Villa Metzer gegen das Gespenster Protokoll
Ein leises Klirren hallte durch die Stille, gefolgt von einem scharfen Schmerz. Jemand hatte ein Fenster zerbrochen und damit das alte Anwesen am Ende des Rabenwegs aus seinem dunklen Schlummer geweckt.
Noch umnebelt von den finsteren Träumen seiner Vergangenheit richtete das Haus seinen Fokus auf das Geräusch der zerbrochenen Scheibe und der sich öffnenden Eingangstür. Es raschelte, als vier Personen ungebeten den Eingangsbereich betraten.
Ein junger Mann mit dunklen Locken und einer Kamera um den Hals blickte sich neugierig in der Eingangshalle um. Seine Augen wanderten über die ledrig von der Wand hängende Tapete. Er sondierte die Türen, die tiefer ins Haus führten, während er leise in sein Handy sprach und sich dabei selbst filmte: „Willkommen in der Metzer Villa am Ende des Rabenwegs. In diesem Haus sind unzählige Menschen verschwunden, und zum heutigen Halloween werden wir vom Gespenster Protokoll der Sache auf den Grund gehen. Wenn wir es nicht filmen, gibt es hier auch nichts Übernatürliches.“
Mit diesen Worten richtete er sein Handy auf eine Frau mit kurzen, blonden Haaren, die ihm den Mittelfinger zeigte. Danach setzte sie sich gekonnt für die Kamera in Szene und betrachtete eine der Türen. „Hinter dieser Tür geht es in den Speisesaal. Wenn man der Geschichte glauben darf, hat dort Karl Merger seine Frau und seine zwei Söhne mit dem Beil erschlagen, bevor er sich selbst erhängte. Wenn es etwas zu sehen gibt“, und mit diesen Worten drehte sie sich direkt in die Kamera und hob gekonnt eine Augenbraue, „was ich nicht glaube… werden wir es dort finden.“
Die zweite Frau, mit einem langen, blonden Zopf schritt vorsichtig durch den Raum und hielt ein altes Buch in der Hand, dessen Einband kalkige Schriftzeichen auf schwarzem Leder zeigte. Sie murmelte leise, und jedes ihrer Worte traf das Haus wie süßer Wein. Eine Gläubige. So einen Schmaus hatte das Haus schon lange nicht mehr gehabt.
Ein weiterer Mann, groß und schlank, mit einer Brille und technischem Equipment beladen, war damit beschäftigt, die Kommandozentrale in der Halle aufzubauen. Er überprüfte gespannt die Anzeigen seiner Geräte und zeigte schließlich dem ersten Mann einem Daumen hoch: „Das Setup funktioniert, Damien. Wir können die Kameras in den anderen Räumen aufbauen.“
Damien blickte in die Gesichter seiner Freunde. „Wir werden mit dem Video so viele Likes bekommen! Wir sollten uns aufteilen, damit wir mehr Videomaterial haben. Lena, du gehst in den Speisesaal. Markus, du nimmst die Bibliothek. Sarah, die oberen Schlafzimmer sind für dich. Ich werde den Keller untersuchen. Denkt daran, erst die Kameras anzubringen, bevor ihr mit den Effekten beginnt.“
Lena, die Frau mit den kurzen, blonden Haaren, nickte und bewegte sich in Richtung des Speisesaals. Das Haus beobachtete sie mit Interesse. Es spürte, wie sie den Raum betrat, jeder ihrer Schritte leise auf dem alten Holzboden knarrend. Lena blickte sich um und bemerkte den alten Kronleuchter, der von der Decke hing. Sie positionierte eine Kamera auf dem Kaminsims, sodass sie damit den gesamten Raum filmen konnte.
Mit großer Anstrengung, so dass die Dielen in mehreren Zimmern knarzten, ließ das Haus einen Strick am Kronleuchter erscheinen. Lena zuckte überrascht zusammen, als sie die Schlinge sah, die von der Decke baumelte. Das Haus lauerte gierig, bereit, sich an ihrer kostbaren Angst zu laben. Doch es kam nichts. Lena griff nach der Schlinge und ließ das morsche, zerfaserte Seil durch ihre Finger gleiten. „Das sieht viel zu schäbig aus und wird auf der Kamera nicht gut wirken.“ Sie stieg auf einen Stuhl, entfernte das alte Seil vom Kronleuchter und zog ein neues, dickeres Seil aus ihrem Rucksack, das bereits mit roter Farbe präpariert war. Sie band das neue Seil an den Kronleuchter und begann, sich mit dem Handy zu filmen.
