Seitenwind Woche 10: Parodie

Die Helden Tiragons

Die Höhle war finster wie die Nacht, die wolkenverhangen selbst das Licht des Mondes verschluckte. Der strömende Regen prasselte auf Toralfs gehörnten Helm. Außer ihm trug er nicht viel. Ein Lendenschurz sowie ein Langschwert auf dem Rücken. Sein stählerner Körper trug nicht einen Kratzer und zeugte somit von seinem Heldentum.
„Diesen Drachen mach ich fertig!“, prahlte Toralf und zog sein Schwert. Ehe er jedoch einen Schritt in die Höhle setzen konnte, klammerte sich Gwendolin, die Elbenfrau, an seinen starken Arm. Sie blickte zu ihm hinauf und sprach: „Du kannst das nicht allein tun. Lass mich dir mit meinem Bogen helfen. Noch nie habe ich ein Ziel verfehlt.“
Toralfs Blick fiel auf ihre weiblichen Reize, die sie nur unter recht wenig Stoff versteckte. Brummig sagte er: „Ich bin Toralf der Schreckliche. Aber nun gut, meine Kleine. Marvin, wie gefährlich ist es? Muss ich mich um sie sorgen, wenn ich sie mitnehme?“
Gut, dass sie diesen Mann dabei hatten – Marvin, den weisesten aller Zauberer von Tiragon. Er strich sich durch seinen weißen Bart, der ihm bis zu den Knien hing. Dann griff er in seine Tasche und holte mit seinen zittrigen Händen Runensteine und Knochen heraus. Mit einer hastigen Bewegung warf er sie auf den nassen Steinboden. Dann stützte er sich mit beiden Händen auf seinen Zauberstab und wisperte: „Die Geister unserer Ahnen meinen es gut mit uns.“
„Dann los!“, rief Toralf und spurtete schreiend in die Höhle. Sein goldenes langes Haar wehte im Wind. Auch Gwendolin war von den Worten des Zauberers angetan und folgte dem Hünen in die Höhle.
Es stank nach faulem Fleisch. Gwendolin entzündete mittels ihrer Elfenmagie eine Fackel. Ihr weg führte sie immer tiefer in den Hort des Drachen. Je tiefer sie vordrangen, desto mehr Schädel und Knochen fanden sie auf dem Boden. Dann sahen sie es. Das wohl größte Monster, das die Welt je gesehen hatte. Die Bestie richtete sich auf und schnappte mit seinem langen Maul nach den beiden Eindringlingen. Die ersten Pfeile Gwendolins prallten an des Drachen Schuppenpanzer ab, wie Streichhölzer. Galant sprang sie also über des Drachen Schwingen auf dessen Rücken und zielte auf die Augen des Drachen. Zwei rasche Schüsse ließen den Drachen erblinden. Toralf lieferte sich ein erbittertes Duell mit des Drachen mächtigen Pranken. Das Blut der Bestie spritzte über Toralfs Gesicht. Genüsslich kostete er des Monsters roten Lebenssaft. „Lecker!“, sprach er und setzte weitere schwere Hiebe nach. Das Untier drehte sich und sprang, bis es Gwendolin abwarf und unter seinen Pranken begrub. „Nein“, schrie Toralf und ließ weitere Hiebe auf den Drachen einprasseln.
Das Monster reckte seinen Kopf zurück. Heiße Glut wallte in seinem Maul. Todesmutig sprang Toralf Richtung Kopf des Drachen. Flammen schossen ihm entgegen. War dies sein letzter Kampf? War die Kreatur zu stark für ihn? Nein, denn dank des Schutzzaubers Marvins war seine Haut stark wie die des Drachen. Und so sprang er durch die Feuersbrunst und rammte sein Schwert in den Schlund des Drachen.
Leblos brach die Bestie zusammen. Gwendolin fiel Toralf mit einem Kuss um den Hals. „Du hast mir das Leben gerettet, mein starker Held.“
In einem Lichtschein trat der Zauberer in die Höhle: „Leichtsinnig, wie immer. Ich wollte euch noch vor dem Feuer und der undurchdringbaren Haut warnen, doch wart ihr wieder einmal zu übereifrig. Zum Glück war Toralfs Schwert stark genug, den Panzer ein wenig ankratzen zu können.“
Nun ging es zurück ins Dorf. Mit einem Festmahl und einem Gedenkstein wurden die drei Helden für ihre Heldentaten gefeiert. Eine Heldenballade sollte ihnen gewidmet werden, sodass man sich noch in tausend Jahren ihrer erinnerte.
Lange blieben sie jedoch nicht. Weitere Abenteuer warteten bereits in der großen Welt Tiragons auf die Drei.

Lautet Euer Name Gandelf?

Boendeel hob gerade den vierzehnten Humpen des Abends an die Lippen, als ein Mensch gegenüber am letzten freien Sitzplatz der Taverne Platz nahm. Der Knick in dem spitzen Hut des Menschen zeigte in die entgegengesetzte Richtung des langen Stabes, den er in der Hand hielt. Es handelte sich offensichtlich um einen Zauberer.

Boendeel erstarrte in der Bewegung und musterte den Mann. Der Platz gegenüber blieb in der Regel leer. Das lag wahrscheinlich an der Halbmondaxt, die immer griffbereit gegen Boendeels Stuhl lehnte.

„Es ist doch in Ordnung, wenn ich mich setze, oder?“, fragte der Neuankömmling.
„Hrmpf“, grummelte Boendeel und begann wieder zu trinken. Das Gesöff hier war erträglich. Man benötigte allerdings viele Humpen davon. Menschliche Humpen hatten so große Öffnungen, dass die Hälfte des Bieres am Mund vorbei in den Bart lief.
„Wie meint Ihr das, hrmpf“, fragte der Zauberer. „Meint Ihr, hrmpf, von mir aus. Oder meint Ihr, hrmpf, es stört mich zwar, aber ich bin zu höflich das auszusprechen.“
Boendeel kniff die Augen zusammen.
„Meint Ihr vielleicht hrmpf, es ist Euch egal? Hrmpf kann auch eine wortlose Begrüßung sein. Oder ist es so, dass Ihr damit sagen wollt, ich solle mich ruhig setzen, solange ich euch nicht vom Trinken abhalte.“
„Hrmpf“, wiederholte Boendeel und zupfte sich einen Fliege aus dem Bart, die im Bier ertrunken war.
„Ah ich verstehe“, meinte da der Zauberer. „Letzteres ist also der Fall. Dann seid versichert, dass ich euch nicht weiter stören werde. Ich werde wortlos eine Pfeife rauchen und mich dann zu Bett begeben. Ich wünsche schon mal eine gute Nacht, werter Herr.“
Der Rülpser, den Boendeel zur Antwort erklingen ließ, klang etwas verärgert, die Augenbrauen zogen sich zusammen.
Dem Zauberer dämmerte es. „Entschuldigt bitte, ich meinte natürlich, gute Nacht, werte Dame.“

Henson McDowell -Verrückte Verbrechen brauchen verrückte Kommissare

„Dem ist wohl bei der Schweinerei, die er angerichtet hat, selber übel geworden ?“
Chief Inspector McDowell schüttelte den Kopf, als er die zugekotzte Leiche ansah.
„Na, vielleicht kann unser Labor mit diesem Zeug ja was anfangen.“
Er wandte sich an den, hinter ihm stehenden, Sergeanten. „Was meinen Sie, Sergeant Piper ?“

Der Angesprochene senkte verlegen den Kopf.
„Ich fürchte Sir, ich muss sie enttäuschen. Das Zeug stammt nicht vom Täter. Der Constable, der den Toten gefunden hat …“ er ließ den Satz unvollendet.

„Wollen sie damit andeuten, dass einer unserer, meiner Männer …?“
McDowell schnappte nach Luft und er bemühte sich seine Augen zu schmalen, gefährlich aussehenden Schlitzen zusammenzupressen, was ihm nicht wirklich gelang. Er sah jetzt aus wie Woody Allen, dem man die Brille weggenommen hatte. Aber für Sergeant Piper reichte es. Er duckte sich tief in die Aufschläge seiner Uniform und piepste: „Sir, nicht einer ihrer Männer, ein Constable vom hiesigen Revier. Sie wissen ja, lasches Personal, keine Härte.“

HeMac, wie McDowell von Kollegen und „Kunden“ oft genannt wurde, spürte wie ihm das Blut in den Kopf stieg, und er wusste, wenn er erstmal dieses leuchtende Purpurrot erreicht hatte (meist geschah das ungefähr 20 Sekunden nach Eintritt eines Wutanfalles), das ihn aussehen ließ wie einen Kardinal mit Kapuze, würde er den Sergeanten ermorden. Also drehte er auf dem Absatz um, und polterte so schnell er konnte, zu seinem Dienstwagen.

Er riss die Tür zuerst auf - dann ab.

Die 20 Sekunden waren vorbei und in unbändigem Zorn schmiss er die Wagentür auf die Straße und quetschte sich in das Auto. Der Anprall fiel etwas zu heftig aus, und die Vorderachse des Polizeiwagens barst mit einem satten Knacken.

Sergeant Piper wollte HeMac zu Hilfe eilen, übersah dabei jedoch den abgerissenen Arm des Toten. Er verhedderte sich in den verkrümmten Fingern und flog, zusammen mit dem Arm, aber ohne jegliche Eleganz in Richtung Dienstwagen, um dort auf der nunmehr schräg stehenden Motorhaube zu landen. Die Vorderachse knackste erneut und endgültig.

Mittlerweile hatte McDowell das Lenkrad abgerissen und biss kleine Stücke davon ab, die er anschließend ins Wageninnere spuckte.

