Mir ist eine spannende Geschichte und sympathische Charaktere wichtiger als das jeder einzelne Satz Gold aufwiegt. Ich muss nicht so gut schreiben können wie ein Walter Moers oder Kafka. Das ist bewundernswert und ich versuche meinen Wortschatz auszubauen, aber im Grunde genügt mir ein Schreibstil zwischen J.K. Rowling und Patrick Rothfuss - wobei deren Texte ja Übersetzungen sind… als deutsches Beispiel fiele mir Bernhard Hennen oder Markus Heitz ein. Angenehm zu lesen, aber weder Gebrauchsanweisung noch Kinderbuch.
Je hochtrabender der Stil ist, umso anstrengender ist er für mich zu lesen, nicht inhaltlich, den erfasse ich, sondern es ermüdet schneller. Der Geist muss intensiver mitdenken. Walter Moers Geschichten strotzen z.B. von Wörtern, die mir nicht geläufig sind und die ich zu interpretieren versuche. Bei Kafkas Parabeln versteckt sich die Parabel im Text. Die muss man erst einmal sehen.
Ein Schreibstil, der alle Möglichkeiten der Grammatik und Literatur nutzt und sich mehr auf das geschriebene Wort als das konzentriert, was beschrieben wird, ist auf Dauer wie das Lesen eines Sachbuchs und weniger Belletristik.
Das merke ich auch in diesem Thread. Ich verstehe, was geschrieben steht, aber bei manchen Autoren fühl ich, das ein Roman von ihnen mich so geistig ermatten würde, dass ich das nächste Kapitel eher widerwillig lese.
Und ja, Kommasetzung nach Gefühl funktioniert in der Regel nicht. Deshalb widme ich in der Korrekturphase diesen besondere Aufmerksamkeit.
Wenn man damit leben kann, dass die einem evlt. um die Ohren gehauen werden, kann man das machen. Ich würde auf jeden Fall in ein prof. Korrektorat investieren, besonders, wenn man vom Schreiben leben will.
So teuer ist das jetzt auch wieder nicht. Es muss ja nicht gleich das ganze Manuskript sein. Das kann man mit dem Lektor/der Lektorin verhandeln. Manche bieten auch ein kurzes, kostenloses Probelektorat an. Dann kann man auch schauen, ob man mit der Art, wie der Lektor/die Lektorin arbeitet, zurechtkommt. Eine Investition, die sich lohnt!
Wenn man es ernst nimmt, und das tust du ja lieber @Flixiflix, finde ich das unerlässlich.
Lektoren und Lektorinnen findet du hier: www.vffl.de
Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren
Du kannst aber auch erstmal hier im Lesezirkel eine Textprobe reinstellen. Dann bekommst du schon mal ein erstes Feedback.
Das kann ich nur empfehlen. Die Kritik ist hart, aber gerecht. Auch wenn man erstmal ohgottohgott denkt.
Ich bin mir relativ sicher, daß 90 Prozent der Bücher, die ich so lese, in Deinen Augen unter Schrott fallen würden. Sie sind nämlich in keiner Weise literarisch anspruchsvoll. Ich liebe Fantasy und spannende Krimis/Thriller, und danke, nein, die müssen nicht überfrachtet sein mit tiefgründigen Gedanken. Ich lese primär zur Unterhaltung, hauptsächlich abends, wenn ich bei Shakespeare oder Auden (die ich im Urlaub sehr schätze!) einschlafen würde. Und finde da nichts Schlimmes dabei - jeder so, wie er mag. Beim Lesen und beim Schreiben.
Das geht mir genauso - und das, obwohl ich (inzwischen) eine Schreibarbeiterin bin. Es ist immer wieder schön, so überrascht zu werden! Das in den kompletten Plot sinnvoll zu integrieren, artet allerdings mitunter in Arbeit aus. Als würde mich die neue Figur ansehen und sagen: So, da bin ich - und jetzt?
Ich schätze, das kommt aufs Sprachgefühl des jeweiligen Schreibers an. Ich würde zum Beispiel wahnsinnig werden, wenn ich beim Schreiben an Regeln denken würde. Und vor allem: langsam. Ich bin eine absolute Gefühlsschreiberin, und ich meine explizit die Regeln. Wenn Du mich hinterher fragst, warum ich dieses oder jenes Komma gesetzt habe oder nicht, dann kann ich es erklären; aber dazu muß ich erstmal überlegen. Ich habe es schon in der Schule gehaßt, die deutschen Grammatikregeln bewußt anwenden zu müssen. Die einen haben Sprachgefühl, die anderen verstehen intuitiv die Logik von Physik oder Mathe, andere können kochen und im Kopf Geschmackskompositionen zusammenstellen. Irgendwas versteht eigentlich jeder intuitiv. Wo das der Fall ist, werden Regeln zum Hindernis. Überall sonst sind sie notwendige und hilfreiche Leitplanken.
