Dinner, dead or alive
Jan hätte so gerne mit Stephen King oder Robert Bloch zu Abend gegessen und über Horror geredet. Oder mit Agatha Christie, Patricia Highsmith und Michael Crichton. Aber die Anweisung des Antiquars war eindeutig gewesen: ein Autor, lebendig oder tot, ein Abendessen, eine einmalige Gelegenheit.
Er schob seinem Gegenüber die kleine dunkelrote Espressotasse hinüber.
»Gewürzkaffee«, sagte er. »Zimt, Kardamom und Mandel. Marokkanische Kaffeeröstung.«
Der Mann nahm die Tasse, roch an dem würzigen Getränk und trank es in einem Zug mit genussvollem Gesichtsausdruck. »Und wie hat ihnen mein Buch gefallen?«, fragte er.
»Nun«, sagte Jan, »Um ehrlich zu sein hatte ich noch nie viel für Politik übrig. ‚Mein Kampf‘ war da keine Ausnahme.«
Agatha Christie, dachte Jan. Wir würden reden, lachen und sie würde mir erklären, wie man den Geruch von Bittermandel mit Zimt überdeckt.
„Aaaaber“, sagte Mona, nach dem sie sich das geschmolzene Eis mit dem Finger vom Oberschenkel gewischt, lasziv abgeleckt und damit einen Tornado der Stärke 10,5 in Tayebs Gehirn ausgelöst hatte, „aaaaber!“ Dann machte sie eine kurze Pause und lächelte ihn an. "Es heißt Pis-ta-zi-e, nicht Pista-zie, genauso wie es Cara-mell heißt und nicht Ca-rammel oder Malag-a, nicht Mall-aga.
Tayeb hasste es, kritisiert zu werden. Vor allem von Frauen und wenn es um Deutsch ging, von dem er dachte, dass er es nun wirklich schon sehr sehr gut sprach. Besser als alle anderen, die damals mit ihm nach Deutschland gekommen waren.
Doch das hier war etwas ganz anderes. Dieses Mädchen. Wow! - sie war anders. Alles war anders, seit er sie getroffen hatte. Und anders anders, als alles andere. Selbst in seiner eigenen Sprache hätte er nicht beschreiben können, wie anders plötzlich alles war.
„Könntest du mir das beibringen“, fragte er leise, „deine Sprache richtig auszusprechen?“ und - wallah!, hoffentlich wurde er jetzt bloß nicht rot - versuchte ein schüchternes Lächeln.
„Na klar!“, sagte Mona, „Wann immer du willst. Es ist ja jetzt auch deine Sprache“. Und dann: „Kannst du mir denn hier helfen?“
„Sicher“, antwortete er, kippte den Rollstuhl leicht nach hinten und schob ihn mit Mona darauf über die Bordsteinkante.
Schattenkind
„Mama, schau mal!“ Meine Kehle brannte und die Knie waren feuerrot. „Mama, guck mal! Jetzt!“
Wieder schlug ich das perfekte Rad, auf das jeder Sportlehrer stolz gewesen wäre. Doch Mama sah nicht einmal zu mir auf. Ihre Aufmerksamkeit galt allein meinem Bruder, der niemals hätte Räder schlagen können. Der niemals irgendetwas hätte tun können.
„Mama, jetzt schau doch mal!“
„Herrgott Sophia, siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin? Denk nicht immer nur an dich, hast du verstanden?“
Oh, das hatte ich. Jedes ihrer Worte, jede Silbe hatte sich in meinen Verstand geprügelt. Es war der letzte Tag, an dem ich ein Rad geschlagen hatte.
„Mama!“ Mein Schluchzen hallte durch den dunklen Flur, bis in die Küche. „Mama, bitte, ich brauche dich. Florian hat Schluss gemacht.“
„Himmel, Sophia! Kannst du nicht etwas leiser sein? Ich habe gerade deinen Bruder ins Bett gebracht. Du weißt, wie unruhig sein Schlaf ist.“
Oh, das wusste ich. Doch niemanden interessierte es, dass mich das Piepen des Sauerstoffgerätes nachts nicht schlafen ließ und mich das Röcheln seiner Atemzüge selbst in meinen Träumen verfolgte.
„Wie geht es deinem Bruder, Sophia? Ich hörte, du hast dir eine eigene Wohnung gesucht, damit sein Zimmer vergrößert werden kann? Deine Eltern sind ganz tolle Menschen, weißt du? Ich könnte das ja nicht, aber sie tun alles für ihn.“
Oh, das taten sie. Alle taten das. Doch niemand fragte mich, wie mir es dabei ging. Ich war am Leben, ich war gesund und doch war ich tot. Tot für alle, die mich hätten sehen sollen und tot für diejenigen, die mir das Leben schenkten. Ein Leben, das ich allein und im Schatten meines Bruders gelebt hatte.
