Realistische Schreibziele

Schwanzvergleiche irgendwelcher Art gibt es in allen Künsten, und völlig unabhängig vom Geschlecht.

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Nicht nur in den Künsten.

Das ist es. Lieber Skjald, das ist es. Nehmen wir mal die Groschenromanciers aus, die darauf angewiesen sind, einen bestimmten Ausstoß pro Tag/Woche/Monat zu haben, um (davon) leben zu können. Die hauen ihren ihren Einheitsbrei an ChickLit und Liebesgedödel raus, als ob es kein Morgen gäbe und das ist dann Arbeit. Korrekt.

Aber wie wir alle wissen (sollten), die wenigsten Kollegen hier werden oder können von ihrem Schreiben leben. Das wissen sie schon vorher. Jedenfalls die, mit einem Mindestmaß an Denkvermögen. Also, wenn es denen kein Bedürfnis ist, etwas Schönes, etwas Bedeutendes, etwas Bleibendes zu schaffen, warum machen sie es dann überhaupt? Und warum um alles in der Welt zählen sie dann Wörter? Glaubt hier jemand ernsthaft, dass es reicht, einfach nur genügend Buchstaben zu tippen und irgendwann wird schon Hamlet darbei herauskommen?
Wir (die meisten von uns) sind Hobbyautoren, sollten uns über Schöheit und Ästhetik definieren, nicht darüber, dass wir ein Buch geschrieben haben, was achthundert Seiten hat. Die meisten wären allerdings schon froh, wenn ihr Buch bei Amazon erscheint, der Klappentext fehlerfrei ist und, sie tausend Euro damit verdienen.

Die besten Fotos (besonders Landschaften) werden von engagierten und begabten Amateuren geschossen, weil nur sie die Zeit und Muße haben, den Moment zu erwischen, den man braucht. Und so sollte es auch bei den schreibenden Amateuren sein, aber genau das Gegenteil ist der Fall! Sie versuchen nicht, abseits dessen, was am Markt existiert, etwas Besonderes zu verfassen (wozu die meisten auch nicht imstande wären), sondern suhlen sich in derselben Matschepampe wie alle anderen. Ihnen reicht, es (#metoo) **auch **ein Buch verfasst zu haben, **auch **etwas zu haben, was man im Internet bestellen kann, **auch **etwas geschaffen zu haben, was all ihre Freunde nicht können. Ob es eigentlich Schrott ist, interssiert niemanden, sie selbst am allerwenigsten. Man muss schon froh sein, wenn etwas von einem Amateur Verfasstes über absolute Belanglosigkeiten hinausgeht. Und als Begründung kommt dann in neunzig Prozent, dass es rausmuss, dass es ein Bedürfnis ist, etwas zu schreiben, dass es von der Seele muss, dass man innerlich verbrennt, wenn man es nicht aufschreibt.

Und was tun sie dann? Wörter zählen.

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Das geht mir genauso. Ich habe mich bisher an den Wörtern für die Länge der 3 Akte orientiert. Deine Idee mit der Verteilung der Szenen ist interessant. Ich überlege, ob es für mich eine bessere Alternative als die Zuordnung von Wörtern ist :thumbsdown:. Danke für den Tipp :thumbsup:.

Lieber @Lusmore , da geht es dir wie mir. Wenn mich die Muse küsst, dann läuft der Laden und die Buchstaben geradeso aus mir raus. Plagt mich irgendwo ein Problem beim Plot, dann wird’s mit dem Schreiben nix. Ich habe mal probiert, trotzdem zu schreiben, auch wenn es Hemmingwaysches Blech wird. Das hat mir nichts gebracht und mich gestört, bis ich den Stumpfsinn wieder gelöscht habe.
Es gibt für alles eine Zeit. Auch für das Schreiben. Und wenn die nicht ist, dann muss man halt warten, bis die Muse wieder bereit ist, einen von ihren Küssen zu spendieren. :smiley:

