Schwierig zu sagen. Ich habe eine App auf meinem Handy, mit der ich meine Bücher verwalte, und darin habe ich so ziemlich alle meine Bücher eingetragen (ist vielleicht nicht ganz auf dem neuesten Stand).
Alle, die etwas mit Schreiben zu tun haben, habe ich mit einem entsprechenden Stichwort versehen, sodass ich danach filtern kann, wenn ich etwas suche. Der Filter zeigt mir momentan 111 Buchtitel (Schreibratgeber) an. Kommt aber darauf an, wie man das genau definiert. Ich habe auch so etwas wie „How to take smart notes“ von Sönke Ahrens dort eingetragen. Und die Hefte der Schule des Schreibens - obwohl, davon habe ich noch gar nicht alle in die App eingepflegt, fällt mir gerade auf. (Nur ca. 20.)
Die meisten Ratgeber davon habe ich auch gelesen, wenn auch nicht alle. Manche sind gar nicht zum Lesen gedacht, sondern eher zum Nachschlagen, wie z.B. The Positive/ Negative Trait Thesaurus von Angela Ackerman und Becca Puglisi. Da stehen menschliche Eigenschaften drin, die man seinen Figuren geben kann, und ein paar Hintergründe, wie sie so geworden sein könnten.
In „Bird by Bird“ von Anne Lamott bin ich irgendwann stecken geblieben. Das wurde in der amerikanischen Schreibszene dermaßen gelobt, dass ich neugierig wurde. Aber ich finde es eher zäh. Vor allem, weil sie - wie wohl bei den Amerikanern üblich - am Anfang des Buches erst mal ihre halbe Lebensgeschichte aufschreiben musste. Das hat mich nicht so umgehauen.
„Grammatica della fantasia. Introduzione all’arte di inventare storie“ von Gianni Rodari steht auch noch auf meiner Liste „zu lesen“.
Und irgendwann habe ich bei Amazon in die Leseprobe eines französischen Schreibratgebers reingeschaut, aber ich weiß nicht mehr, welcher das war. Aber einen französischen will ich auch noch mal lesen. Könnte ja sein, dass man manche Dinge in anderen Ländern anders sieht …
Das wird mit Sicherheit so sein.
Nehmen wir mal an, du hättest „nur“ 50 davon gelesen: Widersprechen die sich nicht alle irgendwie oder stimmen sowieso überein?
Wenn sie übereinstimmten, bin ich davon ausgegangen, dass der entsprechende Punkt wahrscheinlich stimmt bzw. beachtet werden sollte. Das würde ich wie Übungen bewerten. Auf dem Klavier muss man auch immer wieder Tonleitern spielen (dieselben und ähnliche), bis man sie kann. Und die Regeln verinnerlicht man, wenn man sie immer wieder liest. Ich hatte jedenfalls kein Problem damit und habe mich auch nicht gelangweilt.
Allzu große Widersprüche sind mir eigentlich nicht aufgefallen. Die richtige Entscheidung darüber, ob etwas passt oder nicht, muss man eh am Text fällen. Und dazu schaue ich mir immer mal wieder Texte an, vor allem in der Bibliothek.
Aber wenn ich nach ein paar Ratgebern aufgehört hätte, danach zu suchen, wären mir wahrscheinlich eine Menge schöner und inspirierender Bücher entgangen. Wahrscheinlich war ich so hungrig danach, weil ich unterbewusst immer schon nach solchen Büchern gesucht hatte, aber erst um die Jahrtausendwende kamen sie so richtig auf.
Als Kind wäre ich nicht mal auf die Idee gekommen, dass man Schreiben lernen kann. Wie Zeichnen oder wie ein Instrument. Dabei hätte ich wohl das eine oder andere Buch auch schon als Kind oder Jugendliche lesen können (z.B. Suspense von Patricia Highsmith; Das ist von 1966, aber meine Ausgabe ist von 1991., oder "Garantiert Schreiben lernen von Gabriele Rico. Das gab es schon in den 80er Jahren.) Aber dazu hätte ich auf die Idee kommen müssen, danach zu suchen.
Da stimme ich mit dir ganz und gar nicht überein. Ich habe 8 Jahre lang Akkordeonunterricht bekommen und in einem Orchester gespielt und ich kann Noten lesen (konnte ich bereits vor dem Akkordeonunterricht). Musizieren kann ich dennoch nicht, weil mir dazu die Seele fehlt. Musizieren ist nicht nur Technik und Musiktheorie. Und Musik zu fühlen kann man eben nicht lernen. Sie zu fühlen, zu empfinden beim Konsum - das geht. Aber nicht beim selber machen.