„Hier bin ich, im Herzen des Grauens, dem Speisesaal der Metzer Villa. Wird sich heute Nacht das Übernatürliche zeigen?“ Sie schwenkte den Kameraausschnitt, sodass die Schlinge ins Bild kam, und schrie überrascht auf. Das Haus hätte am liebsten ebenfalls geschrien. Es fühlte sich um seine Nahrung betrogen und wandte sich ausgehungert dem nächsten Studenten zu.
Markus betrat die Bibliothek. Hohe, dunkle Holzregale, die vor verstaubten, modrigen Büchern überquollen, umgaben den Raum. An einer der Wände saß ein großer Kamin. Auf einem kleinen Tisch baute Markus einen Kasten auf und richtete diesen auf den Kamin aus. Das Haus spürte Markus’ latente Furcht und wollte ihm zeigen, womit er es zu tun hatte. Im Kamin erschuf es eine brennende Fratze, die bereit war, auf Markus zuzustürmen und ihn zu Tode zu erschrecken.
Doch Markus, weiterhin mit dem Rücken zum Kamin stehend, hantierte an dem Kasten und legte schließlich einen Schalter um. Mit einem leisen Surren projizierte der Kasten eine geisterhafte Gestalt in den Kamin, so hell, dass sie die brennende Fratze völlig überstrahlte.
„Oh, wow! Ich hatte schon Bedenken, dass der Projektor nicht hell genug ist. Diese Aufnahme wird fantastisch!“, sagte er und zog sein Handy hervor, um sich selbst zu filmen. Das Haus, klapperte vor Wut mit seinen Fensterläden und richtete seine Aufmerksamkeit nun auf die gläubige Studentin.
Sarah, die Studentin mit dem langen blonden Zopf, betrat eines der oberen Schlafzimmer, das von einer schweren, erstickenden Stille erfüllt war. Der Raum lag im Dunkeln. Lediglich das schwache Licht des Mondes drang durch die zerrissenen Vorhänge und beleuchtete den alten Holzboden sowie das verlassene Bett in der Mitte des Raumes.
In ihrer Hand hielt sie das alte Buch. Die kalkigen Schriftzeichen auf dem Einband überdeckten einen anderen Text, der nicht zu entziffern war. Sie setzte sich auf das Bett, schlug das Buch auf und begann, lateinische Verse leise vor sich hin zu murmeln. Das Haus spürte sogleich die Macht dieser Worte und vermutete, dass sie eine Art Ritual oder Beschwörung durchführte. Vielleicht suchte sie eine Verbindung zu Geistern oder versuchte, sie zu beschwichtigen.
Entschlossen, ihr eine authentische Erfahrung zu bieten, ließ das Haus den Spiegel an der Wand beschlagen, als atmete jemand von der anderen Seite darauf. Eine Hand drückte gegen die Glasoberfläche und schrieb die Worte: „Hilf uns!“
Sarah schaute erschrocken auf. Doch statt Angst zu zeigen, legte sie das Buch beiseite, trat näher an den Spiegel heran und berührte die geschriebenen Worte, während sie weiter Verse murmelte. Das Haus spürte, wie eine besondere Energie den Raum durchflutete.
Plötzlich zerbrach der Spiegel in unzählige Stücke, die wie in Zeitlupe zu Boden fielen. Als die Scherben den Boden berührten, verschwanden sie, und der Raum wurde wieder dunkel. Sie atmete tief ein und flüsterte: „Ich wusste, dass hier echte Geister sind. Ich werde euch helfen, Frieden zu finden.“
Das Haus musterte Sarah intensiv. Es gab hier keine Geister. Die Seelen jener, die im Haus ihr Ende fanden, waren längst in dem Schlund des Hauses verschwunden und dienten als Nahrung während der langen Schlafphasen, in denen sich keine Menschen im Haus aufhielten. Doch ihre Beschwörung hatte temporär den Bann des Hauses über den Raum gebrochen.
