Seitenwind Woche 1: Gäste im Geisterhaus

Die Müllkippe des Gewissens

Ich habe Feuer entfacht. Herrlich heiße Flammen. Sie züngeln tanzend zur Musik. Das Spinett spielt wie bei allen neu Ankommenden zur Begrüßung.
Im Knistern des brennenden Holzes ist das Flüstern. Meine Antwort auf ihre Fragen. Doch sie hören nicht zu. Genauso wie die letzten Besucher. Sie enden wie alle Gäste, die beim Eintritt verwundert zum lodernden Kamin starren und im Durcheinander quatschen. Sinnlose Fragen stellen die Keiner beantwortet. Sie spekulieren. Möglichst weit an den Tatsachen vorbei. Schauer nagt an ihren Knochen. Im Grunde genommen haben sie ständig Schiss. Angst die Wahrheit zu erfahren. Befürchtungen im Leben. Panik vor dem Tode. Sie nutzen Spiegel für die äußerste Schicht. Bangen das Tiefere. Im Speisegemach hängt ihr Symbol an der Wand. Am Kreuz. Die Skulptur eines von ihren Vorfahren Gepeinigten. Fromm laden sie ihr Gewissen über ihm ab. Das Gewicht auf den Schultern dreht die Figur mit dem Kopf nach unten. Gravierende Gravitation! Der Anblick jagt ihnen erneuten Schrecken ein. Ja – es spuckt. ‚Das Haus ist besessen!’, schreit einer entsetzt. Genau! SIE sitzen drin… und beleidigen mich. Ich hege Groll.

Mein Zorn lässt die Wände beben. Die alten Gemälde der längst Verstorbenen fallen knallend auf den staubigen Boden. Ihre Seelen seufzen. Das haben die Gäste mitbekommen! Erneut zittern sie.

Menschen hören mir nie zu. Sie sind nicht im Stande sich gegenseitig ein Ohr zu schenken. Die Meisten horchen nicht einmal auf sich selbst. Sie verdrängen täglich die Gründe ihrer Existenz. Ich sehe die Gegenwart, fühle die Vergangenheit und erkenne, was sie erwartet, sobald sie durch meine Säle schweifen. Ihre Worte entsprechen nicht den Gedanken.

Ich habe Feuer entfacht. Herrlich heiße Flammen. Sie züngeln tanzend zur Musik.
Der Duft brennender Haut zieht durch die Räume. Ähnlich dem Geruch ihrer Nahrung. Schmorende Haare bereichern den Gestank.

Zwei Gäste haben mich kreischend verlassen. In Panik überlassen sie ihre sechs Freunde dem Schicksal. Das bin ich.

Beide kehren zurück in den gewohnten Alltag. Zur alten Angst. Ihre Existenz zieht weiter am Leben vorbei. In Qual finden sie eine neue Müllkippe fürs Gewissen. Ihre Freunde werden sie bald heimsuchen.

(Mit Aftersausen und Zähneklappern von Sunny :))

Verflucht

Ich hasse sie alle. Sie glauben, unbeobachtet zu sein. Mein Ächzen angesichts ihres Auftretens halten die Menschen für das Knarren der Dielen. Seit fünfhundert Jahren warte ich auf Erlösung.
»Bis ans Ende aller Tage«, kreischte sie, »wirst du, verfluchtes Gemäuer, meinen stinkenden Leichnam verwahren. Er wird faulen, aber nicht verfaulen. Der Gestank wird deine steinernen Wände und hölzernen Balken durchziehen«.
Walburga heißt die Hexe, die mich verflucht hat und deren Körper seit fünfhundert Jahren im Verlies vor sich hin modert. Wir leiden gemeinsam. Kurz bevor sie nicht mehr sprechen konnte, hat sie eine Erlösungsformel in ihren Fluch gewoben.
»Wenn ein Menschenkind meinen Körper findet und ihn begräbt, wird auch dir du alte Burg Erlösung zuteil«.
Seitdem lauere ich in zunehmender Verzweiflung. Vor hundert Jahren wurde die Zugbrücke für Menschen heruntergelassen, die Touristen genannt werden. In Massen strömen sie durch meinen schmerzenden, stinkenden Leib. Niemand hat bisher die Falltür, die zu Walburga führt, gefunden.
Doch halt, was war das. Wer ruft, »hier ist ein eiserner Ring, ganz versteckt«. Ein Mädchen verlangt nach ihren Vater. Der staunt, traut sich nicht, den Öffner zu berühren…
»Nun mach schon«, will ich voller neugewonnener Hoffnung schreien. Aber nur die alten Bohlen knarren.
Doch er holt noch einen anderen Mann herbei, ein wahrer Hüne. Gemeinsam stemmen sie die Falltür auf. Ekelerregender Gestank lässt sie zurückweichen, sie husten, halten sich Tücher vor die Gesichter.
»Mach die Klappe zu«, brüllt der Hüne
»Nein, neine« krächze ich.
»Nein, nein«, ruft das Mädchen.
Bevor man sie zurückhalten kann, hüpft sie die Stufen hinunter. Die beiden Männer starren ihr entsetzt hinterher. Ein Luftzug vertreibt den ärgsten Gestank, weil ich aufatme. Lange hört man nur Gepolter und sieht den Strahl einer Taschenlampe.
»Wieso hat die eine Lampe dabei?«. Wieder nur knarzen.
Dann klettert das Mädchen wieder heraus, wischt sich die Hände an ihrer Jeans ab und sagt andächtig: »Wir müssen sie beerdigen«.

Nachdem ein Leichenwagen, die Reste Walburga weggefahren hat und kurz bevor das mutige Mädchen als letzte mich verlässt, ruft sie in die leere Halle.
»Nun leb wohl, du alles Haus«. Ersetze diesen Text mit deinem Beitrag.

Es ist kalt, heute Nacht. Ob bald wieder Besucher den Weg zu mir finden? Ich würde mich so freuen, endlich neue Freunde kennenzulernen. Meine alten Weggefährten von damals sind alle weg. An ihrer Stelle stehen jetzt diese eisigen, grauen Betonblöcke mit dem Herz aus Stahl.

Immer, wenn jemand vorbeikommt, versuche ich, neue Kontakte zu schließen. Doch niemand versteht mich. Letztes Jahr habe ich mitbekommen, was sie reden. Ich habe versucht, mich zu erklären. Wollte ihnen erzählen, wie es war. Aber sie erfinden stattdessen immer mehr Geschichten und Lügen.

Da höre ich es. Ein Knacken in der Dunkelheit. Es deutet an, dass eine weitere Chance bevorsteht. Schon erscheint ein heller Lichtstreif und es ertönen ihre Stimmen. Ich sehe die Schatten durch die Nacht auf mich zukommen. Ich habe geübt, seit dem letzten Mal. So nehme ich all meinen Mut zusammen: „Hallo ihr Lieben, kommt doch herein. Es ist so kalt und einsam hier und ich freue mich über Gesellschaft“. Sie bleiben stehen. Ich sehe ihre Gesichter im Lichtschein der Lichter. Darin steht keine Freude. Sie haben Angst. „Wartet! Wir können es uns gemütlich machen“ Rufe ich, doch sie laufen schon davon. Ob sich mein Wunsch jemals erfüllen wird? Oder bin ich gezwungen, mich mit der Einsamkeit abzufinden?

Halloween

Das Krähen der Raben auf dem benachbarten Feld signalisierten den Anbruch der Nacht. Endlich erlangte ich die Kontrolle zurück.
Die roten, mit Moos bedeckten Dachziegeln ächzten, als ich mich streckte. Die Elster, die vor einigen Stunden mit dem Nestbau begonnen hat, kreischte verängstigt und suchte das Weite.
Seit Jahren verfiel ich immer weiter. Meine ehemals so schöne Holzvertäfelung war faulig und morsch, die Treppen zerbröselt. Die Fensterscheiben matt und mit Spinnenweben verhangen. Einst war ich ein stattliches Herrenhaus. Der untertänige Diener mächtiger Herrschaften. Ich hielt mich selbst in Schuss, ließ nie jemanden frieren und sorgte für all meine Bewohner.
Doch als sich mein letzter Herr das Leben nahm, beschwor er einen Fluch über mich.
Seit dem grausamen Suizid vor siebzig Jahren hatte ich keine Bewohner mehr. Ich war so einsam, nur die Raben auf dem Feld leisteten mir Gesellschaft.
Ein paar Mal schon kamen Fremde zu mir. Ich begrüßte sie, wie all meine Bewohner: Ich öffnete ihnen die Tür, ließ frische Luft herein und zündete die Kerzen an. Doch statt meine Gastfreundschaft zu feiern, wie es immer der Fall war, zerstörten die Fremden meine heißgeliebte Ruhe mit Schimpf und Schande. Sie besprühten mich mit teuflisch brennenden Wasser, stellten Feuer um mich herum auf und verfluchten mich, sodass ich meine Macht nur noch in der Nacht ausüben konnte.

