Seitenwind Woche 10: Parodie

In einer kalten Winternacht in Bethlehem…

…schrieb die Schriftstellerin Marie an ihrem neuen Roman, als plötzlich ein Engel erschien und ihr sagte, dass sie ein Kind bekommen würde. Maria war verwirrt und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie hatte immer geglaubt, dass Schriftsteller keine Kinder bekommen konnten, da sie zu beschäftigt waren, um sich um sie zu kümmern. Sie fragte den Engel, wo sie das Baby zur Welt bringen sollte. Der antwortete: „In einem Stall, neben dem Papyrus-Lager.“ Marie folgte dem Engel und bald darauf gebar sie ihr Kind inmitten von Papyrus-Rollen. Die Schriftstellerin nannte ihr Baby Jesus und beschloss, seine Geburt in ihrem Roman zu verarbeiten.

Sie hat es ein wenig abgewandelt:
In einem kleinen Stall in Bethlehem gebar Maria, die Mutter von Josefine, ihr erstes Kind. Josefine wurde in Windeln gewickelt und in eine Krippe gelegt.
Der Vater, Jesus, und der andere Vater, Klaus, kamen, um das neugeborene Mädchen zu sehen. Sie waren von ihrem Anblick bezaubert und fielen auf die Knie, um ihr zu huldigen.
Sterne leuchteten am Himmel, und Engel sangen: „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!“
Die drei Weisen, die aus dem Morgenland gekommen waren, brachten Josefine Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Josefine wuchs heran und wurde eine gute und gütige Frau, die vielen Menschen Trost und Hoffnung schenkte. Und so wurde sie zur Königin des Friedens und der Liebe.

Und viel später:
Es war einmal eine Schriftstellerin namens Mary, die sich auf Weihnachten freute. Sie hatte gerade ihr neues Buch beendet und war bereit, es der Welt zu präsentieren.
Doch leider war Mary so beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkte, wie schnell die Weihnachtszeit vorbeiging. Als sie am Heiligabend aufwachte, war sie schockiert, dass sie noch keine Weihnachtsgeschenke besorgt hatte.
Panisch rannte sie zum Einkaufszentrum, doch die Geschäfte waren alle geschlossen. Verzweifelt wandte sie sich an einen freundlichen Passanten und fragte, ob er ihr helfen könne.
Der Passant, der sich als Engel herausstellte, führte sie zu einem kleinen Buchladen, der noch geöffnet hatte. Dort kaufte Mary ihr eigenes Buch als Geschenk und war begeistert von der Idee.
Sie ging nach Hause und verbrachte ein wunderschönes Weihnachtsfest, umgeben von ihren Lieben und stolz auf ihr neues Buch. Sie beschloss, von nun an immer frühzeitig mit dem Geschenkekauf zu beginnen, damit sie nie wieder in solch eine stressige Lage geriet.
Und so lebte Mary glücklich und zufrieden und wurde zu einer der erfolgreichsten Schriftstellerinnen aller Zeiten. Amen.

Beethovens blutige Sinfonie

Ausgelassen hüpfen die Töne aus Beethovens Sinfonie No. 6 durch seinen Kopf. Wohlgeformte Viertel tanzen zwischen Achteln mit wehenden Fähnchen. Das Erwachen heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande ist Ludwigs Lieblingsstelle. Die Kilos schmelzen beim Hören und er fühlt sich so leicht wie eine Elfe am Bach. Ein, zwei Amselpfiffe vermischen sich mit der Musik und dem Geplätscher seines kleinen, künstlich angelegten Feuchtbiotops mitten im Garten. Seine dicken Finger tanzen im Rhythmus der Posaunen auf seinem Bauch und auf den Saiten der Violinen fliegt er in die Sphären der musikalischen Glückseligkeit.

rrrrr … rrr … rerrr … Ludwig reißt die Augen auf. Herbert von nebenan hat den Rasenmäher angelassen. rroarrr … rrr … rerrr …

Der 3. Satz beginnt, Das lustige Zusammensein der Landleute. Ludwigs Brust hebt und senkt sich in schnellen Stößen. Er dreht die Musik lauter.

Herbert gibt Gas. … rrrr, ruarrrrrr, rerrrrr, rrrrr …

Der Himmel verdunkelt sich. Azurblaues Leuchten weicht grau-schwarzen Wolken. Ein erster Blitz zuckt im 4. Satz auf die Erde.
„Hoffentlich hat es den Herbert getroffen!“, schmeicheln sich schadenfrohe Gedanken zwischen die Musik.

… rrrrrrerrrr … rrroarrr … Herbert mäht schneller.

Ein, zwei Regentropfen fallen auf Ludwigs erzürntes Gesicht. Regine ruft von drinnen: »Luudwig! Es fängt an zu regnen!«
Genervt gibt er auf. Mit Gewitter und Sturm im Ohr und Regentropfen auf der Haut schlurft er vorbei am Geräteschuppen in Richtung hintere Haustür. Die Pauken im Ohr und der Rasenmäher nebenan wecken Mordgelüste.

Die Violoncelli erhöhen ihr Tempo. Ludwig macht auf dem Absatz kehrt und reißt die Tür zum Schuppen auf. Fein säuberlich aufgereiht stehen sie dort: Gartenschere, Motorsäge und – die Sense.
»Oohrrr! Das wird er verstehen!« Frohen Mutes schreitet er mit Pauken und Trompeten und der Sense in Richtung Kirschlorbeerhecke. Im letzten Winter ist ihm ein Strauch eingegangen und hinterlies eine hässliche Lücke. Ludwig zwängt sich und die Sense hindurch.

Mit Beethovens Allegro in den Ohren und einem schnellen Ave Maria auf den Lippen stürmt er auf seinen Nachbarn zu, hebt die Sense hoch zwischen die Regentropfen und macht Herbert einen Kopf kürzer.

Der 5. Satz beginnt. Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm. Vorsichtig und voller Erleichterung flüstern die Posaunen ihre Melodie in seine Ohren. Ludwig wischt sich die Blutspritzer aus dem Gesicht.


„Herbert! Herrrbeert!“ Elsa rüttelt an seiner Schulter.
Mit einem Satz springt Herbert von der Terassenliege und fasst sich an den Hals.
„Was ist denn nur los? Du hast dich so hin und her gewälzt und geschrien, als wollte dich einer umbringen!“ Elsa schaut mit großen Augen.
Erleichtert über den unversehrten Hals sieht er hinüber zu Ludwig, wie er mit Kopfhörern und musikalisch gestikulierend um seinen Teich herum spaziert.
Mit einem Blick auf die Wetterstation wendet er sich Elsa zu: „Es regnet sicher gleich. Vielleicht schneide ich den Rasen lieber erst morgen.“

Blöde Ablenkung

Wir sind auf dem Weg zur großen Entscheidung. Diese tolle Zeremonie, bei der 16-jährige sich aussuchen können, ob sie bei Vollpension woanders wohnen oder bei ihren Eltern bleiben wollen bis immer. Kann man seltsam finden, läuft bei uns aber so. Und zwar heute.

Lustlos trotte ich meinem Bruder hinterher. In einer Tour verheddert sich mein Fuß im Saum von diesem unsagbar hässlichen Rock. Macht nüscht, denke ich, dauert nicht mehr lange.
Gestern hat der werte Herr Bruder doch selbst gesagt, ich soll bei der Wahl meiner neuen Hood auch an mich denken. Ordnungsgemäß habe ich zerknirscht genickt und den Blick gesenkt, um zum x-ten Mal die Risse in den gar hässlichen Fliesen zu bewundern. Dass das überhaupt noch hält.

