Kurzgeschichte: Ihrer Hände Werk

Ich sammele Kurzgeschichten aus dem Alltag. Aus meinem Alltag. So ganz nebenbei. Als Schreibübung quasi. Da gibt es schon einige. Hier ein Beispiel. An eurer Meinung zu Stil und Inhalt ist mir sehr gelegen.

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Hallo Neri, schön mal was von Dir zu lesen.

Deinen Stil empfinde ich als angenehm flüssig und passend zum Text. Diese Ein-Wort-Sätze können ja schnell mal zu viel werden und nerven, aber hier fand ich sie stimmig.
Inhaltlich bin ich zwiegespalten, vielleicht weil ich den Text als geteilt empfinde-? Es fängt als Personenbeschreibung an, immer wieder tauchen kleine Szeneschnipsel auf bis zur ausführlicheren Schlußszene. Deshalb zerfällt für mich der Text leider ein bisschen.
Und beim Humor bin ich auch hin und her gerissen; hier und da konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen, weil die Situationen echt witzig beschrieben sind und ich sie mir bildlich vorstellen kann; aber darunter hatte ich das vage Empfinden von Spott und am Ende sogar Schadenfreude, dass das Genie eben doch Fehler macht. Von Dir so beabsichtigt?

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Hallo Sumsa,
lieben Dank für deine Rückmeldung. Das ist genau das, was ich brauchte. Eine andere als meine Sicht auf den Text. Ich prüfe ihn jetzt noch einmal genau auf deine Hinweise hin. Jetzt weiß ich, worauf ich noch einmal besonderes Augenmerk legen muss.

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Schön! Witzig und gelungen, ich musste oder durfte auch schmunzeln. Das wiederholte “jedes Mal” ist gut motiviert. Dass “links” mal negativ (“linke Hände”) und mal (kurz darauf) positiv (“alles mit links”) belegt ist, ist ein interessanter und passender Gag nebenbei. Die Wiederholung des letzteren “links” auf der zweiten Seite (“dass kleinere Reparaturen mit links erledigt werden”) wirkt allerdings auf mich etwas unabsichtlich, da würde ich variieren.
Zeichensetzung ist ja oft auch Ermessenssache, aber an einer Stelle fehlt eins, nämlich hinter “auch” in dem Satz: “Möbel werden beiseitegeschafft, Teppiche auch und ihr gesamter Werkzeugkeller wird an Ort und Stelle verlegt”. – Und ich sehe auch nur einen Tippfehler, das groß geschriebene “bombenfest” (bei seiner ersten Erscheinung auf der zweiten Seite). Oder davor fehlt ein Doppelpunkt!

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@Waldfried … danke für dein Feedback!

… da stolpere ich bei jedem Lesen drüber. Was Passenderes ist mir (noch) nicht eingefallen. Ich denke noch mal intensiv drüber nach. Aber vorher muss ich die Duden-Korrektur verklagen:

… und bei “Bombenfest!” auch :wink:

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Ich musste sehr lachen, tolle Wortspiele, Ideen und angenehmer Schreibstil.

Tatsächlich nur eine klitzekleine Kleinigkeit:
Ich würde nach “Die kurze Fahrt verläuft sehr still. Jedes Mal.” eine Leerzeile einfügen, um dem Leser eine kleine Pause vor Szenen- und Umfeldwechsel zu geben. Das wäre ähnlich einem längeren Fade-out im Film.

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sehr gute Idee!!!

Mir ging es wie Waldfried mit dem zweiten „mit links“, da wäre eine Alternative super.
Hm, wie wäre es z.B. mit „im Handumdrehen“, oder „im Schlaf“?

Sonst kann ich mich auch nur anschließen.
Sehr bildlich, unterhaltsam, kurzweilig
und ein lustiger Twist. :rofl::heart_eyes:

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Das isses!!! Passt perfekt. Merci!

