Seitenwind: Die Papyrus Autor-Schreibsaison im Herbst 2022

@Werwolf
Hallo Werwolf,

Danke für Deine Rückmeldung.
Für die ß-Regel gehe ich natürlich einig mit Dir - lang und kurz der vorhergehenden Vokale ist ein logisches Kriterium.
Ich hänge noch ab und zu an meiner alten Schulerziehung. :grinning: Im Papyrus, sprich für Bücher, nutze ich natürlich das Angebotene und schätze es!
Deinen Vergleich bis ins Althochdeutsche, bzw. zur hochdeutschen Sprache kann ich so nicht ganz nachvollziehen, da es hier weniger um ‚Reformen‘ ging, als um Kommunikation und Verständnis untereinander. Da war eine höhere Platform sinnvoll. Diesen Ansatz sehe ich in den ‚Reformen‘ der letzten Jahrzehnte nicht.
Herkunftswörterbücher wären auch frühzeitlicher keinesfalls überflüssig, da keine Sprache sich aus sich selbst geboren hat. Unsere vielfältigen sich auf den verschlungensten Pfaden beeinflussten Kulturen haben ihre Spuren hinterlassen - nicht zuletzt in den Sprachen. Das ist sehr spannend und trägt zur Bewusstseinsentfaltung bei und sollte Teil der heutigen Bildung sein.
Sogar die Dialekte als eigenständige Parallelen tragen zur Wurzelfindung bei und verdienen es, unbedingt gepflegt zu werden.

Danke für die angeregte Diskussion und alles Gute,

Lignus

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Das ist alles sehr illuster! Bin gemeinsam mit meiner Frau(eigentlich eine IT-Spürnase) eine gute Stunde auf der Suche, um meine Geschichte einzustellen. Wie und wo bringe ich meine Geschichte auf eure Seite? In welchen Thread kopieren und wie! Eigentlich müßte doch hier auch ein Papyrus Dokument eingefügt werden können. Gern würde die Story loswerden.
Liebe Grüße Oskar05

Einfach als „Antwort“ im Thread „Brötchen mit Soße für 60 Pfennig“ platzieren :slight_smile:
Ein Papyrus-Dokument geht hier nicht, es soll ja für die Allgemeinheit lesbar sein und bleiben.

Hallo Elisabeth,
da ich wenig Erfahrung mit Schreibzirkel und Co habe, eine Frage: Wo/Wie kann ich meinen Artikel bezüglich SEITENWIND reinstellen??? Was übersehe ich da??
Bin da ein richtiges Nackerpatzl.

OK… Es waren die Eiersalat-Brote am Sylter Weststrand. Wind gab es dort eigentlich immer; erste Sandkörner landeten bereits beim Auspacken der Stullenpakete auf den Weißbrotscheiben, zuerst knirschte es beim Hineinbeißen, dann lag der Sand einem beim Kauen auf der Zunge, erst der Hagebuttentee spülte alles runter… Der Sand lag auf unseren Schottendecken, liess deren verschachtelten Muster immer unschärfer werden, und füllte unablässig die wechselnden Mulden, er tapezierte unsere sorgsam mit Sonnencreme eingeriebenen Rücken mit einer glitzernden Schimmerschicht und führte zu spontanen Schwangerschaften der mitgebrachten Bücher.

An diesem Weststrand war eben ungeheuer viel Sand unterwegs, feiner nein: allerfeinster Sand der kleinsten Körnung, Flugsand beim leichtesten Windstoß. Verglichen mit dem Inhalt der Sanduhren unseres jungen Lebens war das natürlich eher wenig Sand. Jetzt, Jahrzehnte später, wenn ich beim Einkaufen eine Packung Eiersalat sehe, kann ich das Knirschen der Kinderzeit immer noch hören. Und dann wünsche ich mir einen ganz anderen Sand, grobkörnig und scharfkantig, feucht, mit kleinen Tränen aus Teer, Kippen kein Hindernisgrund, Kronkorken die Krönung. Und diesen Sand werde ich immer wieder austauschen gegen den rieselfrohen, leichtgewichtigen, lebensunlustigen Inhalt des Reservoirs meiner Sanduhr des Lebens, austauschen bis zum letzten Tag, bis zum letzten Sandkorn.