Niemand interessiert sich für die Toten, für die Geister, für diejenigen, die in diesen Schatten wandeln – und sich wünschen zu sterben.
starke Bilder, ein Schlussatz, der ja genial ist! Aber das mit dem Platz, verstehe ich nicht. Klärst Du mich auf? Danke Dir und Glückwunsch zu diesem Text!
Mareike,seine neue heiße Kollegin war also doch mit zum Betriebsausflug." Du sagtest,sie sei krank. "
Seine linke Augenbraue zuckt " Da musst du was verwechseln, das habe ich nie gesagt!"
Natürlich so wie immer.
Bilder der letzten Weihnachtsfeier blitzen auf.
Mein Mann eng umschlungen mit diesem gewissenlosen Miststück. " Sag,mal für wie bescheuert hälst du mich eigentlich? Als wenn ich mit jemanden rummachen würde,wenn meine Frau in der Nähe ist…und das du mir sowas überhaupt zutraust! Du bist so krankhaft eifersüchtig! Such dir endlich einen Therapeuten !"
Ich atme tief durch,wische die Erinnerungen und Tränen weg,leg noch eine Schicht Make up und Lippenstift auf und lächle,so wie ich es immer tue.
Heute ist der 40.Geburtstag meiner besten Freundin Hanna.Ich werde mir die Party nicht versauen lassen!Nicht von ihm! Soll er doch schon vorfahren.Mir egal! Ich habe monatelang trainiert, so hart an mir gearbeitet. Innen und außen… Ein verdammt enges rotes Kleid schmiegt sich an meinen neuen Körper.
Ich bin stolz auf mich und fühle mich zum ersten Mal in meinem Leben schön und sexy.Ich schaue in den Spiegel und er lächelt anerkennend zurück…auch zum ersten Mal.
Die Party ist in vollem Gange.Noch nie habe ich soviele Komplimente bekommen, wie an diesem Abend. Noch nie habe ich so selbstbewusst mit geschlossenen Augen getanzt…noch nie wurde ich so brutal in die Realität zurückgeholt.
Mein geliebter Ehemann zieht mich an den Haaren ins Männerklo.Er schleudert mich auf die Fliesen und verpasst mir einen Tritt in die Rippen. Er zieht mich hoch und drückt mich brutal an die Wand " Du billiges dreckiges Flittchen was ziehst du hier für eine kranke Show ab?"
Ich rieche seinen stinkenden Saufatem…
Oh,mein Gott ich bin wieder 13.
Ich sehe meinen besoffenen Vater der auf mich einbrüllt und meinen Kopf an die Tür schlägt.
Nie,nie wieder!!!
Ich laufe los…
Danke für diese liebe Nachricht. (Auch @michel und @Gschichtldrucker )
Vermutlich wäre das richtige Wort hier Raum gewesen… Wenn Menschen für einen Raum einnehmen weil sie einem wichtig sind (jetzt wo ich drüber nachdenke - müsste wirklich Raum statt Platz in den Satz…)
Große sperrige Pflegebetten werden von Angehörigen aus Platzgründen oft ins Wohnzimmer gestellt, dominieren dieses und nehmen dort den Raum ein. .
Puhhh hart - sie soll so schnell rennen wie sie kann und sich ja nicht umdrehen!
@Ully80
Gut geschrieben, aber das Ende ist nicht meins. Ich plädiere für Gegenwehr/ Notwehr. Selbst und gleich ist besser, als weglaufen und auf ein gerechtes Urteil zu hoffen.
Ich mag nicht von Menschen lesen, die sich nicht ihrer Haut wehren.
Im Fall von @Ully80 s Geschichte, auf jeden Fall, Gabi, äh @Antje6. Aber manchmal muss man öfters weglaufen, um zum Point-of-no-return zu kommen.
Das machst Du doch absichtlich!
Sind Kinder anwesend?
Nö, das ist gut!
