Harry Potter Band 1 gefiel mir auf Anhieb gut. Ich hätte es herausgebracht.
Danach gefielen mir die Bände immer weniger, bei Band 4 habe ich aufgehört.
Keine „Bindung“ an den Autor, aber Band 1 bleibt im Regal und habe ich schon dreimal oder viermal gelesen.
Ich. HP finde ich furchtbar. Hat jedoch nichts mit dem Thema zu tun.
Ich beschreibe nur die Irrtümer des Marktes, Harry Potter habe ich nie gelesen, die Verfilmungen fand ich verwirrend und austauschbar. Die Motive, die J.K. Rowling zum schreiben ihres Buches bewegten, waren wohl Leidenschaft. Sie konnte nicht wissen, dass sie später einen solchen Erfolg haben würde.
Hatte ich auch so aufgefasst.
Hmm… als Lektor - da bin ich sicher - war das als Gold zu erkennen. Ich musste überredet werden, HP eine Chance zu geben (Fantasy ist gar nicht meins) und war nach den ersten Sätzen absolut sicher.
Es ist ja nicht so, dass Lektoren und Verleger alle Tomaten auf den Augen haben. Lt. der Legende hat der zuständige Lektor bei Bloomsbury schon Lunte gerochen, sich aber eine Entscheidung nicht zugetraut. Kinderbüchern mit Zauberern wurden keine starken Chancen eingeräumt. Erst als seine Tochter es gelesen hatte, war der Verlag bereit, es mal mit 500 Exemplaren zu versuchen.
Verlage sind keine Innovationsschmieden oder gar Wohlfahrtseinrichtungen für notleidende Autoren. Es sind Wirtschaftsunternehmen, die investieren müssen. Auch Verlage können jeden Euro nur einmal ausgeben und deshalb überlegen sie sehr genau, in welches Projekt sie ihren Euro hineinstecken.
EDIT: Und weil sie eben nicht hellsehen können, versuchen die Verlage es mit anderen Mitteln. Demnächst vielleicht mit Lesemotiven.
Ich habe gerade ein Taschenbuch vom Blanvalet-Verlag von 2007 in der Hand, da ist hinten unter dem Klappentext folgende Tabelle abgedruckt:
Das sieht für mich sehr viel informativer aus, als wenn dieser Krimi nur das Lesemotiv „Nervenkitzel“ bekommen hätte.
Echt??? Das gefällt dir? Grausig!
Ich nehme an, dass nach dem 10-Lesemotive-System durchweg alle Liebesromane das Etikett „Entspannen“ bekommen werden.
Das ist jawohl völlig sinnlos.
Dagegen eine Einschätzung, wieviel Romantik und wieviel Erotik drin ist, würde für die Kaufentscheidung durchaus sinnvoll sein. (Ich persönlich mag nur Romantik lesen, keine Erotik.)
Z.B. ‚Bodies‘, eine Netflix-Serie: Ein mystisch angehauchter Krimi, der in vier verschiedenen Zeitebenen spielt. In jeder gibt es einen seltsamen Mordfall, wobei sich nach und nach herausstellt, dass es sich dabei immer um dieselbe Leiche handelt.
Dazu haben die jeweiligen Ermittler jeder seine/ ihre eigenen persönlichen Probleme. Homosexualität, Integrität, alleinerziehende Muslima, körperliche Behinderung. All das wirkt sich erheblich auf die Ermittlungen aus, alles verwickelt sich immer mehr ineinander und so nach und nach steigt man dahinter, dass es hier um eine wirklich gewaltige Verschwörung geht, die den Lauf der Geschichte verändert hat.
Viel Vergnügen, wenn man das in nur eine dieser 10 vorgegebenen Schubladen einordnen soll, das passt locker in die Hälfte aller angebotenen Möglichkeiten.
@Yoro Ganz einfach: Die KI liest „Mordfall“, dann kommt die Serie zusammen mit ein paar Millionen Krimis und Thrillern in die große Schublade „Nervenkitzel“.
