Reaktionen auf Kritik

Nietzsche hat sich einst von Schopenhauer abgewendet wegen dessen vermeintlich pessemistischen Betrachtung der Welt.
Im Gegensatz dazu war Tolstoi geradezu fasziniert von Schopenhauer und schrieb 1869 eine Art Lobschrift auf ihn.

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Interessant. Muss ich mir mal ansehen. Nietzsche musste ich in der Schule auseinanderpflücken und habe ihn gehasst.

Die ganzen miesen Groschenromane haben ihn so gemacht :disappointed_relieved: :wink:

Zumindest wurde durch den Autoren von „Deutsche Stilkunst“, Eduard Engel, auf Schopenhauers Definition von gutem Stil zurückgegriffen.
u.a. hier:
…und der beste deutsche Schriftsteller über Stil, Schopenhauer, bezeichnete als Zweck alles Schreibens: ‚Mittels Worten den Strom der Gedanken in ihren (der Leser) Kopf zu leiten […]‘ Das einzig vollkommne Mittel hierzu, den wertvollen Inhalt vorausgesetzt, ist der vollkommne Stil. Höchste Zweckmäßigkeit also ist höchster Stil.

Die gute Lesbarkeit des über 100 Jahre alten Buchs bestätigt meiner Meinung nach die Eignung von Engel, uns Stil beibringen zu können.
Vielleicht kennt das auch jemand durch die „Stilfibel“ von R. Reiners, der hat nämlich bei Engel abgeschrieben.

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Hatten wir irgendwo schon mal etwas ausführlicher, glaube ich.

OK, die Stilfibel sebst kenne ich nicht, habe das nur mal in einem Artikel gelesen, nachdem das Buch von Engel neu aufgelegt worden war.

Enid Blyton soll gesagt haben, Kritik von Menschen, die älter als zehn Jahre sind, interessiere sie nicht. Ihre Aussage kann ich sehr gut verstehen.

Ich schreibe auch für Kinder. Die Rückmeldungen, die ich bislang von jungen Leserinnen und Lesern bekommen habe, sind vor allem eines: absolut ehrlich. Das macht es mir leicht, sie sehr, sehr ernst zu nehmen. Solche Rückmeldungen heflen mir, bessere Geschichten zu schreiben. Dafür bin ich dankbar.

Manche(r) mag Blytons Antwort als arrogant empfinden. Jemandem, dessen Text man lesen musste oder durfte, einen Schreibratgeber zu schenken … wie ich oben irgendwo gelesen habe – empfinde ich als mindestens ebenso arrogant.

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Das war nicht so ernst gemeint.
Aber immer noch besser als die Buchstaben zu loben :wink:

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Mich hat erst vor ein paar Monaten ein Kollege darauf gebracht, indem er mir „Zarathustra“ in die Hand drückte. Das hat das ganze Finale von „Kurt im Spiegel“ beeinflusst. Ich bin richtig heiß darauf, im nächsten(?) Jahr zu veröffentlichen…

Übrigens, Suse,
heute sollte meine erste Lesung sein.
Es waren nur drei Leute aus dem engsten Umfeld gekommen, die das Buch auch schon gelesen hatten. Wir haben uns mit dem Veranstalter zusammengesetzt. Ich hielt für ein paar Fotos und ein kleines Video (liegt mir alles noch nicht vor) eine Mini-Lesung.
Die Lesung will der Veranstalter im Frühjahr neu ansetzen. Da er in einigen Zeitungen die heutige ankündigte, dürfte „Der Bronzerücken“ trotzdem bekannt werden. Außerdem ist Buchmesse… Alles gut!
Auf meinem Profilfoto siehst Du links das Alte Schloß. Im Saal waren wir mit der Lesung.

Ooooooh, grausig. Da bereitet man sich vor, ist nervös, hofft, bangt, …

Das ist nett. Bei mir waren auch nur 13 Leute da. Allerdings trieb parallel zur Lesung das Orkantief Friederike sein Unwesen. Die, die da waren, fanden es toll und haben einige Bücher gekauft. Die Veranstaltung war trotz der geringen Teilnehmerzahl ein voller Erfolg. Durch den Sturm, bei dem es in unserer Region drei Tote gab, hatte ich mit 0 Teilnehmern gerechnet.
Die lokale Presse war vor Ort und hat einen Artikel über die Veranstaltung geschrieben.
Ich wünsche dir gaaaanz viel Glück fürs Frühjahr.

