Ist das ganz fair? Latein hat auch deshalb weniger Wörter, weil es eine tote Sprache ist und viele moderne Wörter fehlen. (Obwohl diese von einer kleinen Community, die hobbymäßig Latein spricht, dazuerfunden wurden. Aber das ist nicht mit einer über Jahrhunderte gewachsenen, lebendigen Sprache zu vergleichen.
Im Englischen treffen germanische und romanische Wurzeln aufeinander. Das hat mit der Geschichte Englands zu tun. Manchmal denke ich, dass unsere Sprache (und andere auch) durch den Einfluss des Englischen ebenfalls viele neue Wörter hinzubekommen könnten - ähnlich wie das Englische. (Nur, dass wir nicht von einem Henry erobert werden …)
Falls es bei deiner Bemerkung aber nicht um den gesamten Wortschatz einer Sprache geht, sondern darum, dass man im Lateinischen wegen der Grammatik einen Satz kürzer fassen und dennoch dieselbe Information hineinpacken kann wie in einen längeren englischen, bin ich auch nicht sicher, ob man das verallgemeinern kann. Im Deutschen braucht man meistens mehr Wörter pro Satz, um dasselbe auszudrücken wie im Englischen, dabei hat das Deutsche die komplexere Grammatik.
Das mit dem zu langen 1. Satz aus dem Beispiel sehe ich ähnlich wie du. Ich wüsste auch nicht, was erstrebenswert daran ist, einen so langen Satz zu verwenden. Zumal man anstelle eines Semikolons sehr gut einen Punkt setzen könnte.
Mag sein, dass das Buch erfolgreich ist, aber es würde mich wundern, wenn das wegen dieses Satzes der Fall ist. Wahrscheinlich eher trotzdem.
Wir neigen vielleicht manchmal dazu, einen stilistischen oder inhaltlichen Aspekt zu rechtfertigen, weil er in einem erfolgreichen Buch verwendet wurde, etwa nach dem Motto: Seht, XY hat es gemacht und hatte Erfolg, also war es richtig.
Ich würde zunächst mal denken, okay, es war zumindest nicht so falsch, dass es von den Lesern nicht mehr toleriert worden wäre. Aber einzelne inhaltliche Aspekte entscheiden noch nicht über Erfolg oder Misserfolg eines Buches. Da müssen mehrere zusammenkommen. Und man muss das Gesamtbild betrachten.
Als echten Regelbruch würde ich dieses Beispiel für einen langen Satz noch nicht werten. Dazu bräuchte es mehrere solcher Sätze in dem Buch und den gleichen Erfolg. Über einen zu langen Satz sehen die Leser noch hinweg. Das heißt aber nicht, dass es ratsam ist, solche Sätze zu verwenden.
Genauso gut könnte man sagen, ein Buch ist erfolgreich, obwohl der Autor nicht geplant, sondern drauflosgeschrieben hat.
Aber vielleicht wäre das Buch mit einer guten Planung noch besser geworden?
Das ist unmöglich zu beurteilen, genauso wie wir unser Leben nicht zweimal leben und einen alternativen Weg ausprobieren können, um zu sehen, wohin er uns geführt hätte …
Ich habe das Original noch nicht gelesen, aber hier erscheint mir auch die Satzstellung merkwürdig zu sein.
Ich hätte geschrieben: „der Leichnam mit gebrochenem Hals am Grunde der Schlucht“.
Oder ist es die Schlucht, die einen gebrochenen Hals hat?
Dass kann natürlich auch eine Ungenauigkeit des Übersetzers sein.