kannst Du das noch ein bisschen erläutern? Klingt für mich, als wäre das gesprochene Wort nur fünf Prozent wert?
Wenn ich bei der Arbeit bin und die Chefin zur Tür herein kommt, wirds magnetisch. Egal wohin sie geht, alle spritzen sofort auseinander und suchen die größtmögliche Distanz.
Es fällt nicht 1 Wort. Es gibt auch keinen Moment der nonverbalen Kommunikation, denn alle sind weg, sobald sie sie hören oder sehen. Das ist Subtext für mich.
Du stehst beim Bäcker an. Du fühlst dich bedrängt und gehst einen Schritt zur Seite, denn du willst deinem Vordermann nicht in den Nacken atmen, wie es der Kerl hinter dir tut.
Subtext: Ist der Typ nur gedankenlos? Will er dich berühren (Frauen wissen, wovon ich rede) oder ist es eine bewusste Aggression? (Oft ist das Eindringen in deine Aura der erste Schritt jemanden einzuschüchtern)
Dinge, die jeden Tag passieren, überall.
Träum’ weiter
, sie kennen dich besser, als du dich selbst
Definitiv. Erlebe ich fast jeden Tag in den Öffis. ![]()
Ich denke auch, dass jede Art von Kommunikation zum Großteil aus Subtext besteht. Nur sind die wenigsten in der Lage, ihn zu erkennen. Ich spüre auch sehr intensiv die Worte zwischen den Worten.
… ist das so? Körperhaltung, Tonfall - das spricht doch oft eine deutliche Sprache? Und gerade in der Literatur hat doch Subtext einen entscheidenden Anteil daran, wie lebendig ein Text ist?
„Wie geht es Dir?“ frage Max.
„Danke, gut“ antwortete Moritz.
„Wie geht es Dir?“ fragte Max, ohne Moritz anzuschauen.
„Danke, gut“ antwortete Moritz mit kreidebleichem Gesicht.
Ich fand die Ansage „zu 95 Prozent“ etwas waghalsig. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr neige ich dazu, das zu bestätigen. Allerdings denke ich, dass die meisten Menschen Subtext durchaus registrieren, manchmal vielleicht nur unbewusst. Und natürlich kann Subtext eine sehr klare Sprache sprechen, aber auch kaum wahrnehmbar sein.
interessant, Danke für die „Subtext“-Datei - woher stammt das? Filmhochschule o.ä.?
Lustige Idee, die Schauspieler statt des Textes nur den Subtext vortragen zu lassen.
Ich spreche von Menschen im normalen Alltag, nicht von Literaten.
Und ich spreche nur von Erfahrungen rein aus meinem persönlichen Leben. Ich komme jeden Tag mit sehr vielen Menschen in Kontakt und ins Gespräch.
Es gibt wenige Menschen, die überhaupt etwas spüren. Der Schlüssel zum Subtext lautet, beobachten und zuhören. Und da schließt sich für mich der Kreis zum kreativen Schreiben und zur Figurenentwicklung.
Das ist eigentlich das wichtigste, was man als Schauspieler begreifen muss, sonst kann man es vergessen. Es sind aber auch sehr viele Schauspieler unterwegs, die es nicht begriffen haben und leider auch Regisseure, die eigentlich darauf achten müssten.
Sind hier eigentlich auch Drehbuchautoren unterwegs? Wäre interessant. Ich habe schon mal darüber nachgedacht - ohne jegliche Verwertungsgedanken - einen Text wie ein Drehbuch oder Theaterstück zu gestalten. Mir fehlt natürlich der handwerkliche Hintergrund, aber mir hat vor Jahren einmal eine Freundin, die für eine Filmproduktion arbeitete, ein paar Drehbücher in die Hand gedrückt (eines davon ist dann ein recht erfolgreicher Kinofilm geworden), die zu lesen ich sehr spannend fand - das „Kopfkino“ kam ohne Umwege direkt in Gang.
Mein Hobby war Drehbuchschreiben, leider Brotlos, deswegen versuche ich mich jetzt, im Prosa schreiben. Drehbuchautoren, werden bestimmt auch auf dieser Plattform unterwegs sein.
Dann bist du auf einem guten Weg.