Jetzt freue ich mich schon auf sein doofes Gesicht. Beim Test haben sie gesagt, ich kann alles sein. Bissel peinlich berührt, als wäre das was dolle Ungünstiges. Ich persönlich find Multi ja cool. Also sage ich innerlich schonmal »Tschüss« zu den grauen Sackleinen, die ich permanent anziehen muss und freue mich auf bunte Klamotten, lustige Kumpis und ein Leben mit gewürztem Essen. Ganz ehrlich – da wo ich bin, bin ich falsch. Da wo ich hin will, bin ich´s auch. Aber da hab ich wenigstens meine Ruhe und was Nettes zu rauchen.

Auf dem Weg zu den Schalen der Entscheidung stolpere ich ein letztes Mal über den Saum. Hüstelndes Gelächter um mich herum. Mir wurscht. Ich konzentriere mich, mit dem Messer ordentlich in meine Hand zu schneiden. Sollte ja fix gehen. Danach nur noch kurz Blut in die Schale mit der Erde und auf in ein neues Leben. »Schuld eigen, wenn ihr Kinder nach ihrer Entscheidung fragt«, sage ich leise, bevor ich mir die Hand anritze.

Hinter mir wispert einer: »Na Puppe, weiter im Sacklook, gelle?« Wütend drehe ich den Kopf und funkle den Vollpfosten an. Plötzlich geht ein Raunen durch die Menge. Verdammt! Ich sehe gerade noch, wie mein Blut auf heißem Stein verdampft. Stinkt gewaltig – das mal nebenbei.

»D…d…das war aus Versehen. Darf ich nochmal?« Mit meinen größten und unschuldigsten Augen gucke ich den Aufsichtsmann an.
»Vergiss es. Du bist jetzt in unserer Armee. Mit Blut besiegelt.«

Fuck! FuckFuckFuck! Nix rauchen, nix bunt. Sport und Drill ein Leben lang. Kurz weicht jede Spannung aus meinem Körper. Aber dann, dann geht mir ein Licht auf. Jaaa, jetzt darf ich ja! Langsam drehe ich mich um. Ein paar Schritte nur und dann hau ich diesem Arsch im Publikum ordentlich eins in die Fresse.

Das Geräusch hätte ich mir schöner vorgestellt. Irgendwie hinterlässt meine Faust auf seiner Wange nur ein mittleres »Slitsch« und nen roten Fleck. Der Kerl plärrt zwar, aber doll ist nicht.

Auf dem Weg in meine neue Truppe fällt mir ein, dass das ein ziemlich guter Plot sein könnte. »Unbestimmte geht zur Truppe und rettet die Welt.« Oder so. Vielleicht liest das ja wer.

Ein betörendes Gefühl ergreift ihn. Ihr Gesicht direkt über ihm, kommt immer näher und näher.
In freudiger Erwartung schließt er die Augen – ein Kuss, etwas kräftig, aber vielleicht ist sie ja auch schon in Fahrt. Ihre Zunge fängt, an mit raschen Bewegungen sein Gesicht zu liebkosen.

Man, geht die ran, sind seine Gedanken. Nach Luft ringend, formt sein Mund einen Kuss zur Erwiderung, seine Augen ertrinken, die Zunge dieser geilen Frau bearbeitet sein Gesicht wie ein Propeller. Er kann nicht mehr, das ist zu viel des Guten! Er reißt die Augen auf und – Hugo?!
Sein Bernhardiner blickt ihn mit seinen treudoofen Augen an, macht „Wuff“ und springt vom Bett.

Auf dem Rücken liegend und mit klatschnassen Gesicht, dämmert es ihn, schon wieder, Hugo hat den Wecker gehört, er selbst natürlich nicht.

Seit seine Frau die Kinder an die Hände genommen hat, das Haus verlassen und ihm den Laufpass gegeben hat, war die Welt nicht mehr dieselbe. Wie er sie doch vermisst. Der Player spielt eine DVD in Dauerschleife ab, wo sie alle glücklich den letzten Urlaub, im Vorgarten verbrachten.

Er schwingt sich aus dem Bett, stößt die Flasche Whisky um, sie ist leer? Donnerwetter! Er läuft ins Bad, folgt dem Ruf seiner Blase. Bis Selbige die erfolgreiche Leerung meldet, hat er Zeit, sein Konterfei im Spiegel zu betrachten.

Eine gewisse Ähnlichkeit mit Hugo drängt sich fast auf, man müsste sich rasieren, aber nicht heute.
Die Dusche spült den letzten Rest der Müdigkeit fort. Das Trockenrubbeln der blassen Haut bringt den Kreislauf in Schwung. Vergnüglich pfeifend steht er im Schlafzimmer und begutachtet sein Hemd, auf seiner Sauberkeitsskala von -5 bis +5, sein Urteil fällt eine 0.

Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass er wieder zu spät kommt. Sein Handy reist ihn aus seinen Gedanken. „Hallo?, Herr Kommissar, wir haben einen Fall…“.


Ein winziger Beitrag von mir. Hier habe ich einiges reingepackt, was ich so als Klischee empfinde. Zugegeben meist in Filmen. Ich will knallharte Krimis sehen/lesen und da interessieren mich die Probleme der Kommissare – nicht die Bohne. Aber gut – das ist Geschmacksache…

Das magische Portal

Mit offenem Mund sah sie zu, wie sich das Portal vor ihr öffnete. Das Rubinmulett ihrer Mutter schien gegen ihren Hals zu pulsieren. Aus den Augenwinkeln sah sie noch die posterbehangenen Wände ihres Zimmers, vor sich eine ganze Landschaft. Wiesen und Wälder und in weiter Ferne eine nebelverhangene Burg in den Bergen. Das konnte doch nicht wahr sein! Sie musste träumen.
Mit angehaltenem Atem trat sie durch das Portal. Augenblicklich fiel es in sich zusammen. Erschrocken drehte sie sich um. Das Zimmer war verschwunden. Hinter ihr waren nur Felder und der Eingang einer Stadt. Wie seltsam alles aussah! Wie im Mittelalter.
Doch bevor sie sich von dem einen Schreck erholt hatte, musste sie zur Seite hechten. Ein Ritter in dunkler Rüstung hätte sie auf einem schwarzen Pferd beinahe zu Tode getrampelt. In ihrem Schreck schossen ihr blaue Funken aus den Fingerspitzen. Aber das konnte nicht sein, das musste sie sich eingebildet haben.
„He, pass doch auf!“, rief sie. Der Ritter hielt an und starrte sie durch das heruntergeklappte Visier an. Sie wurde sich unangenehm ihres Äußeren bewusst: ein viel zu zierliches Mädchen mit blonden Locken, saphierblauen Augen in Jeans und T-Shirt.
„Du bist nicht von hier“, stellte der Ritter mit bedrohlicher Stimme fest." Ehe sie antworten konnte, hatte er schon sein Schwert gezogen. „Wir haben Befehl, jede auffällige Fremde sofort zum König von Valendasien zu bringen. Wir suchen nach der, die das Königsamulett trägt. Vielleicht haben wir endlich Glück und du bist die Eine, auf die wir schon so lange warten.“
„Ich komme ganz sicher nicht mit“, protestierte sie. „Und ich bin auch bestimmt nichts Besonderes.“
Die Schwertspitze legte sich kalt unter ihr Kinn. „Das werden wir ja sehen“, sagte er.

Die zersägte Jungfrau

Völlig beschwipst sah ich meine Welt durch eine rosarote Brille. Ich hatte mit meinen Mädels mal wieder viel zu viel Spaß gehabt. Torkelnd wollte ich zur Bar gehen, um mein halb volles Martini Glas auf füllen zu lassen, als ich auf einmal den seltsam ominösen, attraktiven Kerl sah.

