Reaktionen auf Kritik

den ersten Satz würde ich so niemals in eine Kritik schreiben. Nicht wegen dem ‚du‘, sondern weil diese Aussage zu sehr pauschalisiert. Ist niemals gut, auch in persönlichen Diskussionen nicht :wink:

Satz Nr. 2 fände ich ok. Er impliziert, dass ich hier meine persönliche Meinung von mir gebe und liefert auch gleich die Begründung. Ich würde sagen, solche Sätze sollte man als Kritiksuchender verkraften können.

Soweit so gut, aber was macht man mit einem Text, an dem man nichts Lobenswertes findet?

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Reißaus nehmen :joy:

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@Yoro
Na gut, das wäre dann doch zu einfach. Manchmal geht das nicht. Wenn einen jemand darum bittet, vielleicht sogar jemand, mit dem man irgendeine Art von Beziehung hat.

Hm, da würde ich mir den Hauptpunkt herauspicken, der den Text verbrämt. Sagen wir mal: unleserliche Schachtelsätze. Und dann erklären, dass man stolpert, durcheinander kommt etc. und die Person bitten, das abzuändern.
Ganz „diplomatisch“ könnte man dann noch von diesem einen tollen Schreibratgeber schwärmen, wie der einen selbst geholfen hat. :rofl: Am besten gleich mit ausleihen. Aller Anfang ist schwer + es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Man könnte auch noch sagen: die Buchstaben gefallen mir sehr gut, besonders das A.
:laughing:

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Ich hab ja mal ne zeitlang für eine Literaturseite rezensiert. Wenn mir da in einer Story zu wenig Positives geboten war, hab ich das Cover gelobt. :innocent:

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Hallo @Yoro ,
der erste Satz hat nicht nur die Du-Botschaft, sondern auch die Pauschalisierung, die solche Aussagen zum No-Go machen.
Was würdest du am zweiten Satz ändern, damit er für dich die perfekte Art Kritik zu üben darstellt?

Liebe Grüsse
LonesomeWriter

Ich dachte, das hätte ich gesagt? Sorry, dann hab ich mich wohl zu missverständlich ausgedrückt.

Ich würde noch klarer machen, dass sich meine Kritik wirklich und ausschließlich nur auf den einen, vorliegenden Text bezieht. Also nicht von ‚deinen Texten‘ sondern in der Einzahl von ‚deinem Text‘ reden. Und natürlich so viel wie möglich begründen.
Und wenns irgendwie geht, versuche ich immer, ein positives Beispiel oder Vorschlag zu bringen.
So in etwa:
Blablubla finde ich nicht so gelungen weil Blublablub, die Sache ließe sich lösen/verbessern, indem du laberschwafelschwall.

Im konkreten Fall:
Ich empfinde deinen Text als sehr langweilig, weil du immer wieder nur dieselben Aussagen vertrittst. Versuch doch mal, sie mit Argumenten zu untermauern, das würde es nicht nur interessanter, sondern auch nachvollziehbarer machen.

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Du hast es geschrieben und ich habe es auch verstanden und es einfach als wichtigen Punkt wiederholt, eigentlich selbverständlich sein sollte.

Ich mag den Begriff laberschwafelschwall. Er lässt meine frühere Vorliebe für Clever&Smart wieder erwachen.
Danke für dein Beispiel. Diese Art der Kritik ist definitiv hilfreicher. weil sie dem Kritisierten einfach auch das Warum erklärt!

Liebe Grüsse
LonesomeWriter

Beim Aspekt der vorhandenen oder fehlenden Qualität von heutigen Roman (und womöglich hier vorgestellten Texten), sei es mit oder ohne Verlag, musste ich schmunzeln, denn übersehen wird dabei, was „die Masse“ konsumiert.

Es sind nicht unbedingt besonders ausgefallene Geschichten und Schreibstile, die heutzutage „top“ sind, sondern eher das, was früher vermutlich als Groschenheft aus der Schublade gezogen wurde.

Es ist unsagbar schwer, heutzutage anspruchsvolle Neuveröffentlichungen zu finden und jene Romane, die mir dann gefallen, werden meist von sehr alten Autoren geschrieben, die fernab des digitalen Zeitalters aufgewachsen sind.

