„Q-finity – Die Zeit findet einen Weg“ - Mein erster Aufschlag

Hier kommt das nächste, hoffentlich temporeichere Kapitel, der Gegenspielerin von Oliver.
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Das ist nur mein persönlicher Eindruck beim Lesen, also bitte als subjektive Wahrnehmung verstehen:

Dein Kapitel hat mir vom Aufbau und vom Tempo her gut gefallen. Du steigst direkt in die Handlung ein, Kendra bekommt schnell Kontur als Figur, und durch die Mischung aus Technik, Macht und Geheimnis entsteht Spannung. Besonders die Stelle mit der Pi-E-Mail-Adresse fand ich originell – das bleibt hängen.

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass es fast zu viele Infos auf einmal sind, vor allem bei den technischen Erklärungen und bei Kendras Eigenschaften, die du sehr ausführlich beschreibst. Ich persönlich fände es noch wirkungsvoller, wenn manches nicht so stark erklärt, sondern stärker gezeigt würde – etwa durch Handlungen, Reaktionen oder kleine Details, die Kendras Charakter verdeutlichen, ohne ihn in langen Absätzen zu beschreiben (show, don’t tell).

Sehr stark wirken für mich die Szenen, in denen Kendras Persönlichkeit durchscheint – zum Beispiel ihr Abgang aus dem Meeting oder die Dialoge mit Nash. Da spürt man sie unmittelbar, und genau das macht Lust auf mehr.

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass da großes Potenzial drinsteckt. Mit etwas Feinschliff bei der Balance zwischen Info und Figur könntest du die Spannung noch stärker machen.

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@Endgegnerin und @EffEss

Ist die Textpassage so besser?

Draußen höre ich den Schrei einer Möve. Ich fühle mich, als könnte ich fliegen. Das obligatorische Salz in der Hamburger Luft rieche ich nicht. Ich spüre, wie eine leichte Sommerbrise mein Gesicht streift. Extreme Taten und existenzielle Erlebnisse schärfen das Bewusstsein.

Hier würde ich für „show, don’t tell“ plädieren. Statt dem Leser diese Weisheit in einem Erklärungssatz zu erzählen, zeig’ dem Leser lieber in der Handlung, wie sich das geschärfte Bewusstsein bemerkbar macht.

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Auf jeden Fall Möwen. Das hört sich gut an. ( Ich höre sie schon :grinning:)
…obligatorisches Salz… gefällt mir schon rein sprachlich nicht so gut. Ansonsten stellt sich mir im Moment die Frage, ist der Protagonist Hamburger oder nur zum Töten in der Stadt? Wenn letzteres der Fall ist, dann würde ich in etwa so schreiben: Ich atme tief ein, aber Salz kann ich nicht riechen. Das ist wohl doch nur ein Klischee. (:wink:) Je nachdem wie es zu deiner Geschichte passt. Und wenn ihn dann noch ein Möwenschiss trifft, trifft es den Kern schon ganz gut.
Fun fact: in der Hafencity gibt es jede Menge Spinnen. Die Häuser sind so gebaut, das teilweise durch architektonische Meisterleistung und versetzte Backsteine wunderbare Spinnenhöhlen entstanden sind.
Natur setzt sich eben doch durch und passt sich an. :smile:

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Ist es überhaupt erwähnenswert, etwas Bestimmtes NICHT zu riechen? Gerade Salz schmeckt man eher, da es in der Luftfeuchte enthalten sein kann, die sich auf der Haut, den Lippen niederschlägt. Der typische Meeresgeruch ist eher fischig, nach Tang, nach Algen, nach Moder und nassem Sand etc… Aber Salz?

„Eine Sommerbrise streift mein Gesicht“, reicht glaube ich.

Hmmm … für mich klingt der Absatz zu sehr wie eine Aufzählung; das lässt sich vermeiden, indem du Satzlänge und -Rhythmus variierst.

Der durch und durch narrativ gehaltene Text strotzt vor Infodump und erscheint fast ausschließlich in knappen Hauptsätzen. Man nennt das auch Zwiebelhackerrhythmus. Mich hat die Leseprobe des ersten Kapitels nicht überzeugt. Das zweite habe ich nicht gelesen. Auch der Pitch ist nicht gut. Im Pitch sollten keine Fragen gestellt werden. Liest sich mAn eher wie ein Klappentext.