Hallo Frieda!

Kein Problem, das ist schnell erklärt. Du begibst dich auf den Thread für diese Seitenwind-Woche, scrollst bis nach ganz unten, klickst auf den blauen „Antworten“-Button und fügst deinen Text in das Fenster ein, das sich dann öffnet. Mit dem blauen „Antworten“-Button links unter dem Eingabefeld schickst du den Text dann ab. Und das war’s schon! Ich freue mich sehr auf deinen Beitrag.

Pommchen
Wenn ich bei Oma war, gab es immer etwas leckeres zu essen. Doch am liebsten hatte ich es, wenn sie für mich Pommes in den Ofen schob. Schon als ich ganz klein war, habe ich mir einen Hocker genommen und mich vor den Backofen gesetzt, um die „Pommchen“ zu beobachten. Schließlich musste ich doch aufpassen, dass sie nicht verschwanden oder gar verbrannten. Es hatte auch keiner Angst mich dort vor dem Backofen sitzen zu lassen. Denn ich wusste schon, dass man die leuchtende Scheibe nicht anfassen durfte. Denn die war heiß und das würde wehtun. Aber mich mit einem Hocker mit etwas Abstand davor setzen und zuschauen, wie die kleinen hellgelben wabbeligen Stäbchen zu knusprigen Pommchen wurden, das war toll. Und damit ich meine Oma nicht ständig fragte, wann die Pommchen denn fertig seien, hatte sie mir ein kleines, gelbes Küken in die Hand gelegt. Dieses tickte leise vor sich hin und ich wusste genau, dass, wenn es laut klingelte, würden die knusprig leckeren Pommchen fertig sein. Ganz zu Anfang war ich einmal so ungeduldig und dachte mir, wenn ich das Küken schneller dazu bringe zu klingeln, kann ich auch früher meine heißgeliebten Pommchen essen. Doch kaum hatte ich das Küken in meinen Händen zum Klingeln gebracht, war von meinem Hocker aufgesprungen und rief aufgeregt: „Oma, Pommchen sind fertig!“, da kam meine Oma auch schon in die Küche, warf nur einen kurzen Blick in den Ofen und schüttelte dann lachend den Kopf, während sie mir die Haare verwuschelte. „Du Schlingel. Nur weil du das Küken zum Klingeln gebracht hast, sind deine Pommes doch noch nicht fertig. Du siehst doch wie hell sie noch sind. Sei nicht so ungeduldig sonst schmecken sie dir nachher nicht.“, erklärte sie mir mit sanfter Stimme, nahm mir das Küken kurz aus der Hand und stellte es neu ein, um es mir dann zurückzugeben. „So und jetzt musst du geduldig warten.“ Mit diesen Worten verließ sie wieder die Küche und ich setzte mich zurück auf meinen Hocker. Nachdenklich sah ich von dem Küken in meiner Hand, welches nun wieder leise tickte, zu den Pommchen im Backofen und meine Oma hatte leider recht. Die sahen noch überhaupt nicht lecker aus. Sie waren noch ganz hell und matschig. Schade, dass der Trick nicht funktioniert hatte. Doch schon wenige Minuten später klingelte Küken wieder und diesmal sah ich das die Pommchen hinter der Scheibe des Backofens super lecker aussahen. Da hatte ich gelernt gehabt, dass das Warten sich lohnte und Geduld zu viel leckeren Pommchen führte.

Du hast mich voll erwischt, ich bin zutiefst berührt und betroffen… Ich hab das Ende wohl geahnt, konnte aber dennoch nicht aufhören zu lesen. Ich habe noch nie „Armer Ritter“ gegessen, war immer neugierig wie der wohl schmeckt, aber nach deiner Geschichte ist mir der Appetit vergangen.Mir wird schon beim Gedanken an den armen Ritter schlecht. …

Als ich ein Kind war, sind wir einmal pro Jahr in den Schwarzwald zu meiner Tante gefahren, um dort unseren Sommerurlaub zu verbringen.
Die Tante war sehr streng, konnte aber sehr gut kochen. Doch die Nachbarin und sehr gute Bekannte meiner Tante, eine ziemlich alte Dame, genannt Tante Minna wohnte dort mit Onkel Hermann zusammen, konnte noch besser kochen als meine Tante.
Tante Minnas Wohnung glich einem Museum. Die Möbel bestanden aus Schwarzwälder Barockteilen und die Polster waren alle mit selbst gehäkelten Deckchen in wollweiß bedeckt. Dieses ganze Ambiente hatte eine sehr warme Ausstrahlung, obwohl es vor 45 Jahren schon altmodisch war, sich so einzurichten und ich das Gefühl hatte, die Möbel bzw. die komplette Einrichtung sei schon hunderte von Jahre alt.

