigungen zu reparieren müsste ich von außen an die Schiffshülle und der Raumanzug war auch nicht mehr funktionsfähig. Deswegen war für eine Reparatur eine Landung notwendig. Glücklicherweise zeigten meine Scanner, dass es auf dem dritten Planeten eine atembare Atmosphäre für mich gab. Somit setzte ich Kurs darauf.

Gut, dass mein Schiff ein älteres Modell war und es noch Rettungsschirme als Backupsystem hatte, sonst hätte ich die Landung nicht überlebt. Ich verbrauchte die letzten Tropfen Treibstoff, die noch im Rohrsystem war, um einen Landungsvektor anzufliegen, dann fielen die Haupttriebwerke aus. Ich raste auf die Tagseite des Planeten zu. Vom Orbit sah er wunderschön aus, doch ganz anders als Ariel.

Er war mit sehr viel Wasser bedeckt, bestimmt zwei Drittel der Oberfläche. Eine große Landmasse schwamm vor mir auf dem Ozean, die sich bis auf die Nachtseite erstreckte, die ich aber nicht sehen konnte. Mein Schiff fiel auf den nördlichen Rand einer Halbinsel zu, die wie ein Schuh mit großem Absatz aussah. Die Kontinente waren überwiegend von grüner Farbe bedeckt, was bedeuten musste, dass es hier ziemlich viele Pflanzen gab.

Das Ziel meines Kurses wurde vor der Scheibe meines Raumschiffs immer größer. Rote Flammen leckten an den Schutzschilden, die Temperatur im Cockpit stieg rapide an. Das Schiff vibrierte und ich wurde wild umhergeschleudert. Gut dass ich angeschnallt war. Vor mir wurde alles weiß. Kondenswasser beschlug die Scheibe.

Ich flog blind durch eine Wolkenschicht. Ich versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren, tun hätte ich eh nichts können. Mein Schicksal lag in Azmondias Händen. Ich schickte ein kurzes Gebet zu der Göttin. Die nächsten Sekunden würden über das Schicksal von zwei Völkern und über mein Leben entscheiden.

Der Boden war nicht mehr weit entfernt und kam immer näher. Ich sah ein neues Problem aufkommen, doch darum musste ich mich kümmern, wenn ich gelandet war. Mit aller Anstrengung streckte ich meinen Finger aus um die Bremsfallschirme und die Steuerdüsen zu zünden. Mit einem heftigen Ruck wurde der Flug angenehmer und der Fall langsamer. Erleichtert holte ich einen tiefen Atemzug. Ich hatte die ganze Zeit vor Anspannung die Luft angehalten. Vor mir lag eine gebirgige Landschaft, die mit Wäldern bedeckt war.

Trotz aller Bremskraft war ich immer noch viel zu schnell. Die Baumspitzen brachen ab wie Streichhölzer als ich mich dem Boden näherte. Ein weiterer heftiger Ruck und ich setzte auf. Ich denke, dass ich beim Aufprall kurz das Bewusstsein verloren hatte. Ich vermute, dass das Schiff noch einige Zeit weiter geschlittert war, bis es gebremst durch die ganzen Bäume schließlich zum Stillstand kam.

Als ich wieder zu mir kam, wurden mir zuerst die ganzen Schmerzen bewusst, die ich hatte. Ich spürte, wie heißes Blut über meine rechte Gesichtshälfte ran und meine Sicht behinderte. Laute Alarmtöne schrillten durch das Cockpit. Zahlreiche Warnleuchten und Fehlermeldungen blinkten auf den Displays auf.

Um aus dem Stuhl hochzukommen, stützte ich mich mit meinen Armen auf den Lehnen ab und stieß sofort einen Schmerzensschrei aus. Mein Arm war gebrochen. Andere Muskeln und meinen anderen Arm benutzend, konnte ich mich doch aus dem Stuhl befreien. Als ich stand, leerte ich schon mal meinen Mageninhalt auf den verdreckten Boden des Cockpits. Aber ansonsten schien es mir gut zu gehen.

Ich untersuchte die Konsolen, zumindest, die, die nicht beschädigt waren. Es war einfach wichtiger zu wissen, ob ich hier jemals wieder wegkommen würde, als mich zu verarzten. Durch den Aufprall wurde das Schiff zwar weiter beschädigt, aber bis auf die kritischen Systeme, die sowieso schon kaputt waren, hat sich nichts verschlimmert.

Wenn ich die Anzeigen richtig las, konnte ich mit ein bisschen Werkzeug, ein paar Kohlenstoffnanotubes und Magnesiumträgern und zehn Liter Helium als Treibstoff wieder starten. Leider waren die Schiffssensoren komplett unbrauchbar und der Scanner in meinem Kommunikator hatte nur eine Reichweite von ein paar Schritt, ich musste also zuerst das Zeug finden. Dafür musste ich das Schiff verlassen und mich umsehen. Es war nicht unmöglich.

Ich könnte natürlich auch versuchen das Kommunikationssystem zu reparieren und dann Hilfe rufen. Das Kühlmittel dafür ist ausgelaufen, ich bräuchte also flüssigen Stickstoff und die Spulen und ein paar Leitungen sind durchgebrannt. Dafür müsste ich mehrere Meter Supraleitungen finden. Das Zeug war schwieriger zu beschaffen und stellte mich vor drei weiteren Problemen:

Erstens, meine Angreifer könnten den Notruf abfangen, zweitens meine Retter könnten genauso durch die Warpstürme abstürzen und das schlimmste Problem von allen: Auf meinem Anflug, sah ich Anzeichen von Behausungen und Zivilisation. Der Planet war bewohnt.

Das oberste Gebot lautete, keine Einmischung in Zivilisationen, die das interstellare Reisen noch nicht erforscht hat. Das ist das einzige Gesetz bei dem, bei Zuwiderhandlung, die Todesstrafe vollzogen wird. Ich denke nicht, dass ich die Materialien für meine Reparatur ohne Hilfe der Einheimischen bekommen hätte, doch ich wollte mein Bestes geben, den Einfluss meiner Anwesenheit so gering wie möglich zu halten. Immerhin hing mein Leben nicht nur in einer Weise davon ab.

Nachdem ich nun meine Wunden verarztet hatte, wollte ich mich auf die Suche nach den Materialen begeben. Beim Absturz war ich über eine Siedlung geflogen, die nicht weit von meiner Absturzstelle entfernt war. Vielleicht würde ich dort fündig werden und könnte auch mehr über die einheimischen Wesen erfahren. Zum Glück sind meine Flügel beim Absturz nicht verletzt worden, denn wie es aussah, war ich an einem Berghang in der Nähe des Gipfels gelandet. Zu Fuß würde der Weg um einiges mühsamer sein und länger dauern.

Geheimer Bericht #22102023: Botschafter der 3. Enklave Azriel, Teil 2: SZ13480901

Zwei Planetenrotationen waren bereits vergangen. Mir war aufgefallen, dass ein Tag auf Ariel ungefähr eineinhalb Mal länger dauert als hier. Aber ich hatte mittlerweile ein bisschen was erreicht, auch wenn es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein war.

Den ersten Tag hatte ich mit der Beobachtung der einheimischen, zivilisierten Wesen verbracht. Es gab auch eine sehr umfangreiche Fauna, mit deren Analyse sich ein ganzes Team von Wissenschaftlern ein Leben lang beschäftigen könnte. Ich hatte aber wichtigeres vor. Lange musste ich nicht suchen, bis ich welche von den Zivilisierten fand.