Das ist mal ein Anspruch! Die haben beide einen immensen Wortschatz, und jedenfalls Rothfuss hat einen großartigen Stil. (Ich kann nur fürs Englische reden; die Übersetzungen kenne ich nicht.)
Also ein Preis für Fantasy von einer freiberuflichen Lektorin: 4,50€ pro Normseite für’s Lektorat oder 3,50€ pro Normseite für’s Korrektorat.
Das macht also eine vierstellige Summe (wenn ich nicht total falsch rechne) und die muss man erstmal haben und wieder einspielen. Zumal wenn ich als unbekannter Autor den Roman nur als eBook über Neobooks oder Amazon Kdp veröffentliche und in der Masse der Neuerscheinungen untergehe.
Natürlich wäre es mir lieb möglichst viele Fehler auszumerzen und die Erfahrung zu machen mit einer Lektorin zusammenzuarbeiten, auch wenn es frustrieren könnte, wenn sie allzu viel bemängelt… Aber aus Kostengründen ist es riskant.
Ich habe auf Amazon schon viele eBooks runtergeladen, bei denen man das fehlende Lektorat merkte, aber es war nicht so schlimm, dass ich aufhörte zu lesen. Ein schlechter Stil ist für mich viel schlimmer als ein paar Tippfehler. Diese Autoren haben auch ihr kleines Geld verdient und können es später in ein anderes Werk investieren, wenn ihre Bekanntheit groß genug ist um die Kosten eines Lektorats einzuspielen.
In Harry Potter hab ich übrigens auch den ein oder anderen Rechtschreibfehler gefunden. Auch ein Lektor bügelt nicht alles aus. Größere Sorgen machen mir ob die Geschichte gut ist, ob die Figuren nachvollziehbar handeln. Bei mir kämpft Grau gegen Böse, also nicht Gut gegen Böse. Zum Beispiel tötet eine der Figuren einen Priester damit er die Wachen nicht alarmieren kann, die einen Jungen sonst ungerechtfertigt sein Leben lang einkerkern würden. Die Mörderin hat diesbezüglich keinerlei Schuldgefühle und ist eine der tragenden Figuren des Romans. Auch geht der Held auf sexuelle Avancen ein, die normalerweise von Romanhelden ignoriert werden. Ich habe definitiv keine Lust ganze Kapitel zu streichen oder umzuschreiben, um der guten Sitte zu entsprechen. Deshalb liebäugel ich momentan eher mit einem Korrektorat. Auch weil ich in meinem derzeitigen Hauptprojekt Figuren, Tiere und Gegenstände aus der nordischen Mythologie auftreten lasse und die Lektorin sich diese erst einmal zu Gemüte führen müsste um die Anspielungen zu verstehen - und zu überprüfen.
Ja der Anspruch ist hoch. Bei Rowling ist die Story beeindruckend, auch wenn sie im Grunde sehr viel altbekanntes aus dem Mittelalter auf die moderne Welt übertragen hat, bei Rothfuss ist Stil und Story beeindruckend, allerdings kenne ich nur die deutsche Übersetzung.
Wirst du sie jemals wieder herauskramen, weil die Idee, die du verfolgt hattest, gar nicht schlecht war oder sind sie für immer ins Nirvana verbannt oder gar vernichtet? Meine Kunstlehrerin hat mir mal gesagt, dass man niemals einen Strich wegradieren dürfte, weil man nie weiß, was daraus noch werden könnte. Ob sie damit Recht hatte? Keine Ahnung, aber möglicherweise ein interessanter Aspekt - auch im Bezug auf literarische Gehversuche, die man eigentlich lieber ausradieren würde.
Dann sollte es Dir nicht an Empathie für den Leser fehlen. Du erhebst einen Anspruch, den Du selbst nicht erfüllen möchtest (auch wenn Dein Werk weniger fehlerhaft ist). Denn wenn jemand einen höheren Anspruch als den Deinen hat, könnte er dasselbe über Dein Werk sagen.
