Als ich sieben oder acht Jahre alt war, verbrachte ich die Sommerferien alleine bei meiner Oma im Ammerland. Meine Eltern hatten sicher Besseres vor, Streiten zum Beispiel.
Meine Oma lebte in einem Dorf, das eher eine Ansammlung von Bauernhöfen war und in dem fast alle denselben Nachnamen trugen wie ich. Im Obergeschoß des alten knarrenden Bauernhauses sollte ich jetzt mehrere Wochen verbringen.
Schon beim Aussteigen aus dem Auto meiner Mutter konnte ich die Kühe hinter dem Haus hören und riechen.
Meine Oma, wie immer in geblümter Kittelschürze, strahlte mich an und umarmte mich fest. Ich murmelte etwas, machte mich los und rannte ins Haus.
Hier saß ich wieder den ganzen Vormittag am Fenster der kleinen Stube mit dem großen Esstisch und zählte Autos, während meine Oma das Mittagessen kochte.
Viel passierte nicht auf der Landstraße. Da, ein roter Käfer näherte sich. Ein Strich. Und ab und zu ein Trecker. War es derselbe wir vorhin aus der anderen Richtung? Zählte er dann?
Manchmal schlich ich mich in das Erdgeschoß, wo im hinteren Teil „Tante“ Grete wohnte und im vorderen die Räume der ehemaligen Bankfiliale lagen. Mit zitternden Fingern öffnete ich die Tür und trat in die Stille. Staub tanzte auf. Der alte Kassenraum seufzte leise. Ich trat an den Schreibtisch und berührte den Löschroller. Das trockene, raue Papier flüsterte mir Zahlen zu, Addition, Subtraktion, Sicherheit und Ruin.
Meine Oma rief nach mir. Mit einem langen Ausatmen ließ ich los und rannte die Treppe hoch.
Am Abend saßen meine Oma und ich wieder am Esstisch und ich lauschte der Wanduhr. Jeden Morgen zog meine Oma mit wissendem Blick an den Gewichten. Sie war die Herrscherin über die Zeit, meine Zeit.
Jetzt beobachtete ich, wie sie eine Scheibe Schwarzbrot nahm, sie mit Butter bestrich und dann über die Zuckerdose hielt. Langsam rieselten die kleinen Körnchen über das Brot, blieben an der Butter kleben. Wieder und wieder ergoss sich ein schimmernder Regen, bis ein gleichmäßiger Hauch das Brot krönte.
Meine Oma reichte mir die schwarz-weiße Scheibe und ich biss hinein.
Die Zuckerkristalle knirschten und zerplatzten. Ich schloss die Augen. Die saftigen Roggenkörner gaben Widerstand und verlängerten das buttrige Schmelzen in meinem Mund. Mit einem tiefen Seufzer öffnete ich die Lider und sah auf das angebissene Viereck in meiner Hand. Ich liebte meine Oma.
Ich mag keine Frankfurter und esse überhaupt sehr selten Fleisch, aber dieses Bild mit dem Schiff im Nebel? Ich bin an Bord.
Der Duft von Glück
Wie schmeckt Glück? Schmeckt es anders wenn man Kind ist? Kann man es riechen?
Der köstlichste Duft meiner Kindheit war der von warmen Hefeklößen.
Geschmeidig und wohlgeformt zeichneten sie sich unter einem Leinentuch ab mit welchem Omi sie zum Ruhen auf dem Küchenofen bettete. Bei diesem Anblick lief mir bereits das Wasser im Mund zusammen.
Die erste Ladung Klöße dämpfte bereits im heißen Wasserdampf vor sich hin.
Das Pflaumenkompott blubberte sanft im Topf. Manchmal gab es auch heiße Heidelbeeren dazu.
Dieser süße Wohlgeruch, so wunderbar. Ich freute mich riesig und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
Aufmerksam und voller Vorfreude beobachtete ich jeden Handgriff in der Küche. Mein Teller wurde angerichtet. Endlich.
Zwei wohlgeformte Hefeklöße, vollendet mit geschmolzener Butter und leicht karamellisiertem Zucker trug ich zum Tisch. Wie in einem See lagen sie da, vor mir, in warmes Pflaumenkompott gebettet.
Der Auftakt.