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Um ehrlich zu sein, verstehe ich gerade nicht, was du mir eigentlich sagen möchtest. Wenn du Schriftstellerei nicht für Arbeit hältst, weil du dabei nicht die gleiche Menge an Kalorien verbrennst wie beim Holzhacken, dann haben wir wohl ein unterschiedliches Verständnis von Arbeit. Wenn du den Wert einer Arbeit daran misst, wieviel Kalorien pro Woche dabei verbrannt werden, nun, dann wären Sportler ja vielleicht gar nicht so überbezahlt…

Planung und mehrfache Redaktionen hast du aus der Rechnung auch gleich mit rausgelassen. Wenn du eine Seite pro Tag schreibst, hast du nach einem Jahr vielleicht einen rund 400 seitigen ersten Entwurf, aber noch lange keinen (guten) Roman. Falls deine Werke keine Überarbeitungen bedürfen, nun, dann gratuliere ich dir zu einem besonders reichen Talent, hege aber zumindest vorsichtigen Zweifel :wink:

Aber darum geht es doch hier gar nicht? Es geht doch nicht darum, wer am Ende den längsten Roman geschrieben hat. Jemand der 100 Wörter pro Tag schreibt, der kann nach 100 Tagen einen Roman mit 100.000 Wörtern haben oder zwei Romane mit 50.000 Wörtern oder von mir aus 10 Gedichtbände mit 1000 Wörtern.

Ich verstehe nicht, warum es so ein Graus für dich ist, dass man als Schriftsteller gerne anschaulich haben möchte, was man eigentlich geschafft hat. Und die Zahl der Wörter ist dabei nun mal ein leicht verständlicher und vergleichbarer Wert. Leichter jedenfalls als zu sagen „Gestern hatte mein Tagwerk einen ästhetischen Wert von 8 auf einer Skala von 1-10, heute hingegen haben meine Sätze nur zu einer 6 gereicht.“

Das ist allerdings eine Behauptung, die weder beweisbar noch widerlegbar wäre :wink:

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—einfach den Laptop mitnehmen. Ich bin doch nicht zu den Arbeitszeiten Autorin, sondern immer. Mir fallen ständig neue Wendepunkte, Dramen, Figurenentwicklungen ein. Da drück ich nicht auf die Stopptaste: Ich mach Urlaub. Bei mir würde das nicht funktionieren. Aber ich verstehe Dein Dilemma. Vor Jahren war ich da auch noch verkrampfter. Heute bin ich da entspannter und das Lustigste ist, dass ich seitdem viel mehr schaffe:D:cool::laughing: Ich wünsche Dir viel Erfolg weiterhin. Und Podcast ist auch interessant. Habe ich vor Jahren mal gemacht, aber gemerkt, dass das nicht meine Welt ist. Ich höre auch keine Podcast an. Vielleicht deshalb so ne leichte Abneigung. Obwohl ich glaube, dass es für manche Autoren das Sprungbein zum Erfolg sein kann.

Du kennst anscheinend den Unterschied zwischen Amateur und Profi nicht. Der Profi hat drei Tage Zeit, etwas bestimmtes abzuliefern, zu einem horrenden Preis. Der Amateur hingegen muss gar nichts. Der hat alle Zeit der Welt, um auf das Motiv seines Lebens zu warten. Die meisten Profis können das nicht, denn sie müssen arbeiten und Geld verdienen.

