Also ich bin da sehr bei @Werwolf muss ich sagen. Die generative KI steckt noch in den Kinderschuhen. Meine Prognose ist auf lange Sicht gesehen, sie wird den Unterhaltungssektor mehr oder weniger „übernehmen“. KI wird alle Lebensbereiche extrem beeinflussen.
Das wird so weit gehen, dass man Abends nach Hause kommt und sich überlegt, die 97 Staffel von „Beliebigen Serientitel hier eintragen“ mit mir in der Hauptrolle als Schurke, wäre jetzt echt cool. Also wird der KI kurz mitgeteilt, was man sich grob als Inhalt vorstellt. Dann geht man Duschen, nimmt sich was zu Essen und inzwischen rechnet die KI das Video und Audiomaterial einfach aus. Fertig zum Konsum.
Schon 2020 habe ich das Buch Hello World: Was Algorithmen können und wie sie unser Leben verändern von Hannah Fry konsumiert. Darin geht es um verschiedene Gebiete, in der KI zu dem Zeitpunkt bereits eingesetzt wurde. Unter anderem auch um die Erzeugung von Musik.
Nicht irgendwelcher Musik, sondern Musik im Stile von Bach. Ich glaube ein Komponist war es, der auch der Meinung war, es sei unmöglich Bach zu imitieren und mit KI schon gar nicht. Er weinte, als er die „Komposition“ einer entsprechenden KI hörte und sagte, er höre tatsächlich Bach.
Was wir erleben werden, wird analog zur Industriellen Revolution laufen. Damals hat man viel rumprobiert und es gab viele Unfälle mit explodierenden Dampfkesseln und sonstigen Maschinen. Deshalb haben wir heute den TÜV, den Technischen Überwachungs Verein. Der ist nämlich als Folge aus diesen Unfällen entstanden. Es mussten Sicherheitsstandards her.
Heute haben wir die Datenkraken, die bisher als Google, Facebook und Co. in Erscheinung getreten sind, wegen (unter anderem) denen wir die DSGVO in ihrer heutigen Form haben. Jetzt strecken KIs ihre Tentakel aus, um möglichst alles zum Trainieren ihrer Modelle zu konsumieren, was sich finden lässt. Da geht es im Moment vor allem (wiederholt, aber aktuell wie seit den Tauschbörsen nicht mehr) um das Urheberrecht.
Es sind aber auch andere Probleme bekannt, die wir in den Griff bekommen müssen. Z.B. das Halluzinieren der KIs. Das bedeutet, die denken sich einfach etwas aus, was sehr plausibel klingt, aber mit der Realität absolut gar nix zu tun hat. Das bezieht sich z.B. auf Texte (fragt die KI nach etwas, worüber wenig bis gar nix veröffentlicht ist, um es auszuprobieren), wie auch auf Bilder (z.B. das 6 Finger Problem) und ist teilweise ja auch gewollt, wenn es um vermeintlich kreative Prozesse geht (der Papst in Daunenjacke, Musik auf Spotify, Bestseller in der Spiegel Liste, …).
Ein wesentlich größeres Problem ist der Bias von KIs. Also Vorurteile, die munter ausgegeben werden. Die entstehen, weil die KIs aus Material lernen, dass von Menschen generiert wurde. Da stecken die Vorurteile naturgemäß natürlich drin.
Wie alles, kann KI sowohl für Gutes, wie auch für Böses verwendet werden. Es ist kein Zufall, das es professionelle Fake News gibt. Es ist kein Zufall, dass es Revenge Porn gibt, der künstlich erzeugt wurde.
Es wird Lösungen geben müssen. Da der Geist aus der Flasche ist, wird er nicht wieder eingefangen werden. Aber es ist dringend notwendig, ihn zu bändigen. Die Diskussion um Markierungen, welcher Content durch KI erzeugt wurde, ist in vollem Gange. Es gibt auch Seiten im Internet, die Texte auf die Wahrscheinlichkeit hin prüfen, ob sie von einem Menschen oder von einer KI generiert wurden.
Wer allerdings die Kontrolle über eine KI hat, kann alle angedachten Schutzmechanismen umgehen. Man kann bereits heute alles machen, was die öffentlich zugänglichen KIs weitestgehend unterbinden. Zensurfreiheit dank lokalem Betreiben. Die einzige Einschränkung dabei ist aktuell nur die zur Verfügung stehende Technik. Allerdings geht der Trend zu kleiner werdenden Modellen, die weniger Rechenpower und vor allem, weniger Speicher benötigen. Das ist etwas analog zur Hardware, die Anfangs ganze Räume füllte und Tonnen wog. Heute kann jedes Smartphone ein vielfaches mehr.
Wir befinden uns seit etwa 20 bis 30 Jahren im Übergang vom Industriezeitalter zum Informationszeitalter. Die Industrielle Revolution ging Mitte des 19. Jhd. los. Jetzt kann sich jeder versuchen vorzustellen, wo das Informationszeitalter die Menschheit in den kommenden 100 Jahren hinführen wird.
Die Zukunft hat gerade erst begonnen 