Schlechter Schreibstil

Ich mag sowas zwischendurch unglaublich gerne, weil es ab und zu einen Break in der Geschichte braucht, und ich dann auch eine klarere Vorstellung der Lebensumstände der Charaktere bekomme. Außerdem kauf ich dem Charakter einfach mehr ab, wenn er auch mal was mitkriegt.
Aber so sehr ich das Lied von Eis und Feuer liebte, die ausufernden Beschreibungen der Kleider und des Essens hat mich jedes Mal aufstöhnen lassen :sweat_smile:

Manchmal glaube ich bei so Ausuferungen, der Autor traut dem Leser dann nichts zu und hält ihn für blöd.

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Um aller Musen Willen, das ist ja wirklich grottig. Und ich Depp wollte das schon bestellen.
Als wollte einer aus einer Milchschnitte Grappa pressen, so liest sich dieser manierierte Jugendsprech. Welch eine Wohltat hingegen etwa „Sonne und Beton“ von Felix Lobrecht oder „Wenn wir nicht Family sind, wer dann“ von Oliver Lowrinsky zu lesen.

Nein, ich äußere mich nicht dazu, was schlechter oder guter Stil ist, dazu fehlt mir einfach die Kompetenz. Aber verhohnepippeln kann ich mich selber. Oder um es mit Hemingway (glaub ich) zu sagen: „Eine gute Geschichte darf alles. Bloß nicht langweilen.“

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Wow.
Da hab ich Hauptschulaufsätze gelesen, die waren sprachlich gewandter. Und dann noch so überschwängliche Bewertungen.

Also ja, das ist - abseits von Storybuilding und Characterdevelopment - schlechter Schreibstil in Essenz, wenn man es jetzt nur auf die Ausdrucksweise herabbricht.

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Genial. :joy:

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Ich bin auch genau an diesem Abschnitt hängen geblieben, musste lachen und kann mir tatsächlich vorstellen, dass man so eine exzessive Beschreibung so übertreiben kann, dass sie schon wieder unglaublich witzig ist. :smiley:

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Jetzt steuere ich auch mal meinen Mostrich dazu bei. Ich habe mir gerade die Leseprobe angeschaut und fühle mich weder angesprochen noch zum Kauf animiert. Warum? Der gewählte Sprachstil holt durchaus die Zielgruppe dieses Coming-of-Age-Romans ab, aber es ist ein Genre, welches mich (71) absolut nicht interessiert. (Wenn ich of Age komme, sind meine Lampen erloschen, der Strom aus.) Aber der Roman trifft den Zeitgeschmack! Und der unterliegt heute wie früher Gesetzmäßigkeiten, die ich nicht durchschauen kann.

Sprachlich betrachtet führen viele Wege nach Rom und jeder Leser hat, genau wie der Schreibende, seine Lieblingsdiktion. Ich glaube, es gibt wirklich einige echte ‚Regel-Verstöße‘, die einen schlechten Schreibstil charakterisieren. Darüber hinaus sollten wir jedoch nicht überpingelig analysieren und sezieren, sondern einfach akzeptieren, dass wir schreibende, lesende, denkende Wesen sind, aber mit individuellen Vorlieben. Es wäre irrwitzig, jeden Geschmack treffen oder Everybodys Darling werden zu wollen – letztlich blockierten wir uns damit selbst und verlören den Mut – auch den, zu scheitern.

Ich selbst bin (leider) ein extrem kritischer (nicht auf den Anspruch bezogen), uncharmanter Leser, weil ich der Überzeugung bin, dass man nicht selber wie eine Nachtigall singen können muss, um schiefe Töne zu erkennen. (Mein Argument, falls jemand sagt: „Dann mach´s doch besser!“) Aber ich verstehe, wenn es andere Meinungen gibt, die deshalb nicht zwangsläufig falsch sein müssen. Nicht selten bestaune ich eine Fülle positiver Rezensionen über Bücher, die ich entsetzlich finde. (Wobei auch etliche nicht authentisch wirken und sind. Aber das ist ein anderes Thema.)