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Diesen Vergleich kannst du theoretisch aber auch anders interpretieren, insbesondere wenn du ihn, wie du es ja tust, allegorisch auf die Schriftstellerei beziehen möchtest. Der Profi-Fotograf hätte in dem Fall den ganzen Tag Zeit, Fotos zu schießen, auf das richtige Tageslicht zu warten, mit der Belichtung zu spielen, die Bilder zu bearbeiten - schließlich wird er für die Fotografie bezahlt, es ist sein Beruf, mit dem er seinen Unterhalt bezahlt. Der Amateur-Fotograf hingegen hat nur am Wochenende Zeit oder wochentags nach der Arbeit, wenn er nicht gerade seine Kinder von der Kita abholen und das Abendessen vorbereiten muss. Aber, ohje, in den Abendstunden ist das Licht gar nicht so, wie er sich das vorstellt für sein schönes Foto. Ach, wäre er doch nur Profi und könnte statt tagsüber im Büro zu sitzen hinaus in die Natur gehen, um dieses perfekte Foto zu schießen :wink:

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Lieber Duane,

“den Moment zu erwischen” ist freilich das Zauberwort, da gebe ich dir vollkommen recht; aber ich möchte gleichwohl auch ein wenig berücksichtigt wissen, daß das **keineswegs nur für die Amateure **gilt, sondern nicht minder für Profis!
Es gibt etliche Autoren, die als erfolgreich angesehen werden (und es in mancher Hinsicht ganz sicher auch sind), jedoch qualitativ oft “ganz schönen Mist” auf den Markt schaufeln, dem man bei genauerem Hinblicken schnell ansieht, daß halt irgendein idiotisches Soll erfüllt werden mußte oder sollte, aber nicht wirklich der Kampf um den besten Ausdruck oder die wirklich packende Story/Szene usw. stattgefunden hat.

“Der Markt” ist inzwischen zu einem erklecklichen Teil so konfiguriert – und das liegt sowieso nicht nur an den Autoren, sondern geht v.a. auch zulasten der Verlage und der weitgehend verblödeten Kritiker-Kamarilla! --, daß Schund nicht mehr hinreichend energisch von Gutem separiert wird, sondern v.a. mit Namen getrommelt wird, ohne das damit virtuell verbürgte Gütezeichen auch jedesmal neu einer Prüfung zu unterziehen (was jedoch dringend nötig ist). Ersterdings wäre das Aufgabe des Verlags (Lektorat) und danach nochmals, auf andere Weise, das der Kritik. So etwas findet aber nur noch marginal statt … mit dem Resultat, daß der Markt nicht nur von Amateur-Klöpsen überrollt, sondern auch mit “Profi”-Sülze geflutet wird.
Natürlich hängt das auch damit zusammen, daß sog. Erfolgsautoren von Verlagen gedrängt werden, jedes Jahr 'ne neue Schwarte rauszubringen, weil das Eisen geschmiedet werden soll, solange es warm ist; und das Gros der sog. E-Autoren hat nun mal 'ne gewisse Halbwertszeit, dann ist’s aus und niemand juckt es mehr, daß sie früher mal Hundertausende von Büchern abgesetzt haben, weil inzwischen neue In-Autoren ihre Plätze eingenommen haben und so das Spiel wieder in 'ne neue Runde gegangen ist. Davon ausgenommen sind nur wirklich bedeutende Autoren, bei denen sich die Verlage auch hüten, irgendwelche kurzfristigen Zielvorgaben zu machen.

Vulgo: Das von dir benannte Problem ist absolut korrekt auf den Punkt gebracht, lieber Duane, nur sehe ich es etwas anders, was die Ansprechgruppe betrifft: Es geht nicht nur um die SP-Amateure usw., sondern es geht auch um jene, über die gerade ein paar Worte verloren wurden.

Ich wünschte mir bei allen eine methodische Haltung, wie sie von @Zauberfrau artikuliert wurde:

Gruß von Palinurus

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Könnte ich natürlich machen. Dumm nur, dass ich beides bin oder war. Ich war jahrzehntelang Profifotgraf. Und die besten Bilder habe ich gemacht, nachdem ich meinen Beruf an den Nagel gehängt hatte und mir endlich wieder Zeit für echte Qualität nehmen konnte. Gerade **weil **der Profi Geld verdienen muss, hat er nicht alle Zeit der Welt! Du nimmst meine Argumente und drehst sie einfach um. Der Profi hat ein Budget und das muss er einhalten. Wenn nun mal in diser Zeit, die das Budget umfasst, nicht das passiert, was erhofft wird, hat er Pech gehabt. Er verdient weniger oder nichts mehr. Das kann er sich nicht leisten. Ein leidenschaftlicher Amateur hingegen schon. Der kann hundertmal auf einen Berg steigen, um den perfekten Sonnenaufgang auf dem Berg zu fotografieren, der Profi nicht, der muss längst den nächsten Aufgtrag machen.