An diesem Abend war es so weit.
Es war ein ureigener Sinn, der mir verriet, dass Gäste auf dem Weg waren.
Ich grub meine Macht tief in die Erde, befahl den dichten Tannen, undurchdringlich zu werden und den Raben, ihnen den Weg abzusperren.
Und doch spürte ich sie näher kommen.
Jeden Schritt drang bis tief in meine hinterste Kammer. Mein Wesen wollte ihnen die Gastfreundschaft entgegenbringen, die ich noch vor einigen Jahrzehnten für normal ansah. Doch der Fluch hatte andere Pläne.
„Nun, dann lasst sie näher kommen.“, flüsterte ebendieser Geist voller entzücken. Er verdrängte nach und nach mein altes Wesen, und ich wehrte mich nicht länger. Er machte meinen Verfall erträglicher.
All meine Sinne richteten sich auf das westliche Tor, welches von dreizehn Eiben umschlossen wurde. Eine leuchtende Taschenlampe erschien. Dann noch eine. Ich zählte insgesamt vier Stück.
Mein Geist rieb sich die Hände.
„Kommt näher.“
Mit einem Gedanken öffnete sich das rostige Tor. Weitere Raben stoben in die Luft. Sie alle waren erfüllt von dem Gedanken, was die heutige Nacht brachte.
Der Vollmond warf ein gutes Licht auf meine Besucher.
Ich sah zu, wie sich die Menschen Blicke zuwarfen, und dann vorsichtige Schritte auf mein Haupttor zumachten.
Sie hielten an meinem einst imposanten Brunnen inne, der nun als Schlafplatz der Ratten diente. Diese quiekten auf und rannten auf die Besucher zu.
Schreie erfüllten die Luft und es klang nach Musik in meinen Ohren.
Doch damit hatte ich sie noch nicht verscheucht.
Ich hörte ihr Geflüster.
„Hier hat sich einer umgebracht.“, flüsterte der eine.
„Sein Geist soll noch immer hier spuken.“, der andere.
„Ich habe gehört, er soll ermordet worden sein.“, sagte der Dritte.
„Das Haus ist wohl verflucht.“, wisperte die Letzte.
Mit einem Krachen flog die imposante Haustür auf und unterbrach das Gespräch. Es war grausam genug, zuzusehen, wie mein Herr sich den Strick an einen meiner Dachgiebel band. Wie er sich auf einen Stuhl stellte und das andere Ende um seinen Hals anbrachte. Wie er sprang und meine Hilfe in den Wind schlug. Ganze fünfzehn Minuten hatte es gedauert, bis er sich nicht mehr rührte.
Und zehn Tage, bis man seine Leiche fand.
„Wagt es nicht, schlecht über meinen Herren zu reden.“, zischte ich, auch wenn sie mich nie verstehen würden.
Meine Besuche traten ein. Ich entzündete Kerze um Kerze, bis der warme Schein sie trügen konnte.
Sie sahen sich alles in Ruhe an. Berührten wertvolle Schätze, die ich hütete. Und wussten nicht, dass sie beobachtet wurden.
Ich ließ das Klavier im ersten Stock spielen. Sah die zuckenden Muskeln, roch die Angst.
Und doch drangen sie weiter vor.
Sie leerten die kostbaren Besteckkästen, steckten Kelche aus vergessenen Zeiten ein und rissen lose Tapetenstücke von meiner Haut. Ich ächzte und wandt mich, doch sie ließen sich nicht beirren.
Rasend vor Wut schoss ich die Kerzenhalterungen auf sie ab, doch diese Menschen hatten nur die Dreistigkeit, zu lachen.
Doch es half meinem Plan.
Ich löschte die Lichter, die um den Gang herumstanden. Ihre Blicke folgten dem Flur, gesäumt mit Spinnweben und Staub auf den kostbaren Gemälden. Langsam folgten sie dem Flur, bis sie an einer polierten Tür stehenblieben.
„Wieso glänzt diese Tür, wenn alle anderen verstaubt sind?“, fragte einer.
Ein anderer, mutigerer, öffnete diese. Eine schmale Treppe führte in den Keller, und ich fragte mich, ob sie wohl so dumm waren und ihr folgten.
„Wir sollten da nicht runter.“
„In jedem Horrorfilm gibt es da die schlimmsten Dinge.“
„Ich muss morgen meine Frau im Krankenhaus besuchen, lebendig.“
Der Erste lachte nur. „Was seid ihr für Feiglinge.“ Und ging hinunter. Seine Freunde waren nicht begeistert, folgten ihm aber.
Ich schloss die Tür hinter ihnen und verriegelte sie.
Dort unten hatte ich keine Augen. Doch das war nicht nötig. Der Sensenmann hatte mir erzählt, was er sah, wenn er die Seelen herausholte. Er sprach von zerfetzten Leichen auf goldenen Talern. Abgetrennte Gliedmaßen auf feinen Juwelen. Blut auf edelen Diademen.
Zuerst hörte ich nur die aufgeregten Stimmen.
„Ein Schatz!“
„Ich wusste es! Wir werden reich!“
„Endlich kann ich das Haus abbezahlen!“
„Leute, da bewegt sich was.“
Und dann kamen die Schreie.
Der Fluch, den mein Herr auf das Haus geworfen hatte, erfüllt sich jedes Jahr an Halloween. Die Glocken der beachtlichen Standuhr der Eingangshalle schlugen drei Mal.
Nun hatte ich für ein Jahr Ruhe.

Nächtliches Unterhaltungsprogramm

«Seid ihr alle auf Position?
Die Vorstellung fängt an, meine Freunde.»

«Verflixt nochmal», flucht einer der zwei Jungs unmittelbar vor dem Eingang, als seine Taschenlampe den Geist aufgibt. «Das darf doch nicht wahr sein Flo. Ich habe dir gesagt, du sollst die Batterien vorher kontrollieren», schnauzte ihn sein Bruder Tim an und geht mit seiner Lampe voraus.
Lisa, die Freundin von Tim, hält das Natel in der Hand und filmt.

Langsam öffne ich die Tür.
«Kommt nur herein ihr Lieben und macht es euch gemütlich.
Das wird eine amüsante Nacht.»

Nervös betreten die jungen Leute den Innenbereich.
«Fuchtle nicht so mit der Lampe herum Tim», zischt Lisa.
Flo stolpert über den Hundenapf, welcher in der Eingangshalle neben der Treppe steht, und schreckt sämtliche Fledermäuse auf. Verwirrt fliegen sie durch den Raum.
Lisa schreit und zack steht sie im Freien.

Ich kann mich kaum erholen vor Lachen, dabei hat das eigentliche Programm nicht mal angefangen.

«Komm herein Lisa, es sind nur Fledermäuse», ermuntert Tim seine Freundin. Zögerlich begibt sie sich wieder in die grosse Eingangshalle. Mittlerweile haben sich die Fledermäuse beruhigt und baumeln entspannt am Kronleuchter.
Dicht hintereinander steigen sie die mit rotem Teppich umfassten, knarrenden Stufen in den ersten Stock empor, die zu einem langen Gang führen.
An den Wänden links und rechts hängen alte Porträtbilder.
Die vorhandenen Möbel sind mit weissen Leintüchern abgedeckt.
Neugierig schaut Lisa unter ein Leintuch und sieht direkt in zwei grosse, leuchtende Augen. Der Sessel aus rotem Samt gehört der dicken Katze Charlotte, die um diese Zeit immer dort schläft.
«Hilfe, ein Gespenst», schreit sie und flüchtet aus dem Zimmer.
Tim und Flo erkunden nebenan eine alte Truhe, als sie durch Lisas Schrei fast erstarren. Lisa ist so erschrocken, dass sie nur stottert und keinen anständigen Satz mehr über die Lippen bringt.
«Kommt, ab jetzt bleiben wir zusammen.
Wir gehen zum Dachboden und von dort schauen wir uns alles an, bis wir wieder im Eingangsbereich ankommen», schlägt Tim vor.

«Na dann, viel Vergnügen wünsche ich euch.»

Das Knarren des Dachbodens und der Lichtstrahl der Lampe weckten Dachs Pankraz unter einem alten Feldbett auf. Er schiesst im Karacho unter dem Bett hervor und rennt an den merkwürdigen Fremden vorbei. Ein riesiger Schatten huscht neben ihm an der Wand entlang.
Vor lauter Schreck wirft Lisa ihr Natel auf den Boden. «Verdammt, jetzt ist es futsch!
Nur noch raus hier», schreit sie und rennt die Treppe hinunter.
«Lisa warte, nicht so schnell. Du siehst ja gar nichts ohne Licht», schreit ihr Tim hinterher und rennt ihr nach.
Flo hat es weniger eilig und besichtigt auf dem Weg nach unten ein Badezimmer.
Im Blickwinkel sieht er einen Schatten an der Innenseite der Badewanne und bemerkt eine riesige, fette, schwarze Spinne, die aus dem Abfluss kriecht.
«Wie ekelhaft ist das denn», würgt er.

«Darf ich vorstellen, das ist Hannibal.»

Flo ruft nach Tim und Lisa, aber niemand antwortet ihm.
Er eilt die Treppe hinunter und bleibt im Eingangsbereich mit seinem rechten Jackenärmel am Treppengeländer hängen.
Eine perfekte Gelegenheit, um über Flos Arm zu rennen, denkt sich die Ratte Kaschmir, die genüsslich über das Treppengeländer saust und mit einem Sprung im Dunklen verschwindet.

Flo steht schreiend im Freien und alle ergreifen die Flucht.

«Auf Wiedersehen ihr kleinen Abenteurer und vielen Dank für die unterhaltsame Vorstellung.»

Das Geschehnis

Ich muss immer wieder an die Vergangenheit denken. Ich selbst bin leider nicht mehr das was ich einst war. Früher war ich ein Großes schönes Anwesen doch ist nicht mehr viel von meiner Vergangenheit sichtbar. Ich bin schon sehr alt. Ich wurde Regelmäßig renoviert doch nach den Geschehnissen Gerrit ich in Vergessenheit. Der Garten, der einst schön gestaltet mit fünf Brunnen war, ist nun ein Dschungel. Die Linde die neben mir wächst ist der Grund dafür dass ich noch nicht umgefallen bin. Sie ist mein einziger Freund. Sie ist diesen Winter gestorben es ist also nicht mehr viel von ihr übrig. Sie konnte sich nie von der Dürre der Letzten Jahre erholen. Sie wurde im selben Jahr gepflanzt als ich erbaut wurde sie sah vieles davon was hier in der Vergangenheit vor sich ging. Ich war die Villa eines Reichen grafen.

Ich höre etwas was ich nie wieder zuhören glaubte ich höre tatsächlich stimmen. Es klingt wie Kinder Stimmen. Ich mag Kinder doch nach den Geschehnissen sah ich nie wieder irgendwen. Die Kinder kamen sehr schnell näher. Ich kannte sie von dem Vogelzwitschern. Sie sind anscheinend eine Gruppe weisen Kinder die sich in der Schule trafen. der älteste ist 12 Jahre alt und der Große Bruder vom Mädchen welches von weitem wie eine Puppe scheint sie kam erst diesen Sommer in die Schule. Die anderen drei kamen von einem anderen Waisenhaus es ist so alt wie ich. Das einzige andere haus das so alt ist und die Geschehnisse frühzeitig erfuhr durch die Linde die es über das Baum Netzwerk es ihr mitteilte.
Die Jungs waren Zwillinge das andere Mädchen ist in der Fünften klasse und die älteste in diesem Haus.

Sie sind bereits am Brunnen vorbei der direkt vor mir steht. Ich spüre das der älteste meine Morschen alten Treppen hochsteigt die vor der Tür sind. Es schmerzt. Ich höre ihn sagen: „Sophie pass auf die Treppen sind Morsch und du weißt das ich dich nicht hier haben will.“ Ich weiß jetzt das Sophie seine kleine Schwester ist. Die kleine ist nicht bereit die Wahrheit zu erfahren und genau deswegen muss ich sie wohl machen lassen. Na toll jemand hat gerade eine Holzdiele durchbrochen. Es schmerzt aber ich bin auch schon alt und ohne pflege verfallen alte Häuser wie ich. Ich lies sie die Tür aufstoßen sie quietscht.
Die kleine bekam angst sie fing an zu jammern. Die anderen betraten das Haus. Ich spielte eine Willkommens Melodie auf dem Flügel. Die kleine wurde Ruhig während die anderen aufgeschreckt sind. Ich öffnete die Türe zum Wohnzimmer. Der Teppich war voller Blut.
Das Blut gehörte meinem einstigen Hausherren seine Frau erschoss ihn in der Schicksalhaften Nacht. Wenn sie aber gewusst hätte wo zu es führt hätte sie es wohl nicht getan. Die Zwillinge gingen direkt zum massiv Holz Tisch auf dem Zeitungen und Akten lagen. Die kleine fand einen Schmuckstein.
Der Stein war Schwer zu finden noch schwerer zu bearbeiten und es gab nur drei Exemplare in dieser Art es war eine Gold und Silber kette. sie bestand aus zwei teilen die zusammen ein Herz ergaben. Diese kette ist wohl nicht länger gefährlich. Ihre Trägerin wurde hingerichtet.
Sie ähnelte Sophie stark und hatte ungeahnte Kräfte. Sie konnte alles zu Wirklichkeit machen was sie wollte sie musste es sich nur vorstellen. Wenn sie die Kette trug raupte es ihr nicht mal Energie.
Die Kids durchsuchten den raum bis das ältere Mädchen rief: „Hey Jesper der Blut fleck hier ist extrem auffällig und alt. Glaubst du das hier jemand mordet wurde.“ Er verneinte als sie wissen wollte, ob das mit Geschehnis gemeint wäre. Er schien sich mit mir befasst zu haben. Die kleine Zog die kette an und zwar beide Teile. wenn ich Bloß nicht so naiv gewesen wäre. ich wusste das sich die Geschichte eventuell wiederholen wird.
Das Geheimnis das mich umgibt ist dass hier einst dieses Mädchen war sie ist als sie Alt genug war zu einem Vampir geworden immer wenn wer mich betrat starb er. ich wusste allerdings nicht das sie Jünger werden kann. Sophie war ihr zu ähnlich als dass ein Zufall war aber ich bin ihr nicht böse. Sie ist nicht der Grund für das böse sie war lediglich das Werkzeug eines anderen und eben jener war jetzt ihr Bruder.

