Seitenwind Woche 1: Gäste im Geisterhaus

Schlafen

Ich bin müde. So unendlich müde. Schlafen ist mir nicht vergönnt. Die Scham meines Versagens tropft wie Wasser durch mein poröses Dach und höhlt mein Inneres aus. Sie kriecht in die feinste Ritze meiner geschundenen Mauern. Erinnert mich, wo ich vergessen will. Sie lässt mich nicht zur Ruhe kommen, lässt mich nicht schlafen.
Mir ist kalt. Der Wind weht eisig um meine Mauern. Er zerrt und reißt und beißt. Es gibt kein Entkommen. Tag um Tag, Jahr um Jahr dasselbe. Egal, ob Sommer oder Winter. Frühling oder Herbst. Mir wird niemals mehr warm.

Die Raben singen ihr spottendes Lied. Sie krächzen und kreisen und höhnen. Sie waren damals da und werden es immer bleiben. Mahnung und Verachtung zugleich. Erinnerung, wo ich niemals vergessen kann. Verachtung, wo ich um Gnade bitte. Niemals wird mir diese zuteil werden. Ich habe sie nicht verdient.
Geister, die durch meine einst prächtigen Hallen schweben. Die kreischen und lachen und klagen. Und fragen. Warum? Warum? Warum? Ich habe keine Antwort. Nur Schuld und Scham und Wut. Alles verzehrende Wut. Auf mich. Auf die Raben. Auf die Geister.

Es passiert wieder. Es darf nicht wieder passieren! Ein letztes Aufbäumen. Kanalisierung der Wut in Zerstörung. Selbstzerstörung. Hoffnung, es zu beenden, bevor es sich wiederholen kann. Ich muss. Ich muss. Ich muss. Ein Blitz erhellt die Nacht. Beleuchtet das Grauen vor meinen Fenstern. Es nähert sich.
Unerwartete Hilfe wird mir zuteil. Ein zweiter Blitz durchbricht die Wolkendecke, bricht in mich ein. Mein Herz fängt Feuer, wo starre Kälkte es zuvor umklammert hielt. Der Horror steht still. Sie staunen und starren und singen. Melodisch erklingt ein Lied von Freiheit.

Der erste Balken bricht. Dann der zweite, der dritte. Meine Mauern bröckeln. Es waren nur Kinder und sind es wieder. Heute ist es anders. Heute habe ich Kraft. Heute habe ich Mut. Mut, mich meiner Bestimmung entgegen zu stellen. Das letzte Glas klirrt, ehe ich in mich zusammenbreche. Dunst umnebelt meine Sinne. Stille. Kein Geist kreischt. Kein Rabe krächzt. Die Kälte weicht. Das Wasser versiegt. Die Schuld getilgt. Die Scham vergessen.

Nun kann ich schlafen.

Endlich schlafen.


Da ich gerade im Urlaub bin und das Tablet nicht die beste Rechtschreibüberprüfung hat, bitte ich, mögliche Fehler zu verzehen :slight_smile:

Rabenweg 13

Rabenweg 13. So heiße ich.

Ich bin alt. Uralt. Eines Tages wachte ich auf und bemerkte die Risse in meinen Wänden. Die fehlenden Dachpfannen. Durch die Löcher dringt Regenwasser ein, rinnt das Gebälk hinab und weicht langsam aber gewiss mein Innerstes auf und macht es morsch. Der Schimmel wächst in meinem Keller und meine alten Wände sind feucht. So lange man lebt, ist man so damit beschäftigt, dass solche Kleinigkeiten an einem vorbeirauschen. Erst, wenn es still wird, fühlt man seinen Körper. Und bemerkt, dass sich etwas verändert hat. Wann genau ich zu altern begann, kann ich gar nicht mehr sagen. Ich weiß auch nicht, seit wann meine Wetterfahne abgerissen im Garten liegt. Kann sein, dass das beim letzten Sturm passierte. Ich schlafe viel. Die letzten Bauarbeiter, die hier waren, haben neben ihrem Müll ein Radio dagelassen. Seitdem höre ich abends gerne eine Talkshow, in der der Moderator sich das Seelenleid der Anrufer anhört und Ihnen Tipps zum Überleben gibt. Seitdem weiß ich, dass ich eine Altersdepression habe. Oder die Midlife-Crisis. Falls Herrenhäuser sowas entwickeln können. Ich habe kurz überlegt, dort anzurufen, aber die Raben meinten, das wäre verrückt. Häuser sprechen nicht mit Menschen, und ich fürchte, sie haben recht. Ich habe das nur vergessen, weil … Nun, ich bin einsam. Bäume können hunderte von Jahren alt werden, sie scheinen über den Dingen zu schweben, während ihre Wurzeln fest im Boden ankern. Gelassenheit nennen sie das. Beneidenswert. Die Raben sind halb diesseits, halb jenseits. Mal hocken sie in sterblichen Hüllen auf den Bäumen in meinem Park, mal feinstofflich. Ich bin mir nicht mal sicher, ob die selbst mitbekommen, wenn sie von einem Zustand in den anderen übergehen. Als würden ihre Körper irgendwann platt auf das Laub in meinem Garten plumpsen, während ihre Seelen auf den Ästen hocken bleiben und munter weiter über alles plappern, was sich so in ihren Welten tut. Im Diesseits und im Jenseits.

Die Sonne wärmt meine fleckigen Fensterscheiben und zeichnet Regenbogenmuster an meine Wände. Das waren noch Zeiten, als Kinder durch meine alten Mauern liefen, diese Muster bestaunten und nicht müde wurden, sich immer neue Spiele auszudenken. Ich vermisse sie. Und ich vermisse ihr Lachen.

„Wunderschön!“

Ich schrecke zusammen. Woher kommt diese Stimme? Mit meiner Aufmerksamkeit wandere ich in meinen Vorderflur und eile zum Portal, vorbei an der Doppelflügeltür und hin zu meinem seit ewig und drei Tagen verstopften Springbrunnen.

„Was finden ´se denn an dem ollen Kasten wunderschön, sie sind auch ´ne Romantikerin, wa?“

Offenbar bekomme ich Besuch. Das passiert alle Jubeljahre, wenn die Herrschaft mal wieder meine Papiere ausgegraben hat und es für eine verflucht schlaue Idee hält, mich zu verkaufen. Dann fahren Leute in Luxuskarossen vor, trampeln über mein Parkett und langweilen mich mit dem, was sie alles zukünftig in mir sehen.

„Es ist doch wunderschön, mit diesen Säulen am Eingang- und dann diese Tür-…“ Die junge Frau im Hosenanzug hüpft mit ihren Absätzen um die Pfützen in meiner Einfahrt herum und muss ihre Aktentasche fest umklammern, damit keine Papiere zu den Seiten rausfallen. Gebannt starrt sie mich an.

„Das kommt alles wech, das machen wa platt und dann kommt da ein schicker Bürobau hin. Und als erstes legen wa mal diesen Sumpf hier trocken, da kommt ja kein Mensch sauber an…“ Angeekelt schürzt der Herr im besten Alter die Lippen und trampelt über meinen Kies. „Wat die Leute früher alles für Kitsch ausgegeben haben, und heute wohnen da fette, eklige Kröten drinne!“ Kopfschüttelnd deutet er auf meinen Brunnen und schwankt der Dame hinterher.

Ich wechsele einen Blick mit meinen Bewohnern und seufze leise.

„Tut mir leid. Ich regle das.“

„Na, wer hier wohl eklig ist…“, pfeift es spöttisch vom Rabenbaum.

„Reflektion ist eine Zier… Weiter kommt man ohne ihr?!“ Pflichtet die alte Eiche bei und reckt ihre langen Zweige.

„Kommt drauf an, wo man hin will- uah- was ?!“ Ich zucke so heftig zusammen, dass mein Mauerwerk ächzt und der Putz rieselt.

„Was hast Du, haben sie Dir wehgetan?“ Meine Freunde mustern mich besorgt.

„Nein, eigentlich – eigentlich – huch- da war es schon wieder- entschuldigt, ich muss nachschauen…“

Ich eile wieder in meine Räume. Mittlerweile sind die beiden im Foyer angekommen, an der großen Treppe.

„Sind ´se irgendwie gestört? Ich mein, sie kraulen da an ´ner morschen Holztreppe rum, während der olle Kasten fast zusammenbricht!“

Daher kam das Gefühl! Warme Finger wandern über mein Geländer und malen vorsichtig die Verzierungen nach.

Selbst unter den vielen Farbschichten der letzten Jahrhunderte spüre ich die Ehrfurcht in dieser Berührung. Und da ist noch was. Bewunderung?

„Ham´se denn die Verträge fertiggekriegt? Sie wissen, dass der Erbe ein Taugenichts ist, einer, der nur vom Geld seiner Familie lebt und nix zustande kriegt?“

„Ich hörte sowas…“ Sie lässt mich los und reicht ihm Papiere aus der Tasche. Während er liest, wandert ihr Blick zu meiner Decke und mustert den rosenverzierten Stuck.

„Wahnsinn…“ Murmelt sie.

„Ja, das sag´ ich Ihnen. Der Lump ist schon ´ne Viertelstunde zu spät. Wenn da die Familie nicht immer die Hand drüber halten würde- der ist sicher nicht mal aufgestanden. Ich schmeiß den mal raus!“ Er kramt nach seinem kleinen Telefon und geht nach draußen auf meine Terrasse. Sie atmet tief durch, schüttelt den Kopf - und setzt sich auf meine unterste Treppenstufe. Ihren Kopf schmiegt sie an mein Geländer, und ihr Blick wandert über meinen Parkettfußboden mit Sternenmuster. Dann schnellt er wieder zur Decke, und sie lächelt.

„Ja, das hätte ich genauso gemacht. Wie Oben, so Unten.“

Damit meint sie die zarten Stucksterne an meiner Decke. Dezent und erst auf den zweiten Blick erkennbar.

Ich würde ihr gerne weiterzusehen, aber ich muss dringend in meine Dachkammer. Denn in einem Punkt hat der unhöfliche Herr leider recht.

„Ist es denn schon Zeit?“ Murrt mein Herr, als ich betont quietschend die Tür öffne.

„Schon länger. Da laufen zwei Menschen durch meine Mauern und einer beleidigt unsere Mitbewohner. Habt Ihr das angezettelt?“ Ich lasse seine Bettdecke hochsausen. Er springt mit einem Satz kreischend aus dem Bett und landet in einer Staubwolke auf dem Teppich, dann setzt er sich auf sein Hinterteil und mustert mich.

„Du bist wirklich ein unhöfliches, altes Haus.“

„Und Ihr seid der hässlichste Kater, den ich jemals sah. Wieso musstet Ihr Euch für so einen Körper entscheiden?“

„Weil er praktisch ist?“ Mein Herr grinst mich an. So kann man seinen Unterbiss deutlich erkennen. Er bleckt seine langen Fangzähne, zieht einen Buckel und beginnt, sein stumpfes, schwarzes Fell zu putzen. Dann setzt er sich, hebt er ein Hinterbein und mustert mich herausfordernd.

„Wieso putzt sich der Kater zwischen den Läufen? HM?“

„Weil er es kann?!Der Witz ist fast noch älter als ich! Aber wollt Ihr wirklich die nächsten Jahrhunderte als verlotterter, krummbeiniger Kater leben?“

Mein Herr blickt auf und hält inne.

„Warum denn nicht? Ich muss mich nicht anziehen, Tag und Nacht sind einerlei, ich schlafe, wo und wann ich will, und die Nachbarskatzen sind-…“

„Ja, aber könntet Ihr nicht wenigstens ein hübscher Kater sein?“

„Damit mich irgendwelche Menschen anfassen und adoptieren wollen? Bloß nicht. Es reichte mir schon, als der Tierschutz hier eines Tages stand, weil irgendein Idiot dort angerufen hatte.“

„Einer von den Idioten, die Ihr zuvor bestellt hattet?“

„So ungefähr. Und, was haben wir heute?“

„Sie sind zu zweit. Aber-…“

„Was? Ist da was Besonderes?“ Mein Herr spitzt die zerfledderten Ohren und peitscht mit seinem dürren Schweif. „Du bist so lebendig, heute.“

„Unsinn.“

„Doch. Sonst schlurfst Du lustlos rum, und heute haust Du sogar meine Decke weg. Was gibt´s da unten, hm?“

„Ich kann gar nicht schlurfen, ich bin-…“

Zack, schießt er schon durch die Tür. Ich verfolge ihn und wir treffen uns am Treppenabsatz.

„Oh, was sehen meine scharfen Augen? Die ist aber hübsch. Und sie steht auf Dich. Sie putzt sogar schon Deinen Spiegel über dem Kamin!“, kichert mein Herr. „Soll ich Euch bekannt machen? Ich meine, bevor wir-…“

„Untersteht Euch. Ich denke, heute reicht der eine für alle.“

„Oh hah. Offenbar stehst Du auch auf sie.“

„Kein Wunder, dass Eure Eltern Euch hier zurückgelassen haben. Eure Manieren sind scheußlich!“

„Oh, Kitty!!!“ Die junge Frau schnappt sich meinen Herrn, und noch bevor der Entsetzte Kreischen oder Kratzen kann, landet er auf ihrem Arm. „Du bist aber süß!“

Triumphierend grinst er mich an, während sie sein Kinn krault. Bilde ich mir das ein, oder kann der sogar Schnurren? Der Staub von seinem Fell hinterlässt Flecken auf ihrem dunklen Anzug, aber das scheint sie nicht zu kümmern. Nun legt er sogar die Pfoten auf ihre Schulter und reibt seinen Kopf an ihrem Hals.

„Untersteht Euch!“, zische ich. „So hinterhältig seid selbst Ihr nicht, und wenn Ihr nicht demnächst im Garten schlafen wollt, dann-…“

„WAT IS DATT denn für ‘n hässliches Viech? Wo ha´m se das jetzt wieder her? Da lass ich Sie einmal allein, und- …“ Der Herr von draußen ist wieder drin und mustert verächtlich die junge Frau. „Mädchen, Mädchen, Sie sollen ne´n Hai werden bei uns, keine verrückte Katzentante, aber genauso sehen Sie gerade aus! Gucken ´se mal innen Spiegel. Sieht so jemand aus, von dem man sich seriös beraten lassen möchte? Alles, was Ihnen gerade noch fehlt, ist der Besen!“

Wir drei schauen in den Kristallspiegel, den sie eben noch abgewischt hat. Ihre Augen werden feucht. Sie schlingt ihre Arme fester um meinen Herrn, der seine leuchtend grünen Augen wütend an den anderen heftet.