Es war ein Mann mit einem schwarzen Zylinder, einem Umhang mit Glitzersternen und ein weißes Kaninchen saß auf seiner Schulter. Perplex schaute ich zwischen meinem halbvollen Getränk und dieser mysteriösen Erscheinung hin und her. „Ich muss wohl doch betrunkener sein als gedacht“, murmelte ich vor mich hin. Nach mehrmaligen Blinzeln, stand der Kerl mit Umhang, Zylinder und Kaninchen immer noch an der Bar.

„Ich trinke nie wieder Alkohol“, schwor ich mir feierlich auf dem Weg zur Bar.

„Machen Sie mir noch einen Martini“, bat ich den Barkeeper „denn ich sehe schon Zauberer“ erzählte ich ihm lallend.

„Sind Sie sich sicher, dass das eine gute Idee ist?“ meldete sich der seltsame Kerl mit dem Umhang zu Wort. „Es sieht ganz danach aus, dass Sie schon ein paar Drinks intus haben!“

Empört drehte ich mich zu ihn um „Das geht dich gar nichts an. Du bist doch der Freak mit dem Zylinder und den Umhang und nicht ich“ schnauzte ich den Mann an „Was ist dein Problem, du Möchtegern-Zauberer?“

„Mein Problem ist, dass meine Assistentin verschwunden ist“ murmelte der Zauberer vor sich hin. „Ich brauche dringend eine Jungfrau für den Trick mit der Kettensäge und dem Sarg“

„Du hast deine neue Jungfrau gefunden“ erzählte ich stolz. Denn mein Mund war mal wieder schneller, als mein vernebeltes Hirn denken konnte. Ausführlich musterte mich der Zauberer. Nach einem weiteren kritischen Blick, hatte ich auf einmal den Job als seine Assistentin.

„Sei morgen pünktlich um 10 Uhr im Zirkus auf dem Hauptmarkt“ brüllte mir der Magier noch hinterher, als ich mich freudestrahlend auf den Weg zu meinen Mädels machte.

Am nächsten Morgen wachte ich völlig verkatert und mit tierischen Kopfschmerzen auf. Während ich noch im Halbschlaf war, viel mir plötzlich ein, was ich gestern in meinem betrunkenen Zustand gemacht habe. „Das ist doch hoffentlich alles nur ein schlechter Traum gewesen“, schimpfte ich erschöpft vor mich hin, als ich mich auf dem Weg machte.

„Es freut mich sehr, dass du dich an unsere Abmachung erinnert hast, du kleine Schnapsdrossel“, begrüßte mich der Kerl mit dem Zylinder, als ich beim Zirkus eintraf.

„Wir werden jetzt „Die zersägte Jungfrau“ proben, denn die Nummer muss heute Abend auf unserer Show funktionieren. Da du jetzt meine Assistentin bist, hast du keine andere Wahl, als dich zersägen zu lassen.“, informierte mich der Zauberer. „Übrigens mein Name ist Finley“

Begeistert steckte mich Finley in den Sarg und holte die Motorsäge hervor. „Moment mal, was machst du da?“ Erschrocken sah ich Finley an. „Na ich zersäge jetzt den Sarg und somit auch dich, und danach setzte ich in den Sarg wieder zusammen und dann steigst du unversehrt wieder heraus. Sag bloß, du kennst die Nummer nicht“, sagte Finley fragend zu mir. „Doch na klar, kenn ich die Nummer. Es weiß doch jeder, wie die geht“ antworte ich trotzig.

„Na dann ist es ja gut.“ meinte Finley mürrisch zu mir.

Es ist eine ganz schlechte Idee, sich betrunken mit einem Zauberer einzulassen. Noch schlechter ist es, wenn man sich in seinen mürrischen Chef verliebt und die absolute Katastrophe ist es, sich von ihm in zwei Hälften zersägen zu lassen.

Der Morgen danach

„Guten Morgen! Grunzi, mein Kleiner, aufwachen! Aaaaaaaaah!!! Hilfe!!“
Plötzlich war es hell und sofort verspürte Grunzi heftige Kopfschmerzen. Schnell schloss er die Augen wieder.

War das gestern ein Abend gewesen! In Gross-Tadt hatte das Fest zu Ehren der dreihundertsechsundachtzig Götter stattgefunden!
Nicht dass irgendeiner in der Gegend an alle diese Götter glaubte, und es glaubten auch nicht sehr viele an ein- oder zweihundert von ihnen. Wahrscheinlich würden sich auch nur wenige finden, die an zehn oder fünfzehn der Götter glaubten. Genau genommen glaubten die meisten Leute nicht mal an einen einzigen Gott. Aber da jeder wusste, dass zumindest dreihundertfünfundachtzig der Götter hinterhältige, gewalttätige Monstren waren, die es ganz besonders auf kleine, dicke Zwerge abgesehen hatten, herrschte eine furchtbare Angst vor den Göttern.
Ich meine jetzt nicht solch eine Angst, wie man sie vielleicht vor einem Wolf hätte, der lechzend mit Schaum vor seinem mit messerscharfen Reißzähnen bestückten Maul über einem liegt. Nein, vielmehr Angst, wie sie Grunzi zum Beispiel immer vorm Größerwerden gehabt hatte. Der Nachteil am Größerwerden ist, dass man nicht größer wird. Das heißt, die meisten Wesen schon, aber eben die Zwerge nicht. Und das ist schon ziemlich peinlich.
Grunzi hatte oft diesen Traum gehabt, dass er eines Tages in eine nette Boutique gehen würde und alles, was es dort in seiner Größe gäbe, wäre ein Matrosenanzug.
Nunja, jedenfalls hatten also alle Zwerge weit und breit schreckliche Angst vor ungefähr allen Göttern und aus diesem Grund wurde alljährlich ein großes Fest zu Ehren der Götter gefeiert. Dabei wurden dann regelmäßig Geldbeträge in Höhen, wie sie sonst nur weltberühmte Schauspieler bei einem Blockbuster verdienten, für Opfergaben gespendet.
Um dann noch das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden, hatte man sich entschlossen, dass die Opfergaben ausschließlich aus Bier bestehen sollten, das man dann, weil‘s zum Wegkippen zu schade war, in die eigenen Kehlen goss. Das hatte zusätzlich den angenehmen Nebeneffekt, dass alle Zwerge ihre Furcht vor den Göttern völlig vergaßen.
Gestern Abend hatte nun dieses Fest seinen Abschluss gefunden und Grunzi hatte sich amüsiert. Der Höhepunkt des Abends war gewesen, als er eine Zwergin in seinem Alter gesehen hatte.
Allerdings war er leider nicht an sie herangekommen, da sie von einer riesigen Traube männlicher Zwerge umlagert worden war und es ihm nicht gelungen war, sich bei den Raufereien um die vorderen Plätze durchzusetzen.
Und dann war da dieser Elf aufgetaucht, der allen Ernstes zu den Zwergen gekommen war, um ihnen Gedichte über bunte, duftende Dinger, die man gelegentlich an oder in Wiesen antrifft, vorzutragen. Die Zwerge hatten unter den Tischen gelegen vor lauter Lachen und richtig spaßig war es dann geworden, als Grunzi angefangen hatte, schmutzige Witze über Elfen zu erzählen.