„Liegen sie hier nicht blödsinnig rum?“ brüllte er den Sergeanten in einer Beißpause an, und schob sich schließlich wieder aus dem Ex-Auto. Seine Gesichtsfarbe war mittlerweile zart lila geworden, was für gewöhnlich bedeutete, dass er sich zusehends beruhigt. In diesem Zustand konnte man sich bereits in einem Abstand von zwei Metern gefahrlos neben ihm aufhalten.

HeMac bückte sich, um den Arm aufzuheben, der mit dem Sergeanten beim Auto gelandet war. Er betrachtete ihn von allen Seiten und fragte schließlich:
"Ist das ihrer Piper ?

Der Sergeant hatte sich mittlerweile wieder aufgerappelt und versuchte seine Uniform in Ordnung zu bringen. „Nein Sir, vermutlich gehört der Arm zu der Leiche, Sir !“

„Welcher Leiche?“ HeMac schaute ihn fragend an, aber gleich darauf blitzte Erkennen in seinen Augen auf.
„Ach ja, die Leiche. Dann werde ich den Arm am Besten an den Tatort zurückbringen, bevor die Kollegen von der Spurensuche Probleme bekommen.“

Er hatte sich jetzt wieder völlig in der Gewalt und ging - nein er schritt -zum Fundort des Mordopfers zurück.

„Gut, dass sie kommen Sir !“ rief ihm der Polizeiarzt, der sich langsam aber sicher eingefunden hatte, zu.
„Ich kann ihnen schon jetzt eine äußerst interessante Mitteilung machen.“

„So ?“ McDowell kam neugierig näher „Was haben sie rausgefunden Doc ?“

„Also, der Tod ist vor ca. 30 Minuten eingetreten, das Opfer, männlich, wurde erwürgt, erschlagen, erstochen und ein bisschen zurechtgeschnitzt. Außerdem fehlt ein Arm, der Täter muss ihn wohl mitgenommen haben.“

HeMac versteckte den Arm des Toten geschickt hinter seinem Rücken und räusperte sich: „Hmm, glaub ich nicht Doc, vielleicht liegt er ja noch irgendwo rum.“

Mit diesen Worten ließ er den Arm fallen und schob ihn mit dem Fuß beiseite, um dann so zu tun, als ob er die Umgebung absuchen würde.

„Ahhh !“ rief er schließlich aus, als er angemessen lange gesucht hatte „Da ist er ja !“. Er hob den Arm auf und schwenkte ihn triumphierend durch die Luft. „Bei meinen Leichen kommt nichts weg.“

„Nicht anfassen, Sir !“ rief der Arzt entsetzt. Erschreckt schmiss McDowell das Körperteil von sich. Klatschend landete der Arm in einer Pfütze.

„Sauerei !“ HeMac begann schon wieder sich zu ärgern. Der Arzt barg den, nun schon etwas mitgenommen aussehenden, Arm und packte ihn wieder zu der Leiche, die ihn offensichtlich noch nicht vermisst hatte.

„Kann mir sonst irgendeiner hier Angaben zum vermutlichen Tathergang machen ?“ brüllte McDowell nun in die Horde der Spurensicherer, Constables und Passanten.

Betretenes Schweigen, dann ein erfreuter Ausruf eines Mannes, der auf Knien rutschend die nähere Umgebung des Tatortes absuchte: „Sir, hier sind Fußspuren im Blut zu sehen, ganz deutlich. Kommen sie doch mal her und sehen sie selbst.“

Flink wie ein Wiesel huschte HeMac zu dem Mann.
Zu flink. Er konnte nicht rechtzeitig abbremsen und stolperte über den am Boden Knienden. Mit einem unfeinen Aufschrei stürzte McDowell über den Rücken des Mannes direkt in das, was der Constable auf und um die Leiche hinterlassen hatte.

McDowell hätte sicher geflucht, wenn er nicht den Mund voll gehabt hätte. So aber, spuckte und würgte er erstmal ein paar Sekunden, um dann in eine gnädige, aber ganz und gar unmännliche, Ohnmacht zu fallen.

Er wachte eine Stunde später im Hospital auf. Er war zu lange bewusstlos gewesen, um noch wütend zu sein. Außerdem konnte er sich im ersten Moment ohnehin an nichts erinnern. Dann sah er Sergeant Piper neben seinem Bett stehen, und langsam kehrte die Erinnerung zurück. Eine zerfetzte Leiche, ein demoliertes Auto, ein blamierter Inspector.

„Sir“ Piper sah ihn besorgt an „Alles in Ordnung, Sir ?“

McDowell nickte schwach, er brauchte seine ganze Kraft, um nicht wegzulaufen.

„Sergeant?“
„Wir haben den Mörder gefasst, Sir !“ Piper stand nun wieder stramm.

Ungläubig blinzelte HeMac ihn an:
„Den Mörder gefasst ?“

„Ja Sir !“ der Sergeant stand noch etwas strammer.
„Er wurde unter unserem Dienstwagen gestellt.“

McDowell schwieg, stierte aber noch eine Spur ungläubiger als vor einer Minute.

„Der Täter hatte sich auf der Flucht unter unserem Wagen versteckt Sir, und dank ihres heldenhaften Einsatzes - ich werde noch lange das Bild vor Augen haben, als sie in den Wagen gesprungen sind - wurde er unter dem Fahrzeug festgehalten. Sie versuchten ihn dann aus seinem Versteck, das mittlerweile ja zur Falle geworden war, zu holen, wobei sie jedoch, durch den heftigen Widerstand des Täters provoziert, stürzten und mit dem Kopf aufschlugen. Deshalb mussten wir sie auch ins Hospital bringen.“

Gewohnt, blitzschnell zu analysieren und Zusammenhänge zu begreifen, lächelte HeMac wohlwollend: „Ja, es war schon eine harte Sache Sergeant. Dieser Mistkerl hat alles versucht zu entkommen, aber er hatte nicht damit gerechnet es mit mir zu tun zu bekommen. Ich kann mich selbstverständlich an alle Details erinnern, ihr Bericht war absolut korrekt.
Bravo Sergeant ! Ich werde das in ihrer Personalakte erwähnen. Hat unser Mörder übrigens gestanden wieso er den Mord begangen hat ?“.

„Sir, er war leider tot, als wir ihn unter dem Wagen hervor holten.“

„Tot ? Aber wieso, er hatte mich doch noch angegriffen - sagten sie nicht, er hätte mich noch angegriffen ?“.

„Jawohl Sir, aber er muss aus Angst vor ihnen wohl einen Herzinfarkt erlitten haben. Der Arzt meint, dass er sich das Rückgrat gebrochen hat, als der Wagen über ihm zusammenbrach könne unmöglich die alleinige Todesursache sein.“

„Das glaub ich auch Sergeant. Ein kompetenter Mann wie unser Polizeiarzt irrt sich nie. Wegen eines angeknacksten Knochens stirbt man schließlich nicht.“

Piper deutete ein Nicken an, schlug dann die Hacken zusammen und salutiert: „Darf ich ihnen zur überaus schnellen Klärung dieses Falles gratulieren, Sir ?“

„Danke Piper, danke, aber darf ich sie jetzt bitten mich allein zu lassen, es war ein überaus anstrengender Abend.“

Er grinste gönnerhaft und schloss dann die Augen, wissend, dass das Gute wieder einmal gesiegt hatte.

Der Sergeant drehte sie um, wischte sich den Schweiß von der Stirn und war froh, dass er den Polizeiarzt und vor allem den Vorgesetzten der Constables überzeugen konnte den Bericht genau so zu unterschreiben.

Der Polizeiarzt kannte McDowell und wusste, dass es in vielen Fällen einfach besser war die Wahrheit in Richtung des Inspectors zu drehen, da man sonst wochenlang mit einem unberechenbaren Irren zusammen arbeiten musste. Den Chief Constable konnte er mit der Aussicht auf Nichterwähnung des kleinen Kotzunfalles dazu bringen zu unterschreiben. Das warf schließlich kein gutes Licht auf seine Truppe.

Und so hatte sich alles auch offiziell so abgespielt, wie er es HeMac berichtet hatte. Der Inspector selbst würde die Geschichte keinesfalls korrigieren. Er korrigierte niemals Geschichten, in denen er der Held war und Pipers einziges Interesse war ein ruhiger, entspannter McDowell.

Außerdem war ja nicht alles gelogen. Es lag tatsächlich ein Toter unter dem demolierten Dienstwagen, und da kein Polizist fehlte, konnte es genau so gut der gesuchte Mörder sein, oder?

Piper spitzte zufrieden die Lippen, und der Refrain der englischen Nationalhymne tanzte durch die Luft.

Edda hin oder her, so ist es geschehen.

