Kreatives Schreibspiel

Mikrochip

Ein Dorf mit 300 Einwohnern, keinem Lebensmittelladen, keiner Drogerie, wohl aber mit einer Tankstelle, 24/7.
Im Umkreis von 50 Kilometern ein beliebter Treffpunkt, ein Laden ohne Ladenschlusszeiten.
Gerd und Gerda wohnten nicht weit entfernt.
“Ich hätte gern ein Omelett.”
“Wir haben keine Eier.”
“Gehst du zu Vierundzwanzigsieben?”
“Gern. Brauchen wir noch was?”
“Ein paar Chips wäre prima.”
“Welche?”
“Zwei Kartoffel, zwei Paprika, eine Gurken und eine Mikro. Geht das?”

Farsi

ich bin noch neu in diesem Chat hier und habe nicht gemerkt, dass Mikrochip zwar am Ende stand, aber das war das Ende von Seite 1. Wieder was dazugelernt.

Handtuch

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Handtuch

Schöne Frauen verbergen hinter mir ihre Brüste und Männer ihre Gehänge. Ich bin weich und zart zu dir. Schmiege mich an deinen Leib. Deine Berührung macht mich feucht. Es macht mir nichts aus, dass du mich benutzt. Du nimmst mich in die Mangel. Befestigst Klemmen und eine Leine an mir. Züchtigst mich mit dem heißen Eisen. Und sperrst mich in den Schrank. Es macht mir nichts aus. Dort warte ich auf dich.

Flasche

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**Flasche

**
Er war Einzelgänger.
Er konnte auch ohne Menschen, dachte er.
Wie sie in sein Leben gekommen war, wusste er nicht mehr.
Weiß war sie nicht, auch nicht schwarz, eher braun.
Ihr Hals mit einem Wort: Modigliani. Wie konnte durch so einen schmalen Hals so viel durchgehen?
Leicht bauchig, angenehm anzuschauen.
Sie war gekrönt, die Krone nahm er in die Hände.
Er öffnete sie.
Er war voll von ihr.
Er brachte sie fort.
Weiß, grün oder braun: natürlich braun. Hoffentlich zerbrach sie nicht.

Farsi

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Alle fünfzehn Sekunden ein weißer Blitz.
Weiße und schwarze Bänder verschwimmen im Nebel.
Mitten auf der Insel, der Leuchtturm
auf Farsi Island.

Leuchtturm

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In all den Jahren als Leuchtturmwärter hatte er nie das Bedürfnis nach menschlicher Nähe verspürt. Das änderte sich erst, als er die von der Flut angespülte Flaschenpost entdeckte. Die Botschaft auf dem von der Sonne vergilbten Papier vermochte er nicht zu entziffern. Sie war in Farsi geschrieben.

**Füllfederhalter **

Des Leuchtturmwärters Tochter
liest die Spuren
vom Leben

der Mutter
aus den Aschen
ihres lang beschwieg’nen Leids.

Und des Leuchtturmwärters Bild
niemals Vater
es … verlischt.

Nacht.
Küste
ohne Licht.

Fernes Ufer.
Branden der Gischt.
Bis ein Schiff … klaglos zerbricht.

Aschenputtel

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Das Quietschen verstummte, als sie ihr in die Jahre gekommenes Gefährt - in dem ein Sack statt einem Kind gebettet war -
vor dem Abfallkorb zum Stehen brachte. Zwischen dem Müll entdeckten ihre Augen, wonach sie in den Nächten suchte.
Sie zog es heraus, aber es eckte an und ging zu Boden. Stumm nahm sie es hin, wie so manches in ihrem Leben.
Sie beugte sich vor, so tief es ging, aber sie bekam es nicht zu fassen. So half nur noch das Bein in die Höhe zu strecken.
Noch bevor sie die Flasche ergriff, rutsche ihr der Pantoffel vom Fuße. Es kümmerte sie aber nicht. Ihren Schatz im Sack verstaut, lief sie weiter auf nackter Sohle.
Ein hagerer Mann, ärmlich bekleidet, kam des Weges und sah den Pantoffel. Verwundert hob er sein Kinn und suchte umher, bis seine Augen die Frau erblickten. Seine Worte ließen sie verharren - denn seine Stimme war ihr vertraut. Er eilte ihr zu und ging auf die Knie. Ihren zierlichen Fuß in seiner Hand liegend, schob er den Filz über ihre nackten Zehen. Der Mann richtete sich auf und sein Kuss führte ihre Hände zusammen. Sie gingen gemeinsam von dannen.

Was blieb einem anderes übrig, als an Aschenputtel zu denken? Für sie war er ihr Prinz. Nur war diese Liebe keine Märchen - sondern ein Traum.

Lippenstift

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“Was hat mich verraten?”, röchelte er und umklammerte das Küchenmesser in seiner Brust.
“Der Lippenstift auf deinem Kragen.”