Er rief: „Jetzt!“ es hallte durch mich hindurch. die anderen Kinder waren auf einmal erwachsen. Nur die Fünftklässlerin blieb jung. Sie war ihr nächstes Opfer und mein erstes seit Jahren. Sie wurde Brutal ermordet und dass obwohl ich ihr den Weg frei hielt und die anderen ausbremste.

Ich wurde wieder Renoviert. Das Alte Herren haus am Raben weg hat kein Geheimnis mehr zu hüten. Ich war endlich frei von meiner lasst. Ich freue mich auf die Nächsten zweihundert Jahre. bin Gespannt wer als letzter in meinen Gemäuern den Tod findet. ich werde mich an meinem 400. Geburtstag selbst ins jenseits bringen. Das halte ich nicht noch einmal aus.

Ich hasse den Herbststurm. Er will mir doch nur beweisen, dass er der Stärkere ist, wenn er an meinen Dachziegeln zerrt und mein Gebälk verbiegt. Heute hat er es auf den Fensterladen mit dem besonders verrosteten Riegel abgesehen. Nein, den bekommst du nicht! Doch der Riegel bricht. Und der Sturm reißt den Fensterladen aus dem morschen Mauerwerk. Eine neue Wunde. Triumphierend wirbelt der Sturm das einst grüngestrichene Holz hoch in die Luft, dann lässt er den Laden krachend auf meinem gepflasterten Vorplatz zerschellen.
Wenn ich könnte, würde ich weinen.
Oh nein, hätte ich das bloß nicht gedacht. Ich glaube, der Sturm kann meine Gedanken lesen. Jetzt holt er seinen Verbündeten, den Regen, und peitscht ihn durch das kaputte Fenster, durch das einst ein dummer Junge einen Stein warf.
Der Regen tränkt die modrige Stelle auf dem Fußboden. Sie juckt und schmerzt dadurch noch stärker, ich halte das nicht mehr aus!
Da, ein Geräusch. Das ist nicht der Sturm. Das ist die Eingangstür. Ich höre Stimmen. Menschen! Nach so langer Zeit darf ich wieder Menschen in mir spüren. Sie werden mir helfen.
Sie laufen durch die Räume im Erdgeschoss. Hach, herrlich, wie das krabbelt! Wie habe ich es geliebt, wenn meine Bewohner in mir herumliefen. Am schönsten war es, wenn getanzt wurde. Das war wie eine Massage für meine Dielen.
Ach, was sehne ich mich nach diesen Zeiten! Nachdem die Tochter meines letzten Herrn auf tragische Weise ums Leben gekommen war, ging es bergab. Es wurde nicht mehr getanzt, es gab keine wärmenden Feuer mehr in meinen Kaminen. Schließlich wich das Leben aus meinem Herrn – und damit auch aus mir.
Geblieben sind mir nur Schmerzen. Zerbrochene Fenster, abgerissene Dachziegel – und am schlimmsten die Fäulnis, die an meinen Dielen nagt.
Ihr Menschen da unten, bitte kommt hinauf in den ersten Stock, hier brauche ich eure Hilfe am nötigsten!
Ich spüre Füße auf der Treppe. Die Stufen sind das nicht mehr gewöhnt. Ja, ich weiß, ihr seid morsch. Aber haltet durch! Jetzt sind die Menschen oben. Sie werden meinen Leiden Linderung bringen, mich reparieren.
Ein heftiger Schlag gegen meine Mittelmauer. Himmel, tut das weh! Noch ein Schlag. Aua, was tut ihr denn da? Ein dritter heftiger Schlag. Ich kann sie nicht halten, die Mauer zerbröselt.
„Hier ist nichts“, höre ich einen der Menschen sagen.
„Der Schatz muss hier sein. Verborgen hinter einer Mauer. Die Karte weist eindeutig auf dieses Haus. Sucht weiter!“
Was für ein Schatz? Wovon sprechen die?
Sie schlagen auf die nächste Wand ein. Sie gibt sofort nach, war schon immer mein Sensibelchen. Nein, bitte hört auf!
„Auch nichts.“
„Verflixt! Dann nehmt das ganze verdammte Haus auseinander!“
Ihr wollt mir gar nicht helfen, ihr wollt mich zerstören! Na wartet.
Dielen, biegt euch, gebt alles, es geht um unser Leben!
Einer der Menschen geht zu dem kaputten Fenster. Er stolpert über meine beweglichste Diele und schlägt hin, direkt auf die moderige Stelle. Er bricht durch das faulige Holz und kracht auf den Fußboden im Erdgeschoss.
Seine beiden Begleiter schreien und rennen zur Treppe. Stufen, jetzt dürft ihr! Sie geben nach, einer der Menschen stürzt bis hinunter in den Keller. Der andere schafft es bis zur Haustür. Er reißt sie auf und rennt über den Vorplatz, dabei sieht er sich zu mir um. Der gemauerte Brunnen stoppt ihn. Der Mensch hat so viel Schwung, dass er über den Rand kippt und in den tiefen Schacht stürzt.
Hatte ich erwähnt, dass mein Niedergang begann, als die Tochter meines Herrn in diesem Brunnen ertrank?
Brunnen, jetzt sind wir quitt!

Das Geisterhaus: Ein Bau-Zombie erzählt

Ein Unwetter bricht über das schon seit vielen Jahren verlassene Anwesen am Ende des Rabenwegs herein. Blitze durchzucken den dunklen Himmel, gefolgt von lautem Donnern. Ich habe solche Naturgewalten in meinem langen Leben schon öfters erlebt. Diesmal ist es aber unheimlicher.

Wer bin ich? - Als stilles Zeugnis zweihundert Jahre alter Architektur lastet die Vergangenheit auf meinen bröckelnden Ziegeln, morschen Dachbalken und in den wurmstichigen Dielen der vielen Räume. In denen lebt schon lange niemand mehr. Die letzten Bewohner, eine Gothic Rock Band, zog bereits vor Jahren auf dem Highway zur Hölle weiter. Seither ist es in mir erst recht ruhig geworden. Doch ich liebe die Stille und ein wohliger Schauer durchfährt mich normalerweise, wenn nächtens der Wind sanft durch die Bäume raschelt und die alten Fensterläden klappern lässt.

Aber heute ist es anders, unruhiger. Nicht nur wegen des Unwetters. Im leuchtenden Zucken der Blitze erkenne ich, wie sich eine Gruppe junger Abenteurer entschlossen dem schweren, hölzernen Portal nähert. Ihre Schritte knirschen auf dem Kiesweg Das Licht von Taschenlampen wirft gespenstische Schatten auf die Fassade. Was sie herführt? Vermutlich die alten Schauergeschichten und Gerüchte über tragische Ereignisse innerhalb dieser Mauern.

Polternd wird das Portal aufgestoßen. Sie sind drin und stören meinen Frieden. Was soll ich tun? Ihre frevelhafte Neugier mit dunklen Spielchen bestrafen. Sie in ein Labyrinth aus Illusionen verwickeln und ihre Ängste nähren? Falls nicht, werde ich mich bemühen, ihre wahren Absichten zu erkennen und ihnen die Geheimnisse enthüllen, die rastlose Geister in meinen Gemachen und Gelassen bewahren? – Eine schwere Entscheidung: Unheil oder Gnade? Verdammnis oder Hoffnung?

Während die vermeintlichen Abenteurer tiefer in meine heiligen Hallen vordringen, erspüre ich ihre Herzen, die mir ihre wahren Absichten offenbaren. Sie kommen nicht aus morbider Lust auf gruseligen Nervenkitzel oder um einen alkoholisierten Vandalismus auszuleben. Nein, vielmehr treibt sie der Wunsch an, mir zu helfen, ihre Absicht, den Verfall zu stoppen. Bei der Gruppe handelte es sich um Aktivisten. Sie haben geplant, große Transparente über meine zerstörten Balkonbrüstungen zu hängen. So wollen sie auf die Spekulationen mit Bau-Zombies, wie ich einer bin, aufmerksam machen. Sie fordern, dass man sich endlich um mich kümmert, das löchrige Dach flickt, die zerbrochenen Fensterscheiben austauscht und die geplatzten Rohre repariert, damit eines Tages neue Bewohner einziehen und frisches Leben einkehrt.

Von so viel Enthusiasmus gerührt, beschließe ich Gnade walten zu lassen. Genau in diesem Moment, beginnen meine morschen Mauern zu raunen und zu wispern. Sie geben endlich die Erinnerungen frei, die schon so lange in ihnen gefangen waren. Während die neuen Freunde ihren Plan in die Tat umsetzen, erfahren sie von Liebe und Verlust, Hoffnung und Verrat, von all den tragischen und manchmal komischen Geschichten, die sich im Verlauf der Zeit unter meinem Dach abgespielt haben. Ihre ruhelosen Geister, die mich so lange heimsuchten, treten aus dem Dunkel hervor und finden endlich Erlösung.

Die Nacht schreitet voran. Allmählich weicht die Finsternis in den Fensterhöhlen und Fluren dem Grauen des Morgens. Ich bin erleichtert bei dem Gedanken, nicht mehr alleine zu sein. Der neue Tag kündigt nach all der unheilvollen, schmerzlichen und dunklen Zeit einen Weg der Hoffnung und Versöhnung an. Als meine Freunde alles erledigt haben, packen sie ihre Ausrüstung zusammen und verabschieden sich mit einem heiteren „Tschüß, altes Haus.“

Das verlassene Haus

Die Nacht senkte sich über das verlassene Anwesen am Ende des Rabenwegs, als die Gruppe Abenteuer sich langsam näherte. Alex, Sophie, Ethan und Lena sind Lost-Place-Besucher. Der Mond hing tief am Himmel und sein bleiches Licht enthüllte die verwitterten Ziegel und die gespenstischen Silhouetten der Bäume, die den Eingang des Hauses umrahmten.

Ein eisiger Wind fuhr durch die knarrenden Äste, und das alte Gemäuer schien aufzuatmen, als es sich auf den Besuch vorbereitete. Die Fensterläden klapperten, als ob das Haus selbst sie einladen wollte, näher zu treten. Die Gruppe war gefesselt von den alten Geschichten und Gerüchten über das Anwesen, von Geistern, die in den Schatten lauerten, und von ungesühnten Tragödien, die sich vor Jahrhunderten ereignet hatten.

Als die Abenteurer die verfallene Eingangstür des Herrenhauses öffneten, durchfuhr sie eine eisige Kälte, die selbst die wärmsten Kleidungsstücke nicht zu vertreiben vermochten. Es war, als ob die Dunkelheit im Inneren des Hauses sie mit kalten, knöchernen Fingern begrüßte, die nach ihren Seelen griffen. Ein unheilvolles Ächzen durchdrang die Luft, als die Tür sich hinter ihnen schloss, und der Raum schien sich um sie herum zu verengen.

Das Knarren des alten Holzbodens unter ihren Schritten schien das Haus selbst zum Leben zu erwecken. Jeder Schritt wurde von einem Echo begleitet, das aus den Tiefen des Anwesens zu kommen schien, als ob es die alten Geheimnisse und Tragödien, die in diesen Mauern verborgen lagen, zum Leben erweckte.