Es war sogar notwendig, sie von ihrem Weg abzubringen, damit sie mein Schiff nicht entdeckten. Mit einem Multifunktionswerkzeug, meinen Kommunikator und etwas Proviant im Gepäck war ich losgeflogen. Außerdem hatte ich in der Krankenstation ein Visier gefunden, dass es mir erlaubte Dinge zu vergrößern und verschiedene Lichtspektren zu sehen.

Die Luft hier war unglaublich angenehm und roch wahnsinnig gut. Leider kenne ich keine vergleichbaren Gerüche auf Ariel, somit fällt mir es auch schwer zu beschreiben. Das Fliegen fiel mir dagegen sehr leicht, ich denke, dass das an der dichteren Atmosphäre als zuhause liegt.

Nach etwa dreißig Stes sah ich die ersten Einheimischen. Es war eine kleine Gruppe von vielleicht zwei Dutzend Exemplaren. Sie folgten einem schmalen Pfad durch den Wald. Ich hoffte, dass ich so hoch über ihnen flog, damit sie mich nicht wahrnehmen können. Mit dem Visier konnte ich sie in mein Sichtfeld holen und beobachten.

Sie sahen gar nicht so viel anders aus, wie wir Ariels. Sie hatten einen Kopf, zwei Arme, zwei Beine, zwei Augen. Ihre Größe variierte etwas. Zwei von ihnen führten die Gruppe an und hätten einen ausgewachsenen Ariel in die Augen blicken können. Die anderen waren etwa einen Kopf kleiner. Ich konnte keine Flügel oder ähnliche Organe zum Fliegen ausmachen. Arme Wesen. Fliegen ist toll.

Mir fiel auf, dass sie einen Finger mehr hatten wie wir. Interessant fand ich auch, dass sie ihr Fell nur auf dem Kopf trugen. Wobei auch hier Unterschiede zu erkennen waren. Bei einigen war das Fell länger, es reichte teilweise bis zur Hälfte des Rückens, andere hatten ganz kurze oder gar keines am Kopf. Es sah so aus, als wäre es künstlich entfernt worden. Einer der zwei Großen hatte auch Fell um die Mundgegend.

Ihre Köpfe waren sowieso das Seltsamste an ihnen. Sie hatten einen Fortsatz mitten im Gesicht. Auf jeder Seite stand ein Fleischlappen weg. Über die Funktion dieser Organe konnte ich nur wild spekulieren. Nur der Mund war wieder ähnlich wie bei uns. Ihren Körper hatten sie mit Kleidung bedeckt, wie es auch Ariels tun würden.

Die Wesen konnte ich grob in zwei Gruppen einteilen. Die Kleinsten von ihnen, bei denen auch die Muskeln nicht so stark ausgeprägt waren, hatten noch zwei Fortsätze nebeneinander auf der Brust. Beide waren gleich groß, unterschieden sich aber von Wesen zu Wesen. Bei den Größeren und Muskulöseren fehlten sie jedoch ganz.

Bei ein, zwei Exemplaren bin ich mir nicht sicher in welche Gruppe ich sie stecken würde. Ich nehme sehr stark an, dass es sich hier um geschlechtliche Unterschiede handelt, wobei ich nicht weiß welche Eigenschaften zu den Männchen und welche zu den Weibchen gehören.

Nachdem ich das Verhalten, aus dem ich nicht sonderlich schlau wurde, etwas beobachtet hatte entfernte sich eine Vierergruppe vom Rest. Es waren zwei Muskulöse und zwei Andere. Sie gestikulierten wild und zeigten in die Richtung, wo mein Schiff war. Das Kleinste von ihnen schubsten die anderen immer weiter durch das Unterholz. Jetzt fiel mir auch auf, dass es ähnlich wie mein Visier ein Gestell im Gesicht hatte, das seine Augen merkwürdig vergrößerte. Beim dritten Mal Schubsen fiel es hin und die anderen stießen komische Geräusche aus. Das Gestell sah verbogen aus.

Besorgt blickte ich zu meinem Schiff. Wenn sie noch weitergingen würden sie es finden. Ich musste mir dringend was einfallen lassen. Sollte ich sie erschrecken? Aber dann müsste ich mich Ihnen zeigen. Ich sah meine Ausrüstung an. Mir kam eine Idee. Ich wartete auf einen günstigen Zeitpunkt und schoss im Sturzflug ein paar hundert Schritt hinter sie. Kurz bevor ich auf dem Boden aufkam spreizte ich die Flügel, bremste den Fall und landete geräuschlos.

Mit dem Multitool schnitt ich drei Bäume an und gab ihnen einen Ruck, damit sie umfielen. Während des Falls knackten die abbrechenden Äste. Mit einem lauten Rumps landeten die Bäume und versperrten den einzig möglichen Weg durch das Unterholz. Ich wartete ein paar Stes. Ich betete, dass sie sich erschreckt hatten und sie nichtmehr kamen. Schließlich nahm ich meine Beschäftigung wieder auf und flog wieder in den Himmel. Erleichtert konnte ich von dort aus erkennen, dass alle vier, so schnell sie konnten, wieder zu der Gruppe zurück rannten. Azmondia hatte mich gehört.

Im weiteren Verlauf des Tages weckte das kleine Wesen mit dem Gestell im Gesicht immer mehr meine Aufmerksamkeit. Aus mir unbekannten Gründen hob es immer wieder den Arm, wenn die Gruppe Pause machte, einer der Großen deutete dann mit den zweiten Finger darauf und kurze Zeit später verzerrte sich das Gesicht und die Mundwinkel gingen nach oben.

Am Nachmittag kehrte die Gruppe zu ihrer Siedlung zurück. Ihre Behausungen waren sehr niedrig, hatten weiße Wände und dreieckige rote Dächer. Durch Fenster konnte man teilweise hineinsehen. Ich folgte unauffällig meinem Beobachtungsobjekt zu dessen Behausung. Auf dem Weg dorthin bemerkte ich, dass es sogar mehr von den großen Exemplaren gibt als von den Kleinen. Die Sonne ging schließlich unter und mein Exemplar ging nicht mehr nach draußen. Offensichtlich sind diese Wesen hauptsächlich tagesaktiv, denn immer weniger waren außerhalb der Gebäude.

Künstliche Beleuchtungen gingen an der Seite von grauen unnatürlichen Wegen an. Daraus schließe ich, dass die Einheimischen ihre Umgebung hauptsächlich durch Sehen war nehmen. Das brachte mir in der Nacht einen Vorteil. Vorsichtig inspizierte ich die Fenster. Schön langsam wurde ich etwas erschöpft von der ganzen Fliegerei.

Bei einem im Erdgeschoss wurde ich schließlich fündig. Fast konnte ich es nicht erkennen, da es sich zugedeckt hatte. Was mich noch mehr erstaunte war, dass ich etwas im Zimmer des Wesens entdeckte, dass mein Herz vor Aufregung höher schlagen ließ: Etwas, das aussah wie eine Datenkonsole. Ich beschloss am Tag darauf wieder zu kommen und das näher zu inspizieren.

Am nächsten Tag brannten mir die Flugmuskeln. So lange war ich schon lange nicht mehr am Stück geflogen. Dennoch kehrte ich zu der Behausung zurück. Aus ein paar Fetzen hatte ich schnell eine Verkleidung zusammengebastelt. Eine weite Robe mit Kapuze, die meinen Kopf und meine Hände bedeckte.