Doch, der Abend hatte sich gelohnt. Seltsam, dass ihm der Schädel so brummte, auch hatte er sich wohl ins falsche Bett gelegt, denn er hatte das Gefühl, dass die Hälfte seiner Beine sich außerhalb der warmen Decken und sogar außerhalb des Bettgestells befand. Grunzi schwang sich mit einem Ruck aus dem Bett und öffnete die Auau…
Da donnerte er herzhaft mit dem Kopf gegen die Decke, verlor das Gleichgewicht und fiel wieder ins Bett. Irgendwas stimmte hier doch nicht, hatte er sich aus Versehen in einem Karnickelbau verkrochen? Eigentlich sah das ganz nach seinem Zimmer aus und - ja, es war sogar sein Bett. Fragte sich nur, was das für lange, dünne, fleischfarbene Dinger waren, die da über den Bettrahmen ragten?
„Häääh?“ entfuhr es Grunzi, als er durch Betasten feststellte, dass es sich wohl um seine Beine handelte. Gestern waren die noch kurz, dick und behaart gewesen.
Er kniff die Augen zu und schlug seinen Kopf heftig an die neben dem Bett gelegene Wand. Dann öffnete er sie wieder, aber es sah alles noch so aus wie vorher, wenn man mal davon absieht, dass der Raum jetzt etwas Schwierigkeiten hatte, sich im Gleichgewicht zu halten und dass eben sein Vater mit einem Schlachtbeil in der Hand ins Zimmer gestürmt kam, gefolgt von seiner schreienden Mutter.
Hatte er etwa gestern Abend, als er schon ordentlich die Lichter an hatte, das letzte Klopapier genommen und kein neues hingestellt?
Der Vater blieb stehen, vollführte mit dem Beil mehrere Schläge in die Luft und einen in die Lampe und bellte: „Was machst du verdammter Nichtsnutz hier und wo ist unser Sohn?“
„Jetzt, mal ganz ruhig, Vati. Ich…“
„Vati? Du hast wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank!“, war die prompte Antwort von Grunzis Vater, der nebenbei versuchte den Schemel zu zerhacken.
Nun fielen Grunzi seine merkwürdigen Gliedmaßen wieder ein. Vielleicht wirkte das etwas verwirrend auf seinen Vater? „Ja, also, …ich weiß auch nicht genau weshalb meine Arme und Beine auf einmal so komisch sind.“
Sein Vater glotzte dämlich. „Lass die Sprüche, Elfengesocks und…“ - den Rest verstand Grunzi leider nicht mehr, da er vor Schreck aus dem Bett purzelte und mit den langen Gliedern gegen mindestens sieben Wände stieß. Als er sich wieder geordnet hatte, schaute er noch einmal genauer hin.
Tatsächlich! Das waren die Arme und Beine eines Elfen! Auch der Kopf fühlte sich seltsam an…
„Der ist ja noch vollkommen besoffen!“, war von seiner Mutter zu hören, gerade als Grunzi bei den Ohren ankam. Spitz!! Er stieß einen entsetzten Schrei aus! „Mammi, Vati, was ist mit mir los? Ich bin ein Elf!“
Die Eltern sahen aus, als überlegten sie, wo sie noch gleich die Zwangsjacke hätten.
„Aber ich bin Grunzi, euer Sohn und ihr seid meine geliebten Eltern! Mammi die nennst mich doch immer dein Knödelchen! Ich hab’ dreiundzwanzig Tage vor der Sonnenwende im Jahr siebenundfünfzig nach dem Krieg gegen die Horden vom Gahhhhrbrrrr dem Gräulichen, dem unsichtbaren Thronfolger von Febb, Geburtstag und bin damit jetzt… äh, äh, hundertfünfundfünfzig.“
Seine Mutter bekam einen Schreikrampf: „Nein, nein, wie schrecklich!“ Anklagend brüllte sie ihren Mann an: „Und ich hab’ dir damals gleich gesagt, du sollst nicht diesen Liebestrank nehmen! Jetzt ist der Junge magisch verhunzt!“

Hier kommt dein Titel hin (lösch die Zeile, wenn du keinen hast)

Ersetze diesen Text mit deinem Beitrag.

Hansi Hinterlader & Laura Wemser präsentieren: se6s

Wenn dir Shades of Grey zu bunt war und die Geschichte der O zu wenig Buchstaben hatte

Kapitel Love :kiss:
Wie schön; bin wach. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen, krabble gähnend aus dem Bett und auf dem Weg ins Badezimmer, rutsche ich auf meinen Knecht Ruprecht Kuschelsocken aus und leg mich mit Schwung bis wenig elegant auf die Nase. Ich bin aber auch tollpatschig. Lach!

Leicht benommen schwanke ich ins Bad und bewundere mich im Spiegel. Ich liebe meine tiefgrauen Haare einfach. Sie gehen mir sogar schon bis über den faltigen Hintern und sehen immer noch unverschämt gesund aus.

»Deine großen, blauen Augen sind so tief wie hundert Bergseen«, sagte Lance letztes Wochenende zu mir, als er versuchte, mich auf dem Weihnachtsmarkt zu küssen, und er hatte damit natürlich nicht unrecht. Mein Schlafzimmerblick bringt Männer auch heute noch reihenweise um den Verstand. Besonders nach drei Tassen Glühwein.

Es klingelt. Das wird Bruce sein. Ich mache ihm auf und hab’ noch locker viel Zeit, mich für ihn schick zu machen. Bis mein Liebling mitsamt der Gehhilfe die Treppen rauf ist, habe ich zweimal geduscht.

Wenn ich mich nur entscheiden könnte! Beide machen mich ganz wuschig. Soll ich mich lieber dem liebenswerten, aber mittellosen Lance hingeben, oder lieber doch besser dem etwas älteren, dafür vermögenden Bruce in die Seniorenresidenz folgen?

Ich hoffe, mein leidenschaftlicher Bruce hat an die Duftkerzen gedacht. In unserem Alter ist Sex keine Frage der Ausdauer, sondern der passenden Beleuchtung.

Ich kann es kaum erwarten, dass er mich gleich in seine starken Arme nimmt und mich von Kopf bis Fuß mit Küssen beschenkt.

Heute Abend werde ich mich von seiner flinken Zunge verwöhnen lassen, nur bitte, lass ihn diesmal seine Brille dabeihaben. Ich will mir nicht schon wieder einen roten Punkt auf die Klitoris malen müssen. Auch wenns, zugegeben, ganz lustig war.

Dabei fällt mir ein: Warum zum Teufel liegt da eigentlich Stroh in meinem Waschbecken?