Neben dem Hunger fühlte das Haus nun auch Besorgnis. Mit zunehmender Wut wandte es sich Damien zu, dem Anführer, der es gewagt hatte, eine solch unpassende Gruppe ins Haus zu bringen.
Damien, mit seinem Handy und einer Taschenlampe in der Hand, betrat vorsichtig den finsteren Keller. Die Luft war kalt und feucht, und ein muffiger Geruch erfüllte den Raum. Er konnte das Tropfen von Wasser hören, das in der Ferne auf den Steinboden fiel.
Das Haus fühlte Damians Nervosität und entschied, dass er das perfekte erste Todesopfer wäre. Es begann mit subtilen Geräuschen – das Knarren der Stufen der Kellertreppe, gefolgt von einem leisen Flüstern aus den Schatten.
Damien drehte sich hastig um, seine Taschenlampe hin und her schwenkend, konnte aber niemanden sehen. Er murmelte in sein Handy: „Ich glaube, ich höre Geräusche… Das könnte echt sein, Leute.“
Das Haus intensivierte seine Anstrengungen. Plötzlich erlosch die Taschenlampe, und Damien stand in völliger Dunkelheit. Ein kalter Wind wehte durch den Keller, und er fühlte, wie unsichtbare Finger über seine Nackenhaare strichen. Etwas flüsterte seinen Namen, so leise, dass er nicht sicher war, ob er es sich nur eingebildet hatte.
Panisch versuchte Damien, seine Taschenlampe wieder zum Laufen zu bringen. Als das Licht wieder aufflammte, sah er vor sich eine Gestalt – ein blasses, verzerrtes Gesicht mit leeren Augen, das plötzlich auf ihn zu schnellte.
Mit einem Schrei rannte Damien die Kellertreppe hinauf, stolperte und fiel mehrmals. Als er endlich die Tür zum Erdgeschoss erreichte, knallte diese direkt vor ihm zu. Er hämmerte gegen die Tür, rief um Hilfe, hörte die Kreatur langsam die Treppe hinter ihm hochsteigen.
Das Haus beobachtete zufrieden, wie Damien von Angst überwältigt wurde. Es ließ die Temperatur im Keller weiter sinken, bis Damien seinen Atem in der kalten Luft sehen konnte. Er zitterte, nicht vor Kälte, sondern vor Angst.
Doch dann, aus dem Nichts, wurde die Kellertür von außen aufgebrochen. Eine starke Hand packte Damien und zog ihn aus dem Keller. Es war Markus, der gehört hatte, wie Damien gegen die Tür schlug und kam, um nachzusehen.
Beide atmeten schwer, und Damien war bleich vor Schreck. „Was zur Hölle war das?“, stammelte er. Beide Männer leuchteten mit ihren Lampen in den Keller, doch auf der Treppe war niemand.
Das Haus knirschte mit den Dielen. Wieso konnte nicht einer von ihnen einfach sterben?
Nachdem sie sich alle vier im Eingangsbereich versammelt hatten, war die Spannung zwischen den Mitgliedern der Gruppe spürbar. Lena, Sarah und Markus standen mit ernsten Gesichtern da, während Damien, immer noch bleich und zittrig, versuchte, sich zu sammeln.
„Was ist los, Damien?“, fragte Lena spöttisch, „Hast du etwa Angst vor ein paar Schatten?“
„Das war kein Schatten“, antwortete Damien, seine Stimme leicht zitternd. „Da war etwas im Keller. Etwas Echtes.“
Sarah lachte. „Komm schon, Damien. Du bist doch der Anführer des Gespenster Protokolls. Solltest du nicht der Mutigste von uns allen sein?“
Markus versuchte, die Situation zu entschärfen. „Vielleicht hat er nur etwas gesehen, was wie ein Geist aussah. Die kalte Luft im Keller könnte wie eine Gestallt wirken.“
„Oder vielleicht hat er einfach nur zu viele Gruselfilme geschaut“, neckte Lena.