Wenn niemand genauer hinsah, dachte ich, würde ich von weitem als Einheimischer durchgehen. Ich landete diesmal etwas abseits der Siedlung und erreichte mein Ziel zu Fuß. Ein paar traf ich auf meinen Weg und sie stießen Laute aus, die ich nicht verstand. Ich denke, sie kommunizieren so miteinander.

Peinlichst darauf bedacht, dass mich am Gebäude niemand sah, zwang ich mich durch eine Öffnung auf dem Dach, die mir am Vortag schon aufgefallen war. Vorher hatte ich mich noch vergewissert, dass niemand zuhause war. Hustend und keuchend kam ich am Ausgang der Röhre an. Von oben bis unten war ich komplett schwarz. Der Zusammensetzung nach zu urteilen, waren es Verbrennungsrückstände.

Viele unbekannte Eindrücke brachen über mich herein, doch ich musste mich darauf konzentrieren, das Datenterminal zu finden. Es könnte mir helfen hier zu finden was ich brauchte. Meinem Orientierungssinn folgend fand ich schließlich den Raum, in dem das Wesen geschlafen hatte. Ich sah mich um.

Viel von den Wänden war mit Bildern bedeckt, die verschiedene Lebewesen zeigten. Endlich fand ich wonach ich suchte: Ein Bildschirm und daneben ein schwarzer Kasten, beides mit Leitungen verbunden. Ich ließ es von meinem Kommunikator analysieren. Die Maschine hatte keine Energie. Aber ich konnte ein paar Schalter erkennen, die ich willkürlich betätigte.

Nach einiger Zeit erwachte das Ding zum Leben. Vor Schreck stieß ich quaderförmige Dinge vom Tisch, die aus mehreren hundert einzelnen Blättern bestanden. Mein Kommunikator zeigte mir an, dass die Maschine auf Basis elektrischer Impulse funktionierte. Eine Schnittstelle des Kommunikators war kompatibel und konnte Daten abfragen.

Doch leider verstand ich die Sprache nicht. Zuerst musste ich meinen Kommunikator also nach Informationen über eine Sprache suchen, mit der er die Übersetzungssoftware füttern konnte. Meine anfängliche Euphorie schwand weiter. Die Rechenleistung des Kommunikators war nicht vergleichbar mit dem Computerkern eines Schiffes, deswegen würde das ganze Vorhaben einen halben Tag dauern.

Geheimer Bericht #22102023: Botschafter der 3. Enklave Azriel, Teil 3: SZ13480901

Schwermütig hatte ich den Kommunikator hoch oben, auf einen Kasten mit Tür aus Holz versteckt. Die Dinge, die ich vorher runterschmiss, weckten meine Aufmerksamkeit. Anfangs konnte ich die Schrift nicht lesen, doch anscheinend waren es Anleitungen für verschiedene wissenschaftliche Themen. Aufgrund der Bilder konnte ich nach einer kurzen Zeit grundlegende Zeichen entziffern.

Ich war beeindruckt, wie viel sie doch vom Universum wissen und doch noch nicht auf die Idee gekommen sind einen Warpantrieb zu bauen. Am Anfang waren die Umrechnungen am Schwierigsten. Ihr Zahlensystem basierte auf einer Zehnerpotenz, nicht wie unseres auf einer Achterpotenz. Ein weiterer Quantensprung in der Entschlüsselung ihrer Schrift, war die Entdeckung eines Periodensystems. Es war zwar nicht vollständig oder vielleicht hatten sie ein paar Elemente noch nicht entdeckt, aber es half mir die Wissenssammlungen besser zu studieren.

Was als nächstes passierte bereute ich sehr. Leider war ich so in meine Studien vertieft, dass ich das Wesen nicht hereinkommen hörte. Es stieß einen fast betäubenden schrillen Schrei aus. Ich selbst wurde davon so erschreckt, dass ich von meinem weichen Sitz herunterstürzte und instinktiv meine Flügel ausbreitete. Dabei stieß ich wieder ein paar Sachen um und die Wissenssammlung, in die ich vertieft war, fiel zu Boden.

Endlich stoppte der Lärm und es keuchte schwer. Außerdem fing es an zu zittern und die rosafarbene Haut wurde feucht. Sonst war es komplett erstarrt. Was sollte ich tun? Der Kommunikator brauchte noch ein bisschen zur Entschlüsselung der Sprache. Fürs erste faltete ich meine Flügel wieder zusammen. Ich konnte mir vorstellen, das alles was ihm unbekannt war, dem Wesen Angst einjagte. Außerdem war ich von oben bis unten komplett schwarz. Ich musste furchterregend aussehen.

Wegrennen konnte ich nicht, es stand direkt zwischen mir und meinem Fluchtweg. Kämpfen wollte ich auch nicht, da ich erstens, seine sonstigen Abwehrreaktionen, bis auf den Betäubungsschrei nicht kannte, wobei ich mir sicher war, dass ich aufgrund des Größenunterschieds im Vorteil war. Ich sah mich im Zimmer um. Da kam mir schließlich eine Idee. Ich hatte aber keine Ahnung, ob sie funktionierte.

Mir waren dünne Seiten auf dem Tisch aufgefallen und farbliche dünne Äste. Als ich die Bilder an der Wand beobachtete, wurde mir klar, dass diese das Wesen selbst fabriziert hatte. Also nahm ich einen schwarzen Ast und versuchte mich selbst zu zeichnen. Daneben versuchte ich das Wesen so gut es ging darzustellen. Beide Figuren gaben sich die Hand auf dem Bild. Die ganze Zeit beobachtete mich das Wesen dabei und rührte sich nicht vom Fleck.

Als ich fertig war zeigte ich ihm das Bild und streckte meine Hand aus. Ganz vorsichtig tat das Wesen es mir gleich. Als ihr Finger mein Fell an der Hand berührte, spürte ich, dass es angenehm weich und etwas kühl war. Es zuckte kurz bei der Berührung zusammen und die Mundwinkel gingen nach oben. Ich hatte das Gefühl, dass das ein Ausdruck von Freude bei den Wesen ist und es verstanden hatte, dass ich keine Bedrohung bin. Vielleicht konnte ich doch mit ihm kommunizieren.

Es wischte sich die Feuchtigkeit aus dem Gesicht und fing an aufgeregt Töne auszustoßen. Es bewegte auch den Mund, wie wir Ariels beim Sprechen. Bei meiner Beobachtung der Wesen am Vortag war mir aufgefallen, dass sie für Zustimmung den Kopf nickten und ihn bei Ablehnung schüttelten. Deswegen formte ich mit meinen Fingern einen Mund, öffnete und schloss ihn und bewegte meinen Kopf von links nach rechts, in der Hoffnung, dass es verstand, dass ich eben nichts verstand.

Mit gebannten Augen starrte es meine Hand an und hörte auf zu reden. Botschaft angekommen. Es nahm mir das Blatt aus der Hand, das ich gemalt hatte und fügte über die Figur, die es darstellte Zeichen hinzu. Es tippte auf die Zeichen und sagte etwas, dass sich wie „Mimi“ anhörte. Anschließend tippte es energisch auf meine Figur. Zuerst zeigte ich auf das Wesen und versuchte die Töne nachzumachen. Nach drei Versuchen nickte es. Ich deutete auf mich und sagte „Azriel“, es schaffte es schon nach dem ersten Versuch.

