310 Seiten und 64.200 Wörter sind es geworden (ist ja fast so wie bei Babys, wo man die Größe und das Gewicht angibt ).
Jetzt folgt die Überarbeitung und dafür wäre ich dankbar für eure Tipps. Wie geht man das am besten an? Einfach chronologisch Seite für Seite? Erst die Dialoge?
Danach suche ich hartgesottene Testleser, die sich das Werk eines Anfängers antun wollen.
Weil ich danach gefragt wurde, hier meine kleine Liste, was ich ganz am Schluss überprüfe, ehe ich ein Manuskript an meinen Verlag abschicke:
Ich suche nach doppelten Leerzeichen (mit der Suchfunktion). Ich suche nach Leerzeichen am Ende von Absätzen (Suchfunktion: Suche ‹ [CR]› → ersetze durch ‹[CR]›) Ich ersetze alle Fälle, in denen ich drei Punkte statt des Zeichens «…» geschrieben habe. Dann ersetze ich alle Leerzeichen vor dem … durch ein festes Leerzeichen (damit nicht ein … allein auf eine neue Zeile rutscht). Ich markiere alle kursiv geschriebenen Passagen und unterstreiche sie zusätzlich. (Das hat mir ein Lektor mal geraten, weil so verhindert werden kann, dass Kursivsetzungen im Satz verloren gehen – das Format «unterstrichen» ist sozusagen haltbarer als das Format «kursiv».) Dann exportiere ich das Manuskript über Ablage → Veröffentlichen → Speichern für Veröffentlichung und lasse alle Markierungen, Kommentare usw. entfernen.
Meine eigenen Tipps, zusätzlich:
Alles kopieren und in ein neues Dokument einfügen, das dann heißt „Romantitel_Leseversion“. Am besten in einer Schriftart, die du beim Schreiben nicht verwendet hast. Du entdeckst vermutlich noch zahlreiche Fehler.
Dann die Dialoge abgrasen. Sagt der Liebhaber immer Häschen oder Schnuppelchen und auf einmal dann Darling? Das würde nicht passen. So etwas also suchen.
Wenn du glaubst, alles gefunden zu haben, was falsch ist oder stört, würde ich es mir kapitelweise vorlesen lassen oder selbst laut vorlesen. Dabei entdeckt man ebenfalls wieder Ungereimtheiten und / oder Fehler.
Wenn ich glaube, dass alles absolut richtig ist, lasse ich Probedrucke machen, die ganz genauso aussehen, wie ich das Buch veröffentlichen möchte. Diese Exemplare gebe ich meinen Testlesern, die darin herum"malen" dürfen - nach Herzenslust. Die Testleser haben 2 - 3 Monate Zeit dafür. Sie geben mir die Exemplare zurück, ich sichte alle Kommentare und treffe mich im Anschluss daran mit den Testlesern (jeweils einzeln, damit sie sich nicht gegenseitig beeinflussen) und bespreche mit ihnen die Anmerkungen. Rechtschreib- und Grammatikfehler, die sie trotz aller Sorgfalt noch entdeckt haben, korrigiere ich vor einer Besprechung, ohne noch mal näher darauf einzugehen.
Ganz zum Schluss drucke ich noch mal ein Probeexemplar, stöbere darin, entdecke oft noch einen Trennfehler o. ä., der sich durch die Änderungen nach dem Testleserfeedback ergeben haben und dann Tatattaaa kommt der große Moment.
Ich lerne ja noch selbst dazu, aber aktuell arbeite ich in 3 Phasen:
Alles einmal durchlesen. Dabei ist Kleinigkeiten zu korrigieren erlaubt. Ziel ist es hier, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Geschichte auf dich wirkt. Hast du alle Fäden (z.b Hinweise) die du vorbereitet hast, auch später weiter verwendet?
Auch wenn eine Szene schwach auf dich wirkt im Sinne „Ich finde die Szene wichtig, aber ich war wohl müde, als ich das geschrieben habe“ → eine Notiz ran, und weitermachen.
Am Ende wirst du dir entweder sagen: So gefällt es mir!
Oder du spürst bereits, dass du etwas kürzen oder erweitern möchtest.
Die schwachen Szenen.
Jetzt gehst du erneut durch dein Buch und gehst die markierten Szenen an. Für mich ist das immer eine Tagesaufgabe - ähnlich wie eine Kurzgeschichte. Ich soll den Frachthafen lebendiger beschreiben? An diesem Schreibtag kümmere ich mich nur darum.
Oft sammeln sich gar nicht so viele Szenen an. Sagen wir, es sind 14 Stück, dann ist das zwei Wochen je eine Szene bearbeiten. Durchaus ok.
Die Dialoge.
Das geht eigentlich relativ schnell und manchmal beißt man sich auch die Zähne aus. Ich mag die Papyrus Funktion, nur diese einzublenden.