Die Wände des Foyers, durch den sie gingen, schienen zu flüstern, ihre abgeblätterte Tapete erzählte Geschichten, die längst vergessen waren. Die Stimmen der Vergangenheit, gefangen zwischen den Rissen des Gemäuers, drangen in die Ohren der Abenteurer und ließen ihre Nackenhaare zu Berge stehen. Es waren leise, aber ein unheimliches Raunen, das von unvollendeten Geschäften, verlorenen Träumen und unterdrückten Schreien erzählten.

Je tiefer sie in die Finsternis des Anwesens eindrangen, desto stärker schien die Dunkelheit sie zu verschlingen. Die Taschenlampen, die sie mit sich führten, wirkten schwächer, als ob die Dunkelheit den Lichtschein erstickte und sie in ihrem Bann halten wollte. Die Abenteurer spürten, wie eine bedrückende Präsenz auf ihnen lastete, eine Präsenz, die aus einer anderen Zeit zu stammen schien und nun darauf wartete, sich zu offenbaren.

Plötzlich, aus dem Nichts, durchbrach ein leises, klagendes Schluchzen die Stille, gefolgt von einem kalten Hauch, der sich über die Nacken der Abenteurer legte. Es war ein Hauch, der wie ein eisiger Atem wirkte, der ihnen bis tief in die Knochen drang und die Härchen auf ihren Armen aufstellen ließ. Die Luft schien mit jeder Sekunde dichter und schwerer zu werden, als ob sie von ungesühntem Leid und jahrhundertealten Geheimnissen erfüllt wäre.

Sophie, die sich umwandte, spürte einen Schauer über ihren Rücken laufen. Ihr Herz schlug schneller, und ihre Augen suchten das Dunkel ab, doch es gab nichts zu sehen außer der undurchdringlichen Dunkelheit, die sie umgab. Der Lichtschein der Taschenlampe, die sie mit sich trug, warf flackernde Schatten auf die Wände, die sich zu bewegen schienen, als ob sie lebendig wären. War es die Arbeit von Geistern, die in diesen Mauern gefangen waren, oder nur ihre eigene Angst, die ihr einen Streich spielte?

Die anderen Abenteurer spürten ebenfalls die unheimliche Präsenz, die sich um sie schloss. Ihre Sinne wurden geschärft, und sie hörten leise, verzerrte Stimmen, die in der Dunkelheit flüsterten, als ob sie geheimnisvolle Botschaften übermitteln wollten. Ein Schatten bewegte sich in einer Ecke des Raumes, nur um im nächsten Augenblick wieder zu verschwinden.

Lena, die mutigste der Abenteurer, wagte einen vorsichtigen Schritt vorwärts, doch ihr Fuß trat auf etwas Kühles und Feuchtes. Sie blickte hinunter und sah, dass es ein altes Ölbild war, halb unter Staub und Spinnweben begraben. Auf dem verblassten Bild war ein junges Paar zu sehen, das glücklich in den Armen des anderen lag. Ihre Gesichter waren vor langer Zeit verblasst, aber die Liebe und das Glück, die sie ausstrahlten, schienen durch die Zeit hindurchzustrahlen.

Lena hob das Bild auf und spürte, wie ein Schauer sie durchfuhr. Es war, als ob die Geister der Vergangenheit versuchten, ihnen eine Botschaft zu übermitteln, eine Botschaft von Liebe und Verlust. War dies das Drama, das die Dunkelheit in diesen Mauern gefangen hielt? War es möglich, dass die Geister nach Erlösung suchten?

Die Nacht trug die Entscheidungen des Hauses weiter, und die Abenteurer fühlten sich hin- und hergerissen zwischen der Furcht vor dem Unbekannten und der Neugierde, die sie dazu trieb, weiter in die Tiefen des Anwesens vorzudringen. Die Geschichte dieses verlassenen Ortes hatte gerade erst begonnen, und die düsteren Geheimnisse schienen sich mit jeder Sekunde zu verdichten.

Die Atmosphäre im Haus wurde immer erdrückender, und die Abenteurer wussten, dass sie nicht allein waren. Irgendetwas verfolgte sie, lauerte in den Schatten und beobachtete jeden ihrer Schritte. Die Finsternis selbst schien ein Eigenleben zu führen, und das Haus offenbarte nach und nach seine düsteren Geheimnisse. Plötzlich, aus dem Nichts, durchbrach ein leises, klägliches Schluchzen die Stille. Es war ein Klang, der von Trauer und Verzweiflung durchtränkt war und durch die hallenden Flure des Hauses hallte. Der Ton war so unheimlich, dass er den Abenteurern das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie erstarrten in ihren Schritten, während das Schluchzen sich in der Dunkelheit verlor.

Dann kam der kalte Hauch. Er fühlte sich an, als ob jemand ihnen über den Nacken strich, seine eisigen Finger auf ihrer Haut hinterließ. Sophie, die sich umwandte, zuckte zusammen und presste eine Hand an ihre Kehle, um den Schrei zu unterdrücken, der ihr auf den Lippen lag. Ihr Herz schien in ihrer Brust zu rasen, als sie die Dunkelheit fixierte.

Doch als sie in die Finsternis starrte, war da nichts zu sehen, nur die undurchdringliche Schwärze des Anwesens, die sie umgab. Die Lampen, die sie mit sich führten, flackerten und kämpften gegen die Dunkelheit an, als ob sie von unsichtbaren Händen erstickt würden. Ein eisiger Windhauch strich durch den Raum und brachte einen muffigen, vermoderten Geruch mit sich, der ihnen die Sinne vernebelte.

Lena schluckte schwer und wandte sich an Alex und Ethan. „Habt ihr das gehört?“, flüsterte sie, doch ihre Stimme zitterte vor Angst. Die anderen blickten einander verunsichert an, und ein unheimlicher Schauer durchfuhr die Gruppe.

War es die Arbeit von Geistern, die in diesen Mauern gefangen waren, oder nur ihre eigenen Ängste, die ihnen einen Streich spielten? Das war die Frage, die in ihren Köpfen spukte, während sie sich weiter in die Dunkelheit des Anwesens wagten.

Die Gruppe schlich in ein verstaubtes Zimmer, das von einem schwachen Taschenlampenschein erhellt wurde. In einem zerfallenen Schrank fanden sie ein in Wachstuch gewickeltes Tagebuch, dessen vergilbte Seiten voller Geheimnisse und Rätsel waren. Sie begannen, die Einträge zu studieren.

Alex, ein erfahrener Forscher, nahm das Tagebuch in die Hand und begann zu lesen. „Die ersten Einträge datieren von vor über hundert Jahren. Es handelt sich um eine verbotene Liebe zwischen zwei Menschen, die durch die Gesellschaft getrennt wurden.“

Sophie, die kluge Historikerin der Gruppe, fügte hinzu: „Ja, die Zeit passt zu diesem Haus und den Möbeln.“

Während sie die Einträge studierten, hörten sie erneut das leise Schluchzen und den kalten Hauch, der die Luft erfüllte. Der Raum wurde mit einer mysteriösen Energie erfüllt, und die Schatten der Geister schienen lebendig zu werden.

Ethan, der spirituellste der Gruppe, bemerkte: „Die Geister scheinen uns etwas mitteilen zu wollen. Wir müssen ihre Geschichten verstehen, um ihnen zu helfen.“

Plötzlich manifestierte sich eine schattenhafte Figur in der Ecke des Raumes. Es war das Geistermädchen, das auf dem Ölbild zu sehen ist. Ihre Augen leuchteten traurig, als sie zu sprechen begann. „Unsere Liebe wurde hier geboren und hier begraben. Jahre der Qual und des Verlangens haben uns gefangen gehalten. Ihr habt unser Schicksal in euren Händen, Reisende. Nur ihr könnt uns erlösen.“

Die Gruppe tauschte besorgte Blicke aus, aber sie wussten, dass sie keine andere Wahl hatten, als der Bitte des Geistes nachzukommen.

Lena, die mutigste der Abenteurer, sagte entschlossen: „Wir müssen die Geheimnisse dieser verbotenen Liebe entschlüsseln, um ihre Seelen zu erlösen. Lasst uns tiefer in die Geschichte eintauchen und herausfinden, was passiert ist.“

„Gehe zu den letzten Einträgen, vielleicht wissen wir dann, was passiert ist“, erwähnte Sophie.

Alex blättere im Tagebuch zum letzten Eintrag: „Christine schrieb zuletzt“, begann er. „Wolfgang war nicht in der Heimstatt, als ich kehrte heim. Mein Herz vermag zu erahnen, dass er hier weilt, doch die Lebenskraft verspüre ich nicht mehr. Er ist ins Jenseits hinübergegangen, dem Tod ergeben. Und Wilhelm, mein Bruder, hegt finstere Absichten, um dieses Anwesen zu ererben. Mein Herz ist von Angst erfüllt.“

„Ja, das hört sich schräg an, aber so sprach man in gehobenen Kreisen von etlichen Jahren“, bemerkte Sophie.

Christine, die Geisterfrau, schwebte sanft näher zu den Abenteurern und flüsterte mit ihrer durchdringenden Stimme: „Ich muss euch etwas Wichtiges mitteilen. Wolfgang, mein Geliebter, wurde einst im Keller eingesperrt. Er ist nicht frei, selbst im Tod nicht.“

Die Abenteurer blickten sich erstaunt an, und Alex fragte besorgt: „Könnt Ihr uns sagen, wie wir zu ihm gelangen können? Wir werden alles, was in unserer Macht steht tun, um ihm zu helfen.“

Christine nickte dankbar und antwortete: „Folgt mir, ich werde euch den Weg zeigen.“ Gemeinsam begaben sie sich auf den Weg in den düsteren Keller des Anwesens. „Hier muss es sein!“, hauchte sie.

Alex leuchtete den Raum mit seiner Taschenlampe aus und schaute sich um, es war auf den ersten Blick nichts zu erkennen. Die Gruppe war ratlos und guckten sich enttäuscht an.

„Da, da!“, rief plötzlich Sophie. „Die Mauer sieht anders aus, sie ist nachträglich entstanden.“

„Dann schauen wir mal“, sagte Ethan und warf sich mit voller Kraft gegen die Mauer, die sogleich nachgab. Als Alex dann mit dem Fuß nachtrat, entstand ein Loch in der Mauer, und Sophie leuchtete mit ihrer Taschenlampe hinein. Dort lag ein Skelett in einer dunklen Ecke, und ein verrostetes Messer steckte in seiner Brust.

In diesem Moment kam aus dem Hohlraum ein Zischen, und ein Luftzug, der mit Staub angereichert war, bahnte sich den Weg die Treppe aus dem Keller hinauf. „Hinterher!“, befahl Ethan. „Das will ich sehen!“

Im Foyer des Herrenhauses fanden sie das Geistermädchen, das einen jungen Geist umarmte. Die Gestalten leuchteten durchschimmernd auf und verschmolzen miteinander. Langsam wurde dieses Etwas kleiner und zerfiel schließlich zu einem weißen Staubhaufen.

Die Haustür wurde vom Sturm aufgedrückt, eine Windböe durchströmte das Haus. Der Staubhaufen wirbelte auf und verteilte sich in allen Richtungen.

In dem Moment knarrten die Treppe und die Bodendielen und die Fenster begannen zu splittern. „Raus hier!“, schrie Alex über das ohrenbetäubende Krachen hinweg. „Hier fällt gleich alles zusammen.“

Die Abenteurer rannten aus dem Haus, das hintern ihnen zusammenstürzte. Sie verließen das Anwesen mit einem Gefühl der Erfüllung.
Sophie lächelte und fügte hinzu: „Es ist schön, zu wissen, dass wir dazu beitragen konnten, diese Seelen zu erlösen und das Anwesen von seinem düsteren Erbe zu befreien.“

Doch die Geschichten, die diese Nacht erzählte, würden noch lange in den Köpfen der fünf Abenteurer nachhallen und sie daran erinnern, dass manchmal sogar die gruseligsten Orte ungeahnte Geheimnisse der Hoffnung bergen können.