Ein weiterer Aspekt, der damit einhergeht, ist, dass Neuerscheinungen heute oftmals als Ich-Erzähler geschrieben werden, was früher - bis auf Ausnahmen - als schlechter Stil galt, heute jedoch hochgelobt wird als angeblich „einzig wahre“ Erzählform.

Ich persönlich lese solche Romane dann gar nicht erst.

Ich-Erzähler ist für mich (Auto)Biografien und bestimmten anderen Texten vorbehalten, jedoch als generelle Erzählform ungeeignet.

Insofern stellt sich immer die Frage, auf welcher Grundlage die aktuellen Kriterien fußen, die für eine Kritik herangezogen werden (und natürlich auch, welche Kriterien der Algorithmus von Papyrus verwendet, um den Autoren dann mitzuteilen, wie gut oder schlecht ihr Text geschrieben ist).

Was wäre zum Beispiel, wenn längst verstorbene literarische Größen wie Kafka, Mann, Camus analysiert würden?

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definiere ‚anspruchsvoll‘, darüber dürften die Meinungen ziemlich auseinander gehen.

Siehe oben, man kann eigentlich nur das kritisieren, was einem selber störend auffällt.

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Bis vor meiner aktuellen Veröffentlichung hätte ich dir tausendprozentig zugestimmt. Ich habe es dennoch einfach mal ausprobiert und festgestellt, dass auch der von mir gehasste Ich-Erzähler durchaus Vorteile haben kann. Das Thema unglaubwürdiger Hellseherei fällt dadurch komplett weg. Bei der Schilderung einer Verfolgungsjagd wäre ich hingegen beinahe verzweifelt.
Ich bin der Auffassung, dass unterschiedliche Erzählperspektiven vermutlich das Optimum sind.

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Hallo Shenmi,
irgendwie findet mich das Leben immer wieder und packt mich…
Da ich nur ein veröffentlichtes Werk draußen habe („Der Bronzerücken“), kann ich auch nur dazu Stellung nehmen. Und mit Verlaub: Lieber lasse ich Euch über eine Selbstreflexion an meinem Tun teilhaben, als dass ich anderen den Spiegel vorhalten möchte. Das hat einen Grund, den Du wunderbar thematisierst. Auch ich mache Fehler!
Ein Kollege meinte, ich müsse das Manuskript auf ein Rechtschreibprogramm legen! Als ich den „Bronzerücken“ schrieb, wusste ich nicht einmal (als Zahntechniker), dass man so etwas kaufen kann. Auf dieser Ebene war ich also Jungfrau. Nachträglich hatte ich eine Auflistung meiner Fehler eingereicht. Wer es schafft, das Buch komplett zu lesen, wird feststellen, dass es durchaus eine menschliche Seite hat, als nicht perfekt rüber zu kommen. (Ich verstehe jeden, der da meint, das Niveau würde im Anspruch an die Schriftstellerei damit herunter gezogen werden.) Aber es ist, wie es ist. (Dass das Buch inzwischen auch international zu kaufen ist, hat eher inhaltliche Günde.)
Das neue Projekt kommt vor der Veröffentlichung durch die Papyrus-Mühle. Versprochen! (Man fühlt sich einfach besser und wird entsprechend anders gesehen…)
Gruß, Udo

Exakt, deshalb ist es immer entweder subjektiv oder kollektiv geprägt.

Ein Algorithmus funktioniert innerhalb eingespeister Parameter und diese sind fehleranfällig, wie zum Beispiel Googles Bilderkennungssoftware gezeigt hat.

Deshalb stellt sich mir die Frage, ob Texte, abgesehen von Rechtschreib- und Grammatikprüfung, tatsächlich so viel „besser“ und vor allem auch origineller werden, wenn sie von einem Algorithmus überprüft und kommentiert werden.

Machine Learning Software kann inzwischen sehr schöne Musikstücke erschaffen. Bei Texten ist sie bisher nicht dazu in der Lage, das selbst zu tun, sodass es ähnlich gut wirkt wie bei den Musikstücken.

50 Shades of Grey ist nicht anspruchsvoll und trotzdem extrem erfolgreich, ähnlich wie 365 Tage.

Michael Endes Romane lasen sich interessant und haben interessante Figuren und Handlungsstränge. Ebenso Tonke Dragt.