Dir fehlt es an finanziellen Mittel? Es liegt nicht am Geiz? Kein Problem! Sei fair sein und biete Dein “unlektoriertes” Werk kostenlos anb … dann werden bestimmt auch die Rezensionen positiver ausfallen.
Da ist meine Ansicht eine komplett andere. Ich werde mir einen guten Lektor gönnen und Geld investieren … und wenn es mich eine Niere kosten wird. Meine Natur ist, wenn ich was mache, dann richtig. Der Leser soll sich auf meine Geschichte konzentrieren und sich nicht über die Grammatik ärgern / lustig machen. Aus meiner Feder soll kein weiterer Zombie in literarische Gestalt erschaffen werden … dafür liegt mir meine Leidenschaft zu sehr am Herzen.
Wieso sollte ich fair sein und mein Werk kostenlos anbieten? Auch wenn es keinen Lektor gesehen hat und somit ein paar Fehler enthält, steckt doch viel Arbeit darin??! Ist es fair, dass ein anderer Autor einen Verlag findet und von diesem den Lektor bezahlt bekommt? Vielleicht hat sein Manuskript fiel weniger Potential, sowohl was das Talent anbelangt als die Verkaufsmöglichkei, nur erkennt dass der für das Genre zuständige Lektor nicht. Harry Potter und viele andere große Werke wurden schließlich anfangs auch von denen ignoriert, die sich was die Auswahl treffend, für die Creme de la Creme halten.
Um das Problem des mangelnden Korrektorats, von Lektorat will ich gar nicht erst reden, im SP wenigstens etwas zu lindern, es wird ja tatsächlich jeder Mist gepostet, gründete die Fantasy-Autorin, [Susanne Gerdom[/URL], gemeinsam mit einigen anderen Autoren das Quindie-Siegel plus dazugehörigem Forum. Dort konnte und kann man Texte einreichen und, nach erfolgter Prüfung, vieles wird abgewiesen, sicherstellen, dass die Texte wenigstens bezüglich Rechtschreibung in lesbare Form kommen. Dieses Siegel ziert dann das Cover, so weiß der (darüber informierte) Leser sofort, dass er ein „lesbares“ Produkt vorgesetzt bekommt.
Und noch etwas: DAS QUINDIE-SERVICE IST KOSTENLOS!!
Zum Thema Lektorat: Es gibt freie Lektoren, die deutlich günstiger anbieten, als 5 - 7 Euro pro Seite und dennoch etwas zu sagen haben. Ein Lektorat, das seinen Namen verdient, sollte jedenfalls auch ein Korrektorat enthalten. Zweiteres wird auch solo angeboten.
Just my ten cent!](‚https://qindie.de/‘)
Vielleicht sollten wir es “Projekt” nennen … ich verbinde Werk mit etwas fertigem (meine Schuld).
Natürlich, aber die viele Arbeit die Du reingesteckt hast, ist kein Maßstab für Qualität oder ein Anrecht auf Vergütung (und Profit). Es sei denn, es wird als umlektoriert gekennzeichnet und wird trotzdem gekauft.
Arbeit, die Du dir von anderen bezahlen lassen willst oder ein Hobby, aus dem Du Kapital schlagen willst? Wäre ehrenhafter es lektorieren zu lassen und mit den paar Euro, die Du pro Download verdienst, die Unkosten rauszuholen … so schwer es auch sein mag.
Dem Lektor ist das ziemlich Schnuppe. Er lektoriert i.d.R. alles, wofür er bezahlt wird. Beurteilen tut nur der Verlag oder Literaturagent.
100%! Das Recht hast Du auch. Nur weil es Dir nicht gelingt, ist es nicht verwerflich.