„Bieg nach links ab, Bruder“, sagte Loki und es klang, wie ein Befehl.
„Was hast du schon zu sagen, Bruderherz“, entgegnete Thor scharf und zu den Julböcken rief er: „Hey da! Joho!“ Und das Gespann lenkte er mit den Riemen in eine scharfen Rechte, so das ein riesiger Batzen Schnee vom Dach unter ihnen ins Rutschen geriet.
„Joho! Das ist mal eine wilde Fahrt!“, schrie Loki in die Winternacht, die gespickt war mit bunten Farben von den geschmückten Häuser des Dorfes unter ihren Kufen. Thors Bruder lachte laut und amüsiert, und der Donnergott sah ihn, von der Seite her an, und dachte, was hast du vor Bruderherz, Gott des Schabernacks. Was, wenn er vor hatte, mich in die falsche Richtung zu zwingen? Er weiß, dass ich nie auf das höre, was er von sich gibt. Ja, Verdammte! Loki spielt mir was vor, und ich Trottel fall darauf rein. Thor entschied sich um, riss an die Zügel, die Böcke fegten nach links. Weiß Odin allein, wie diese Viecher es fertig brachten. Der Schlitten legte sich bedrohlich in die Kurve, schrammte einen qualmenden Schornstein, der zwei Steine einbüßte, die laut auf die darunter liegenden Schindel krachten.
Die Asen waren zur Weihnachtszeit nicht allein unterwegs. Zwar hatten sie den Schlitten voller Julböcke aus Stroh dabei, aber es war ein weiter Weg bis zur Krone der Weltenesche Yggdrasil. Dort, in Asgard, würde man ein gehöriges Fest feiern. Doch bis zur Regenbogenbrücke Bifröst brauchten sogar Götter etwas länger, wenn die Verbindung zu Midgard und dem Wächter Heimdall der siebente, genannt der weise Ase, aus unbekannten Grund nicht bestand. Thor mutmaßte, dass Loki etwas damit zu schaffen hatte.
Sie rauschen durch die kalte Winterluft von Skadinavia „die Insel des Nordwindes“. Unter den schweren Schlitten ziehenden Böcken des Donnergottes zog sich das Skåneland mit den Regionen Skåne, Blekinge, Halland sowie Bornholm dahin.
„Sieh, Bruder. Da unten feiern sie wieder ihr Tomte.“ Thor lachte, wenn er an dieses neue Fest der Menschen dachte. „Es gibt einen Jultomte, sagt man. Der bringt den Kinder Geschenke, wie einst der Julbock.“
„Hat dieser Kerl nicht Helfer?“ Loki sah nachdenklich drein. „Ach ja, Nissen, so nennt man sie. Die packen all die Geschenke ein, glaube ich.“
„Was schenken sie denn?“
„Keine Ahnung.“
Da beide Götter nicht aufmerksam waren, sahen sie nicht das andere Gefährt, was direkt ihren Weg kreuzte. Es war ein gewaltiger Schlitten, vollgepackt mit roten, grünen und goldenen Paketen. Die Rentiere gaben alles, um Santa Claus, wie die Menschen ihn nannten, rechtzeitig zu den Bestimmungsorten zu bringen. Es war der 24. Dezember und die Bescherung heute Abend. Eile war geboten.
Da raste ein riesiger Schatten herbei und … rums, es war geschehen.
Ein Wirrwarr aus Beinen mit Hufen und ohne. Strohböcke und Päckchen. Alles wirbelte durcheinander und dem Schnee. Stille.
Ein Jammern ertönte, als sich eine große rote Zipfelmütze aus der Schneewehe befreite. Gleich darauf folgten ein zerzauster Blondschopf und ein gehörnter Helm.
„All die Geschenke“, stöhnte der Jultomte, „und keiner meiner Nissen zur Hand.“
„Es tut mir leid, Santa“, sagte Thor zu dem Weihnachtsmann, und mit Bedauern über die Misere, „ich hoffe nur, dass wir das Fest nicht verdorben haben.“
St. Claus sog die eisige Luft ein und atmete langsam wieder aus. „Die Bescherung wird ausfallen. Was für eine Katastrophe.“
„Jetzt beruhigt dich erst mal, Santa“, versuchte Thor, den Jultomte zu beschwichtigen.
Loki stampfte durch den tiefen Schnee zu den beiden Kontrahenten herüber, und klopfte sich derweilen, die Kleidung von den gefrorenen Brocken frei.
„Na, das hast du aber schön hinbekommen, Bruder“, sagte Loki und lachte, wie man auf Asgard eben zu Lachen pflegte, über einen gelungenen Scherz. „Ich lass mir was einfallen.“ Dabei schaute er auf das umgekippte Malheur von einem Schlitten. Alle Geschenkpäckchen waren, wenn nicht zerstört, so dann in dem Fjord versunken. Und jeder hier oben im kalten Norden weiß, wie tief die Wasser sind.
„Was ist mit deiner Zauberei, Loki?“, fragte Santa unschuldig daher. „Du bist doch berühmt für solcherlei Dinge.“
„Ah, die nütz hierfür nichts“, sagte der altbekannte Trickster. „Deine Elfen oder Nissen haben eine mächtige Magie auf die Geschenke gelegt. Damit du sie an viele Tausende Ort gleichzeitig bringen kannst.“
„Ja, das ist so“, sagte Santa Claus, „nur ein Geschenk durch den Kamin gebracht, und zur selben Zeit erscheinen die gleichen Gaben an andere dazu bestimmten Orten.“
„Das spart Zeit“, staunte der Donnergott.
„Aber das hilft uns, hm, dir nicht weiter“, folgerte Loki, „durch diese Magie bekomme ich die Dinger nicht gehoben. Du brauchst mindestens ein Paar davon, um die Magie wirken zu lasse.“
„Alle Päckchen! Was mach ich denn jetzt nur?“ Jammerte Santa.
Thor hatte derweilen die Schlitten auf die Kufen gestellt, und die Böcke und Rentiere beruhigt.
Da sprang Loki in die Luft und rief: „Ich hab es!“
Er stellte einen Julbock auf die Strohbeine, kramte aus einer zerknitterten Schachtel, die nicht in den Fjord gefallen war, das Geschenk hervor und befestigte es mit einer Schleife um den Hals des Tiers.
„Lasst uns die Julböcke mit Geschenken behangen den Menschen bringen“, sagte der Trickster voller Stolz seiner Idee.
Das war ein genialer Einfall fand der Jultomte, wie in alter Zeit. Er bedankte sich bei dem Gott des Schabernacks dafür, und machte sich auf in den Heiligen Abend.
Thor und Loki sahen dem Rentierschlitten nach, wie er in der Ferne verschwand.
„Und was ist mit unserem Fest? Ohne die Strohböcke?“, sagte Thor und rieb sich das Kinn.
„Na, es gibt Geschenke für alle in Midgard“, lachte Loki und hob seinen Stab in Richtung Fjord. Das eisige Wasser brodelte und Gischt stob in die Luft als die versunkenen Päckchen aus der Tiefe brachen.
„Na sowas“, wunderte sich der Donnergott, „ich dachte, das kannst du nicht, Bruder. Von wegen der Magie der Nissen?“
„Seit wann, glaubst du das, was ich sage?“
Loki lachte die halbe Strecke bis zur Regenbogenbrücke lang. Dann stellte er sich bildhaft vor, wie Odin staunen wird über die sich selbst vermehrenden Geschenke.

Gans da oder Gans weg – der Teil mit dem Wolf

Herr Ganter und Fuchs lebten schon mehrere Jahre glücklich und zufrieden miteinander. Mit den Jahren wurden beide älter, Füchse werden in der Wildnis bis zu 4 Jahre alt, Graugänse wesentlich älter.

Nur Mastgänse nicht und Herr Ganter war eine Mastgans. Zusammen mit Fuchs lebte er aber nicht in der Wildnis, sondern im Wald, mit allem heutigen Komfort. Deshalb feierten sie schon ihren 7. gemeinsamen Geburtstag.

Ihr Zuhause war eine gemütlich eingerichtete Höhle mit einer automatischen Wärmepumpe mit komfortablem Lüftungseffekt, nur alle paar Stunden musste der Luftballon in der Nebenhöhle wieder aufgepustet werden. Das übernahm ein befreundeter Dachs, der im Ruhestand gegen ein gutes Essen, gerne das Pusten auf sich nahm.

In der Höhle befanden sich ein Strohsofa mit eingestrickten Pfotenhalterungen, Fuchs bekam immer schnell kalte Pfoten; modernes LED Licht auf Solarbasis sowie einen relativ neuen UHD-Smart-Fernseher SAMSUNG GU85AU 7179U in Titan Grau, kostengünstig im Angebot gekauft.

Die Solaranlage befand sich oben auf der nebenstehenden Buche und wurde von eingewanderten japanischen Grauhörnchen gewartet. Sie zeichneten sich als wahre Technikfreaks aus und halfen, wo sie konnten.

Hier war die Bezahlung auch ein vegetarisches Essen, das Herr Ganter liebevoll mit seinem neuesten 3-D Essendrucker kochte.

Kurzum, sie waren beliebt und die Kochkünste von Herrn Ganter wurden im Wald bekannt und bekannter.

Mit den Jahren ist es aber wie bei den Zwiebeln, irgendwann werden sie außen mulschig. So die Schalen unseres Paares, die in einer behördlich nicht eingetragenen Lebensgemeinschaft wohnten.

Es war nicht das abendliche Fernsehprogramm, vegetarische Kochshows gab es nicht so viele, beim Sport und den Krimis waren sich beide immer einig. Liebe schweißt ja zusammen, sagt man.

Nur bei einer neuen Spielshow gab es den ersten großen Streit. Herr Ganter fand daran keinen Gefallen und äußerte dies lautstark. „Solche Spielshows führen zu einer Verrohung der Gesellschaft und dem Verlust des Respekts gegenüber anderen Wesen.“

„Aber, aber. Toleranz und Offenheit müssen nun einmal gefördert werden und im Spiel ist es am einfachsten.“, erwiderte Fuchs.

Herr Ganter ließ sich nicht überzeugen. „Warum unbedingt dieses Spiel, dieses Fuchs, du hast die Gans gestohlen?“ Fuchs kannte darauf keine Antwort, aber es wurde ein unangenehmer Abend für beide.

Kurzum, Fuchs verließ an diesem Abend unter lautem Geheul die Höhle, um frische Waldluft zu schnuppern. „Ja, das ist wohl besser so“, rief ihm Herr Ganter hinterher.

Herr Ganter konnte manchmal schnippisch sein. Um sich zu beruhigen fing er an, unter Selbstgesprächen, die Höhle aufzuräumen und abzuwaschen.

Währenddessen öffnete sich leise die Höhlentür. Herr Ganter, noch immer genervt über die Situation, drehte sich zur Tür um, um Fuchs zuzurufen: „Was ist?“

Da bekam er einen Sack über den Gänseschnabel gestülpt und einen Schlag auf den Gänsekopf.

Wie lange er bewusstlos war, wusste Herr Ganter nicht. Er hörte nur leises Stimmengemurmel. Dann war er schlagartig wach.