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Ja, genau das macht mich sehr traurig.
Ich bin Amateurin, keine Frage. Beruflich mach ich was völlig anderes. Aber ich bin auch Hobby-Phisosophin, denke über das Zusammenleben verschiedener Menschengruppen nach und auch darüber, was man tun muss oder sollte, um das Miteinander zu verbessern. Jemand hat mir mal gesagt, dass ich wohl am liebsten Weltbürgerin wäre. Irgendwo ist das in mir verankert.
Und so schreibe ich schon seit fast 30 Jahren an meinem Roman. Zugegeben, es ist Fantasy. Aber jede Menschengruppe darin, jede Person, jede Gottheit, jeder Zustand hat eine Aufgabe, ist quasi gesetzt für das Ganze, was ich für wichtig im Zusammenleben in unserer Welt halte.
Ich schreibe dieses “Epos” nun in der dritten Version, weil ich immer wieder gemerkt habe, dass es noch nicht das ist, was ich aussagen möchte.
Trotzdem soll es unterhalten, man soll mit den Protagonisten mitfiebern, gar nicht merken, dass es mir um mehr geht. Das “Mehr” soll zwischen den Zeilen stehen. Aber ich glaube, dass Verlage an solchen Texten nicht interessiert sind.
Vor etwas mehr als 10 Jahren habe ich meinen Roman Piper angeboten. Da kam zurück, dass ich gut schreibe, sie aber keine Drachen mehr lesen wollen. Ich habe dann mit einer Lektorin telefoniert. Sie meinte: “Ach ja, die Drachengeschichte! Schreiben Sie die doch einfach um, dann können wir weiterreden.” Aber das habe ich nicht gemacht. Die Drachen waren und sind bewusst gewählt, eben auch eine Parabel auf unsere Welt. Ich kann sie nicht “rauswerfen”.
Den Verlagen geht es nicht darum, durchdachte Geschichten zu vermarkten, es geht ihnen um das schnelle Verkaufen. Und das macht mich traurig.
Ich kann nicht einfach Text produzieren, ohne Hintergedanken und Tiefgang. Will ich nicht. Seichtes ist nicht meins. Lesbares schon.

Diese schnellen Autoren, die einen Roman nach dem anderen rausbringen, am besten noch Gay Romance und im Selbstverlag, sind mir ein fürchterlicher Grusel. Aber diese Bücher verkaufen sich wie geschnitten Brot. “Es gibt einen Markt”, der bedient werden will. Für mich ist das, als wollte man ein Lagerfeuer mit Papier beheizen. Es brennt hell (es gibt viele Käufer), aber es ist gleich vorbei (ein Jahr später schreit kein Hahn mehr danach). Ich würde mir wünschen, dass meine Geschichte/meine Geschichten (ich habe noch mehr Ideen, aber ich weiß nicht, ob mein Leben dafür reicht…) irgendwann mal wie ein Eichenscheit im Feuer glimmt. Vielleicht irgendwo abseits, nicht im Mittelpunkt, aber als Scheit, nicht als Papier.

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Und doch zählt er dann womöglich die Fotos, die er geschossen hat - um mal wieder auf die ursprüngliche Debatte zurückzukommen :wink:

Spaß beiseite. Fotografie ist nicht mein Metier, deswegen steht es mir da nicht zu, deine Erfahrungen in Frage zu stellen. Auch ein professioneller Autor bin ich nicht, deswegen kann ich auch schwer sagen, wieviel Leidenschaft dem Profi-Schriftsteller noch geblieben ist - ich würde mir wünschen, dass auch er noch Freude an seiner Arbeit hat.