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Hallo @Ronia_Richter ,

das wäre bestimmt ein Gemetzel, denn die Sprache und auch der Schreibstil ändern sich im Laufe der Zeit. Bei Kafka, Mann und Camus, die alle zur Weltliteratur gehören, war noch einerseits ein anderer Wortschatz üblich und das Zielpublikum für Literatur war auch noch ein anderes. Nicht zu vergessen die Rechtschreibreformen, die es ab und an gab.


Ich habe mal einen beliebigen Ausschnitt aus Kafkas Amerika mit meinen Einstellungen analysiert. Beginnend von Wortwiederholungen, die als Stilmittel eingesetzt werden (die bald lasen, bald exzerpierten, bald in ihre Aktentaschen einlegten) und vorallem sehr lange Sätze waren ein Indiz für die gehobene Bildung. Heute gibt es eben nicht mehr nur die Bildungselite sondern eben auch den Bildungsmittelstand und auch die Bildungsunterschicht. Es soll nicht wertend sein, sondern nur darstellen, wie sehr sich das Lesepublikum im Laufe der Zeit geändert hat. Auch wenn es seit der Zeit Maria Theresias bereits die Schulpflicht gibt, haben gut 90% der Schulabgänger wenig bis gar nichts gelesen, weil sie schlichtwegs keine Zeit dazu hatten. Damit war das Publikum von Kafka, Mann und Camus die Bildungselite, die zugleich auch gerade mal einen Teil der Oberschicht ausmachte. Teile des Adels, Teile des Klerus und Teile der vermögenden Kaufleute. Heute können zumindest in West- und Mitteleuropa fast alle Menschen Lesen und auch fast alle Menschen haben die Zeit dazu. Heute sind Wortwiederholungen bäh, Monstersätze (Kafkas Galerie)

sind zu meiden! Weshalb werden sie trotzdem als Weltliteraten gesehen? Weil sie ein Sprachgefühl hatten, das auch heute noch fast unerreicht ist.

Liebe Grüsse
LonesomeWriter

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Wenn es denn wirklich ein wahrhaft göttlicher Text wäre, würde sich niemand an einem Adjektiv „zu viel“ stören. Zumindest kein ehrlicher und wohlwollender Kritiker. Aber ich gehe davon aus, dass in einem wahrhaft göttlichen Satz kein Adjektiv zu viel ist. :wink:

Nicht zu vergessen, dass Fernsehen nicht selbstverständlich und auch nicht rund um die Uhr möglich war.

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Natürlich! Auch kein Substantiv. Überhaupt kein „tiv“ zu viel und auch kein Adverb, kein Artikel und nichts. Absolut perfekt … und die Zeichensetzung stimmte auch noch :wink:

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Bei wirklicher Schreibbeherrschung werden Regeln auch gebrochen. Da liest man z.B. plötzlich eine wunderbare Adverb-Adjektiv-Konstruktion. Das ist dann halt gekonnt. Im Gegensatz dazu greifen weniger Erfahrene an den falschen Stellen zu unnötigen Adjektiven, von Zusammensetzungen mit Adverbien ganz zu schweigen.
Vielleicht ist das Adjektiv „zu viel“ auch nur „bewusst“ so gesetzt.

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Nachdem ich nun all die Beiträge hier gelesen habe, gewinne ich den Eindruck, dass an die „Kritiker“ weit höhere Anforderungen gestellt werden als an die Autoren.

