Wie wünscht Ihr Euch konstruktive Kritik?

ok, sowas würde ich auch kritisieren, das geht gar nicht.

Aber ich hatte diese neue, extreme Empfindlichkeit gemeint, auf wen und was man alles achten und Rücksicht nehmen und warnen soll.

All diese Dinge sind in keiner Weise diffamierend oder beleidigend gemeint, es sind halt Figuren und Ereignisse, wie sie im wahren Leben auch vorkommen (ok, den metzelnden Psycho-Massenmörder lassen wir hier mal außen vor, aber auf den wird meist rechtzeitig im Klappentext vorgewarnt).

Wenn jetzt jemand meint, er müsste kritisieren, wenn jemand einen farbigen Antagonisten mit 50 kg Übergewicht, ein lesbisches Paar als erfolgreiches Trickbetrügerduo oder sonst so etwas ‚politisch Unkorrektes‘ am Start hat, weil das ja zu Missverständnissen führen und sich irgendwer beleidigt oder verletzt fühlen könnte, kann ich nur sagen, lies was anderes!

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Ich habe auch gerade eine Geburt geschildert, allerdings in fünf Kapiteln oder so. Dabei war ich detaillierter, als manchen lieb sein wird, detailverliebt und naturnah. Ich bin gespannt, wie meine Leser, die so etwas garantiert noch nicht gelesen haben, die Szenen beurteilen. Aber dazu frage ich keine Frau, jedenfalls nicht eine Frau. Ich habe meine eigene Sicht und Meinung und dazu hole ich mir die Sichtweise und Meinungen von vielen anderen Frauen ins Haus. Heute gibt es Foren für absolut alles.

Nun ja, ist aus der Mode gekommen. Mit klaren Worten machst du dir keine Freunde. Willst du auch nicht, weiß ich, aber klare Worte werden missgedeutet und dir angelastet. Keine Ahnung, wie es hier ist, bin noch neu, aber ich kenne Foren, auch von Schriftstellern und Möchtegernen.

Da hast du recht. Kann man nicht, muss man nicht, ist illusorisch. Aber! Man kann seinen Text so schreiben, seine Gedanken so formulieren und sich so viel Mühe geben, dass die Abschnitte (du sagtest Erotik) nach bestem Wissen und Gewissen fehlerfrei, stilistisch makellos, frei von zu vielen Belanglosigkeiten, Redundanzen und unfreiwilliger Komik sind. Und natürlich nicht sterbenslangweilig. Die Leser dürfen ihn danach immer noch nicht mögen! Aber sie können ihn nicht mehr verreißen, sondern maximal nicht gut finden. Also in der Regel stilistisch und inhaltlich. Es gibt objektive Kriterien und subjektive. Man sollte als Schriftsteller in der Lage sein, wenigstens die objektiven zu beherzigen. Dabei ist Papyrus sicher ein erster, kleiner Baustein, der einem hilft, besser zu werden.

Ne, wenn man danach gehen würde, könnte man es sowieso nur falsch machen. :grin: Das ist einfach in ein Extrem gekippt, wo man lieber Abstand hält und sich nicht verrückt macht.

Wie bei deinem Beispiel: Ich könnte ja auch sagen, dass das lesbische Trickbetrügerpaar Vielfalt zeigt. Vielleicht ist es ein sehr genialer Roman über zwei sehr geniale Frauen, den ich gern lesen würde. :woman_shrugging:

Nachtrag: und selbst wenn das böse und gemeine Frauen sind, schließe ich ja nicht von ihrer Sexualpräferenz auf ihren Charakter.

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Fehlerfrei geht, wenn die möglichen Fehlerquellen klar definiert sind (bei der Schreiberei Grammatik, Orthographie, Interpunktion).
Alles andere fällt bereits in den Bereich ‚persönlicher Geschmack‘, und darüber lässt sich trefflich streiten.
Wie sieht ein stilistisch makelloser Text aus? Ab wann ist eine Passage sterbenslangweilig? Und so weiter, zu all deinen Punkten wird dir jeder etwas anderes sagen.