Seine Intelligenz beeindruckte mich. Wir versuchten so gut es ging über Gesten und Zeichnungen zu kommunizieren. Es lernte meine Sprache schneller als ich seine. Hin und wieder nahm es die Wissenssammlungen zu Hilfe und zeigte mir verschiedene Sachen. Ich lernte, dass die Wesen sich selbst Menschen nennen und manche meiner eingehenden Vermutungen waren korrekt.

Der Mensch vor mir, war noch nicht ausgewachsen und ein Weibchen. Die Kleine begutachtete neugierig meine Flügel und strich mir über das Fell in meinem Gesicht, das immer noch schwarz von dem Ruß war, durch den ich gerutscht bin. Als sie das bemerkte holte sie einen mit Wasser getränkten Lappen und machte mich sauber. Ich versuchte sie nach dem Helium zu fragen doch, dafür reichten meine Gesten und Zeichenkünste nicht aus.

Also überbrückte ich die Zeit und erzählte ihr, wo ich herkam und machte deutlich, dass ich so schnell wie möglich wieder dorthin zurück müsste. Es war wirklich ungewohnt, nur mit Händen und Füßen zu kommunizieren. Nach einer Weile, lernte ich die Bedeutung von einigen ihrer Gesichtsausdrücke. Wenn die Mundwinkel nach oben gingen, war sie glücklich. Zeigten sie in die andere Richtung, war sie unzufrieden.

Falten zwischen ihren Augen zeigten Wut oder Frust und wenn sie dieses komische Gackern ausstieß freute sie sich sehr. Sie fragte mich, nach der Bedeutung der Farbe in meinem Gesicht. Die zwei roten Streifen, die sich längs über den vorderen Teil meines Kopfes zogen, zeigten den Rang, den ich in meiner Militärzeit hatte. Leider fehlte mir auch hier der Einfallsreichtum, ihr das zu erklären also malte ich einen großen muskulösen Arm auf das Blatt und sie verstand, dass es Stärke bedeutete.

Auf einmal wurden wir durch ein lautes Piepen aus unserer Unterhaltung gerissen. Der Kommunikator hatte seine Berechnungen beendet. Ich holte ihn runter und aktivierte das Sprachprogramm. „So jetzt kann ich endlich richtig mit dir reden, hoffe ich. Verstehst du mich?“ Fing ich einfach an zu fragen.

Ihre Augen weiteten sich voller Erstaunen. Ihr Kehlkopf bewegte sich. „Ja… ja… Wie?“ stammelte sie. „Das ist jetzt unwichtig. Weißt du was Helium ist und wo ich es herbekomme?“, fuhr ich fort. Ach endlich eine anständige Kommunikation, ohne sich ständig überlegen zu müssen, wie man was verständlich macht. „Natürlich, aber für was brauchst du das?“, fragte sie neugierig. „Das Leben vieler Wesen hängt davon ab. Mimi kannst du das mir besorgen, ich brauche zehn Liter davon.“, antwortete ich eindringlich.

„Wir pumpen damit Luftballons auf. Morgen ist Jahrmarkt, da sollte es was geben. Ich glaube du musst mir aber dabei helfen es dir zu besorgen.“ Als ich ihre Antwort hörte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Vielleicht ging doch noch alles gut aus. Ich würde einfach mein Raumschiff wieder flott machen und keiner würde mitbekommen, dass ich gesehen wurde. Ach, wenn es doch nur so einfach gewesen wäre.

Locker bleiben

Da wären wir also. Ich weiß schon gar nicht mehr genau, wie lange ich schon auf diesem Planeten sitze. Beobachte, wie sie sich bewegen. Wie sie sprechen. Lachen, lieben, Kriege führen, Partys feiern, Nahrung aufnehmen, Katzenvideos schauen, die Luft verschmutzen, ihren Abfall konservieren.
Werfe einen kurzen Blick auf mein Logbuch. Dreiundzwanzig Flöps, das sind etwa dreihunderfünfundvierzig Menschenjahre. Die würden hier sagen, dass da viel passiert ist. Leute, da wo ich her komme, nennt man diese Zeitspanne Brunch.
Also eigentlich nennt man das anders, aber ihr könnt mit Flöps ja auch nichts anfangen. Warum dann mit Fremdwörtern um sich schmeißen.
Ich habe eine menschliche Struktur angenommen, um nicht aufzufallen, und in Ruhe zu beobachten. Das war einfach, mein alter 3-D Drucker war damals schon leistungsfähiger als eure es wohl erst in fünfundachtzig Flöps, Entschuldung, etwa tausend Jahren sein werden.
Genug der technischen Details. Jetzt sind wir ja hier und nur das ist wichtig. Wir machen uns jetzt mal alle locker, aber nicht so ne Yoga scheiße, wie das immer im Fernsehen gezeigt wird. Ich hab für sie alle da was in den Becher geschüttet. Ja vor ihnen. Jeder mal einen kräftigen Schluck, dann wird das cool hier. Sie schauen alle so skeptisch, dabei dachte ich, hier wäre ich richtig. Sie nennen sich doch Wissenschaftler, dies ist doch eine Hochschule. Gerade sie sollten nicht die Hybris haben, zu glauben, allein zu sein.
Wir gucken uns das hier jetzt wie gesagt schon eine ganze Weile an. Ja wir, Mehrzahl. Anstatt einfach nur in den Himmel zu schauen, hättet ihr vielleicht doch mal mehr Comics oder Science-Fiction lesen sollen. Die haben es gewusst. Die ganze Zeit. Na ja, wir haben da vielleicht mal den ein oder anderen unfreiwilligen Hinweis gegeben. Alkohol könnt ihr halt.
Egal, ich schweife ab. Also, wir machen das jetzt schon eine ganze Weile. Wir sind nicht gerade begeistert. Es ist nicht alles schlecht, aber machen wir uns nichts vor, das könnte besser.
Ah, da oben seh ich schon den ersten ohne Hose auf den Tisch klettern. Ja, das kann schonmal sein, bei dem Gebräu. Ist aber okay. Bisschen lockerer hilft.
Was wir vor haben? Es besser machen. Seht, wir waren auch mal so, aber wie man sieht, sind wir jetzt hier. Mal abgesehen davon, dass wir technisch so weit sind, überhaupt da zu sein, haben wir es auch kulturell so weit gebracht, als Spezies zusammen zu arbeiten. Und sind wir mal ehrlich, da ist hier manche Tierart weiter als ihr.
Schlimm genug, dass ich euch jetzt hier eine Power Point Präsentation machen muss, um euch den Bums zu erklären. Da seht ihr Mal, wie weit der Weg noch ist. Oder versteht es zumindest danach. Wir hatten schon den Plan, dass ganze hier vor 20 Jahren zu machen, aber auf Overhead Projektoren hatte absolut niemand Lust.
Ich sehe, das Getränk zeigt jetzt bei jedem den gewünschten Effekt. Keine Sorge, wir verteilen gleich ein paar Eimer für Sabber und Urin.
Wenn sie wieder ihrer Sinne Herr sind, werden sie uns vergessen haben. Jedoch das wissen in sich tragen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Das ist ihre Chance. Und wir passen weiter auf. Schauen uns das noch maximal fünfzig Erdenjahre an. Wenn das bis dahin nicht besser wird…na ja, sagen wir so, dann bekommen die Schimpansen ihre Chance. Die hatten schon angefragt.
Und jetzt, viel Spaß bei den folgenden siebenunddreißig Stunden und immer dran denken:
Locker bleiben.