Hier gehe ich chronologisch die Dialoge durch und wäge ab. Manchmal lese ich sie mir laut oder in Gedanken mit Betonung vor.
Einer wohnt mehrere hundert Kilometer von mir entfernt. Mit dem treffe ich mich nicht. Wir chatten per PN. Sein Feedback ist jedoch auch immer so detailliert (zum Teil malt er Bildchen ins Buch), dass es nur wenig zu besprechen gibt.
Ich drucke mir alles aus, auf Papier sieht man meist mehr und auch andere Sachen, als nur am Bildschirm. Dann Markierungen, das System von @Tapio finde ich sehr gut und nützlich, ich gehe chronologisch vor. Wenn ich mir bei einem Absatz oder auch einer Szene unsicher bin, lese ich sie mir laut vor, wenn das dann irgendwie ‚komisch‘ klingt, muss ich da auch nochmal drüber.
Wenn ich dann denke, ok, so ist es akzeptabel (so richtig rundrum zufrieden mit dem eigenen Werk ist man ja nur höchst selten ), kann es zu den Testlesern.
Also im Prinzip bei einem online-Druckservice ausdrucken lassen. Dann allerdings ohne Buchhülle, oder? Wahrscheinlich nur mit dem Cover auf die erste Seite.
Genau, @Yoro hat einen wichtigen Punkt angesprochen. Irgendwann hat man das Gefühl, es ist nie fertig. Es gäbe immer etwas zu Überarbeiten und die Wahrheit ist: Das stimmt. Aber der Weg zur Perfektion ist eine Annäherungskurve, die ihr Ziel nie erreicht.
Daher kommt irgendwann der Moment, bei dem du dir sagen kannst: So jetzt loslassen und den Vogel in die Welt fliegen lassen. Damit man mit Freude das nächste Projekt starten kann.
Nein. Ganz genau so, wie es erscheinen soll. Ich veröffentliche bei epubli. Dort kann man das Werk auch drucken lassen, ohne zu veröffentlichen. Dann können die Testleser auch am Cover mäkeln und darin herumkritzeln.
Hallo @Koebes, neben den oben genannten Tipps, hilf es mir, das Werk zu hören. Das mache ich über T2S. Da höre ich sogar Rechtschreibfehler, Satzzeichensalat, aber vor allen Dingen, den Rhythmus, Satzlänge, Dramaturgie, Fehlerteufelchen verschiedener Art. Dabei mache ich mir Notizen, die ich dann im Text bearbeite. Ich stelle mir vor, einem Hörspiel im Radio zu lauschen. Spricht mich die Geschichte (so) echt an? Bliebe ich dabei? Würde ich mir vielleicht sogar eine Fortsetzung wünschen? Würde ich die Sendung jemandem empfehlen? … Also good luck und fröhliches Schaffen.
???
Ich lasse das Buch drucken mit Cover und Klappentext und dem Inhalt. Schreibst du auf dein Cover ein Autoreninfo oder was meinst du damit?
Ich gehe auf „Buch drucken“ und lade es hoch. Sieh’ mal hier:
Klick dich einfach mal durch. Du musst die Seitenzahl angeben (muss immer durch 4 teilbar sein) und dann zeigt er dir auch an, welche Größe (mit Beschnitt) dein Cover haben muss.
Ach so. Das liegt ja ganz bei dir, was du außer dem Klappentext noch drauf schreiben willst. Das hat nichts mit dem Anbieter zu tun sondern wäre Teil des rückwärtigen Covers.
Vielleicht noch ein Tipp aus meiner eigenen Überarbeitungspraxis: Selbst laut lesen! Es ist erstaunlich, wie schnell man damit auf problematische Satzmelodien und holprige Formulierungen aufmerksam wird
Erstmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Erstlingswerk!
Ich würde das Manuskript erstmal für eine Weile weglegen und nach ein paar Wochen korrigieren. So hast du mehr Abstand zu deinem eigenem Text und überliest nicht soviel.
Zu all den bereits genannten Tipps, rate ich dir noch gezielt nach Sätzen zu suchen, die mit „war“ gebildet wurden und sie nach Möglichkeit durch Beschreibungen oder aktive Verben zu ersetzen. Dadurch wirkt der Text lebendiger.
Noch vergessen zu sagen: Den ersten Überarbeitungsdurchgang möglichst in einem Rutsch oder wenigstens ohne lange Unterbrechungen durchlesen. Wenn zwischen den einzelnen Sitzungen zu viel Zeit liegt, übersieht man gerne Fehler in der Logik.
Z.B. die Tanne, die zwei Seiten vorher eine Fichte ist, merkt man beim fortlaufenden, zügigen Durchlesen sofort, wenn man aber mittendrinen aufhört und erst eine Woche später weiterliest, hat man es möglicherweise vergessen.