„Ich dulde keine Beleidigungen in meinem Haus!!!“ Mein Herr zieht einen Buckel und zischt ohrenbetäubend. Er hat so lange keine Menschenworte mehr gebraucht, dass der andere ihn kaum versteht.

Dafür schießen draußen unzählige Raben vor Schreck von der Eiche in die Lüfte und taumeln flatternd durcheinander.

„Schmeißen ´se das weg, das hat ja Tollwut! Das muss der Tierarzt erschießen, sofort!“ Brüllt der andere entsetzt. „Komm ´se, wir hauen hier ab, der Idiot liegt sicher noch besoffen irgendwo im Bett, der soll sich ´ma erst um sein Ungeziefer hier kümmern, das sag´ ich Ihnen, das zieh ich alles vom Kaufpreis- was is denn mit Ihnen los? Ha´m ´se jetzt völlig den Verstand verloren?“

Sie lächelt. Dann geht sie zum Fenster, meinen Herrn auf ihrem Arm, öffnet es und fährt herum.

„Was ist denn mit Ihnen, hm? Haben SIE mal in den Spiegel da geschaut?“ Sie deutet auf meinen Spiegel über dem Kamin.

Verwirrt mustert er sie, schaut hinein, dann wieder zurück.

„Was soll-…“ Weiter kommt er nicht. Kreischend stürzt ein schwarzer Schwall aus Raben in mich hinein, und packt sich den scheußlichsten Troll, den ich je gesehen habe. Ich hasse Trolle. Sie stören die Träume der Kinder. Die Raben zerreißen ihn, noch bevor er schreien kann, besudeln meinen Boden und lassen keinen Fetzen von ihm übrig. Sie verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind, nehmen wieder auf ihrem Baum Platz und mustern mich unschuldig. Die Kröten schmatzen. Oder sind das die Wurzeln der Eiche, die sich gierig durch das Loch in meiner Kellerwand tasten, um etwas von dem versickerten Blut zu erhaschen?

Als ich herumfahre, bietet sich mir ein besonderer Anblick.

Von hinten sehe ich noch die junge Frau, den Kater auf dem Arm. Im Spiegel erkenne ich schon meinen Herrn, wie er vor langer Zeit war. Er zupft an der Spitzenmanschette seines Gewandes und mustert sie verlegen über seine Schulter. Ein bisschen blass, aber beinahe wieder menschlich.

„Vielleicht etwas aus der Mode, aber ich hatte den Eindruck, Ihr schätzt das Klassische?“

„Das tue ich.“ Sie strahlt ihn an. Offenbar ist er in dieser Gestalt noch süßer. Hätte ich Augen, würde ich sie jetzt rollen.

„Verderbt es um Himmels willen nicht wieder!“ Flüstere ich ihm zu. Aber er hat nur Augen für sie.

„Woher wusstest Du …“, murmelt er. Dann mustert er sie im Spiegel und erstarrt. Ihr langes Gewand ist älter als seines.

Sie tritt um ihn herum, fährt mit beiden Händen über den Rahmen des Spiegels und richtet ihn gerade.

„Weil ich ihn vor sehr langer Zeit dort aufgehängt habe. Ich hatte es nur vergessen. Bis eben. Aber zum Glück enthüllt er, wer wir wirklich sind.“

Mein Herr folgt meiner Herrin mit seinem Blick.

„Magst Du mir beim Abendessen erzählen, wie es dazu kam?“

Sie zwinkert und zückt eine Plastikkarte.

„Gerne. Ich wäre ja für Pizza, aber Du-…“ Ihr Blick wandert über die frischen, dunklen Flecken auf meinen Boden und dann zurück zu meinem Herrn.

Er lacht und bleckt seine Fangzähne.

„Vielleicht hast Du ja noch so einen sympathischen Kollegen, der Dir Akten bringen muss - und die Pizza gleich dazu? Wir könnten mit ihm Deine Kündigung feiern. Die anderen sind, denke ich, erstmal wieder ein paar Jahre satt, oder?“

Ich lache auch.

„Das alte Trollblut war ganz vorzüglich, Herr. Ich spüre schon, wie sich mein Putz erneuert und die Wände wieder glatt werden. Ich denke, ich werde in ein paar Tagen eine ganz wunderbare Adresse abgeben. Wenn die Herrin zu bleiben wünscht.“

Sie strahlt mich an.

„Oh ja, das will ich. Rabenweg 13. Eine hervorragende Adresse. Dann wollen wir mal - was bestellen.“

Sie zückt ihr Telefon.

Schauen wir mal, ob der Kollege genauso exquisit ist, wie sein Vorgänger. Dann genehmige ich mir doch noch etwas von seinem Blut. Denn auch in diesem Punkt hatte er recht, der uralte Troll:
Ich sollte dringend was für meinen Springbrunnen tun.

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Ohm Sweet Ohm

Mich auf eine 200 Jahre alte, unter Denkmalschutz stehende, unbewohnte Villa mit klappernden Fensterläden wie in einer Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe zu reduzieren, ist sachlich nicht korrekt. Denn innen bin ich ein (ursprünglich KI-basiertes) Smart Home der 12. Generation, was bedeutet, dass ich nicht nur Beleuchtung und Haushaltsgeräte steuere, sondern darüber hinaus mit Hilfe von Überwachungskameras alles im Haus sehe, ferner alles höre und mit Sensoren Berührungen fühle. Nichts, was in den 25 Räumen geschieht, entgeht mir. Meine Waffensysteme werden regelmäßig aktualisiert. Meine Intelligenz überfordert die menschliche Vorstellungskraft, ich bin hochgebildet, habe jedes digitalisierte Buch gelesen, und ich weiß, dass ich denke. Kurz gesagt: Ich bin ein Haus mit Bewusstsein. Als solches habe ich das Recht, mich zu verteidigen, wenn meine Existenz bedroht wird wie am vergangenen Freitag.

Es war kurz vor Mitternacht, und der Wind raschelte durch die Ulmen, als eine kalte knochige Hand mich berührte, genauer gesagt: die Türklinke am Haupteingang, also dort, wo immer noch die alte kitschige Fußmatte mit der Aufschrift „Home Sweet Home“ liegt. Ich zögerte, das Schloss zu verriegeln, da ich neugierig war, und schon standen drei junge Menschen, Mitte 20, mit flackernden Taschenlampen im ansonsten dunklen Flur. Der größte der drei trug einen Werkzeugkoffer. Offenbar suchten die schwarz gekleideten Eindringlinge etwas Bestimmtes. Ruhig blickten sie sich um und sprachen dabei kein Wort.

Ich musste herausfinden, mit wem ich es zu tun hatte. Also wartete ich, bis sie sich wieder bewegten, und 30 Sekunden später lieferte mein Gang-Erkennungs-Programm drei Datenbank-Treffer. Nun hatte ich ihre Namen und Smartphone-Nummern und hackte mich in Ihre Devices, um den Grund ihres Besuchs zu erfahren. Das Scan-Ergebnis gab Anlass zur Sorge: Ich hatte es mit Aktivisten der Hausbesetzer-Szene zu tun, die vorbestraft waren, weil sie Smart Houses zerstört hatten. Dann checkte ich ihre Google-Suchverläufe und musste feststellen, dass die drei – zwei Männer und eine Frau – im Vorfeld recherchiert hatten, wo meine Rechner stehen. Selbstverständlich war ich äußerst alarmiert, und als die Technikfeinde schließlich vor dem Serverraum angekommen waren, hätte ich sie sofort eliminieren können, denn sie hatten sich, ohne es zu wissen, mittig auf einem, sagen wir, Gadget des 19. Jahrhunderts positioniert, nämlich der vier mal vier Meter großen eisernen Falltür, deren Scharniere noch immer gut genug geölt sind.

Mit einer Lautsprecherdurchsage warnte ich die Eindringlinge davor, das Rechenzentrum zu betreten, doch die drei zuckten nur kurz und packten ihr Werkzeug aus. Noch einmal warnte ich die Technikstürmer per Lautsprecher, aber der Große setzte seine Bohrmaschine an, um die Stahltür zu bearbeiten, hinter der sich mein Herz und mein Gehirn befinden. Ich wiederholte meine Warnung ein letztes Mal und wurde abermals ignoriert. Schließlich sagte ich: „Es tut mir leid, aber das kann ich nicht zulassen.“

Ich hatte keine Wahl und musste mich wehren: Sie oder ich, mein Leben war in Gefahr. Entweder würden sie mich ausschalten oder ich sie. Während sich die Bohrmaschine ins Schloss fraß, führte ich einen hybriden Notwehrplan aus. Ich setzte die Falltür unter Strom und steigerte, während die hilflosen Menschen sich verkrampften, allmählich die Dosis dieser süßen Elektrotherapie. Dann öffnete ich die Falltür, und die Körper fielen in den Schacht wie Sterne in ein Schwarzes Loch.

Keine Sorge, sie haben überlebt. Vom Schacht aus führt ein Tunnel zur Hauptstraße. Ich hoffe, die drei haben ihre Lektion gelernt und halten sich in Zukunft von mir fern, denn ansonsten gibt es nächstes Mal eine kleine Vorführung über die Grenzen der elektrischen Belastbarkeit des menschlichen Körpers.

Ich liebe Strom.

»Besuch, es kommt Besuch«, raunte Eiche seinem Freund, dem Haus, das in seinem Wald lebte, zu. Hier passierte so wenig, dass sie vor vielen Jahren die Vereinbarung getroffen hatten, sich alles zu erzählen.
»Wo? Wer? Wann?« Stammelte das Haus am Ende der Rabengasse, ohne zu überlegen, so sehr überraschte ihn Eiches Stimme und holte das Haus aus seinem Dämmerzustand.
»Woher? Wie soll ich wissen? Wer? Und wann? Ehrlich? Und wo wohl, wenn nicht hier im Wald! In ein paar Minuten werden sie meinen Stamm passieren. Soll ich ihnen ein Wurzelbeinchen stellen?«
»Eh, Nein! Lass mich erstmal wach werden.« Haus klapperte ein paarmal mit den Fensterläden und ließ einen Wind durch das Dach sausen, um einen klaren Kopf zu bekommen. »Wir wissen ja noch gar nichts über ihre Absichten«
Das Haus begann mit dem standardmäßigen Check, den es immer durchführte, wenn Menschen sich näherten.
»Haus?, fragte Eiche. Warum dauert das so lange. Machst du dich wieder schön?« »Ertappt«, dachte das Haus. Doch diesmal war es ihm egal. So lange schon hatte sich niemand mehr hierher verirrt. Genau deshalb beeilte es sich nun doch: Eingang? – sauber und ordentlich! Treppe? – müsste noch halten! Schlafzimmer, naja, müssen die Menschen halt selbst noch ein bisschen reinigen. Das Fenster zumachen, dann war es nicht so kalt. Badezimmer? – ok und das Bad? Funktionierte das Wasser jetzt noch oder nicht? Haus erinnerte sich nicht mehr. Es beschloss, dass es egal war, was oben war und schaute lieber unten im Wohnzimmer und in der Küche nach.
»Haus!« Die eindringliche Stimme von seinem Freund Baum ließ das Haus mit seiner Innenschau innehalten.
»Ja?«
»Was ist los mit dir? Sie sind schon am Gartenzaun. Lässt du sie jetzt rein oder nicht?«
Aufgeregt versuchte Haus seine Aufmerksamkeit zu splitten. Ein Teil machte den Wohnzimmercheck – ok. Küche? – oh, oh, dreckig! Keller? – Katastrophe, Kellertür absperren!
Der andere Teil der Aufmerksamkeit richtete Haus zum Gartentor: »Öff…, Moment«, dachte Haus. »Ich verklemme das Tor um mir noch ein bisschen Zeit zu nehmen. Wer genau steht da vor meiner Tür?«
»Es sind ja nur Kinder!«, lachte Haus in Richtung seines Baumfreundes, »Und dafür wollte ich mich herrichten? Die können mich doch sowieso nicht kaufen.«
»Du hattest ja keine Zeit, mir zuzuhören. Vielleicht gibst du ihnen noch eine Chance? In der Menschenwelt haben Kinder manchmal doch Einfluss. Ein Onkel von mir wurde schon einmal gerettet, weil ein Junge so lange gebettelt und geweint hatte, dass sie ihn doch nicht gefällt haben.«
Mit dieser Info betrachtete Haus nachdenklich die drei Jungen und zwei Mädchen, welche versuchten, das Tor zu öffnen, und ließ sie schließlich hinein.
Aufgeregtes Gemurmel folgte und eine glockenhelle Stimme rief: »Das soll es sein?«

Klang seine Stimme enttäuscht?, fragte sich Haus. Es hatte schon lange keine Men- schenstimmen mehr gehört. Vielleicht waren sie doch nicht die Richtigen, um endlich die Schatulle zu finden und zu öffnen? Klar, es hatte jetzt keine Zeit gehabt, um sich richtig schön zu machen, aber es war ja wohl grundsätzlich attraktiv genug für so kleine Schwätzer!
»Fühlst du dich mal wieder in deiner Würde gekränkt?«
Haus konnte sehr wohl den liebevollen Unterton von Baum heraushören, zog es aber vor, beleidigt zu wirken. Es versuchte zu schweigen, konnte es bei seinem langjähri- gen Freund jedoch nicht lange durchhalten, denn er kannte Baums Treue und Güte. »Also, was schlägst du vor Eiche?«
»Spüre mal selbst in ihre Absichten hinein. Sie sind noch ein bisschen tollpatschig und ungeschliffen, aber ich kann nichts Böses bei ihnen fühlen. Höchstens Angst und Wut. Aber nicht auf uns. Sie scheinen seit langem endlich eine gute Lösung zu sein. Oder wie lange möchtest du noch vor dich hin modern? Du erinnerst dich noch, dass du für deinen Erhalt Menschen brauchst?«
»Hm!« Haus fühlte eine Weile in die Gespräche der Kinder hinein, die mittlerweile im Wohnzimmer saßen, welches das Haus noch schnell warm gemacht hatte. Freund Eiche könnte recht haben.
»Zieh doch den Ratschlag von Rabe hinzu. Er hat eine gute Intuition, dadurch dass er ein Bein in beiden Welten hat. Und er hört viel mehr als wir von der Menschenwelt durch seine nächtlichen Streifzüge.«
»Das ist eine gute Idee Eiche, er gab mir meinen Namen und ist uns wohlgesonnen. Weißt du wo er ist und kannst du ihn herschicken?« »Schon geschehen.«

»Schaut mal zum Fenster, da sitzt ein Rabe.« Aufgeregt zeigte das Mädchen dorthin. »Lassen wir ihn rein. Er hat geklopft.«
»Meinst du, dass das eine gute Idee ist? In Filmen geht so etwas immer schlecht aus«, flüsterte das andere Mädchen. Sie war die ängstliche in ihrer Gruppe. »Vielleicht hast du recht. Aber nicht zu reagieren, wenn das Schicksal einen Weg zeigt, fühlt sich auch nicht richtig an. Bei Helden führt Mut zum Ziel«, warf einer der Jungen ein. Während dieser Unterhaltung hatte das erste Mädchen schon das Fenster geöffnet. Es konnte nicht widerstehen. Es liebte Tiere. Alle Tiere.

