Du kannst auch mit https://www.craiyon.com/ ein wenig herumspielen.
Liebe Grüsse
LonesomeWriter
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Ich wünsche euch einen wunderschönen vierten Advent und laß euch noch ein wenig weiter ins Nestgeflüster reinschnuppern
Flatul war überzeugt, daß er mittlerweile einen Graben in den Gang gelaufen hatte, als die Tür zu Zarus Bau endlich wieder aufging und dieser ihn mit ernster Stimme hereinbat.
„Flusel hat mir erzählt was passiert ist. Sie wird Dir auf dem Weg in die Außenwelt alles nötige erklären. Und hör ihr erstmal zu bevor Du gleich explodierst!“
Flatul fühlte sich ertappt. Sah man ihm seine Laune so deutlich an? Das war nicht gut. Als Kämpfer wußte er natürlich, dass er seine Gefühle immer unter Kontrolle halten musste, gab es seinen Feinden doch sonst die Möglichkeit, dies gegen ihn zu verwenden und ihn so zu überrumpeln. Aber diese Häsin brachte ihn einfach laufend aus der Fassung! Er brummte daher nur eine unverständliche Antwort und folgte Flusel widerwillig auf den Gang hinaus. Er schwieg trotzig, was ihn selbst wahrscheinlich am Allermeisten ärgerte. Er kam sich vor wie eine Junghüpfer, der im Training zurechtgewiesen worden war. Besser er hielt jetzt wirklich seinen Mund; was auch immer da sonst im Moment rauskommen würde, wäre mit Sicherheit nicht jugendfrei….
Flusel wartete bis sie aus dem Bau waren und sie sicher sein konnte, dass niemand sie belauschen würde. Dann erst drehte sie sich zu ihm um und fing an zu erzählen:
„Was ich Dir jetzt sagen werde hat die höchste Geheimhaltungsstufe. Bitte versteh, dass ich darum vorher mit Zarus darüber reden mußte.“ Sie sah ihn ernst an und er schluckte jeglichen Kommentar der ihm auf der Zunge gelegen hatte herunter. So ernst hatte er sie noch nie erlebt. Das klang alles gar nicht gut.
„Ich bin eine Erkunderin. Nein!! Sag jetzt nichts und hör mir bitte einfach nur zu! Ich weiß, dass das normalerweise nur männliche Hasen werden, aber hier hat die Erdmutter eine Ausnahme gemacht. Zumal ich nicht nur die Außenweltler sondern auch unsere Feinde verstehe und mich mit ihnen unterhalten kann. Darum wurde ich von klein an von Zarus selbst ausgebildet und aus diesem Gund bin ich so oft – für andere, die das nicht wissen, natürlich grundlos – unterwegs.“
Flatul sah sie forschend an und nickte langsam. Ungewöhnlich, äußerst ungewöhnlich, aber es würde so Manches erklären.
„Außerdem kenne ich dadurch viele Geheimnisse, die keinem sonst bekannt sind. Was ich Dir jetzt anvertraue ist etwas, dass im Bau in seinem kompletten Umfang nur sehr wenigen bekannt ist und was – genau wie meine Aufgabe – auch zwingend geheim bleiben muss. Wobei ich finde, dass das eigentlich der denkbar schlechteste Weg ist. Aber meine Meinung hat hier keinen Belang.“ Sie seufzte dabei resigniert und fuhr fort „Ist Dir bekannt, daß es bei den Würfen im Bau ab und zu vorkommt, dass Hüpferchen geboren werden, die nicht die Magie von Ostern in sich tragen?“
Flatul nickte vorsichtig. Das war ein Thema, das im gesamten Bau wirklich ein absolutes Tabu war. Nie wurde offen darüber gesprochen. Es gab Gerüchte, wonach der Osterhase persönlich diese Kleinen aus dem Bau entfernte, aber das klang so unwahrscheinlich, dass keiner es auch nur ansatzweise für wahr hielt. Und ehrlich gesagt wollte er es auch gar nicht wissen. Nur wie es aussah, kam er darum jetzt nicht mehr herum. Innerlich wappnete er sich für Flusels nächste Worte.