Fesselspiele (Extra für @Tom Diander :))

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„Ach so eine bist du.“

„Was meinst du?“

Stehst auf Fesselspiele und so Zeug?"

„Nö, eigentlich nicht.“

„Na, aber er steht doch gefesselt und geknebelt in der Ecke rum.“

„Ach das. Ja, das ist nur damit er endlich mal die Klappe hält.“

Vielen Dank, lieber @Lusmore :laughing:
**

Buch**

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Buch.

Mein Vater, bevor er ein in Geschenkpapier eingewickeltes quaderförmiges Päckchen auspackte: “Buch? Hab ich schon.”

Senf

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Jasmina musste auch noch ihren Senf dazu geben: “Hast du schon? Echt? Man weiß wirklich nicht, was man dir noch schenken kann.”

Vogelhäuschen

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Die putzige Kohlmeise flatterte aufgeregt durch die wärmenden Strahlen der Frühlingssonne. Nachdem sie sich wochenlang nicht raus getraut hatte, war sie jetzt ganz aus dem Vogelhäuschen.

Himbeersirup

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Milch, Kirschsirup und eine Kugel Vanilleeis in den Elektromixer geben und gut durchmischen. Das Ganze in ein Longdrinkglas geben und je nach Geschmack mit (Cherry)Cola auffüllen. Mit Trinkhalmen servieren. Das ganze nennt sich Alpenglühen. Megasüß, lecker und stopft.
Wir haben damals mal keinen Kirschsirup bekommen, also einfach Himbeersirup, das geht auch.

Würfel

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Fortuna, die Glücksgöttin stand vor mir. Sie lächelte liebreizend und ließ einen Würfel über ihre Finger tanzen. “Ich erkläre dir nun die Spielregeln”, sagte sie. “Würfelst du eine 2, wiege ich deine Katze in Silber auf. Bei einer 3 bekommst du die Rechte an einer Goldmine. Bei einer 4 schenke ich dir eine Frau, die dich liebt und dir kräftige Kinder zeugt. Bei einer 5 gewähre ich dir das gleiche wie bei 3 und 4 und darüber hinaus ein langes Leben. Bei einer 6 darfst du mit mir ins Bett. Doch würfelst du kleiner Loser eine 1, werde ich all dein Geld an mich nehmen und dafür sorgen, dass du deinen Job verlierst, nie wieder eine Anstellung findest und niemals einer Frau begegnest, die dich liebt oder begehrt. Bist du bereit zu würfeln?”

Gemälde

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Auf den Tag genau, vor einem Jahr nahm ich den schweren Würfel auf.
Sechs Seiten, acht Ecken, zwölf Kanten.
Eine dieser sechs identischen Flächen sollte über mein Schicksal entscheiden?

Ich wog den Würfel in der Hand, drehte ihn mit dem Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger, ließ ihn in die Handfläche rollen.

Der Würfel war gezinkt. Die Fläche der 2 war eindeutig schwerer.
Ich schloss die Hand, würfelte mich mit einer ausholenden Handbewegung in mein unwiderrufliches Schicksal.
Eine Ewigkeit rollte der Würfel auf dem gläsernen Tisch, bis er endlich zum Stillstand kam.
“5”. Ich klatschte in die Hände und lachte. Fortuna zog lediglich eine Augenbraue nach oben.

“So wird Dein Schicksal in Erfüllung gehen”. Sie entnahm ein Bild von der Wand, ein Gemälde des Malers Jaroslaw Jasnikowski, Tor der Parallelwelten und überreichte es mir.
Zum Abschied hob sie die Hand mit abgespreiztem Mittel- und Ringfinger. “Lebe lang und in Frieden”.

Das Feuer prasselt im Kamin. Meine so wunderschöne und liebevolle Frau hat vor einigen Tagen unser erstes Kind zur Welt gebracht.

Wir waren in diesen Augenblicken so voller Freude und Glück.

Wir hätten es uns nie träumen lassen, dass wir jemals zueinander fänden. Mein Vater war ein habgieriger Landbesitzer, von Geiz und Neid zerfressen. Er hatte für seine Mitmenschen nur Verachtung übrig. Und so stand es für ihn außer Frage, dass ich mich mit einer Handwerkstochter einließ. Doch der Handwerker bewarb seine Tochter mit besonderen Fähigkeiten, so dass der Landbesitzer in seiner Gier aufmerksam wurde und einen Handel anbot.

Worum es dabei ging, das wusste ich damals nicht. Ich war zu sehr mit Fortuna beschäftigt.