Selbstverständlich schaffte ich mehr als zwei.
Mit zwei Gabeln riss ich behutsam die Klöße auseinander. Heißer Dampf entwich und ich atmete ganz tief ein.
Jede meiner Geschmacksknospen wurde befriedigt als ich genüsslich Bissen für Bissen dieser fluffig weichen, köstlich süßen Klöße in mir aufnahm. Das Zusammenspiel aller einzelnen Komponenten schien einfach perfekt.
Genauso mussten sie sein. Das konnte nur Omi.
Ich befand mich in meiner kindlichen Glückseligkeit.
„Schmeckt’s mein Röschen ?“ fragte Omi mich liebevoll. Mit vollem Mund nickte ich eifrig und murmelte: „Danke Omi. Gibts noch mehr?“
Diese wunderbaren Erinnerungen bleiben für immer.
Die Liebe zu Hefeklößen konnte ich auch an meine Kinder weitergeben. Allerdings heißen sie heute Germnknödel und meine Jungs lieben sie ohne Füllung aber mit viel Vanillesoße und gezuckerter Mohnbutter. Ich glaube, auch sie haben ihre kulinarische Glückseligkeit gefunden.
Ich habe einen wiederkehrenden Albtraum, in dem ich in der Küche meiner Großmutter sitze und sie mir etwas Warmes zu Trinken macht. Es ist alles sehr gemütlich, aber irgendwie auch … falsch. Als sie sich umdreht, fällt mir ein, dass sie vor fast zwei Jahrzehnten gestorben ist. Dann wache ich auf. Zumindest bei mir lösen diese beiden Sätze mit minimalem Aufwand maximales Unbehagen aus.
Eine wunderbare Idee, ich schau mal ob ich Zeit habe neben dem Essen zu schreiben Scherz ohne, den Schubs vertrage ich gut, ich starte schon seit einem Jahr… wie man in Österreich sagt: das zieht sich wie der Dreck am Wasser… ich habe diesen Sager schon eingedeutscht, den Dialekt will ich euch nicht zumuten. Happy Tip an die Community
Hey, schön, dass du da bist! Ich würde das sonst mit einem Herzchen sagen, aber in diesem Thread ist ein Like eine Art Literaturpreis. Für Kommentare zur oder Gespräche über die Schreibsaison ist dieser Thread am besten.
Woah. Ich liebe das Überbordende und Uneindeutige an diesem Text, Stolz und Ekel. Und die Beschreibung der Wurst ist zugleich absolut sinnlich und absolut beunruhigend. Wörter sind toll.
Alles Bio, versprochen!
„Frische Semmeln, nur 60 Pfennich das Stück!“, schrie Meggie. Schwitzende Leiber schoben sich schon früh zwischen den bunten Marktständen. Alle schauten sie sich die vielfältigsten Waren an, die bunt und ausgefallen von den Verkaufenden drapiert wurden. Während sich die Bäckerstände mit ihren verführerischen Düften duellierten, schien sich ausgerechnet die Konkurrenz vor Meggie zu behaupten. Brote viel zu schwarz, Zimtschnecken mit zu viel Zimt oder Apfelkuchen, der eher wie eine zerkochte Brühe aussahen, fand Maggie, aber trotzdem standen sie an wie die Doofen.
Meggie probierte es noch einmal: „Frische Semmeln, nur 50 Pfennich das Stück!“
Ein kleines Kind schaute völlig verschreckt zu ihr hinauf. Es umschloss mit seinen kleinen Händen vorwurfsvoll die Ohren.
Meggie richtete sich an ihn: „Hast du 50 Pfennich? Wenn nicht, dann kusch dich du Lümmel!“, zischte sie.
Sie schaute mürrisch zum ollen Holger gegenüber. Das Kind war zu ihm gehuscht. Sie sah es genau, es legte 80 Pfennig auf die Theke und wartete ungeduldig das der olle Holger die Zuckertorte fertig in ein Stück Backpapier verpackte. Pah, Kinder heutzutage leckten lieber an purem Zucker. Die vertrugen doch die subtile Süße ihres Karottenbrotes gar nicht mehr… Sie hob das Karottenbrot hoch.