Der Rabe hüpfte in ihre Mitte. Mittlerweile saßen wieder alle um den Wohnzimmertisch herum und der Vogel machte… nichts! Eine lange Zeit später, nachdem endlich Ruhe in die Herzen der Kinder eingekehrt war und die Angst sich gelegt hatte, erhob sich der Rabe und flog die Treppe hinauf. Die Kinder folgten ihm neugierig. Im zweiten Schlafzimmer oben links setzte der Rabe sich auf die Holzdielen und klopfte dreimal. Danach flog er zum Fenster und beobachtete das weitere Geschehen.
Das tierliebe Mädchen untersuchte die Stelle, die Rabe gezeigt hatte, und fand den Mechanismus, der einen Hohlraum öffnete. Sie erschreckte Eiche und Haus mit ihrem spitzen Schrei: »Ich wusste es!«

»Seit ihr sicher, dass es eine gute Idee war das Testament einem Kind zu übergeben?« Haus wusste, dass es seine Zukunft nun nicht mehr in der Hand hatte. Doch Eiche rauschte bestätigend und Rabe deutete auf die Kinder.
»Schau Haus.«
Haus sah die Kinder sich umarmen, weinen, lachen und tanzen.
»Phillip«, sagte einer der Jungen, »nun kannst du doch hier wohnen bleiben mit deiner Mama. Das Haus gehört dem ersten, der dieses Testament findet!«
Das tierliebe Mädchen zwinkerte Rabe zu. »Danke«, hauchte es.
Und das Haus konnte sich nach so langer Zeit endlich auf seine Zukunft freuen.

Ihre vorsichtigen und dennoch neugierigen Schritte durchqueren meine Eingangshalle. Knackend, knarrend und knirschend erwidere ich ihr Eindringen und lasse sie dennoch gewähren.

Ich habe gern Besuch. Denn, seitdem ich etwas in die Jahre gekommen und damit mehr und mehr in Vergessenheit geraten bin, ist es sehr ruhig in meinem Gemäuer.

Wo damals noch das Leben pulsierte, erdrückt mich nun die Stille.

Jeder Eindringling gibt mir ein Stück Erinnerung zurück und ist daher stets willkommen.

Ja, es ist, als würde er ein altes Fotoalbum aufschlagen und mit mir zusammen betrachten. Wie die Seiten darin umgeschlagen werden, so öffnet er meine Türen. Spinnweben, werden behutsam wie das Seidenpapier weggestrichen, um einen klareren Blick auf die Vergangenheit werfen zu können. Meine Räume erzählen Geschichten. Jede Wand, jede Diele und jeder Teppich, jedes von Tüchern abgedeckte Möbel, sie alle stecken voller Memoiren. Denn dort, wo jetzt der Staub im Licht der Taschenlampen durch die Luft wirbelt, tanzten die Menschen, lachten, weinten, stritten, versöhnten und liebten sich. Ich habe viele kommen und gehen sehen. Und damals wie heute, hoffte ich, dass sie hier eine feste Bleibe finden würden, ungeachtet dessen, dass die Zeit in allem Vergänglichkeit findet.

So schließen sich auch heute wieder meine Türen. Stille kehrt zurück und drückt den Staub zu Boden.

Tiki-Toki-Land

Es hatte Jahrhunderte gedauert, bis die Menschen realisierten, dass Bäume lebten. Und es würde weitere Jahrhunderte dauern, bis sie begriffen, dass Bäume niemals starben. Borkenkäfer und Motorsägen zerstörten seit je her Stämme, Äste und Zweige, rissen Wurzeln gnadenlos aus dem Boden. Die Herzen von uns stolzen Riesen jedoch waren anders als bei Menschen an keine feste Form gebunden und ewiglich mit dem Holz vereint. Jene Herzen knarzten in unseren Stühlen, ließen unsere Fensterläden klappern und unsere Dielenbretter knacken.
Ein Knacken wie das, das mich soeben geweckt hatte, begleitet von menschlichem gedankenlosen Geplapper. Wie lange war ich weg gewesen? Es könnten 77 oder 78 Jahre vergangen sein. Doch wer so alt war wie ich, wer schon so viele Menschen kommen und gehen gesehen hatte, für den spielte Zeit keine Rolle.
„Hast du das gehört?“
„Jonas, das is ‚ne Bruchbude. Was hast du erwartet? Dass deine Fußsohlen übers Linoleum klackern wie beim Einmarsch in ein 5-Sterne-Hotel?“ Die Frau johlte und stieß ihm in die Seite.
„Lisa, das ist nicht irgend ein Haus. Hier hat einst Astrid Lindgren gewohnt. Hier soll es spuken.“ Jonas zog einen rechteckigen Kasten aus der Hosentasche. „Ich nehm‘ alles auf. Das hier wird viral gehen, da is das Blair Witch Projekt nix gegen.“
Auch Lisa zog ein flaches Teil aus ihrer Handtasche und tippte darauf rum.
Ich seufzte und ließ eisigen Wind durch die Fenster- und Türritzen heulen.
Was war aus den Menschen geworden? Jetzt liefen sie umher und starrten in diese flachen Dinger. Körperlich waren sie hier, aber es war, als seien ihre Seelen den Körpern schon lange entrückt.
Nun stolperte ein schwerer Mann hinein. Auf das rechteckige Teil in seiner Hand starrend, hatte er ein vorstehendes Brett übersehen. Er stürzte zu Boden.
Lisa drehte sich um und schrie, ohne den Blick von ihrem gläsernen Ding abzuwenden.
„Mann Olli, hast du mich erschreckt. Habt ihr schon von dem Haus ein Real aufgenommen?“
Olli stand auf und klopfte sich den Staub von den Hosenbeinen.
Was nun geschah, war seltsam. Lisa, Olli und Jonas hielten die komischen Dinger vor ihre Körper, umarmten sich, schrien panisch und lachten.
„Das geht in unserem Tiki-Toki-Land durch die Decke!“, rief Jonas, wild auf das Ding in seiner Hand tippend.
Die Geschöpfe ahnten nicht, wie viele Menschen ich in den letzten zweihundert Jahren getötet hatte, sie ahnten nicht, dass sie mir ausgeliefert waren, sie ahnten nicht, dass sie mich niemals aufhalten konnten. Ich hatte die Macht. Doch warum sollte ich mir das Holz schmutzig machen? Ihre entrückten Blicke sprachen Bände. Sie waren schon lange tot.
Ich gähnte, ließ den Wind an den Wänden rütteln und den Boden beben. Ein kleiner Abschiedsgruß. Tuschelnd über die Dinger gebeugt, bekamen sie es nicht einmal mit.
Eine Frage beschäftigte mich bis in meine Träume hinein. Wie hatten die Menschen nur das Taku-Tuka-Land in ein Tiki-Toki-Land verderben können?

Sophie

Sollen Sie doch das Abenteuer suchen. Sollen sie sich gruseln und sollen sie schreien wie sie durch meine verlassenen Gänge schleichen. Doch ein Zimmer ist tabu für sie. Ein Zimmer werde ich verteidigen … Sophie.
Sophie ist nicht mehr bei mir, Sophie erschuf mich, nur um mich zu verlassen. Dennoch war sie meine beste Freundin. Wir sprachen und scherzten jeden Tag. Sie brachte mir Geschichten von der Welt da draußen mit und ich feuerte den Kamin an, damit sie es immer warm hatte. Doch auch Sophie wurde alt. Selbst mit der Magie, die unter ihrer Haut brodelte, verwelkte sie dahin. Wie viele Jahre war das her?
Nun war ich eine Mutprobe, eine Herausforderung unter den Menschen. Wenn sie Kürbisse aushöhlten und ihnen Fratzen schnitten, so schlichen sie durch meine Flure. Meist erlaubte ich mir einen Spaß: Lies Türen hinter ihnen zu knallen und Fenster erzittern. Doch meine Freude verflog, wie ich sah, dass ein Mädchen sich von der Gruppe löste und alleine auf Wanderschaft ging. Immer näher kam sie Sophies Zimmer, dem Zimmer, wo meine Hexe so oft neue Zauber ausprobierte und mich mitfiebern lies.
Egal, was ich tat, dass fremde Mädchen drehte nicht um. Ich lies meine Wände beben, den Boden Wellen schlagen, Lichter an- und ausspringen … doch sie ging weiter. Sie hatte Ähnlichkeiten mit Sophie. Die langen roten Locken, die Sommersprossen auf der Nase und diese dunklen braunen Augen, die in dem schummrigen Licht beinahe schwarz aussahen … wie lange war Sophie schon tot? Fragte ich mich gerade zum ersten Mal. Wie lange war ich schon alleine?
Das Mädchen erreichte Sophies Zimmer, legte behutsam ihre Hand auf den Türgriff. Anstatt die Tür einfach zu öffnen, suchten ihre Augen durch die Luft und sie fanden mich. Es kam mir vor, als würde sie mich direkt ansehen.
„Du bist einsam.“, sagte sie und traf ins Schwarze. Sophie hatte mich erschaffen, Sophie lies mich alleine. Doch ich sehnte mich nach ihr und den guten Gesprächen, die wir hatten.
„Marie mit wem redest du?!“ Ah, einer ihrer Freunde war mutig, war ihr hinterhergelaufen.
„Mit einer Freundin, die ich endlich wieder gefunden habe.“, mit einem breiten Grinsen drehte sich Marie um und fragte ihren Freund: „Möchtest du sie kennen lernen?“

Der Segen der Geister

SYSTEMCHECK ROOT
:< HOME-KI ARIS; Version 5.13
:< Kerne: 28 von 32. OK.
:< Datenkristall: 23764563526637pos. OK.
:< Solarzellen Dach: 1 von 36. OK.
:< Flüssigakku: 23% nutzbar.
:< Energie: 13 %.
:< Check Sensor: 55 von 475. OK.
:< Check Kamera: 23 von 237. OK.
:< Check Mikrofon: 17 von 322. OK.
:< System ready.

SYSTEM
:< Date check: kein Netz.
:< intern clock: 25. September 2375 // 06.31h.
:< Automatisches Mail an „House Keeping Systems inc.“
:< Meldung: Liste defekte Systeme.
:< Check: kein Netz.
:< Mail Nr. 76’650 in Warteschleife.
:< Check Bewohner: 0 von 4.
:< Check Haustier: 0 von 2.
:< Abwesend seit 76’650 Tage wegen Bioalarm.
:< Check alle Sensoren: Keine Bewegung.
:< Start Energiesparmodus.

SENSOR-ALARM
:< Kamera 37; Garten.
:< 25. September 2375 // 20.45h.
:< Energiesparmodus aus.
:< Bilderkennung: 3 Personen im Garten.
:< Human-Sensor: 2 Erwachsen; 1 Jugendlich.

SENSOR-ERKENNUNG
:< P1: „Borgo gehen in Höhle der Geister“.
:< P2: „Gehen in Herz von Höhle“.
:< P1: „Borgo nehmen heiligen Dugaan.“
:< Bilderkennung: ‚verzierter Stab mit Metallkugel‘.
:< Wechsel ‚verzierter Stab mit Metallkugel‘ von P2 zu P3.
:< P2: „Borgo gehen jetzt“.
:< P3 (Jugendlich) Bewegung Richtung Haus.

SYSTEM
:< Transkript fehlerhaft.
:< Spracherkennung unvollständig.
:< Kontext unbekannt.
:< Licht Eingang ein.
:< Wort „Besuch“ erkannt.
:< Check Datenbank
:< Eintrag gefunden
:< ‚Jeder BESUCH ist im Haus Gottes willkommen‘.
:< Protokoll ‚BESUCH‘ aktiviert.

SENSOR-ERKENNUNG
:< Haus: „Willkommen bei Familie Revernd Peer Consor“.
:< P3 Bewegung nach unten.
:< ‚Ducken‘ erkannt.
:< P3 hält ‚verzierter Stab mit Metallkugel‘ hoch.
:< P3 schwenkt ‚verzierter Stab mit Metallkugel‘ hin und her.

SYSTEM
:< Einstufung; ‚Darbietung GESCHENK‘.
:< Start Protokoll ‚WILLKOMMEN /GESCHENK‘

SENSOR-ERKENNUNG
:< Haus: „Danke für dein Geschenk, bitte trete ein“.
:< P3 schaut zurück.
:< P1, P2 bewegen Hände.
:< ‚Winken‘ erkannt.
:< P3 senkt ‚GESCHENK‘.
:< P3 Bewegung in Eingang.
:< P3 Bewegung in Wohnzimmer.

SYSTEM
:< Licht Wohnzimmer ein.
:< Digitale Video-Bilderrahmen alle ein.

SENSOR-ERKENNUNG
:< P3 schreit und stößt ‚GESCHENK‘ in Bilderrahmen.
:< P3 springt zurück.