Und wenn dem Autor eine Szene sehr wichtig erscheint, der Kritiker sie aber belanglos findet, kann sehr wohl verrissen werden.
Deswegen finde ich es an der ganzen Kritisiererei das Allerwichtigste, dass man seine Kritikpunkte so ausführlich und verständlich wie möglich begründet.

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Ich empfinde ähnlich wie du.

Von klein auf war ich Musikerin. Ich war talentiert, also musste ich arbeiten, arbeiten, arbeiten – Basis, Handwerk, Übung. Es war immer wieder nur verdammt harte Arbeit. Es gab für jeden winzigen Fehler sofort Kritik. Nicht mir Zuckerguss. Talent erleichtert es nicht, eventuell kommt man etwas schneller zum Ziel, aber ganz sicher erspart es einem nicht die harte Arbeit, die jedem Erlangen einer Kunst innewohnt. Dann trifft man in seinem Leben aber immer wieder Menschen, die all das umgehen wollen, mit den fadenscheinigsten Begründungen, wie: »Talent kann man nicht lernen« oder »Das ist Kunst. Das kann man nicht in Regeln pressen« und diese Halbwahrheiten, die eigentlich nur einen Zweck haben, dass diese Personen möglichst schnell und ohne Aufwand Erfolge erzielen wollen. Sie bisweilen nur die Aufmerksamkeit und Bewunderung, die dazu gehört, erlangen wollen. Mit natürlich so wenig Widerstand wie möglich. Und ja, ab da wird es persönlich und man wird emotional, denn es „verniedlicht“ die gewaltige Leistung, die man selbst für die Kunst erbrachte, um etwas bis in Perfektion zu erlernen. Und dieser Lernprozess endet nie, denn: Was ist schon Perfektion?

Zurück zur Schreibkunst. Hier beobachte ich das gleiche Phänomen. Nur um ein Vielfaches aggressiver. Je weniger jemand für die Kunst tun möchte, desto empfindlicher reagiert er/sie/es auf Kritik. Und die Ausredenliste, warum sich jemand mit dem Handwerk nicht auseinandersetzen will und lieber alle Abkürzungen nehmen will, ist sogar noch länger als die unter den Musikern. Mir ist auch aufgefallen, dass es unzählige Schreibratgeber gibt, aus denen sich aber einige scheinbar das herauspicken, was ihnen »gelegen« kommt oder es völlig verdrehen (es vielleicht auch nicht verstehen).

Ja, ich weiß genau, was du meinst, wenn du sagst, dass man mit zunehmendem Alter unduldsamer wird. :wink:

Ps: Ich würde gern noch einen Satz meines damaligen Musiklehrers hinzufügen, der auch für Autoren stimmig ist: »Wer sich nicht mit den Lehren der Harmonie beschäftigt, wird niemals komponieren, sondern immer nur nachspielen.«

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Das haben wir beim Schreiben aber nicht auf diese institutionalisierte Weise. Wir schreiben nicht kreativ in der Schule, wir gehen nicht zur Freizeitbeschäftigung oder zum Lernen in Schreibschulen, nehmen Schreibunterricht, nicht in der Breite.
Somit ist die Ansicht über das Schreiben als ein Handwerk kaum angekommen in den Köpfen.

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Das ist auch meine Beobachtung – leider. In den letzten Tagen ist das Forum gut geeignet, um den Dunning-Kruger-Effekt zu veranschaulichen.
Ich vermute, dass sich das ein bisschen legen wird, wenn die Gewinnspielwochen vorbei sind und wir wieder mehr über andere Themen miteinander schreiben und uns austauschen. Bis dahin: Durchhalten.

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In anderen Ländern aber schon. Da könnte man ja hoffen, dass das im Zuge der Globalisierung mal rüberschwappt. Aber die Deutschen sind irgendwie stur …
Übrigens glaube ich, dass das beim Zeichnen ähnlich ist. Dabei gibt es viel mehr Zeichenkurse als Schreibkurse, die man in seiner Freizeit belegen könnte. Trotzdem unterschätzen viele den Anteil des Handwerks am Zeichnen. Aber wenn wir das genauso viel üben würden wie unsere Handschrift, könnten wir es alle besser.