„Karrrrottenbrot, nicht mehr als 65 Pfennig das Stück!“ Ein vorbeilaufender Herr wischte sich angewidert Speichel aus seinem Gesicht und schaute sich nach der Quelle der Feuchtigkeit um. Meggie schaute unschuldig, geschäftig rüber zu Bianca, die gerade einen krossen Fisch für eine Kundin aufschnitt. Natürlich nur so lange, bis der Herr weitergezogen war. Bianca beim zigtausendsten Mal dabei zusehen zu müssen, wie sie mit den Ökotanten über die beschichteten Pappteller diskutierte, ödete sie an. Tatsächlich war das jedoch der Moment, in dem Meggie eine Idee kam.
„Hey Bianca!“, rief sie. Bianca schaute nicht von ihrem geschäftigen Treiben auf.
„Ich leih dir nichts mehr, mach deine Brote einfach besser beim nächsten Mal.“, sagte Bianca.
„Meine Brote sind nicht… Ich will dich gar nicht nach Geld fragen. Siehst du den Ollen da drüben? Wenn ich schon dieses dümmliche Grinsen sehe… weißt du, warum der so viel verkauft?“
„Weil er seine Brötchen bäckt?“, fragte Bianca.
Meggie schlug zurück: „Weil seine Brötchen nicht nach Chemiepappe schmecken. „Weißt du wie wir das umgehen können?“ fragte Meggie, wartete dieses Mal jedoch auf keine Erwiderung von Bianca. „Indem wir einfach meine Brötchen mit deiner Soße füllen!“
Bianca wollte bereits zu etwas ansetzen, hielt dann jedoch inne. „Das wird richtig abgehen“, führte Meggie aus, „und wir werden dann dafür mehr verlangen, ist ja schließlich Öko.“ Meggie verschränkte gewinnend die Arme vor ihrer Brust. „Na, was sagst du?“
Die Dame, die gerade ihren krossen Fisch mit der vor der Bude stehenden Soße bespritzen wollte, sicherlich um Plastik zu sparen, schaute auf.
„Ihr verkauft Soße auch im Brötchen statt auf diesem ekligen Pappteller?“ Sie schaute vorwurfsvoll zu Bianca, die ihr vor wenigen Minuten noch sagte, es gäbe entweder den Pappteller oder keinen Fisch. „Kann ich meinen Fisch auch auf einer Brotscheibe haben?“
„Aber sicher doch. Eine Scheibe macht 30 Pfennig und die Soße im Brötchen noch mal 60. Das müssen wir so machen, weil Öko nun mal teurer ist.“
Die Einnahmen an diesem Tag ließen Meggie richtig gute Laune haben. Alle Leute, die bereits gingen und vom Markt aus dem Ausgangstor gespuckt wurden, ließen mehr Platz zum Atmen. Die Hitze wich und Meggie pfiff am heutigen Abend beim Zusammenpacken sogar ein fröhliches Lied. Kaum eine volle Kiste würde sie nach Hause bringen. Das Einzige, was nicht aufhören wollte sie zu plagen, war der anklagende Blick vom ollen Holger, als Bianca und Meggie an ihre Tafel „Bio“ geschrieben hatten.
Bittersüß. Und man ahnt, dass hinter diesem kleinen Ausschnitt noch eine viel größere Geschichte steht.
Der Ecktisch in der Nische des Restaurants, die eine gewisse Privatheit im großen Gastraum gewährte, war immer für Willrott und seine Gäste reserviert. Die Kanzlei zahlte dafür, auch wenn der Tisch am Abend leer blieb. Heute Abend aber war der Tisch besetzt. Oberbürgermeister Hajo Posch und der Besitzer der Privatbank Heinrich Umbreit hatten sich zu Alexander Willrott gesellt, der gerade Messer und Gabel auf seinen Teller fallen ließ und den letzten Rest des edlen Rotweines schlürfte, den er sich zu seiner vorzüglichen Piccata Milanese gegönnt hatte. Willrott lehnte sich zufrieden zurück und rülpste genüsslich.
Posch quittierte Willrotts eigenwillige Tischmanieren mit pikiertem Blick, legte ebenfalls das Besteck aus der Hand, griff nach der Stoffserviette und reinigte penibel Mund und Hände, obwohl er seine Spaghetti noch nicht einmal zur Hälfte aufgegessen hatte. Ihm war der Appetit vergangen.
