Wäre es realistisch, dass das LKA in diesen Fällen ermittelt und auch zur Fahndung ausgeschrieben hat?
Kommt auf das Delikt an und ist zudem auch in jedem Bundesland anders geregelt. Außerdem ist es noch eine Frage, wer Ressourcen frei hat. Große Präsidien habe oft eine eigene Fahndung. Das LKA hat eine Personenfahndung und das BKA glaube ich auch. Eine durch das LKA betriebene Zielfahndung ist also möglich.
Wobei eine Zielfahndung nicht bedeutet, dass die Fahnder den Fall als Ganzes bekommen. Die gezielte Fahndung ist im Prinzip eine Serviceleistung. Das bedeutet, das ursprünglich zuständige Kommissariat arbeitet weiter an dem Fall. Die Fahndung hat nur die Aufgabe, den Gesuchten zu fassen.
Wie würde die Rückführung (Auslieferung?) meines Protagonisten nach Deutschland ablaufen? Beantragt sowas das LKA oder geht das sogar über das BKA?
Zuerst gibt es einen nationalen Haftbefehl (HB). Dieser kann nur in Deutschland vollstreckt werden. Wenn der Verdacht besteht, dass sich der Gesuchte im Ausland aufhält, kann die StA einen sogenannten Europäischen Haftbefehl (EU-HB) beantragen. Der EU-HB ist kein neuer HB, sondern lediglich eine Erweiterung des Fahndungsraums, damit der nationale HB auch im Ausland vollstreckt werden kann. Google mal die Begriffe Europäischer Haftbefehl und SIS. Da findest du genug Informationen.
Wenn der Gesuchte in einem anderen Land festgenommen wird, fliegen i. d. R. zwei Kollegen dorthin und holen ihn ab (ist ein ziemlicher Aufwand mit sehr viel Schriftverkehr).
Die auf diese Fälle angesetzte Polizistin sollte nur einige Jahre älter als mein Protagonist sein, also ca. 28, max. 29 Jahre. Könnte sie in diesem Alter bereits Hauptkommissarin sein (durch Vorbildung wie Studium etc.)?
Das ist schon ganz schön jung (aber nicht unmöglich). In bestimmte spezialisieren Bereichen mag es das geben. Wenn deine Polizistin aber z. B. bei der Mordkommission arbeitet, ist das fast unmöglich. Das würde nach Begünstigung riechen und ihr wahrscheinlich im Kollegenkreis Probleme bereiten. Was spricht dagegen, dass sie KOKin ist?
Hallo JensB,
Ich lese hier voller Staunen diesen interessanten Thread … und melde mich gleich selbst mit einer Frage. (Mein Krimi spielt zwar in Wien, was für die Frage aber keine Rolle spielt): Wie hält ein Kripoteam einander bezüglich Ermittlungen auf dem Laufenden? Gibt es so etwas wie WhatsApp-Gruppen? (Wobei es WhatsApp selbst wahrscheinlich nicht sein wird, das erscheint mir dann doch zu unsicher …)?
Vielen Dank für deinen Rat!
Renee
Die Kommunikation über WhatsApp ist grundsätzlich nicht verboten. Allerdings dürfen dort tatsächlich z. B. keine Bilder (z. B. von Tatverdächtigen), Personalien oder sonstige kritische Informationen versendet werden. Eben weil, wie du schon sagst, die Verbindung nicht sicher ist.
Es gibt tatsächlich eine App der Polizei, die WhatsApp ersetzen soll (gilt für Hessen). Die App ist aber, wie fast alles was Behörden produzieren, eher unpraktisch.
In der Realität wird WhatsApp vor allem von Fahndungs- und Observationskräften genutzt. Die Lagen sind oft dynamisch und verändern sich mitunter im Minutentakt. Da kann man auf so ein mächtiges Instrument kaum verzichten (Textnachricht, Bilder, Video, Livestandort usw.).
Damit es keine Missverständnisse gibt: Die Informationen dürfen von der Polizei bei Fahndungs- und Observationsmaßnahmen (wenn eine Beschlusslage vorliegt) sowohl erhoben wie auch geteilt werden. Das ist nicht gesetzwidrig. Nur der Kommunikationskanal, in diesem Fall WhatsApp, stellt das Problem dar.
Für deinen Roman: Es ist beides möglich. Sowohl die Nutzung von WhatsApp wie auch eine App der Polizei.
Hi,
wie kommuniziert die Polizei mit einem Bestatter, der zu einem Unfall gerufen wird?
Ich gehe davon aus, dass die Polizei den Bestatter kennt, weil er „regelmäßig“ für die Dienststelle tätig ist. Ich denke an ein Telefonat.
Was will ich genau wissen?
Wäre es eher so: „Hallo, wir haben wir mal wieder zwei Tote. Auffahrunfall auf ein Stauende.“
Oder eher so: „Guten Tag, könnten Sie bitte kommen? Es geht um zwei Verunfallte mit Todesfolge.“
Wie formal läuft so etwas ab, wenn der Bestatter - wie gesagt - bekannt ist? Eher salopp oder eher formal distanziert?
Wird nicht bei allem, was nicht klare krankheitsbedingte Todesursache ist, eine gerichtsmedizinische Untersuchung eingeleitet?