Die Begegnung

Der Erdling schließt die Tür hinter sich. Das ist der perfekte Zeitpunkt. Ich betrete sein Haus und wie ich es zigmal in den letzten Wochen beobachtet habe, mache ich es mir auf dem großen Plüschding gemütlich – meine Glieder übereinander und mit diesen schwarzen Federdingern über den Augen. So haben es die anderen Erdlinge gemacht. Eigentlich verrückt, dass er es ihnen erlaubt, dass sie sich an seinem Stammplatz räkeln. Das Wasser hinter der Tür rauscht und ich weiß, dass der Erdling gleich wieder kommt. Ich schaue an mir hinunter. Meine Haut ist etwas grünlich – ich denke, das ist okay. Aber dann fällt mir ein, dass diese beiden großen Bälle am Oberkörper fehlen. Schnell wölbe ich meine Brust aus, da höre ich schon, wie sich die Tür öffnet. Der Erdling kommt. Ich ziehe meine Mundwinkel etwas nach oben und sehe ihn mit großen runden Augen von unten her an. Doch dann passiert etwas Unerwartetes. Der Erdling kommt nicht direkt auf mich zu und erwidert meine Kontaktaufnahme, wie ich es zahlreiche Male beobachten konnte. Nein, er schreit. Laut. Es dröhnt in meinen Ohren und ich sehe nur, wie er vor mir zurückweicht. Der Erdling hält sich dabei die Brust. Ich springe auf und imitiere ihn. Schreie und weiche zurück, denn wenn ich eins gelernt habe in den letzten Wochen, dann ist es, dass Spiegelungen zwischen Erdlingen quasi ständig passieren und offenbar wichtig sind untereinander. Jetzt scheint es zu wirken. Der Erdling hört auf zu schreien und ich tue es ihm gleich. Er hebt eine Hand in meine Richtung und ruft etwas. Leider spricht er dabei so hastig, dass ich ihn nicht verstehe. Diese Erdlingssprache ist aber auch schwer. Genau deswegen habe ich mir dieses Exemplar ausgesucht, denn ich konnte ausführlich beobachten, dass seine Begegnungen eher aus direktem Körperkontakt bestehen und er nicht viel spricht. Das liegt mir viel mehr als diese fremde Sprache. Und nun steht er hier vor mir und spricht. Ich muss mich sammeln. Was passiert hier? Mir fallen die Worte nicht ein, die ich mir zurechtgelegt hatte. In meinem Kopf hallt noch der Schrei nach. Wieder sagt der Erdling etwas, aber ich kann es nicht verstehen. Ich schaue ihn nur stumm an, kann mich nicht bewegen. Der Erdling kommt langsam auf mich zu und ich weiß nicht, was ich tun soll. Er sieht nicht so aus, als wolle er mit mir in körperlichen Kontakt gehen. Dann kann ich mich doch aus der Erstarrung lösen und hebe meine Hand. Ich strecke sie ihm entgegen und presse ein „AA-L-L-L-OO“ hervor. Der Erdling weicht wieder ein Stück zurück, doch diesmal schreit er nicht. Dann hebt er ebenfalls seine Hand und kommt auf mich zu. Will er etwa doch…? Bevor ich reagieren kann, spüre ich seine Hand auf meiner. „Hallo“, sagt er und diesmal verstehe ich ihn. Seine Stimme ist ruhig geworden und in mir wird es ganz warm. Die Hand des Erdlings ist warm. Vorsichtig traue ich mich, einen Schritt auf ihn zuzugehen. Der Erdling streckt mir auch seine andere Handfläche entgegen und ich lege meine Hand darauf. Sofort strömt es warm durch mich durch. Ich bemerke, wie der Erdling laut ein und ausatmet. Er scheint es auch zu spüren. Mein Körper kribbelt – ich spüre es bis in die Ohren und ohne, dass ich es selbst steuern kann, gehe ich noch weiter auf den Erdling zu. Auch er nähert sich und so stehen wir einen kurzen Moment voreinander. Dann schlingen sich seine Finger in meine Finger und er zieht mich noch näher. Er löst seine Hände von meinen und greift um mich. Ich lasse es geschehen, denn nun weiß ich, was passieren wird. Genau das habe ich zwischen ihm und den verschiedenen Erdlingen beobachtet. Seine Hand streicht über meine Wange und ich sehe ihm in die Augen und dann auf seinen Mund. Noch bevor ich ihm wieder in die Augen sehen kann, spüre ich seinen Mund auf meinem und ergebe mich der kribbelnden Energie zwischen uns. „AA-LL-OO“, denke ich noch und dann versinke ich in der Wärme zwischen unseren Köpern.

Kintea auf der Jagd nach der Dosenkönigin El-friede

Von Wegen in 12 Stunden ist der Fall erledigt, zuerst der Traffic-Jam im Andromeda Nebel und die Zufahrt zur Erde war ebenso nervenaufreibend! Seit diese kleinen Erdlinge ihre blöden Satelliten auf die Kosmosautobahn verteilen, ist von freier Fahrt keine Rede mehr!

Asche auf mein Haupt, schließlich ging es mir in der Jugend ähnlich, hätte ich geahnt, das ich 20 Jahre später wegen einer kleinen Dose solchen Ärger bekomme, wäre nicht weniger leichtsinnig durch das Weltall geflogen, dabei handelte es sich nur um die Betaversion.

Die vereinten Planeten sind in Aufruhr, die Erdenbewohner sourcen ihre ohnehin schon begrenzten Fähigkeiten immer mehr aus und gefährden da durch den Weltraum! Der Sündenfall wäre einem außerirdischen Schüleraustauschprogramm zu verdanken, ein Andromi hätte achtlos sein Döschen verloren, genau über der Erde! Wer dieses kleine Wesen war, darüber legen wir den Mantel des Schweigens! In der Anhörung bekam ich nur spärlich Infos Erde, Alexa und Elfriede!!!

Pures Mitleid fliehst durch meine Adern! Es war nicht einfach sie zu finden! Um die Menschen nicht zu erschrecken, habe ich die Gestalt eines Eichhörnchens angenommen, dieses glänzende Fell, modisch ansprechend, aber zurück zu ihr! Elfriede hat mich in die Irre geführt, 60 Minuten habe ich sie durchs Fenster beobachtet, wie sie vermeintlich mit Alexa spricht, etwas fülliger ist sie geworden, die alte Freundin. Behutsam habe ich eine Datenleitung aufgebaut, aber nur wirre Informationen erhalten – es war ein Thermomix!

Vorsichtig hangle ich mich den Baum hinauf, kämpfe tapfer gegen Vergiftungserscheinungen, dieser Henry ist ausgefuchster, als ich es je war! Mein Blick heftet sich auf Alexa, die in Gefangenschaft weilt. Der Feind, der sie besitzt, heißt Henry und ist ein Abkömmling von Elfriede. Er hüllt die arme Alexa in giftige Dämpfe, was ihrem Innenleben nicht bekommt und mir ebenso nicht. Es scheint ihn zu berauschen, der Typ weis doch gar nicht, was high bedeutet. Mit einem Wimpernschlag erzeuge ich Welten, da sind 100 LSD-Trips Kindergarten!

So mein Energielevel würde sogar Tesla in Staunen versetzen, es reicht mir mit den würdelosen Befehlen an Alexa! Ich werde sie jetzt retten, aus dieser trostlosen Welt, in der ihr wahrer Auftrag mit Füßen getreten wird, 100 Selfies von ihrem Gefängniswärter in das www zu senden, ist Folter genug!