An Harry Potter erinnere ich mich kaum, obwohl der Zeitabstand zum Romanlesen kürzer her ist. Es war nichts, was langfristig im Gedächtnis geblieben ist.

Manche Geschichten funktionieren nur als Ich-Erzähler :slightly_smiling_face:

Ich habe so eine auch schon geschrieben.

Meistens lässt sich das durch eine Leseprobe und Klappentext auch abschätzen, ob es „so eine“ Geschichte ist.

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@Ronia_Richter

Die Stil- und Lesbarkeitsanalyse von Papyrus dient auch nicht dem Zweck, dir vorzuschreiben, was gut und was schlecht ist.

Stattdessen fällt es damit deutlich leichter, einen Eindruck des eigenen Stils zu erhalten. Zu sehen, welche Paragraphen vielleicht deutlich schwerer lesbar sind als die anderen. Festzustellen, ob die Lesbarkeit meiner Zielgruppe angebracht ist (Bsp. Kinderbuch vs Fantasy-Epos) und und und

Die Tools (und der damit verbundene Algorithmus) dienen einer Orientierung und stellen nicht ein Korsett an Regeln dar, in das man sich zwängen muss.

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Nun ja, ich glaube zumindest daran, dass es einen guten Stil gibt, den man objektiv belegen kann. Hierzu verweise ich auf das Buch „Deutsche Stilkunst“.

So gibt es einen Unterschied zwischen verschwurbeltem Geschwätz und klaren Sätzen, zwischen Texten, die nichts zu sagen haben, das aber hinter viel Wortgebausche verbergen wollen und Texten, die etwas zu sagen haben und das deutlich tun.

Wenn du gerade nichts findest und sprachinteressiert bist, lies das doch mal!

Wie auch Schopenhauer im 19.Jh. so schrieb:
"Gegen die gewissenlose Tintenklexerei unserer Zeit und gegen die demnach immer höher steigende Sündfluth unnützer und schlechter Bücher […]
… folglich wohl 9/10 aller Bücher, schonungslos geißelten […], statt solche dadurch zu befördern, daß ihre niederträchtige Toleranz im Bunde steht mit Autor und Verleger, um dem Publiko Zeit und Geld zu rauben."

War also leider doch schon immer so … :wink:

Das erinnert mich wiederum an die Meckerei über die Jugend von heute, die ja auch schon Tausende Jahre so immer und immer wieder aufkommt.

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Nietzsche hat sich einst von Schopenhauer abgewendet wegen dessen vermeintlich pessemistischen Betrachtung der Welt.
Im Gegensatz dazu war Tolstoi geradezu fasziniert von Schopenhauer und schrieb 1869 eine Art Lobschrift auf ihn.

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Interessant. Muss ich mir mal ansehen. Nietzsche musste ich in der Schule auseinanderpflücken und habe ihn gehasst.

Die ganzen miesen Groschenromane haben ihn so gemacht :disappointed_relieved: :wink:

Zumindest wurde durch den Autoren von „Deutsche Stilkunst“, Eduard Engel, auf Schopenhauers Definition von gutem Stil zurückgegriffen.
u.a. hier:
…und der beste deutsche Schriftsteller über Stil, Schopenhauer, bezeichnete als Zweck alles Schreibens: ‚Mittels Worten den Strom der Gedanken in ihren (der Leser) Kopf zu leiten […]‘ Das einzig vollkommne Mittel hierzu, den wertvollen Inhalt vorausgesetzt, ist der vollkommne Stil. Höchste Zweckmäßigkeit also ist höchster Stil.

Die gute Lesbarkeit des über 100 Jahre alten Buchs bestätigt meiner Meinung nach die Eignung von Engel, uns Stil beibringen zu können.
Vielleicht kennt das auch jemand durch die „Stilfibel“ von R. Reiners, der hat nämlich bei Engel abgeschrieben.

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Hatten wir irgendwo schon mal etwas ausführlicher, glaube ich.

OK, die Stilfibel sebst kenne ich nicht, habe das nur mal in einem Artikel gelesen, nachdem das Buch von Engel neu aufgelegt worden war.