„Was war das für ein Knall?“, fragte seine Frau mit schriller Stimme.
Herr Berger konnte erstmal gar nichts mehr sagen. Er löste seine Krawatte, denn durch langsam aufsteigende Panik bekam er immer schlechter Luft.
„Vielleicht sollten wir die Polizei lieber nicht rufen, Schatz.“ Seine Frau lief auf und ab, stolperte und konnte sich gerade noch rechtzeitig fangen. „Ich weiß ja nicht, was die Männer von dir wollten. Und wenn wir jetzt die Polizei rufen, werden wir vielleicht in irgendwas mit reingezogen, was unsere Existenz bedrohen könnte. Unser schönes Leben, das wir uns mühsam aufgebaut haben, nächste Woche wollen wir auf die Malediven, da hast du dich doch auch so drauf gefreut.“
Jetzt drehte sich alles im Kopf von Herrn Berger. Schnell nahm er auf seinem Sessel Platz und schloss die Augen. Die Malediven, dachte er. Die Malediven. Weiße Strände, rotes Blut, köstliches Essen, tote Menschen. Doro redet irgendwas, sie soll bitte leise sein, überall Blut, Polizei, leckere Cocktails an der Poolbar. Frauen mit großen Brüsten in knappen Bikinis beobachten, Gefängnis.
Herr Berger konnte nicht mehr klar denken. „Ja Schatz, lassen wir das erstmal mit der Polizei, du hast Recht.“ Er öffnete seine Augen, Dorothea war verstummt. Und sie war auch nicht mehr zu sehen. „Doro?“ Herr Berger erhob sich nun aus seinem Sessel, besser gesagt, er versuchte es. Sofort fiel er wieder zurück. „Do-ro-the-a“, schrie er nun fast und Panik breitete sich in ihm aus. Stille. Stille, die Herr Berger eigentlich so liebte. Er war stolz auf sein privilegiertes Leben, wenn er auch nicht zu den oberen 10.000 gehörte, so hatte er es dennoch zu einigem Wohlstand gebracht. Aber nun legte sich diese Stille bedrohlich auf sein aufgeregtes Herz und ließ es immer schneller schlagen.
Ich kann nicht aufstehen. Mir wird immer schwindeliger. Dorothea ist hoffentlich nicht auf die Straße gegangen und hat sich das Blutbad da draußen angesehen.
„Dorolein, jetzt sag doch was. Ich kann hier nicht aufstehen, ich brauche deine Hilfe, Schatz.“
Bestimmt wird sie jetzt gleich mit einem Glas Wasser zu mir kommen. Wahrscheinlich sucht sie nur meine Blutdrucktabletten. Und im Badezimmer kann sie mich von hieraus natürlich nicht hören. Sie wird nicht auf die Straße geschaut haben. Sie ist viel zu ängstlich, sie schaut ja sonntags noch nicht mal den Tatort mit mir.
Einmal versuchte Herr Berger es noch. „Doro“. Stille, keine Dorothea. Auch von draußen war nichts mehr zu hören. Hätte nicht schon längst die Polizei vor Ort sein müssen, auch wenn seine Frau sie nicht gerufen hatte und er auch nicht? Hier gibt es doch so viele aufmerksame Nachbarn, dachte sich Herr Berger. Irgendwas stimmt hier nicht.
Zusammenfassung
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