Schneewittchen’s vergifteter Apfel

Der Pub war ebenso duster wie in höchstem Maße unseriös. Nur die dunklen Gestalten waren noch zwielichtiger, die an grob gezimmerten Holztischen überschwappendes Bier tranken, Karten spielten und alle eins gemeinsam hatten: Sie wollten bloß nicht dabei ertappt werden. In einer noch finsteren Ecke saß verträumt Schneewittchen. Sie biss gerade in einen vergifteten Apfel, der natürlich zum Anbeißen lecker aussah. Nur der Prinz-ein Coca Cola trinkender, amerikanischer Held mit Zahnpastalächeln, wirkte noch ein bisschen perfekter wie er da am Bartresen lehnte. Er hatte gerade wieder kurz die Welt gerettet noch bevor es Zeit für ein Mittagessen war. Selbstverständlich hatte sich die Alieninvasion ganz plötzlich ereignet, als er mitten in einem ganz besonders langweiligen Meeting mit seiner bösen Stiefmutter gesessen hatte. Aliens suchten sich auch wirklich immer diese Meetings aus, die jeder so schnell wie möglich einfach nur verlassen wollte oder Schulstunden oder erste Dates. In einem heldenhaften Zweikampf hatte der Prinz den furchtbarsten Alien des heutigen Tages besiegt, von dem vorher noch nie jemand gehört hatte. Morgen würde sich ein noch viel furchtbarer Alien mit noch hässlicherem Schleimgesicht auf den schwindelerregend hohen Dächern der Stadt mit ihm duellieren. Genauso wie übermorgen und dem Tag danach. Die leichten Blessuren auf Stirn und linker Wange verliehen dem Prinzen diese Ausstrahlung aus Sexyness und Verletztheit, die er nur in völlig nacktem Zustand, noch selbst übertreffen konnte. Seine wunderschönen, leicht melancholischen Augen, wanderten suchend durch den schmuddligen, lauten Ausschankraum. Wie gebannt fiel sein Blick auf Schneewittchen; ihre blutroten Lippen und den noch tiefer blutrot gefärbten Apfel. In diesem Augenblick durchschoss es den Prinzen wie ein Blitz. Zwei Dinge wusste er da plötzlich mit der Gewissheit eines Sherlock Holmes:
Erstens, diese Frau, die aussah wie aus einem Märchen entsprungen, war diese eine, nach der er so lange gesucht hatte-sie waren einfach füreinander bestimmt den Rest ihrer Leben glücklich und verliebt miteinander alt zu werden. Zweitens, war der zu neun drei vierteln bereits verputzte Apfel, natürlich vergiftet. Aus seiner langjährigen Erfahrung mit Aliens kannte er sich auch mit Verbrechen jeglicher Art aus-so wie Ärzte, eben auch von allem eine Ahnung hatten-vom Magengeschwür bis zum Pariser Stadtverkehr. Schneewittchen hatte den schweren, polternden Stiefelschritt des Prinzen bemerkt, der jetzt vor ihr stand und sie besorgt beäugte. Sie würde wohl gleich die Wirkung des Giftes spüren und ohnmächtig zusammenbrechen, damit der Prinz sie in seinen starken Armen auffangen könnte. Ein zarter Kuss, der wahren, reinen Liebe, die er in den letzten Sekunden für sie entwickelt hatte, würde sie wieder aufwecken und schließlich retten-pünktlich zum britischen Tee. Angestrengt kaute Schneewittchen besonders gründlich auf dem letzten Apfelstück herum. Sie hatte vor Stunden schon ein Antidot getrunken, das ihre beste Freundin, ein Genie mit drei Professorentiteln noch bevor sie den letzten Milchzahn verloren hatte, sofort erfunden hatte. Schneewittchen hatte der bösen Stiefmutter nicht getraut, als sie ihr plötzlich so nett einen Korb mit Äpfeln mit gegeben hatte. Schneewittchen würde nur eine leichte Migräne bekommen und als sie den siegesgewissen Blick des Prinzen sah, der romantische Abendessen im Kerzenschein mit Wundverpflasterung und endlose Anschmachtungen, versprach-da wollte sie diese Migräne plözlich ganz unbedingt haben.

Stechuhr

Klack klack.
Einstechen, wenn sie kommen, ausstechen, wenn sie gehen.
Klack klack.
Jede Minute, ja, sogar jede Sekunde wird erfasst.
Klack klack.
Wehe Sie kommen zu spät, das wird vom Lohn abgezogen. Denn Zeit ist Geld und beides wird nicht verschenkt.
Klack klack.
Klare Vorschriften, klare Anweisungen, an die sich jeder zu halten hat. Tag ein, Tag aus.
Klack klack.
Vertrauen? Natürlich vertrauen wir Ihnen, aber es gibt leider auch Personen, die sich bestimmt ihre Zeiten aufrunden. Wir gehen nur auf Nummer sicher, damit es für alle Beteiligten fair bleibt.
Klack klack.

Neueste Schlagzeile: Seit Einführung der Stechuhr gibt es mehr Überstunden als zuvor!
(Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Fragt sich nur, für welche Seite.)

Die Sterntaler

Es war einmal, ein ach so kleines Mädchen Namens Inopia, deren Eltern verstorben waren. Sie war so armselig, da sie nichts mehr besaß außer ihre Kleider. Von einem barmherzigen Mensch hatte sie einen trockenen Kanten Brot geschenkt bekommen, der wohl sonst im Trog gelandet wäre. Inopia zog hinaus in die weite Welt. Die Hoffnung auf ein besseres Leben, mit dem Vertrauen auf Gott im Herzen, wanderte sie durch das Land. Da sie nicht allein auf der Welt lebte, begegnete sie einem noch ärmeren Menschen. Dieser fragte nach einem Stück Brot. Sie musste es wohl stolz sichtbar vor sich her getragen haben, da der Fremde genau danach fragte. Da Inopia auf ihre Figur achten wollte, verzichtete sie auf den Kanten und schenkte es dem armen Bettler mit den Worten: „Gott segne es dir“, und lief weiter.
Aber sie war nicht das einzige Kind, welches allein durch das Land streifte. Ein jämmerlicheres Mädchen wie sie selbst, sprach sie an und wollte etwas, womit sie ihren Kopf bedecken konnte. Die Haare zu verdecken war diesem so wichtig, wenn man nichts mehr hat, außer sich selbst. Sie gab dem Mädel ihre Mütze und lief weiter, bis es dunkel war. Kurze Zeit später traf sie wieder auf ein heimatloses Kind, welches bitterlich fror. Irgendwo musste ein Nest sein, voll armer bedauernswerter Geschöpfe, die alle nur auf Inopia warteten. Das Kind war wohl nackt, da Inopia ihr sogar ihr letztes Hemd schenkte.
Nackt, ohne Essen, mitten in der Fremde und umgeben von tiefster Dunkelheit, waren wohl der Inbegriff von Frömmigkeit, wer sonst käme auf die Idee, sich der Gottgläubigkeit so verpflichtet zu fühlen.
Aber am ENDE wird sie reich entlohnt. Sterne als Taler fallen vom Himmel und liegen ihr zu Hauf vor den Füßen. Eine Sternschnuppe aus Leinen war wohl auch dabei, da sie mit einem neuen Gewand belohnt wurde. Nun ist es Inopia überlassen, wie sie all die goldenen Taler aufsammelt und mit ins Nirgendwo nimmt. Dort trägt sie "des Kaisers neuen Kleider". Reich und ohne finanzielle Sorgen vegetiert sie bis an ihr Lebensende, um festzustellen dass der echte Reichtum nicht mit Gold zu bezahlen ist. Dieser liegt tief im Herzen verborgen…

Dieses Thema hat mir echt Spass gemacht, da dies meine erste Parodie ist, seit großzügig mit Kritik. Lilly