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Gutes Feedback für ein künstlerisches Werk ist leider nicht jedem gegeben.
Dazu gehört meiner Meinung nach:

  • die Einsicht, dass der Feedback-Geber nicht bestimmen kann, was geändert wird („Das musst du ändern“ zieht automatisch Wände hoch, „Das würde ich ändern“ normalerweise nicht.)
  • die Trennung von Kritik nach objektiven und subjektiven Kriterien („Kritick“ ist objektiv falsch geschrieben, aber ob ein Charakter als „liebenswürdig“ oder als „nett“ beschrieben wird, ist eine Entscheidung des Autors, die man höchstens subjektiv als falsch empfinden kann.)
  • ggf. Konzentration auf den Aspekt, zu dem man gefragt wurde
  • Höflichkeit wäre auch noch schön

Aber: Verständnis dafür, dass etwas noch eine Rohfassung ist, und auch der vorletzte der obigen Punkte sind insbesondere für Leute, die selbst die betreffende Kunst nicht ausüben, nicht so leicht zu erreichen.
Zum einen erfordert das auch klare Angaben bei der Bitte um Feedback; zum anderen ist von außen wirklich schwer vorhersagbar, inwieweit da noch gefeilt werden wird.

Im speziellen Fall des Ausgangspostings kommt noch ein weiterer Punkt hinzu: Die genaue Wortwahl kann einen erotischen Text komplett zu Fall bringen. Wenn mich jemand also bei einem erotischen Text um Feedback bitten würde, könnte ich gar nicht anders, als die Wortwahl zu thematisieren. Ich weiß nicht, ob das eine spezifische weibliche Reaktion ist, aber ich habe zumindest den Eindruck, dass Frauen da empfindlicher reagieren als Männer. Mithin würde ich gerade einen Mann da auch auf Dinge hinweisen wollen, die ihm vielleicht nicht bewusst sind. Ich weiß natürlich nicht, wie die Ursprungsfrage oder wie die Antwort darauf formuliert waren - vielleicht liegt ja da der Hase im Pfeffer. :slight_smile: Oft verletzt uns ja nicht die Kritik, sondern die Art, wie sie gebracht wird.

Ich würde der Sache etwas Zeit geben, bis sie nicht mehr ganz so emotional aufgeladen ist. Dann würde ich die Kritik ignorieren (gut, ich hab ein schlechtes Gedächtnis, ich würd das meiste wohl einfach vergessen) und dann nach bestem Wissen und Gewissen den Text überarbeiten, um erst hernach zu schauen, ob die Kritik am Ende noch irgendwo trifft.

Am Ende des Tages ist ein Autor immer noch Herr seines Textes und entscheidet selbst, welche Teile von Kritik akzeptabel sind oder nicht. Es hilft, sich das ins Gedächtnis zu rufen, finde ich.

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Na ja, man könnte schon anmerken, dass „liebenswürdig“ aussagekräftiger ist als „nett“, sodass sich der Leser unter ersterem mehr vorstellen kann.
Außerdem ist in diesem Beispiel die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich bei der Verwendung der Adjektive um „Tell“ anstelle von „Show“ handelt. Dann muss man sich die konkrete Situation ansehen. Wenn „Tell“ häufig auftritt, kann es sein, dass es sich um einen handwerklichen Aspekt handelt, den der Autor noch nicht gelernt hat, oder bei dem er sich noch nicht bewusst ist, dass er ihn nur theoretisch aber nicht in der Praxis beherrscht. (Ich habe schon einige Texte von Autoren gelesen, die zwar wissen, dass sie „Tell“ vermeiden sollten, aber nicht merken, wo in ihrem Text sie das übersehen haben. Manche bitten sogar darum, auf diese Stellen aufmerksam zu machen. Andere sind überzeugt, kein „Tell“ verwendet zu haben, was häufig leider nicht stimmt.)
Der offensichtliche Rechtschreibfehler, den du als Beispiel anführst, braucht vom Kritiker im Grunde gar nicht erwähnt zu werden, schon gar nicht in einer Rohfassung, weil es ja eine Rechtschreibekorrektur im Textverarbeitungsprogramm gibt. (Ich würde es als Kritiker allerdings vorziehen, dass solche Fehler schon eliminiert wurden, bevor ich den Text lese, denn sie lenken mich ab.) Eine Ausnahme wären die Tippfehler, die das Programm nicht finden kann, wie die Verwechslung von „Tisch“ und „Fisch“.
Es kommt bei der Kritik ja gerade darauf an, Dinge zu kritisieren, die ein Computer nicht erkennen kann.
Und Aspekte wie „Show, don’t tell“ kann ein Mensch noch relativ leicht feststellen, oder auch darauf aufmerksam machen, dass zu viele Adjektive die Vorstellungskraft des Lesers in eine bestimmte Richtung zwingen, was dieser als Bevormundung empfinden kann.
Was der Autor umsetzen will, ist natürlich seine Sache, aber wenn er so gut wie nichts umsetzt außer Rechtschreibung - warum bittet er dann um Kritik?