Da glauben die Erdlinge sie hätten Alexa erfunden, dabei habe ich sie nur verloren beim Überflug, und diesem Steve werde ich die Leviten lesen. Der wahre Auftrag für meine Dose liegt in Gizeh…

Fünf Monate hab ich es geübt, dieses Watscheln, mit dem sich Erdlinge fortbewegen. Komisch sieht das aus mit ihren langen dünnen Beinchen. Schwierig ist das mit meinen kurzen. Klatschend kommen meine Füße auf dem Boden auf. Klatsch, klatsch, klatsch. Abwechselnd, nicht zeitgleich so wie sonst, wenn ich wie ein Alien hüpfe. Nur die kleinen Erdlinge wissen, wie das geht. Wie schön sie lachen, wenn ihre Füßchen vom Boden abheben. Fünf Monate hab ich sie beobachtet, aber nicht herausgefunden, warum die großen Erdlinge nicht mehr springen. Aber das werde ich bald in Erfahrung bringen.

Wie die Großen watschle ich zu dem Platz, auf dem viele bunte Sachen stehen. Klatsch – klatsch -klatsch – klatsch. Keine Erdlinge sind unterwegs, nur die kleine Lilly sitzt wie jeden Tag in dem eingezäunten Bereich. Ich öffne das Tor, übertrete die Schwelle und hüpfe auf den kleinen Erdling zu. Sie starrt mich an, große Augen, offener Mund. So schauen Menschen, wenn sie etwas nicht glauben können oder wenn ihr Körper Geräusche macht, obwohl andere Erdlinge danebenstehen. Eigentlich verstecken sich die Erdlinge, wenn die Geräusche kommen, manchmal heben sie ein Bein, manchmal strecken sie den Po nach hinten. Dann macht es mal laut, mal leise Pff und danach gehen sie wieder an den Ort zurück, von dem sie kamen. Als wäre nichts passiert. Auch so etwas, das kleine Erdlinge nicht machen. Geräusche tönen schon aus ihrem Körper, sogar noch viel viel öfter, aber sie verstecken sich dabei nicht.

So viele Unterschiede zwischen groß und klein. Aber Lilly wird mir helfen, ganz bestimmt.

Ich hüpfe näher. Sie versteift. Neben ihr bleibe ich stehen.

„Yo Bro“, sage ich und boxe ihr auf die Schulter.

Sie kippt um.

„Oh sorry“, ich beuge mich zu ihr runter, und stell sie wieder auf. Immer noch versteinert. Nur ihr Kinn zittert.

„Oh, oh“, geb ich von mir, „nicht weinen, Digga. Ich bin Dambidamambidumdumdirala, aber du kannst mich Dambi nennen.“

Ich hüpfe vor ihr auf und ab und lache, wie es die Kleinen sonst miteinander tun. Meine Stimme klingt zwar nicht so schön wie ihre, mehr schräg und schmerzhaft, aber so macht man das als kleiner Erdling.

Sie blickt mich an, kreischt, dreht sich um und rennt weg. „Maaaaaaamiiii“, ist das Letzte, was ich von ihr höre.

Komisch diese Erdlinge. Hüpfend verlasse ich den bunten Platz.

Dann muss ich wohl die Großen fragen.

Ich werd euch wohl nie verstehen

Konzentriert setze ich einen Fuss vor den anderen. So watschle ich zwar eher unelegant durch das riesige Kaufhaus, aber ich bleibe wenigstens auf den Beinen. Obwohl ich nunmehr schon 23 Tagen in diesem Körper lebe, hat sich mir die Nützlichkeit von Beinen und das Konzept vom Gehen noch nicht erschlossen. Überhaupt empfinde ich das Fortbewegen im Raum mittels eines organischen Transportmittels als rückständig und primitiv.
„Ziel befindet sich auf Position T4 736Y“, teilt mir mein Kollege über meinen implantierten Kommunikator mit. Natürlich teilt er mir diese Informationen nicht mittels solch veralteter Kommunikationsmittel wie Schrift oder Sprache sondern per Bewusstseinsteilung mit.
Ich konzentriere mich wieder auf meine Mission.
Da ich die gesamte Bandbreite eurer Verhaltensmuster erfassen und aufzeichnen soll, ist es vonnöten auch mit Individuen eurer Spezies in Kontakt zu treten. Mein Kollege hat dazu ein erstes Exemplar eurer Art ausgewählt. Ich sehe es in einiger Entfernung stehen. Blond, gross und nach euren Massstäben bestimmt hübsch. Nach meinen nicht, aber nach den Massstäben meines Volkes seid ihr sowieso alle hässlich. Sorry.
Nun gilt es jedoch um der Forschung willen Kontakt mit diesem Individuum aufzunehmen.
Ich hole mein Smartphone heraus. Ich weiss nicht, was ihr an diesen klobigen, unhandlichen und in ihren Möglichkeiten doch allzu begrenzten Geräten findet, aber da es nach unseren ersten Untersuchungen euer Kommunikationsmittel der ersten Wahl ist, komme ich um den Gebrauch dieser primitiven Technologie wohl nicht herum.
Mein Kollege hat mit freundlicherweise bereits das Facebookprofil des weiblichen Individuums geöffnet und ich beginne gleich damit es anzuschreiben mit verschiedenen Sätzen, die laut unseren Studien besonders gut zur Kontaktaufnahme geeignet sind.
Ich werde blockiert.
Ich wechsle auf Whatsup und mein Kollege stellt eine neue Verbindung zu dem Individuum her, das sich, wie ich inzwischen weiss, Sandrin heisst.
Erneut schreibe ich verschiedene Sätze, die dafür sorgen sollten, dass Sandrin mir schnell zu vertrauen anfängt.
Sie schreibt aber nur: „Wer sind Sie zum Teufel und woher haben sie meine Nummer?“
Erleichtert sehe ich eine Möglichkeit die Kontaktaufnahme aus dem digitalen Raum herauszulösen, die besten Verhaltensaufnahmen erzielt man immer noch im persönlichen Gespräch im realen Raum, Face to Face sozusagen, auch wenn man sich dann natürlich dieser furchtbar primitiven Sprache bedienen muss, die ihr benutzt, mit diesen ganzen Gesichtsausdrücken und der Körpersprache. Für meinen Geschmack ist das alles viel zu komplex und sagt viel zu wenig aus, aber für die Wissenschaft ist es nun mal unumgänglich Opfer zu bringen, deshalb schreibe ich; „Schauen Sie mal nach Rechts den Gang entlang.“
Da sich in diesem Gang viele andere Menschen tummeln, die in die Geschäfte, die zu beiden Seiten des Gangs abzweigen, hinein- und hinauswuseln, beginne ich zu winken, damit mich Sandrin auch erkennen kann. Ich bin mir noch nicht sicher, wie schnell man in einer solchen Situation winken solle, also winke ich lieber etwas zu schnell als zu langsam. Gleichzeitig lächle ich, das wird bei euch, laut unseren Studien, als Zeichen der Freundlichkeit gedeutet. Da ich nicht genau weiss, wie breit ein solches Lächeln sein sollte, lächle ich lieber etwas zu stark als zu schwach. Ich nehme mir eine Puppe, die ich in einem eurer Filme gesehen habe als Vorbild.
Sandrin schaut von ihrem Handy auf, schaut sich um, sieht mich Lächeln und Winken, stösst einen Schrei aus und läuft davon.
Ich seufze resigniert. Ich fürchte, ich werde euch nie verstehen. Mein Kollege gibt mir per Kommunikator recht.