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Oder auch ärgerlich: wenn Thriller- oder Krimiautoren am Ende des Buches plötzlich einen Täter aus dem Hut zaubern, der in der ganzen Geschichte nicht vorkam (der zufällige Fremde, der gerade vorbeikam oder der Bruder, der versteckt im Haus leben muss aus Grund XYZ und dann der Mörder war). Sowas ärgert mich immer, selbst, wenn mir das Buch bis dahin wirklich gefallen hat. Das finde ich arg unbefriedigend.

Aber das hat nicht wirklich etwas mit dem Schreibstil zu tun, oder? Kenne mich da echt nicht so aus, ich kann nur erkennen, ob mir etwas persönlich gefällt oder eben nicht…

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da bin ich absolut mit dir einer Meinung. Wenn man sich an all die „Regeln/Aversionen“ aus dem Thread hier hält, bleibt nicht mehr viel zum Schreiben.

ich meine nicht den Sprachstil an sich. Aber wenn gefühlt jeder Satz mindestens einmal „war“ oder „hatte“ enthält, ist das noch ziemlich roh

Damit bist du weiter als die meisten Menschen :slight_smile: Nein, andere Meinungen müssen nicht zwangsläufig falsch sein. Sie können aus einer unterschiedlichen Perspektive genauso berechtigt („richtig“ finde ich immer schwierig in Zusammenhang mit Meinungen) sein. Wichtig ist für mich immer, dass man darüber reden kann und bereit ist, sich auf die andere Meinung einzulassen und versucht sie zu verstehen.

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Klar, aber zum Glück war ja nicht die Frage Was ist schlechter Schreibstil, sondern Was versteht ihr unter einem schlechten Schreibstil :see_no_evil: also eben nicht generalisierend, was richtig und was falsch ist, sondern einfach, was einem beim Lesen sauer aufstößt? Zumindest hab ich die Frage so verstanden.

Aber ich mag ja auch Kapern, vergöttere Oliven und bekomme allein beim Gedanken an Vanille Brechreiz, und beim Geruch von Früchtetee verlass ich den Raum :sweat_smile: Zum Glück sind wir alle anders

Da wär ich mir gar nicht so sicher. Die meisten Jung-Teenies, die ich so kenne und lesen, trauen sich ja auch an „Erwachsenenbücher“ ran und lesen im Grunde dann das, was man als Heranwachsener so zu sich nimmt (Watership Down etc; zumindest so in meinem sozialen Umfeld).
Ich denke, die Zielgruppe sind eher nichtlesende Fußballfans, die man mit einem bekannten Namen lockt?

Weil ich ja weiter oben ziemlich viel geschrieben habe, was ich als schlechten Schreibstil finde:
Ich hab in den letzten 15 Jahren ziemliche viele Bücher von Selfpublishern gelesen, die wenig von den Tipps beherzigt haben, und trotzdem habe ich den Großteil der Bücher gerne gelesen. Vor allem aus einem einfachen Grund:
Die Jungs haben sich bemüht und hatten oft tolle Ideen - und egal ob einem das Genre, der Schreibstil oder sonst was liegt, ob sich jemand etwas dabei angetan hat, oder ob es einfach nur so hingerotzt wurde, das erkennt man.

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Das ist doch dann kein Widerspruch. :wink:

Dass sich Bestseller oft allein über die Aufmachung eines Buches, ein gelungenes Marketing und/oder über den Autorennamen definieren, ist auch keine Überraschung. Bei der Schwemme der jährlichen Neuerscheinungen (und ‚Dank‘ KI/AI-Tools schneller wachsenden Menge, vgl. Kinderbuchmarkt) allein im deutschsprachigen Raum, wird es schwer werden, unsere Anforderungen an Stil und Inhalt aufrecht zu erhalten.