Diese beiden sehr netten alten Menschen aßen jeden Samstag Petersilienkartoffel, also nicht nur Kartoffeln mit Petersilie, sondern eine ausgeklügelte Sauce mit Petersilie, die über die Kartoffeln kam. Diese Kombination war so lecker, so dass ich jeden Samstag das Glück hatte, von Tante Minna und Onkel Hermann zum Petersilienkartoffelschmaus eingeladen zu werden. Ich machte daraus auch keinen Hehl, dass mir das Gericht besonders gut schmeckte, denn zu dieser Zeit war mein Leibgericht Brot mit Nutella, zum Leidwesen meiner Eltern und der strengen Tante, die so gut kochen konnte, der ich aber niemals mitteilte, dass ihr Essen gut schmeckte.

Ohne Blub

In meiner Erinnerung bin ich mir nicht in jedem Detail sicher, was damals geschah. Es muss im Winter gewesen sein, Anfang 1962. Auf dem Flur des alten Krankenhauses war es ziemlich kalt. An der den Fenstern gegenüberliegenden Seite standen Betten aufgereiht, Kopfteil an Fußende. In den meisten lagen Patienten, die auf eine Behandlung warteten. Der jüngste von ihnen war ich, der fünfjährige Blinddarm.

Nachdem ich in den Arm eine Spritze von einer Krankenschwester mit einem auf die Dauerwelle gesteckten Häubchen bekommen hatte, wachte ich in einem Zimmer auf, in dem es eine Heizung gab und fünf weitere Betten. Die Wärme machte die langsam beginnenden Schmerzen an der Operationsnarbe erträglicher. Die neugierigen Blicke der anderen Patienten verstand ich nicht. „Na, was ist es bei dir?“, fragte endlich einer von der anderen Zimmerseite.

Bevor ich die Frage verstanden hatte und antworten konnte, wurde die Tür aufgerissen. Alle Köpfe drehten sich in diese Richtung.

„Guten Tag, wie geht es uns denn heute?“, rief der alte Mann im weißen Kittel in das Zimmer und kam auf mich zu. Weitere weiß gekleidete Männer folgten ihm. Ich sah ihn stumm an.

„Wie geht es dem Blinddarmpatienten?“, fragte er halb an die weißen Männer, halb an mich gerichtet.

„Ich habe Hunger.“

„Da wird das Mittagessen helfen“, antwortete der alte weiße Mann, während er meine Bettdecke zur Seite schlug und meinen bandagierten Unterbauch abtastete. Ich verhielt mich dabei still, was ihn offenbar zufrieden stimmte. „Unsere Küche hat doch sicher wieder etwas schön Gesundes für unsere Patienten vorbereitet, oder?“, sprach er an die anderen weißen Männer gewandt, ohne eine Antwort zu erhalten.

„Das werde ich mir morgen gründlicher ansehen“, sagte er, wieder halb an die weißen Männer, halb an mich gerichtet und steuerte dabei auf das nächste Krankenbett zu.

Unendlich lange nachdem die weißen Männer gegangen waren, knurrte mein Magen so laut, dass alle im Zimmer es hören mussten. Ich versteckte mich unter der Bettdecke und tat so, als hätte ich mit dem Knurren nichts zu tun.

Dann kam endlich die Schwester mit der Häubchendauerwelle, die mir vor der Operation die Spritze gegeben hatte, mit einem Servierwagen durch die Tür und rief: „Es gibt leckeren Spinat zum Mittag.“ Mein Magen verkrampfte sich sofort und ich wünschte mich zu meiner Oma an den Küchentisch. Sie war die Einzige, die nicht nur wusste, dass ich Spinat hasste, sondern mir auch nie welchen auf den Teller füllte. Meine Mutter sagte immer: „Da ist sehr viel gesundes Eisen drin, und es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.“ So sah es die Krankenschwester wohl auch. Sie stellte mir außer einem Becher Tee einen Teller mit Spinat, Salzkartoffeln und einem leicht angebrannten Stück Hackbraten auf den Auszug des Nachtschranks. Ich rührte den Teller nicht an.