„Auch ich kenne natürlich die Geschichten, die man sich im Bau darüber erzählt und ein Teil davon ist, bis zu einem gewissen Grad, tatsächlich wahr. Ydril ist nun leider davon betroffen und hat in ihrer Unwissenheit etwas ausgelöst, dessen Tragweite noch nicht ersichtlich ist.
Tatsache ist, dass die Kleinen kurz nach der Geburt von Zarus mithilfe eines gläsernen Eis, in dem die Magie von Ostern in ihrer reinsten Form gespeichert ist, getestet werden, ob sie den Zauber von Ostern in sich tragen. Tun sie dies – was in den allermeisten Fällen zutrifft – so versuchen sie darauf zuzukriechen oder drehen die Köpfchen in Richtung des Eis um es schließlich zu berühren. So werden bei vielen auch sehr früh ihre Fähigkeiten für den Bau herausgefunden. Das macht die weitere Erziehung und Hinführung auf ihre zukünftigen Arbeitsbereich deutlich einfacher. Nur wenige werden geboren, deren Fähigkeiten erst später entdeckt werden - ich war so ein Fall.“ fügte sie mit einem fast schon resignierten Seufzer hinzu. „Fehlt die Magie so bleiben sie unbeteiligt liegen oder wenden sich sogar ab. Das war bei einem von Ydrils Kleinen der Fall. Und da die Ältesten des Baus schon vor Urzeiten beschlossen haben, das was dann folgt, soweit auch nur möglich, von den Häsinnen fernzuhalten, gilt es als Stigma einen Nicht-Osterhasen zu gebären. Ydril war also entsprechend entsetzt und verzweifelt, dass die Kleine diesen Makel hatte und vor allem dass Zarus ihr Kleines wortlos mit sich nahm, in der festen Annahme, dass eine der Geburtshelferinnen ihr gleich erklären würde was und vor allem warum es passiere. Er versicherte sich aber nicht, ob jemand da war. Und genau das war nicht der Fall, da gleichzeitig im Nachbarzimmer eine weitere Geburt stattfand. So konnte Ydril unwissend und in Panik die Wochenstube verlassen und sich in einem leeren Bau verkriechen. Dort hat Bauschl sie gefunden und Ydril hat ihm erzählt was passiert war.“
Flatul blickte sie ungläubig an und konnte nicht begreifen, was er da hörte.
„Was ist mit der Kleinen geschehen?“ fragte er entsetzt. Dass sowas überhaupt in ihrem Bau möglich war konnte und wollte er nicht begreifen.
„Diese Frage hat Bauschl ihr auch gestellt, nachdem sie ihm erzählt hatte was passiert war. Nicht wissend, dass sie dies in keinem Fall hätte tun dürfen. Erst nachdem Bauschl ihr versprochen hatte ihr Kleines wiederzufinden, zu ihr zurückzubringen und losgestürmt war, um genau dies zu tun, wurde sie von einer der Geburtshelferinnen gefunden, die sie schon verzweifelt gesucht hatten.
Die Häsinnen erklärten ihr, dass dies leider normal sei für Häschen, die ohne Magie geboren wurden und dass diese dann von Zarus fortgebracht würden. Die Kleinen würden davon noch nichts mitbekommen und sie solle sich jetzt auf ihre verbliebenen drei Osterhäschen konzentrieren. Und dass sie dies niemandem erzählen dürfe, da das gegen die Gesetzte des Baus verstoßen würde. Dass sie dies bereits getan hatte, behielt sie daher verängstigt für sich und ließ sich zurück zu ihren verbliebenen Kindern bringen.
Am nächsten Tag, als sie sich beruhigt und mit dem Unveränderbaren abgefunden hatte, suchte sie Bauschl. Statt ihm fand sie jedoch uns in seinem Zimmer vor und den Rest kennst du bereits.
Was Du aber nicht weißt ist, dass die Kleinen nicht sterben müssen, sondern von Zarus an einen Ort gebracht werden, an dem man sich liebevoll um sie kümmert und dafür sorgt, dass sie Ihr Leben in Frieden und Sicherheit als normale Hasen verbringen können.