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Ein Bestseller heisst Bestseller, weil er am besten verkauft wird, nicht am besten geschrieben ist.
Ich halte es für sinnlos, das eigene Schreiben am kommerziellen Status quo zu messen. Für das Big Book Business ist die PR wichtiger, als Stil und Inhalt und da immer mehr Menschen durch jahrzehntelangen Digitalabusus bei Sätzen, mit mehr als fünf Worten bereits an der Grenze ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit ankommen sind, wird sich auch so bald nichts ändern dran.
Die Zukunft guter Literatur (was immer sie ist) sehe ich weder beim grossen A noch auf irgendwelchen Listen von „Qualitäts“-Zeitungen, sondern in den Gesichtern der Lesenden und Hörenden.

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Da unterschreibe ich jeden einzelnen Satz …

3 „Gefällt mir“

Unklarheit
Passivkonstruktionen
Füllwörter
Schachtelsätze
Komplexitätswahn
Monotonie
Unpassende Sprache
Logikbrüche
Leere Superlative
Zielgruppenignoranz
usw.

… und alles, was mich als Leser entmündigt – wie eine filmische Bildkakophonie mit überflüssigem Beiwerk –, das mir in dilettantischer Vollendung meine eigene Fantasie raubt und keinen Raum lässt, mir deine Geschichte vorzustellen.

Das Käsekuchen-Syndrom:

Bitte 1.000 Leser, sich einen Käsekuchen vorzustellen – Du erhältst 1.000 unterschiedliche Varianten.

Frage:
Muss man den Käsekuchen näher beschreiben? Dass er Rosinen enthält, der Boden karamellisiert ist oder der Käse eine goldgelbe Farbe hat?

In welchem Kontext ist eine detaillierte Beschreibung notwendig?
(auf der Akademie haben wir eine Woche gebraucht das zu klären)

:vulcan_salute:

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IMHO sind großartige Erklärungen / Erläuterungen eines Gegenstandes / eines Sachverhalts nur dann sinnvoll, wenn es um nicht allgemein bekannte Dinge handelt. Aber auch dann sollte das nicht in eine wissenschaftliche Arbeit ausarten.

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Inwiefern hat das mit dem Schreibstil zu tun?
Ich denke, ich weiß, was du meinst, zum Beispiel lange Wörter in einem Buch für das erste Lesealter, aber das würde ich eigentlich nicht „schlechten Stil“ nennen. Vielleicht ist es ja ein schöner Schreibstil, nur für eine andere Zielgruppe?

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Leider hat das an - zum Glück nur 1 Stelle - mein Lieblingsautor Andreas Eschbach bei seinem Buch „Die Abschaffung des Todes“ gemacht. Seitenweise Erklärungen, wie ein Gehirn im Detail funktioniert. Unständlich und langweilig formuliert. Ohne der Geschichte auch nur ansatzweise zu schaden, könnte man diese Stellen meiner Ansicht nach ersatzlos streichen.

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Fachjargon in Laientexten
Übermäßige Simplifizierung in Fachtexten
Tonfall passt nicht zum Kontext
Kulturelle/soziale Blindheit
(Interkulturelle Inkompetenz)

In Kafkas „Der Prozess“ ist die bewusste Zielgruppenverweigerung (bürokratisch-kryptische Sprache) Stilmittel – sie spiegelt die Absurdität des Systems. In den meisten Texten ist Ignoranz gegenüber Lesern aber ein Stilfehler. Denke ich.

Zum Beispiel schreibt einer das ist hier die „Gretchenfrage“. Leser ohne literarischen Hintergrund verstehen die Tiefe nicht.

Oder die Schachnovelle von Zweig. Gilt in der Schulliteratur als Jugendbuch - dabei geht der NS-Bezug flöten weil den Kids der Bezug fehlt.
(Tschick ist da besser und Aktueller)

Oder die Überforderung als Provokation:
James Joyces „Finnegans Wake“

Meine Verdacht:
Als er das schrieb, lag er besoffen in der Badewanne - mit einem guten irischen Whiskey.