Umbreit hingegen aß unbeeindruckt weiter. Es störte ihn nicht im Geringsten, dass Willrott und Posch ihm zusahen, wie er das Innere seines Hummers ausschälte, bis auch das letzte Stück der rosaroten Köstlichkeit in seinem Mund verschwunden war. Was bezahlt wird, wird gegessen, an dieser Devise hatte er sein Leben lang festgehalten. Geld, in welcher Form auch immer, verschenkte man nicht, keinen Cent, an niemanden.
Umbreit investierte lieber. Zusammenraffen und gewinnbringend anlegen, nur so machte Geld Sinn und echten Spaß, besonders wenn es nicht das eigene war. Der Umgang mit Geld war nicht nur sein Beruf, es war sein Lebensinhalt. Das störte ihn auch an Willrott am meisten, der das Geld mit beiden Händen zum Fenster rauswarf. Willrott hatte sich inzwischen eine wuchtige Villa an den Stadtrand gebaut, fuhr Jaguar und verbrachte jede freie Minute im Golfclub oder in tropischen Urlaubsparadiesen, getreu seines Lebensmottos nur das Beste ist gerade gut genug. Aber er war ein brillanter Anwalt und für Umbreits nicht immer ganz einwandfreie Geschäfte unverzichtbar. Und Willrott wusste das, längst hatte er das Ruder an sich gerissen. Posch und Umbreit hatten keine Chance und gaben sich mittlerweile mit dem zufrieden, was Willrott ihnen noch zubilligte.
Sehr zum Ärger von Oberbürgermeister Hajo Posch, der am liebsten alle verfügbaren Mittel aus ihren gemeinsamen Geschäften für imposante Projekte in seiner Stadt eingesetzt hätte. Vor fünfzehn Jahren war er als Vertreter der Pharmaindustrie aus Hamburg nach Neustadt gekommen und schon kurze Zeit später als parteiloser Kandidat von den Bürgern, die genug hatten von ihren wankelmütigen Kommunalpolitikern, auf den Sessel des Oberbürgermeisters katapultiert worden. Ein großartiger Erfolg für seine bis dahin eher mäßige politische Karriere, ein Erfolg, der damals landesweit Schlagzeilen gemacht hatte. Er hatte sich einen guten Ruf erarbeitet in seinen fünfzehn Amtsjahren, in denen er aus dem verschlafenen Städtchen ein ansehnliches Mittelzentrum gemacht hatte. Seine rigoros mit Unterstützung von Umbreit durchgezogene Wohnraumverdichtung hatte Neubürger in die Stadt geholt, die rege Bautätigkeit für Arbeit und Wohlstand gesorgt. Sie würden ihm ein Denkmal setzen, wenn er im nächsten Jahr das Rathaus verließ, das war sicher.
Von den genialen Anfängen war indes nichts mehr übriggeblieben. Inzwischen ging es nur noch um finanzielle Interessen. Er hatte immer versucht, das Wohl der Bürger und der Stadt in den Vordergrund zu stellen. Das war vorbei, seit er und Umbreit damals Willrott als Rechtsanwalt ins Boot geholt hatten.
Als Heinrich Umbreit endlich auch nicht den kleinsten Fetzen Hummerfleisch mehr in der Schale ausmachen konnte und sein Besteck abgelegt hatte, kam Willrott auf den eigentlichen Grund für ihr Arbeitsessen zu sprechen: Staatsanwalt Greiner, der zunehmend nervöser und damit zur Gefahr für ihre Unternehmungen wurde.
„Ganz ehrlich“, murmelte Umbreit, während er die Reste des Hummerfleisches mit viel Mineralwasser aus den Zähnen spülte. „Mir ist das egal. Was soll er uns schon anhaben?“
Willrott trommelte mit den Fingerkuppen auf der blütenweißen Tischdecke. Seine blasse Gesichtshaut verfärbte sich gefährlich rot und ließ die Aknenarben noch deutlicher hervor scheinen. Von seiner eben noch zur Schau gestellten Zufriedenheit war nichts mehr übrig. Er kochte innerlich. Was bildete sich dieser Fatzke ein?