Dein Post triggert mich zu einer Erwiderung. Zum einen ist der Ton, vorsichtig gesagt, etwas aggressiv, zum anderen erscheinen mir vor allem aber die Argumente wenig stichhaltig zu sein.

Im einzelnen: du schreibst, der Text sei narrativ gehalten. Das erstaunt mich ein wenig, den es bedeutet doch erstmal nicht mehr als „erzählend“. Und wenn man eine Geschichte zu Papier bringt, was macht man da anderes, als sie eben zu - nun ja - erzählen? Insofern ist dieses Argument eher ohne Aussage.

Weiter schreibst du, der Text „strotzt“ vor Infodump. Nun kann es ja sein, dass dir das so vorkommt, aber die Wortwahl ist schon recht unhöflich. Zumal man sachlich über die Aussage durchaus diskutieren kann. Der Autor wählt ja eine Art von innerem Monolog als Stilmittel. Da ist es schon folgerichtig, wenn der Protagonist an seine Vergangenheit und die vor ihm liegende Aufgabe denkt. Über die Menge an Informationen kann man sicherlich diskutieren, aber grundsätzlich schlecht ist der Ansatz deswegen nicht.

Die „knappen Hauptsätze“ widersprechen für mein Empfinden deiner Behauptung vom „narrativen“ Stil. Zumal sie im Zusammenhang mit dem Stilmittel des inneren Monologs den Gesamteindruck eher in Richtung Gedankenstrom verschieben. Und das ist nun gerade kein erzählender Stil.

Die Sache mit dem Zwiebel hacken ist nun - und ich kann das nicht anders sagen- ein echtes Pseudoargument. Es ist ja so, dass man in wissenschaftlichen Arbeiten durchaus zitieren darf, was andere zu dem Thema schon gesagt haben, um die eigenen Argumente zu unterstützen. Nur muss man dann eben auch die Regeln einhalten und angeben, wer, was, wann gesagt hat. Hier bleibt offen, wer „man“ ist. Ich jedenfalls erinnere mich zwar noch an „zick, zick, Zyllis“ (wie immer sich das schrieb), diesen Zwiebel :onion: Zerhacker aus den 70ern, aber der hatte nix mit Texten zu tun.

Dass dich die Leseprobe nicht überzeugt hat, ist absolut legitim. Muss ja nicht jedem gefallen. Gilt genauso für den Pitch. Aber wenn er ein guter Klappentext wäre, ist das ja auch schon mal was. Gute Klappentexte sind auch nicht einfach zu schreiben.

Zum Abschluss noch der Stil deines Beitrags. Muss man jeden Satz mit „ich meine“ oder „ist nur meine Meinung“ einleiten?

Nein. Ich denke nicht. Es ist eher eine Frage des Gesamteindrucks. Wir wollen nicht vergessen, dass es schon eine gute Portion Mut verlangt, Teile seiner Arbeit hier der Kritik preiszugeben. Und deshalb sollten wir mit unserer Kritik nicht allzu harsch sein.

Und wir sollten auch nicht vergessen, dass wir alle doch eigentlich möchten, das alle anderen so schreiben wie wir. Nur wäre das am Ende doch eine ziemlich langweilige Angelegenheit.

In diesem Sinne: seid nett zueinander, dann geht alles gleich viel leichter. :wink:

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Aggressiv? Hast du schon mal eine richtige Textarbeit zu deiner Schreibe erhalten? Ich meine eine, die deinen Text von oben bis unten zerlegt und analysiert. Wo du vor lauter Vorschlägen und Korrekturfahnen fast den eigenen Text nicht mehr siehst? Oder ziehst du Streicheleinheiten vor? Dafür stehe ich nicht zur Verfügung. Mit Aggression hat mein Beitrag jedenfalls nichts zu tun. Wenn du ihn so empfindest, dann bedaure ich das. Mit Beleidigtsein kommt man beim Schreiben nicht weiter. Egal, wie viele Likes du dafür generierst.
Schönen Tag noch, Manuela :slight_smile:

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Deine Antwort erweckt den Eindruck, dass ich als Autor diesen Post verfasst hätte. Das ist aber nicht so! Ich nehme Kritik dankbar entgegen und denke mir meinen Teil dazu. Der Post kam von einem anderen Teilnehmer, der uns seine Gedanken zu deiner Kritik mitgeteilt hat. Das solltest du allerdings auch akzeptieren ohne beleidigt zu sein. Ich danke Euch beiden für euer Feedback. Für mich war beides hilfreich.