Was ich viel schwieriger finde, ist die übergeordnete Ebene. Wenn man jemandem einen Text zu lesen gibt, besteht dieser oft nur aus einer oder wenigen Szenen. Da muss der Kritiker sich zwangsläufig auf Details konzentrieren. Aber die Fragen „Passt diese Szene überhaupt in den Roman? Trägt sie zur Zielerreichung des Protagonisten bei? Steht sie an der richtigen Stelle (um z.B. einen Wendepunkt zu markieren)? Gibt es später Reaktionen oder Konsequenzen zu dieser Szene, oder hat der Autor vergessen, diesen Handlungsbogen zu Ende zu führen? Ordnet sie sich in die Logik der Szenenfolge ein (Steht eine Figur nur auf, wenn sie vorher auch gesessen oder gelegen hat? (Das Beispiel ist nicht so gut, weil man es am Ende relativ leicht ändern kann, aber es gibt gröbere Schnitzer.)?“
Diese Dinge würde ich am liebsten wissen, bevor ich Detailkritik zu einer Szene bekomme, weil ich sonst am Ende sehr viel noch mal schreiben müsste. Aber die Testleser haben keine Chance, diese übergreifenden Aspekte zu bemerken, wenn sie nur einen kleinen Ausschnitt bekommen.
Deshalb gebe ich meinem Coach zunächst nur einen Szenenplan, in dem die Szenen zusammengefasst sind. Da kann ich Rückmeldung für übergreifende „Fehler“ bekommen und diese gleich bei der Rohfassung vermeiden.
Solche Kritik bekommt man aber i.d.R. nur, wenn man dafür bezahlt, denn sie ist sehr zeitaufwendig und damit auch teuer.

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Ja, die Wortwahl. Wenn der stolze Recke mit gezogenem Lustschwengel in die feuchte Grotte einzieht, rollen sich einem Fuß- und Fingernägel gleichzeitig ein.
Vielleicht erfordert es auch ein bisschen Mut, die Sache so zu beschreiben, wie sie ist, weswegen manche auf eine derart blümerante Wortwahl ausweichen, dass es unfreiwillig komisch wird.
Ob man da als Frau empfindlicher ist, da bin ich unsicher. Natürlich, wenn eine besonders herabwürdigende Wortwahl und Handlung vorliegt (aber auch dafür gibt es eine Zielgruppe), gepaart mit mangelnden Kentnissen über den weiblichen Körper.
Für ihre 28 Jahre sah sie noch ganz gut aus, nicht so verbraucht wie ihre Freundinnen. Ihre riesigen Brüste reckten sich mir freudig entgegen und hüpften aus dem Ausschnitt. :joy:
(Ja, so etwas in der Art wird wirklich geschrieben. Hier ist nicht meine Fantasie mit mir durchgegangen.) In dem Fall ist es besser, die Bücher als (Alt-)Herrenfantasie zu kennzeichnen, damit auch die richtige Zielgruppe erreicht wird.