„Hört auf!“, rief Damien. „Ich weiß, was ich gesehen habe. Und ich gehe nicht zurück in diesen Keller.“
„Dann geh doch in den Garten“, schlug Sarah vor. „Vielleicht findest du dort ein paar freundliche Geister, die nicht so gruselig sind.“
Damien warf ihr einen wütenden Blick zu. „Vielleicht mache ich das auch. Viel Spaß noch hier drinnen.“
Ohne ein weiteres Wort stürmte Damien hinaus, die Eingangstür hinter sich zuschlagend. Das Haus beobachtete ihn, während er sich entfernte. Es spürte seinen Zorn, seine Frustration und seine Angst und stärkte sich daran.
Damien betrat den dicht bewachsenen Garten des Anwesens. Dunkle Schatten ragten überall hervor, und die Bäume streckten ihre knorrigen Äste wie Finger nach ihm aus. Trotz des Spotts seiner Freunde konnte er das beklemmende Gefühl nicht abschütteln, dass im Haus irgendetwas nicht stimmte. Doch der Garten schien ein sicherer Ort zu sein, um kurz durchzuatmen und über die nächsten Schritte nachzudenken.
Während er weiterging, spürte er den kühlen Wind, der durch die Bäume wehte. Das Rascheln der Blätter klang fast wie leises Flüstern. Er zog seine Jacke enger um sich und versuchte, sich auf die Geräusche der Nacht zu konzentrieren, um nicht von einer weiteren Kreatur überrascht zu werden.
Plötzlich fühlte er einen kalten Hauch im Nacken, als ob jemand direkt hinter ihm atmen würde. Blitzschnell drehte er sich um, doch da war niemand. Das beklemmende Gefühl, beobachtet zu werden, ließ jedoch nicht nach.
Als er weiter durch den Garten schlenderte, fiel sein Blick auf einen alten, verwitterten Brunnen, der inmitten eines überwucherten Kiesplatzes stand. Er trat näher heran und spähte in die Tiefe, in der Hoffnung, einen Blick auf das Wasser zu erhaschen. Doch anstelle von Wasser blickte er in ein tiefes, endloses Dunkel.
Unerwartet schoss eine grüne, schleimige Hand aus der Finsternis hervor und packte ihn am Kragen. Damien schrie auf und ließ sein Handy fallen. Verzweifelt versuchte er, die Hand von seinem Kragen zu lösen, doch es war, als wäre sie aus Backsteinen gemacht. Mit einem kräftigen Ruck zog die Hand den jungen Mann über die Brüstung, und schreiend verschwand Damien in der Tiefe.
„Habt ihr das gehört?“, fragte Lena, die zusammen mit den anderen die bisherigen Videoaufnahmen anschaute.
Lena, Markus und Sarah wechselten besorgte Blicke. „Damien?“, rief Markus und eilte, gefolgt von Lena, zum Ausgang des Wohnzimmers. Die beiden stürmten in den Garten, wobei die feuchte Nachtluft ihre Gesichter streifte. Das Mondlicht zeigte ihnen den Weg zum alten Brunnen.
Am Brunnen angekommen, entdeckten sie Damiens Handy, das verlassen auf dem Boden lag. Das Display leuchtete schwach, und auf dem Bildschirm war das letzte aufgenommene Video zu sehen. Doch von Damien selbst war keine Spur.
„Wo ist er?“, keuchte Lena, während sie sich hektisch umsah. „Er kann doch nicht einfach verschwunden sein!“
Markus hob das Handy auf und schaute sich das letzte Video an, in der Hoffnung, einen Hinweis auf Damiens Verbleib zu finden. Aber das Video zeigte nur den Moment, in dem das Handy zu Boden gefallen war.
Währenddessen war Sarah im Haus geblieben. Sie ahnte, dass es im Keller etwas gab, das ihre Aufmerksamkeit erforderte. Mit dem alten Buch fest in ihrer Hand betrat sie vorsichtig die kalte, steinige Treppe, die in die Dunkelheit des Kellers führte.
Als sie unten ankam begann sie die lateinischen Verse aus ihrem Buch zu murmeln. Das Haus spürte ihre wieder diese fremde Energie und versuchte, sie mit plötzlich auftauchenden Schatten und flackernden Lichtern abzulenken. Doch Sarah ließ sich nicht beirren.
Mit jedem Wort, das sie sprach, heizte sich der Keller mehr auf. Bald war der gesamte Keller von einem übernatürlichen Licht erfüllt. Als Sarah das letzte Wort sprach legte sich Stille und Dunkelheit über den Raum. Sarah atmete tief durch und schaute sich um.