Ich habe Zarus wieder und wieder gesagt, dass dies den Häsinnen gesagt werden muss, damit der Schmerz über den Verlust nicht so groß ist und dass sie hier ganz bewußt eine tickende Zeitbombe akzeptieren, die irgendwann hochgehen würde. Er wollte nicht auf mich hören, hat mich zu weichherzig und vertrauensselig genannt. Man könne das den Häsinnen nicht zumuten. Meinen Einwand, dass das mit Sicherheit immer noch besser für sie wäre als davon auszugehen, dass ihre Kleinen den nächsten Tag nicht erleben ignorierte er wieder und wieder. Nur ist genau das nun durch Ydrils Handlung doch unwissentlich passiert.
Mir ist bekannt wohin die Kleinen kommen und ich kann Dir versichern, nirgendwo wären sie besser aufgehoben als dort. Aber nun müssen wir befürchten, dass Bauschl diesen Ort bei einem seiner Streifzügen entdeckt hat, den Zusammenhang aber natürlich nicht kennt und meint diese Hasen retten zu müssen. Und die „Entführung“ von Ydrils Kleiner durch Zarus persönlich hat jetzt wohl den endgültigen Ausschlag, für was auch immer er nun vorhat, gegeben.“
„Oh gütige Erdmutter!“ entfuhr es Flatul. „Ich …. das…… ich …… ich verstehe nicht, warum Zarus das nicht bekannt macht?!? Das ist doch Wahnsinn die Häsinnen so zu quälen! Sie müssen davon ausgehen, dass er die Kleinen tatsächlich… umbringt!“ Jetzt verstand er, warum Flusel so gequält und verletzlich gewirkt hatte, nach dem Gespräch mit Ydril und warum sie ihn nicht hatte dabei haben wollen. Und auch, warum sie zuerst mit Zarus hatte sprechen wollen, nein – müssen. Insgeheim mußte er sie fast für Ihre innere Stärke bewundern, mit einem derartigen Wissen geschlagen zu sein und es Tag für Tag wahren zu müssen. Tausende Dinge wirbelten durch seinen Kopf und er lief aufgebracht um Flusel herum während seine Gedanken rasten, bis diese ihn schließlich entnervt stoppte
„Hör mit dem Gerenne auf! Du machst mich noch wahnsinnig damit!“ Verdutzt blieb er stehen, sah er sie an und erst dann fiel ihm auf, daß er sie wie eine Motte das Licht umkreist hatte.
„Wohin hat er sie gebracht?“
Flusel sah ihn nachdenklich an, seufzte tief auf und meinte schließlich „Ich werde es Dir bald sagen, aber im Moment musst Du mir bitte einfach vertrauen. Und wenn wir dort sind, hör mir erst zu, bevor Du hirnlos losstürmst und meinst die Welt retten zu müssen. Bitte! Versprich es mir.“ Dabei sah sie ihn flehentlich an. Flatul wurde flau im Magen. Irgendetwas stimmte hier nicht, irgendetwas verheimlichte sie ihm noch. Und er hatte die dumpfe Ahnung, dass ihm das, was auch immer es war, definitiv nicht gefallen würde.
Aber er kam nicht mehr dazu zu fragen was es war, denn plötzlich packte sie ihn am Arm und zerrte ihn unter den nächsten Busch. Er war davon so überrumpelt, dass es diese halbe Portion tatsächlich schaffte ihn zu Boden zu drücken. Empört wollte wieder er aufspringen als er ihr Gesicht sah und merkte, dass sie in völliger Alarmbereitschaft war und angestrengt lauschte. Ihm selbst war nichts aufgefallen, doch plötzlich konnte auch er es hören: ein Rauschen in der Luft und leise, heisere Schreie – Sturzteufel! Den Tönen nach wahrscheinlich die großen Schwarzen und das waren mit die Gefährlichsten. Waren diese doch extrem schlau und griffen nicht einfach aus der Luft an, sondern stellten ihrer Beute manchmal regelrechte Fallen. Floh man vor einem konnte es sein, dass ein paar Bäume weiter der Rest des Schwarms still lauerte und sich unvermittelt auf einen stürzten. Nur an Ostern war es ihnen, wie allen Reißern, verboten zu jagen, nur dann konnten sie sich ohne Furcht in der Außenwelt bewegen. Sonst wäre Ostern nicht möglich.