Schließlich reden wir hier nicht von professionellen Kritikern, mit dem Studium der Germanistik, Literatur oder Philologie oder was weiß ich einen dazu angeblich befähigt, ein guter Kritiker zu sein, sondern von Menschen unterschiedlichen Wissens und Erfahrungsstandes, die beides gern teilen möchten. Warum muss man dazu nun auch noch ein Studium in Psychologie absolvieren, um ja niemandem auch nur unterschwellig zu vergrämen? Warum ist es meine Aufgabe, den Fragilitätsgrad eines Menschen vorab einzuschätzen und mich jedes Mal dementsprechend anzupassen? Und vielleicht sogar Stunden an einer optimalen Formulierung herumzufeilen, damit die Botschaft als Lob verkleidet ankommt.

Kritik anzubringen, die niemanden verletzt, ist so anspruchsvoll wie einen Schneemann nur mit einem Löffel zu bauen. Einem heißen Löffel. Vor allem, wenn man das Gegenüber nicht kennt. Und seit wann sind wir eigentlich so empfindlich geworden? Ist es die Gesellschaft, in der jeder sich als »besonders« verwirklichen will, und dafür unbedingt die Bestätigung möglichst vieler anderer benötigt, damit er das auch selbst glauben kann? Können wir nicht einfach sein, wer wir sind? An Durchschnitt ist nichts auszusetzen, solange eine unterhaltsame Geschichte dabei herauskommt. Und lassen wir mal die Kirche im Dorf, die meisten von uns sind Durchschnitt (liegt in der Natur der Sache des Durchschnitts). Ich nehme mich da nicht aus. Und das ist doch toll. So sind die Leser es auch.

Ich bin noch in einer Welt sozialisiert worden, in der Kritik hart und unausweichlich war. Wurdest du nicht kritisiert, warst du nicht gut oder wichtig genug. Auch war sie nicht immer berechtigt, aber da mir nie jemand eingeredet hat, dass Kritik persönlich sein könnte, bin ich auch nicht davon ausgegangen. Mehrheitlich war sie es wohl auch nicht. Die strengsten Menschen in meinem Umfeld, waren die, die mich am meisten gelehrt haben. Hätte ich bei jedem ungünstig formulierten Satz gleich angefangen zu heulen und mich und die ganze Welt zu hinterfragen, wäre der Inhalt der Kritik nur noch belanglos geworden. Entwicklung wäre somit gar nicht möglich gewesen. Es gibt nichts Schlimmeres als Stillstand. Und ganz ehrlich, was ist etwas am Ende wert, wenn es nicht Blut, Schweiß und Tränen kostet?

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Ich glaube van Gogh war es, der sagte: »Wenn du die Regeln brichst, weil du sie nicht kennst, ist es Schrott. Brichst du sie, weil du sie kennst, ist es Kunst.«

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Ich finde, als Kritiker sollte man selbst auch in der Lage sein, mit Widerspruch umzugehen. Ganz nach der Devise: Wer austeilt, muss auch einstecken können.

Herrgott. So langsamen empfinde ich das hier als ganz schönen Kindergarten.

Niemand sagt, Kritiker müssen alles können und alles wissen.

Aber wer kritisiert, muss auch damit umgehen können, dass es andere Meinungen gibt. Zuspruch ist als Reaktion auf deine Kritik in Ordnung, Widerspruch aber nicht? Ja, wie soll dann eine differenzierte Auseinandersetzung stattfinden?

Ein Autor muss sich IMMER entscheiden, welche Kritik er wie gewichtet. Ignoriert er berechtigte Kritik, weil sein Buddy dieser Kritik widersprochen hat, hätte er der Kritik auch nicht zugehört, wenn sein Buddy still geblieben wäre, sondern vermutlich einen dieser „Ja, aber ich wollte damit ja xyz“-Ergüsse losgelassen.

Wenn du Angst hast, dass deine Kritik jegliches Gewicht verliert, nur weil jemand widerspricht oder hinterfragt, dann liegt der Hund in erster Linie bei dir begraben. Das hat nichts mit dem Autoren zu tun, sondern schlicht und einfach damit, dass du es blöd findest, dass jemand dir widersprochen hat.

Was ein Autor mit Kritik macht, ist sein Ding. Der eine setzt sich differenziert damit auseinander, der andere lehnt negative Kritik kategorisch ab und hört nur dem Lob zu und der nächste wieder lässt sich von jeder noch so freundlich geäußerten Kritik völlig verunsichern.