„Oh, unser Täubchen wird wach.“ Eine tiefe sonore Stimme begrüßte ihn, als er in ein helles Licht blinzelte.

„Wer, was?“

„Willkommen! Willkommen in deinem neuen Zuhause. Nehmt doch mal die Lampe weg, er kann ja gar nichts sehen.“

Die Stehlampe wurde von unbekannten Pfoten zur Seite geschoben. Herr Ganter sah jetzt das Wesen, das mit ihm sprach und erstarrte.

Ein großer grauer Wolf saß in einem hohen Lehnstuhl ihm gegenüber und betrachtete ihn lächelnd.

„Ich denke, wir können vernünftig miteinander reden. Du bist hier bei mir, deine Flügel sind gebunden, dein Fuchs liegt nebenan, gut verschnürt in einem Sack, ein Wink von mir und meine Freunde hier, meine mir vertrauten Enkel, freuen sich sicher mir einen Gefallen zu tun, wenn du nicht tust, was ich sage.“

Die Wolfsenkel, Fred und Waldemar, rückten Herrn Ganter auf die Feder. Die Bedrohung war real und angsteinflößend.

„Und was muss ich tun?“

Der Wolf rutschte auf dem Stuhl hin und her und ließ sich mit der Antwort Zeit. Seine Enkel wirkten gelangweilt. „Los Opa, nun sag schon. Wir wollen nachher noch zum Fußball. Haben ein wichtiges Spiel gegen die Füchse Berlin.“

Jetzt merkte Herr Ganter, dass der Wolf schon in die Wolfsjahre gekommen war, das Fell fast durchgängig grau, etwas füllig um den Bauch und neben dem Stuhl lehnte eine Unterarmgehhilfe. Offensichtlich war der Wolf doch nicht so bedrohlich, wie Herr Ganter zunächst annahm.

„Drängt mich nicht, ihr Knirpse!“ Man sah deutlich die vielen Zahnlücken in seinem Wolfsmaul. „Ich habe gehört, dass du ein guter Koch sein sollst. Wie du siehst, habe ich eine nagelneue Kücheneinrichtung mit allem Drum und Dran.“ Er zeigte mit seiner riesigen Pranke zu einer funkelnden Küchenzeile. „Nur brauche ich jemanden mit guten Kochkünsten. Mir wurde gesagt, du bist der Beste!“

„Wenn ich für dich was koche, lässt du uns dann frei?“

„Ich könnte es mir überlegen. Wenn du nicht gut kochst und es mir nicht schmeckt, fresse ich dich. Aber wenn du gut kochst, dann behalte ich dich hier. Einverstanden?“

Herr Ganter hasste diese Entweder-oder-Fragen: „Unter einer Bedingung, Fuchs und ich essen mit dir am gleichen Tisch. Dann bin ich einverstanden.“

„Gut, dann hätte ich als erstes gebratene Ente mit Glasnudeln.“

„Nein!“ Herr Ganter war jetzt selbstbewusst und in seinem Kochelement. Er schüttelte seine gewaltigen losgebundenen Flügel, in der Höhle hörte man deutlich die Flügelschläge. Der Wolf bekam ein wenig Angst.

„Nein, natürlich geht das nicht. Ich bin ein vegetarischer Koch und koche nur vegetarisch oder vegan.“

„So siehst du aber nicht aus. Wenn du dich weigerst, werden meine Enkel dir jede Feder einzeln ausrupfen.“ Er wies auf seine Enkel, die nicht mehr da waren. Offensichtlich kam Opa allein klar. Aus dem Nachbarraum kam ein völlig zerrupfter Fuchs müde herein. „Habe ich gut geschlafen. Hallo Ganter, hallo Wolf, alles in Ordnung?“ Er gähnte, wie nur ein müder Fuchs gähnen konnte. Dabei zeigte er sein völlig intaktes weißes Fuchsgebiss.

Der Wolf, der zu einer wölfischen Antwort ansetzte, schloss sein Maul und verbarg seine maroden Zähne. „Okay.“, knirschte er nur.

Jetzt war Herr Ganter in seinem Element, er legte los und kochte so gut, wie nie zuvor in seinem Gänseleben. Es gab vegetarische Burger mit einem Hauch von Gänseleber-Geschmack.

Nach dem Essen gab es Schwarzer Wolf, ein Früchte- und Kräuterlikör aus dem Hause Spirituosen-Wolf.

Mit vollem Bauch, es waren diesmal keine Wackersteine, saßen alle drei zufrieden auf bequemen Strohsesseln und die ganze Nacht unterhielten sie sich. Herr Ganter erzählte von seinem Gänsehof, die Geschichte mit der Graugänseschar, deren GPS-Empfänger nicht mehr funktionierte und wie er mit Fuchs eine Lebensgemeinschaft einging. Der Wolf erzählte von seinen Krankheiten, den kaputten Zähnen und seine Fleischunverträglichkeit, die er nie zugab. Fuchs hörte nur zu.

Kurzum, ein abenteuerlicher Tag endete glücklich. Herr Ganter und Fuchs schliefen in der Gästehöhle und der Wolf konnte nach langer Zeit wieder einmal satt und zufrieden einschlafen.

Am nächsten Morgen waren alle immer noch gesättigt und sie gründeten die erste Senioren-Wohngemeinschaft im Wald.

Die Wolfsenkel, Fred und Waldemar, haben übrigens ihr Fußballspiel 4:3 gegen die Füchse Berlin gewonnen.

Melody hatte die vollen Lippen gespitzt. Ihr rechter Zeigefinger ruhte darauf. Das machte sie immer so, wenn sie über etwas nachdachte. Eine Geste, die sie lange vor dem Spiegel eingeübt hatte. Denn man wusste ja nie, wann die nächste Kamera ausgelöst wurde - irgendwo von irgendwem. Vielleicht hockte sogar ein Eindringling in ihrem Garten und wartete nur auf die Chance, einen Blick auf sie durch die Fenster zu erhaschen und dann: Klick!

Auf so eine Situation durfte sie nicht unvorbereitet sein. Es könnte ihr Karriere-Aus bedeuten. Die Branche war schnelllebig.

Melody hatte ein untrügliches Gespür für Trends. Jetzt war Authentizität voll im Kommen. Deshalb war sie heute noch eine Stunde früher als sonst aufgestanden, nämlich um 6.00 Uhr, um genug Zeit für einen natürlichen Look zu haben. Das Make-up hatte länger gedauert, als das aufwendigste Glamour Party-Styling. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Sie wirkte absolut ungeschminkt.
Auch die Mühe mit den Haaren hatte sich gelohnt. Man hätte schwören können, sie sei genauso aus dem Bett gestiegen.

Im begehbaren Kleiderschrank suchte Melody nach dem naturfarbenen Hausanzug inmitten von einem Meer aus zartrosé, himmelblau, lindgrün mit und ohne Blümchen, Herzchen und Sternchen.

Sie fand ihn ganz hinten im Regal. Schlicht und dennoch edel. Das Sponsoring einer Marke, der sie bisher nicht viel abgewinnen konnte. Aber jetzt … Es passte super zu ihrer Typveränderung und ihre 1,2 Millionen Follower würden sie wieder einmal feiern. So wie immer, wenn sie etwas Neues an die Frau brachte.

Sie blickte prüfend an sich hinunter. Perfekt. Doch dann stach ihr das Pink Paradise auf ihren Fingernägeln unangenehm in die Augen. Das ging natürlich gar nicht. Also, Farbe und Nägel rasch herunter, kürzere Nägel und Nagellack in Nude drauf. Und dann ab an die Arbeit. Heute wollte sie einen neuen Frühstücks-Smoothie für ihre Kids vor der Kamera zelebrieren. Sie blickte auf die Uhr. Die beiden mussten jeden Moment aus der Schule zurück sein.

Mord

Er wusste, dass er sie umbringen musste. So schnell wie möglich und absolut sicher. Er kannte sie schon lange, aber geliebt hatte er sie noch nie. Er konnte nicht von ihr loskommen, obwohl er sich manchmal sogar vor ihr ekelte.
Es gab zwar auch den finanziellen Aspekt, aber noch wichtiger war, dass es um sein Leben ging. Schon einmal hatte er einen Versuch unternommen, aber der war schiefgegangen.

Er würde für seine Tat nicht bestraft werden. Alle seine Bekannten würden ihn verstehen. Viele Einschränkungen würden wegfallen.

Jetzt hatte sie sogar seinen besten Freund umgebracht. Das steigerte seine Motivation noch einmal. Er wusste, dass er die Tat so gestalten musste, dass er sie nie vergessen würde. Er fuhr zu dem Fluss, nahm seine ganze Kraft zusammen, steckte seine Sucht in die letzte volle Zigarettenschachtel und warf sie in das reißende Wasser. Es war noch rechtzeitig gewesen, denn er wurde über 90 Jahre alt.

chat.openai.com, bitte parodiere die Schöpfungsgeschichte!

Am Anfang schuf Gott die Welt. Er sah, dass es gut war, also beschloss er, einen Tag Pause zu machen. Am nächsten Tag erschuf er den Menschen, aber er war nicht zufrieden mit ihm, also erschuf er die Dinosaurier. Die Dinosaurier waren groß und stark, aber Gott war immer noch nicht zufrieden, also erschuf er die Katzen. Die Katzen waren süß und niedlich, aber Gott wollte immer noch mehr, also erschuf er das Internet. Das Internet war cool und unterhaltsam, aber Gott wollte immer noch mehr, also erschuf er Memes. Memes waren lustig und verrückt, aber Gott war immer noch nicht zufrieden, also erschuf er TikTok. TikTok war … nun, es war TikTok. Aber Gott war immer noch nicht zufrieden, also beschloss er, noch einen Tag Pause zu machen. Und so ging es immer weiter, bis die Schöpfungsgeschichte schließlich zu einem endlosen Kreislauf aus Schöpfung und Pause wurde.