“Wurde anfangs AUCH ignoriert?” Ich mag Deine Selbsteinschätzung und Deinen Optimismus. Mit der Einstellung kannst Du nur Gewinnen, wenn Du Dein Projekt an die Verlage schickst
Eigentlich war das Thema ja realistische Schreibziele
… und schon sind wir bei realistischen Kosten.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich ein wenig verwirrt bin – so vom Querlesen hatte ich bisher den Eindruck, dass @Flixiflix voller Herzblut und Überzeugung für seine Geschichte ist, und – ungeachtet dessen, ob nun SP oder Verlag – dann am vorvorletzten Schliff (es kommt ja mind. noch Cover und Buchsatz) sparen zu wollen, erscheint mir irgendwie unfair dem Projekt gegenüber, vor allem weil in den letzten Posts für mich in den Worten eine vergoldende Absicht mitschwingt …
Ich gehe da mit @Renator d’accord; für das, was ich mein Herzprojekt nenne, würde ich alles geben – und wenn es heißt, dass es erst in 2, 5 oder 10 oder gar 20 Jahren erscheint, weil ich das Geld für ein ordentliches Lektorat/Korrektorat erst zusammensparen muss, weil kein Verlagslektor respektive Praktikant am Manuskripteingang (;)) es als den neuen Harry Potter erkannt hat …
Meine Absicht geht dahingehend mein Hauptwerk (es soll eine Reihe werden) zumindest ein Korrektorat vielleicht auch ein Lektorat angedeihen zu lassen, wenn ich das Geld dafür angespart habe. Und um das zu verdienen könnte es hilfreich sein, andere Texte, die zwar auch mit Herzblut geschrieben sind, aber die in einem Genre spielen, dass mir weniger an Herzen liegt, ohne Kosten zu verkaufen um Einkommen zu generieren.
… das ist im Grunde der Weg, den ich mir 2019 gewählt habe und nun gehe. Ohne Kosten wirst du aber nicht schaffen, das ist ein beinahe naiver Ansatz – wenn es nicht die monetären sind, dann musst du wenigstens ZEIT investieren. Diese Zeit geht dann von der Zeit des Hauptwerks ab …
Ich finde es faszinierend zu beobachten, wie sich dieser Thread verselbstständigt hat, ausgehend von der simplen Frage nach dem persönlichen, täglichen Schreibziel. Von der Quantität zur Qualität des Schreibens oder gar des Schreibenden? Auch wenn das ursprüngliche Thema derweil verfehlt wurde, vermag ich viele der dargestellten Standpunkte zu teilen, aber nicht alle. Die Qualität des eigenen Projekts dokumentiert sich zuallererst in der Qualität des Handwerks, von der Substanz und Glaubwürdigkeit der Figuren, über die Dramaturgie und Atmosphäre des Plots, bis zu Rechtschreibung und Grammatik. Die Regeln kreativ zu brechen, so lustvoll man dies tun mag, setzt ihre Beherrschung voraus. Womit wir bereits wieder beim Thema Überarbeitung sind, jenes, das jeden von uns immer wieder trifft, einholt und frustriert. Die eigentliche Schreibarbeit eben.
Deshalb plane ich diese Texte auch mehrheitlich kürzer zu halten. 60.000 Wörter, was einer Novelle entspricht und das ideale eBook Format sein soll, statt der üblichen 120.000 Wörter aufwärts.
Es gibt unbekannte Autoren auf Amazon, die vermarkten Texte mit nur 3.000-5.000 Wörtern und verdienen dabei pro Kunde genauso viel wie ein Autor für 120.000 Wörter. Dass ist für mich Abzocke. Deshalb möchte ich zumindest 60.000 Wörter bieten.
Das klingt wie im 19. Jahrhundert. Damals wurden Autoren z.T. nach Seiten (oder Wörtern?) bezahlt. Deshalb ist Les Misérables von Victor Hugo auch so dick.
Nun, lieber Leser, dürfen es für 3,50 € ein paar Wörter mehr sein?
Verstehe ich das richtig? In einem Markt, auf dem nur die Besten der Besten Gewinne einfahren, wollt ihr mit halbherzigen Büchern etwas verdienen und den Gewinn dann in euer Hauptwerk investieren? Finde das arg blauäugig … oder habe ich euch falsch verstanden?
Ohne auf der Bestenliste zu stehen, wird man nur sehr schwer unter all dem dilettantischen Mist gesehen.
Ein 350 Seiten Lektorat und Korrektorat kostet bestimmt um die 2500€. Wie viele Bücher muss man dazu verkaufen, dass man abzüglich Steuern auf die Summe kommt? 4200€? Seid ihr so gut, dass ihr das mit etwas halbherzigen (O-Ton Flixflix: “weniger am Herzen liegend”) schaffen könnt?
… aber zurück zum Thema: Ich erfülle mit Hilfe des Forums mein neues Schreibziel mit Leichtigkeit (habe die Muse verbannt).
Bei mir wohl schon, ich schrieb “im Grunde” – irgendwelche finanziellen Gewinne erhoffe ich mir nicht (ich habe gestern auf einer Quittung mal durchgerechnet), mir geht’s um die Erfahrung um das “Drumrum” und für einen etwas anderen Blick auf die Autorenvita/-bibliografie (!= weißes Blatt) …