Ich bin als Busfahrer jeder möglichen Art von Subtext ausgesetzt:
- Der minimale Blick aufs Handgelenk, auch wenn da nicht mal eine Uhr ist → ‚warum bist du zu spät‘
- Am Feld für die erste Tür stehen und dann zur zweiten Tür gehen → ‚ich will gerade keinen Kontakt‘
Und es gibt viele, viele Situationen mehr, die ich aufführen könnte.
Das menschliche Miteinander basiert auf Subtext.
vermutlich kein Geschäft, in dem man als Hobby-Autor so leicht Fuß fassen kann (kann ich auch irgendwie verstehen)
Unbewusst, das trifft es.
Mir passiert das sogar beim Schreiben. Was intuitiv und ohne großes Nachdenken aus der Feder fließt, trifft den Nagel meist auf den Kopf.
Jeder ist Hoppy-Autor, solange er noch nichts veröffentlicht hat. Ein Drehbuch-Autor kann sich nur so nennen, wenn das Buch auch verfilmt worden ist. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Einen Film zu produzieren, kostet schnell Millionen.
Die großen Produktionen sind dazu übergegangen, Drehbücher von mehreren Autoren entwickeln zu lassen, die alle bei ihnen angestellt sind. Es sind praktisch ganze Teams, die sich an die Arbeit machen.
Jedes Buch, das sie in ihre Hände bekommen, das interessant ist, wird so zerpflückt, dass nicht einmal der ursprüngliche Autor es am Ende wiedererkennt. Sie kaufen sogar Bücher, die sie gut finden, nur dass sie vom Markt sind.
Das sind die Methoden, mit denen Drehbücher entwickelt werden, natürlich hauptsächlich in den USA, wir in Deutschland wissen natürlich alles besser, deswegen sind auch unsere Filme so gut. ![]()
Die Qualität schwankt auch in den USA heftig ![]()
Ich glaube die deutsche Filmlandschaft hat ein bisschen das Problem der Subventionierung, der Selbstbeweihräucherung und dem Hang Dialoge zu improvisieren. Deutscher Humor wird auch irgendwie oft plump dargestellt.
Früher (2000er) gab es noch schlechte Kameraführung, dass scheint aber deutlich besser geworden zu sein. Ich musste immer mal wieder deutsche Filme mit der Familie gucken und selbstsamerweise waren Jugendfilme (Ostwind, Schule der magischen Tiere) deutlich besser, als Filme für Erwachsene. Allerdings fehlt mir auch der „aktuelle Rundumblick“ da ich es einfach aufgegeben habe, deutsche Serien/Fime eine Chance zu geben.
Vergleiche einfach eine aktuelle Krankenhausserie aus Hollywood mit einer aus Berlin oder Babelsberg.
Bei der US Serie hast du das Gefühl dabei zu sein und erlebst das geschehen, wie einer der mit in der Notaufnahme oder im OP steht.
Bei einer D Serie bist du als Konsument das störende Element, als wenn die nach dem Motto filmen: Wie werden eh bezahlt, ob es später Zuschauer, aka Quote, gibt oder nicht.
Oh ja, du sprichst mir aus der Seele.
Dass eine Geschichte etwas wird oder ich zumindest in den Fluss komme, merke ich immer dann, wenn ich beginne, mich in meine Protas zu verlieben. Und dann ist es am Ende immer ein bisschen so, als würde ich mich von alten Freunden trennen müssen oder meine Familie verlassen.
Meine Protas besuchen mich im Traum, und sei es nur mit einem Satz, der mir ganz deutlich zu verstehen gibt, dass sie noch etwas zu sagen haben.
Die Protas diskutieren mit mir während des Schreibens, werden teilweise sogar frech oder entscheiden sich für Handlungen, die ich an der Stelle noch gar nicht vorgesehen habe.
Unverschämterweise ganz oft an den Stellen, wo sie eigentlich auf Distanz gehen sollen, aber stattdessen Nähe suchen.
Es war mir wirklich eine Freude, die RomCom zu schreiben. Am Anfang haben sich beide Protas vehement gewehrt, mir Zugang zu ihren Gedankengängen zu gewähren und nach einer Weile hörten sie dann gar nicht mehr auf, mir zu sagen, wie sie miteinander umgehen wollen.
Und am Ende hatte ich von Bene und Maja ganz viel Schlagfertigkeit und Sarkasmus gelernt.