Ihr Schluchzen und Weinen dringt durch das ganze Haus. Ich halte es nicht mehr aus, gehe nach oben, verharre für einen Augenblick vor ihrem Zimmer.
Ich höre eine fremde Stimme: “Drei Tage will ich Dir Zeit lassen und wenn Du bis dahin meinen Namen weißt, darfst Du das Kind behalten”. Ohne zu zögern öffne ich die Tür, stürze ins Zimmer, packe das kleine hässliche Männlein am Kragen, hebe es empor und werfe es in das Gemälde, das mir Fortuna damals überließ. Mit einem gellenden Schrei verschwindet die Kreatur für immer im Nirgendwo.
Wir fallen uns in die Arme, ich wische ihr die Tränen aus dem Gesicht und ich spüre, wie sie erleichtert aufatmet.

Mondgestein

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Oh du schöner Mondstein. Weißt du noch, als ich dir dein erstes Opfer darbrachte? Als ich das Kaninchen mit dem langen Messer schlachtete, während das Licht durch die Wolken und die Nacht auf dich fiel? Wie ich um dich herum tanzte und das Hexenfest beging? Wie blutverschmiert wir beide waren? Oh ich möchte dir noch so viele Leben opfern. Die Liste ist lang. All die unnützen Gärtner und Adligen, die diesen Irrgarten um dich herum züchteten. Du gibst mir Macht, ich bringe den Saft. Und mit jedem Mondumlauf wächst meine Zauberkraft. Bald werde ich dieses Land meinem Willen unterwerfen, dann ist es vollbracht. Eine Mondhexe wird herrschen, wie in alten Zeiten. Ich mache den Tag zur Nacht und du wirst ewig strahlen. Ist das nicht schön? Oh, was höre ich da? Er ist aufgewacht? Gut, ich mag es, wenn sie ein wenig zappeln und sehen, wie das Messer so schön im Mondschein glänzt. Die Angst in ihren Augen, wenn sie verstehen, dass es ihre letzte Nacht auf Erden ist. Und bald schon müssen wir uns nicht mehr verstecken, nicht mehr heimlich agieren. Es nahen die Stunden, in denen wir ihre Schreie in die Nacht hinaus und über das Land hallen lassen. Oh, wie freu ich mich auf dieses Geräusch, diese erquickende Laute des sterbenden Lebens. Was für eine herrliche Nacht! Und nun halt still…

Katzenspielzeug

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Norbert Nackend stand vor der Auslage des kleinen Ladens auf Büsum. Sein Magen knurrte. Der lange Spaziergang hatte ihn ausgezehrt. Ein Mal im Jahr kam er auf die Insel, um am Kongress teilzunehmen.

Seit dem Wechsel der Produktion von Kurbelwellen auf Katzenspielzeug vor mehr als zehn Jahren hatte er den Betrieb an die Spitze geführt. Jede zweite Miez weltweit spielte mit einer seiner Erfindungen.

Jetzt lehnte er an diesem Schaufenster und sehnte sich nach einem Brot. „Nackends Katzenladen“ las man schon von weitem. Früher führte eine alte Frau in den Räumen eine Bäckerei. Und jetzt verkaufte Norbert hier Katzenspielzeug.

Norbert Nackend lief weiter. Sein Hunger blieb noch eine Weile.

Kettenkarussell

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So hoch.
Fliegen, so hoch.
Auf und ab, fliegen.
Mein Magen wippt auf und ab.
Ich klammere mich an die Ketten, doch mein Magen wippt.
Das Kettenkarussell wird langsamer, aber ich klammere mich immer noch an die Ketten.
Einen nach dem anderen öffne ich meine verkrampften Finger, als das Kettenkarussel langsamer wird.
Und anhält.
Ein Dutzend Ritte!
Uff.
Überlebt.

Schaukelpferd

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Wenn sein Großvater nach dem Mittagessen ein Schläfchen machte, schlich sich Jakob auf den Dachboden. Das Schaukelpferd hatte es ihm angetan. Es war fast so groß, wie ein richtiges Pferd. Mähne und Schweif waren sogar aus echtem Pferdehaar. Jakob zog vorsichtig das Tuch herunter, mit dem es abgedeckt war und saß auf. Eigentlich war er für ein Schaukelpferd schon viel zu groß. Er schaukelte sachte vor und zurück und versuchte, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Es wäre ihm peinlich, wenn ihn jemand dabei erwischte.
Er hörte seinen Großvater nach ihm rufen.
Schnell sprang er ab und deckte das Pferd wieder zu. Bis zum nächsten Mal.

Wald

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Sorry, wenn ich hier eine Frage anbringe … Ich weiß nicht, ob das in diesem Thread erlaubt ist …
Aber wenn das Schaukelpferd fast so groß ist wie ein richtiges Pferd, wäre er doch sicher noch nicht zu groß dafür, oder? Dann könnte er doch bestimmt auch noch als Erwachsener darauf reiten …
Ich merke das nur an, weil ich mir als Kind immer ein Schaukelpferd gewünscht habe, das so groß ist wie ein richtiges Pferd. Ich hatte “nur” eins, das kleiner war als ein Shetlandpony …

LG
Pamina

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