Schurkenschenke

Nr.19-Q, Minion-Henchwoman im Dienste des dunklen, fürchterlichen, grausamen Antagonisten Nr.1Un, kühlte ihre linke Gesichtshälfte weiterhin mit einem stinknormalen Eisbeutel, weil kein rohes Steak da war, denn sie aßen hier nur Nektar und Ambrosia im dunklen Schloss, des dunklen Reiches. Als wäre das nicht schon deprimierend genug. In der anderen Hand hielt sie einen ’drowned rat’-Drink und nippte gefällig daran. Nach und nach hatten sich weitere Handlanger in die unterirdische Bar dazu gesellt. Feierabend in der bösen Schergenschicht. Nr.41-N, Nr.59Y und Nr.60pY kamen zu ihr. Q wollte nicht aufsehen, wollte sich ihrem Schlaftrunk widmen, der hoffentlich ihre Schmerzen linderte.
»Uff«, machte der jüngere der beiden Zwillinge Y.
Die Kriegerin hob nun doch den Kopf und pfiff anerkennend über ihre geschundene Lippe: »Wow, ihr seht ja aus, wie ich mich fühle!«
N hielt sich die Seite, als sie versuchte sich mit in die Polsterrunde zu setzen.
Q reichte den Eisbeutel an pY, der ihn sofort auf sein dickes Auge presste. »Die Geschichte muss ich unbedingt hören, schießt los!«
»Ihr wisst ja wie blöd das ist: Haste als der Schurke bis Kapitel 20 die Nase vorn; bist der Bessere - mehr Geld, mehr Finesse, mehr Talent, mehr Macht, mehr Kraft, mehr Saft - und dann kommt da die 15jährige Karen daher, der man erst mal schön das Grün hinter den Ohren blau färbt und schickt sie wieder auf die Ersatzbank in ihrer Papptellerrüstung und dann, ja dann kommt Opi Gandalfino angetrabt und gibt dem trotzig heulendem Bunny irgendein schmörmeliges Vorzeit Artefakt mit dem es mich mal eben aus den Latschen sockt. Schönen Dank auch Deus Ex, geh doch wo du herkommst.«
Mitfühlend nickten alle zur Zustimmung. Das kannten sie.
»Wer war es bei euch?«
»Die mit dem Tennisschläger und dem pinken Flausche-Hamster als tierischem Sidekick. Die immer so ätzend lang braucht, um sich umzuziehen, wenn sie ihre Show abzieht.«
»Damn!« Q ächzte: »Übel, dieser blöde Schläger tut saumäßig weh.«
»Und bei dir?«
Jetzt passte sich die Gesichtsfarbe der Schurkin dem veilchen-blauen Auge an: »Ich hatte es mit Mr. venezianische Maske zu tun.«
»Oh nein, der Love Interest? Wie schrecklich. Der tickt immer so aus und ist echt fies beleidigend!« Worte konnten so verletzten!
»Ja!«, stimmte Q aus vollem Herzen zu. »Aber«, druckste sie dann rum und klammerte sich an ihren Drink, »er war auch irgendwie echt niedlich«, gestand sie. Um ganz ehrlich zu sein, hatte der Typ sie ziemlich aus ihren epischen Plüschpantoffeln gehauen, aber dafür war diese Kinnpartie unglaublich anziehend. Ihre Faust hatte unbedingt in sein Gesicht gewollt und auf Körperkontakt bestanden.
Die anderen machten große Augen. »Nicht dein Ernst.«
Sie flötete ein bisschen und presste die Lippen danach aufeinander, schwerer Fehler, das tat immer noch weh. »Ich glaube ich möchte ihn wiedersehen.«
Ein allgemeines Hand vor die Stirn-Geklatsche später stießen sie alle gemeinsam an. »Auf einen besseren Tag.«
»Morgen.«
»Morgen.«
»Morgen.«
Immer Morgen. Es wurde nie besser, aber sie würden die Hoffnung nie aufgeben.

Die Tür ging wieder auf und durch das Dunkelfunkeln kam Nr.89A rein. Sie hatte wie immer Schluckauf und strahlte bei jedem Hicks Licht ab. »Nr.8B ist tot!«, heulte sie los und ließ sich ein Taschentuch reichen, welches verdächtig aussah wie ein Fetzen abgerissene Unterhose. Sie schnäuzte sich.
Autsch, 8B, dachte Q, das war eine verdammt ranghohes Tier unter den bösen Minions gewesen. »Was ist passiert mit ihm?«
A trocknete sich die Äuglein: »Er und die anderen Elite haben sich wohl mit einer ganzen Gruppe herumschlagen müssen. Muss echt übel gewesen sein. Die sind angeblich aus einer anderen Galaxie oder einer multiplen Universumsfalte, keine Ahnung, die Chefetage rätselt noch. Auf jeden Fall sind die alle noch einen Tacken bekloppter, als die, mit denen wir es hier täglich zu tun haben.«
Von pY kamen ein paar Würgegeräusche, die darauf schließen ließen, was er davon hielt.
N schüttelte nur frustriert den Kopf: »Ich glaub ich nehm meinen Resturlaub.«
Derweil trockneten As Tränen. Die Handlanger waren nicht dafür bekannt sich gegenseitig lang nachzuheulen. Daher fragte Q in die Runde: »Heißt das der Posten von 8B ist vakant?« Sie grinste und trank aus, sie erhob sich.
Bei den anderen klickte es jetzt auch langsam. Klar, es lebte sich durchaus gefährlich in der Elite-Riege. Aber andererseits: Mehr Urlaub, Krankenversicherung und Sonderzulagen für die echt gefährlichen Jobs.
Plötzlich sprangen alle auf. »Ich will den Job!«
»Nein!«, schrie Y, ich bin dran. Sein Zwillingsbruder protestierte: »Nicht ohne mich, ich bin von uns beiden der Stärkere.«
Aber da war Q schon längst draußen und auf dem Weg in die Chef-Etage, während N und A noch miteinander rangelten, wer mehr Urlaub brauchte.
Im Flur angekommen, stolperten und fielen die Fünf übereinander und konnten grad noch mit ansehen, wie Nr.45R aus dem Büro kam. Ein süßlicher Rosenduft trieb durch den Gang und seine seidig glänzenden Haare wehten hinter ihm her, als er winkte und sein neues Schild zurecht schob. Tja, Pech gehabt. Es war immer Eine*r schneller.
»Also, zurück in die Bar?«, fragte Y.

Letztes Jahr Weihnachten

Letztes Jahr Weihnachten hat mein Herz Flügel bekommen.
Doch du hast sie mir gestutzt und sie sind zu Boden gesunken.
Dieses Jahr wird mir das nicht passieren. Ehr wird die Hölle zufrieren.
Ich seh zu dir herüber und erhasche deinen Blick und es macht wieder Klick.
Sogleich fängt mein Herz an zu sabbern. Ich verspüre den Drang an deinen Ohren zu knabbern.
Mein Verstand wird nicht schlauer. Am besten bau ich um mich herum eine Mauer.
Letztes Jahr Weihnachten hatte ich einen Traum, doch er wurde schnell zu Schaum.
Es kam mir vor wie Hexerei, doch es war nur Liebelei.
Ich dachte, du wärst der Prinz, der mich berührt und entführt.
Stattdessen hast du meine Seele zerrissen und auf meine Liebe geschi…
Dieses Jahr bleibe ich standhaft, denke ich zaghaft.
Freunde füllen den Raum und ich schmücke den Baum.

Frohe Weihnachten

Man kann einfach nicht alles haben

Meine Schutzbrille hatte ich natürlich immer auf. Sicher ist sicher. Und so standen wir manches Mal vor der Post oder im Kaufhaus. Ich, als ihr Walker, mit dieser dickwandigen, dunklen Brille. Und sie einfach nur mit ihrer blendenden Schönheit. Wer auch immer diese Mixtur aus Cinderella, Angelina, Heidi und Alicia angerührt hatte: Er war ein Meister seines Faches. Ellenlange blonde Haare umrahmten ein Gesicht, gemalt wie von Botticelli. Volle Lippen, aprikosenfarbene Wangen, kristallblaue Augen unter dichten Wimpern, wie frisch gewebt. Ihre Maße waren perfekt und steckten immer in genau so perfekten Klamotten. Ja, sie war im wahrsten Sinne des Wortes hot. Ohne Spezialbrille war ihr Anblick nicht zu ertragen. Bereits ein kleiner Blick auf dieses Wesen führte zu schweren Verbrennungen auf der Netzhaut. Sie war nicht nur optisch der Hammer. Sie war auch reich, unfassbar reich. Angeblich war sie auch clever.
An einem sonnigen Tag im März brach sie sich das Bein. Ich brachte sie in die Klinik. Dort behandelte sie ein junger Arzt, der aussah, als sei er einem Hollywoodfilm entsprungen. Zwischen ihr und diesem Adonis war es Liebe vor dem ersten Blick.
„Ich will einen Arzt und keinen Frührentner“, flüsterte sie mir zu und kroch umgehend unter die Bettdecke.
„Brille auf!“, schrie ich den Adonis-Doktor sofort an.
Ich fühlte es als meine Pflicht, dem verknallten Doc umgehend zu stecken, dass er besser in ihrer Gegenwart Tag und Nacht seine OP-Brille aufbehalten sollte, um nicht dauerhaft die Berufsunfähigkeitskasse bemühen zu müssen.
Schon nach wenigen Monaten überraschte er sie bei einem romantischen Dinner mit einem Einkaräter und ließ es Rosenblätter regnen, während er um ihre Hand anhielt. Ich musste wie Aschenbrödel mühsam die Rosenblätter aus den Drinks fischen.
Ein halbes Jahr später heirateten sie schon mit Hunderten von Freunden am Strand einer privaten Insel, die seiner Familie gehörte.
Schön, reich, jung, clever. Ein Paar wie im Märchen. Unfassbar.