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Mir fehlt die Plausibilität der Prämisse. Und zwar ganz und gar. Jedem, der auch nur ein klein wenig Sinn für Technik hat, leuchtet der Fehler in der ersten Sekunde ein. Technisches Grundverständnis und dann solch einen Lapsus? Das ist undenkbar. Wenn die Frau technisch so bewandert ist, begeht sie niemals diesen Fehler. Und dann wars das leider. Man kann dann die Geschichte nicht mehr ernstnehmen, begutachten, nicht mehr bewerten, denn in ihr steckt der größte anzunehmende Fehler. Die Pointe, und damit eigentlich alles, beruht auf diesem einen Detail, was jemandem, der technisch auch nur ein bisschen bewandert ist, niemals passieren würde.
Aus, vorbei, da kannst – könntest du – sprachlich noch so geil sein, man würde sie dir um die Ohren hauen, nicht abnehmen. Einen größeren, einen schlimmeren Fehler kannst du als Autor gar nicht begehen. Dagegen ist ein falscher Kasus gar nichts. Wenn Prämisse und die damit verbundene Konklusion nicht plausibel sind, hast du neun von zehn Lesern verloren.
Klar kann man sprachlich feilen, hie und da, vorne und hinten. Aber das ist so, als würdest du ein abstürzendes Flugzeug noch schnell lackieren wollen. Unnötig und hilft nicht. Ich gehöre übrigens zu denen, die am RTFM-Syndrom leiden. So etwas könnte mir (und damit den meisten anderen technisch versierten Leuten) nicht passieren.

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Zu der Fraktion gehöre ich auch - und habe durchaus einiges technische Verständnis.
Es gibt allerdings auch Bedienungsanleitungen, die diese Bezeichnung nicht verdienen.

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@Unbefleckte

Deine Argumentation ist beeindruckend und klingt logisch, hat aber einen kleinen Haken:

Deine Aussage hätte eins zu eins von “meinem Genie” stammen können. UND ES IST DOCH PASSIERT ! :slight_smile:

Das ist das Schöne am Leben. Sachen passieren halt manchmal. Es sind diese kleinen Fehler, die (m)ein “Genie” so menschlich und liebenswert machen.

Was mich allerdings sehr irritiert ist, dass das Lesen von Bedienungsanleitungen als Syndrom bezeichnet wird. Wenn das jetzt auch eine Krankheit sein soll, möchte ich gar nicht wissen, was ich alles habe.

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Theorie und Praxis. Eigentlich dürfte sowas einem Perfektionisten niemals passieren, aber in der Praxis merkt frau dann schnell, Perfektion gibt es nicht, das ist ein Gedankenkonstrukt.
Und die Wahrnehmung ist schon eine feine Sache, aber alles andere als fehlerlos. Das Gehirn ist darauf spezialisiert, vorhandene Lücken zu füllen, ohne dass das im Bewusstsein ankommt. (Siehe z.B. Testtexte, in denen alle Vokale weggelassen werden und man kann ihn trotzdem lesen

Mal abgesehen davon, dass ich in diesem Text von Neri keinen Logikfehler sehe, gibt es weitaus schlimmere Fehler, die ein Autor machen kann. Wenn die ‘Unlogik’ konsequent als Teil des Weltenbaus umgesetzt wird, kann ich mich gut drauf einlassen. Unverzeihlich für mich ist, wenn der Text das Gefühl vermittelt, der Autor hätte sich keine Mühe gegeben und schon die erste Fassung für perfekt erklärt. Wenn ich aber den Eindruck habe, da hat jemand echt Herzblut reingesteckt, jedes Wort umgedreht und die bestmögliche Fassung abgeliefert, ist mir die Logik völlig schnuppe.

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Weltenbau? Habe ich da irgendwas nicht verstanden? Ist das eine Fantasygeschichte? Dann entschuldigt bitte, das war mir unklar. Bei Fantasy ist schließlich alles erlaubt. Gut, dann sieh es so: Ich bin ein Leser. Mich hättest du verloren. Für immer. Ich würde nie wieder etwas von dir **kaufen **wollen. Wenn alle anderen das anders sehen, bleiben dir immer noch genug für Millionenauflagen. Ich kann mir nur beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemandem ein solcher Fehler unterläuft.

Hallo Neri, weil du ja konkret auch nach unserer Meinung zum Inhalt fragst… was ich etwas schwierig finde, ist dass du deine Frau Genie nennst und mir als Leser aber dann klar machst, dass sich das Genie durch intensives studieren von Bedienungsanleitungen erschöpft. Was ja nun das Gegenteil von Genialität ist. So lange ich dachte, dass es einfach ihre handwerklichen Fähigkeiten sind, war es sympathisch, aber die Bedienungsanleitungen würde ich herausstreichen. Dass ist nicht mehr so nett. Es passt auch nicht mehr richtig zur ersten Seite. Du hast auf Seite eins sehr viel besser angefangen, als du auf Seite 2 weiter gemacht hast.

Ansonsten verstehe ich das so, dass es ja eine Art Fingerübung ist. Dafür finde ich sie nett geschrieben. Nur inhaltlich passt es für mich nicht ganz.