Flusel ließ ihn schließlich los und meinte „Sie haben uns nicht bemerkt. Sie sind auf dem Weg zu den Feldern der Außenweltler.“ Flatul sah sie irritiert an und erinnerte sich dann, dass sie gemeint hatte, daß sie auch ihre Feinde verstand. „Warum, um der Erdmutter willen, hält Zarus deine Gabe geheim? Das ist unglaublich! Allein was Du damit für den Bau leisten könntest!“ fragte er sie irritiert.
„Es stört Dich nicht?“ gab sie erstaunt zurück. „
"Warum sollte es das? Das ist doch fantasti……… oh!“ entfuhr es ihm dann als er ihre Miene sah und er begriff. „Jetzt verstehe ich das erst! Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, ich hätte es wohl als Unsinn abgetan und Dich eine Aufschneiderin und Lügnerin genannt.“ gestand er sich und ihr schließlich leise ein.
„Immerhin bist Du ehrlich genug es zuzugeben, Du alter Griesgram“ entgegnete sie ihn trocken, sprang unter dem Busch hervor und lief den Weg weiter. Sprachlos folgte er ihr langsam. Diese Häsin machte ihn wahnsinnig! Auf der einen Seite war sie völlig unnahbar und arrogant, und dann wieder neckte sie ihn plötzlich und war fast schon nett zu ihm. Wobei ihm ersteres besser gefiel, da er sich dann über sie ärgern konnte; zweiteres war ihm zu gefährlich…… denn er hatte sich geschworen, daß er nie wieder jemanden nah an sich heranlassen wollte. Und doch merkte er, daß er nach allem, was er gerade über sie erfahren hatte anfing weiterzudenken. Er schüttelte den Kopf, wie um diese Gedanken mit Gewalt aus sich heraus zu bekommen, und lief ihr schließlich nach.
Copyright: Momo71
Daaaanke, hab schon drauf gewartet.
Kein Advent ohne Flusel! Was für ein Glück, dass es ja noch viele Advents gibt. Jede Woche, bis Flusel zu Ende erzählt hat. Oder?
„…so überrumpelt, dsss es diese halbe Portion tatsächlich…“
Ich nehme ein s und lasse dir ein a da
… nimmt dankbar da a und schmeisst das s raus
Ich konnte euch doch nicht hängen lassen und der nächste Advent ist ja schon in 12/2023 wieder
Neeeeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!!! Ich bestehe auf den vielen Advent anstatt vierten Advent und dann ist ja auch noch Weihnachten und immer wieder sonntags und… und… und… und überhaupt. Du bist jetzt unser Dealer, wir brauchen unseren Stooooff…
Hallo @Momo71 ,
ein paar kleinere Flüchtigkeitsfehler
Aber ich mag die Geschichte! Ich fürchte, die wirst wirklich nicht umhinkommen noch einige viele weitere Kapitel zu schreiben g
Liebe Grüsse
LonesomeWriter
Nee nee, jetzt wo sich die zwei näher kommen, kann ich nicht bis zum nächsten Jahr warten. Morgen ist ja auch noch Advent. Und übermorgen. Und überübermorgen…
Ihr seid klasse
Aber ich brauch mal euer Schwarmwissen:
Ich habe den Text aus meiner Worddatei in die Demo-Version von Papyrus kopiert. Hier zeigt er mir nun weder Rechtschreibfehler noch Grammatikfehler an. ich habe schon alles durchsucht, aber ich komme einfach nicht dahinter wie ich das Dokument so formatieren kann, dass es mir diese Korrekturvorschläge und Hinweise anzeigt.
in den Kurztexten für die Seitenwind-Wochen zeigt er mir diese Hinweise an.
Wo liegt mein Fehler?
Nachtrag: Hat sich gerade erledigt - danke an der Stelle en @LonesomeWriter. Die Demoversion führt das nur in einseitigen Texten aus Klar, dass das dann bei den langen Texten nicht funktioniert.
@Momo71 , sorry, melde mich erst spät.
Wollte aber unbedingt Zeit haben, um in ruhe lesen zu können.