„Also ich finde er hat recht!“, warf Posch ein und öffnete rasch den Krawattenknoten, der ihn zu ersticken drohte. „Wir brauchen jetzt endlich seine Ernennung zum Oberstaatsanwalt und für uns alle am besten verbunden mit einer weit entfernten Versetzung.“
„Und wie soll das gehen?“, brummte Umbreit. Er hatte sich nichts vorzuwerfen. Sein Part in diesem Spiel war durchweg legal, wenn auch nicht immer moralisch einwandfrei. Er war Geschäftsmann, ein Banker mit Leib und Seele, für moralische Bedenken blieb kein Raum. Doch Willrotts Ton gefiel ihm nicht und er beschloss lieber zu kooperieren, als einen Konflikt zu provozieren.
„Das wüsste ich auch gerne“, warf Posch ein. „Dazu müsste er wenigstens einen spektakuläreren Fall haben, mit dem er sich für eine solche Position empfehlen könnte. Bislang ist er noch nicht mit besonderen Leistungen in Erscheinung getreten, eher im Gegenteil. Da stehen ganz andere oben auf der Beförderungsliste.“
„Das lässt sich ändern. Außerdem zählen in diesem Land nicht Leistung, sondern Beziehungen. Nutzt also eure Kontakte. So schwer kann das doch nicht sein, für den Rest sorge ich, wie immer, wenn es um was geht“, antwortete Willrott eine Spur zu zynisch und zu laut.
„Meine Herren, wir wollen doch nicht die Haltung verlieren. Wir sind hier nicht allein“, beruhigte Posch. Dabei nickte er höflich den Gästen am Tisch gegenüber zu und winkte Catal heran, der immer noch an der Theke stand und die Diskussion in der Nische aufmerksam verfolgte.
Catal näherte sich der Nische mit einem Beleg, den er Willrott überreichte. „Waren alle zufrieden“, fragte er beiläufig, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.
Willrott unterschrieb den Beleg und reichte ihn Catal zurück. Posch und Umbreit standen auf.
„Ich verlasse mich auf euch“, rief Willrott ihnen nach, als die beiden bereits durch die vollbesetzte Gaststube zum Ausgang marschierten.
Catal setzte sich neben Willrott und betrachtete ihn neugierig. „Was ist los?“
„Melina Simon. Sie wurde heute vorzeitig aus der Haft entlassen.“
Catal kratze sich unschlüssig an der Nase. Dann beugte er sich dicht zu Willrott „Du hast doch gesagt, sie kommt auf keinen Fall früher raus“, flüsterte er kaum hörbar.
„Davon bin ich ausgegangen“, antwortete Willrott ebenfalls in gedämpfter Lautstärke. „Du solltest deine Übersiedlung nach Italien lieber vorziehen Aber erst bringen wir zu Ende, was wir angefangen haben.“
„Was hast du vor?“
„Das sage ich dir, wenn es soweit ist.“
Sehr gute Beschreibung der Duftkreationen in den damaligen Gasthäusern. Daran kann ich mich auch noch gut erinnern, und wie meine Kleidung und die Haare nach Tabak und Fritteuse gerochen haben. Aber die Pommes waren es wert.
Spannend, dieser Abgrund zwischen den beiden Schwestern. Diese kleine Szene macht neugierig darauf, wer diese beiden Mädchen sind und in was für einer komplexen Beziehung sie zueinander stehen.
Wo genau stelle ich meinen Text ein?
Ein stiller, unglaublich dichter Text. Das gelangweilte Kind, das am Fenster sitzt und Autos zählt und sich vielleicht nicht sicher sein kann, ob seine Eltern noch ein Paar sind, wenn es sie zum nächsten Mal sieht, die staubige, melancholische Stimmung über allem.
Diese Beschreibung.
Und am Ende das Zuckerbrot, ein Trost, genau wie die Liebe zur Oma.
Und wer ist überhaupt „Tante“ Grete? Dieser Text hat wirklich Potenzial.
Hier. Dort findest du auch heraus, welches Thema diese Seitenwind-Woche hat. Viel Spaß und viel Glück!!
EDIT: Verzeih, ich war gedanklich im falschen Thread. Du hingegen bist hier genau richtig.