Blöd nur, dass auf Hunderten von Hochzeitsfotos alle immer diese schrecklichen Schutzbrillen trugen.
Man kann einfach nicht alles haben im Leben.

Das Ende der Geschichte

„Fabian.“
War da was? Ich glaub‘, ich hör‘ schon Stimmen.
„Fabian.“
Da wieder. Klingt wie ein kleines Mädchen!
„Fabian!“

Ein Windstoß drückt das Fenster der Dachkammer auf und löscht das Licht der einzigen Kerze. Die Vorhänge wölben sich in den Raum hinein. Es regnet, Donner grollen, Blitze zucken. Fabian springt auf, schließt das Fenster und entzündet die Kerze mit seinem letzten Streichholz, um weiter zu lesen.

„Fabian, ich brauche deine Hilfe!“
„Was ist denn? Wer bist du?“
„Ich bin die empfindliche Kaiserin.“
„Ach so. Dann lass mich doch endlich weiter lesen, ist gerade so spannend! Der Steinscheißer kann das Nichts mit seinen großen Händen nicht mehr aufhalten und Prinz Ling ist mit seiner Pennzecke schon unterwegs zu dir.“
„Fabian, gib mir einen neuen Namen!“
„Echt jetzt? Ich kann mich so nicht konzentrieren!“

Fabians Handy piept.

„Sorry, ich muss nach Hause. Es gibt Abendbrot!“

War es Lara Croft, die wieder mal die Welt rettete?

Wir landeten in der Frühe über Mailand, die Gipfel der Alpen glühten.
Roxana, die neue, sehr attraktive Flugbegleiterin kannte dieses atemberaubende Panorama auch, aber eigentlich staunte sie mich nur an, sie schmachtete und nach der Landung hoffte sie sicher auf ein romantisches Date. Könnte man das nicht vorziehen?
Ich schaute in ihre smaragdgrünen Augen und dann auf ihr Dekolleté. Das waren Traummaße und ihre Kurven reizten mich schon die ganze Zeit. Ungeniert beugte ich mich näher zu ihr. Sie seufzte erleichtert und ich kostete ihren verführerischen Duft. Meine rechte Hand zuckte schon, ihren Busen zu berühren.
Nein, das wäre verfrüht, oder? Ach, komm schon! Sie war ja sowieso verknallt und ich hatte jetzt noch 17 Minuten, bis wir den Landeplatz anflogen. Das würde reichen.
„Die Nordseite der Alpen ist verspiegelt und du hübsche Frau, weißt du, wie du unterhalb des Pols ausschaust?
Roxana zuckte zusammen und für einen kurzen Augenblick schloss sie ihre glühenden Augen in voller Erwartung, dass ihr unwiderstehlich weiblicher Körper von mir gewürdigt wurde.
„Um Himmels willen, wenn wir den Umweg über den Venushügel machen, dann kommen wir nicht nach Hause.“
„Unser Raumgleiter beschleunigt sogar in diesen heißen Sphären. Das weißt du doch, denn es gibt diesen Push-Schalter!“
„Du meinst diese klitzekleine Push-Perle, die hell wach wird, wenn …“ Ihr stockte vor Erregung der Atem.
Ich wollte sie und mich nicht länger Zappeln lassen. Das wäre einfach zu gemein. „Ja, diese Perle, die unbedingt poliert werden will.“
Mit dem rechten Arm umschloss ich ihre Schulter und mit der linken Hand fuhr ich ihr in die seidene Nässe. Ihre heißen Lippen legten sich begierig auf meinen Mund, während sie sanft meinen Nacken streichelte.
Ihre Hände glitten dann zielstrebig in meine Seite, um mich an die Wand zu drücken. Jetzt war ich ganz in ihrer Gewalt … und es tat gut.
„Roxana, ich wollte doch nur die Welt retten“, keuchte ich anschließend, „aber wie Frauen so sind, kommt man mit ihnen auf Abwege.“
Sie neckte mein Kinn, richtete die Uniform und wischte sich mit einem Tuch über die Stirn.
„Deine ehemalige Chefin im Fliegerhorst hatte mir gesteckt, wie du es brauchst.“
„Wie?“ Klar erinnerte ich mich an die blonde Schönheit. Sie war immer gut drauf, die letzten Wochen war es aber still zwischen uns geworden.
„Ich habe ihren Job übernommen und wir haben gewettet, dass …
„Schon wieder so ein Halbsatz! Verflucht! Roxana!“
„Ich habs gebraucht. So kann es ja ab jetzt immer laufen, oder ist dir deine Karriere pushende Rolle im Institut egal?“

Liebe allgemein
Wir vertrauen uns blind, stolpern daher von einer Falle in die Nächste, aber Liebe kennt ja keine Grenzen oder erkennt die Grenzen einfach nicht.

Mein bester Freund“ Ein Freund, ein guter Freund…“Er reißt mich in Abgründe, aber Liebe kommt ja auf Engelsflügeln. So traf ich durch ihn eine Frau, die sich Wolfsfrau nannte. Das Tier in ihr erkannte ich erst in meiner Wohnung, aus der ich flüchtete.

„Rette eine Frau raus aus ihrem Dornröschinschlaf“. Der Fluchtreflex muss dringend gegen den Angriffsreflex getauscht werden.

Liebe ist ewig, aber jetzt in der letzten Dezemberwoche, da mein Kalender gewechselt wird macht die Propaganda der Zeit eher Urlaub in der Sinnlosigkeit.

Das Universum wird mir schon die Richtige schenken. Der Wunschzettel an´s Universum ist noch in Arbeit.

Der Unbesiegbare

Ich bin der ultimative Bad-Boy mit dem lässigen Lächeln und dem verwegenen Blick.

Mein Motorrad brüllt unter mir, während ich durch die Straßen der Stadt brause. Die Mädchen flüstern meinen Namen und schmachten nach meiner Aufmerksamkeit.

Aber ich bin nicht interessiert - ich bin auf der Suche nach der ultimativen Herausforderung. Die Action lässt mich nicht los und ich werde immer wieder in die gefährlichsten Situationen geraten.

Aber keine Angst, ich komme immer als Sieger hervor. Ich bin der Bad Boy und ich bin unbesiegbar.

Der Wettlauf beginnt

Die Nacht kennt keine Schatten. Wenn die Dunkelheit alles bedeckt, umhüllt und verschwinden lässt, dann heißt es Abschied nehmen. Immer dann, wenn das letzte Licht verloschen ist, dann bricht sie an, die unheimliche Zeit. So auch jetzt, wieder einmal.

Mein Blick fällt auf das offenstehende Fenster und das Flattern der Gardine im Wind. Mutter ist noch nicht zurück, um das Fenster wieder zu schließen. Wie soll ich da einschlafen können. Niemals. Ich wage es nicht mich zu bewegen, habe meine Bettdecke bis zur Nasenspitze hochgezogen. Mein Atem geht flach und schnell.

Am Nachmittag haben sie es auf allen Kanälen gebracht. Jeder Radiosender berichtete darüber, und noch immer liegen mir die Worte des Sprechers in meinen Ohren.

Wie die Polizei von Skywalk County heute berichtete, kam es in der vergangenen Nacht zu mehreren Sichtungen von Unbekannten Flug Objekten, sogenannten UFOs. Mehrere Augenzeugen seien Beobachter von etwas Unerklärlichem gewesen, wie Deputy Miller uns in einem Interview mitteilte. Angeblich gebe es Vermisste. Wir halten sie natürlich auf dem Laufenden … Jetzt spielen wir erst einmal Werbung.

Mutter kommt nicht. Vorsichtig nehme ich meine Armbanduhr vom Nachttisch. Sie hätte schon längst wieder zurück sein müssen, um das Fenster zu schließen und mir einen Gute Nacht Kuss zu geben. Eine halbe Stunde ist vergangen, seit sie das Zimmer verlassen hat. Ich frage mich, ob ich aufstehen und nachsehen soll. Ich habe Angst. Was, wenn sie verschwunden ist? So wie die anderen.

“Er muss oben sein!”, höre ich plötzlich wie aus dem Nichts eine Männerstimme von unten. Schritte poltern die Treppenstufen hoch. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. In Gedanken rufe ich laut ihren Namen, doch sie kommt nicht. Wie auch? Wie gelähmt liege ich auf meinem Bett und wage es kaum zu atmen.

“Geh weiter hoch, ich nehme die Räume hier. Er muss irgendwo stecken. Los!”

“Warte, gib mir auch eine Spritze … Ich werde den Bengel schon erwischen.”

“Hier, nimm. Aber ramm dir das Zeug nicht schon wieder versehentlich selbst ins Bein. Ich hab keine Lust dich wieder zu tragen, hörst du?”

“Geht klar. Adrian? Adrian, mein Lieber, wo steckst du? Nah komm schon zu uns. Wir werden dir auch nicht weh tun.”

Ich erinnere mich an Dads Worte. Er sagte sie jeden Abend zu mir, bis er … er von seinem Einsatz nicht mehr zurück kam. Wenn es um dich herum finster wird, dann entzünde ein Licht in dir. Ich reiße die Bettdecke zur Seite und springe aus meinem Bett, rüber zum Stuhl. In Windeseile zwänge ich mich in meine Jeans, ziehe den Pullover über und springe in meine Schuhe.

“Adrian, wir kommen jetzt zu dir. Möchtest du nicht deinen Dad wiedersehen? Na, was denkst du, Adrian?”