Flusel und Flatul sind nun also auf ihrer Mission. Das ist aufregend! Und so langsam ärgere ich mich wirklich sehr über diese ignoranten „Ältesten“, die diesen Schlamassel erst ermöglichten.
Sehr lebendig geschrieben, gefällt mir wieder sehr!
Ich gebe Silla völlig recht: Der nächste Advent soll bitte schon viel früher sein, als 12.2023.
…, wie wäre es zum Beispiel mit einem kleinen Feuerwerk von dir zu Sylvester? Und danach eine milde Gabe von dir zum 6.1. ?.., und dann hab ich auch noch im Januar Geburtstag - also du siehst, es würden mir noch viele Gelegenheiten einfallen, um weiteren Text von Flusel und den Osterhasen zu ergattern.
Wünsche dir und deinen Lieben ein frohes Fest!
@Pütchen - ich bin grad etwas sprachlos. Eure Forderungen sind ja herzallerliebst
Danke für das Lob. Ich freue mich sehr, dass euch das Nestgeflüster gefällt. Und morgen ist ja schon Weihnachten…
Genau - morgen ist ja schon Weihnachten! Da gibt es bestimmt Geschenke…, nicht wahr?
Ich bin nicht das Christkind…
Aber eine Gehilfin vom Christkind. Und die haben ja bekanntlich noch keine Ferien. Wäre ja noch schöner, so kurz vor Weihnachten die Arbeit zu verweigern.
@Silla , genau - wir müssen in dieser Sache wirklich hart bleiben! Und wo wir doch alle, das ganze Jahr über soooo brav waren…
Es zieht mich rein beim Lesen. Schön, wie sich langsam aber stetig offenbart, wer da wo unterwegs ist und um was es geht. Nur an einer Stelle hat es mich etwas aus dem Sog gehoben. „… die ihr gefühlt bis auf den Boden …“. Würde gerne noch mehr von Dir lesen.
@Demiano
Vielen lieben Dank.
Und auch für den Hinweis mit dem „gefühlt“ - ich überlege wie man das anders darstellen könnte.
So vielleicht?
Ein eiskalter Schauer rann ihr den Rücken hinunter als sie an die Begegnung heute Nacht zurückdachte, an diese großen, gelben Augen. Es hatte sich angefühlt, als würden diese ihr bis auf den Grund Ihrer Seele blicken.
Ja, so ist es besser. Das Wort „gefühlt“ hat mich aus Flusels Kopf rausgeschmissen. Wie ein Ebenenwechsel. Vorher noch drin in Flusels Selbstreflektion und plötzlich ein Wort, das eher passt, wenn man das Erleben anderen beschreibt.
Guter Punkt. Und um ehrlich zu sein, auch mir gefällt es so besser. Ich merke immer wieder, wieviel ich noch lernen kann.
Wenn ich die ganze Geschichte anfange für ein Buch zu überarbeiten wird es wahrscheinlich noch mehr so Aha!-Momente geben. Ich kann es kaum erwarten damit anzufangen, wenn das reale Leben mal etwas zur Ruhe kommt.
Zu Weihnachten gibt es heute nochmal ein wenig aus dem Nestgeflüster zu lesen
Nach einiger Zeit wurde Flusel langsamer, bewegte sich vorsichtiger, sah immer wieder nachdenklich zu Flatul herüber. Wie nur sollte sie ihm erklären, was am Ende des Weges auf sie wartete? Je länger sie über Zarus‘ kryptische Bemerkungen nachdachte, desto mehr kam sie zu dem Schluß, dass Flatuls Vergangenheit irgendwie mit den Außenweltlern zu tun hatte. Aber genau dorthin waren sie unterwegs.