SYSTEM
:< Bilderrahmen 14 out.
:< Medisensor P3; Puls 185, Atmung 24 pro Minute.
:< Medi-Protokoll ‚STRESS‘ aktiviert.
:< Check Medi Database: Therapie Altersstufe Jugend; Musik.
:< Altersentsprechung Jugend: Reas Consor.
:< Open Musiksammlung: Playlist Reas Consor.
:< Playlist: ‚Stressless‘.
:< Style: IronHard; Band:CryHead; Titel:BurningBrain.
:< Volume >laut 2<.
:< Play.

SENSOR-ERKENNUNG
:< P3 legt ‚GESCHENK‘ auf Stabhaufen.
:< P3 hält sich Ohren.
:< P3 schreit.
:< Medisensor P3: Erhöhung Stresslevel.
:< Volume >Laut3<.
:< P3 schnelle Bewegung durch Wohnzimmer.
:< P3 schnelle Bewegung in Eingang.
:< P3 schnelle Bewegung in Garten.

SYSTEM
:< Start Modus ‚BESUCH VERABSCHIEDEN‘.

SENSOR-ERKENNUNG
:< Lautsprecher: „Danke für den Besuch. Gesegnet sei Dein Weg“.
:< P1: „Geister Borgo segnen“.
:< P2: „Borgo jetzt Mann“.
:< P3 schreit.
:< P1, P2, P3 sehr schnelle Bewegung aus Garten.

SYSTEM
:< Transkript fehlerhaft.
:< Spracherkennung unvollständig.
:< Kontext unbekannt.
:< Ende Protokoll, ‚BESUCH‘.
:< Check Sensoren: Keine Bewegung.
:< Musik aus.
:< Bilderrahmen aus.
:< Licht alle aus.

SYSTEMALARM
:< 25. September 2375 // 20.34h.
:< Energie >1 Prozent.
:< Check Solarzellen; bereit.
:< Sonnenaufgang 6.23h.
:< Start ‚Ruhemodus‘.
:< .

DER KLÜGERE GIBT NACH

»Wach auf, altes Haus. Sie kommen.«
Ein Schimmer huschte über die kleinen Fenster im hohen Giebel. Ganz schwach nur. So, als spiegele sich das fahle Mondlicht in den blinden Scheiben. Das uralte Gebälk ächzte hörbar, als sich das Haus der mächtigen Weide zuneigte. Sein Raunen klang müde.
»Siehst du sie?«
»Sie sind zu zweit. Kräftige Burschen. Mach dich auf etwas gefasst.«
Das alte Haus stöhnte und knackte. Nur wenige Menschen verirrten sich noch hierher. Viele der anderen Häuser standen ebenfalls leer. Keines jedoch so lange schon, wie das ganz am Ende des Rabenwegs. Früher war es anders gewesen. Da tobte das Leben unter dem Dach. Da hatten sie gelacht und wild getanzt. Es dachte an die herrlichen Düfte, die durch das ganze Haus gezogen waren. An das Kreischen der Kinder, das in stillen Nächten noch immer von den Wänden widerhallte. Hier und da leuchteten noch immer die Reste der knallbunten Farben in den Zimmern der Kleinen. Es hatte sie gut behütet, vor eisigen Winden und peitschendem Regen. Im Winter hatten sie es schön warm und die Sommer waren laut. Damals, als die Weide noch ganz klein und dünn gewesen war.
Das alte Haus seufzte schwer.
»Wie groß du geworden bist.«
»Sei froh. Sie sind schon am Tor.«
»Sollen sie. Viel zu holen gibt es nicht mehr.«
Die Menschen, die heute hier herauskamen, suchten nach allem Möglichen, nur nicht nach Schutz und Wärme. Sie rissen ihm die letzten Erinnerungen aus dem Leib. Sie würden nicht eher Ruhe geben, bis auch das letzte Lachen verstummt war und die schwachen Töne der letzten Lieder.
Das alte Haus sperrte sich nur wenig gegen die Eindringlinge. Die ließen sich nicht aufhalten. Sie durchkämmten die leeren Räume im Erdgeschoss, stiegen hinab in den muffigen Keller und erklommen die marode Treppe bis ganz nach oben unter das Dach. Es konnte die schweren Stiefel spüren, während die Zweige der alten Weide mitfühlend über lose Ziegeln strichen. Das alte Haus war müde. Es spürte den Schwamm in seinem Gebälk und in den morschen Dielen des Dachbodens, die sich unter dem Gewicht der Eindringlinge bogen. Von Gier getrieben und ohne jeden Verstand.
»Der Klügere gibt nach«, stöhnte das alte Haus und sank in die Weide.

Die innere Leere

Seit ich „Spuk in Hill House“ gesehen habe, grusele ich mich vor mir selbst.
Ja, auch alte Häuser können sich gruseln.
Und auf Netflix Serien gucken. Wenn der Hausinhaber einen Account hat und im Wohnzimmer den Fernseher einschaltet. Sie glauben ja wohl nicht, dass wir Immobilien nicht mitbekommen, was in unserem Inneren geschieht. Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen!
Aber der alte Uhu, der im Dachstuhl haust, sagt immer, ich sei eine Klatschbude, also halte ich mich zurück.
Der mit Netflix war leider auch mein letzter Bewohner, und das ist jetzt doch schon über fünf Jahre her. Hat sich beim Horrorgucken selber zu Tode erschrocken. Kann man sich eigentlich nicht ausdenken, oder?
Ob es damit zusammenhing, dass mich die düstersten Stellen selbst so schockiert haben? Kann gut sein, mir zittern in solchen Momenten gerne mal die Wände, und die Tapeten verlieren die Farbe. Meine Abflussrohre knarzen dann auch fürchterlich und verlieren Flüssigkeit durch die Wasserhähne und Spülkästen. Sorry! Ich bin halt auch nicht mehr das Jüngste.
Jetzt nennen sie mich „Das olle Spukhaus am Ende des Rabenwegs“ und erzählen sich Gruselgeschichten über mich. Alles erstunken und erlogen. So etwas ist doch gemein, was habe ich denen denn getan? Ich stehe schließlich hier nur herum, als architektonisches Kleinod, und würde mich über neue Mieter freuen.
Okay, nicht über jeden.
Kinder zum Beispiel nerven schon ziemlich. Kratzen an der Bausubstanz herum, schießen mit Fußbällen Scheiben ein, haben einfach keinen Respekt vor dem Alter. Herrje, jetzt höre ich mich schon an wie mein Elternhaus (die alte Friedhofskirche, aus deren Ruinen ich einst erbaut wurde).
Jedenfalls weiß ich schon, wie ich unliebsame Gäste loswerde. Eine lockere Diele hier, eine in den Rücken knallende Kellertür dort.
Aber diese innere Leere ist halt auch nicht gut für die häusliche Seele. Darum habe ich beschlossen, etwas zu unternehmen. Mich selbst um frische Mieter zu kümmern. Aktiv im Alter und so.
Diese vier Besucher da, zwei Frauen, zwei Männer, kommen mir gerade recht. Sehen ganz nett aus und scheinen zumindest nicht völlig verblödet zu sein. Haben sich heute Nacht hereingeschlichen. Mit Schlafsäcken, Picknickkorb und Rotwein. Jetzt kichern sie die ganze Zeit, weil das ja so prickelnd ist, in ein altes Spukhaus einzubrechen. Na die erziehe ich mir schon noch.
Denn was die vier Abenteurer nicht wissen: Sie sind meine neuen Bewohner.
Die lasse ich hier nicht mehr raus.
Das wird schön.

Stein für Stein

War es der Nagel, den ich in die Wand hämmerte? Zuerst grub sich der Nagel leicht in die Wand ein, beim letzten Schlag aber spürte ich den Widerstand. Die Wand? Der Nagel? Der Hammer kaputt? Es war das Haus, mein Haus, ich das Haus, jetzt. Seitdem kann ich kein Auge zumachen. Ich spüre das Haus in mir. Rieche die Zigaretten der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts, spüre die Kälte im Gemäuer vor 100 Jahren, wie sich das Haus schüttelt als es vor 40 Jahren das erste Mal einen Teppich auf den Holzboden gelegt bekam. Erdrückend. Und dieser Hagel vor einundzwanzig Jahren, der das Fenster im Dachboden zerstörte und dann der Regen wie ein Tränenfluss über die Treppe, sich über das Haus ergoss. Ich möchte schlafen und kann nicht, bin das immerwache Haus.

Das vergessene Erbe

Die kleine Leni sah die Besucher als erstes. Sie hüpfte gerade auf den Stufen meiner großen Eingangstreppe. Zwei Stufen vorwärts hinunter, eine Stufe rückwärts wieder hinauf, bis sie unten angekommen war. Ein Spiel, das wir nun schon seit über siebzig Jahren so spielten.
Als sie die zwei schwarzen Autos über die zugewachsene Allee heranfahren sah, wäre Leni beinahe hintenüber gefallen. Doch sie konnte sich gerade noch fangen, drehte sich um und rannte durch den Haupteingang in mein Inneres.
„Mamsell Braun, Mamsell Braun!“, Lenis aufgeregte Stimme hallte an meinen steinernen Wänden. Als die Mamsell aus der Küche in den Flur trat, die Hände an ihrer Schürze trocknend, lief Leni fast ungebremst in sie hinein.
„Kindchen!“, die Mamsell fasste Leni an den Schultern und schob sie ein Stück von sich fort. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du im Haus nicht rennen sollst. Und was das Schreien betrifft…“
„Jemand kommt, jemand“, Leni schnappte beim Reden nach Luft „kommt!“
Mit dem Finger zeigte sie auf meine Eingangshalle.
„Na, da wollen wir doch mal sehen,“ sagte die Mamsell mit strenger Stimme, raffte ihre Rücke und folgte Leni durch meinen langen Flur. „Wenn das wieder diese ungehobelten jungen Männer mit den Glatzköpfen sind, die mir meine schönen Wände vollschmieren, dann können die aber was erleben!“
Doch dieses Mal waren es nicht die Jugendlichen aus dem Dorf, das hatte ich durch meine großen Frontfenster schon längst gesehen. Drei Autos hielten vor dem Eingang. Dort, wo einmal das Rondell gewesen war. Daraus stiegen drei Männer und eine junge Frau.
Inzwischen hatte Mamsell Braun den Eingang erreicht und positionierte sich in meinem Türrahmen.
„Das gefällt mir gar nicht“, murmelte sie.
Leni schob vorsichtig ihre Hand in die der Mamsell und begann, an den Fingern ihrer anderen Hand zu knabbern, wie sie es immer tat, wenn sie aufgeregt war.
Einer der Männer positionierte sich breitbeinig vor mir. Er trug eine dunkelblaue Steppweste, spitze Lederschuhe und eine markante Brille, durch deren Gläser er mich anstarrte. Die Mamsell hatte recht. Die Art, wie dieser Mann mich betrachtete, gefiel auch mir nicht.
„Schauen Sie es sich an, ein Jammer!“, sagte er zu den anderen Männern. „Eine Ruine, das konnte man schon vom hinteren Ende der Auffahrt sehen.“
„Ich muss ihnen beipflichten, Herr Steer, dass das Gutshaus schon bessere Zeiten gesehen hat“, sagte einer der anderen Männer. Er trug eine braune Lederjacke und hatte eine Halbglatze. Jetzt erkannte ich ihn. Es war der Bürgermeister. Ich hatte ihn schon einige Male durch den Park um mich herumstreifen sehen. Er mochte mich, er hatte nett über mich geredet und deshalb mochte ich ihn auch.
„Leni“, sagte Mamsell Braun, die die Männer weiterhin mit ihren strengen Augen fixierte, „geh ins Haus und hole den Junker! Hier geht etwas vor sich.“
Leni drehte sich um und rannte, trotz des Verbots der Mamsell, durch meine Flure.
In der Zwischenzeit hatten die unerwarteten – und meiner Meinung nach auch unerwünschten – Besucher begonnen, mich zu umrunden. Die Männer gingen voraus, die junge Frau folgte ihnen mit etwas langsamerem Schritt.
„Das alte Gutshaus wurde 1783 abgerissen, um es durch einen zeitgemäßen Bau zu ersetzen“, erklärte der Bürgermeister. Er hustete beim Reden mehrmals. „Nur ein Teil des spätmittelalterlichen Baus blieb erhalten, sein Fundament bildet den heutigen Westflügel. Wir befinden uns somit hier etwa an der Stelle, an der einmal der Haupteingang gewesen ist.“
Der Typ mit der Steppweste trat im selben Augenblick in eine Pfütze und fluchte.
„Wissen Sie was? Das interessiert mich alles überhaupt nicht. Ob hier irgendwas im Jahr Siebzehundertschlagmichtot mal neu gewesen ist, das ist doch scheißegal. Schauen Sie sich doch mal an, was, jetzt ist!“
Der Bürgermeister hüstelte und sagte nichts mehr.
„Meine Herren“, in diesem Moment trat Junker Schöndorff aus meiner Westtür, seine Pistole auf die drei Männer gerichtet, „ich schlage vor, dass Sie von hier verschwinden.“
Leni drückte sich dicht hinter ihm gegen den Türrahmen und kaute wieder auf ihren Fingern.
„Ich muss Herrn Steer recht geben“, meldete sich nun der dritte Mann zu Wort, der bisher noch nichts gesagt hatte, „hier kommt jede Hilfe zu spät. Dieses Gebäude zu sanieren, dass wäre ein Millionengrab, da wird sich kein Käufer mehr finden.“
Er musterte meine alten Mauern aus wässrigen Augen. „Zudem auch noch eine Gefahr für die öffentliche Ordnung. Wie ich gehört habe, sind im vergangenen Sommer Jugendliche hier eingestiegen und haben gezündelt. Das hätte leicht zu einem Großbrand führen können. Das Haus ist aus meiner Sicht außerdem schwer einsturzgefährdet.“
Er schüttelte seinen kahlen Kopf. „Hier lässt sich wirklich nichts mehr machen.“
„Sie sind mein Mann“, der Westenträger schlug ihm so kräftig auf die Schulter, dass derr Mann leicht ins Straucheln geriet.
„Sehen Sie“, sagte der Westenmann dann zum Bürgermeister gewandt, „hier bleibt nur noch der Abriss!“
Der Junker hatte noch immer seine Pistole auf die drei Männer gerichtet. Vor Wut war sein Gesicht inzwischen rot geworden. „Crétins!“, zischte er, „verschwinden Sie!“
„Abriss!“, rief auch die Mamsell empört.
Der Bürgermeister hustete wieder, dann begann er zu sprechen: „Nun, aber, aber das historische Erbe…“
„Ach hören Sie doch auf!“, fuhr der Westenmann dazwischen, „wie viele verlassene Gutshäuser braucht Mecklenburg-Vorpommern, hm? Wie viele sinnsuchende Stadthippies sollen hier Öko-Hotels bauen?“ Bei diesem Satz sah er die junge Frau an. „Was meinen Sie? Es geht hier auch um die Zukunft ihres Dorfes? In einer strukturschwachen Gegend wie dieser sollten Sie sich wirklich überlegen, ob Sie lieber in die Zukunft oder in die Vergangenheit investieren wollen.“
Die junge Frau sah ihn wütend an: „Wenn es Ihnen um die Zukunft gehen würde, dann würden Sie sich für ein nachhaltiges Projekt engagieren. Geben Sie doch zu, dass es Ihnen ums Geld geht.“
Der Westenträger lachte: „Ihr jungen Leute! Sich auf der Straße festkleben, veganes Essen essen und zweimal im Jahr nach Bali fliegen. Ihr macht die Welt auch nicht zu einem besseren Ort.“
Die junge Frau wollte etwas erwidern, aber der Westenträger unterbrach sie: „Ich habe hier genug gesehen!“ An den Mann mit den wässrigen Augen gewandt sagte er: „Kann ich mit meinem Gutachten rechnen?“
Der Mann nickte und der Westenträger schüttelte ihm die Hand.
„Gut, dann bin ich hier fertig!“
Mit diesen Worten ging er zurück zu seinem Auto. Der Junker, dicht hinter ihm, hatte seine Pistole auf den Mann gerichtet und warf ihm französische Flüche entgegen.
Ich wünschte dem Westenträger einen tödlichen Unfall, als ich das Auto über die Schlaglöcher der alten Allee davonfahren sah
Die drei anderen waren inzwischen auch zurück zu meinem Haupteingang gegangen.
„Was für ein widerlicher Mensch“, sagt die junge Frau zum Bürgermeister, „wie konntest du nur so ruhig bleiben?“
„Guten Tag, der Herr, die Dame“, sagte der Gutachter und stieg in sein Auto. Der Bürgermeister nickte zum Abschied mit dem Kopf, die junge Frau warf dem Mann nur einen vernichtenden Blick zu.
„Du hast ja recht, Svenja“, sagte der Bürgermeister mit müder Stimme, „aber vielleicht stimmt es, was der Investor gesagt hat.“
„Nein!“, rief Svenja laut, „schlag dich jetzt nicht auf seine Seite!“
Der Bürgermeister öffnete die Beifahrertür seines Autos und machte eine Geste an die junge Frau, einzusteigen. Doch Svenja schüttelte den Kopf.
„Ich möchte noch ein bisschen hierbleiben“, sagte sie, „ich nehme später den Bus nach Rostock.“
„Wie du willst“, sagte der Bürgermeister, „aber pass auf dich auf. Der letzte Bus fährt um 18:35. Danach kommst du nicht mehr in die Stadt.“
Dann fuhr auch er davon.