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Mir hilft beim Annehmen von Kritik (v.a. von Laien), folgendes

  • Sich in das Lesegefühl des Kritikers hineinfühlen
  • Das Selbstverständnis des Kritikers akzeptieren (nicht hinterfragen), und die Kritik durch seine Augen lesen:

Kritik sagt oft sehr viel darüber aus, wie ein Kritiker denkt oder empfindet, und auch noch etwas darüber, wie und was er über den Text denkt, welchen er kritisiert.
(Gilt für weibliche und männliche Kritiker ebenso – ist m.E. bei solchen des anderen Geschlechts oft noch wichtiger zu bedenken:-).

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Vorhanden. Das wäre das erste was mir einfällt. Oft hört man gar nix.

Ich hab zu meinen eigenen Texten noch gar nicht so viel Feedback (liegt in der Natur der Sache, sind halt nicht viele veröffentlicht). Aber ich hab viel gesehen und gelesen. Von konstruktiver Kritik ist das oft meilenweit entfernt. Um konstruktiv zu wirken, muss sich aus der Kritik ja ergeben, was der Autor, nach Ansicht des Kritikers verbessern sollte.
Persönlich finde ich, wenn jemand mir sagt, dass er/sie/they oder so eine Geschichte mag, ist das halt ok. Das ist natürlich auch nicht konstruktiv. Aber das macht eben +0 für den Text, aber +1 fürs Ego.
Aber wenn jemand mir mitteilen wollte, dass mein Text „schlecht“ ist, sich „hölzern anfühlt“, ihn „die Figuren nicht ansprechen“ oder was weiß ich, bin ich dann ganz schnell bei Bruno Koop. (Didi der Doppelgänger → Ich brauche mehr Details). Die kriegt man häufig aber gar nicht.

Anders ausgedrückt. Positive Kritik kann begründet werden, negative Kritik muss begründet werden.

Verbesserungsvorschläge gehen auch, weil sie dem Autor auch erlauben, die Kritik nachzuvollziehen.
Ich mag es, wenn die Leute sowas sagen wie: versuch mal das. Oder schau mal ob du das streichst. Oder wie meine Frau das eine Mal „Ich verstehe nicht so richtig, welchen Zweck diese Figur hat“. Das hilft mir konkret. Yoro beschreibt das hier ziemlich gut. (inklusive dudenfähiger Wortschöpfung)

Was @fredreg hier sagt, gilt für den Kritiker nicht weniger.

Emotionen, auch textbezogen, sind so eine Sache. Da müsste eben auch der Kritiker beurteilen, inwieweit das relevant ist. Wenn ich zum Beispiel eine Kindergeschichte schreibe und der erwachsene Testleser kriegt dadurch Angstzustände, möchte ich das schon gern wissen …oder wenn ich Erotika schreiben würde und der Testleser findet das alles eher lustig.
Aber wenn die gesamte Kritik daraus besteht, dass sich der Text oder manche Szenen für den Leser irgendwie HIER-GEFÜHL-EINSETZEN anfühlen, ist das halt nicht hilfreich. Oder wenn die Emotion extrem spezifisch ist, wie Phobien des Kritikers, die aber dann gleich auf die gesamte Leserschaft umgelegt werden.

Was ich absolut nicht leiden kann, sind diese eine Gruppe von Leuten:
Nennen wir sie doch einfach mal die Ritter des Schreibtipps. Ich überzeichne hier ein wenig:
Dieses spezifische Klientel hat massenhaft Blogs zu Schreibtipps gelesen und/oder zwölf Schreibkurse besucht und hält sich deshalb für die Verkörperung der schriftstellerischen Weisheit. Tatsächlich haben sie aber die Hintergründe der entsprechenden Schreibtipps gar nicht verstanden, sondern nur deren Titel auswendig gelernt. Deswegen schreien sie auch sofort „Show don’t tell“, wenn der Autor sich erdreistet, die Form eines Frühstücksbrötchens nicht zu beschreiben. (Und wenn er es doch tut, ist es infodumb). Du bist weiß und (cis-)männlich, aber eine deine Figuren ist eine amerikanische Ureinwohnerin? Pech gehabt bei den Schreibtipprittern, denn es heißt „Write what you know“. Und trau dich ja nicht erst, ein Adjektiv zu benutzen oder gar :scream: :scream: :scream: … ein … Adverb!
Dieselben Leute kritisieren auch gern auf der Basis der Kritiken zu ihrem eigenen Text. Also Super-Schreibkurs-Lehrer L hat Schreibtippritter R mal den Rat gegeben, dass seine Charaktere ihre Handlungen mehr reflektieren sollten. Und seitdem schimpft R über jede Geschichte in der sich nicht mindestens ein Charakter mindestens einmal hinterfragt.