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Hallo Pete!
Ich bedaure dieses Missverständnis, ist halt noch relativ früh am Morgen! :laughing:
Wenn ich gleich bemerkt hätte, dass die Entgegnung nicht von dir stammt, hätte ich gar nicht darauf geantwortet. Ich reagiere in der Regel nur auf Kommentare, die vom Autor stammen und nicht auf Kommentare anderer, die sich auf meine Kommentare beziehen. Ich denke, kein Autor braucht eine Art Advocatus diaboli, der Kritik an seinen Texten abzuschwächen versucht. Das kann er selbst wohl am besten.
Danke für deine Richtigstellung, sorry für den fauxpas, und einen guten Morgen.

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Servus Pete,
herzlichen Dank dafür, dein Exposé und deine Textproben mit uns zu teilen. Meine (persönliche und rein subjektive) Meinung: Das Thema ist genial und bietet enorm an Potenzial.
Der Anfang liest sich ein wenig zäh, klingt ein bisschen wie die Aufzählung von Elementen, die Spannung erzeugen sollen. Als Leser fühle ich mich dadurch unnötig hingehalten. Weniger Elementen, dafür zusammenhängend und aufeinander aufbauend (steigende Spannungslinie) würden mich eher in die Story hineinziehen.
So Dinge wie Infodump, Logikfehler, Klischees, Figurenentwicklung … wurden ja schon angesprochen.
Die Wahl der Erzählstränge gefällt mir. Nur würde ich dabei Oliver als Ich-Erzähler nochmal überdenken.

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Ich habe das erste Kapitel, wie ich finde :smiling_face_with_tear: radikal gekürzt. Ich stelle das mal hier ohne Link ein. Was meint Ihr?

K1K
Es ist nicht leicht, einen Menschen zu töten. Für viele ist es das Schlimmste, was sie sich vorstellen können. Ich bin einer davon.
Schweiß läuft mir über die Stirn. Mein Mund ist staubtrocken, die Zunge klebt am Gaumen. Wie zur Hölle bin ich bloß in diese verdammte Situation geraten?
Die Vorbereitung war perfekt. Ich hatte eine Checkliste erhalten, die ich Punkt für Punkt abgearbeitet habe. Alles ist genau so gekommen, wie sie es angekündigt haben.
Das TransOcean-Building in der Hamburger HafenCity ist hell erleuchtet. Die Security hat mich ohne Kontrollen durchgewinkt. Mein Besucherausweis lag bereit. Ich heiße jetzt Jochen Schröter.
Aufzug Nummer 3 steht bereit. Das haben sie gesagt. Ich gehe hinein. Die Tür schließt sich lautlos und der Aufzug fährt los. Ich muss keinen Knopf drücken. Die Kameras sind deaktiviert. Ich bin safe. Alles verläuft wie geplant.
Mein Ziel: das oberste Stockwerk. Dort ist das Büro meines Opfers.
Das TransOcean Building ist eine der schönsten und teuersten Büroansiedlungen Hamburgs. Nach Süden blickt man auf die Elbphilharmonie. Westlich sieht man den Hafen, und im Norden liegt das Eventschiff „Großer Michel“.
Auf der Dachterrasse könnte man die Aussicht genießen. Wenn man lebt. Und wenn man nicht den Plan hat, einen anderen Menschen zu töten.
Ich schleiche mich heran und trete im Halbdunkel durch die nördlich gelegene, offene Tür. Ein leichter Luftzug streicht mir über den Rücken. Wäre ich nicht so angespannt, würde ich das genießen.
Lautlos betrete ich das Büro. Was bin ich heute? Ein Bedienster, ein Dieb, ein Attentäter, ein Phantom?
Keine zwei Meter trennen mich von meinem Ziel. Eine Entfernung, aus der man mit einer Pistole trifft. Auch wenn man wenig Übung hat.
Die Glock 21 liegt in meiner Hand. Kaliber .45 ACP. Ich habe das auf dem Schießstand geübt. Drei Schüsse ins Herz. Immer und immer wieder. Schnell und Präzise. Erst schießen, dann schauen. Das habe ich gelesen.
Profis schießen ins Herz, nicht in den Kopf. Dann ist es vorbei. Ich bin bereit. Ich bin hier. Und doch passiert – nichts.
Der Mann vor mir sitzt an seinem Schreibtisch. Vertieft in seine Arbeit. Auf dem Bildschirm flackern Codes und kryptische Zeichen. Er kopiert, löscht und ersetzt. Immer wieder. Wie in Trance. Wie ein Mensch, der nichts anderes kennt als diesen Strom aus Zahlen und Symbolen. Die ganze Szene kommt mir unwirklich vor, wie ein Traum.
Das ist mein erster Mord. Und es wird mein Letzter sein – definitiv.
Die Geschosse aus meiner Glock fliegen schneller als der Schall. Für Chang wird der Tod lautlos kommen. Aus dem Nichts. Und dorthin führt er ihn zurück. Kein Schmerz. Kein Wissen. Sein Leben hört einfach auf. Friedlich und schnell.
Als ich das Magazin in meine Glock steckte, habe ich mir die ersten drei Geschosse genau angesehen. Sie werden ein Leben beenden.
Aus einem sentimentalen Impuls heraus habe ich die Patronen in Weihwasser getaucht. Warum? Ich weiß es nicht. Es wird ihm nicht helfen, es wird ihm aber auch nicht schaden.
In zwei Jahren wird sich niemand mehr an diese Tat erinnern. Aber heute, für Michael Chang, bedeutet sie alles.
Ende – Erfüllung – Frieden.