Sprich, der Bestatter kommt erst danach, sofern nicht klarer Tod durch Alter oder bekannte Krankheit eingetreten ist, den der idealerweise Hausarzt bestätigt.
Sehr hilfreich dazu ist die Forensik-Gruppe des sehr autorenfreundlichen Manfred Lukaschewski bei Facebook. Der weiß derlei sehr präzise.
Aha. Ich habe bei einer Doku über einen Bestatter etwas Anderes erfahren. Der wurde zu Verkehrsunfällen gerufen, wenn sie eben mit dem Tod endeten. Ich glaube, es war die Polizei in Brandenburg, bin mir aber nicht ganz sicher. Die Doku war über einen Bestatter, der Frauen geprellt hat und neulich verurteilt worden ist. Die Polizei war in Verruf geraten, weil sie den Bestatter, einen Betrüger, immer wieder zu Unfällen gerufen hatte.
Das habe ich im Bestatterwebblog gefunden: Wenn ein Mensch stirbt, ruft normalerweise eine nahestehende Person einen Bestatter ihres Vertrauens an. Bei Unfällen, Straftaten und Selbsttötungen sind aber die Ordnungsbehörden zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Hygiene oft in Zugzwang. Sie können dann nicht abwarten, bis die Angehörigen ermittelt wurden und diese sich für einen bestimmten Bestatter entschieden haben. Deshalb ruft die Polizei dann einen Bestatter, der die erste Bergung der Leiche und deren Abtransport und Lagerung übernimmt. Dieser Bestatter kann ein öffentlicher Transportdienst von Kommune, Polizei oder Gerichtsmedizin sein, ist aber in vielen Fällen ein niedergelassener gewerblicher Bestatter, der einen Vertrag mit der Polizei hat.
Bleibt noch meine Frage nach der Art der Kommunikation.
Zur Ergänzung: Die Doku heißt „Der Trauerschwindler“ und ist aus der Reihe „Täter - Opfer - Polizei“ vom RBB. Gibt es auch als Podcast.
Je nachdem, wie regelmäßig der Kontakt ist, kommen beide Versionen infrage.
Bei obigem Fall die erste Version, ansonsten die zweite.
Allerdings empfinde ich das als übersehbares/vernachlässigbares Detail in einer Geschichte, falls es nicht ein Schlüsselmoment sein sollte.
Es ist nicht sooo wichtig, aber je mehr Details stimmig sind, desto mehr Fehler wird der Leser (hoffentlich) verzeihen. Mir geht es weniger ums Detail als um das Einfangen einer Stimmung, die meiner Figur Charakter verleiht.
Danke für den Titel der Doku. Schaue ich mir möglicherweise noch mal an. So weit ich mich erinnere wird dort auf solche Details jedoch nicht eingegangen.
Mich hätte eigentlich interessiert, was im Allgemeinen üblich ist. Voraussichtlich werde ich mich dann wohl für Version 1 entscheiden.
Im Netz bin ich nicht wirklich fündig geworden, daher die Frage.
Gibt es in Deutschland Sonderermittler aus den Reihen der Kriminal- oder Bundespolizei?
Ich meine nicht diese Staatsanwälte, die z. B. in USA gegen Clinton ermittelt haben, sondern direkt innerhalb der Polizei.
@Fuxx - interessant zu lesen, aber icht das, was ich meine
Für mein Verständnis könnte ein „Sonderermittler“ die Fortsetzung oder auch Ergänzung einer SoKo sein
will sagen, einer, der keiner bestimmten Dienststelle zugeordnet ist. Also niemand der gegen Polizisten ermittelt, sondern in Fällen von z. B. massiver Korruption in Behörden / Politik oder was in der Art. Weiß nicht, wie ich mich genau ausdrücken soll
„Im vorigen Jahr wurden vermehrt schwerste Straftaten in der Auricher Innenstadt registriert. Die Polizei gründete ein spezielles Team – und räumte auf.“
Hier gefunden: https://www. on-online. de/artikel/1376820/Sonderermittler-der-Auricher-Polizei-greifen-durch
Ist leider ein Bezahlartikel.
Soweit ich weiß, wird das bei der Polizei über Kommissionen gelöst - Mordkommission z.B. bei Tötungsdelikten, Sonderkommissionen bei komplexen Fällen, in denen auch behördenübergreifende Zusammenarbeit erforderlich ist. Die Kommissionen haben einen leitenden Beamten (Kommissionsleiter), der möglicherweise eine Entsprechung zu Deinem Sonderermittler ist.
Ich frage deshalb, weil ich in mehreren Romanen schon voin solchen Sonderermittlern gelesen habe. Zum Beispiel in Mark Franleys Ruben-Hattinger-Reihe. Könnte natürlich auch eine Erfindung des Autors sein.
Ich denke, Kommissar ist die unterste Stufe des gehobenen Dienstes nach einem Lehrgang/Studium an einer Polizeifach(hoch)schule. Danach die „normalen“ Beförderungen im Rahmen der Beamtenlaufbahn.
Natürlich muss auch eine Planstelle frei sein, ansonsten haste nur den Titel Kommissar
Ich hatte vor vielen Jahren einen Bekannten, der war um die vierzig und KHK