Das ist ja das Schöne, es findet sich für jeden was.
Das kann durchaus stimmig sein, und ich glaube auch nicht, für jeden ist das was. Mir hat die umfassende Darstellung gefallen und besonders der Teil, in denen er verschiedene Charakterexpositionen anhand von Beispielen beschreibt.
Meine Tastatur ist das richtige
Tipps, die einen zum Papierschreiben lenken wollen, mag ich nicht. Ideen sammeln, Brainstorming - OK, das tue ich gern von Hand, da glaube ich auch, dass es Vorteile hat, aber Geschichten von Hand schreiben, will ich nicht. Das ist mir einfach zu langsam.
Brainstormen könnte man zwar mit Papyrus machen, aber das Papyrus-Denkbrett nehme ich lieber zur übersichtlichen Darstellung. Das ist mir gegenüber handschriftlichem Assoziieren wiederum zu langsam.
Was Kreativmethoden angeht, kenn ich eigenlich nur das von dir erwähnte „Garantiert schreiben lernen“. Das ist sehr hilfreich zum Begreifen, was man tut. Aber Übungen und solche Sachen mache ich nie. Im Grunde reichte mir die Einleitung über die Hirnhälften, um zu begreifen, was wie und warum funktioniert. Als Linkshänder habe ich vielleicht Vorteile, was den kreativen/assoziativen Prozess angeht, und vermute, deswegen beschäftige ich mich in Schreibratgebern lieber mit dem typisch der linken Hirnhälfte (=Rechtshänder, weil das ja vertauscht ist) zugeordneten Tätigkeiten/Fähigkeiten wie Struktur, Einordnung, Wissen, Ordnen, Werkzeuge, Regeln, Logik etc.
Wäre jetzt eine Theorie …
Wobei das nicht überzubewerten ist. Fand gerade „Der Weg des Künstlers“ hilfreich, der ja eher typisch auf rechte Hirnhälfte (LH) anspricht besonders hilfreich. Das Buch ist so alt, dass dort empfohlen wird, mit der Hand zu schreiben (und wahrscheinlich würde man auch heute noch darauf pochen). Funktioniert aber - von mir erprobt - auch am PC. Im Grunde tut man nichts weiter, als jeden Morgen all seinen Gedankenmüll aufzuschreiben. Damit wird der Kopf frei und man lernt auch, die innere Zensur zu überwinden. Man lernt, zu schreiben, wie man denkt und gleichzeitig, all das Geplapper ruhigzustellen, das einen vor den kreativen Einfällen „beschützt“. Es gibt nichts, was man dafür können muss, man muss es nur durchziehen, und wieder weitermachen, wenn man aufgehört hat.
Im Grunde hilft das Buch einem aber auch dabei, die künstlerischen Tätigkeiten endlich auszuleben und dem Raum zu geben, anstatt den Alltag vorzuschieben. Ist fast schon ein Lebenshilfe-Schreibratgeber.
Kann dir bei allem, was du über dieses Buch sagst, nur zustimmen. Habe es in den letzten ca. 10 Jahren schon dreimal durchgearbeitet (es dauert 12 Wochen) und meine „Morgenseiten“ füllen mittlerweile ein Regal. Es hilft sehr gegen Blockaden, egal ob kreativ oder im Lebensweg.
Oh, das ist beeindruckend Ich hab es nur gelesen, und das mit den Morgenseiten gemacht. 2019 hab ich angefangen und das mal richtig monatelang durchgezogen, 2020 und danach wurde es immer löchriger, aber seit ein paar Wochen bin ich wieder dran. 300.000 Wörter Gelaber
Aber es ist erstaunlich was es auf lange Sicht bewirkt.
Unerwartete Einfälle starten bei mir in etwa ab 14 Tagen. Wobei ich das nicht so wichtig finde, eher den „hygienischen“ Effekt.
Stimmt, was du sagst, man kann quasi ein Selbstgespräch führen über irgendwelche Probleme und Hindernisse, und sie so überwinden. Ist schon fast Schreibtherapie.
Es geht sogar darüber hinaus. Es hilft einem, seine eigentlichen Ambitionen erstmal herauszufinden. Dann klappts auch mit dem Blockaden überwinden
Du solltest aber fair sein. Das Buch wurde ja auch im 20. Jahrhundert geschrieben. Da waren Computer noch nicht so verbreitet.