Wie jeden Abend versuche ich zu ergründen, warum ich anders bin? Warum denke ich? Warum spüre ich? Die anderen Häuser die Straße runter nehme ich nicht wahr. Oder sind Sie nicht da so, wie ich es bin?
Ich erinnere mich an meinen Bau, wie Brett um Brett, Balken um Balken, Ziegel um Ziegel auf mich mit schmerzenden Nageln und Schrauben montiert wurden. Ich war da, vom ersten Stein an. Ich erinnere mich an dieses konstante Brennen auf meinem Boden, genau dort wo dieser Kreis mit dem fünfeckigen Stern war. Dort tut es besonders weh, eigentlich jeden Tag von damals bis heute.

Ich war ein Ort für dunkle Machenschaften, in meinem Keller trafen sich die Männer mit den Kutten und taten unaussprechliche Gräueltaten anderen Menschen an. Die Schreie ihrer Opfer werde ich nie vergessen, keinen einzelnen. Und ich fühle die ruhelosen Seelen in meinen Wänden und unter meinem Dach, jede einzelne an jedem Tag seit ihrem grausigen Tod.

Heute ist es wieder so weit, die Männer in den Kutten sind da und die anderen sind auf dem Weg. Angelockt durch die Aussicht auf eine Party was auch immer das sein mag. Und ich höre und fühle die Männer lachen, dort in meinem Keller, meinem Bauch. Dem Ort, an dem der Sternkreis mir ständig Schmerz bereitet.
Wenn die Männer fertig sind und die anderen meinen Bauch mit ihrer roten Farbe überschwemmt haben, werden neue Seelen in meinen Leib wohnen, deren Qualen ich fühle. Aber ich kann das nicht mehr, ich will das nicht mehr. Ich will so nicht mehr sein. Aber meiner Existenz ein Ende setzen, das kann ich nicht.
Da, ich höre sie: junge Menschen mit Musik und Spaß und Freude am Leben ohne einen Schimmer, was sie hier erwartet. Bald stehen sie vor mir und überlegen, warum gerade hier so viel Party sein soll.
Bitte geht, denke ich. Doch mein Wunsch wird nicht erfüllt als sie sich zum Rhythmus einer kleinen Schachtel auf meine Tür zubewegen.
Ich nehme alle Kraft zusammen, die ich in mir finden kann und brülle „GEHT WEG!“ So jedenfalls höre ich es, für die Menschen ist es nur ein Knarzen der Tür, ein Quietschen des Fensterladens.
Doch etwas muss bei Ihnen angekommen sein, denn sie bleiben stehen, kurz vor der Tür hinter der Sie mich gehört haben müssen. Ich schreie erneut „HAUT AB WENN IHR NICHT STERBEN WOLLT“ und dieses Mal geht ein Ruck durch mich, die Tür fliegt auf und die Fenster zerspringen und das wichtigste: die jungen Leute sind verunsichert, sie kommen nicht mehr näher.
Und dann bemerke ich die Wärme in meinem Bauch, nicht so unangenehm wie der Sternkreis eher etwas beruhigender denn durch meinen Schrei fiel eine Kerze um und steckte ein Stück Stoff in Brand, dies wiederum meine Kellertreppe. Die Männer in meinem Keller starben, doch ihr Tod stellte keine Qual für mich mehr dar.
Die Schreie aus meinem Keller, das golden schimmernde Licht der Flammen und der Rauch sorgte dafür, dass die jungen Menschen panikartig das Weite suchten, bis ich sie nicht mehr sah.
Endlich konnte ich etwas Ruhe finden, während der Lärm in mir erstarb und zudem mir war wohlig warm.
Ich brannte und das Gefühl war fantastisch, denn das immer weiter ausbreitende Feuer war unaufhaltsam und ich fühlte, dass ich starb. Endlich.

Das 9. Gebot

Die Raben hörten sie kommen. Das Flüstern, das Aneinanderkicken von Bierflaschen, jemand hustete.

Das eiserne Gartentor wehrte sich quietschend. „Pssst!“

Eine Hand legte sich auf meine Klinke. Sie fühlte sich warm und verschwitzt an. Erst vorsichtig, dann immer brutaler drängten sie gegen meine Tür. Aber das Holz, vom vielen Leben feucht und rissig geworden, hatte sich ausgedehnt und gab keinen Zentimeter nach.

Es waren drei. Sie schlichen um mich herum, in der Hoffnung, in mich eindringen zu können. Sie überprüften mein linkes Fenster … so morsch, so verwittert. Ein kurzer Ruck und dann zwängten sie sich in mich hinein.

Flüsternd stapften sie neugierig im mir herum. Meine Dielen schmerzten bei jedem Schritt und ich knarzte laut und deutlich, in der Hoffnung, sie wieder loszuwerden. Aber das schienen sie gar nicht zu bemerken.

Beim Versuch, die Küche zu erobern, knallte ich dem ersten die lose Diele ins Gesicht. Ein schriller Aufschrei und ich fühlte das warme Blut auf meinen Fußboden klatschen. Hektisches Suchen nach Verbandzeug, doch die alten verschmutzen Tücher halfen nicht weiter.

Sie hakten den Verletzten unter und schleiften ihn nach draußen. Durch zusammengepresste Zähne zischte einer: „Wir sind noch nicht fertig mit dir, wir kommen wieder!“

Nur zu, diesmal werde ich vorbereitet sein!

Lang ist`s her.

Mitten im Wald, auf einer Lichtung, steht ein altes Haus.
Es war einmal ein Herrenhaus mit hohen Räumen. Nun ist es halb verfallen.
Dennoch strahlt es Würde aus. Zeugt vom verblassten Glanz früherer Epochen. Die Eleganz einer bedeutenden Vergangenheit ist noch spürbar.
Ein Baum reckt sich aus der Mitte empor durch das geborstene Dach. Seine ausladende Krone überragt das Haus wie eine Aussichtsplattform.

Das Haus kichert.
Die Äste und Zweige des Baumbewohners bewegen sich wie harzige Schlangen.

„Lass das, Baum! Das kitzelt! Meine Haut schuppt! Halt still!“
„Entschuldige Haus. Ich muss mich etwas recken und strecken. Meine Knochen sind steif. Ich spüre das Alter.“
„Du meinst Äste.“
„Ja, ja! Sei nicht immer so, so… Du sagst auch Haut zu deinen Mauern.“
„Psst… ich glaube… ich höre etwas…“
„Das wird der Wind sein.“
„Nein! Anders! - Wie früher!“
„Ich höre nichts!“
„Weil du mit deinen Blättern raschelst! Schau lieber! Mit deinem Rundumblick! Was siehst du?“
„Nichts. Alles wie immer.“

Haus und Baum seufzen tief. Schweigen.

„Weißt du noch Baum, alter Freund – damals – als die jungen Leute kamen, mit ihren Gitarren und Trommeln? Sie sangen diese wunderschönen Lieder - mehrstimmig – und wir sangen mit!“
„Mmhh, lang ist`s her.“
„Ich pfiff durch meine Ritzen, Kamine, Türen- und Fensterlücken – du rauschtest im Rhythmus mit deinen Blättern!“
„Der Wind half uns, dieser begnadete Dirigent, unser Maestro…“
„Was waren das für Konzerte!“
„Und wir ein ganzes Orchester!“
Wieder seufzen Haus und Baum. Versunken in Gedanken. Bis das Haus leise lacht.
„Und manchmal schlug ich den Takt mit meinen Fensterläden und Türen.“
„Und brachtest alle durcheinander mit deinen ständigen Taktwechseln!“
„Um es interessanter klingen zu lassen. Ihr habt es nur nicht verstanden!“
„Ich schon! Die netten jungen Musikanten nicht! Sie bekamen Angst. Glaubten, es würde spuken. Liefen davon und kamen nie wieder!“
„Das war traurig.“
„Ja, das war es.“

Wieder versinken beide in trübe Gedanken.

„Ohne die Menschen machte das Singen und Klingen weniger Spaß.“
„Gar keinen Spaß.“

„Und dann…“

Dicke Tropfen fielen tränengleich von den Blättern des Baumes.
Aus einer Ritze der Hauswand bahnte sich ein Rinnsal den Weg und hinterließ eine Spur wie Tränen auf einem Gesicht.

„Dann brach das Unglück herein.“ Sagte der Baum.
„Und dann kamen die Soldaten.“ Sagte das Haus.
„Und dann kam niemand mehr.“ Flüsterten beide gepresst.

Minutenlang herrschte völlige Stille.

Bis sich das Haus aufrichtete. Es zitterte.
„Baum, hörst du es nicht?- Musik! – Woher kommt sie?“
Der Baum reckte die Äste seiner Krone. Wie Fernrohre richtete er sie in die Weite.
„Haus!“ Jubelte er. „Endlich! Besuch naht! Eine Gruppe junger Mädchen und Burschen, mit Trommeln und kleinen Gitarren. Sie lachen, singen und spielen. Sie kommen zu uns!“
„Welch große Freude! Lass sie uns begrüßen. Willkommen heißen mit unseren Klängen! Schnell ! Rufen wir den Wind! Er soll uns helfen!“
Haus und Baum pfiffen, brausten, klapperten, wie nie zuvor in ihrem 150 Jahre alten Leben. Der Nordwind eilte herbei. Er brachte seinen großen Bruder Sturm mit.
Die Mauern bebten, die Äste ächzten, Blätter rauschten, Zweige rissen, Ziegeln krachten zu Boden, Fensterscheiben klirrten, Türen schlugen auf und zu.
Voller Enthusiasmus entlockten Haus und Baum ihren Körpern neuartige Geräusche und Klänge, kräftig unterstützt vom Singen, Pfeifen und Brüllen des Sturms.

Die tanzenden Mädchen und Jungen mit ihren Instrumenten erstarrten. Der Anführer pfiff gellend in seine Trillerpfeife. Schrie: „Rückzug!“
„Schnell – bringt euch in Sicherheit!“

Haus und Baum hielten bebend inne. „Was ist los?“ „Bleibt hier!“
„Habt keine Angst! Bitte lauft nicht weg!“

Aber die jungen Menschen hörten nicht. Sie rafften alle Instrumente zusammen, rannten durcheinander und stürzten in Panik davon. Nur eine kleine Ukulele blieb liegen. Sie hatte sich den Hals gebrochen.

Mit einem hundertfachen Seufzer fielen Haus und Baum in sich zusammen.
Enttäuscht und bekümmert trafen sie sich am Boden in einer Umarmung.
Der Sturm verwandelte sich in ein leises Lüftchen.
Mit letzten Zuckungen legten sich die Reste der Mauern und die Splitter des Baumstammes übereinander.

Der Schlussakkord. Endgültig.

Schicksalshaus

Ihr kennt sie alle: diese Begegnungen, die einen im Nachhinein sagen lassen, „das muss Schicksal gewesen sein“.