Hier eine Szene, die es nicht ins Buch geschafft hat:
Daniel nahm sich eine kleine saure Gurke und steckte sie in den Mund. Die war aber so sauer, dass es ihm seine Lippen zusammenzog. Hans sah es und sagte. „ Dein Maul sieht aus wie ein Arschloch!” Daniel prustete los, das Gürkchen flog im hohen Bogen durch den Raum und klatschte der Wirtin mitten in das üppige Dekolleté. Ein spitzer Schrei war zu hören. Der Wirt kam wütend angestapft und baute sich vor ihrem Tisch auf. „Habt ihr meine Frau mit Essen beworfen?” Hans stand ebenfalls auf, er war mindestens eine Kopf größer und viel stärker als der Wirt. Ganz gelassen antwortete er. „Kleine Gürkchen ist die Olle doch sicher gewöhnt,was soll dieses Geschrei. Und apropos, kennst du den Unterschied zwischen der Ritze von deinem Weib und dem Bier hier?” Der Wirt wurde Puterrot. Hans hingegen blieb gelassen. „Die Ritze schmeckt irgendwann nicht mehr nach Pisse.“ Der Wirt wollte grade anfangen, etwas zu sagen, da hob Hans den Zeigefinger nach oben und meinte. „Daniel, wir sollten gehen. Diese Kaschemme ist nicht der richtige Ort für so sensible Menschen, wie unsereins." Draußen fragte Daniel seinen Freund, warum er so übel reagiert hat, was ja eigentlich nicht seine Art ist. „Die dumme Sau hat mich verprügelt, weil ich hier gebettelt habe, das war, bevor wir uns getroffen haben. Ein hungriges Kind zu verprügeln ist abscheulich.”erzählte Hans. Und damit hatte er Recht, fand Daniel.
Totenschein
Drei Uhr nachts klingelte das Mobiltelefon. Imke tastete schlaftrunken danach. Holger schlief neben ihr und drehte sich brummend weg.
»Krusemark. Hausärztlicher Notdienst.«
»Seniorenresidenz Waldfrieden, Haldesburg, mein Name ist Schrödinger.« Die Stimme klang viel zu munter für die Uhrzeit. »Ich müsste einen Todesfall melden und bräuchte einen Doktor für den T-Schein.«
Imke setzte sich auf und nahm Block und Kugelschreiber vom Nachttisch.
»Name?«
»Erna Gerkensen. Jahrgang 37. Eine freundliche Person. Sie sang so gerne.«
»Wann haben sie die Dame das letzte Mal lebend gesehen? War da alles ok oder ging es ihr bereits schlecht? Und welche Vorerkrankungen hatte sie so?«
»Also so gegen eins. Da haben wir noch Blutdruck gemessen. Der war okay. Aber sie wollte ihre Tabletten nicht nehmen. Eigentlich war sie kerngesund und sehr lebhaft. Auch heute Nacht wieder, etwas unruhig, aber munter. Sang ständig.« Sie seufzte. »Wir werden sie vermissen. Wann können sie da sein?«
»Wenn ich gleich losfahre vielleicht in einer Stunde. Die Landkreise für den Notdienst wurden zusammengelegt. Sparmaßnahmen.«
»Das wird immer schlimmer. Bei uns wird auch ständig eingespart. Ich hab schon die dritte Woche Nachtdienst in Vertretung.«
»Ja«, sagte Imke desinteressiert. Sie war so müde. Nach zehn Stunden Praxis noch den Notdienst machen zu müssen war mistig. »Wann haben sie festgestellt, dass sie keine Vitalzeichen mehr hat?«
»Oh«, sagte Frau Schrödinger und in der kurzen Pause des Luftholens klang gedämpft der schiefe Gesang an Imkes Ohr. »Ich denke so um halb vier klingt plausibel.«
Bernie
Ok, war zu hart. Ich lösche sie wieder.
Hamsterbau
Daran, wie es dazu kam, hatte sie keinerlei Erinnerung. Vielleicht kam es über Nacht oder aber es war die Schuld von jemand anderen.
Um ins Innere zu gelangen, musste sie sich straffen. Die Arme eng an die ausladenden Hüften pressen und sich hineinzwängen. Hinein in ihr Leben. Unangenehm streifte sie mit dem Kopf etwas, was auf sie herab baumelte. Irgendetwas Bedrohliches. Etwas, was sie nicht sehen konnte. Nur fühlen, wenn an einem Tag die Haut ein wenig dünner war. Flüchtig, um es dann mit den Händen wieder beiseite zu schieben, ohne genau hinzusehen.