Sorry Elisabeth, ich kapiers noch nicht. Soweit ich es verstehe, kann ich nur Bezug nehmen auf einen Post (z.B. deine Nachricht).
Aber wie kriege ich meinen Beitrag zur Seitenwind Woche 1 gepostet?
Mir geht’s genauso. Hab ewig hin und her probiert. Nicht sicher ob ich das jetzt richtig gemacht habe.
Gar kein Problem und kein Grund, sich zu entschuldigen. Scrolle einfach bis ganz nach unten. Dort findest du mittig in Blau die Schaltfläche „Antworten“. Wenn du die anklickst, öffnet sich ein Fenster, von dem aus du einen Beitrag den Thread posten kannst.
»So ist es perfekt, nicht wahr?« Sie macht einen Schritt zurück, streicht sich die Schürze glatt und lässt einen kritischen Blick über den Tisch streifen. Ihre Zunge benetzt die trockenen Lippen, am Hals haben sich rote Flecken gebildet. Ich nehme ihre Hand, sie fühlt sich kalt an.
Auf der weißen Tischdecke brennen Kerzen. Ihr Licht spiegelt sich in den Kristallgläsern. Exakt in der Mitte sind die Rouladen platziert. Scharf angebraten, die Kruste zur Perfektion gebräunt. Links daneben die dampfenden Kartoffeln in Omas Sonntagsschüssel. »Es ist perfekt, Mama« flüstere ich und lächele sie.
Vor dem Haus nähern sich schwere Schritte. Eilig streicht sie sich eine Haarsträhne hinter die Ohren. Die Tür knallt ins Schloss. Unwillkürlich zucke ich zusammen. Dann steht er in der Küche, die Aktentasche in der Hand. Ein genervtes Lächeln umspielt bei unserem Anblick seine Lippen. Vielleicht liegt es auch nicht an uns.
»Was für ein Tag. Gibt es wenigstens was Gutes zu essen? Das hat sich ein Mann wohl verdient.« Er schleudert die Tasche in die Ecke und lässt sich ächzend auf seinen Platz fallen. Eilig machen wir es ihm nach.
»Tischgebet!«, grollt er. Wir reichen einander die Hände. Seine ist schwitzig, ihre zittert in meiner. Oder bin ich das?
»Komm her Jesus sei unser ganz und segne was du uns bescheret hast«, rezitieren wir. Er belädt sich den Teller und schneidet in das Fleisch. Die Klinge gleitet wie durch Butter hindurch. Er mustert mich durchdringend. Schnell schiebe ich mir eine Portion in den Mund. Vor Aufregung schmecke ich nichts.
»So einen Scheiss kann man nicht essen!«, poltert er. Er holt aus und fegt die Schüsseln vom Tisch. Nur einen Wimpernschlag später liegt das Abendmahl zermatscht zwischen unzähligen Scherben auf dem Boden. Oma! Mir schießen die Tränen in die Augen.
»Geh nach oben, Mathilda. Zeit für deine Hausaufgaben.« Ich schleiche mich die Holztreppe hoch und schließe die Tür hinter mir. Ich lasse mich auf der Bettkante nieder. Von unten tönt Geschrei zu mir hinauf. Ich versuche, mich auf das Muster meiner Tapete zu konzentrieren. Auf das Eichhörnchen, das Reh und die Bäume. Die Geräusche lassen sich nicht ausblenden. Ich beobachte, wie das Licht der untergehenden Sonne sich in Richtung Fenster zurückzieht. Langsam kriechen die Finger über den Boden und wandern die Wand hinauf.
Später, ich weiß nicht, wie spät es ist, öffnet sich die Tür. An ihren behutsamen Schritten und dem Duft von Zitronengras, den ihr Parfüm verströmt, erkenne ich sie. Sie legt sich zu mir und streichelt über meinen Kopf. Ich kann sie nicht mehr aufhalten. Heiß strömen die Tränen meine Wangen hinunter. Sie wischt sie weg. »Vielleicht hätten wir doch mehr Salz nehmen sollen?«, flüstere ich. »Bestimmt, mein Schatz. Morgen machen wir das. Dann wird alles gut.« Ich schließe die Augen. Ja, morgen wird alles gut.
DANKE SEHR. Das macht es klarer.