Ich habe keine Ahnung was hier vor sich geht, wer diese Männer sind und was sie wollen. Alles, was ich weiß, ist, dass ich schnellstens weg muss. Das Fenster. Ich spüre, wie das Licht meines Dads in mir brennt, mir Kraft gibt. Alles andere zählt jetzt nicht. Wenn ich jetzt hier nicht rauskomme, dann würde ich Mutter nie wieder sehen. Alles andere wage ich nicht zu denken. Ich schiebe das Fenster hoch und klettere hinaus in die kalte Nacht.

Das Haus der Shattners liegt zweihundert Meter von dem unseren entfernt. Bis hierher höre ich das Bellen von Chep, dem Husky Rüden. Ich habe keine Zeit mir Gedanken darum zu machen, warum er ausgerechnet jetzt bellt. Ich muss weiter, klettere weiter nach links, Richtung Garagendach. Von dort würde ich leicht herunterspringen können. Über das Feld wäre es mir möglich in fünf Minuten Chep und die Shattners zu erreichen.

Als ich das Garagendach erreiche, durchbricht das fahle Mondlicht die Wolkendecke und macht die Sicht auf die Einfahrt frei.

“Nein! Nein … bitte nicht! Mutter! Oh Gott, Mutter …" schreie ich voller Entsetzen auf. Tränen schießen mir in die Augen. Mein Kopf droht zu zerspringen und mein Herz pocht wie verrückt. Nur wenige Meter vor dem Garagentor liegt sie regungslos am Boden. Ist sie tot?

“Er ist draußen, Joe. Der verdammte Bengel ist draußen!”, höre ich zeitgleich einen der beiden Männer aus meinem Kinderzimmer rufen.

“Warte, ich gehe runter und schneide ihm den Weg ab!”

Panisch springe ich vom Garagendach hinunter und lande knapp neben meiner Mutter, auf allen Vieren. Meine Hände fühlen sich an, als hätte ich sie in Öl getaucht. Sie sind schmierig, wie mit einem Gel überzogen. Es ist Blut. Das Blut meiner Mutter. Der Boden ist voll davon und in ihrem Schädel klafft ein großes Loch. Leblos liegt sie da. Sie ist tot.

Ich wage es nicht zu schreien. Instinktiv laufe ich los. Dads Licht ist immer noch in mir, ich spüre es. Ich muss es bis zu den Shattners schaffen. Chep, mein Junge, ich komme. Hörst du, ich komme. Gleich bin ich in Sicherheit. Als ich links Richtung Veranda abbiege rammt mich ein Körper und reißt mich zu Boden. Wir liegen beide am Boden und er hält mich am Hosenbein fest. Ich wirbele herum und trete so fest zu, wie ich nur kann. Wild schreiend fast er sich in die Magengrube und krümmt sich vor Schmerz.

“Warte, du Kröte. Wenn ich dich kriege, dann lege ich dich persönlich neben deine tote Mutter.”

Er lacht laut auf, doch das Lachen erstickt in einem schmerzerfüllten Krächzen. Er torkelt leicht, fasst sich immer wieder an den Bauch, spuckt und schreit erneut auf.

Ich drehe mich um und laufe so schnell ich kann. Zwanzig Meter … fünfzig Meter habe ich schon geschafft. Ich komme den Shattners immer näher. Nochmals drehe ich mich um und sehe den zweiten Widersacher aus dem Haus kommen.

“Bleib stehen, du Missgeburt! Hörst du, bleib stehen oder willst du, dass ich dir eine Kugel durch dein Spatzenhirn jage?”

Ich laufe unbeirrt weiter.

“Du hast es nicht anders gewollt!”, höre ich sie beide wie im Kanon rufen. Ich renne.

Plötzlich durchdringt ein gleißendes Licht die Wolkendecke, genau über mir. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, stolpere und gehe zu Boden. Ein Schuss ist das Letzte, das ich höre, dann verliere ich das Bewusstsein und tauche ein in einen seltsamen Traum.

Wie die Polizei von Skywalk County heute berichtete, kam es in der vergangenen Nacht zu mehreren Sichtungen von Unbekannten Flug Objekten, sogenannten UFOs. Mehrere Augenzeugen seien Beobachter von etwas Unerklärlichem gewesen, wie Deputy Miller uns in einem Interview mitteilte. Angeblich gebe es Vermisste. Wir halten sie natürlich auf dem Laufenden …

Freudentränen

Weiße Kristalle fallen vom Himmel, man nennt sie Schneeflocken. Wenn sie sich zusammenrotten, können sie zu gefährlichen Lawinen werden, denkt Jule.

Jetzt bedecken sie erst einmal Straßen und Bürgersteige, Autos, Buden, den kirchhohen Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz, Jule und ihren Vater.

Jule steht still, schaut dem Weihnachtsbaum zu, wie er so dasteht, bunt, wunderschön geschmückt, wie in jedem Jahr.

Mit seinen tausend Lichtern strahlt er das Mädchen an. So, als wollte er sagen: „Sieh doch, hier ist Weihnachten, das Fest der Liebe“. Diese Einstellung kann Jule heute gar nicht teilen, denn von Liebe ist man hier ganz weit weg. Zwei Tränen laufen in Zeitlupe über ihre Wangen und bilden sogleich kleine Kristalle. >nur keine Lawine< denkt Jule und presst die Lippen zu schmalen Linien zusammen, um den nächsten Tropfen oder gar einer ganzen Horde davon den Austritt ins Freie zu verwehren.

Der Tag begann schon sehr merkwürdig. Wie an jedem Morgen des 24. Dezember rannte Jule in die Küche, machte einen Satz auf den kleinen Hocker vor dem Küchenfenster und schaute auf ein hölzernes Kästchen mitten im Schnee. Sie hielt Ausschau nach kleinen Fußstapfen. Elfenfüßchen, Zeichen darauf, dass der Weihnachtself sich seinen Keks und die Thermoflasche mit dicker heißer Schokolade geholt hatte. Damit würde er sich auf den Weg machen, um all die Kinder dieser Erde zu beschenken, manchen einen Traum erfüllen, anderen ein kleines Geschenk unter den Weihnachtsbaum legen. Genau so viel, dass alle Kinder sich geliebt fühlten.

Doch heute gab es viele Spuren, undefinierbar, ob die des Elfs dabei waren. Wird schon gut gegangen sein, denkt Jule, schlüpft in ihre Kleidung, den dicken Schneeanzug darüber und rennt nach draußen zu ihren Freunden.

Kleine rote Nasen schauen ihr entgegen, eine ist heute extrem lang, sieht fast so aus, als wüchse ein Ast mitten aus Michels Gesicht.

„Michel, hast du schon wieder gelogen?“ Trällert Jule ihm zu. Michel scheint in den Schnee hinein zu schmelzen, wird immer kleiner und kleiner. Jule kann gerade noch die Astnase festhalten bevor Michel in seiner Pfütze ertrinken würde.

„Sag sofort die Wahrheit, sonst lasse ich dich los.

„Ich habe dem Weihnachtself aufgelauert. Weil mir so kalt war, habe ich nur einen Schluck und dann die ganze Schokolade getrunken. Der Keks schmeckte auch so gut. Als der Weihnachtself mit seinen kleinen grün bestrumpften Beinchen und den roten beglockten Zipfelschühchen angetapst kam, habe ich mich so geschämt. Das konnte ich natürlich nicht zugeben und habe mich über ihn lustig gemacht.“

„Was hast du gesagt?“

„Nichts Schlimmes.“

„Was ist nichts Schlimmes?“

„Nur, dass er nicht so wichtig ist, weil er doch so klein ist. Naja, dann noch: > Du bist doch gar nicht mehr hip, seit es den echten Weihnachtsmann gibt. Der fährt mit dem großem Coco-Cola-Truck durch die ganze Welt, da kannst du nicht mithalten. Geh einfach nachhause, ich werde deine Schokoladenflaschen und Kekse schon einsammeln. Auf Wiedersehen“, mit wilden Armbewegungen habe ich ihn dann in den Wald zurückgescheucht und alles für ihn eingesammelt. Jetzt ist mir schlecht.“

Kälte bahnt sich ihren Weg, durch die Pfütze unter Michel, sie wird zur Eisfläche, eisig wird es in den Herzen der Kinder, lässt die Stimmen einfrieren. Sie wären nicht Kinder, wenn dies so bliebe.

Jules Worte finden als erstes einen Weg nach draußen. „Michel, wie dumm bist du eigentlich? Weißt du nicht, dass es viele Namen auf der ganzen Welt für die Weihnachtsbringer gibt? Jeder Name gehört zu einer Tradition. So gibt es das Christkind, den Weihnachtsmann, Santa Claus, und viele andere, alle haben ihre Aufgaben. Wenn eine oder einer ausfällt, fällt auch Weihnachten für die Kinder auf der ganzen Erde aus. Und unser Weihnachtself ist zuständig für? Na was meinst du?“ „ Keine Ahnung“ tropft es von Michels Astspitze.

„Hörst du endlich auf zu lügen? Das weiss doch hier jedes noch so kleine Kind.“

„Für die Tränen?“

„Für die Freudentränen, du Dösbaddel.“

Wenige Minuten später hat Michel seine volle Größe zurück und seine Nase wieder ihre rotzfreche Gestalt angenommen. Alle Aufgaben sind verteilt, Kekse und Thermosflaschen aufgefüllt in ihren Holzkästchen und die Kinder auf dem Nachhauseweg.

Der Marktplatz füllt sich, Menschen rempeln sich an, drängeln und beschimpfen sich. >Weihnachten liegt in der Luft< schallt es aus den Boxen neben dem Stand mit angebrannten Mandeln. Paradiesäpfel lösen sich langsam auf, sie fühlen sich nicht wie im Paradies. Die rote Glasur tropft, tropft, tropft, bildet eine Spur, rot wie Blut.

Aus den Augen der Kinder tropft es, tropf, tropf, tropf, Tränen voller Traurigkeit… Nur keine Lawine, denkt Jule und presst die Lippen aufeinander.