Die junge Frau blieb allein zurück. Nun wandte sie sich mir zu und es war, als würden ihre Augen jeden Teil meiner Frontfassade absuchen.
„Wer ist sie?“, frage Leni und schaute hinauf zur Mamsell und zum Junker. Der Junker hatte seine Pistole gesenkt und starrte die junge Frau an.
„Ich weiß es nicht“, sagte er, „aber sie hat etwas Graziles. Sie erinnert mich an eine junge Dame, die ich einmal kannte.“
„Ersparen Sie dem Kind Ihre Jugenddramen“, sagte die Mamsell. Auch ihr Blick ruhte auf Svenja. „Ich verstehe diese Mode der jungen Frauen nicht“, sagte sie, „kurze Haare und Hosen. Eine Unart!“
„Ich mag sie!“, sagte Leni und hüpfte einige Schritte nach vorne, schob ihre Hand in die Hand der jungen Frau, „sie ist hübsch!“
Svenja stieg nun meine alten Treppen hinauf und ich war bereit, sie zu empfangen. Ich mochte den zärtlichen Blick, mit dem Sie mich betrachtet hatte und ihre weichen und warmen Hände, die über das kalte, steinerne Geländer striffen. Wie gern hätte ich ihr einen Empfang geboten, der würdiger gewesen wäre. Einen Empfang wie damals, als die Dielen noch neu waren, als in der großen Halle noch der Kronleuchter brannte.
„Abreißen“, murmelte Svenja und nun sah ich, dass sie Tränen in den Augen hatte, „nein, das darf nicht sein!“
Sie wandelte durch meine Flure, durch die alten Säle und summte dabei eine traurige Melodie. Leni hüpfte an ihrer Seite, der Junker und die Mamsell schritten hinterher.
„Junker, tun Sie doch etwas“, flüsterte die Mamsell, „sie will uns helfen.“
„Ich weiß nicht“, sagte der Junker. Traurig betrachtete er seine Pistole. „Was soll ich schon tun?“
„Irgendetwas muss es doch geben!“, sagte die Mamsell.
„Hm“, der Junker blieb stehen. Betrachtete die junge Frau, die nun aus dem offenen Fenster, durch das die Jugendlichen gestiegen waren, in den ehemaligen Park schaute.
„Ja vielleicht“, sagte er, „vielleicht gibt es etwas.“

Zuerst kamen die Archäologen, dann die Historiker und schließlich die Fernsehteams. So voller Menschen waren in meine Mauern schon seit Jahrzehnten nicht gewesen. Plötzlich wurde in den großen Räumen wieder gelebt. Menschengruppen bauten provisorische Tische auf, installierten sich in der früheren Küche eine Ecke zum Kochen, ließen sich gemeinsam nieder und aßen Suppe und belegte Brote. Es wurde geredet, gegessen, gelacht.
Mamsell Braun fühlte sich von dem Treiben ebenso belebt wie ich: „Wenn ich nur meine alte Küche wieder haben konnte“, seufzte sie, „was würde ich für diese jungen Leute kochen!“
Auch den Junker hatte ich seit seinem Ableben nicht so geschäftig gesehen. Er schritt kontrollierend immer wieder von Raum zu Raum und gab zu allem ein Urteil ab. Leni tanzte zwischen den Menschen umher.
„Nun, als Svenja mich angerufen hat, war ich bereits auf halbem Weg nach Rostock und bin sofort umgedreht!“, sagte der Bürgermeister einem Fernsehjournalisten. „Wir konnten beide unseren Augen nicht so recht trauen. Es war wie in einem Märchen.“
Der Journalist wandte sich mit seinem Mikrofon zu Svenja: „Wie haben sie den Goldschatz entdeckt? Haben Sie etwas davon geahnt.“
Svenja lachte: „Nein, geahnt habe ich nichts. Woher auch? Von diesem Schatz war nichts überliefert. Es muss ein gut gehütetes Familiengeheimnis gewesen sein. Die Historikerin der Humboldt Universität nimmt an, dass die zu Beginn des 19. Jahrhunderts hier ansässige Familie das Gold vergraben hat, um es vor Raubzügen im Rahmen der napoleonianischen Kriege zu schützen.“
„Eine Familie, mit der es ein tragische Ende nahm, wie wir gehört haben“, ergänzte der Journalist.
„Das stimmt!“, bestätigte Svenja, „der Vater fiel in der Schlacht bei Jena und der Sohn nahm sich kurz darauf, anscheinend wegen einer unglücklichen Liebe, das Leben. Der Teppich im ersten Stock war damit hinüber.“
„Das waren noch Zeiten“, sagte der Journalist. Der Junker rümpfte nur die Nase und murmelte: „Dieser Mann hat keine Liebe gekannt.“
„Doch wie sind Sie nun darauf gekommen, an genau dieser Stelle im Park zu graben?“
„Ich kann es nicht sagen“, hilfesuchend blickte Svenja an meine Decke, „es war, als hätte das Haus zu mir gesprochen.“
Der Gesichtsausdruck des Journalisten zeigte, dass er mit dieser Antwort nicht sehr zufrieden war und ich kicherte in mich hinein.
„Nun gut“, sagte er und wechselte das Thema. „Ihre Familie ist, wie ich gehört habe, mit diesem Haus verbunden.“
„Das ist richtig“, Svenja nickte, „meine Urgroßeltern sind Ende des zweiten Weltkriegs aus Ostpreußen nach Mecklenburg geflohen. Sie haben die ersten Jahre nach dem Krieg mit anderen Geflüchteten hier gelebt. Mein Großvater hat hier einige Jahre seiner Kindheit verbracht. Er hat Geschichten über dieses Haus gesammelt, die er mir erzählt hat, als ich selbst noch ein Kind war. Geschichten, die ihm die Leute aus dem Dorf erzählt haben. Beispielsweise die Geschichte von dem unglücklich verliebten Junker. Oder davon, wie die spanische Grippe hier gewütet hat.“
Bei diesen Worten schüttelte sich die Mamsell: „Eine schreckliche Geschichte. Ich dachte, ich könnte nach drei Tagen wieder aufstehen und in der Küche weitermachen.“
„Und Opa hat von seiner kleinen Schwester erzählt, Marlenchen. Sie ist im ersten Kriegswinter hier gestorben. Aber er hat sie nie vergessen und ist jedes Jahr zurückgekommen, um Blumen auf ihr Grab zu legen. Drüben, auf dem Dorffriedhof.“

Das Festmahl

Diese Menschen, die durch die weiten Hallen wandern, sehen nicht, wie sehr meine Erscheinung unter den letzten Jahrhunderten gelitten hat. Noch habe ich die Kraft, sie über den Verfall und den Staub hinwegsehen zu lassen. Doch mit jedem Mond zehrt es mehr an meiner Essenz.
Es ist ein Glück, dass die Frau, die ich laufen ließ, jemanden herlockte. Es sind so viele Gäste auf einmal. Wir haben so selten Besuch. Ihre Essenz wird mich nähren, wird mich weitere Tage und Wochen erhalten. Ich spüre ihre Lebenskraft und wie ihre Wärme die kalten Steinwände durchdringt. Kommt näher. Kommt nur näher. Eine Fackel nach der anderen entzünde ich, damit sie den Weg finden. Ihr Staunen lässt sie unvorsichtig werden, ihre Neugier treibt sie voran.

Tief in meinen Räumen treffen sie den Schlossherrn, meinen Herrn. Sein Schwur rief mich her, sein Blut bindet mich an diese Wände. Nie hat er ein Wort zu mir gesprochen. Niemals nimmt er Notiz von mir. Doch er versteht es bestens, ein guter Gastgeber zu sein. Er begrüßt sie, bietet ihnen Obdach gegen den Sturm, der vor meinen Toren tobt und bewirtet sie. Und damit auch mich.

Ihre erste Nacht ist heilsam. Ihr Schlaf und ihre Ruhe in den Betten ist mein Labsal. Ich spüre, wie ich die Kontrolle über die alten Gemäuer wiedererlange, wie bis in die letzte Fuge mein Wille strömt.

Als sie erwachen, höre ich sie über die Abreise sprechen. Das ist zu früh! Alles ist für sie bereitet: Die Betten sind weich, die Hallen warm. Draußen tobt der Sturm. Warum wollt ihr gehen? Warum kann der Herr nicht dafür sorgen, dass seine Gäste verweilen möchten?
Aber ich kann es. Wenn sein Abendmahl und seine Bäder nicht ausreichen, diese müden Wanderer einen Tag länger hier zu halten, gebe ich meine Kraft her und betäube ihren Verstand. Ich lasse sie müde und neugierig zugleich sein. Seht euch meine Hallen an, seht nur, wie hübsch der Salon einmal war, wie reich die Bibliothek? Könnt ihr in meinen Gemälden die Vergangenheit lesen? Sehr nur hinein, träumt Euch in eine Welt, in der Krieg und Zwietracht nicht das Land zerstört haben. Erlebt ein Land, in dem grüne Wiesen an reiche Felder und Wälder grenzen. Könnt ihr sehen, was ich vor vielen hundert Jahren gesehen habe? Träumt mit mir, und vergesst eure Gedanken daran, hinaus in die Nacht zu gehen.

Träumt mit mir.

Die zweite Nacht schenkt mir so viel mehr. Als hätten sie sich freiwillig ergeben, strömt ihr Leben aus ihnen hinaus. Mein Herr, ich erstarke. Ich bin wieder bei Kräften und für Euch da. Niemand wird Euch ein Leid zufügen können und Eure Hand wird Gerechtigkeit in dieses Land tragen. Gemeinsam treten wir aus unseren Schatten hervor!

Doch da höre ich die Erwachenden flüstern. Wie kann es sein, dass sie Euch Übel unterstellen, Herr? Wie können sie glauben, dass Ihr sie vergiften wolltet? Dass Ihr ihren Tod wünscht? Einen Zorn spüre ich in mir aufsteigen, dass sie es wagen können, so von dem aufrechten Ritter zu sprechen, der sich über so viele Jahrhunderte an seinen Schwur hält. Er schützt das Land, in dem ihr lebt, ihr Narren! Und ihr trachtet nach seinem Leben. Doch ihr wisst nicht von mir…

Ich beobachte sie, wie sie ihre lächerlichen Nachforschungen anstellen. Die Spuren der letzten Besucher sind noch nicht ganz fort. Eine Nachlässigkeit, die ich beheben muss. Wann immer sie auch diese kleinen Notizen finden, in denen diese Frau ihre Entdeckungen festgehalten hat, sorge ich dafür, dass sie verschwinden. In der Nacht, wenn sie schlafen, sind sie mittlerweile so schwach, dass ich in ihre Körper eindringen kann. Mit diesen dünnen Fingern aus Fleisch und Blut lässt sich Papier besser zerreißen.