Dennoch verstehe ich nicht, warum es dich so in Rage versetzt, wenn ein Amateurschriftsteller seine Wörter zählt, weil er gerne anschaulich haben möchte, was er geschafft hat. Macht es meine Sätze weniger ästhetisch, wenn ich weiß, wie viele Wörter sie enthalten? Und sich ein Ziel zu setzen, einen Anhaltspunkt - gerade wenn man neben der Arbeit nur wenig Zeit zum Schreiben hat - ist doch nicht verwerflich. Das heißt ja nicht, dass dieses Ziel nun auf Teufel kaum aus erreicht werden muss und man notfalls kompletten Unsinn niederschreibt.

Wo wir uns trotz unserer Differenzen ja einig waren, ist, dass Schreiben - zu welchem Grad auch immer - ein Handwerk ist. Und dieses Handwerk will geübt werden. Und das geht vor allem durch: Schreiben, schreiben, schreiben.

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Lieber Duane,

du mußt nicht mal das Metier wechseln, um zu erklären, wie du deinen Vortrag meinst (obwohl es für mich interessant ist, das mal aus einer anderen als der lit. Warte geschildert zu bekommen).

Denn wir haben ja einen geradezu idealtypischen “Amateur” in der jüngeren Literaturgeschichte: Nämlich Franz Kafka! – Aber es ließe sich bspw. auch Robert Walser anführen!
Was hat der arme Franz K. unter der Last seiner bürokratischen Tätigkeit in der Versicherungsanstalt gestöhnt, währenddessen er nicht schreiben konnte, obwohl er doch immer nur eines wollte: Schreiben, schreiben, schreiben … – Guckt man sich nun an, was er als “Amateur” – seine Veröffentlichung zu Lebzeiten hat ihm ja nix an Kohle eingebracht, was der Rede wert gewesen wäre --, zustandegebracht hat, wieder und wieder daran feilend, immer bestrebt, den “absoluten Ausdruck” zu finden, ohne daß er je hätte davon leben können, wird doch sehr schnell klar, daß die amateurhafte Betätigung (also i.S. dessen, nicht von dieser Arbeit leben zu können), für ihn durchaus angemessen war; denn auch später, als er krankheitshalber nicht mehr in die Versicherung mußte, hat sich ja an seiner Arbeitsweise nichts geändert. Will sagen: Kafka war so ein Schriftsteller, den DAS SCHREIBEN trieb … und sonst gar nix! Keine Termine, keine Verlagsvorgaben, kein auf äußere Dinge gerichteter Ehrgeiz … sondern einfachn nur: SCHREIBEN. Es gehört zu den außerordentlichen Witzen der Literaturgeschichte – ähnliches gilt ja auch für Robert Walser --, daß er selbst sein Werk gar nicht so wichtig nahm (er wollte es von Max Brod vernichtet sehen) und sich sozusagen im Angesicht des Todes dem eigenen Geschreibsel gegenüber “als nicht fertiggeworden” mit diesem Werk betrachtete.

Guckt man von daher auf viele heutige "Erfolgs"autoren, merkt man schnell, was für ein unsagbarer Abgrund zwischen deren Art zu schreiben und jener Kafkas oder Walsers liegt. Und der Punkt dabei scheint mir: Es geht eben nicht um irgendwelche idiotischen Abgabetermine oder sonstigen Schnulli, wenn man sich im wirklichen Sinn dieses Wortes der Literatur widmet, sondern es geht darum, das aufs Papier zu bannen, was irgendwo im Bewußtsein vor sich hinmeuchelt, um dort raus … und eben aufs Papier zu gelangen! Und der “gute Autor”, egal ob Profi oder Amateur, wird sich zuvörderst darum kümmern und nicht um Tagessolls oder dergleichen quantitative Lappalien. Wobei der entscheidende Punkt natürlich nicht nur das Was des Rausmüssens ist, sondern genauso wichtig ist dabei dann eben, wie es danach auf dem Papier zu stehen kommt. Wo diese Koinzidenz gewahrt bleibt, ist “gute Schriftstellerei” am Werke, egal, ob amateurhaft oder professionell betrieben. Und wo es nicht der Fall ist, liegt letztlich eben nur irgendwas Profanes (Austauschbares) vor … bestenfalls …