Die Haustür war die Grenze. Der ordentliche Abtreter davor schon Niemandsland. Übertrat man die Schwelle, war alles zu spät. Die Tür ließ sich schwer öffnen. Etwas versperrte den Eingang. Man musste sich schon ordentlich mit der Schulter dagegen werfen, um sie zu öffnen. Das Innere - eine dunkle Höhle, ein Dickdarm mit Lebensmüll, vielen Gängen, Räumen und Träumen. Mit schleppenden Gang, auf dem Boden rutschend ging es zwar vorwärts, aber trotzdem immer weiter rückwärts hinein in Vergangenes. In den Darm ihres Lebens bestehend aus dem Abfall vergangener Zeiten. Ohne Rücksicht. Nicht auf sich selbst, nicht auf andere. Hatte sie es dann auf den Punkt geschafft, der Anfang und Ende zugleich war, konnte sie verschwitzt und ermattet auf ihre Heiligtümer blicken. Sie betrachten. Nur sie ganz für sich allein. Zeitungen, Bücher, neue Kleidung mit und ohne Etiketten, Wäsche, alte und neue Servietten. Ihr ganzes Leben.
Lotta gräbt ein Loch
»Lotta, Süße, was machst du denn da?« Mama stand an dem weißen Zaun. Lotta war auf der anderen Seite bei Tante Esra im Garten. Eigentlich war sie gar nicht ihre Tante, sondern ihre Nachbarin. Aber sie war alt und nett und alte, nette Nachbarinnen ließen sich offenbar gerne als Tante anreden.
»Ich grabe ein Loch. Ein ganz tiefes.« Lotta stand mit ihren kleinen dicken Beinchen in gelben Gummistiefeln zwischen gelben, roten und lila Blumen bis zu den Knien in einem Loch. Sie hatte Papas Spaten und ihre Sandschaufel dabei und Erde klebte an den Armen, Beinen und im Gesicht.
»Ja, aber warum das denn? Tante Esra wird ganz traurig, wenn so ein großes Loch im Garten hat«
Da weinte Lotta. »Aber ich mache das doch, damit sie sich freut. Sie sagt immer sie will einmal im Leben nach Australien. Und ich grabe ihr ein Loch, weil Papa gesagt hat, wenn man das macht, kommt man in Australien wieder raus.«
»Ach Lotta«, lachte Mama. »Das ist lieb. Aber wenn du hier gräbst, kommst du vielleicht ja nur im Garten einer australischen Familie heraus. Und die mögen das vielleicht ja gar nicht so gerne.«
Da kam Lotta zurück in ihren eigenen Garten. Mama spülte Lotta mit dem Gartenschlauch ab und zog ihr das dreckige Kleidchen aus und brachte es in den Waschkeller.
Mama stand in der Küche und schnitt Radieschen, als es klingelte.
Herr Rupert stand mit Lotta vor der Tür. Sie trug nur ihr Unterhemd und hatte den Spaten in der Hand. Wieder klebte überall Erde an der kleinen Lotta.
»Lotta, was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?«, rief Mama. »Hast du mir denn gar nicht zugehört?«
»Doch«, weinte Lotta. »Ich wollte nicht bei der australischen Familie im Garten landen und da hab ich woanders gegraben. Es können doch nicht überall Gärten in Australien sein.«
(Weil ich gestern etwas bitterböses geschrieben habe - heute etwas zuckersüßes)
( Mal leichte Kost )
Samstag,21 Uhr Zeit für’s Speed Dating . Übrigens suche ich hier nicht die große Liebe. Die gibt’ s ja eh nicht…ausser im Fernsehen. Nein,ich bin praktisch beruflich unterwegs und auf der Jagd nach Geschichten.
Ihr müsst wissen, ich schreibe gerade an meinem ersten Bestseller.Bäcker- Beate und Schlemmerstübchen- Tine sind schon jetzt meine größten Fans. Einen Titel hab ich auch schon " Speed Dating- nix Liebe, aber lustig „.
GONG! Es geht los!
Wow! Vor mir sitzt ein riesiger Kerl.Was für einer! Er scheint gefühlt nur aus Haaren zu bestehen.
Am Kopf, im Gesicht. Ich hoffe auch auf’m Rücken.Garantiert! Denn aus seinem wunderschönen Haweihemd prangt eine Haarpracht hervor,daraus könnt ich nen Pullover stricken.Herrlich! In Gedanken schmieg ich mich an ihn und deck mich damit zu.
Oh,und dann diese braunen Augen. So lieb und treudoof.Genau wie die von Bruno, meinem Bernhardiner, den ich als Kind hatte. Ich bin schockverliebt! An seinen Armen tätowierte Frauennamen.Alle durchgestrichen. Inge würde da sehr gut hinpassen. Aber ohne Strich.
Oh,mein Gott und dann diese sexy Brummstimme und diese weisen Worte“ Tach,ich bin Manfred,58.Metzger. Hobby: Ich schreib Metzgergeschichten."