Krimi am Land

„Herr Krumbauer?“
„Wer will das wissen?“, brummt es hinter dem aufgeschlagenen Sportteil der Tageszeitung hervor.
„Grüß Gott! Ich bin Lilli Roth, ihre neue Aspirantin“, stelle ich mich bei meinem neuen Vorgesetzten vor.
Er klappt den Sportteil zusammen und nimmt die Füße vom Sekretär. Sein Blick mustert mich von oben bis unten. Murmelt etwas, das ich nicht verstehe. Das Handy am Schreibtisch beginnt im Folgetonhorn eines amerikanischen Streifenwagens zu läuten.
„Wer stört?“, blafft Krumbauer ins Gerät. Stille. „Willst Du mich verarschen? … Wo seid Ihr? … Alles klar, wir sind in fünfzehn Minuten bei Euch. Greift nichts an. Eh schon wissen.“ Krumbauer schaut mich an, als ob er vergessen hätte, wer ich bin und was ich hier zu suchen hatte. Schüttelt den Kopf und sagt: „Sie werden sich jetzt vielleicht wundern, aber wir haben einen Mord.“
*
Wir fahren zu dem idyllischen kleinen Weiher des 1400 Seelen-Ortes. Die Sonne scheint. Wie kann jemand in so einer Umgebung bloß jemanden umbringen?
Der Inspektor hebt das Absperrband der Spurensicherung hoch und geht vor. Ein nackter dürrer Männerkörper steckte kopfüber im schlammigen Uferbereich. Es schaudert mich bei dem Anblick. Die Leiche ist wie ein verkehrt Gekreuzigter an den Pfeilern des Bootsstegs gebunden. Die Arme seitwärts an den Steg gefesselt. Über und über weist er Hieb- und Stichwunden auf. Als hätte jemand versucht, ihm ein makabres Tattoo zu verpassen. Als ich bemerke, dass der Tote keine Geschlechtsorgane mehr hat, kommt mir beinahe das Frühstück hoch. Der Revierinspektor sagt trocken: „Also, nach einem Unfall schaut mir das nicht aus.“ Er wirkt nachdenklich und massiert seinen Dreitagesbart. „Dann schauen wir nach, wer das ist.“
Das Gesicht des Toten ist voller Schlamm und Seegras. „Das ist der Gustl Löbinger, oder?“, bespricht er sich mit dem anwesenden Amtsarzt.
„Ja. Eindeutig.“
„Kommen Sie mit, Fräulein Roth! Wir befragen jetzt die Tatverdächtigen.“
Ich ärgere mich still über das Fräulein.
„Wir müssen die Angehörigen verständigen. Seine Schwägerin arbeitet im „Güterverkehr“. Wir schauen dort einmal vorbei.“
*
Wir halten vor einem rosa gestrichenen Haus mit eindeutigen Beschriftungen.
„Das „Güterverkehr“ ist ein Bordell?“ Fragend schaue ich meinen Vorgesetzten an.
Wir betreten das Lokal. Es riecht nach kaltem Zigarettenrauch und Alkohol. Die Fenster sind mit Folie beklebt, so dass kaum Tageslicht ins Innere fällt. Alles wirkt schmutzig und ungemütlich. Ich frage mich, wie bei so einer Umgebung Erotik aufkommen soll. Eine Frau in einem Hello-Kitty-Hausanzug steht hinter der Theke.
„Sepp! Du bist ein bisschen früh dran.“ Sie begrüßt den Revierinspektor mit zwei Küssen auf die Wangen. Er erzählt ihr von dem Toten und fragt: „Woran ist eigentlich seine Frau, deine Schwester gestorben?“
Sie ist am Grab unserer Mutter von deren Grabstein erschlagen worden. Er bemerkt meinen fragenden Blick. „Löbinger ist wegen seiner Frau aus der Kirche ausgetreten. Was besonderes Aufsehen erregt hat, er war nämlich Pfarrer.“
„Wie bitte?“
„Das Glück hat leider nicht lange gehalten. Dann ist der Unfall passiert. Seitdem hat er sich total zurückgezogen.“
Zehn Minuten später sitzen wir wieder im Wagen. „Wo soll ich hinfahren?“ Krumbauer neben mir tippt auf seinem Handy herum. Aus den Augenwinkeln erkenne ich irgendwelche Sportergebnisse. „Glauben Sie, der Mord hat einen religiösen Hintergrund? Ich meine wegen der seltsamen Art und Weise, in der die Leiche am Steg festgebunden war?“, erkundige ich mich neugierig.
„Möglich.“ Krumbauer sieht auf seine Armbanduhr. „So. Feierabend, Frau Kollegin. Heute gibt es ein wichtiges Spiel, das will ich nicht versäumen.“
*
Ich sitzte noch immer unschlüssig im Streifenwagen. Dann beschließe ich, noch einmal zum Tatort zu fahren. Ich habe keine Lust auf meine neue Wohnung. Dort warten nur eine Unmenge an Übersiedlungskartons auf mich.
Ich stelle den Streifenwagen ab und gehe eine Runde um das Bootshaus. Auf einem der Büsche glitzert etwas. Ich schaue genauer hin und finde ein Armband. Hello Kitty. Ich hole ein kleines Plastiksäckchen aus dem Streifenwagen und tütet das Schmuckstück ein. Dann fahre ich damit zum Amtsarzt.
*
Krummbauer sitzt in seiner Lieblingshaltung am Schreibtisch. Füße auf dem Tisch, Handy in der Hand.
„Das Labor hat angerufen. Auf dem Armband haben sie die selbe DNA gefunden wie unter den Fingernägeln der Leiche. Wir fahren noch einmal zum „Güterverkehr“.
Während der Fahrt verliert Krumbauer kein Wort. Die Sportergebnisse auf seinem Handy sind wieder interessanter. Erst vor Ort kommt ein kurzes Lob: „Gute Arbeit, Frau Kollegin.“

Beim „Güterverkehr“ treffen wir auf weitere Fahrzeuge der Spurensicherung und dem Einsatzkommando. Wir betreten das Lokal. Die Puffmutter ist ungeschminkt.
„So Ludmilla, hast du uns etwas zu sagen? Vermisst du vielleicht etwas?“
Sie schaut Krumbauer müde an.
Er legt ein Blatt vor sie auf den Tisch. „Das ist ein Durchsuchungsbefehl. Wir haben da so ein Gefühl, als ob wir in deiner Gefriertruhe ein paar spezielle Eier finden könnten. Hast du übrigens schon von moderner DNA-Analyse gehört? Inzwischen kann man kleinste Hautpartikel an allen möglichen Gegenständen feststellen. Außerdem vermisst du das hier sicherlich.“ Er zieht das Tütchen mit dem Armband hervor.
Ludmilla stützt den Kopf auf beide Hände und beginnt zu weinen. „Er ist vorgestern hierher gekommen. Zuerst hat er sich ganz normal mit mir unterhalten. Wir haben was getrunken. Ich habe zu viel erwischt. Irgendwie habe ich ihm gebeichtet, dass der Grabstein damals, der Birgit erschlagen hat, nicht von selbst umgekippt ist. Da ist er aufgesprungen und hat mich geschüttelt wie ein Wahnsinniger. Ich habe ihm gebeichtet, dass ich es nur aus Liebe zu ihm getan habe. Doch er wollte nichts von mir wissen. Das wollte er nie. Ich habe meine Schwester ganz umsonst um die Ecke gebracht. Ich war so wütend.“ Sie springt auf und wirft den Stuhl dabei um. „Er war auch wütend. Ich hatte Angst, er bringt mich um. Da habe ich ihm den Pokal vom Kegelverein auf den Kopf gehauen. Dann habe ich das Orangenmesser von der Theke geholt und habe meinen ganzen Frust an ihm ausgelassen.“
„Und die Genitalien?“
„Die habe ich im Garten vergraben. Wenn man so lange in diesem Gewerbe arbeitet, wie ich, wünscht man sich sehnlichst, die Dinger einfach abzuschneiden. Das ist das Einzige, was ich nicht bereue.“