Eine Weile später knurrte mein Magen noch lauter. Die Häubchendauerwellenschwester kam mit dem Servierwagen zurück und sammelte das Geschirr ein. „So geht das aber nicht, du musst essen“, sagte sie in einem sehr bestimmten Tonfall, als sie meinen unberührten Teller sah.

„Kannst du dich noch nicht richtig aufsetzen? Soll ich dir helfen?“ Sie hatte noch nicht zu Ende gefragt, setzte sich aber schon auf einen Holzstuhl neben den Nachttisch. Ich richtete mich etwas auf, weil ihr Gesichtsausdruck keinen Widerspruch duldete. Sie nahm die Gabel und führte sie mit Spinat darauf an meinen Mund. Automatisch öffnete ich Lippen und Zähne. Der Spinat berührte meine Zunge und meinen Gaumen. Ich musste würgen. Der Spinat wählte den Weg in die Richtung der weißen Schwesterntracht. Die Tracht und das Gesicht de Schwester waren grün gesprenkelt. Ich hörte ein lautes, entsetztes Schreien.

An das, was direkt danach geschah, erinnere ich mich nicht so genau. Ich bin aber sicher, dass ich in den folgenden Tagen der einzige Patient in dem Zimmer war, der vor der Essenslieferung gefragt wurde, ob ihm das Angebot der Küche zusagte.

Ich habe nie wieder an so vielen Tagen nacheinander mein damaliges Lieblingsessen, Kartoffelstampf mit Apfelmus, bekommen.

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Ich hab mich gerade registriert, weil ich das Thema der zweiten Woche so lustig fand bzw. einladend oder eben einladend, lustig zu sein.

Also an das Papyrus Autor Team: Gute Idee.
Und an alle: Hi! :wink:

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Hallo, bei meinem Beitrag erscheint kein „gefällt mir Herz“. Woran kann das liegen?

An deinem Beitrag?
Oder vielleicht an der Tatsache, dass du ihn erst 23 Minuten vor deinem Beitrag hier erstellt hast?
Gib den Leuten etwas mehr Zeit zum Lesen, dann werden einige davon auch Herzchen verleihen.

Dann versuch doch mal ein Herzchen zu geben, da ist nämlich keine „HERZFUNKTION“ auf die du klicken kannst.

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Bei deinen eigenen Beiträgen nicht, das ist korrekt. Du sollst per System nicht deine eigenen Beiträge liken können. Wenn du ein Herz erhalten hast, wird das Symbol auch ausgegraut angezeigt. Ich kann bei deinen Beiträgen ein Herz sehen und damit „gefällt mir“ vergeben, wie ich es bei deinem Beitrag hier getan habe.

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Ach so, dann Danke für deine Hilfe.

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Da ist ein Herz. Das können aber nur die anderen sehen. :heart:

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Danke für deine Hilfe. Ich bin erst wenige Tage dabei und hatte echt keine Ahnung, wie das hier läuft. :roll_eyes: :sweat_smile:

Ich kann dich schon gut verstehen. Aber mit Alt-, Mittel-, Neuhochdeutsch wollte ich eigendlich nur anzeigen, dass Sprache sich eben mit der Zeit verändert, auch ohne Reformen. Die umgangssprachlichen Fehler von heute werden sicher morgen der normsprachlichen Literatur angehören. Das tut mir manchmal genauso weh wie wahrscheinlich auch dir.
Da du zudem eine humanistische Schulbildung genossen hast, kann ich mir vorstellen, dass sich dir der Sinngehalt vieler Wörter der deutschen Sprache mit lateinischem oder altgriechischem Ursprung wesentlich intensiver manifestiert als vielen anderen Deutschen.
Weiterhin viel Erfolg beim Schreiben. Ww

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Babyschuhe zu verschenken, - ungebraucht.

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