Im Laufe der Jahre habe ich immer wieder Namen von den Menschen erhalten. Das verlassene, das Grusel- oder aber auch Gespenster-Haus. Eine Sache haben sie aber alleine gemeinsam, sie könnten nicht ferner von der Realität entfernt sein, als sie es sind. Bisher konnte keiner hinter meine Fassade blicken, denn noch keiner war genau dazu bestimmt. Es war eben nicht ihr Schicksal. Dabei ist auch völlig egal, ob man an sowas wie Schicksal glaubt oder nicht, denn es ist da und es verlangt danach erfüllt zu werden. Es hatten bisher viele Leute versucht mir mein Geheimnis zu entlocken, doch die Menschen sind ziemlich ängstliche Wesen. Ein Wunder, dass sie es überhaupt bis hierher geschafft hatten und dabei stellte ich mir immer wieder dieselbe Frage: wieso etwas tun, wovor man sich fürchtet? Ich kann es nach wie vor nicht verstehen. Ich streckte gerade meine alten Glieder, ja, auch Häuser besitzen sowas und sogleich wackelten die Dachziegel fröhlich vor sich hin als ich Finger an der Haustür spüre. Sie sind jung und zärtlich, es ist fast als wäre es ein Streicheln. Eine freundliche Geste. Neugierig von dieser ganz neuen Empfindung öffne ich der Person die Tür. Doch sie ist nicht alleine. Sie hat drei weitere Gefährten mitgebracht. Einer anders als der Andere. In ihn spürte ich die widersprüchlichsten Gefühle: Neugierde, Angst, Vorfreude. Sie schienen alle so unterschiedlich zu sein und doch standen sie eng beieinander, bereit, sich gegenseitig zu stützen. Allein diese Tatsache ließ mich kurz ruhen. Wenn ich etwas mit der Zeit gelernt hatte, dann, dass die Menschen fast jede Möglichkeit nutzen, um sich gegenseitig in den Rücken zu fallen. Echten Zusammenhalt habe ich schon so lange nicht mehr gesehen. Es gab mir einen Funken Hoffnung. Meine Aufmerksamkeit glitt zurück zu der Person, der ich die Tür geöffnet hatte. Ein Lächeln lag auf Ihren Lippen, „er ist hier“, flüsterte sie in die staubige Luft hinein. „Du brauchst von nun an nicht mehr alleine zu sein“. Wie zur Bestätigung ihrer Worte berührte sie das alte Bild von mir im Hausflur. Es zeigte mich vor den vielen Jahren der Einsamkeit, als hier noch Leben herrschte und ich über die Familie, die hier wohnte, wachte. Konnte es sein, hatte sie mich gefunden? Seit Jahren wies ich den Menschen ihr Schicksal, wenn sie meine drei Prüfungen bestanden hatten. Kam nun endlich der Moment, hatte mich der einzige Mensch gefunden, der mir mein Schicksal weisen würde? Konnte sie meine Seele nach all den Jahren befreien?

Meine Gäste

Mein Name ist Rüdiger und ich bin sehr bekannt für tragische Geschichten innerhalb meiner alten, steinigen Mauern. Seit mehreren Jahrhunderten treibe ich schon mein Unwesen am Ende des Rabenswegs.

Ich bin das verwahrloste verlassene Geisterhaus, wovor sich alle fürchten. Ich liebe es mit meinen Opfern - Pardon - mit meinen Gästen ein unheimliches Spielchen zu spielen. Nur die Mutigsten treten bei Nacht durch meine verschlossenen Türen und trauen sich mein grausames Spiel zu spielen.

Noch haben meine neuen Besucher gut Lachen, aber das wird sich demnächst ändern. Ihre Freude wird sich schon bald in blanke Angst verwandeln. Zur Zeit sind sie fröhlich und Lachen… Wer zur Letzt lacht, lacht bekanntlich am Besten. Und das werde ich sein!

Har har har

Schon von weiten kann ich die Furcht der Menschen spüren, die gerade ihren Weg zu mir finden. Noch bevor sie durch die Eisentüren am Gartenzaun kommen, kann ich ihre Angst riechen. Für mich gibt es keinen besseren Duft, als der, der Angst. Ich lebe von ihr.

Der Wind heult verheißungsvoll durch meine alten Gemäuern und Dachbalken. Die Blätter auf den umliegenden Bäumen rascheln so schön geheimnisvoll.
Überall knackt und knarzt es in mir. Vor Aufregung klappere ich mit meinen kaputten Fensterläden. Alles ächzt und stöhnt.
Ein wohliger Schauer überkommt mich, wenn ich meine nächsten Gäste begrüßen darf….
Bereitwillig öffne ich meine Pforten und freue mich auf das Geschrei der Menschen.

Lasset die Spiele beginnen.

Har har har

Damenbesuch

„… vielleicht auch nicht, wer weiß! Autsch, passt auf, hier sind Dornen auf dem Weg!“

Was war das? War da jemand? Mensch, hat mich das plötzlich aufgeschreckt! Jetzt bin ich ganz angespannt. Dann lausche ich mal: höre den leise rauschenden Wald. Immer dunkler wird er gerade. Ah, ja! Jetzt sehe ich etwas. Da, hinter den dicken Eichen, aus dem Dickicht kommen drei Gestalten auf mich zu. Es sind Frauen! Das ist ja mal eine Überraschung! Das letzte Mal, als eine Frau meine Dielen betreten hat, ist sicherlich bereits drei Jahrzehnte her und die letzte ist zusammen mit einer Männergruppe gekommen. Normalerweise sind es ja immer Männer, die aufgrund der uralten Gruselgeschichten über mich, dem „Ostheimer-Haus“ oder, wie man heute sagt, dem „lost place“, meine Wenigkeit hin und wieder besuchen und durch meine heruntergekommenen Zimmer schleichen, um sich alles genau anzusehen. Manchmal hört man „Hier hat wahrscheinlich das Gemetzel stattgefunden“ oder sie sagen „Hier müssen schon echte Monster am Werk gewesen zu sein, um so was Brutales durchzuziehen!“ Aber Frauen! Und gleich eine ganze Gruppe! Das ist neu und aufregend! Sie sehen so zerbrechlich aus. Und ihre langen Haare, die im Wind flattern, verzücken mein altes Gemäuer. Irgendwie fühle ich mich ganz verändert! Erfrischt! Nein, erregt!
„Seid vorsichtig! Da oben, die alten Fensterläden klappern ganz schön stark auf einmal. Nicht, dass sie uns noch auf die Köpfe fallen! Da zieht wohl ein Gewitter auf. Naja, passt ja irgendwie“, die blonde Frau lacht, „wie in einem Film: drei Hexen in einem alten verwunschenen Geisterhaus.“
Kommt herein, Ihr süßen Hexen! Schon lange ist es her und jetzt gleich drei von Euch! Ganz alleine, endlich ohne Männer!
„Was ist mit Dir, Marie? Was ist los? Geht es Dir gut? Warum guckst Du so? Franzi, was ist plötzlich mit Marie los?“
Kannst Du Dich nicht beherrschen, altes Haus? Willst Du wieder mal einer Frau das Leben nehmen? So lange konnte ich ruhig bleiben. Aber gleich drei! Da kann ich mich mehr beherrschen. Zu verlockend, die Weibsbilder! Hier regieren meine Zauberkünste. Meine Befehle! Ja, Marie, beginne jetzt mit dem blutigen Theaterstück für mich und am Ende bist Du das Finale! Es müssen fast zweihundert Jahre sein! Geschichten muss man auch wieder neu beleben!

Alte Liebe

Als würde sich meine Kehle zusammenschnüren, so fühlte ich es in allen Wänden. " Sie kommen näher…" flüsterte der Herbstwind es mir zu und ließ das mit dem Mauerwerk verwurzelte Weingeäst an meine staubig trüben Fensterscheiben klopfen, um mich zu wecken. Als würde ich schlafen! Ich schlafe nie! Ich hatte die Eindringlinge schon längst wahrgenommen, die auf dem Rabenweg in meine
Richtung liefen und zerstörerisch alle Pflanzen die den Weg zu mir versperrten niederrissen und mit ihren schweren Stiefeln bei jeden Schritt in den feuchten Boden stampften.
" GEHT!" Schrie es aus meiner sonst stillen Seele und eine Druckwelle verschloss daraufhin sofort das Haus. Der rostige Schlüssel drehte sich bis zum Anschlag und der hölzerne Riegel sicherte den Eingang zusätzlich. Sämtliche Fensterläden, auch die, die nur noch an einem Gelenk hingen, klappten mit Wucht zu, das dass Mondlicht nur noch vereinzelnd durch das teilweise verrottete und gebrochene Holz viel. Ich war verwundert, dass nach all den Jahren noch immer eine gewaltige Kraft in mir lag. Und wusste somit auch, das ich hier in diesen Haus noch immer nicht weniger war. Ich war noch nicht einmal verblasst. Nur eingestaubt. Traurigkeit ließ die Balken knarren und entzündete die Kerzen auf dem damals reich gedeckten Tisch. Erinnerungen waren wieder da…Er kam nicht zurück…Er sagte das er mich liebt und mich befreit aus diesen Haus und von diesem Mann…Aber er kam nicht…Nie wieder sah ich ihn,er hatte mich nicht gerettet… er hatte mich nicht geliebt…er wollte mir eine weiße Rose bringen aus dem königlichen Garten um mir zu zeigen, das alles möglich ist und mich dann mitnehmen wie die Rose…doch er kam nicht…er liebte mich nicht und hatte mich und alles vergessen. Ich ließ unendlich viele Tränen von den Wänden fließen. In meiner Traurigkeit bemerkte ich erst jetzt, das ich nicht mehr alleine war. Die Eindringlinge standen mitten im Raum. Fünf an der Zahl mit Axt und Brecheisen. Sie starrten verwundert auf die nassen Wände und die brennenden Kerzen.
Ich war wütend. Wie konnten sie es wagen hier zu sein…ich lies einen Stuhl durch die Luft wirbeln und auf sie herab fallen um sie zu verjagen. Sie sprangen zur Seite und schrien auf. Ich genoss deren Angst die ich spüren konnte. Halt…Ich bemerkte das einer von denen keine Angst hatte und lies wütend alle Möbelstücke in die Richtung von der Gruppe rücken. " Das ist jetzt dein Ding! Wir hauen ab! Du bist ja verrückt!" Die Männer flüchteten aus dem Haus…aus mir…
Einer blieb. Meine Wut wuchs ins unermessliche, das ich mich nicht konzentrieren konnte, wie ich ihn vernichten möchte. Vielleicht die Decke einstürzen lassen…Vielleicht…Doch dann bemerkte ich ein Gefühl bei diesen Mann… ein ernstgemeintes… Ich konnte seine Geschichte in seinen Gedanken lesen. Eine sehr alte Geschichte. Mir wurde warm…Ich erkannte ihn. Mein Herz schlug wild, das dass ganze Haus hell erleuchtet war. Er öffnete seine Jacke und eine weiße Rose kam zum Vorschein.

DAS DUNKLE HAUS

Hier stehe ich, am Ufer eines Sees, von den Wipfeln der Bäume beschattet. Hier endet der Rabenweg und hier beginnt ,meine Geschichte.

Ich bin alt, seit 200 Jahre stehe ich hier und beobachte mit seltsamen Sinnen alles was mich umgibt. Ich bin relativ klein, habe nur einen Keller und sechs Räume. Alles nur im Erdgeschoss.

Ich weiß nicht, was ich mir bewusst wurde, wann mein Bewußtsein erwachte, warum und wieso? War es ein Geschenk, aber von wem und warum? Aber ich bin dieses schöne Haus, momentan nur bewohnt nur von Insekten, Spinnen, Mäuse und Ratten. Sie leben in mir.

Wieso wohnt hier niemand sonst, möchten Sie wissen, ich erzähle es Ihnen, wenn sie es wollen?