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… so gesehen oder gelesen hast du natürlich Recht @Friese
Das reduziert das Genie tatsächlich zu sehr auf das Studium von Bedienungsanleitungen und wird ihrer “perfekten” Persönlichkeit bei weitem nicht gerecht. Die Aussage werde ich auf jeden Fall noch einmal überarbeiten. Herzlichen Dank, für dein aufmerksames Lesen!

Wo seht ihr alle, dass die Frau ein handwerkliches Genie ist?
Sie hält sich lediglich dafür und deshalb wird sie auch ironisch als “Genie” betitelt. Sie hat schon mal gehämmert, gebohrt und gesägt, das ist nichts besonderes, das könnte ein dressierter Gorilla auch, aber seitdem inszeniert sie jedesmal ein großes Bohei mit allen Werkzeugen auffahren, Möbel wegräumen und niedere Kreaturen aus dem Weg scheuchen. Ihre mangelnden technischen Kenntnisse offenbaren sich auch darin, dass sie jede Gebrauchsanleitung komplett durchliest und mit Textmarkern versieht, statt sich wie jemand, der ein Grundverständnis von Technik hat, nur auf die Spezialfunktionen des jeweiligen Geräts zu konzentrieren. Das ist keine Hochstapelei von ihr, sondern sie hält sich in diesem Bereich eindeutig für grandios. Der Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit tritt dann offen zutage, als sie vor der Bauanleitung der Anhängerkupplung steht. Zugegeben, rein zeichnerische Aufbauanleitungen um sich 23,7 Übersetzungen zu sparen, können verwirrend sein (wer schon einmal eine Schrankwand “Midsommar” aufgebaut hat, kann das nachvollziehen), aber auch dann wieder das gleiche Muster: Sie stellt die Kupplung, die Werkstatt und alles mögliche in Frage, nur sich selbst nicht. Ihr Mann kennt das schon, weiß aber, dass er selbst es nicht besser machen könnte (“zwei linke Hände”) und beschreibt diese Marotte seiner Frau etwas ironisch-distanziert.

Von daher ist die Prämisse plausibel und die Geschichte leicht und flüssig geschrieben. Gerade der ironische Schreibstil hat mir gefallen. Ich hätte nur eine Stelle, an der ich die Logik fragwürdig fand: Das Paar war wegen der Kupplung nun fast schon regelmässig in der Werkstatt. Wieso hat es vorher nie ein Geselle oder Meister geschafft, das Ding anzubringen und erst dem neuen Azubi gelingt es?

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@RalfG … absolut perfekte Interpretation. Ich war grad zuvor wieder am schleudern, weil ich meinte dies oder das noch mal umschreiben zu müssen. Ist vielleicht gar nicht nötig. Vielleicht kann und darf eine Geschichte gar nicht “Everybodys Darling” sein, um genug Spielraum für eigene Interpretationen der Leser:innnen zu bieten. Gibt mir gerade sehr zu denken.

Kleine Anmerkung:
Die Werkstattmitarbeiter haben es natürlich geschafft. Jedes Mal! Sie haben nur nicht verraten wie. Scheint so ein Kodex wie bei den Zauberern zu sein, die ihre Tricks auch nie verraten. Der Neue war noch nicht gebrieft, vermute ich … oder einfach nur sehr serviceorientiert.

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@Neri
“Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die keiner kann” hat schon mein Opa immer gerne zitiert. Es wird immer jemanden geben, dem etwas nicht gefällt oder etwas anders versteht, als es gemeint war. So lange eine Mehrheit versteht, was du gemeint hast, kannst du zufrieden sein. Zu diesem Thema hatten wir letztens schon mal eine Debatte, da ging es um die Wahrnehmung von Charakteren: https://forum.papyrus.de/threads/charakterisierung.10295/

Anmerkung zur Anmerkung:
Hat sie dann zuhause die montierte Anhängerkupplung wieder abmontiert, um es selbst nochmal zu versuchen? Würde ich vielleicht noch einbauen, um ihren sturen Charakter zu unterstreichen.

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Widersprüchlichkeiten in einem Charakter, Dinge, die den Leser verwundern, das macht es doch interessant?
Ich sehe jetzt nicht den großen Form- und Handlungsfehler. Für mich macht das ja die Pointe aus:

Sie geht mit Wasserwaage ans Bildaufhängen, studiert die Bedienungsanleitungen mit Exzerpterstellung etc. und dann passiert ihr so ein Fehler! :smiley:

Neri, mach die Bedienungsanleitung für die Anhängerkupplung auf Japanisch, dann zeigt es, wie angelesen, aber nicht verstanden das handwerkliche Wissen der Protagonistin ist.

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