Kafka hat oft darüber geklagt (vgl. Briefe und Tagebücher sowie Zeitzeugen), daß er wiedermal “faul war” und nichts geschrieben hatte. Wochenendnachmittags hat er oft auch einfach geschlafen oder im Zimmer vor sich hingedöst. – Wenn ich heute etwas von ihm lese, dann denke ich immer: Meine Güte, was für ein Segen, daß er so war, wie er war. Denn wäre er anders gewesen – also etwa nie faul, weil ihn bspw. ein algorithmischer Quantitäten-Auswurf neurotisiert hätte, so wäre sein Werk anders ausgefallen. Aber ich liebe sein … ähm … “amateurhaft” zustandegekommenes Werk gerade so, wie es ist …

Gruß von Palinurus

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Liebe Zauberfrau,

für viele Verlage trifft das inzwischen zu, leider; aber einige gibt es noch, die nicht bloß in Verkaufszahlen denken und bestrebt sind, literarische Innovationen zu fördern oder auch lang Vergessenes, aber sehr Wertvolles, der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen.
Leider sind die, die ich kenne, in jenem Genre, in dem du schreibst, überhaupt nicht tätig, sonst könnte ich dir eine Empfehlung geben oder sogar einen Kontakt vermitteln … möglicherweise wäre es für dich aber auch denkbar, dich an eine Agentur zu wenden; da geschehen ja hin und wieder auch Wunder: Ich erinnere nur mal an Babel von Kenah Cusanit. Ich hätte nie für möglich gehalten, daß sich diese Agentur** für dieses Buch** bei einem so renommierten Verlag stark gemacht hat. Hat sie aber offenbar! Und es ist wirklich großartig für K.C. gelaufen … und daß es dann auch noch ein sog. Bestseller wurde … Hammer!

Ich kenne mich in deinem Metier überhaupt nicht aus und rede ergo vollkommen ins Blaue: Aber womöglich könntest du mit einer Agentur mehr Erfolg haben als es selbst bei Verlagen zu versuchen … sofern es Agenturen gibt, die dein Genre betreuen, würde ichs an deiner Stelle versuchen.

Was das Thema angeht (wenn ichs richtig verstanden habe): Philosophische Ansätze in Literatur zu “verpacken” ist – von wenigen Ausnahmen abgesehen – gerade heute wieder ein Desiderat. Wenn du es wirklich auf der Fiction-Folie abziehen möchtest, würde ich dir, von meinem Erfahrungshintergrund her, raten (als lediglich my two cents, natürlich), es auf Jugendliche abzustellen (so etwa im Spektrum zwischen 13, 14 und 17, 18). Der Witz an der Sache ist dabei nach meinem Dafürhalten folgender: Du würdest damit eine grundsätzlich philosophisch aufgeschlossene Leserschaft ansprechen (das sind Jugendliche dieses Alters prinzipiell, aber sie haben [zurecht!] mores vor den “Originalen” und wollen es nach ihrem Gusto verpackt haben), aaaaaber: Du würdest zudem auch viele Erwachsene erreichen, denn Erwachsene haben nicht nur mores vor Philosophie, sondern auch klischeegetrimmte Aversionen, die sich allerdings merkwürdig schnell verflüchtigen, wenn ihnen etwas vorgesetzt wird in diesem Bereich, das “sogar schon die kids verstehen” …
Klassische Beispiele für diese Absurdität sind z.B. Der kleine Prinz, die Alice-Romane und nicht zuletzt auch Gaarders jämmerliche Schwarte, die ein Welterfolg war! Und zwar weniger bei Jugendlichen (für die er *Sofies Welt *ja eigentlich geschrieben hatte), sondern gerade viele Erwachsene haben seinerzeit dieses Buch gelesen. – Inhaltlich ist es z.T. ungenügend (das kann ich wirklich kompetent beurteilen!), manchmal schlicht falsch … und stilistisch katastrophal. Der Mann kann überhaupt nicht schreiben. Aber gleichwohl hatte er damals einen Nerv getroffen. Und das ist m.E. wiederholbar … – Warum nicht im Fiction-Genre einen neuen Ansatz auf diesem Feld suchen? Ich halte das für machbar.

