Ich lese überwiegend auf dem Tablet. Ich habe mir das vor einigen Jahren angewöhnt, als ich noch viel beruflich gereist bin. Da war es einfach viel praktischer. Mein Tablet hatte ich ohnehin dabei und mir nahm kein Buch Platz im Koffer weg.
Ein weiterer positiver Effekt: ein Kollege in den USA hatte mir von einem Buch erzählt, welches er gerade gelesen hatte. Schwups, war die deutsche Version auf meinem Tablet.
Bücher haben was. Der Geruch von altem Papier in einer Bibliothek, die Atmosphäre… Bücher erzählen Geschichten, sie sind persönlicher. Das kann ein Tablet nicht, das ist ein Tablet nicht.
Ich verstehe hier „Alt-Right“ als pars pro toto für die gesamte rechtskonservative, EU-feindliche, autokratische Strömung.
Und Deine Frage nach „wie hast du festgestellt, dass diese Seiten mehr als andere Seiten über die Sache berichten würde?“ ist vermutlich mit dem Kanon rechtskonservativer Blogs, X-Profile, Tiktok-Kanäle usw zu erklären. Man erkennt ein Argumentationsmuster, wenn man es erkennen will und wenn man die Lesekompetenz entwickelt hat, seinen Bullshit-Detector kugelsicher zu machen
Mermale sind:
- Der Artikel befasst sich mit einem „neuen“ EU-Gesetz oder Regelwerk oder einem „neuen“ Geheimpapier, das irgendwem zugespielt wurde
- Es gibt in den Artikeln keinerlei Verweis und/oder Link auf das Dokument, das bekritelt wird
- Es gibt keine nachvollziehbare Zitation
- Der oder die Artikel unterstützen Befürchtungen, Ängste, Aberglaube und das Bedürfnis danach, Recht zu haben
- Der Artikel verweist auf Befürchtungen anderer (wo es in erster Linie um Abwehrreflexe geht, die sich gegen jede Form der Berichtspflicht, Nachweisbarkeit und Qualitätskontrolle stemmen. Man könnte ja nachweisen müssen, dass die behauptete Qualität und Sorgfalt mehr als eine reine Behauptungen sind)
- Der oder die Verfasser sind nirgendwo sonst aktiv als auf rechtskonservativen Blogs, Nachrichtenseiten und Websites. Die Reputation ist gering bis nicht vorhanden und wenn sie einst für große Medien gearbeitet haben, dann wurden sie in 99% aller Fälle von dort geschasst. Siehe zB Andreas Unterberger: Früher Chefredakteur in der Presse.com, jetzt Blogger.
- Obwohl die Textbeiträge so tun, als wären sie Nachrichten oder journalistische Artikel, fehlt ihnen ausnahmslos die journalistische Sorgfalt.
Statt von mutwilliger Zerstörung oder Abschaffung des Kulturguts „Buch“ zu fantasieren, kann man auch neutrale Berichte über EUDR lesen. ZB: Überblick über die neue EU Deforestation Regulation
[quote=„nathschlaeger, post:83, topic:31765“]
die sich gegen jede Form der Berichtspflicht, Nachweisbarkeit und Qualitätskontrolle stemmen)
[/quote], weil man mit Berichtspflichten und Qualitätskontrollen auch übertreiben kann. Das möchte ich hierzu mal ergänzen. Ich hatte es weiter oben schon erwähnt: Die EU ist in meinen Augen überreguliert. Daher kommt möglicherweise auch die Abneigung gegen die von dir erwähnten Dinge. Irgendwann reicht es eben.
Ich habe jahrelang in der IT einer Bank gearbeitet und war dort für technische Lösungen verantwortlich, um die Regelvorschriften der EU über EZB und Nationalbanken hinweg ) in Datenmodellen abzubilden. Ich war da sozusagen an der Quelle aller bankenstatistischen Meldungen und Berichtsregeln, weil jede einzelne Solution unbedingt und ausnahmslos durch ein Gesetz erforderlich sein muss. Das bedeutet, man kann und darf in einer Bank keine Lösung planen, entwickeln, bereitstellen und betreiben, die nicht durch ein Gesetz erforderlich ist.
Dadurch kenne ich aus erster Hand den Spagat zwischen dem, was Blogger Leute glauben machen wollen (Abschaffung des Bargelds, Zugriff von Versicherungsgesellschaften auf Bankkundendaten, Fernzugriff von US-Behörden auf Konten in der EU, etc pipapo.) und dem, was juristisch und technisch machbar ist und umgesetzt wird. Wenn ich dann in Diskussionen sagte, dass es diese oder jene Aktivitäten nicht geben kann, weil es dafür keinen gesetzlichen Rahmen gibt und auch keine definierten Schnittstellen, bekam ich zu hören: „Na ja, Du musst ja so reden, Du gehörst ja dazu!!!“
Im Lauf der Zeit habe ich jedenfalls meinen Frieden geschlossen mit Berichtspflicht und Stresstests und Audits aller Art, weil Qualitätskontrolle letztendlich auch hilft, zu wachsen, resilienter zu werden, glaubwürdiger und letztendlich auch konkurrenzfähig.