Aber es ist nachgewiesen, dass man beim Schreiben mit der Hand mehr Gehirnregionen anspricht, als beim Tippen. (Wobei diese Erkenntnis vor allem bei Kindern und Jugendlichen wichtig ist.)
Ich kenn das Buch ja gar nicht.
Das ist nicht nur das Schreiben mit der Hand. Ich habe mir angewöhnt immer wieder das motorische Zentrum im Gehirn zu aktivieren. Geraden, wenn man eher rationalen Menschen zusammenarbeitet, hilft es ungemein bei der Lösungssuche. Da kommen deutlich kreativere Lösungen dabei raus. Auch der Umgang mit Konflikten wird harmonischer. Mal kurz mit drei Tüchern jonglieren, an einer Linie entlang balanzieren, und schon haben Techniker einen anderen Blickwinkel. Etwas Kopfrechnen wirkt auch bei kreativen Köpfen
Liebe Grüsse
LonsomeWriter
Ich führe ein Ordnungsheftchen in Spiegelschrift.
Wie machst du das? Hast du das mit einem Spiegel geübt und kannst jetzt in Spiegelschrift schreiben? Oder konntest du das schon immer? Ich habe das zu Schulzeiten einmal „geübt“ mit links zu schreiben und habe dabei auch versucht die Schreibrichtung zu ändern und dabei ist dann tatsächlich eine schlecht leserliche aber erkennbare Spiegelschrift rausgekommen … Der Versuch gerade eben hat gezeigt, dass ich nicht mal mehr den Stift ordentlich halten, und noch viel weniger führen kann.
Liebe Grüsse
LonesomeWriter
Ohne Spiegel. Hab’s irgendwann einfach mal ausprobiert. Konnte es quasi sofort. Im Laufe der Jahre fiel es mir dann jedoch immer leichter. Meine Handschrift ist deutlich anders. Aber egal. Es ist jedenfalls leserlich.
Kann ich mir gut vorstellen. Wenn man dass immer wieder macht, erfolgt ja auch irgendwann der Übergang vom bewussten Vorgang in einen automatisierten Ablauf.
Liebe Grüsse
LonesomeWriter
Ein schönes Thema, zu dem ich gern auch etwas beitragen möchte.
Aus meiner Sicht, waren gerade am Anfang die Informationen aus den Büchern sehr hilfreich. Als Anfänger habe ich mich nicht über Foren ausgetauscht.
Literarisches Schreiben von Lajos Egri,
Wie man einen verdammt guten Roman schreibt von James N. Frey waren meine ersten Ratgeber.
Beide Werke haben mir gezeigt, daß Schreiben nicht gleich Schreiben ist.
Ich kann nur beipflichten, dass das goldene Mittelmaß von den Regeln für den eigenen Schreibstil Sinn macht.
Wenn ich in einer Schreibblockade stecke habe ich mir in Papyrus ein neues Buch angelegt indem ich unterschiedliche kreative Ideen auslebe. Zum Beispiel eine Sammlung von Metaphern, erste Sätze, Beschreibung von Ängsten oder Objekten…
Das hilft mir am Ball zu bleiben ohne direkt an meinen Roman zu schreiben.
Der Podcast Nr. 36 von Diana Hillebrandt und Wolfgang Tischer befasst sich mit dem Thema Schreibratgeber.
Genau wie Rechtschreibregeln haben Schreibratgeber und -regeln ihre Daseinsberechtigung, allerdings kann man mit Letzteren im Gegensatz zu Ersteren flexibler umgehen.
Bei mir ist es projektabhängig, welche Schreibregeln ich beherzige und welche ich milde lächelnd beiseite schiebe.
Während man sich an Rechtschreibregeln halten muss, kommt es bei den Schreibregeln immer darauf an, was ich in welcher Situation mit meinem Text bewirken möchte. Kurz und knackig ist nicht mehr oder weniger schlecht als ein Text mit Adjektiveritis – es kommt immer darauf an.
Von daher können sie sowohl hilfreich als auch dogmatisch sein.
Sehr schöner Vergleich mit den Tonleitern. Man wird mit jeder (Schreib-)Übung besser. Nicht zu schreiben und nur Ratgeber zu lesen oder sich mit „Regeln“ zu befassen nützt nichts, wenn man diese nicht wenigstens mal ausprobiert.