Das Haus war wie benommen. Noch so einen Schlag konnte es nicht wegstecken. Es war Zeit das Spiel mit den Eindringlingen zu beenden.
Lena und Markus warfen einander einen besorgten Blick zu, und gingen weiterhin nach Damien rufend zurück zu Haus. „Damien!“, rief Markus, während er die Türen zu den verschiedenen Räumen aufstieß. „Hör auf mit deinen albernen Spielen!“
Lena, die in einem der Schlafzimmer suchte, spürte plötzlich einen eisigen Wind, der durch den Raum wehte. Ein dunkler Schatten huschte an ihr vorbei, und sie hörte ein leises Kichern. „Damien, das ist nicht lustig!“, rief sie, aber es gab keine Antwort.
Mit einem lauten Knall verschlossen sich plötzlich alle Türen und Fenster des Hauses. Lena und Markus waren gefangen. Das Haus bereitete sich darauf vor, sie zu verschlingen, aber es musste zuerst Sarah loswerden.
Sarah spürte die wachsende Angst des Hauses und lächelte. „Ich habe keine Angst vor dir“, murmelte sie und blätterte in ihrem Buch. In der feuchten Luft des Kellers waren die Kreide Zeichen verwischt und das Haus konnte den wahren Titel des Buchs lesen „Metzer Biebel“
Sarahs Finger glitten sanft über die Seiten, während sie nach einem bestimmten Abschnitt suchte. Das Haus erkannte den Titel des Buches und die Scheiben im Dachgeschoß zersprangen. Die „Metzer Bibel“ war eine Sammlung von Ritualen und Beschwörungen, die von den ersten Bewohnern des Hauses, den Metzers, verfasst wurden. Es waren mächtige Rituale, die das Haus in der Vergangenheit schonmal gebannt hatten.
Das Haus versuchte, seine Konzentration auf Lena und Markus zu richten, die noch immer in den oberen Stockwerken gefangen waren, aber Sarahs Präsenz im Keller war zu überwältigend. Das Haus spürte, wie Sarah ihr Ritual begann. Ihre Stimme hallte durch die Dunkelheit des Kellers, und jedes ihrer Worte schnitt wie ein scharfes Messer in sein Bewusstsein.
Die Zimmer in denen Lena und Markus gefangen waren verformten sich, die Wände rückten immer näher zusammen und drohten die beiden zu zerquetschen.
Im Keller begannen die Wände zu zittern, während Sarah ihre Beschwörung fortsetzte. Das Haus fühlte sich schwächer und schwächer, und seine Versuche, sie zu stoppen, wurden immer verzweifelter.
Blut schoss aus den Wänden und drohte, den Keller zu überfluten, aber Sarah war unerschütterlich.
Schließlich, mit einem letzten, mächtigen Ruf, beendete Sarah das Ritual. Das Beben der Wände stoppte abrupt und das Blut floss nur noch als seichtes Rinnsal die Wände herab. Sarah atmete tief durch und schloss das Buch. Sie blickte sich im Keller um, der nicht mehr bedrohlich wirkte Mit einem zufriedenen Lächeln stieg sie die Treppe hinauf, wo Lena und Markus auf sie warteten.
„Was hast du getan?“, fragte Lena, ihre Augen weit vor Erstaunen.
„Ich habe das Haus befreit“, antwortete Sarah ruhig. „Es wird ab jetzt Ruhen.“
Aus dem Garten kamen ein leises Stöhnen und Husten. Markus leuchtete seine Lampe in die Finsternis und erblickte das blasse und mit schleim überzogene Gesicht von Damien. „Mal wieder typisch für unseren mutigen Anführer. Wenn es an die Arbeit geht, bist du nicht zu finden.“ Damien antwortete mit zwei hochgestreckten Mittelfingern.
Die vier kehrten in die Eingangshalle zurück, um ihre Ausrüstung zu packen. Abgesehen von ihrem Buch hatte Sarah nicht viel dabei. Sie legte das alte Buch vorsichtig in ihren Rucksack, den sie sorgfältig mit einem Namensschild versehen hatte. Auf dem Schild stand: Sarah Metzer.