Viele Grüße von Palinurus

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Lieber @Palinurus,

vielen Dank für deine ermunternden Worte. Ich denke auch, dass ich mich bei Agenturen bewerben sollte. Aber erst mal muss ich auch fertigen Text in den Händen halten. Ich habe geplant, in den nächsten vier Jahren mein Epos in der Rohfassung (Version 3) fertig zu schreiben. In dieser Zeit kann ich mich ja schon einmal auf die Lauer legen. :thumbsup:

Ja, so ist der Plan. :slight_smile: 15-20 Jahre oder älter war so meine Einschätzung. Es ist eigentlich alles drin, was uns so täglich beschäftigt: Der Kampf Natur gegen Zivilisation, Männer gegen Frauen (ich habe ein Patriarchat und ein Matriarchat), arm gegen reich, zwei verschiedene Religionen, die sich spinnefeind sind und doch an das Gleiche glauben (nur wissen sie es nicht), Fremdenhass… Und es gibt natürlich auch eine Hand voll Protagonisten, die sich in diesen Kämpfen auf keine Seite stellen wollen und aufbegehren. Bei mir gibt es keine bösen Völker, nur böse bzw. intolerante Charaktere, die mit Inbrunst Volksverhetzung betreiben und alles verurteilen oder töten, was ihre Dogmen aufweichen will.
Hm, vielleicht liest sich das jetzt alles ein wenig einfältig. Aber ich schleife schon seit 24 Jahren an dieser Konstellation…
Ich hoffe, dass ich diese Themen - schön verpackt in Kämpfe, Liebesgeschichten und Revolutionen - meinen Lesern werde schmackhaft machen können. Und am meisten würde es mich freuen, wenn ich die Leser dann auch noch zum Nachdenken bringen kann.

Mit diesem kleinen Buch verbinde ich sehr viel. Unsere Hochzeit wurde nach den Kernaussagen der Geschichte ausgerichtet und die Feier mit Zitaten geschmückt. Mein Schwager hat in der Kirche sogar die Szene mit dem Fuchs gelesen.
Es steckt so viel Weisheit in dem Buch. Nicht nur über die Liebe, auch über das Menschliche, wenn der kleine Prinz die Planeten besucht. Wunderbar auf den Punkt gebracht. Antoine de Saint-Exupéry war wirklich ein Meister darin, Worte auf unwiderstehliche Art zusammenzustellen. Auch aus Wind, Sand und Sterne kann man viel Weises herauslesen. Das Leben ist eben ein rigoroser Schleifstein, der vieles, was in in uns verborgen ist, sichtbar machen kann.

Aber nach diesem Exkurs nun zurück zu den realistischen Schreibzielen:

Ich glaube, gerade habe ich etwas zusammengefasst, was mich genau beschreibt. Es geht mir nicht um Quantität, sondern um Qualität. Und wenn es mein ganzes Leben dafür braucht. Das ist mein Anspruch an meinen Text.
Als Gerüst und Stütze habe ich schon mal versucht, mir Schreibziele zu setzen. Sie sind kläglich in die sprichwörtliche Hose gegangen. Ich habe 2019 sogar mal einen NanoWriMo versucht und gepackt. Aber zu welchem Preis?! Die Hälfte des Textes war für den Mülleimer. An der anderen Hälfte sitze ich immer noch dran und feile und schleife. Irgendwie ist es trotzdem nicht mein Text. Er ist zu schnell verfasst. Das war mein erster und letzter NaNoWriMo. Man kann auch nicht aus einem fahrenden Auto heraus einen Strauß Blumen pflücken.