Während sie sich noch den Kopf zerbrach, wie sie das anstellen sollte, stand plötzlich Bauschl wie aus dem Boden gestampft auf dem Weg. Zerzaust, völlig verdreckt und mit absolut irrem Blick. Vor lauter Schreck machte sie einen Satz zurück und sprang damit Flatul fast auf den Kopf. Dieser konnte sie gerade noch abfangen und setzte gerade an, sie zurechtzuweisen, als er mit offenem Mund an ihr vorbei auf die Erscheinung auf dem Weg starrte. Sie sahen sich alarmiert an, während Flatul immer noch die Pfoten an Ihrer Taille hatte. Bauschl ignorierte Flusel völlig, sprang direkt auf Flatul zu und fing an auf diesen einzureden „Flatul! Was machst Du hier?“
Doch bevor dieser auch nur Luft holen konnte, um zu antworten sprudelte es auch schon weiter aus Bauschl heraus, während Flatul mit halb offenem Mund dastand und seine Worte schließlich hinunterschluckte, immer noch mit Flusel in den Armen.
„Na, egal. Hauptsache Du bist hier! Ich brauche Deine Hilfe! Da vorne wohnt eine Außenweltlerin die Hasen einsperrt, sie quält und tötet! Wir müssen sie befreien!“
Flusel erschrak bis in die Knochen. „Nein!“ fuhr sie dazwischen, löste sich damit unvermittelt aus Flatuls Griff. Sie erntete für ihren Aufschrei von Bauschl einen geringschätzigen Blick. „Halt den Mund! Du weißt nicht, worum es hier geht. Das ist Männersache!“
Ihr verschlug es den Atem! So hatte Bauschl noch nie mit ihr gesprochen. Normalerweise verhielt er sich Häsinnen gegenüber freundlich und zuvorkommend. Sie wollte ihm widersprechen, da drehte er ihr auch schon demonstrativ den Rücken zu und drängte Flatul damit noch mehr von ihr weg. Er redete weiter auf diesen ein „Außerdem hat Zarus ihr Ydrils Kleine gebracht! Er steckt da mit drin. Wir müssen zuerst die Kleine retten, bevor es zu spät ist und dann…. „
Er sprach noch weiter und Flusel wollte ihn unterbrechen, als ihr Blick auf Flatuls Gesicht fiel. Sie erstarrte. Noch nie hatte sie so einen Hass in seinen Augen gesehen, wahre Mordlust stach daraus hervor und sie erkannte, dass sie ihre Chance vertan hatte. Was auch immer jetzt passieren würde, es war ihre Schuld. Warum nur hatte sie ihm nicht gleich die ganze Wahrheit gesagt, sondern sich von Zarus überreden lassen damit zu warten? Das hier konnte böse, absolut böse enden, zumal Bauschl immer noch den magischen Pinsel bei sich hatte.
„…. Du siehst also, wir haben gar keine andere Wahl! Wir müssen diese Außenweltlerin unschädlich machen und all die Hasen befreien!“ Sie erwachte aus ihrer Erstarrung und bekam daher gerade noch diesen letzten Satz mit. Sie packte Flatul am Arm, sah in eindringlich an und flehte ihn an „Flatul, bitte, hör mir zu! Es ist nicht so wie es aussieht! Bitte, lass es mich erklären!“
Erst jetzt sah er sie wieder direkt an, immer noch mit hasserfüllten Augen und meinte kalt „Du wusstest es! Du wusstest was dort passiert und wolltest es mir verheimlichen! Wie konntest Du nur? Dabei habe ich gerade angefangen Dir zu vertrauen!“
Sie zuckte unter jedem Wort wie unter Schlägen zusammen und spürte bei jedem einen Stich im Herzen. „Ich habe Dir nichts gesagt, weil Zarus mich gewarnt hat, dass ich dies sehr vorsichtig tun müsse. Es hätte irgendwas mit Deiner Vergangenheit zu tun. Ich war mir nicht sicher, wie ich Dir sagen sollte wohin wir unterwegs waren. Und bitte, bitte glaub mir, es ist nicht, wie es scheint. Bauschl kennt den Hintergrund nicht und hat daher die völlig falschen Schlüsse gezogen!“
„Du weißt davon?“ fuhr Bauschl aufgebracht dazwischen und baute sich vor ihr auf. „Du Verräterin! Du hast schon immer nicht richtig dazugehört und dass du diese Grausamkeit unterstützt ist unfaßbar! Wie konnte ich nur jemals mit Dir befreundet sein??“
Flusel trat mit fassungslosem Blick einen Schritt zurück, Tränen in den Augen und stammelte „Wie… wie kannst du nur? Verräterin? Ich??? Du hast keine Ahnung, was dort tatsächlich vor sich geht! Du hast Ydril zugehört und die völlig falschen Schlüsse gezogen!“ sie wurde dabei immer lauter und schrie ihn schließlich nur noch verzweifelt an.