(Seeehr hilfreiches Kriterium … )
Das ist zu nah an einer Bewertung für mich. Ich sehe da die Parallelen zu einer AMAZON-Sterne-Bewertung. Also einfach alles mit fünf Sternen zuballern und gut ist. Ach, zweimal nur vier? Kann man kaum erkennen. Aber das Buch ist jetzt nichts für dich, das erkenne ich immerhin. Man sollte bei vier Kriterien nicht mehr als zwölf oder vierzehn Sterne vergeben dürfen, denn sonst hat mal als Leser gar keine Orientierung.
Angenommen, ein Verlag würde sich selbst vier auf das Buch zutreffende von unendlich vielen möglichen Kriterien aussuchen, dann würde schon diese Auswahl dem Leser sicherlich Orientierung geben. Beispielsweise „Anspruch - Gesellschaftskritik - Mitdenken“ mit je fünf Sternen und „Realismus“ mit vier Sternen - dann würde sich jeder Kaufinteressent sofort denken, dass Humor und Romantik in dem Buch nicht vorkommen.
Auf lange Sicht möchte der Buchhandel ähnliche Labels wie die Ernährungsindustrie. Das Produkt lässt sich dann einfacher kalkulieren und vermarkten.
Wie haben die Leser früher überlebt?
Wie haben die Händler noch vor wenigen Jahren Bücher verkauft ohne diesen ganzen Hickhack?
Gab es nur unzufriedene Leser, weil sie ständig die falschen Bücher gekauft haben?
Entschuldigt bitte, aber mir geht der Etikettierwahn, der uns durchs Leben führt, damit ja nichts daneben geht, auf den Wecker.
Warnhinweis: Achtung! Katzen können kratzen!
Kratzt diese Katze?
Aber nein, diese Katze ist ein Hund. Hunde kratzen nicht.
Warum hat mir das vorher niemand gesagt?!
Und nun wieder sachlich: Wenn zu viele Informationen auf den Büchern stehen, ist es doch auch nicht mehr übersichtlich.
Früher war der Buchkauf noch eine Anschaffung @suse
Zu Goethes Zeiten kauften die Leser meist den reinen Buchblock. Damit gingen sie zum Buchbinder ihres Vertrauens und ließen sich einen schicken Einband fertigen. Meist passend zum Wohnstil.
Aber denk auch mal an den armen Buchhandel. Der ist seit über 100 Jahren in der Dauerkrise. Erst das Kino, dann Radio und Fernsehen; dazwischen so um 1930 hat das Taschenbuch die Branche in Panik versetzt; später das Internet, dann Amazon und schließlich die sozialen Medien. Ein Wunder, dass überhaupt eine einzige Buchhandlung überlebt hat.
Buchhändler haben immer um Leserinnen und Leser kämpfen müssen. Auch um unsere. Jetzt sind es halt Lesemotive. Die werden den Buchhandel nicht retten. Aber er wird auch ohne spezielle Lesemotive nicht gänzlich untergehen.
So weit früher meinte ich gar nicht. Ich meinte, noch vor 10 Jahren. Ich bin in einen Buchladen gegangen, habe rumgeguckt und eins ausgesucht. Ohne Triggerwarnung, ohne 100-fache Einordnung in Was-auch-Immer. Zeiten ändern sich, das ist klar. Ich frage mich bloß, ob eine zu detaillierte Kategorisierung wirklich sinnvoll und hilfreich ist.
Das fragen sich viele. Ich auch. Wenn es gefordert und möglich ist, werde ich meine Bücher schon irgendwie einordnen können. Wenn ich dadurch zehn Bücher pro Jahr mehr verkaufe, werde ich das - gemessen an den bisherigen Verkäufen - sicher merken.
Vor 30 Jahren gab es noch nicht diese unüberschaubare Masse an Neuveröffentlichungen, da haben die Buchhändler tatsächlich noch einen Großteil der Bücher (quer-)gelesen, die sie verkauften, und konnten die Käufer dann umfassend beraten und Fragen beantworten.
(Als der Fachhandel noch Fachkenntnisse hatte.)
Sicher? … Ich habe neulich eine Statistik gesehen. Zumindest um die Jahrtausenwende gab es ca. 60.000 Neuerscheinungen. So um 2010 - 2015 ungefähr war die Spitze bei ca. 90.000. Aktuell sind wir wieder bei ca. 63.000 … glaube ich mich zu erinnern.