Ich erinnere mich, als ich erbaut worden war, ichcstand da, tief verankert im Boden, neben dem See und wartete.

Irgendwann kam eine edle Dame und ihr Gemahl mit ihren zwei Kindern. Sie fuhren in einer schönen prachtvollen Kursche, von schwarzen Tieren gezogen. Ich betrachtete sie aus dem Fenster und wartete ab.

Sie traten ein, gingen durch mich, sahen mich an und ich freute mich, ihre Stimmen zu hören, obgleich ich sie nicht verstand.

Stille Freude erfüllte mich, denn sie zogen ein und lebten in mir. sie waren glücklich und zufrieden. Ihr fröhliches Lachen erfüllte das Haus und ich tanzte in den Schwingungen ihres Lachens.

Sie kümmerten sich um mich, verbesserten mein Aussehen und ich fühlte ihren Frohsinn, ihr Glück und teilte es mit ihnen. Wie gerne würde ich mit ihnen sprechen, mich mit ihnen unterhalten. Ob sie mich mögen würden, wenn sie es wüßten?

Wie würden sie auf mich reagiere, mit Abneigung, Angst oder Überraschung, Begeisterung?

Trotzdem hoffte ich, sie bleiben auf ewig hier in mir.

Aber ich weiß nicht, warum und was geschah, es war am Abend eines trüben kalten Tages, sie fuhren weg und kamen nie mehr zurück.

Ich trauerte, aber dann kamen andere. Freute mich auf sie, aber ihre Ausstrahlung war gewalttätig und grausam und ich erschrak und versteckte mich…

Wer waren sie, warum waren sie so? i

Ich weiß es nicht, wollte es gar nicht erfahren, denn tief in mir fror ich.

Schnell zogen sie wieder aus, ich war erleichtert.

Im Laufe der Zeit; lebten viele zweibeinige Wesen in mir, mit mir. Sie liebten, sie stritten, nahmen Rücksicht auf mich, beschädigten mich nicht!

Dann kamen andere und eines Nachts geschah etwas. Rote Flüssigkeit lag auf dem Boden, drang in mich ein und trocknete.

Ich will nicht mehr erzählen, es war unschön. Aber warum gingen einige mit seltsamen Ruten in ihrer Hand durch mich. in den Keller, in den Zimmern umher? Warum kam der schwarzgekeidete Mnn und faltete in jedem meiner Zimmer seine Hände und spritzte mit Wasser rum?

Irgendwann schüttelte er sein greises Haupt und verschwand wieder. Dann kam niemand mehr.

Viele Winter und Sommer vergingen, bis sie kamen, es waren sechs, zwei große und vier kleinere. Ich freute mich, denn ich konnte mich an die erinnern, die damals glücklich in mir wohnten und dann für immer verschwanden.

Sollte diese schöne Zeit wieder kommen, freute mich so sehr!

Aber was machten sie, sie trieben es arg, bohrten Löcher in mir, hatten die Unverschämtheit Teile von mir wegzuschneiden. Neue Öffnungen wurden in mir geschlagen, wo sie niemals hätten sein sollten. Sie taten mir weh, immer wieder, immer öfters und sie lachten dabei.

Geduldig hielt ich diese Schmerzen aus, musste hören wie sie lachten aber ich weinte still vor mich hin.

Die, die mich quälten, fuhren irgendwann weg, aber ich wusste, ich ahnte, sie kommen wieder, mich zu knechten, zu quälen und meine Ruhe zu stören. Es war still, ich war still, genoß die Stille in mir. Aber dann dachte ich, ich brauche Hilfe, wenn sie wieder kommen. Ich halte es nicht mehr aus.

Ich flehte um Hilfe und irgendwann, nach langer Zeit, vernahm ich eine Stimme draußen vor mir.

„Ich helfe Dir, lass mich nur rein, zu dir.“

Wer ist das, dessen Stimme ich vernahm?

Die Balken in mir ächzten, knochige Steine knirschten, Fenster klirrten und ich fragte:“ Wer ist dort, wer will zu mir rein?“

„Jemand, der dir helfen will, jetzt und immerdar. Ich verlange nichts, nur einen Platz zum Wohnen.“

Ich ließ dieses Fremde herein und erschrak – aber es zu spät. Er war hier in mir, veränderte mich, lehrte mich zu hassen, führte mich in den Gefilden des Zorns und in dem Rausch dunkler Vergnügen, andere zu quälen, ein.

Er lehrte mich die Geräusche aus der Dimension der schwarzen Macht, die Laute des Bösen und den Ton des Todes zu hören und anzuwenden.

Er nahm eine kleine Essenz von mir mit sich mit und zeigte mir den Horror, aus dem er kam und vordem lebte, bis er mich hörte, wie ich um Hilfe bat. Dort in den Gefilden des Grauens, weit von hier und doch so nah, so unmittelbar neben der Welt, nur mit einem dünnen Schleier getrennt, hausen und warten sie.

Aber ich konnte üben, mein neues Wissen probieren. An den Geschöpfen in den Gängen und Zimmern meiner selbst probierte ich mein neues Können. Sie waren unschuldig, taten mir nie etwas, aber ich musste üben.

Lautlos und leise erwachte das Grauen im Hause. Diese Geschöpfe starben, aber immer wieder kamen neue, durch geheimnisvolle Löcher, kamen sie zu mir herein.

Wollten sie gequält werden, wollten sie sterben? Oder lagen andere Gründe vor. Ich weiß es nicht.

Aber es ist, wie es sein sollte.

Sie, die mich quälten kamen zurück und betraten mich.

Sie lachten und lärmten.

Ich wartete ab, lauerte auf meine Rache, war nicht mehr allein.

Niemals mehr würden sie mich verletzen.

Aber trotz meines Abscheus ihnen gegenüber, tief in mir wollte sie warnen. Ich ahnte, sie würden diese Zeichen der Warnung nicht verstehen.

Als die erste Nacht ihrer Wiederkehr anbrach, begann es, fing an mich zu bewegen.

Das Knistern in den Wänden, das Jaulen in den Mauern, das Wimmern im Keller, das Klirren der Scheiben, das Rumpeln im Boden trieb sie aus dem Schlaf. Sie liefen erregt hin und her, schrien sich gegenseitig an, ahnten nicht, was ihnen bevorstand, was sie bald sehen sollten.

Ich erinnerte mich, zeigte es ihnen, was in mir, in diesem Haus in den vielen Jahren, alles geschah, die Streitigkeiten, der Hass und so vieles andere mehr.

Sie wollten fliehen, rannten zur Tür, sie kamen nicht hinaus. Mich aber packte die Wut und riss die dünne Mauer der Dimensionen weg; sie aber kreischten und wimmerten, sahen das Schreckliche, jenseits des Schleiers.

Ich brüllte und dadurch lösten sich die Schindeln auf dem Dach, meine Balken fielen auf sie, steinerne Mauern stürzten ein, Scheiben platzten und Scherben schossen durch die Luft. Es krachte und berstete, ihre Schreie wurden leiser und verstummten, als sie in die dunkle Tiefe stürzten, das sich unter mir befand.

Ihre Körper liegen tot weit unten, tiefer, weit unter dem Keller. Ihre Seelen aber, gefangen in ewiger Pein, kreischen.

Ich aber stehe wieder hier, so wie seit 200 Jahren!

Mein Freund, hat mir geholfen und mich wieder aufgebaut, bin viel schöner und verlockender geworden. Bereit zum Einzug!

Würdet ihr bei mir einziehen, ja, dann zeige ich euch meine Geheimnisse, die wohlverborgen in mir sind – versprochen!

Denn so soll es sein!

ENDE

© by Arno Westermann 2023

Tot der Dämonin!

Gemächlich erklomm der Fackelzug die Serpentinen. Düstere in schwarze Roben gehüllte Gestalten mit aschfahlen Gesichtern. Der Ruf: „Tot der Dämonin!“, durchzog die mondklare Nacht. Gefolgt von einem Kollektiven: „Lasst sie brennen!“. Mit jedem Schritt, den sie sich über den Steinbruch näherten, fraß sich die Furcht wie ein Riss durch mein altehrwürdiges Mauerwerk.
Vor meinen Granitstufen angekommen stieß der Anführer, ein bulliger schwarzhaariger Kerl, seinen Fackelstab in die morastige Erde. „Tot der Dämonin!“, beschwor er.
„Lasst sie brennen!“, beteten seine Anhänger.
Zugegeben, ich war nicht schuldlos an den grassierenden Gerüchten. Hatte ich mich doch seit dem tragischen Ende des Grafen – ein Bienenstich, an dem er sich auf der Sonnenterrasse verschluckte – etwas gehen lassen. Aber darum musste man ein vereinsamtes Herrenhaus nicht gleich verdammen und niederbrennen.
Die Pforte, sie hing längst nicht mehr in allen Angeln, stellte keinerlei Hindernis dar. Kaum dass der Bullige sie knarzend beiseite geräumt hatte, stießen seine Anhänger ihre Fackeln ins Erdreich und betraten mit Kerzen bewaffnet meine kahlen staubigen Hallen. Ich begann an den Wänden zu schwitzen. Doch anstatt sich zu verteilen, um an verschiedenen Stellen gleichzeitig zu zündeln, versammelten sie sich im Saal, in dessen Mitte zwei von ihnen eine grobe Leinendecke mit einem aufgemalten Pentagramm entrollten.
Mein Untergeschoss bebte. Stand es für mich doch außer Frage, dass sie mir die Schuld am Vorfall mit dem Plünderer gaben, der mitsamt dem morschen Rankgitter kopfüber auf einen im Gestrüpp verborgenen Granitbrocken stürzte.
„Tot der Dämonin!“
„Lasst sie brennen!“
Ein Putzschauer regnete von der Decke als ich mich an die betrunkene Trophäenjägerin erinnerte, die über ihre offenen Schnürsenkel gestolpert war und daraufhin im Gartenteich ertrank.
„Tot der Dämonin!“
„Lasst sie brennen!“
Einige sahen sich angespannt um, da das Beben mein Gebälk erreichte. Hatte doch die Peinlichkeit mit dem Freier, der auf der Suche nach einem heimlichen Liebesnest ein Fenster einschlug, beim Reinklettern ausrutschte und sich die Arterie aufschlitzte, zu einem morbiden Kultstatus meines blutgetränkten Außenputzes geführt.
„Bringt die Dämonin in unsere Mitte, auf dass sie ihrem Schicksal begegne!“
Zu dem Beben gesellte sich ein Rumoren, das sich in mein vom Rost angefressenes Rohrsystem einnistete, als ich mir die Frage stellte, wie in Dreiteufelsnamen ich in ihre Mitte treten sollte, da sie doch mitten in mir drin standen.
Ein zierliches Wesen, mit schlohweißen Haaren wurde von zwei Schergen nackt in den Kreis gezerrt. Sie wehrte sich und spuckte den Umherstehenden Verwünschungen in einer fremden Sprache entgegen.
„Satanas!“, dröhnte der Anführer und hielt ihr pausenlos auf Latein murmelnd ein reichverziertes goldenes Kreuz vors Gesicht. Der Rubin in der Kreuzmitte fesselte ihren Blick, als sie sich in Trance inmitten des Pentagramms auf die Decke bettete, darauf achtend, dass Hände, Füße und Kopf in Richtung der Spitzen ausgerichtet waren.
„Stirb Dämonin!“ Mit einem irren Ausdruck in den Augen zog er das hochgereckte Kreuz, einem Dolch gleich aus einer Scheide, stürzte sich wie ein Adler auf sein Opfer und stach ihr die Klinge tief ins Herz. Blut quoll aus dem Schnitt, das er in einer goldenen Schale einfing. Meine Dachschindeln stellten sich auf, als er einen langen Zug trank, bevor er die Schale weiterreichte. „Nehmt das Dämonenblut in euch auf und hütet es, auf dass Satanas, es nimmermehr vereine.“
Jeder der getrunken hatte, verließ uns. Zurück blieben: Der Bullige, die Tote und die beiden, die sie gebracht und das Pentagramm ausgerollt hatten. Mir war zum Einstürzen übel.
„Klasse Show!“, lobte der Anführer und half der Zierlichen auf die Füße. Einer der Schergen übergab ihr eine Tasche mit Kleidung. Der andere schleppte ein Gerippe aus zusammengenagelten Holzlatten herein, auf dem eine Strohpuppe gebunden war.
»Notiz an mich«, sprach der Bullige in ein schwarzes Kästchen. „Pachtvertrag für die Location auf zehn Jahre festnageln. Technikteam der Live-Aktion-Role-Play-Company beauftragen, Haustüre und Fenster zu reparieren. Kunstblut suchen, das nicht nach Tomate schmeckt.“ Dabei beobachtete er, wie die Zierliche sich anzog, was ihr zu gefallen schien.
Die Schergen warfen das Tuch mit dem Pentagramm über die Strohpuppe, woraufhin die Zierliche die schlohweiße Perücke abnahm und sie so drapierte, dass es aussah, als ob sie selbst auf der Bahre liegen würde. Dann zog sie sich eine grobgewebte dunkelbraune Robe über und richtete ihr kupferfarbiges Haar.
„Tom, schnapp dir drei von den Mitspielern, damit sie beim Tragen der Totenbahre helfen. Hannes, du bleibst hier als Nachtwache. Nicht dass jemand nebenbei einen Amateurporno dreht. Mia, nimm die Abkürzung durch den Garten. Pass auf den zugewucherten Gartenteich auf. Wir nehmen mit der Gruppe den langen Weg. Im Steinbruch verbrennen wir die Strohpuppe. Mia führt ihren Hexentanz auf. Anschließend geht’s zurück zum Reisebus. Wenn wir im Hotel sind, müsst ihr mir den Trick mit den zitternden Wänden verraten. Der war Hammer.“
Verdrossen knirschte ich mit dem Gebälk. Hatte ich mir doch fast ins Fundament gemacht. Andererseits sah ich einer unterhaltsamen Zukunft entgegen …

