Vorhanden. Das wäre das erste was mir einfällt. Oft hört man gar nix.
Ich hab zu meinen eigenen Texten noch gar nicht so viel Feedback (liegt in der Natur der Sache, sind halt nicht viele veröffentlicht). Aber ich hab viel gesehen und gelesen. Von konstruktiver Kritik ist das oft meilenweit entfernt. Um konstruktiv zu wirken, muss sich aus der Kritik ja ergeben, was der Autor, nach Ansicht des Kritikers verbessern sollte.
Persönlich finde ich, wenn jemand mir sagt, dass er/sie/they oder so eine Geschichte mag, ist das halt ok. Das ist natürlich auch nicht konstruktiv. Aber das macht eben +0 für den Text, aber +1 fürs Ego.
Aber wenn jemand mir mitteilen wollte, dass mein Text „schlecht“ ist, sich „hölzern anfühlt“, ihn „die Figuren nicht ansprechen“ oder was weiß ich, bin ich dann ganz schnell bei Bruno Koop. (Didi der Doppelgänger → Ich brauche mehr Details). Die kriegt man häufig aber gar nicht.
Anders ausgedrückt. Positive Kritik kann begründet werden, negative Kritik muss begründet werden.
Verbesserungsvorschläge gehen auch, weil sie dem Autor auch erlauben, die Kritik nachzuvollziehen.
Ich mag es, wenn die Leute sowas sagen wie: versuch mal das. Oder schau mal ob du das streichst. Oder wie meine Frau das eine Mal „Ich verstehe nicht so richtig, welchen Zweck diese Figur hat“. Das hilft mir konkret. Yoro beschreibt das hier ziemlich gut. (inklusive dudenfähiger Wortschöpfung)
Was @fredreg hier sagt, gilt für den Kritiker nicht weniger.
Emotionen, auch textbezogen, sind so eine Sache. Da müsste eben auch der Kritiker beurteilen, inwieweit das relevant ist. Wenn ich zum Beispiel eine Kindergeschichte schreibe und der erwachsene Testleser kriegt dadurch Angstzustände, möchte ich das schon gern wissen …oder wenn ich Erotika schreiben würde und der Testleser findet das alles eher lustig.
Aber wenn die gesamte Kritik daraus besteht, dass sich der Text oder manche Szenen für den Leser irgendwie HIER-GEFÜHL-EINSETZEN anfühlen, ist das halt nicht hilfreich. Oder wenn die Emotion extrem spezifisch ist, wie Phobien des Kritikers, die aber dann gleich auf die gesamte Leserschaft umgelegt werden.
Was ich absolut nicht leiden kann, sind diese eine Gruppe von Leuten:
Nennen wir sie doch einfach mal die Ritter des Schreibtipps. Ich überzeichne hier ein wenig:
Dieses spezifische Klientel hat massenhaft Blogs zu Schreibtipps gelesen und/oder zwölf Schreibkurse besucht und hält sich deshalb für die Verkörperung der schriftstellerischen Weisheit. Tatsächlich haben sie aber die Hintergründe der entsprechenden Schreibtipps gar nicht verstanden, sondern nur deren Titel auswendig gelernt. Deswegen schreien sie auch sofort „Show don’t tell“, wenn der Autor sich erdreistet, die Form eines Frühstücksbrötchens nicht zu beschreiben. (Und wenn er es doch tut, ist es infodumb). Du bist weiß und (cis-)männlich, aber eine deine Figuren ist eine amerikanische Ureinwohnerin? Pech gehabt bei den Schreibtipprittern, denn es heißt „Write what you know“. Und trau dich ja nicht erst, ein Adjektiv zu benutzen oder gar … ein … Adverb!
Dieselben Leute kritisieren auch gern auf der Basis der Kritiken zu ihrem eigenen Text. Also Super-Schreibkurs-Lehrer L hat Schreibtippritter R mal den Rat gegeben, dass seine Charaktere ihre Handlungen mehr reflektieren sollten. Und seitdem schimpft R über jede Geschichte in der sich nicht mindestens ein Charakter mindestens einmal hinterfragt.
Edit: Kurzer Disclaimer. Es gibt natürlich bei Autoren auch noch den entsprechenden Gegenpol. Nur hier geht es ja um Kritik.
Wer die „Schreibtechnikerin“ kennt, kann dort mal der Anleitung zu gutem Feedback suchen. Ich verlinke hier jetzt aufgrund der Forenregeln nicht. Sie weist unter anderem auch darauf hin, dass gute Kritik die Vision des Autors mit berücksichtig. Sprich, ein guter Kritiker äußert seine Kritik sozusagen im Vergleich zu dem Werk, dass es sein will, nicht dem Werk, dass er stattdessen geschrieben hätte.
Letztendlich denke ich, beiden Seiten wäre gut geholfen, wenn sie mit etwas Demut an die Sache herangehen. Der Autor denkt sich was bei seinen Zeilen, der (wohlwollende) Kritiker aber auch.
@Gwendy:
Ich empfehle hierzu Bodo Wartke, das Lied heißt „Mir fehlen die Worte“ und dreht sich um die vermeintliche Unzulänglichkeit der deutschen Sprache bei dirty talk. Es gipfelt in der Phrase
„Der purpurbehelmte Krieger will in das gelobte Land
In das Land des vertikalen Lächelns, und dort schaut er schon gespannt […]“