Beruflich vermittelte @anon37238882 in der Zentrale eines großen Logistikunternehmens zwischen IT und Management. Da lernt man, komplexe Sachverhalte auf knackige Einzeiler zu verdichten und viel über Metaphern zu erklären – ob man will oder nicht. Es ist also kein Wunder, dass er in der zweiten Seitenwind-Woche die meisten Likes für seinen (wirklich!) perfekten ersten Satz bekam. Interesse am Schreiben hatte er schon immer, im Ruhestand fand er endlich Zeit dazu. Aktuell arbeitet er an einer Fantasy-Reihe.
Und so schildert er seinen Schreibprozess:
Man sagt ja, dass das erste Kapitel eines Romans den Leser neugierig, ihn begierig auf mehr machen soll. Bei der Vorgabe „nur der erste Satz“ verdichtet sich dieser Anspruch eben auf genau diesen und schränkt die Möglichkeiten entsprechend ein. Ein 08/15-Anfang kam also hier nicht in Frage.
Leser überraschen, etwas Unerwartetes, vielleicht mit einem Hauch Tabubruch. Dank eines schrägen Sinns für Humor und diesen Überlegungen wuchteten die Jungs aus dem Unterbewusstsein dann plötzlich die Grundidee hoch: Psycho berichtet im Plauderton über Leichen, Mord, etc. Von dieser Plotidee hin zum fertigen ersten Satz war es dann nicht mehr weit. Das klingt jetzt alles sehr rational und langwierig, aber in der Realität ging es sehr schnell und der Satz fühlte sich richtig an. Also nahm ich ihn. (Die Kurzgeschichte zum ersten Satz dauerte dann etwas länger )
Moral von der Geschichte: Man sollte solche Eingebungen nie einfach verwerfen, denn meistens ist es eine Antwort auf die gestellte Frage, wenn auch manchmal auf eine schräge Art und Weise.
Fällt euch der erste Satz zuerst ein? Oder steht der erste Satz, den ihr schreibt, eher selten am Anfang des fertigen Texts? Wie muss ein erster Satz beschaffen sein, um euch in eine Geschichte hineinzuziehen?
Dieser Post ist Teil einer Serie über die Schreibpraxis der Seitenwind-Autorinnen und -Autoren, die die populärsten Texte verfasst haben. Letzte Woche schrieb @Nina_Nohlen über verlassene Orte.