Unterschätzt
Menschen sind schrecklich! Sie erbauen, um zu zerstören. Sie sind die Hüter meines Schicksals. Ich wünsche mir bei jeden ihrer demolierenden Besuche inbrünstig Beine, um wegzulaufen. Selbst die unorthodoxen Hühnerbeine des Hexendomizils dieser Baba Jaga wären durchaus hilfreich. Doch schmerzlich erfuhr ich erst gestern wieder, dass so ein bodenständiges, Jahrhunderte altes Herrenhaus sich auch bei der größten Notlage keinen Millimeter fortbewegen kann. Sodann blieb ich an Ort und Stelle als der steinerne Fuß einer längst zerstörten Statue, die den einstigen Springbrunnen im Lustgarten zierte, auf mich zuflog. Er traf laut krachend die letzte intakte Fensterscheibe. Gemeinsam gingen sie splitternd zu Boden. Ich hasse diese Zerstörungswut, aber stehe immer hausüblich, wie angemauert da. Es ist mir nicht vergönnt, das Übel abzuwenden. Immer wenn erneut etwas zu Bruch geht, versuche ich mich mit Erinnerungsfetzen goldener Zeiten zu trösten. Ich war einst ein prachtvolles Juwel, in dem feine Damen mit zartem Teint und Puffärmeln durch meine edlen Gemächer flanierten und elegante Herren ambitionierte Gespräche führten. Ich wurde von geschultem Personal gehegt und gepflegt. Nun hat der unaufhörliche Verfall Einzug gehalten. Meiner Aufrichtigkeit geschuldet, gebe ich zu, inzwischen zum Fürchten zu sein. In der Finsternis der Nacht, würde ich einen großen Bogen um mich machen. Mir bangt, mein Abriss steht kurz bevor. Ich höre etwas. Wer schleicht denn so spät wieder um meine Mauern? Bitte nicht der Übeltäter von gestern und bitte auch kein neuer Übeltäter von heute. Soweit ich es erkenne, läuft eine Menschenperson durch den Garten. Auf dem Kopf trägt er eine praktische Mützenlampe, die seinen Weg gut ausleuchtet. Er führt ein mir unbekanntes Gerät vor sich her, welches er mit den Händen schwebend über den Boden lenkt. Er wandert langsam und konzentriert durch das Grüne. Wenn das Gerät einen Laut von sich gibt, gräbt die Person an der Stelle vorsichtig in der Erde. Eine alte Dose kommt zum Vorschein. Augenscheinlich nichts von Wert für den jungen Mann. Akribisch sucht er weiter im zugewucherten Garten. Da, wieder das Geräusch. Er fingert handbeschuht im Boden. Die verbogene Brosche einer Dame aus längst vergangener Zeit wird freudig beäugt. Der Suchende wird mutig und beschließt den Gang durch das offene Fenster ins Innere meiner Gemächer. Hofft er darauf, die längst verblichene Trägerin der Brosche zu treffen, um ihr diese zurück zu geben? Dann wäre es ein ehrenhafter, aber komischer Kauz. Das Gerät ertönt jetzt häufiger und zeigt einen Fund nach dem anderen an. Allerlei alte Drähte, Nägel und Flaschenverschlüsse werden entdeckt. Die Stimmung des Suchenden ist nicht mehr so euphorisch. Doch er geht weiter von Zimmer zu Zimmer. Ein alter Türknauf wird in Besitz genommen. Schließlich gelangt der Suchende in das Kaminzimmer. Was er hier wohl entdeckt? In diesem Zimmer tobte einst das Leben. Wehmütig erinnere ich mich an den Klang eines Pianos, dessen leere Korpusfragmente nun am Boden kauern. Das Gerät der Person wandert weiter über die Fliesen vor dem Kamin und macht deutlich den erhofften Ton. In diesem Moment fällt mir eine Begebenheit ein, die sich genau an diesem Ort vor Jahrzehnten zugetragen hatte. Vier Tage bevor das Kriegsende des zweiten Weltkrieges verkündet wurde, versteckte sich hier ein Soldat vor seinesgleichen. Er trug etwas Außergewöhnliches bei sich. Was war das nur gleich? Ach ja eine Art Kelch. Wegen dem sind bis heute die Bodenfliesen vor dem Kamin locker. Der Soldat hatte es damals sehr eilig. Sichtlich gehetzt, versteckte er den Kelch. Seine Verfolger waren ihm auf der Spur. Im letzten Moment konnte der Getriebene aus dem Raum fliehen, während eine Patrone sein linkes Ohr knapp verfehlte. Seine „Kameraden“ jagten ihn weiter und schrien laut: „Verräter“!
Der Suchende bückt sich unterdessen und findet zwischen den Bodenfliesen eine alte Patronenhülse. Als er sich aufrichtet und zur Seite tritt, wäre er beinahe über die etwas angehobene Bodenfliesenkante gestolpert. Er richtet das Gerät erneut über die Fliesen und unmissverständlich erklingt das Geräusch, welches Suchende zu Findern macht. Der Mann beginnt, an den abstehenden Bodenfliesen zu rütteln. Mit wiederholter Kraftanstrengung lösen sich die Fliesen vom Boden und können schließlich einzeln angehoben werden. Was er darunter entdeckt, stockt ihn dem Atem und es braucht seine Zeit, bis er sich beruhigen kann.
Nach ein paar Anrufen des Finders ist ein reger Publikumsverkehr in und um meinen Gemäuern entbrannt. Viele aufgeregte Menschen begeben sich in den frühen Morgenstunden auf intensive Spurensuche. Ach übrigens: ich komme in die Zeitung und ins Fernsehen, als das Herrenhaus des Heiligen Grals, zumindest eines der 201 möglichen heiligen Grale, die je gefunden wurden.
ENDE

Das Haus der Schatten

Am Ende des Rabenwegs, wo der Asphalt in eine von Unkraut überwucherte Schotterpiste überging, stand ein verlassenes Anwesen, das im Volksmund »das Haus der Schatten« genannt wurde. Die Bewohner der verschlafenen Kleinstadt Grünfeld mieden es, denn das Gewicht zweier Jahrhunderte tragischer Geschichte hatte die morschen Ziegel und knarrenden Dielen gezeichnet. Das konnte die drei Jugendlichen, die sich vor dem Haus versammelt hatten, allerdings nicht abschrecken.

Der Mond warf sein silbriges Leuchten auf das vernachlässigte Grundstück und erhellte den Weg zum Eingang. An der Spitze lief Lisa, ein kluges Mädchen mit einem Faible für das Übernatürliche, begleitet von ihrem besten Freund Mark, der stets einen lockeren Spruch auf den Lippen hatte und der skeptischen Sarah, die den Gruselgeschichten über das Anwesen keinen Glauben schenkte.

Bei jedem Schritt über die Veranda ächzte das Haus, als würde es aus einem langen Schlaf erwachen und ein schauderhaftes Quietschen der Tür begrüßte sie beim Eintreten. Im Inneren des Hauses herrschte eine stickige Atmosphäre und ein modriger Geruch hing in der Luft. Ihre Taschenlampen durchbrachen die Dunkelheit und enthüllten die verlassenen Räumlichkeiten, wo die Tapeten von den Wänden blätterten. Sie wanderten durch staubige Zimmer, in denen verblasste Fotos Geschichten von Freude und Verzweiflung erzählten. Plötzlich waren dumpfe Schritte und flüsternde Stimmen aus einem Raum am Ende des Korridors zu hören. Mark, der stets einen lockeren Spruch auf den Lippen hatte, wurde ungewohnt still und Sarah, die ursprünglich skeptisch gewesen war, fühlte sich von einer unerklärlichen Unruhe erfasst.

Mit zitternden Händen betraten sie ein Schlafzimmer, das von der Zeit vergessen schien. Die Kälte, die von den verwitterten Mauern ausging, kroch ihnen bis in die Knochen und ihr Atem manifestierte sich als gespenstische Nebelschwaden in der eisigen Luft. Das fahle Licht der Taschenlampen warf unheimliche Schatten an die Wände, die sich zu grausamen Fratzen und grotesken Gestalten formten. Die Jugendlichen spürten, dass sie nicht allein waren. Ohne Vorwarnung schlug die Zimmertür mit einem ohrenbetäubenden Krachen zu. Panisch zerrten sie an der Tür und rüttelten an den Fenstern, doch alles blieb fest verschlossen.

Die Dunkelheit im Haus nahm auf einmal greifbare Formen an. Riesige, tentakelartige Formationen aus Schatten und Staub schlängelten sich aus den Ecken und umschlangen die hilflosen Jugendlichen. Verzweifelt versuchten sie, sich zu befreien, doch die unheimlichen Fänge des Hauses ließen sie nicht los. Mit einem fürchterlichen Stöhnen und Zischen erzitterten die Wände. Das Anwesen selbst schien lebendig zu werden und seine steinernen Zähne zusammenzupressen, als die Mauern sich langsam, aber unaufhaltsam auf sie zu bewegten. In der drückenden Stille der Nacht war einzig der Mond Zeuge ihrer qualvollen Schreie.