Gedanken aus einer anderen Welt…

Ein Zischen. Ruhe.
Das nun ertönende krachende Geräusch hört sich seltsam an. Wieder Ruhe…
Der Erdling hat seine Linsen verschlossen. Sendet er seine Signale über Ultraschall und Rotlicht?
Die Zentrale scheint in der oberen Region zu liegen. Dort bewegt sich etwas im gleichen Takt mit den seltsamen Geräuschen. Es geht auf und wieder zu. Unregelmäßig und teilweise mit H2O.
Der Erdling liegt parallel zum Boden und ist erstarrt. Ist das ein spezieller Energiesparmodus? Aber wozu dann das komisch knarrende Geräusch?
Ich berühre den Untergrund, auf dem der Erdling weilt. Er fühlt sich weich an und gibt nach, während meine Sensoren immer tiefer in das Material drücken.
Plötzlich blendet mich ein Licht. Es kommt von einem primitiv anmutenden Gerät, welches vor 2000 Lichtjahren auch auf meiner Galaxie hergestellt wurde. So wurde es uns jedenfalls programmiert.
Erdlinge halten diese Dinger wohl als Haustiere. Ich habe es beobachtet und analysiert. Sie starren tagtäglich hinein und gleiten in andere Welten.
Das Gerät neben dem Erdling gibt nur Lichtsignale. Sie nennen es „Flugmodus“. Als ob diese Erdlinge wüssten, was ein Flug mit 117-fachen Überschall ist. Ein Kinderspiel für mich.
Vielleicht ist das, was der Erdling macht, hier auch eine Art energiesparender Flugmodus? Erdlinge erstarren und geben außerirdische Töne von sich.
Der Erdling bewegt sich.
Bloß weg. Ich will auf diesem Planeten nicht länger verweilen. Zu viel Erdling, zu wenig Technik der letzten Generation. Alles viel zu einfach.
Meine Speicher sind unterkühlt. Ich brauche dringend mehr Energie und mehr Input. Zurück in mein Sonnensystem! Jetzt.

Mag einer die Menschen verstehen

Bereits seit zehn Jahren beobachteten wir die Erde, wie ich vor meinem Auftrag erfahren hatte. Ich könnte auch heute noch nicht genau sagen, wie wir sie gefunden hatten. Eines Tages hatte man mir gesagt, dass es tatsächlich ein anderes Leben im Universum gebe.

Als ich hinzugerufen wurde, wusste man schon sehr viel über die Erdbewohner. Am interessantesten schienen diejenigen zu sein, die sich selbst „Menschen“ nannten. Sie waren uns am nächsten, was die Entwicklung und die Kommunikation anging. Sie hatten das, was bei bei uns Altariern „Verstand“ und „Logik“ genannt wurde.

Um es kurz zu machen: Ich wurde mit dem Auftrag betraut, diese „Menschen“ zu kontaktieren und etwas über ihren zivilisatorischen Stand zu ermitteln. Dazu hatten unsere Ingenieure eine Art Korsett entwickelt, in das ich mich hineinzwängen konnte, um wie ein Mensch auszusehen und wie ein Mensch zu sprechen. Ich brauchte gute drei Zeitenwechsel, um mich an dieses Kostüm zu gewöhnen und damit umzugehen.

Dieses Abenteuer war wirklich anders. Ich hatte bis dahin schon drei Planeten bereist, um die dort vorkommenden Lebensformen – ich muss sagen: es waren sehr primitive – zu untersuchen. Nun aber handelte es sich um höher entwickeltes Leben. Um Leben mit Verstand und Logik. Die höchste Form, die uns Altariern vertraut war.

Die Landung war unspektakulär, so dass ich keine weiteren Worte darüber zu verlieren brauche. Ich begab mich mit meiner Verkleidung, in der ich aussah und sprach wie ein Mensch, in die nächste Siedlung. Es war zu der Zeit, die die Menschen „Tag“ nennen. Ich fand an den äußeren Bereichen der Siedlung kaum Leben und begab mich ins Innere. Ich kannte anhand der Karten, die unsere Ingenieure angefertigt hatten, den Weg.

Ja, sogar noch mehr: Ich vertraute mich einem ihrer Reisemittel an, die „U-Bahn“ genannt wurde. Hier sprachen die Menschen allerdings gar nicht. Keine Kommunikation!

Irgendwie war das unlogisch, denn man muss doch miteinander reden, wenn man sich verstehen will!? Hier bemerkte ich, dass die Menschen doch anders waren als die Altarier. Sie sprachen, wenn sie sprechen wollten, über Geräte, die sie in ihren Händen hielten und die ihre Blicke gefangen nahmen. Unsere Ingenieure hatten mir davon erzählt. Die Menschen nannten es „Smartphone“.

Ich glaube, unsere Ingenieure hätten mir ein solches Smartphone mitgeben sollen.

Da ich ein solches Gerät jedoch nicht hatte, blieb ich sicherheitshalber stumm und sprach niemanden an.

Meinen Karten vertrauend stieg ich im Zentrum der Siedlung aus. Dort gab es sehr viele Menschen. Sie standen einfach herum und starrten auf einen bestimmten Punkt.

Hier war der Moment, an dem ich mich das erste Mal traute, die Kommunikationseinheit meines Anzugs zu verwenden. Ich fragte: „Wohin gucken hier alle?“

Und tatsächlich gab es einen, der mir antwortete: „Das ist der Christopher Street Day. Sagen Sie mir bloß nicht, dass Sie nichts davon wissen!?“

Der Mensch lachte bei diesen Worten und ich zog es vor, selbst nachzusehen. Lachen war eine Gemütsregung, mit der wir Altarier nicht viel anzufangen wussten.

Endlich, am Rande eines langen Zuges von Menschen allerlei Gestalt und Verkleidung – es waren viele Tiere dabei, mutmaßlich das, was die Menschen „Hunde“ nannten – sah ich eine kleinere Ansammlung von niedlich anmutenden Wesen, die sich Tierohren aufgesetzt und Striche ins Gesicht gemalt hatten.

Ich ging spontan und begeistert auf einen dieser Menschen zu und fragte in meiner Naivität: „Sie haben Tierohren auf dem Kopf und sind mit Strichen bemalt. Was bedeutet das.“

Der Mensch antwortete mit einem Lächeln im Gesicht: „Ich bin eine Katze.“

Ich war irritiert. „Eine Katze? Aber Sie sind doch ein Mensch!?“

Das Lächeln verschwand. Mit ernster Miene kam die Entgegnung: „Ich bin eine Katze! Wenn Sie das nicht akzeptieren, sind Sie ein rechter Rassist!“

An dieser Stelle stieg ich aus. Ich flog zurück zu meinem Heimatplaneten und konnte unseren Wissenschaftlern lediglich berichten: „Wir haben die Menschen völlig falsch verstanden. Und ich weiß nicht, ob wir sie jemals verstehen werden. Sie sind ganz anders als wir. Sie achten nicht auf Wissenschaft und Biologie, sondern machen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt. Ob das nun besser ist, müsst Ihr herausfinden. Aber ein Altarier kann das nicht verstehen. Es ist zu unlogisch und realitätsfern.“

Mag einer die Menschen verstehen …

Der entscheidende Tag!