Ist in der Summe schon Stil. Man entscheidet sich ja dafür. Es sei, man ist Hölderlin. Er schrieb ja eher für sich selbst (psychische Krise).

Vielleicht auch Hegel.

:vulcan_salute:

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Genau das sollte man heute auch immer im Hinterkopf haben. Die sogenannten Klassiker konnten davon ausgehen, dass alle damaligen Leser eine altsprachliche Bildung hatten, die nicht nur die Sprachen Latein und Griechisch selbst umfasste, sondern auch die in diesen Sprachen geschriebenen Texte. Damit war ein philosophischer, theologischer und literarischer Kanon Allgemeingut, Erläuterungen waren nicht nötig.

Wie nötig solche Erläuterungen sein können, zeigen bspw. etliche Kommentarbände zu Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“. Ohne dieses Wissen erschließen sich viele Aspekte des komplexen Romans nicht, wie wir auch viele in Stein gemeiselte oder gemalte Symbole an Kirchen nicht mehr verstehen, die für den mittelalterlichen Menschen selbst-verständlich waren.

Daher muss man sich bei Schreiben genau überlegen, was die Zielgruppe noch verstehen könnte und wann man vielleicht einen Satz mehr schreiben muss.

Zur Ausgangsfrage

… sei in Erinnerung an noch immer lesenswerte Sprach-Klassiker wie Wolf Schneiders „Deutsch für Profis: Wege zu gutem Stil“ oder einige „Zwiebelfisch“-Kolumnen zu Anglizismen wie „es macht Sinn“ oder zur Ablösung der schönen Redewendung „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ durch die direkte Übersetzung des englischen Ausdrucks „The early bird catches the worm“ ein kleiner Hinweis gestattet:

Im zu-Klampen!-Verlag ist gestern ein kleiner Band von Wolfgang Kemp erschienen: „Irgendwie so total spannend – Unser schöner neuer Sprachgebrauch“.

In diesem Band der Essay-Reihe wird aus meiner Sicht sehr deutlich aufgezeigt, wie nachlässig heutzutage mit Sprache umgegangen wird. Daher kann es nicht überraschen, dass sich dieser Umgang mit der Sprache dann auch im Geschriebenen wiederfindet.

Vor dem guten Schreibstil kommt folglich ein guter Sprachstil. Wenn es an diesem mangelt, kann das auch ein guter Schreibstil nicht mehr aufwiegen.

Und:
Man muss die verschiedenen Essays der Reihe inhaltlich nicht mögen. Aber sie lohnen sich allein schon wegen ihrer typografischen Qualität. Das Reihenlayout stammt von Martin Z. Schröder, der seit 1994 als gelernter Schriftsetzer in Berlin eine Druckerei mit Bleisatz und Buchdruck betreibt und auch für diverse Tageszeitungen etliche launige Artikel vor allem über Typografie veröffentlich hat. Da kann man direkt erkennen, was traditionell gut gemacht bedeutet.

Und so spannt sich ein Bogen von der Sprache über den Stil zum guten Satz eines Buches.

Umberto Eco ist ein gutes Beispiel. Wobei er die Kunstfertigkeit besaß, so zu schreiben, dass auch historisch Unkundige die Geschichte nachvollziehen konnten. Der Rest ist dann sozusagen das Premium-Plus.

Wolf Schneider ist obligatorisch. Spaßig zu lesen – selten so gelacht! Und sein drohendes Tief, das hinten nicht mehr hochkommt, ist legendär.

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Ich habe erst jetzt ein wenig die Diskussion in diesem Thema gelesen und möchte einige Gedanken dazu teilen. Allgemein bin ich jemand, der sehr ungern streitet, auch in schriftlicher Form. Umso besser, dass in diesem Forum für Gewöhnlich ein freundschaftlicher Ton herrscht. Manchmal wiegelt sich aber doch eine gewisse Bissigkeit auf, wenn zwei anderer Meinung sind (oder auch nur glauben, anderer Meinung zu sein, während es sich in Wahrheit um ein rein oberflächliches Missverständnis handelt). Es mag sein, dass das in einem Forum gar nicht zu vermeiden ist. Jedenfalls möchte ich hier nur einige allgemeine Betrachtungen aufschreiben, die mir zu dem ganzen Thema gekommen sind, und werde auf niemanden direkt antworten, denn ich möchte nicht den Eindruck erwecken, jemanden widerlegen zu wollen.