Aber: Die meisten Autoren sind erwachsen, also wie wäre es damit, dass du es ihnen überlässt, was sie mit deiner Kritik und den Reaktionen darauf anfangen?

Und wenn jetzt jemand blöd findet, was ich geschrieben habe und sich dahingehend äußert, dann freue ich mich darauf, mir meine und seine/ihre Aussagen nochmal durch den Kopf gehen zu lassen und zu überlegen, wer inwiefern vielleicht klarer sieht.

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Das Leben ist für jeden einzelnen Menschen ein separates Soziologie-Studium.
Und, weil es in der Konsum-Blase so gern ausgeblendet wird: Es geht jeden Tag ums Überleben. Um mit Reinhold Messner zu sprechen: „Wenn es ums Überleben geht, lässt jeder seine Maske fallen.“

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Worüber wir allgemein gesprochen haben, waren ja keine Forderungen, sondern Überlegungen, d.h. niemand schreibt dir vor, den Fragilitätsgrad einzuschätzen. Ich halte es so, dass ich bei mir fremden Menschen ganz normal herangehe, etwas lobe, was mir gut gelungen erscheint, und das kritisiere, was mir auffällt. Bei Leuten, mit denen ich schon länger an ihren Texten arbeite und weiß, wie sie reagieren, wie sie etwas umsetzen und dass sie schonungslose Kritik zwar mit einem weinenden, aber auch mit einem lachenden Auge entgegennehme, teile ich gern mit voller Schaufel aus. :joy:
Letztlich lernt man mit der Zeit auch, dass man nicht versuchen sollte, auf einen Groschenroman hochliterarische Kritik anwenden zu wollen (überspitzt gesagt, letzteres liegt weit von meinen Fähigkeiten entfernt).
Andere helfen mir, ich helfe anderen.
Es gibt seichte Romane, die ich nie lesen würde, aber andere Leute schon. Auch für die gelten gewisse Grundregeln für gutes Schreiben, und genau diese kann ich anbringen, ohne meinen Anspruch als das Maß aller Dinge zu betrachten und deswegen den Text als nutzlos anzusehen.

Einmal ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass eine mit einem Mindestmaß an Wohlwollen getätigte Kritik überhaupt ankommt. Zudem halte ich es so: Wie man in den Wald hineinruft, schallt es zurück.
Oder: Was du nicht willst, was man dir tut …

Ich verstehe das Problem nicht. Wenn an einem Text etwas gelungen ist, kann man das doch sagen. Auch positives Feedback hilft jemanden einzuschätzen, was funktioniert, dass eine Stelle besonders gut geworden ist, was beibehalten und ausgebaut werden kann …

Ziemlich unsachliche Wortwahl, mit der du jemand Kritisierten auf das Niveau eines Kindes stellst, der heult, ergo unreif ist.
Das trifft leider auf einiges in deinem Text zu. Im Grunde sind alle Mimosen, die getroffen auf Kritik reagieren. Wie jemand anderes auf Kritik zu reagieren hat, wird ja nicht durch dich bestimmt. Das einzige, was du hier tust, ist Leute abzuwerten, nur weil sie Kritik anzunehmen noch lernen müssen.

Dabei will ich aber noch mal auf deinen Eingangstext verweisen, den du ebenso formuliert hast.

= „der Beitrag von Hemingway abgekupfert“ = Plagiat, keine Eigenleistung

= ein paar wenige Leute hatten dir gesagt, dass sie den Satz OK finden und warum

= Ich will nicht kritisiert werden, das ist übergriffig

= diese anderen User, die mich kritisieren, haben keine Ahnung, sondern sind nur empfindlich

= der Autor ist natürlich auch empfindlich und unfähig abzuschätzen, welche Kritik für ihn hilfreich ist, weswegen er nur auf die Kritiker der Kritiker hören wird, aber nicht auf meine Aussage

Das ist es, was ich aus dem Text lese. Das hinterlässt bei mir den Eindruck, dass du mit Kritik selbst nicht so gut umgehen kannst, dir das aber nicht eingestehst, sondern die anderen zum Problem machst und abwertest.

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