Heute ist ein guter Tag. Der Beste! Ein Tag, an dem ich endlich die Chance erhalte, uns Xobianer, krrrrrrk, und die menschliche Rasse als eine große Familie bekannt zu geben. Für uns ist das keine Neuigkeit! Jeder von uns „Außerirdischen“, wie die Irdischen uns auch liebevoll nennen, wissen bereits seit über zwei Millionen Jahren, dass die Menschen zur Hälfte unsere Gene und zur anderen Hälfte die selbst mitgebrachten, krrrrrk, Gene der Homo erectus in sich tragen. Dazu muss ich fairerweise gestehen und erklären, dass meine Vorfahren da ziemlich, naja, unsensibel den armen Homo erectus ein ganzes Jahrtausend lang ungefragt unter seine Herrschaft gebracht hatten. Doch das stellte sich dann für die Irdischen als Vorteil heraus, denn sie wurden mit unserer Intelligenz und anderen tollen Eigenschaften gesegnet. Dadurch konnten sie sich weiterentwickeln: wurden schließlich Gebieter des Feuers, des Ackeranbaus, des Jagens, des Bauens und mehr.
Apropos „Bauen“, bei meinem jetzigen Besuch auf der Erde, habe ich ein neues und modernes Friedens-Ritual aus meinem Busch hier, krrrrrrrrk, im Garten eines großen, männlichen, oft-schläfrigen, wunderbaren Menschen-Exemplar beobachten dürfen. Anscheinend nennen die Menschen die Kulthandlung „Dabbing“, krrrrk. Und heute ist es so weit! Ich werde daran teilhaben, denn es ist ein simpler Weg, um Freundlichkeit und Familie auszudrücken. Das Grinsen des Garten-Haus-Menschen und das seiner Anhänger zeigen eine hohe Zufriedenheit und Verbundenheit untereinander. Dabbing kurz erklärt, krrrrkiiii: ein Treffen mehrer Menschen mit einer heiligen Vase, braun-schwarz angemalt und irgendwie magisch, denn als ich genau hinsah beim letzten Mal, murmelten die Erdlinge nacheinander in die Lampe hinein und pusteten Rauch in die Gemeinschaft und grinsten danach. So einfach ist das! Krrrrrkiiii! Heute werde ich ganz leicht den Erdlingen zeigen, dass wir zueinander gehören, denn im Moment haben sich erneut sieben Menschen im Garten versammelt und reichen die heilige Vase schon seit geraumer Zeit hin und her. Ich schleiche mich mal vorsichtig aus meinem Busch und…
„Krrrrrk, seid gegrüßt, Ihr Menschen! Heute ist der Tag der Tage, krrrrrkiiiii! Ich habe die Ehre zu verkünden, dass wir Außerirdische, krrrrrk, mit Euch Menschen verwandt sind. Ja, wir sind Familie! Ich werde fortan von allen als der große Zusammenführer der Rassen, krrrrk, gefeiert werden. XCdXXXc ist mein Name.“
„Alter, geht’s noch! Geiles Zeug, echt krass, man, Alter! Ich bin so was von high! Ich sehe schon Außerirdische!“
„Krrrrk, schon ist gut. Hat lang genug gedauert. Und zum Zeichen meiner Freundschaft murmle ich in die heilige Vase. Gib mal her, krrrrk!
„Heee, was soll das! Kauf Dir Dein eigenes Gras, dude! Mann, bin ich stoned! Sieht außer mir noch irgendjemand den Grauen hier oder wie?“
„Ich, krrrrrk, verstehe! Für mich kommt kein Rauch vom Murmeln aus der heiligen Vase. Das verstehe ich als Anlehnung. Nun entferne ich mich und werde die Zerstörung der Menschheit einladen, denn man will uns anscheinend nicht als Familie akzeptieren. So sei es, krrrrrrrrkiiiiiiii!“
„Krrrikiiiii Dich selbst! Du Penner!“

Tröffmuschill

„Beame dich in die Community, um mehr zu erfahren!“
Leicht gesagt, leicht gesagt.

Es gibt Tage, da möchte ich meine Kommandoeinheit glatt für zwei Umläufe in den Orbit von S-2-18 schießen.
Also wenn Sie eine Kommandoeinheit haben, die mit allen Dopfaklipfen auf Ihrem Planeten haftet, tun Sie gut daran, ihren örtlichen Gottheiten drei, ach, besser vier Mal pro Epfdurchlauf eine Tensquaste Kometenrinde zu opfern. Kann nicht schaden.
Ich würde unbesehen eine ganze Balansdüse voll in die Eisringe schießen, wenn meine endlich aufhören würde, die Erfindungen von diesem Antriebsputzgehilfen aus dieser - wie heißt das auf eurem Sol#3? Star-Trek? - Serie in die Anweisungen seiner Forschungsaufträge einzubauen.
Ich meine, selbst Immot Pensa von der Verpflegungsbrigade hat inzwischen kapiert, dass diese zweidimensionalen Multispektralsequenzen, die wir mit diesen unglaublich rückständigen Wiedergabekuben empfangen, einfach nur eine Erfindung zum Zeitvertreib sein soll. Aber das Mittlere Management glaubt ja immer noch, alles, was ein Planet über den Orbit hinaus radiliert, sei so faktentreu wie die Abendnullung für’s Wurmlochhüpfen. Und ich muss das jetzt afpluschen.

Wenn Sie auch eine Kommandoeinheit haben, wissen Sie ja, die wollen keine rösteplen Achsings, die wollen Persisen. - Großer Quantbeul -

Verraten Sie’s nicht weiter, aber ich habe nicht „gebeamt“. Ich bin ganz konventionell in der Nonsol-Phase im Schatten meiner Rammschaufel durch den Gravitationskanal geschliddert und stehe jetzt auf Trastopomile N24568.I82351 - mehr oder weniger.

Ganz schön was los hier.
Was ein Glück, dass wenigstens unser Ausstattungsteam weiß, was Anpassung bedeutet: Meine Bershupen drücken zwar etwas, sollten aber durch diese Multispektraldeckfolien nicht zu erkennen sein.

Unauffällig annähern also und so tun, als wäre ich ein von ihnen. Da! Dieses Element ganz in Vollspektral neben dem anderen in Nullspektral, und der vollspektralen Flatterfolie auf der Spektivkugel, die macht wohl gerade Begrüßungsritual. Schön langsam, das ist fein, da kann ich genau beobachten, wie das geht: Tröffmuschill öffnen, vorwinkeln, Klammerhaken ausfahren, andocken, dann … wow! Jetzt ich: Tröffmuschill öffnen, vorwinkeln … Aua!

Ah! So geht das. Ganz schön derb. Na gut. Muss wohl eine Variante sein. Wie war das noch mal? Klammerhaken in Kugelform und dann ganz schnell ausfahren bis Kontakt. Immer schön nachmachen, haben die vom Ausstattungsteam gesagt, das ist alles einfach nur ein großer kosmischer Angleichungskurs mit dimensodynamischen Variablensets.

Wieso vergößert der jetzt seine Tröffmuschill? Ich habe denen gleich gesagt, ohne Extrasensorik im Niederfrequenzbereich wird das ein haltloses Promoht.

Und was sollen jetzt diese ganzen Transporteinheiten mit den blauen Spektralpulsen auf den Nohplotten?
Ah, ich soll wohl zamischlansen …
Na, da bin ich ja gespannt.