Hat er wirklich gesagt er schreibt? Genau wie ich! Das kann doch kein Zufall sein! Metzgergeschichten! Wie wunderbar! Ich sehe ein Cover mit Familie Mettigel ganz deutlich vor mir.Oh,ja das ist es! Wir schreiben zusammen Bestseller und werden reich und berühmt.
Ich freu mich drauf. Naja,und sollte es mit der Berühmtheit nichts werden, hab ich ja vielleicht etwas noch viel wertvolleres…Ich sag nur METTIGEL FOREVER…
Wie ich mir meine erste Kreuzfahrt vorstelle
Schon beim Onboarding gehe ich durch meinen seperaten Eingang - der ist wirklich nur für mich; da darf nicht mal der Kapitän passieren.
Heißt, ich muss nie warten, mich nicht einreihen. Nur für den Fall, dass ich tatsächlich mal einen Ausflug mache - unwahrscheinlich.
Aber das ist natürlich noch nicht alles. Selbstredend habe ich für die fünf Monate eine riesige Suite, mit eigenem Balkon, Pool und Jacuzzi. Was sonst? Und ganz bestimmt keine lauten Nachbarn.
Der flotte Internetanschluss funzt rund um die Uhr. Mein All I can eat Büffet lasse ich mir grundsätzlich auf’s Zimmer bringen. Ach so, ich habe ja eh meine eigenen Angestellten. Die darf ich mir aussuchen. Alles Frauen. Sie lesen mir zu jeder gewünschten Zeit Geschichten und ganze Romane vor und machen das richtig gut.
Abends schlafe ich mit einem zarten Küsschen auf die Stirn ein und träume die ganzen fünf Monate nur Wunderschöööönes.
Jeden zweiten Sonntag musizieren Kammermusiker nur für mich, die selbst Fortissimo so spielen, dass mir nicht die Trommelfelle wegfliegen.
Über uns kreist allgegenwärtig ein Helikopter, der mich im Notfall als erstes rettet. Das ist ein E-Helikopter, wegen des Lärms. Gerne nehme ich Rücksicht auf die anderen Passagiere.
Wenn ich es darauf anlege, begegne ich die komplette Zeit über keiner Menschenseele - außer meinen lieben Angestelltinnen. Genial!
Selbstverständlich nehme ich meine Katzen mit. Frischer Fisch - jeden Tag - mjammm.
Nun könnte man fragen: „Wieso gehst du nicht lieber auf eine Segelyacht?“
Meine Antwort: „Zu wackelig. Ein bisschen Substanz unter meinem Hintern wünsche ich mir ja schon.“
Sobald die AIDA (oder so) das im Programm hat - bin ich dabei!
Schwips
Der Autoverkäufer saß ihr gegenüber, einige seiner typischen Verkaufsrunden hinter sich. Im Büro stank es aus allen Ecken nach Schmuddel und Beschiss. Sein Reisegrauer Anzug passte perfekt zu seiner Stimmung und dem flüssigen Elend, das er gerade zu sich nahm. Er leerte es in sich hinein, als wäre es Schüttgut, das man nur schwer loswird. Perfekt für einen Tag, an dem alles schiefgehen könnte.
Und schwups! Plötzlich schien es, als hätte man sich in der falschen Welt getroffen. Er war mitten drin in einem lispelnden Gespräch über Sternzeichen und traurige Kindheit – als hätte das Leben nur noch einen schlechten Witz auf Lager. Mit seinem „Glimmer“ wurden die Ecken runder, und er schien langsam aus dem Raum herauszusickern, als wolle er nur noch den letzten Rest seiner Energie loswerden und sich in Staub auflösen.
Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Der brannte sich den Weg in ihr Innerstes. Es war, als nehme ihre Seele gemütlich in ihrem Körper Platz, während sie seinem Chaos lauschte. Der Autoverkäufer schien alles verloren zu haben, doch irgendwie schien darin auch Frieden zu liegen.
Sie ließ die Schlüssel in ihrer Hand verschwinden. Sonst ginge ihnen womöglich erst das Talent, dann die Straße verloren – und zum Schluss legte man das Auto noch in die stabile Seitenlage.
Denn manchmal braucht man nur einen Schluck Schwips, Chaos und eine kleine Pause vom Ernst – um zu merken: Die Welt ist manchmal einfach nur schräg.
Wir fuhren seit Stunden und die Einsamkeit war unser Begleiter. Wir hatten Durst und die Müdigkeit kämpfte sich in unser Bewusstsein. Dann, endlich, verließen wir den Kreisverkehr.
Toll!