Titanic

»Kannst Du mir verzeihen?«
Sie schaute ihn über den festlich gedeckten Tisch hinüber an mit einem leicht unterwürfigen Blick und legte sodann ihre Hand auf die seine, vorsichtig, ohne jeglichen Druck. Leicht wie ein Vogel lag sie da. Durch den Stoff ihres eleganten Handschuhs hindurch spürte sie seine vertraute Wärme, die eine für diese Situation doch unerwartete Erregung auslöste.
Die Kapelle spielte »Heaven, I´m in heaven«, und der ganze Speisesaal schien ganz langsam zum Ausgang hin zur Seite zu kippen.
Er schnippte achtlos mit der rechten Hand ein paar Weißbrot-Krümel vom Smoking, fragte sich im gleichen Moment, woher er die Lässigkeit für diese Geste nahm, und bedeckte sogleich ihre Hand, die immer noch auf seiner Linken ruhte.
Im Hintergrund waren Schreie zu hören, doch er richtete seinen Blick ganz auf ihre Augen, atmete tief durch, sie beide zwangen sich dazu, in diesem Blick zu versinken, wohl wissend um die unwiderbringliche Einmaligkeit dieses Augenblicks.
»Aber natürlich, meine Liebe,« sagte er.
Das Schlagzeug setzte aus, weil es Richtung Tür rutschte, der Musiker allerdings mit seinem Hocker bei der Band blieb.
»Dann kannst du es jetzt auch einmal sagen. Sag es, ich muss es einmal hören, was haben wir nun noch zu verlieren?« Sagte sie und stürzte den Rest des Champagners herunter und setzte das Glas mit einer theatralischen Geste ab.
Ein markerschütterndes Tuten erklang, schwarzer Rauch zog am Fenster vorbei.
Zwei Paare liefen panisch zum Ausgang.
»Nun denn,« sagte er jetzt laut, denn die Kapelle versuchte den fortschreitenden Ausfall einzelner Instrumente durch Lautstärke wettmachen zu wollen.
»Ich liebe dich!« rief er und dann gleich ein zweites Mal »ich liebe dich!«
Er hatte sich besiegt und sank erschöpft auf seinem Stuhl zusammen.
»Warum nicht gleich so?« Dachte sie amüsiert, »warum muss erst eine Katastrophe eintreten, um wesentlich zu werden?«
»Und ich liebe dich auch. Alles andere hat keine Bedeutung.«
Und schon rutschten sie mit dem Tisch und der ganze Raum rutsche und das ganze Schiff legte sich schließlich auf die Seite.

Russisches Roulette

„Du musst es leben“. " Du musst es fühlen. Du brauchst die Erfahrung!" Die ihm Bekannte Stimme dröhnt in seinem Kopf, während er versucht einen klaren Gedanken zu fassen. Seit Monaten sitzt er über seinem neuen Buch und es gibt diese eine Szene, zu der fällt ihm einfach nichts ein. Er kann sich im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf stellen, die Vorstellung verweigert die Mitarbeit. Es ist ein Streik von enormen Ausmaßen. Deswegen hat er sich dazu entschieden Nägeln mit Köpfen zu machen. Er nimmt die Pistole in die Hand. In seinem inneren fährt ein Glühwürmchen Achterbahn, bis er das kalte Metall in der Hand spürt. Es ist eine Kugel drin. Fünfmal ist das Lager leer. Seine Hauptfigur spielt russisch Roulette. Wie muss das sein? So kurz vor der Entscheidung. Welche Gedanken fahren einem durch den Kopf, hat er sich gefragt. Und vieles taucht mit einem Mal auf. Mit einer Ernsthaftigkeit, die er gar nicht für möglich gehalten hatte. Es ist nur ein Schuss bei sechs Versuchen beruhigt er sich. Auch wenn sein Verstand das versteht zittert ihm die Hand und es fühlt sich an als würde er von einer Klippe springen. Einen Fuß hebt er schon. Noch wartet er. Bamm! Er ist gesprungen und stürzt und stürzt. Bis er in seinem Bett aufwacht. Schweißnass reibt er sich die Augen. Auch das Leben als Schriftsteller hat seine Risiken denkt er. Dann packt er die Pistole neben sich auf dem Nachttisch in seinen Rucksack und stolpert gähnend zum Klo. Diese Szene braucht es nicht. Da ist er sich jetzt ziemlich sicher. Er versinkt wieder in Gedanken. Die Waffe noch im Rucksack an die Wand gelehnt schläft er wieder ein.

Bennie schwärmt

Mannomann, was für eine bezaubernde Frau, wahrhaftig fast schon eine Dame. Und so gut angezogen! Irgendwie rosa – oder anders bunt. Pink? Was weiß ich, ist doch egal. Hauptsache super Figur. Und enge Jeans, mit Glitzer drauf. Und wie sie redet! So klar, irgendwie. In Sätzen und wie im Kino, so mit Betonung oder so. Und was die alles weiß! Sprachsachen und so was. Gedichte, meinte sie, sind überall. Hören muss man selber, hat sie gesagt. Ich verstehe, habe ich gesagt, doch jetzt ist alles wieder weg. Vergessen. Hach! Toll, einfach Sahne.

Verabreden war nicht, noch nicht. Sie war so diss-, so distan-, abweisend eben. Gelacht hat sie, ganz bezaubernd und so vornehm, irgendwie überzeugend. Überzeugend; das ist es, ja. Aber wieso hat sie nein gesagt? Passiert mir doch sonst nicht. Schließlich habe ich was zu bieten. Moped und bisschen Kohle habe ich auch. Nein! Blöde. So geht das nicht. Ich mach mich noch mal an sie ran.

Vielleicht schreibe ich einen Brief. Das kann ich. Bisschen Sülze, dann funzt das schon. Irgendwas mit bezaubernde Figur, Haare wie Gold, bezauberndes, süßes Lächeln wie Honig, optimalstes Outfit. Sowas eben. Megasexy. Irgendwie so. Klappt schon. Ich setz mich mal dran.

Achtung! Keine Parodie! Nicht weiterlesen und keine Punkte geben!

Leider ist mir zum Thema nichts weiter eingefallen, als Folgendes:

Jede Nacht

Gretel erwachte schreiend, wie jede Nacht. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie verzweifelt ins Dunkel, um Licht und Trost zu finden, und hörte doch nur das Zischen brennenden Fleisches und das nicht enden wollende Schreien der Hexe.

Sie tastete nach ihrem Bruder, der schweigend und zitternd neben ihr im nassen Stroh lag. Einen Daumen im Mund. Und wie jede Nacht kam schließlich Vater mit einer flackernden Kerze in der Hand, zu ihnen ins tiefe Zimmer um zu trösten.

„Nur ein Traum, Kind, nur ein böser Traum.“ flüsterte er.

„Gewiss Vater…“ schluchste Gretel und schloss die Augen.

„Dann schlaf weiter. Alles ist gut nun.“ Er strich ihr übers güldene Haar, über die weißen Strähnen an ihren Schläfen. Er sah sie an, sah seinen Sohn und ihm wurde übel vor Scham und Selbstmitleid.

Jeden Morgen

Gretel stand mit Hänsel, wie jeden Morgen, händehaltend und barfuss vor dem toten Elternhaus im nassen Gras. Beide schauten auf zum Himmel. Wo ihre Hoffnung, wie jeden Tag seit jener Zeit, als fahle Sonnenscheibe blutend durch den Morgennebel schwamm. Sie blickten ihr nach, wie sie auf der Suche nach einem Ausweg höher und höher stieg, bis sie hinter den Wolken verschwand, nur um am Abend, immer noch blutend, erneut in albtraumhafter Nacht zu versinken.

Jeden Tag

Vater saß, wie jeden Tag, schweigend am kleinen Stubentisch, derweil seine Holzfälleraxt rostig am kalten Gemäuer des Ofens lehnte. In seinen Händen hielt er das Gold, das seine Kinder aus dem Wald mitgebracht hatten. Und all die spitzen Edelsteine. Vater saß und versuchte einen Ausweg zu finden, denn er wußte, dass er damit nicht einfach ins nächste Dorf gehen konnte. Wie sollte er es erklären. Dazu fehlten ihm Verstand und Mut.

Vater dachte daran, was er alles mit dem Gold würde kaufen können, wenn es ihm nur erst gelänge eine Lösung zu finden.

Vater dachte daran, wie sich sein Leben zum Besseren wenden würde.

Vater dachte auch an seine zweite Frau, die ihn dazu überredet hatte, seine Kinder den wilden Tieren des Waldes zu überlassen und die nun leider im Grab hinter dem Haus vermoderte. Ihr würde schon etwas eingefallen sein.