Ich denke zuerst einmal das man Klassiker, so wie alles Geschaffene durchaus überschätzen kann, sehe dieses Problem aber nicht unbedingt vorherrschend in der heutigen Zeit. Natürlich gibt es solche, die das künstlerische Genie verehren und in jedem Wort eines großen Künstlers Vollkommenheit sehen wollen. Das ist eindeutig eine Überschätzung, denn Menschen sind unvollkommen, und daraus folgt, dass keines ihrer Werke vollkommen ist, sei es auch noch so gut. Doch diese Erscheinung wird man heute nur unter einer vergleichsweise kleinen Gruppe von Literaturfanatikern (wenn ich es so nennen darf) finden.

Als viel gegenwärter sehe ich ein gewisse Respektlosigkeit, die älteren Werken entgegengebracht wird und die ich ebenfalls nicht gutheißen kann. Wenn das Werk eines Dichters von seinen Zeitgenossen, sowohl den Kunstverständigen wie den Durchschnittsbürgern über Jahrhunderte geschätzt wurde, die Literatur maßgeblich beeinflusste und fast einhellig für herausragend befunden wurde, ist es doch ein wenig vorwitzig, wenn man einfach daherkommt und meint „Alles Flaschen. Keine Ahnung, was die alle an dem Blödsinn fanden.“ Bitte nicht falsch verstehen, natürlich muss einem nicht alles gefallen, manches ist Geschmackssache und man kann sich darüber austauschen, das heißt aber nicht, dass die einfach alle Idioten waren, und die sachverständigen Proleten von heute die ersten sind, die das erkennen.

Nicht alles, was man (noch) nicht versteht, muss deshalb schlecht sein. Wenn ich eine komplizierte physikalische Arbeit lese, verstehe ich sie auch nicht, der Grund dafür liegt aber nicht bei dem Verfasser, sondern bei mir, weil ich mich in dem Stoff nicht auskenne. Ich denke, dass es manchmal ein starker Zug ist, zu sagen: Mir erschließt sich der Sinn nicht, aber das heißt nicht, dass er nicht da ist. Ich kann nur von mir selbst sprechen. Als ich jünger war, habe fast alle Klassiker als völligen Unsinn verlacht. Ich habe das Gefühl, dass mir fast schon in die Wiege gelegt wurde, weil es unter den jungen Leuten einfach „Mode“ ist. Wirklich gelesen hatte ich davon natürlich verschwindend wenig. Mittlerweile frage ich mich nur kopfschüttelnd, was ich damals eigentlich für einen Unsinn geredet habe, und warum man sich immer gleich in der Lage fühlen muss, um über alles und jeden zu urteilen, bevor man versucht hat, sich wirklich damit zu befassen.

Letzlich gibt es auch einfach Fähigkeiten, die man nicht einfach ableugnen kann. Keiner ist gezwungen, Shakespeare zu lesen und zu mögen, wenn mir aber jemand sagt „Der Typ konnt eh nix“, dann frage ich gern, ob die Person denn selbst in der Lage wäre, ein über hundert Seiten langes Versepos in Reim und Versmaß zu verfassen. Beispielsweise hat die Meinung, fotorealistische Gemälde hätten einen geringeren künstlerischen Wert, da sie nur eine Nachahmung sind, sicherlich ihren Gesichtspunkt. Das Fotorealistische zeichnen zu verlachen, wenn man selbst nichts annäherndes bringen kann, halte ich aber doch für eine gewisse Anmaßung. Man kann seine Meinung denke ich auch gemäßigt äußern, und das halte ich für einen wichtigen Punkt.

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