Lesemotive sind die neue Klassifikation auf neurowissenschaftlicher Basis, die den Kundinnen und Kunden im Buchhandel eine Orientierung erleichtern und nachhaltige Freude am Buchkauf fördern soll. Damit reagiert das Buchhandelsmarketing auf die stagnierende Nachfrage nach Büchern.
Seit Ende 2023 gibt es den Kriterien-Katalog, mit dem der MVB (Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels | Tochter des Börsenvereins des Buchhandels) Kaufentscheidungen für Bücher mittels emotionaler Klassifizierung erleichtern möchte.
Anstelle von Krimi, Liebesroman, Entwicklungsroman, Fantasy oder Thriller liefern emotionale Lesemotive einen (zusätzlichen) Kaufanreiz. Wer bislang Schwierigkeiten hatte, das Thema seines Manuskripts einem Genre sicher zuordnen zu können, wird möglicherweise auch mit dem neuen System seine Probleme haben.
Zehn Lesemotive (in alphabetischer Reihenfolge) stehen zur Wahl:
Ach du Schande! Das soll helfen? Ich bin (mal wieder) außerordentlich skeptisch. Das ist ja gruselig. Nummer 2 ist ja wohl für jeden Roman zutreffend, wenn man sich nicht langweilen möchte.
das weiß ich noch nicht genau. Einerseits kommt es mir so vor, als würden Schubladen durch Schubladen ersetzt. Andererseit halte ich den Ansatz auch für vielversprechend. Ist sicher eine Frage, wie Kunden und Handel damit umgehen werden. Erst dann werden wohl Türen erkennbar, sie sich für Autorinnen und Autoren öffnen könnten.
Die Lesemotive sind wichtig bei der Entscheidung ob man ein bestimmtes Buch liest oder nicht. Aber sie ersetzen auf gar keinen Fall die Genres, es gibt nun mal riesen unterschiede. Jemand der ein Buch von Genre A sucht, wird enttäuscht sein wenn er Genre B erwischt. Egal wie gut irgendwelche Lesemotive passen.
Verstehe ich das richtig? Ich schreibe also einen Gruselroman. Dann fallen doch automatisch die Punkte 1., 3., 5., 8., 9. und 10 weg. Ich brauche doch an einen Gruselroman nicht noch dran zu schreiben, dass er nicht lustig ist, dafür aber Nervenkitzel beinhaltet. Das ergibt für mich keinen Sinn.
Ja eben. Für dich käme da nur ein Punkt in Frage. Das ist allerdings in meinen Augen unwichtig. Wichtig in diesem Zusammenhang - für mein Verständnis - ist, dass gaaaaaaaaaaaanz viele Punkte eben nicht zutreffen und das doch wohl selbstredend ist. Anders ausgedrückt: Ich halte die Punkte für flüssiger als flüssig, es sei denn, ich werde eines Besseren belehrt. Ich bin auf Beispiele gespannt, bei denen ich einen Sinn darin erkennen kann.
Geht es hier nicht v.a. darum, Verkäufern dabei zu helfen, die Interessen von Kunden richtig zuzuordnen und ihnen Empfehlungen bei der Lektüre-Auswahl geben zu können? Dann ist das doch aus Marketing-Perspektive nicht verkehrt - oder verstehe ich das falsch?
Eine Kundin von mir hat in solchen Fällen immer gesagt: „Einen Tod muss man sterben“. Natürlich berührt ein Thema oft viele Aspekte. Aber für ein Leitgenre mussten wir uns doch auch früher schon entscheiden. Schon bei VOLLTOD war ich da am schleudern. Sicher ist das schwarzer Humor, aber eben auch Urban Fantasy.
Ich meinte das die Lesemotive nur zusammen mit den Genres aussagekräftig sein können. Es gibt viele Bücher auf die mehrere der Lesemotive zutreffen und die Unterschiedlichen Genres angehören.
Hmmm, das scheint mir eher eine zusätzliche Dimension der Einordnung zu sein, als ein Ersatz der Genre-Klassifikation. Diese neue Dimension hat einen starken ich-Bezug (man kann als Leser ein "ich will… " vor die Kriterien schreiben und kauft das Buch danach) und liegt damit im Trend der Zeit.
interessante Frage - ich kenne mich im Genre nicht wirklich aus, aber: gibt es keine Grusel-/Horror-Romane mit humoristischen Einlagen? Aus dem Film-Bereich fällt mir Hitchcock ein, der ja für seinen speziellen Hitchcock-Humor berühmt war.
Wenn eine Kundin im Buchladen sagt, sie hätte gerne ein gruseliges Buch, wo aber auch mal gelacht wird - vielleicht hilft eine entsprechende Verschlagwortung im Computer dem Verkäufer dann tatsächlich, ihr entsprechende Vorschläge zu liefern?
Ich bin dem obigen Link nur bis zur ersten Seite und den Cookie-Hinweisen gefolgt.
Da war aber schon zu Anfang ein Satz zu finden, der mich ziemlich skeptisch macht:
„Auf Basis der im VLB hinterlegten Metadaten stellt eine Künstliche Intelligenz (KI) die Zuordnung zum neuen Klassifikationsstandard nach einem einheitlichen Prinzip sicher“
Dennoch hat er ja keine Komödien gemacht. Würde ich, um bei dem Beispiel zu bleiben, etwas Lustiges suchen und mir würde Hitchcock empfohlen, dann wäre ich enttäuscht - und zwar trotz einiger, lustiger Einlagen. Sie sind bei ihm jedoch nicht Hauptthema.
Mir scheint das recht schwierig, da eine richtige Einordnung zu treffen. Daher bezweifele ich, dass es nützlich ist.