Wenn ich nicht schieße, schießt ein anderer. Das wurde mir klar und deutlich kommuniziert. Chang ist so gut wie tot. Nur weiß er das noch nicht.
Als ich das Angebot in meinem privaten E-Mail-Postfach fand – hielt ich es für Spam. Eine neue Betrugsmasche, dachte ich.
120 Millionen Euro Prämie für einen Mord. Im Voraus bezahlt und steuerfrei.
Die Mails von a.friend habe ich immer wieder gelöscht. Bis das Lockangebot kam:
4-19-23-34-45-47 plus Superzahl 3 – Gewinn garantiert fünf Richtige in der Eurolotterie.
Die Ziehung in der 9. Woche würde eine Quote von 14.712,50 € erbringen. Lohn ohne Gegenleistung. Egal, wie ich mich entscheide. Das Geld durfte ich behalten.
Damit hing ich am Haken. Das war ein Angebot mit Erfolgsgarantie. Was konnte ich zu verlieren? Fünf Euro?
Natürlich hatte ich gespielt. Zweimal sogar. Und ich hatte gewonnen. Zweimal 7.356,25 €.
Daraus lernte ich, dass mein Auftraggeber seine Versprechen einhielt. Und ich lernte: Diesen Kontakt kann man nicht austricksen. Das Honorar einstreichen und dann nicht liefern, würde mit Sicherheit ernsthafte Konsequenzen haben.
14.712,50 € wurden auf mein Konto überwiesen. Ich habe das Geld abgehoben und in einem Bankschließfach deponiert. Bis heute habe ich es nicht angerührt.
Von diesem Tag an dachte ich nur noch an das Angebot.
Jede Scheiß-Minute. Die Anfrage ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Meine innere Logik versagte – sie setzte sich selbst außer Kraft. Ich redete mir etwas ein. Das war kein Mord, das war ein Projekt. Eine Art Wette. Ein verdammter Deal. Die Summe war zu hoch, um darauf zu verzichten. Vor drei Monaten hatte ich angenommen.
1 – 3 – 24 – 43 – 49 waren die Gewinnerzahlen in der Eurolotterie. Die Zusatzzahlen waren die 2 und die 4. Der Jackpot lag bei 120.005.422 €.
In der Zeitung stand, dass er an einen Glückspilz aus Nordrhein-Westfalen ging. Dieser Glückspilz war ich.
Glauben Sie mir, es ist eine Sache, einen Auftrag anzunehmen, und eine andere, den Mord dann wirklich auszuführen.
Anfangs hatte ich Zeit. Alles war cool, ich fühlte mich fantastisch. Meine Hormone spielten verrückt. Der Rausch hielt an. Bis heute. Ich war jedem Hans und Franz überlegen. Ich war der Auserwählte. Ich war der Gewinner, Hans und Franz waren die Verlierer.
Aber mein Lebensgefühl und meine Körperspannung änderten sich zusehends, je näher der Tag der Wahrheit kam. Und jetzt, da ich hinter meinem Opfer stehe und endlich abdrücken müsste, ist alles anders.
Jetzt werde ich es zu Ende bringen. Wenn sich Michael Chang jetzt umdreht, wird er mich sehen. Was ist mit der Webcam an seinem Monitor? Sieht sie mich?