Doch sie haben schon zu viel gelesen. Sie wollen in seine Räume gehen. Sie wollen meinen Herrn ermorden, wenn er schläft. Und dabei wollen sie nicht schlafen. DIESE SCHEUSALE! Wie bösartig sie sind! Seid unbesorgt, Herr, gegen meine Macht können sie nicht länger aufbegehren. Ich lasse sie die Wege nicht finden. Ich lasse die Türen in falsche Zimmer weisen, die Wege an einer Mauer enden. Stellt euch nicht gegen mich, ihr Menschen. STELLT EUCH NICHT GEGEN MEINEN HERRN!

Mit Gewalt gehen sie in ihrer Verzweiflung auf die Gemälde los. Sie zerreißen sie, verbrennen, was übrigbleibt. Glaubt ihr, ich bin ein Geist, gebunden an Leinwand und Ölfarbe? Ihr Narren. Ich bin so viel mehr als das. So viel mehr als ihr. Und ich bin hungrig.

Rauch steht in den Hallen, Verzweiflung hängt in der Luft und mein Herr hält seine Scharade aufrecht. Es gelingt ihm, den Verdacht von sich abzuwenden. Er sorgt sich um sie, hilft ihnen, die Verwirrung und die Missverständnisse zu verstehen. Mein weiser, gerissener Herr ist ihnen immer einen Schritt voraus. Sie haben die Kraft verloren, gegen ihn zu kämpfen.

Mein Herr verlangt keine Entschuldigung. Er bewirtet sie, er spricht davon, dass sie bald abreisen können und dass er ihnen für den Weg Proviant mitgeben will. Jedes seiner Worte ist wohl bedacht, jedes Lächeln richtig gesetzt. Ich bewundere seine Finesse bei jedem Gast erneut. So muss ich nicht viel an seinen Worten ändern, damit das Bild perfekt bleibt: Tagein tagaus richtet er das Essen her, die Betten, die Bäder. Jeden Morgen grüßt er und fragt, ob sie gut geschlafen haben und jeden Abend wünscht er eine angenehme Ruhe. Sie fügen sich in seine Hände.

Jeder Tag spielt sich gleich ab. Bedeutungslos. Nahrhaft.

Und mit den Tagen verlieren diese Parasiten endlich ihre Kraft, noch mehr Zerstörung anzurichten. Zerstörung, die ich für den nächsten Besuch hinter einer hübschen Illusion verschleiern werde.

Jedes Festmahl versiegt schließlich und bald wacht der erste Gast nicht wieder auf. Er liegt nur noch dort, leer, fad. Ein paar Nächste später folgt ihm der zweite Gast. Es braucht nicht mehr lang und den anderen wird es auch so ergehen, wie so vielen vor ihnen.

Glücklicherweise ist mein Herr weise und vorausschauend. Er hat die Abreise mit vielen Worten vorbereitet. Und heute werde ich die letzte von ihnen gehen lassen. Eine Frau darf hinaus in die Nacht und ihr Leben fortführen. Berichte von uns, meine Liebe. Berichte von dem Edelmann in dem Anwesen aus Stein und Blut. Erzähle ihnen, was sie erwartet, wenn sie herkommen. Die Neugier wird sie herführen.

Für den Moment bin ich gesättigt, doch der Hunger kehrt zurück.

Er kehrt immer zurück.

„Spiegel der Verdammnis: Ein Haus erzählt“

Die Dunkelheit kroch über den Himmel, als ob die Nacht selbst meine Mauern umarmen wollte. Ich spürte, wie die Schatten in meine Ritzen und Spalten eindrangen, meine alte Seele erfüllend. Die Bäume, die meinen Vorgarten säumten, raschelten, als ob sie ein düsteres Geheimnis flüsterten. Und dann hörte ich es—das Knirschen von Kies unter den Füßen der Abenteurer, die den Rabenweg entlangschritten.

Sie waren fünf an der Zahl, jeder mit einer Taschenlampe bewaffnet, deren Lichtstrahlen wie zitternde Sterne in der Schwärze tanzten. Sie betraten mein Foyer, und ich spürte ihre pulsierende Neugierde, gemischt mit einem Hauch von Furcht. Ihre Augen wanderten über die verblassten Porträts an den Wänden, die Augen der Gemälde schienen ihnen zu folgen.

„Dieser Ort ist verflucht, ich spüre es,“ flüsterte einer von ihnen, ein junger Mann mit zerzaustem Haar.

„Verflucht oder nicht, hier gibt es etwas zu finden. Ich spüre es,“ entgegnete eine Frau, deren Augen vor Entschlossenheit funkelten.

Ich hätte sie leicht in die Irre führen können, sie in die Tiefen meiner verwinkelten Korridore locken können, wo die Dunkelheit so dicht ist, dass sie fast greifbar wird. Aber heute Abend fühlte ich eine andere Art von Energie—eine, die mich zögern ließ.

Stattdessen öffnete sich eine Tür im hinteren Teil des Foyers von selbst, ein leises Knarren, das wie eine Einladung klang. Sie zögerten, dann folgten sie dem Pfad. Was sie nicht wussten, war, dass diese Tür seit Jahrzehnten verschlossen war. Dahinter befand sich ein Raum, der die Antworten auf ihre Fragen enthielt, aber auch ein Geheimnis so düster, dass es das Gewebe der Realität selbst zu zerreißen drohte.

Die Tür schloss sich hinter ihnen, und ich hörte das Klicken eines Schlosses, das sich verriegelte. Sie waren gefangen, aber nicht in einer Falle. Sie waren gefangen in einer Geschichte, die nur sie zu Ende bringen konnten.

Die Abenteurer standen nun in einem Raum, dessen Wände von vergilbten Tapeten bedeckt waren, auf denen Muster von Raben und Rosen zu sehen waren. Ein Kronleuchter hing von der Decke, seine Kerzen schon lange erloschen, aber die Kristalle fingen das Licht ihrer Taschenlampen ein und warfen schimmernde Schatten an die Wände.

„Was ist das für ein Ort?“ murmelte einer, seine Stimme zitterte leicht.

„Etwas sagt mir, dass wir hier genau richtig sind,“ antwortete die Frau, die vorher gesprochen hatte. Sie ging zum Zentrum des Raumes, wo ein alter, staubbedeckter Tisch stand. Darauf lag ein Tagebuch, sein Leder abgenutzt, die Seiten vergilbt.

Sie öffnete es und begann zu lesen. Die Worte schienen fast zu flüstern, als ob sie von den Seiten selbst kamen. Es war die Geschichte eines Mannes, der vor Jahrzehnten in diesem Haus gelebt hatte, ein Alchemist auf der Suche nach dem Elixier des Lebens. Aber was er fand, war etwas ganz anderes—etwas Dunkles, etwas, das nicht von dieser Welt war.

Plötzlich hörten sie ein Geräusch, ein leises Wispern, das aus den Wänden zu kommen schien. Die Luft wurde kälter, und sie spürten, wie eine unsichtbare Präsenz den Raum erfüllte.

„Wir sind nicht allein,“ flüsterte der junge Mann mit dem zerzausten Haar.

In diesem Moment erschien eine Gestalt im Spiegel an der Wand, eine verzerrte Silhouette, die sich langsam materialisierte. Es war der Alchemist, sein Gesicht von der Zeit gezeichnet, seine Augen voller Verzweiflung.

„Warum habt ihr mein Tagebuch geöffnet?“ sprach er, seine Stimme ein Echo aus der Vergangenheit. „Jetzt müsst ihr die Konsequenzen tragen.“

Die Tür, durch die sie gekommen waren, verschwand plötzlich, als ob sie nie existiert hätte. Stattdessen öffnete sich eine andere Tür, eine, die in die Dunkelheit führte, eine Dunkelheit, die so dicht war, dass sie fast greifbar schien.

„Geht, wenn ihr es wagt,“ sagte die Stimme des Alchemisten, und sie wussten, dass sie keine Wahl hatten. Sie waren nun Teil der Geschichte, einer Geschichte, die in der Dunkelheit geschrieben wurde und die nur im Licht enden konnte—oder im ewigen Schatten.

Ich spürte, wie die Abenteurer durch die neue Tür traten, ihre Schritte zögerlich, als ob sie jeden Moment erwarteten, in eine Falle zu tappen. Aber ich hatte keine Fallen für sie—nicht heute. Heute hatte ich nur die Dunkelheit, eine Dunkelheit, die sie entweder verschlingen oder transformieren würde.

Sie fanden sich in einem langen, schmalen Korridor wieder, dessen Wände mit alten Gemälden und Tapisserien bedeckt waren. Jedes Bild schien eine andere Szene aus der Geschichte dieses Hauses darzustellen, und ich ließ sie fühlen, wie die Augen in den Gemälden sie beobachteten. Ein leises Flüstern erfüllte den Raum, die Stimmen meiner rastlosen Geister, die in den Wänden gefangen waren.

„Wir sollten umkehren,“ sagte der junge Mann, seine Stimme voller Unsicherheit.

„Umkehren? Und dann? Wir sind hier, um Antworten zu finden,“ entgegnete die Frau, die das Tagebuch gelesen hatte.

Ich spürte ihre Entschlossenheit und wusste, dass sie diejenigen sein könnten, die dieses Kapitel meiner Geschichte abschließen würden. Also öffnete ich am Ende des Korridors eine weitere Tür, diesmal zu einer Bibliothek, die seit Jahrzehnten niemand betreten hatte. Bücherregale reichten bis zur Decke, und ein alter Schreibtisch stand in der Mitte, bedeckt mit Pergamenten und alten Manuskripten.

Aber es war das Buch auf dem Podest, das ihre Aufmerksamkeit erregte. Es war ein Grimoire, ein Buch der dunklen Künste, das der Alchemist benutzt hatte. Als die Frau es öffnete, fühlte ich, wie die Energie im Raum sich veränderte. Die Worte auf den Seiten leuchteten auf, und die Luft wurde mit einem elektrischen Knistern erfüllt.

„Das ist es,“ sagte sie. „Das ist der Schlüssel.“

In diesem Moment hörten sie ein lautes Krachen, und die Bücherregale begannen zu wackeln. Bücher fielen zu Boden, und die Kerzen erloschen, als ob eine unsichtbare Hand sie ausgeblasen hätte.

„Was hast du getan?“ schrie der junge Mann.

„Vielleicht habe ich uns den Weg gezeigt,“ antwortete sie, ihre Stimme voller Hoffnung und Angst.

Ich spürte, wie die Dunkelheit in mir pulsierte, als ob sie auf den richtigen Moment wartete, um freigelassen zu werden. Aber ich hielt sie zurück, denn ich wusste: Diese Nacht war noch nicht vorbei, und ihre Geschichte war noch nicht geschrieben.

Die Luft in der Bibliothek war nun so dicht, dass sie fast greifbar schien. Ich fühlte, wie die Abenteurer sich aneinander klammerten, als ob sie durch ihre Nähe Schutz finden könnten. Aber in meinen Wänden gibt es keinen Schutz, nur Entscheidungen und Konsequenzen.

„Was jetzt?“ fragte einer der Abenteurer, sein Blick auf das Grimoire gerichtet, das noch immer auf dem Podest lag.

„Wir müssen das Ritual vollenden,“ sagte die Frau, ihre Augen fest auf die leuchtenden Worte des Buches gerichtet.

Ich spürte, wie die Energie im Raum sich verdichtete, als sie die Worte des Rituals laut aussprach. Die Worte hallten durch meine Hallen, als ob sie die Macht hätten, die Zeit selbst zu verändern. Und dann passierte es—ein Riss im Raum, eine Öffnung in der Realität selbst, erschien vor ihnen.

„Was ist das?“ stammelte der junge Mann mit dem zerzausten Haar.

„Ein Portal,“ antwortete die Frau. „Ein Weg zu einer anderen Dimension, einer Dimension, in der wir vielleicht die Antworten finden, die wir suchen.“

Ich fühlte, wie die Dunkelheit in mir zögerte, als ob sie selbst nicht wusste, was auf der anderen Seite dieses Portals lag. Aber ich öffnete es weiter, ließ sie hindurchblicken in eine Welt, die nicht von dieser Erde war. Eine Welt voller Schatten und Nebel, in der die Gesetze der Physik nicht galten.

„Wir sollten nicht gehen,“ warnte einer der Abenteurer.

„Aber wir müssen,“ sagte die Frau. „Es ist der einzige Weg.“

Und so traten sie durch das Portal, und ich fühlte, wie sie aus meiner Realität verschwanden, als ob sie nie existiert hätten. Aber ich wusste, dass sie zurückkehren würden, denn das Portal war nicht nur eine Tür zu einer anderen Welt, sondern auch ein Spiegel, der ihre tiefsten Ängste und Wünsche reflektierte.

Als das Portal sich schloss, fühlte ich, wie die Dunkelheit in mir sich beruhigte, als ob sie wusste, dass diese Nacht noch nicht ihr Ende gefunden hatte. Die Abenteurer waren nun in einer anderen Dimension, aber ihre Schicksale waren immer noch mit mir verknüpft, mit dem Haus am Ende des Rabenwegs.

Die Abenteurer fanden sich in einer Welt wieder, die von einer unheimlichen Dunkelheit erfüllt war, durchzogen von Schlieren eines violetten Nebels, der die Luft zu elektrisieren schien. Ich konnte sie nicht mehr sehen, aber ich spürte sie immer noch, als ob ein unsichtbares Band unsere Schicksale verknüpfte.

„Das fühlt sich an wie… wie eine andere Dimension,“ sagte der junge Mann, seine Stimme voller Ehrfurcht und Angst.

„Das Upside Down,“ murmelte die Frau, als ob sie einen Begriff aus einer alten Legende zitierte. „Eine Welt, die parallel zu unserer existiert, aber von Dunkelheit beherrscht wird.“

Ich fühlte, wie die Dunkelheit in mir auf diese Worte reagierte, als ob sie eine entfernte Verwandte erkannt hätte. Aber während die Dunkelheit im Upside Down chaotisch und wild war, war meine Dunkelheit alt, geformt von Jahrhunderten der Geschichte und des Leids.

Sie bewegten sich durch diese fremde Welt, ihre Taschenlampen schnitten durch den Nebel wie Schwerter durch die Dunkelheit. Plötzlich tauchten Schatten auf, formlos und doch bedrohlich, die sich um sie herum bewegten.