„Oh, du Fröhliche“ schallt es jetzt, Jule ist nicht fröhlich.

„Ihr Kinderlein kommet“, hört sie und rennt los, greift sich einen Freund, eine Freundin nach der anderen. Zusammen bilden sie einen großen Kreis um die dummen Erwachsenen, die nichts tun, außer traurig dazustehen oder zu streiten.

Sie singen ihr Lied für ihren Weihnachtself und plötzlich fällt der erste Tropfen aus der Baumkrone direkt auf Jule. Weitere folgen, der Weihnachtsbaum blinkt heftig, dann tritt Stille ein. Leises Klingeln erfüllt die Luft zwischen den tanzenden Schneeflocken, während ein kleiner Elf von Ast zu Ast hüpft und seine Freude in die Luft wirft. So, dass nun jedes Kind Freudentränen weinen kann.

Geschafft< denkt Jule und lässt ihre Freudentränen zu einer Lawine werden, die alle Traurigkeit verschüttet, Leider erwischt es auch den kleinen Elfen der vom Weihnachtsbaum abrutscht und mitten auf den Marktplatz klatscht. Der muss nun jeden Tag Freudentränen weinen…Und täglich grüßt das Murmeltier.

Die Köpfe der Männer drehten sich, manche Pfiffen, andere machten anzügliche Bemerkungen, doch sie schritt zielstrebig an ihnen vorbei auf den Eingang des Gebäudes zu. Enge Jeans, Lederjacke, Stiefel, bis fast unter’s Knie, lange, blonde Haare.

„Ist bestimmt eine Professionelle“, raunten sie sich untereinander zu.

Eine halbe Stunde später wurden sie zum Appell in den Innenhof gerufen.

„Ab sofort wird Major Mayer Ihre Einheit übernehmen“, verkündete ihr ehemaliger Truppenführer Gottlob. „Machen Sie mir keine Schande und zeigen Sie Ihre Bestform!“

Die Soldaten starten fassungslos auf die Frau neben Gottlob: Die Blondine, die sie vorhin beobachtet hatten.

„Zeigen Sie, ob Ihre Beine ebenso flink sind wie Ihr Mundwerk!“, durchbrach ihre rauchige Stimme die Stille. „30 Runden um den Platz, wer es nicht schafft, verzichtet heute auf’s Abendessen!“

Die Soldaten zögerten einen Augenblick, dann setzte sich der Trupp in Bewegung.

„Und ich dachte, wir hätten endlich Mal wieder etwas Spaß“, murmelte einer der Soldaten, „und nun müssen wir uns von Barbie rumkommandieren lassen.“

  • Wiedersehen

Nach dreizehn Jahren wieder im Dorf.

Mit wackeligen Beinen stolpert Maggie auf den Dorfkrug zu. Ihr Magen rumort. Verändert hatte sich nichts. Außer das jetzt am Eingang eine Coca-Cola-Fahne hängt.

Sie öffnet die Tür und erkennt ihn sofort. Er steht mit dem Rücken zu ihr hinterm Tresen. Maggies Magen hüpft. Seine Haare sind nicht mehr ganz so hell, aber immer noch so wuschelig. Er ist etwas breiter geworden. „Is zu.“, brubbelt Sascha und dreht sich langsam um.

Maggie wird wie der Blitz von einem Flashback getroffen. In Sekundenschnelle ist alles wieder da und sie würde am Liebsten rückwärts aus der Tür rennen. Aber dafür ist es jetzt zu spät.

Sascha verengt seine Augen zu kleinen Schlitzen und schaut sie fragend an „Maggie?“. Langsam kommt er hinter dem Tresen vor und auf Maggie zu. Für sie ist es wie in Zeitlupe und sie nimmt nichts anderes mehr wahr. Ein leises Rauschen spült ihre Ohren.

„Hab schon sowas gehört. Weißt ja, Dorf…Aber das du da gleich zu mir kommst, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Konntest ja damals nicht schnell genug von mir wegkommen.“

„Schön dich zu sehen, Sascha“, murmelt Magie. „Wie gehts?“. In Maggie steigt Unbehagen auf. „Maggie wie solls schon gehen? Viel geändert hat sich hier ja nicht, haste ja alles nicht mitbekommen. Bist ja einfach weg.“

Die Schwingtür zur Küche schwingt auf und ein blonder Pferdeschwanz mit kurzer Jeans und kurz unter der Brust geknotetem kariertem Hemd kommt hereingeschwebt. Die Brust ist beachtlich. Maggie fällt es schwer, wegzuschauen. Blondi ist mindestens zehn Jahre jünger als Maggie.

Sie schmeißt sich Sascha an den Hals, küsst ihn lange auf den Mund „Schatz, ich fahr dann jetzt mal zum Friseur, kann dauern, weißt ja, Extensions.“ Die Klischeealarmglocke läutet in Maggies Kopf. ‚Und dann muss ich mir noch meine Fingernägel verlängern lassen‘, spinnt es in ihrem Kopf weiter. Sie rollt mit den Augen und hebt langsam die Hand. Murmelt ganz leise „Vielleicht sieht man sich noch.“ Maggie drehte sich bemüht langsam und lautlos um, um den Gasthof zu verlassen.

Draußen angekommen schnappt sie erstmal nach Luft. Gerade will sie sich sammeln, als die Tür hinter ihr auffliegt. Sie dreht sich um. Sie sieht Sascha fassungslos an. „Dein Ernst?“, platzte es aus ihr heraus.

Auf seiner Stirn bildet sich eine steile Falte. Wütend sieht er sie an. „Maggie, du hast mir mein Herz zerbrochen!!! Was willst du?!“, schreit es aus ihm heraus.

Rumms-Bumms

Im Grunde hat man in der Lebensmitte ja so langsam raus, wie das Leben so bumst. Man legt auch nicht mehr so viel Wert darauf, im Theater des Lebens im Vordergrund zu stehen, sondern schaut sich gern mal so an, wie denn die anderen so ihr Leben rumsen, und dann heißt es: Vorhang auf, Bühne frei!

Alles begann mit einem Rumms, dem Geräusch, das bei einem dumpf tönenden Aufprall entsteht. Nach so einem Bumms war die plötzliche Stille ein wesentlich eindrücklicheres Erlebnis als - o die selige - Weihnachtszeit. Ein junger Linksabbieger hatte unser von vorn auf ihn zukommendes, doch schon in die Tage gekommenes Micker-Fahrzeug, Verzeihung, unseren Silberpfeil Nissan Micra, übersehen. Aber da er den vorschriftsmäßigen Schulterblick nach hinten gemacht hatte, war er sich keiner Schuld bewusst, bestärkt durch seine Mutter, die daraus einen großen Bums machen wollte und gleich mal damit drohte, einen Rechtsanwalt einzuschalten.

Unser lieber Kleiner war nach einer harten Arbeitswoche, in der er mehr als sonst im Einsatz war, weil das Fahrrad gerade Pause hatte, wohl doch ein bisschen müder und reaktionsträger als sonst gewesen - wie immer auch dieser Rumms zustande gekommen war - jedenfalls reichte nicht einmal ein Doppel-Wumms an Bremsen aus, um den Totalschaden zu verhindern.

Möge er in Frieden ruhen! Und mögen sich nach dem mächtigen Bumms die beteiligten Versicherungen nicht allzu lange streiten, wer welchen Schaden zu begleichen hat!

Wir beschlossen, den Rumms auszusitzen bzw. die Folgen des von links und von jung verursachten Bumms in Ruhe auf uns zukommen zu lassen. Nichtsdestotrotz war uns klar, dass angesichts des Schadens in Relation zum Kaufwert, zum Alter und zum nächstes Jahr anstehenden TÜV-Risiko eine Beerdigung unseres Micra einer teuren Reparatur vorzuziehen war.

Da das gegnerische Fahrzeug bereits verweigert hatte, die volle Schuld für das Rumbumsen auf sich zu nehmen, war uns klar, dass es im Streitfall höchstwahrscheinlich auf einen Kompromiss hinauslaufen würde, nämlich dass jeder seinen eigenen Schaden würde bezahlen müssen. Das war uns bums. Wir entschieden wir uns nach dem lauten Rums für einen schnellen Bums!

Genau, ein Bumms auf den Rumms! Denn - rums di bums - haben wir uns doch tatsächlich gleich einen Tag später ein Neuen angeschafft. Getragen hatten wir uns mit diesem Gedanken ja schon einige Zeit, aber natürlich hatten wir gedacht, unsere kleinen Micra nochmals durch den TÜV zu bumsen und weitere zwei Jahre zu fahren, bevor wir dann entscheiden wollten, ob wir uns tatsächlich nochmals ein Fahrzeug wummsen wollen oder nicht.

Vielleicht hat ja die monatelange Fahrzeug-Abstinenz vor unserer Micra-Zeit mit allen Folgen der Un-Flexibilität, des beträchtlich höheren Zeitaufwands in öffentlichen Verkehrsmitteln und der Umstieg auf reinen Muskelbums bei unseren Einkäufen dazu beigetragen, dass wir einem Rumms-Bumms-Neuwagenquickie gar nicht so abgeneigt waren. Also überlegten wir 50-Pluser, dass es schon recht bequem wäre, so einen fahrbaren Untersatz für alle Rumms-Bumms jederzeit vor der Tür zu haben. Was soll ich sagen? Unsere Versicherung hatte wohl mehr Wummsbums als die andere und - rums! - knallten bei uns die Sektkorken:

Es ist geschafft, da steht er nun,

jung und kräftig,

um uns gute Dienste zu tun.

Glückwunsch neue Fahrbesitzer,

und ganz viel Freude

mit dem rotem Flitzer.

Ab jetzt heißt es frei und verwegen

Rumms, Bumms und Wumms

auf all unseren Wegen.