Immerhin programmiert der Mann KIs. Ist er bereits gewarnt? Wird er durch seine Algorithmen und seine Technik geschützt? Ich muss endlich abdrücken. Es gibt kein Zurück mehr. Dieser Plan ist alternativlos. Ich muss schießen. Bei drei.
Eins. Zwei. Drei.
MC arbeitet immer weiterhin sehr konzentriert. Sein Blick klebt am Bildschirm. Er scheint seine Umgebung nicht wahrzunehmen.
Was ist, wenn ich nicht treffe?
Was ist, wenn ich ihn nur verletze?
Keine Option.
Was ist, wenn ich mich zurückschleiche und einfach nach Hause gehe?
Negativ!
Ich habe einen Vertrag abgeschlossen. 120 Millionen Euro liegen auf meinem Konto. Wenn ich jetzt zurückziehe, wird Chang von jemand anderem getötet. Und noch ein anderer wird mich töten. Also – was solls? Chang ist bereits tot. Er weiß es nur noch nicht. Ich habe keine Handlungsoptionen.
Ich werde das jetzt machen.
Das ist besser für mich.
Michael Chang wird nie erfahren, dass er tot ist.
Eine Welle von Zuversicht und Entschlossenheit fließt durch meinen Körper. Die Zweifel sind weg. Ich fühle mich gut. Ich mache das Richtige - für mich.
Ich drücke ab. Einmal. Zweimal. Dreimal.
Der Knall ist ohrenbetäubend. Der Rückstoß zerrt an meinem Handgelenk. Bei den Schießübungen war das anders. Hier, in diesem Raum, ist der Knall ein Schlag auf meine Ohren.
Eine Druckwelle bebt in meinem Kopf. Ein leichtes Pfeifen bleibt zurück. Tinnitus. Das Mündungsfeuer blendet mich. Die ausgeworfene Patronenhülse verbrennt mir die Haut. Glühend heiß. Der Pulverdampf beißt mir in die Nase. Ich bin wieder wach. Glasklar.
Jetzt ist nichts mehr richtig. Alles ist falsch.
Zu spät!
Ich sehe Michael Chang. Er wurde von drei Kugeln getroffen. Er kippt nach vorne und fällt auf seinen Schreibtisch. Dann rutscht er vom Stuhl auf den Boden. Dort bildet sich ein dunkler Fleck – Blut? Der Stuhl rollt weg, kippt, fällt um. Blut auf dem Boden. Auf dem Glas. Auf dem Monitor. Ich habe ein Chaos angerichtet.
Die Gesichtszüge von Chang wirken entspannt.
Keine Bewegung.
Keine Atmung.
Kein Leben.
Michael Chang – Chairman von MC – ist Geschichte. Es ist Mittwoch, der 14. Mai 2025. Es ist 19:18 Uhr.
Michael Chang starb in Hamburg. Ich habe meine Aufgabe erfüllt. Mein erster Gedanke ist: Chang hat nicht gelitten. Sein Tod hat ihn überrascht. Der Mord ist perfekt. Für ihn hätte es nicht besser laufen können.
Ich habe das gut gemacht. Ohne Emotionen. Eiskalt. Ohne Angst. Ohne Lust am Töten. Es war ein technisch einwandfreier Prozess. Es war eine saubere Arbeit. Ich habe geliefert. Ich habe 120 Millionen Euro verdient.