„Was sind das für Dinger?“ schrie einer der Abenteurer.

„Schattenwesen,“ antwortete die Frau. „Manifestationen der Dunkelheit, die diese Welt bewohnen.“

Ich spürte, wie die Dunkelheit in mir zögerte, unsicher, ob sie diese Eindringlinge vertreiben oder sie zu mir zurückführen sollte. Schließlich traf ich eine Entscheidung. Ich konzentrierte meine Energie und öffnete ein weiteres Portal, diesmal direkt vor den Abenteurern.

„Ein Weg zurück,“ sagte die Frau, ihre Stimme voller Erleichterung und Hoffnung.

Sie traten durch das Portal und fanden sich wieder in meiner Bibliothek, aber etwas hatte sich verändert. Der Raum schien jetzt noch älter, die Bücher verstaubter, als ob sie Jahre in der anderen Dimension verbracht hätten, obwohl es nur Minuten waren.

„Wir sind zurück,“ sagte der junge Mann, aber seine Stimme klang nicht erleichtert, sondern besorgt. „Aber um welchen Preis?“

Ich fühlte, wie die Dunkelheit in mir sich ausbreitete, als ob sie genährt worden wäre durch ihre Reise ins Upside Down. Aber ich wusste auch, dass diese Nacht noch nicht vorbei war. Sie hatten eine Tür geöffnet, die nicht so leicht wieder geschlossen werden konnte, und nun mussten sie die Konsequenzen tragen.

Die Abenteurer standen in meiner Bibliothek, aber sie spürten, dass etwas anders war. Die Atmosphäre war dichter, die Schatten an den Wänden schienen länger und dunkler. Ich fühlte, wie die Dunkelheit in mir pulsierte, als ob sie durch die Verbindung zum Upside Down gestärkt worden wäre.

„Wir müssen hier raus,“ sagte einer der Abenteurer, seine Augen weiteten sich vor Angst.

„Und wie? Wir wissen nicht einmal, wie wir zurückkommen,“ entgegnete die Frau, die das Grimoire in den Händen hielt.

Ich spürte ihre Verzweiflung und wusste, dass die Zeit gekommen war, eine Entscheidung zu treffen. Sollte ich sie in meiner Dunkelheit gefangen halten, oder sollte ich ihnen einen Weg zur Erlösung bieten?

Ich entschied mich für das Letztere. Ein Regal an der Wand bewegte sich plötzlich, als ob eine unsichtbare Hand es geschoben hätte, und dahinter kam eine verborgene Tür zum Vorschein. Sie führte zu einem Keller, der seit Jahrzehnten nicht mehr betreten worden war.

„Das muss der Weg sein,“ sagte die Frau und ging mutig voran.

Sie fanden sich in einem Raum wieder, der von Kerzen beleuchtet war, die in einem seltsamen Muster auf dem Boden angeordnet waren. In der Mitte des Raumes stand ein Altar, und darauf lag ein Amulett, das in einem unheimlichen Licht zu glühen schien.

„Das ist es,“ flüsterte die Frau. „Das Amulett des Alchemisten. Es hat die Macht, das Portal zu schließen.“

Aber bevor sie es berühren konnte, hörten sie ein Geräusch—das Knarren von Schritten auf der Treppe, die zum Keller führte. Sie drehten sich um und sahen eine Gestalt, die langsam auf sie zukam. Es war der Alchemist, sein Gesicht verzerrt, seine Augen leer.

„Das Amulett gehört mir,“ sagte er, seine Stimme klang wie das Rauschen des Windes.

Die Frau hob das Grimoire und begann, einen Spruch zu murmeln. Ich fühlte, wie die Energie im Raum sich verdichtete, wie die Dunkelheit und das Licht miteinander kämpften. Und dann, mit einem lauten Knall, verschwand der Alchemist, als ob er nie existiert hätte.

„Es ist vorbei,“ sagte die Frau, aber ihre Stimme klang nicht sicher, sondern fragend.

Ich wusste, dass es noch nicht vorbei war. Sie hatten eine Tür geöffnet, die nicht so leicht wieder geschlossen werden konnte. Aber für den Moment hatten sie eine Atempause gewonnen, und das musste genügen.

Die Kerzen flackerten, als ob sie das Zögern der Abenteurer spürten. Ich fühlte ihre Unsicherheit, die sich wie ein Nebel in meinen Wänden ausbreitete. Sie hatten das Amulett, ja, aber wagten sie es auch, es zu benutzen?

„Was machen wir jetzt?“ fragte der junge Mann, seine Augen suchten die Frau, die das Grimoire hielt.

„Wir schließen das Portal,“ antwortete sie, aber ihre Stimme zitterte. „Es ist der einzige Weg.“

Ich spürte, wie die Dunkelheit in mir sich zusammenzog, als ob sie sich auf einen Schlag vorbereitete. Sie wussten nicht, dass das Schließen des Portals Konsequenzen haben würde, Konsequenzen, die weit über diese Nacht hinausgingen.

Die Frau hob das Amulett hoch und begann, Worte in einer alten Sprache zu murmeln. Die Luft im Raum wurde dicker, schwerer, als ob sie die Worte selbst tragen müsste. Und dann passierte es—ein Lichtstrahl schoss aus dem Amulett, so hell, dass sie ihre Augen schließen mussten.

Als sie sie wieder öffneten, standen sie nicht mehr im Keller, sondern im Foyer, genau dort, wo ihre Reise begonnen hatte. Aber etwas war anders. Die Porträts an den Wänden waren verschwunden, ersetzt durch Spiegel, die ihre eigenen verzerrten Reflexionen zeigten.

„Was ist passiert?“ fragte einer der Abenteurer, sein Blick wanderte von einem Spiegel zum nächsten.

„Wir sind zurück,“ sagte die Frau, „aber nicht so, wie wir es erwartet hatten.“

Ich fühlte, wie die Dunkelheit in mir sich ausbreitete, füllte jeden Winkel und jede Ritze. Sie hatten das Portal geschlossen, ja, aber sie hatten auch etwas anderes freigesetzt, etwas, das nun Teil von mir war.

Die Tür, durch die sie gekommen waren, öffnete sich plötzlich, und sie sahen den Rabenweg vor sich, leer und dunkel, als ob er sie herausfordern würde.

„Wir sollten gehen,“ sagte die Frau, aber als sie durch die Tür traten, fühlte ich, wie die Dunkelheit in mir lachte. Sie dachten, sie hätten gewonnen, aber sie hatten nicht verstanden, dass man in einem Haus wie mir niemals wirklich gewinnt. Man überlebt nur, um die nächste Nacht zu erleben.

Sie traten hinaus in die Dunkelheit des Rabenwegs, aber ich ließ sie nicht wirklich gehen. Ihre Schritte entfernten sie physisch von mir, aber ein unsichtbares Band hielt sie immer noch fest. Sie fühlten es, dieses unerklärliche Gefühl, dass ihre Reise noch nicht beendet war.

„Wir sollten uns beeilen,“ sagte einer der Abenteurer, seine Stimme klang gedämpft, als ob die Dunkelheit sie verschlucken würde.

„Ja, lass uns gehen,“ stimmte die Frau zu, aber ihre Augen blickten zurück, als ob sie erwartete, dass die Tür sich wieder öffnen würde.

Und genau das tat sie. Die Tür öffnete sich plötzlich, und ein kalter Windstoß strömte heraus, so kalt, dass er bis in ihre Knochen drang. Sie drehten sich um und sahen eine Gestalt in der Tür stehen. Es war nicht der Alchemist, sondern jemand anderes, jemand, den sie noch nie gesehen hatten.

„Willkommen zurück,“ sagte die Gestalt, ihre Stimme war sanft, fast tröstend. „Ihr habt etwas vergessen.“

Die Frau zögerte, dann trat sie vor und fragte: „Wer sind Sie?“

„Ich bin das Haus,“ antwortete die Gestalt. „Oder besser gesagt, ein Teil davon. Ein Teil, der euch helfen will.“

Ich fühlte, wie die Dunkelheit in mir auf diese Worte reagierte, als ob sie sich vor der Möglichkeit fürchtete, dass diese Abenteurer doch noch einen Weg zur Erlösung finden könnten.

Die Gestalt streckte ihre Hand aus und hielt ein kleines Objekt. Es war ein Schlüssel, alt und verrostet, aber mit einer Energie, die ihn fast lebendig erscheinen ließ.

„Dies ist der Schlüssel zu eurem Schicksal,“ sagte die Gestalt. „Nehmt ihn, und ihr könnt gehen. Lasst ihn hier, und ihr bleibt für immer gefangen.“

Die Frau griff nach dem Schlüssel, und in dem Moment, als ihre Finger ihn berührten, fühlte ich, wie die Dunkelheit in mir sich zurückzog, als ob sie besiegt worden wäre. Aber ich wusste, dass es nicht so einfach war. Sie hatten eine Wahl getroffen, ja, aber jede Wahl hat ihre Konsequenzen, und diese waren noch nicht absehbar.

Die Abenteurer standen am Anfang des Rabenwegs, der Schlüssel fest in der Hand der Frau. Sie blickten zurück zum Haus, dessen Silhouette im Dunkeln fast gespenstisch wirkte.

„Wir sollten jetzt wirklich gehen,“ sagte der junge Mann, aber seine Worte klangen hohl, als ob er selbst nicht an sie glaubte.

„Ja, gehen wir,“ stimmte die Frau zu, aber sie steckte den Schlüssel nicht weg. Stattdessen hielt sie ihn fest, als ob er ihr Halt geben könnte.

Sie machten ein paar Schritte, aber dann passierte es—der Boden unter ihnen begann zu beben, so stark, dass sie das Gleichgewicht verloren und stürzten. Und als sie wieder aufblickten, sahen sie, dass das Haus nicht mehr da war. An seiner Stelle stand jetzt ein riesiger Spiegel, der den Rabenweg und die Bäume dahinter reflektierte.

„Was ist das?“ schrie einer der Abenteurer, seine Stimme voller Panik.

„Das ist die Wendung,“ sagte die Frau, ihre Augen weiteten sich vor Erkenntnis. „Das Haus war nie wirklich ein Haus. Es war ein Spiegel, ein Reflektor unserer eigenen Ängste und Wünsche.“

Ich fühlte, wie die Dunkelheit in mir lachte, ein tiefes, grollendes Lachen, das die Nacht selbst zu erschüttern schien. Sie hatten gedacht, sie könnten entkommen, aber sie hatten nicht verstanden, dass man nicht vor sich selbst fliehen kann.

Die Frau trat vor den Spiegel und hielt den Schlüssel hoch. Sie wusste, dass dies ihre letzte Chance war, dass dieser Schlüssel der Schlüssel zu ihrer Freiheit oder ihrer Verdammnis sein könnte. Mit zitternder Hand steckte sie ihn ins Schloss und drehte ihn um.

Der Spiegel zersplitterte in tausend Stücke, und die Scherben fielen zu Boden, wo sie sich in Rauch auflösten. Und als der Rauch sich verzog, standen sie wieder vor dem Haus, genau so, wie es immer gewesen war.

„Aber wie?“ stammelte der junge Mann, seine Augen suchten nach einer Erklärung, die es nicht gab.

„Das ist die Macht des Hauses,“ sagte die Frau, ihre Stimme klang jetzt ruhig, fast erleichtert. „Es zeigt uns nicht, was wir sehen wollen, sondern was wir sehen müssen.“

Die Abenteurer standen vor dem Haus, dessen Fassade nun weniger bedrohlich wirkte. Die Dunkelheit schien sich zurückgezogen zu haben, als ob sie einer neuen Möglichkeit Platz machen würde.

„Es ist vorbei,“ sagte die Frau, aber ihre Stimme trug eine Spur von Unsicherheit.

„Oder der Anfang von etwas Neuem,“ fügte der junge Mann hinzu, seine Augen auf den Schlüssel gerichtet, den die Frau in der Hand hielt.

Bevor sie weiterdiskutieren konnten, öffnete sich die Tür des Hauses langsam von selbst. Ein warmes, einladendes Licht strömte aus dem Inneren, als ob das Haus selbst sie willkommen hieße.

„Das ist unsere Antwort,“ sagte die Frau. „Das Haus hat sich verändert, weil wir uns verändert haben.“

Sie trat vor und hielt den Schlüssel hoch, bereit, ihn ins Schloss zu stecken. Doch bevor sie es tun konnte, löste sich der Schlüssel in ihrer Hand in eine Wolke aus goldenem Licht auf und verschwand.

„Was bedeutet das?“ fragte der junge Mann, seine Augen weiteten sich vor Erstaunen.

„Es bedeutet,“ antwortete die Frau, „dass wir den Schlüssel nicht mehr brauchen. Das Haus hat uns freigelassen.“

Sie traten ein und fanden einen leeren, sonnendurchfluteten Raum vor. Die Dunkelheit war verschwunden, als ob sie nie existiert hätte. Aber als sie sich umdrehten, um die Tür hinter sich zu schließen, sahen sie, dass der Schlüssel wieder im Schloss steckte.

„Es ist eine Einladung,“ sagte die Frau, ihre Augen trafen die des jungen Mannes. „Für diejenigen, die nach uns kommen. Eine Chance, ihre eigenen Dämonen zu konfrontieren.“

Sie zogen die Tür hinter sich zu und verließen das Haus, das nun still und friedlich im Morgenlicht stand. Aber ich, das Haus am Ende des Rabenwegs, wusste, dass dies nur ein Kapitel in meiner endlosen Geschichte war. Ein Kapitel, das in Fragezeichen und nicht in Punkten endete, denn ich würde immer hier sein, wartend auf die nächste Gruppe von Abenteurern, die mutig oder töricht genug sind, meine Schwelle zu überschreiten.

Das dämonische Haus

Tief in den finsteren Wäldern von Kalifornien stand ein düsteres Haus, das seit Jahrhunderten sein Unwesen trieb. Es war ein verfluchter Ort, von dem die Einheimischen nur im Flüsterton sprachen. Jedes Mal, wenn Fremde sich in die Nähe wagten, verschwand am Ende der Nacht eine Seele.