Liebe und schreibende Grüße,
Vroni

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Tja, manchmal schon. Aber das ist die Ausnahme! Mein Credo: Wer mit dem Malermesser die Leinwald spaltet, sollte sich die Grundierung ersparen oder besser noch, zur Bildhauerei wechseln. Okay Holzschnitt geht auch, bis die scharfen Klingen sich am Stirnholz verkanten …

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Vielleicht solltest Du es hier probieren. Das ist kein Witz, sondern der „amerikanische Ernstfall“ des Center of Disease Control (CDC):

Zombie Preparedness | CDC](‚https://www.cdc.gov/cpr/zombie/index.htm‘)
https://www.cdc.gov/cpr/zombie/index.htm
Wonder why zombies, zombie apocalypse, and zombie preparedness continue to live or walk dead on a CDC web site? As it turns out what first began as a tongue-in-cheek campaign to engage new audiences with preparedness messages has proven to be a very effective platform. We continue to reach and engage a wide variety of audiences on all hazards preparedness via „zombie preparedness“. Zombie

Das ist natürlich schade, dass Du nicht in Deinem Beruf - im Sinne einer “Berufung” - Deinen Peak erreichen konntest. Vor allem aber ist es ein Einzelbeispiel, das nun für eine sinnvolle Betrachtung als allgemeine Aussage, sorry, ohne Wert bleibt.
Du neigst hier immer wieder mal dazu, den höchsten (!) Wert harter Arbeit in der Schriftstellerei zu negieren oder mindestens in Frage zu stellen, was ich schade finde - und vor allem aber irreführend falsch.

Ist bitte als neutrale Aussage und nicht böse und vor allem auch nicht persönlich gemeint - ich schätze Deine Art zu denken und Deine Gedanken als bereichernd, das zur Klarstellung.
Ich will aber verhindern, dass der mitlesende Anfänger, der noch seinen Weg sucht, hier mit Desorientierung herausgeht.

Meiner Erfahrung der letzten Jahrzehnte nach, einem Haufen Schreibkurse auf beiden Seiten, Literatur zum Thema, bis die Regale brechen, und vor allem einem Monsterhaufen von Gesprächen mit hunderten (vorsichtig geschätzt) von Erfolgsautoren ist, dass schlichtweg niemandem (!) “das” Buch “zugeflogen” ist und er (oder sie) es einfach runterschreiben konnte. Niemandem, der erfolgreich ist.
Feuer braucht man, ja. Ein gewisses Maß an Kreativität, ja.

Aber ein “genialer Funke”, der “nur manchen gegeben” ist? Quark.

Hat man das Feuer, den Wunsch, den Drang - dann sind 7/8tel da. Der Rest ist harte Arbeit und Lernen, Schreiben, Lernen, Schreiben und beim Schreiben lernen. Und Überarbeiten, bis es passt.
Anders herum vielleicht - es mag wohl Menschen geben, denen man den Rat geben sollte, nicht zu schreiben. Aber die kommen schon von allein nur selten auf die Idee. (Was nicht heißt, dass es nicht auch viele “halbgare Halbherzige” gibt, die schlecht schreiben - aber das ist ein anderes Thema, denn die könnten sich verbessern.)

Hemingway kondensiert das ganz wunderbar: “The first draft is always shit.” Danach kommt eben genau die harte Arbeit, und die macht das Buch lesbar und wertvoll.

So’n oller halbdurchsichtiger Kiesel taugt auch kaum, bevor er in Amsterdam in seinen Wert geschliffen wurde.

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Oh, Du zitierst Hemingway … da wird Palinurus gleich wieder dagegenhalten … :scream:

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