Edit: Kurzer Disclaimer. Es gibt natürlich bei Autoren auch noch den entsprechenden Gegenpol. Nur hier geht es ja um Kritik.

Wer die „Schreibtechnikerin“ kennt, kann dort mal der Anleitung zu gutem Feedback suchen. Ich verlinke hier jetzt aufgrund der Forenregeln nicht. Sie weist unter anderem auch darauf hin, dass gute Kritik die Vision des Autors mit berücksichtig. Sprich, ein guter Kritiker äußert seine Kritik sozusagen im Vergleich zu dem Werk, dass es sein will, nicht dem Werk, dass er stattdessen geschrieben hätte.

Letztendlich denke ich, beiden Seiten wäre gut geholfen, wenn sie mit etwas Demut an die Sache herangehen. Der Autor denkt sich was bei seinen Zeilen, der (wohlwollende) Kritiker aber auch.


@Gwendy:

Ich empfehle hierzu Bodo Wartke, das Lied heißt „Mir fehlen die Worte“ und dreht sich um die vermeintliche Unzulänglichkeit der deutschen Sprache bei dirty talk. Es gipfelt in der Phrase

„Der purpurbehelmte Krieger will in das gelobte Land
In das Land des vertikalen Lächelns, und dort schaut er schon gespannt […]“ :smiley: :smiley:

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Klar, als Satire würde ich wiederum gern die Abenteuer von Ritter Purpurhelm in den Melonenbergen lesen. :joy:

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Hab es mir angehört :smile:

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Ja das kenne ich. Ich habe eine Geschichte geschrieben, auf die ich sehr stolz war. Es kritisierten mich Leute, das tat sehr weh. Doch die Kritiker sagten mir genau, was sie daran nicht gut fanden und was ich anders machen könnte. Auch ich legte die Geschichte zur Seite und musste erst alles verdauen. Ich las meine Kritik und die Geschichte noch einmal durch und so hart für mich auch die Kritik war, so berechtigt war sie auch. Ich überarbeitete sie dann und so lernte ich viel von dieser einen Geschichte. Jede gute Kritik ist gut, doch der Autor muss auch die Kritik annehmen. Natürlich sollte man beim kritisieren freundlich bleiben und wenn ein Kritiker gut ist, gibt er auch Vorschläge oder Überlegungen an. Dann kann man konkret darüber nachdenken.

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Klingt einleuchtend, wenn auch banal.
Aber wann ist eine Kritik eine gute Kritik, sodass sie gut ist?

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Wenn sie begründet ist. Das haben wir eigentlich schon hinreichend erörtert.

Gute Kritik ist wertschätzend, ehrlich, begründet (und sei es nur mit „klingt unschön“ oder „verstehe ich nicht“) und lässt sich prüfend auf den Stil des anderen ein, ohne den eigenen Stil aufdrängen zu wollen.
Wenn jemand unbedingt von Purpurhelmen in „samtigen Goldminen“ (David Bowie) schreiben möchte, dann kann man durchaus zweifelnd nachfragen, welche Wirkung der Text beim Leser erzielen soll und den eigenen Eindruck (dass man sich ggf vor Lachen ausschüttet) auch gleich mitteilen, aber wenn es so sein soll, dann kann man als Testleser, Kritiker und Lektor letztlich auch damit arbeiten und plötzlich eingestreute Vulgär- oder anatomisch korrekte Bezeichnungen als unpassend ankreiden.

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