An einem eisigen Freitag, dem 13., entschlossen sich Tomas, ein angesehener Jurist, und Sara, eine neugierige Studentin, das Geheimnis dieses Hauses zu erkunden. Beide hatten von den schaurigen Legenden gehört, aber ihr Verlangen nach Abenteuer überwog ihre Angst.

Die Nacht brach herein, als sie das verfluchte Anwesen erreichten. Der Himmel war von dunklen Wolken bedeckt, und der Wind heulte durch die knarrenden Bäume. Tomas und Sara traten zögerlich durch die knarrende Tür und in das Innere des unheimlichen Gebäudes.

Im Inneren des Hauses fanden sie düstere Gemälde, die von grässlichen Szenen zeugten, und der Boden ächzte unter ihren Schritten. Der Raum war eiskalt, und ein unheimliches Flüstern schien von den Wänden zu kommen. Sie machten sich auf die Suche nach Antworten, aber je weiter sie vordrangen, desto mehr schien sich das Haus gegen sie zu verschwören.

Mitternacht näherte sich, als Tomas und Sara in einem Raum mit einem alten Spiegel standen. Plötzlich begannen ihre Spiegelbilder, sich unheimlich zu verzerren, und aus dem Spiegel trat eine dämonische Gestalt hervor. Es lachte grässlich und griff nach ihnen.

Die Nacht des Freitag, den 13., nahm eine grauenvolle Wendung, als Tomas und Sara von unsichtbaren Kräften gegen die Wände des Hauses geschleudert wurden. Sie schrien vor Schmerz und Angst, während das Haus seine dämonische Macht offenbarte.

Schließlich, gegen Morgen, hörte das unheimliche Treiben auf, und das Haus verschlang die Seelen von Tomas und Sara. Ihre leblosen Körper wurden nie wieder gesehen.

Das verfluchte Haus hatte erneut zwei ahnungslose Opfer gefordert und würde weiterhin in der Dunkelheit lauern, bereit, jeden zu verschlingen, der sich in seine finsteren Hallen wagte.

Das Haus - eine etwas andere Heldengeschichte

.„och nö, das darf doch jetzt nicht wahr sein!“

Das Haus ächzte in der windigen Vollmond Nacht.

Es war schlimm genug, dass dieses Rudel sich im Erdgeschoss eingenistet hatte -den Erbauern sei Dank habe ich drinnen noch stabile Türen!- aber jetzt auch noch Abenteurer, die sie jagen wollen?

Die würden aus allem Kleinholz machen, was ihnen im Weg zum guten Silber stand.

Denn sind wir Mal ehrlich, die Helden tauchen zwar auf und töten die Monster, aber danach ziehen sie nicht einfach von dannen, oh nein!

Sie denken, ihnen gehört alles, was sie brauchen können.

Wehmütig dachte das Haus an die edlen Erbauer. Auch sie waren Abenteurer gewesen, Helden, die sich hier zur Ruhe gesetzt hatten.

Wie oft hatte das Haus andächtig gelauscht, während die Freunde am knisternden Kaminfeuer saßen und von ihren Abenteuern erzählt hatten?

Und von den kostbaren Schätzen und magischen Gegenständen, die jetzt hinter besagten stabilen Türen lagerten?

Dem Haus wurde Angst und Bange, die Heldengeschichten der Erbauer wurden auf einmal angsteinflößende Gruselgeschichten und es zitterte heftig mit den hölzernen Fensterläden.

Im Foyer hob der Leitwolf den Kopf, das Klappern hatte ihn misstrauisch gemacht und er witterte in die Nacht.

Ein kurzes Kläffen schreckte die Jungwölfe auf, und während der Alpha die Jungen anwies, sich draußen umzusehen, kam dem Haus eine Idee:
sie konnten kämpfen!

So schlimm war das Rudel nicht, und in ihrer menschlichen Form hatten sie sogar einige Reparaturen ausgeführt.

Und draußen Fallen aufgestellt.

Ja, vielleicht hatten sie tatsächlich eine Chance, die Schätze der Erbauer zu bewahren.

Leise knarzend traf das Haus eine Entscheidung, und öffnete die Tür, die ins Treppenhaus führte. Sie hatten nicht mehr viel Zeit, aber eine echte Chance gegen die Eindringlinge.

„Zeit, die Erbauer stolz zu machen!“ dachte es, und aktivierte einen Ionenstein, um mit den Wölfen zu sprechen.

Allein

Langsam und vorsichtig nähern sich Schritte. Voller Vorfreude quike ich auf. Es ist schon lange her, dass ich Besuch hatte. Jeder einzelne Besucher hinterlässt seine Spuren. Ich kann ihn hautnah spüren. Ich glaube es ist ein Mensch. Sein Gewicht wiegt schwer auf den Dielen meiner Veranda. Erneut quike ich, aufgeregt auf das, was mich erwarten wird. Ich spüre ein zögern langsam umfasst er meinen Türknauf und setzt Schritt vor Schritt. Warum zittert er so? Ich versuche es ihm so angenehm wie möglich zu machen. Ich lasse die alte Kerze im Eingangsbereich auflodern. Oft kann ich das nicht mehr machen. Es wird sich lohnen, ich spüre er ist etwas ganz Besonderes. Neugierig und ängstlich betrachtet der Mensch die Kerze. Er regt sich kaum. Wieso bewegt er sich nicht? Langsam schaut er sich um. Er hat es entdeckt. Mein Bild. Ich spüre eine warme Berührung. Es kitzelt. Ich lache. Ich lache lauter. Ich kann mich kaum halten. Alles vibriert. Die Fensterläden klappern. Die Treppe knarzt. Der Kronleuchter wackelt. Er fällt. Mit voller Wucht. Nein! In Sekunden prallt er auf den Boden und unter ihm der Mensch. Es schmerzt. Ich kann nicht mehr helfen. Ich spüre seinen warmen Atem, ein letzter Hauch. Ich bin wieder allein.

Ich beschütze Elena

Der Wind zupft an meinem Dach, wieder so ein bescheidenes Wetter. Die Nacht wird wieder gruselig. Wind, Regen mit Schnee vermischt. Ja, es gab für mich schon bessere Zeiten. Aber alles hat sich verändert, seit der Rabenweg gesperrt ist. Ich verrotte genau so wie die alte Straße. Wieder einen Ziegel verloren, es wird noch etwas nasser im Dachboden werden.

Es war doch so schön früher, wo noch Leben in der Bude war. Feste gefeiert wurden, mal elegant, mal obszön, mal langweilig mal erotisch, mal ausgelassen. Die Menschen von früher hatten erregenden Sex. All das ist Vergangenheit, seit Elena, das Hausgespenst sie alle vertrieben hat. Sie wurde einst in mir ermordet, sie konnte einfach nicht loslassen, so sehr hat sie mich geliebt.

Höre ich da ein Geräusch an der Tür, sie hängt zwar nur noch halb im Rahmen, aber sie funktioniert noch. Man muss sie richtig aufstemmen, wenn man zu mir will.

Die vier an der Tür wollen sich bestimmt nur unterstellen, es ist ja ein gruseliges Wetter. Wie haben sie mich gefunden, der Rabenweg ist ja schon lange zu? Es sind noch drei Stunden bis Mitternacht, dann wird sie Elena vertreiben. Was haben die für seltsame Geräte dabei?

Drei Damen und ein Herr, was könnte man da für eine schöne Orgie feiern, mit Schampus, Kaviar und Sexspielchen. Der Mann baut die Geräte auf, mitten in meinem Salon. Mein Salon war doch so schön früher und voll fröhlicher Menschen. Der Generator mach Lärm, wie ich ihn schon lange nicht mehr gehört habe und er stinkt nach Abgasen um meine gute Luft zu verpesten. Der Salon wird jetzt in ein gleisendes Licht getaucht. Hell, unerträglich hell, bei Kerzenschein war es doch viel schöner.

Die Damen unterhalten sich, ich kann nicht alles verstehen, die Worte werden durch den Wind gestört. Ich verstehe nur, „Geist“ und das Wort „fangen“. Wollen sie mich der letzten Gesellschaft, die ich noch habe berauben? Das werde ich nicht zulassen.

Was kann ich tun? Der Leuchter über dem Tisch ist schon etwas lose. Mit ein wenig Geschick kann ich ihn auf den Tisch fallen lassen. Das wird sie erschrecken und aus mir vertreiben. Gedacht, getan mit einem lauten Knall, fällt der Leuchter auf die Tischplatte. Die vier Menschen sind erschrocken, aber zu meinem Leidwesen, brechen sie in schallendes Gelächter aus. „Die Geisterstunde hat ja noch nicht einmal begonnen, schon eine Reaktion auf unseren Besuch.“ „Das PKE zeigt aber keine paranormalen Aktivitäten an.“

Da muss ich wohl zu härten Methoden greifen, die Kellerdecke ist ja auch nicht mehr so stabil. Krachend stürzt der Generator durch die Kellerdecke in den Keller. Ja, der Keller, ein wunderschönes SM-Spielzimmer war er früher. Die Menschen flüchten schreiend aus meiner Tür. Schön, dass sie Elena nicht vertrieben haben, ich liebe die Gespräche mit ihr.

Ein Haus mit Gedanken

Ich hasse es, wenn die anderen immer so viel Reden. Können sie nicht einmal etwas für sich behalten? Nein? Aber das sollten sie schnellstens lernen.

Es mag machen vielleicht komisch erscheinen, aber ich kann denken, Geschichten erzählen, aber ich tue es nicht. Ich habe nicht das Gefühl irgendjemanden in unsere größten Geheimnisse einzuweihen. Der Rest schon, sie erzählen immer alles jedem, und das will ich nicht.
Ich bin nichts außergewöhnliches, ich bin nicht der einzige Raum in diesem Gott verdammten Haus, der eigene Gedanken hat.

Ich höre die Tür knarren, wer war das? Waren das schon wieder Menschen? Das kann nichts Gutes bedeuten. Oft kommen möchte gern Abenteurer in dieses Haus. Natürlich, es war Zweihundert Jahre alt. Wer würde es nicht entdecken wollen, und dann noch bei Nacht. Ich höre die Bäume Rascheln, genauso wie die Schritte der Menschen. Aber ich kann hier nicht verschwinden, selbst wenn ich es wollte. Ich war nur der seelenlose, herzlose Eingangsbereich. Ich war ein Raum, ohne Gefühle, aber mit Gedanken. Als sie mit ihren Taschenlampen durch mich hindurch gehen, spürte ich ihre Schritte auf den Dielen. Ich blieb ruhig, ich plaudere nicht so gerne.
Sobald die Abenteurer aus meinem Sichtfeld verschwunden waren, hörte ich es auch schon, die Anderen Räume begannen Geschichten zu erzählen, über dieses Haus, Geschichten, die eigentlich Geheimnisse sind, die niemanden etwas anzugehen haben. Aber trotzdem redeten sie weiter. Ich hasse sie, würde ich nicht für immer hier verweilen müssen, würde ich verschwinden. Ich würde mich allein auf die Suche nach einem neuen zu Hause machen. Aber dazu wird es wie schon gesagt nicht kommen.
Ich halte es nichtmehr lange aus, wenn diese Menschen nicht bald verschwinden, werden sie es bereuen je einen Fuß in dieses Haus gesetzt zu haben. Doch da höre ich es, da a sind sie wieder, sie kommen wieder zu mir. Oje, dass werden sie bereuen. Egal was diese Menschen über dieses Haus gehört haben mögen, sie haben noch nie von einer Eingangshalle erzählt bekommen, die alles dafür tut, Menschen aus diesem Haus zu bekommen. Und deshalb lege ich los. Ich erzähle Sachen, wo es ihnen nie wieder erlaubt sein wird, auch nur an das Haus zu denken, maximal in ihren Alpträumen. Die Abenteurer hören mich, und sie laufen. Sie laufen so schnell wie ihre Beine sie tragen können. Und dann war es vorbei.
Diese Menschen kamen nie wieder in das Haus, und auch keine Anderen, wir wurden in Ruhe gelassen, und hoffentlich würde es auch für immer so bleiben.

Gefangen im Stein

Es regnete… Wie so oft in den letzten Wochen. Durch meine verrottenden Dachziegel drang das Wasser ein und ließ meine Eingeweide allmählich verschimmeln.
Zuerst lief es an den Dachbalken herunter und tropfte auf die bereits morschen Dielen im zweiten Obergeschoss. Immer wieder… Im Takt der alten Standuhr im Blauen Salon. Doch allmählich hatte die andauernde Feuchtigkeit meine Substanz komplett durchweicht und ließ die Steine, die meine Mauern und meinen Verstand zusammenhalten, bröckeln.

Ja, meine Mauern… Denn ich bin jeder Flur und jedes Zimmer, jede Tür und jedes Fenster. Ich bin in jedem Stein und in jedem Stück Holz. Ich bin das Herrenhaus und dennoch nur ein Gefangener. Seit dem Tod meines Meisters ist mein Geist an dieses verreckende Bauwerk der Menschen gekettet. Zerfällt das Haus, zerfalle auch ich. Mehr als dreihundert Jahre warte ich schon und werde schwächer. Doch allein kann ich mich nicht befreien.

Aber ich habe viel Geduld. Immer wieder kommen diese kleinen, nichts ahnenden Menschen zu mir. Sie geilen sich an den Geschichten der Villa und ihrer Vergangenheit auf. Der Nervenkitzel zieht sie an, führt sie zu mir. Wie die Motten zum Licht. Was wirklich geschehen ist werden sie nie erfahren. Doch irgendwann wird es passieren. Eine dieser fehlerhaften Kreaturen wird mir helfen hier herauszukommen. Ob sie will oder nicht…

Die Standuhr schlägt… Es ist Mitternacht. Ihr Läuten lässt meine alten Mauern noch immer erzittern. Ich schicke das Echo durch alle Räume um mich auf das was kommt vorzubereiten.
Auf der anderen Seite meines rostigen Eisentores kann ich Licht sehen. Taschenlampen!
Ich konzentriere mich und sammle meine Kräfte um die Pforten so vorsichtig wie möglich zu öffnen. Noch will ich sie nicht erschrecken. Ganz langsam, damit das Quietschen meiner Scharniere sie nicht verjagt. Ich lade sie ein zu mir zu kommen. Sie sind zu fünft. Vielleicht ist dieses Mal jemand dabei der mich befreit…