Flatul trat zwischen sie Beide, sah Flusel an und sagte nur ein Wort „Geh!“
Verzweifelt blickte sie zwischen ihm und Bauschl hin und her und schüttelte schließlich den Kopf „Ich kann nicht! Ich habe einen Auftrag zu erfüllen…… und ein Unglück zu verhindern“ setzte sie leise dazu, da die Beiden bereits den Weg vor ihr entlangstürmten. Seufzend machte sie sich daran ihnen zu folgen, mit einem sehr mulmigen Gefühl im Bauch.
Plötzlich hörte sie über sich ein Rauschen in der Luft, ein Flüstern, eine Drohung und es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter. Sie fing an zu rennen und schrie dabei „Flatul, Bauschl! Vorsicht!!! Sturzteufel über euch!!!“
Doch die Beiden hörten sie nicht, oder wollten Sie nicht hören. Verbissen liefen sie völlig ungeschützt auf dem Weg Richtung Willow’s Haus. So gefangen in ihrem Wahn, die gequälten Hasen zu befreien, dass sie jegliche Vorsicht außer Acht ließen. Flusel hatte die Beiden fast erreicht, als ein Luftstoß sie zu Boden warf. Verdammt! Das war einer der großen und leisen Sturzteufel. Sie sah, wie er auf Bauschl und Flatul niederging. Dann hörte sie nur noch einen entsetzlichen Schmerzensschrei.
Nein! Das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein! Ohne weiter nachzudenken sprang sie dem Sturzteufel auf den Rücken und packte ihn an den Flügelansätzen. Sekunden später bereute sie dies bitter, denn der Sturzteufel ließ zwar sein Opfer los, aber er fing an sich mit ihr auf seinem Rücken wieder in die Luft zu erheben und riß ihr mit seinen Flugbewegungen dabei fast die Arme aus. Außerdem hatte sie völlig außer Acht gelassen, dass diese Nachtjäger äußerst gewandte Flieger waren. Er fing tatsächlich an sich mit ihr auf dem Rücken in der Luft zu drehen, nur um sie loszuwerden. Verzweifelt hielt sie sich fest und sah gleichzeitig, wie sich der Boden unter ihr immer weiter entfernte. Heilige Erdmutter! Sie musste loslassen! Jetzt! Sie war kein Flugkaninchen!!! Mit einem Stoßgebet an alle Heiligen ließ sie los und rauschte nach unten. Unsanft landete sie, zum Glück, auf allen Vieren, schwang sich herum und sah panisch über sich. Doch der Sturzteufel hatte wohl genug und schwang sich mit einem lauten Schrei in den Himmel.
Bauschl kniete blutüberschmiert über Flatul und sah sie mit offenem Mund an. „Bist Du wahnsinnig??? Du bist auf einem Sturzteufel geritten!!“ stammelte er. Diesmal war es an ihr ihn völlig zu ignorieren. Sie sah an ihm vorbei Flatul auf dem Boden liegen, ebenfalls blutüberströmt und sich windend vor Schmerzen. „Nein!!!“ schrie sie laut auf und stürzte auf ihn zu. Noch während sie neben ihm zu Boden sank hörte sie Bauschl hinter sich entsetzt aufkeuchen „Wir sind verloren!“ Sie wandte den Kopf, sah ihn an, folgte seinem Blick und drehte sich dabei langsam um. Hinter ihr stand ein riesiger Halbwilder, die Ohren gespitzt, den Blick unverwandt auf die Szene vor sich am Boden gerichtet.
Langsam stand sie auf, griff nach Bauschls Arm und sagte leise „Nicht bewegen!! Vor allem nicht weglaufen!“ Bauschl sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren und als er sah, was sie als nächstes tat, sank er vor Entsetzten bewusstlos auf den Boden. Der Schock des Überstandenen und des gerade gesehenen waren zuviel für seine Nerven.
Copyright: Momo71