Wenn sich heute ein Unternehmen mit Händen und Füßen wehrt gegen Lieferkettengesetze und deren Kontrolle, gegen nahtlos belegbaren Umweltschutz und Herkunftsnachweis der Rohstoffe, dann ist dieses Unternehmen für mich als Kunde uninteressant und wird gemieden.
Berichtspflichten sind, wenn sie einmal aufgesetzt sind sehr leicht zu automatisieren und zu betreiben; Änderungen am Datenmodell sind mit der nötigen Vorlaufzeit gut umzusetzen. Ich habe das für Großkreditevidenzen und AnaCredit jahrelang gemacht.
So gesehen komme ich nicht zu derselben Ableitung wie der Autor auf Tichys Blog, nämlich dass die EUDR nur dazu geschaffen wurde, um Bücher abzuschaffen (überspitzt zusammengefasst) sondern dass es tatsächlich um den Versuch geht, wirtschaftliche Anforderungen mit Umweltschutz unter einen Hut zu bringen.
In unserem bzw. meinem Beitrag ging es nicht ausschließlich um große Unternehmen, sondern (auch) darum, dass zum Beispiel ein Selfpublisher mit Gewerbeschein und Kleinstunternehmen das überhaupt nicht leisten können. Ich kann und werde keinen Nachweis darüber liefern, woher epubli sein Papier bezieht und um es noch deutlicher zu sagen: Es interessiert mich auch nicht. Das kann ich so unverblümt sagen, weil ich kein Gewerbe angemeldet habe, da ich nichts verkaufe, sondern dafür eben einen Dienstleister nutze, der den Vertrieb steuert. Ich werde auch keinem Blumenladen aufzwingen, mir nachzuweisen, woher die Schnittblumen kommen, die ich kaufe.
Ich bitte darum, mir diese kleine Unsachlichkeit mit den Schnittblumen nachzusehen, doch offenbar wird sonst nicht deutlich, was mich persönlich aufregt und ich - gelinde gesagt - für Schwachsinn halte (zusätzlich zu meinen bereits kommunizierten Befürchtungen).
Und damit ist es doch dein Dienstleister, der dafür verantwortlich ist - und eben nicht du … Und weil epubli sicherlich in Deutschland zu den Top 5 gehört, was Druckdienstleistungen angeht, werden sie genau das auch in ihrem Leistungsbereich umsetzen. Wie sie selbst auf ihrer Webseite schreiben: Nachhaltig, umweltgerecht, den geltenden Gesetzen entsprechend. Also, um Shakespeare zu zitieren, mal wieder much künstliche ado about nothing …
Und wie sieht es aus, wenn ich ein Gewerbe betreibe? Als Selfpublisher, weil ich ein Gewerbe angemeldet habe?
Und genau dieser Dienstleister hat in den letzten Jahren massiv die Preise angezogen. Hatte ich auch eingangs schon erwähnt. Ist nichts mehr mit 30% Autorenrabatt. Ich muss nur einen geringfügig geringeren Preis bezahlen als der „normale“ Kunde. Wenn ich 5 Testleserexemplare drucken lasse, macht sich das schon bemerkbar. Von wegen viel Lärm um Nichts (das Shakespeare-Stück ist übrigens toll!), denn eine Nachfrage bei epubli hat ergeben, dass die Druckkosten massiv angestiegen sind. Und das wird sich fortsetzen. Davon bin ich überzeugt, hoffe aber, dass ich damit falsch liege
Laienmeinung:
Du lässt ja trotzdem beim Dienstleister drucken, der das Papier beschafft. Bei dem fragst du die Information an und kannst sie weitergeben bzw. abdrucken. Ist dann eine (Teil-)Umsetzung des Lieferkettengesetzes für alle, die sonst nicht darunterfallen.
Druckst du selbst, musst du die Information selbst bereitstellen und sicherstellen, dass die Regelungen eingehalten werden. Wird aber auf wenige zutreffen, denke ich. Die meisten werden Print on Demand Dienstleister oder direkt Druckereien beauftragen. Und damit sind diese in der Pflicht.
Wäre sonst ja das Aus für den kompletten Handel mit Papierwaren.
Genau. Und letzten Endes entscheidest du selbst ja noch, ob du einem Leser Papier zumuten willst oder Roman Nummer 23 vielleicht e-book-exklusiv vermarktest. Alles deine eigene Entscheidung.
Wenn meine Entscheidung damit zusammenhängt, dass ich mir Papier nicht mehr leisten kann, dann ist das nicht meine persönliche Entscheidung sondern ich habe dann ja gar keine Wahl mehr. Suche ich mir eine Sozialwohnung aus oder bevorzuge ich eine Villa? (absichtlich deutlich übertrieben).
Ich möchtr nicht, dass meine Nichte, die am Sonntag 3 Jahre alt wird, in ein Tablet guckt oder einen Tolino oder kindle. Sie bekommt nämlich ein Vorlesebuch mit vielen schönen Bildern geschenkt, in dem sie dann blättern und staunen kann. Solche Bücher sind schon jetzt schweineteuer.