Vater dachte nicht an seine beiden Kinder, die frierend bei ihm in der kalten Stube saßen und sich Stücke alten Brotes brachen, um nicht zu hungern. Und er bemerkte auch nicht, wie sich langsam ihr Geist veränderte. Daß sie Nachts nicht mehr weinten.

Jeden Abend

Gretel und Hänsel saßen, wie jeden Abend, beim Vater in der dunklen kalten Stube und wärmten sich gegenseitig im Schein einer Kerze. Sie verstanden nicht, warum ihr Vater nicht für sie sorgte. Warum er nicht arbeiten ging, wie früher.

Eines Abends sah Gretel Vater’s rostige Axt stehen und fragte traurig:

„Vater, willst du nicht deine Axt nehmen und im Wald Bäume fällen, damit wir es etwas wärmer haben?“

„Kind, wozu noch die Axt nehmen, wo wir doch nun reich sind? - Geht schlafen, wenn euch kalt ist!“

Am nächsten Tag sprach Gretel zornig:

„Aber Vater, willst du nicht die Axt nehmen und im Wald Holz schlagen, um es zu verkaufen, damit wir etwas zum Essen haben?“

„Kind, wozu mühsam Holz schlagen, wo wir doch nun Gold haben dass es für drei Leben reicht?“

Und am letzten Tag sprach Gretel gleichgültig:

„Vater, darf ich selbst die Axt nehmen, um für uns sorgen?“

Und der Vater lachte nur und sprach:

„Gewiss Kind. Nimm du die Axt, wenn sie dir die Lösung unserer Probleme scheint!“

Letzte Nacht

Als Vater endlich schlief, gingen Gretel und Hänsel händehaltend hinunter in die kalte Stube zum Ofen, wo die Axt lehnte und auf sie wartete. Und es war ihnen, als ob sie die Stimme der Hexe hörten, die aus der Asche des Ofens zu ihnen sprach. Sie verstanden ihre Worte nicht, aber sie wußten nun was zu tun war.

Ende

Dieser Text steht nicht mehr zur Verfügung!

Karma

Klischees

Wo die Liebe hinfällt. Sabrina versuchte die Fenster zu putzen. Klar, das Eigenheim muss glänzen. Die Nachbarn waren dann erfreut, oder nicht, oder sein oder nicht sein.

Ein Knall, ein Schrei, eine Sabrina am Boden. Die Rettungskräfte taten meiner Meinung ihr Bestes.

Karma ist ein Schelm. Nur ein Narr wer Böses denkt.

Carolina übernahm die Rolle der Kinderhüterin und Eigenheimhochglanzpolierein.

Die Liebe ist hingefallen zu Carolina.

Biographie > Das Leben eines kleines Lichts…

Na das fängt ja, vor meiner Geburt bereits schon, gut an;
Recherchen haben eindeutig ergeben:
> ich bin und war wohl absolut nicht gewollt <!
Also springt sie hochschwanger immer wieder Treppenstufen herab oder und das ist kein Quatsch, sie setzt sich auf eine laufende Miele Wäscheschleuder der 50er Jahre … Sinn & Zweck dieser Aktionen möchte ich hier nicht weiter ausführen. Dies überlasse ich Eurer Phantasie! Wie man liest, hat es nicht funktioniert …
…ich kann mich tatsächlich noch erinnern, wenn es bei familiären Treffen & Veranstaltungen hieß und manchmal sogar heute noch heißt:
„Däh Rolef, dath wor ene janz leve Jong, däh häth fröher doch immer nur möth die Äutokes jeschpeelt!“
Auf Deutsch:
„Der Rolf war ein ganz lieber Junge, der hat früher doch immer nur mit den Modellautos gespielt!“
Ob es sich dabei, zu diesem Zeitpunkt sehr um die begehrten, aber auch teuren Matchbox-Spielautos handelte weiß ich nun wirklich nicht mehr, aber „Dath meth de ,Äutokes“ sollte, wohl für die nächsten ca. 50 Jahre beruflich, meine Zukunft prägen.

Gar nicht so prickelnd war, in jungen Jahren, die Situation mir bei Appetitlosigkeit das Essen / Nahrungsmittel wie folgt einzuzwängen.
Als kleiner Junge hat man gegen 2 Erwachsene so gut wie keine Chance. Wenn eine Person mich mit einer Hand festhält und mit der anderen Hand auf die Gelenke des Unterkiefers drückt, welches zwangsläufig dazu führt, das man seinen Mund öffnete. Nun hat die zweite Person es ziemlich leicht Essen jeglicher Art in den Mund zu drücken und lauthals zu erwähnen es bloß nicht wieder auszuspucken. Ansonsten machst Du einen Streifen mit! Hier sollte ich noch erwähnen, dass ich zu diesem Zeitpunkt 2-3 Gläser (0,25 Liter Glas) Rotbäckchensaft intus hatte, welches in geringer Menge (0,1 Liter) Appetit anregend sein sollte. Ich hatte mich halt einfach bereits satt getrunken.
Im Übrigen habe ich seit dieser Zeit ein lautstarkes, Gott sei Dank schmerzfreies Knacken in den Gelenken des Kiefers, sobald ich auf etwas beiße, was etwas härter ist …

Weiterhin wäre da noch „Doh Staubi“ (Vorwerk Staubsauger) sehr erwähnenswert! Sollte ich mal, was selten vorkam, nicht aufs Wort hören, wurde seitens Mama & oder Oma „Doh Staubi“ heraus geholt oder auch nur erwähnt. Boah, was hatte ich eine Angst vor diesem grünen Monster! Bist Du nicht brav bzw. wenn Du jetzt nicht hörst, dann saugt der dich auf. Ich sah mich in Geiste schon, das ein oder andere Mal, in diesem seitlich angebrachten Staubsack sitzen. Habe mich nicht mehr gemuckst, so eine Angst hatte ich vor diesem Teil. Es war halt nicht wie heute mit „Stiller Treppe“ oder so.

Auch nie recht machen konnte ich es meinem Vater. Selbst wenn ich mich auf der sicheren Seite fühlte und noch so bemühte, hatte ich aus seiner Sicht wieder einen Bock geschossen. Der wurde dann mit einem „Elfmeter“ vom feinsten belohnt. Mache nichts in der Garage und im Garten. Fasse nichts an und „loth alles op senemm Platz“. (und lass alles an seinem Platz) das ging ja nun beim besten Willen nicht.
Beispiel: Vater Jupp war unter der Woche auf Montage und kam erst am Freitagnachmittag wieder nach Hause. Mitte der Woche hatte es furchtbar geregnet und der Mutterboden im Garten war nicht mehr schön aufgelockert, aufgekratzt, sondern platt anzusehen. Ich sah am Donnerstag meine Chance, ein großes Kompliment und Lob zu erhalten, wenn ich mit dem „Krätzchen“ den Mutterboden schön auflockern würde. „In däh Büll häste aver Korinthe“! Es wurde Freitagnachmittag und Papa Jupp kam nach Hause. Als erstes geht er, wie immer, in den Garten.
Sieht mein Werk und rastet komplett aus:
„Rolf, bist Du eigentlich total bekloppt“! Anstatt, da freu ich mich aber.
Ich habe letzte Woche alles neu eingesät und du kratzt das ganze gesäte wieder nach oben. Und dann kam er wieder, der obligatorische Spruch meines Vaters:
*(Ausruf) „Wath han isch disch jeseit, loth bloß in Zukunft die Knorre dovon“. „Wie oft moth isch disch dath noch sahre“.
*(Ausruf Übersetzung): „Was habe ich Dir schon tausendmal gesagt, lass bloß in Zukunft die Finger davon! Wie oft muss ich Dir das noch sagen!“