Ich selbst schreibe nur Bücher für Erwachsene, die ich immer als Taschenbuch sowie als ebook anbiete. Da können meine Leser dann eine echte Entscheidung treffen, was sie lieber hätten.
Mir fällt gerade noch etwas anderes zum Thema Entscheidungsfreiheit ein, das allerdings nichts mit Büchern zu tun hat oder vielleicht doch, weil es dem Inhalt eines ausgesprochen guten Romans entstammt.
Bei Clockwork Orange wird Alexander de Large einer Behandlung unterzogen, weil er ein abgrundtief böser Mensch ist. Ihm wird durch die Behandlung immer kotzübel, wenn er auch nur ansatzweise etwas Böses tut. Ihm wird die Entscheidungsfreiheit genommen, zwischen Gut und Böse zu wählen. Er wählt nicht das Gute, ihm wird das Gute auferzwungen. Das nur mal ein kleiner Denkanstoß nebenbei.
Zusammenfassung: Ich kann nur dann Entscheidungen treffen, wenn ich eine Wahl habe.
Ich kann nichts sicherstellen solange ich nicht selbst den Baum fälle.
Und fülle aus und verwalte und sichere die entsprechenden Daten …
Ich glaube, du hast damit des Pudels Kern getroffen, @Suse. Es ist tatsächlich das Abnehmen der eigenen Entscheidung, das die allermeisten Konflikte verursacht. Gleichzeitig ist das aber auch das Wesen der Gesetzgebung schlechthin: Nicht alles was möglich ist, ist auch erlaubt. Es wäre schön, wenn wir das nicht bräuchten und sich ein jeder über die Konsequenzen seiner Entscheidungen (auch für andere) klar wäre und dementsprechend handeln würde.
Dem ist aber leider nicht so, sonst würden wir gerade bei Wahlen etwas gründlicher überlegen, welche Interessen die vertreten, die vorgeben uns zu vertreten. In Österreich, in Deutschland, in Europa, in Amerika und auf der ganzen Welt.
Hinsichtlich der hier diskutierten Problematik bin ich voll im „Team Papier“. Auch weil „echte Bücher“ nicht erst „hochgefahren“ werden müssen, ehe man sie lesen kann und sowohl die Herstellung der Hardware, als auch der für ihren Betrieb benötigten Energie mE weitaus umweltschädlicher ist. Andererseits: Nicht jeder Blödsinn muss gedruckt werden. Aber wer entscheidet, was ein solcher ist?
Das ist nun des Pudels Kern? Ein simples Stück Papier?
Der Kasus macht mich lachen!
Ihr wollt Euch ärgern? In dem Moment, als in den frühen 90ern das papierlose Büro angekündigt wurde, hättet Ihr Aktien von Papierherstellern kaufen sollen! Denn ich glaube, nichts hat den Papierumsatz so in die Höhe getrieben, wie das Ausdrucken von ehemals digitalen Inhalten. (Eventuell mit Ausnahme des Druckvolumens des deutschen Steuerrechts. )
Ich persönlich glaube übrigens an einen Übersetzungsfehler.
Das papierlose Büro müsste eigentlich heißen: Das Lose-Papier-Büro.
Klingt interessant? - Isses aba nich.
So einen Chef hatte ich auch mal. Er hat mich sogar gezwungen, Spam auszudrucken, zu lochen und in einem physikalischen Spamordner abzuheften. Das ist leider kein Scherz - Tatsache aus dem Jahr 2014.
Zeitungsausschnitte musste ich je nach Quelle ausschneiden oder drucken, auf Papier aufkleben, 10-fach kopieren und den Vorständen per Post zusenden. Ein Exemplar (das Original mit dem Klebstoff) kam in einen physikalischen Ordner „Pressemappe“. Im Keller war ein ganzer Raum damit gefüllt.
Es wird sich wohl niemand an Oscar Wilde wenden, nur weil vorn im „Dorian Gray“ nicht die FSC-Plakette abgedruckt ist - die ich eben in allen wahllos aus den Schränken gezogenen älteren (aber nicht alten) und neuen Verlagsbüchern gefunden habe, ebenso eine entsprechende Erklärung in über zehn Jahre alten britischen Büchern (vorauseilend gehorsam, die Briten, oder umweltbewusst), aber nicht im amazon-Polenprint vom „Canterville Ghost“, das hat nicht einmal ein Impressum .
Ich schätze, ab dem nächsten Jahr wird auch da so ein Kläuselchen (also, nicht in meinem Exemplar, aber den neu gedruckten) auftauchen, und das find ich auch gut. Verantwortungsbewusst abgeholzte Bäume haben das papierne Buch bis heute nicht vernichten können. Ich bin zuversichtlich, dass es so bleibt.
Das klingt schon fast wie eine Crime-Roman-Ausgangssituation eines Zwanghaften. Ist’s der Bösewicht oder war er’s nicht?
Oder: Wer hat ihn umgebracht? Zu seinem Glück war Suse bei ihm angestellt und nicht ich.
2 Jahre habe ich es ausgehalten.