habt ihr Lust, ein kreatives Schreibspiel zu spielen?
Es geht wie folgt:
Jeder bekommt einen Gegenstand um den es in einer kurzen Kurzgeschichte über ein paar Zeilen gehen soll.
Jeder Gegenstand darf nur für ***eine Geschichte ***verwendet werden.
Derjenige, der einen Gegenstand aufgenommen und eine Kurzgeschichte draus gemacht hat, nennt den nächsten Gegenstand, um den es gehen soll.
Hier ein Beispiel:
Gegenstand: Teelicht
Hallo, ich bin ein Teelicht.
Meine Lebensdauer beträgt etwa vier Stunden.
Wenn meine Lebenszeit erlischt, kann ich nur hoffen, dass jemand aus meinen Überresten vielleicht ein neues Leben erschafft. Wenn nicht, weiß ich aber mit Gewissheit, dass mein Leben nicht umsonst war. Denn in dieser Zeit habe ich den Menschen Wärme gespendet und Licht in die Dunkelheit gebracht.
Somit habe ich meinen Lebenszweck voll und ganz erfüllt und kann in Ruhe gehen.
Euer Teelicht.
Nächster Gegenstand: Stein
Wie ihr seht, hat die Erstellung ca. 5 Minuten gedauert. Also denkt nicht zu viel darüber nach, sondern lasst es fließen.
Ich bin gespannt, was ihr so schrieben werdet.
Viel Spaß mit dem Spiel!
Hallo Tessley, Du hast das mit dem Teelicht schön geschrieben.
Ich bin ein Stein. Als ich gefunden wurde, wirkte meine Daseinsform trist. Doch dann hatte ein netter Mann Mitleid mit mir und nahm mich mit. Er stellte mich in sein Regal und bewundert mich jeden Tag. Und dann eines Tages, als die Sonne auf mein Antlitz strahlte kam er und nahm eine Feile zur Hand und schliff mich. Ich wurde glänzender, schöner und strahlender. Er schliff so lange, dass die Sonne aus mir heraus strahlte. Er war gefesselt von meinem Anblick, ich sah es in seinen Augen. Und dann kam eine Frau! Sie war entzückt, als sie mich sah. Es dauerte nicht lange. Da wurde ich in reinsten Gold gelegt und wartete und wartete und wartete. Die Frau kam zurück. Erneut rief sehr entzückt, wie schön ich doch sei. Sie steckte mich auf ihre dünnen Finger und betrachtete mich. Seitdem stecke ich hier fest und habe viele Menschen kennengelernt, die mich schön fanden.
Der nächste Gegenstand: Waffel
Meine Hände umklammern kaltes Metall. Ich beuge mich über die Brüstung hinaus. Im Schneetreiben erscheinen die Fahrzeuge weit unten als schemenhafte Flecken. Dicht an dicht schieben sie sich durch die Dämmerung. Weiß und rot schimmernde Glühwürmchen. Ich schwinge ein Bein über das Geländer. Ziehe das andere nach. Es ist nicht leicht, mit den Hacken auf dem schmalen Bodenstück, das über die Brüstung hinausragt, die Balance zu halten. Ich lasse das Geländer los, verlagere den Schwerpunkt meines Körpers nach vorne. Mit ausgestreckten Armen liege ich für einen Moment waagerecht in der Luft.
Löffel
Gedankenverloren rühre ich die Milch in meinen Kaffee. Ich beobachte den Strudel, den die Bewegung erzeugt, beobachte eine kleine Luftblase, die kreisend in die Tiefe gerissen wird und schließlich verschwindet. Das Farbenspiel der hellen Milch und des dunklen Kaffees verwischt von einem wunderbaren, marmorierten Kontrast zu einem einheitlichen hellbraun.
Ich runzle die Stirn. Zu viel Milch. Als könne ich die Milch wieder rausrühren, bewege ich den Löffel in die andere Richtung, sehe, wie der braune Strudel aufwirbelt und sich gegen sich selbst sträubt.
Die Flüssigkeit bleibt genauso vermischt wie vorher. Keine wirkliche Überraschung, denke ich stirnrunzelnd. Keine Ahnung, wieso ich es überhaupt versucht habe.
Noch immer in Gedanken hebe ich den Löffel aus der Tasse, beobachte, wie der Kaffee daran entlangrinnt und zurück in die Tasse tropft. “Du bist eben nur ein dummer Löffel.”, denke ich. “Machst viel Wirbel um nichts.”
Seufzend stehe ich auf, nehme die dampfende Tasse in die eine Hand und werfe den Löffel mit der Anderen beiläufig in die Spüle. Er hat sein Soll erfüllt, wenn er schon nicht zaubern kann. Schmecken wird der Kaffee trotzdem.
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Ach Mist, jetzt hab ich so lange geschrieben, dass @Besonnener schneller war. Dann füge ich seinen Begriff unten an.
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Regenbogen
“Der Weg ist das Ziel, der Weg ist das Ziel!”
Immer wieder murmelte der Kobold vor sich hin, während seine Augen besagtes Ziel nicht aus den Augen ließen: den Regenbogen.
Mühsam zog er den Topf mit dem Gold hinter sich her. Er war schwer, keine Frage. Eigentlich zu schwer für so einen kleinen Kobold. Aber das war egal, denn es war seine Aufgabe, nein, seine Bestimmung, diesen Topf an das Ende des Regenbogens zu bringen. Koste es, was es wolle.
Eines Tages würde jemand auf ihn warten und ihm den Topf endlich abnehmen.
Dann konnte er endlich Feierabend machen.
Die Hoffnung beschwingte ihn und mit neuer Motivation zog er den Topf weiter hinter sich her.
**Auto
**
Wir fuhren seit Stunden und die Einsamkeit war unser Begleiter.
Wir hatten Durst und die Müdigkeit kämpfte sich in unser Bewusstsein.
Dann, endlich, verließen wir den Kreisverkehr.
Eigentlich hatte er bei diesem Körper mehr erwartet. Doch wie so oft – eine Mogelpackung aus Make-up, dem Push-up-BH und dem schummrigen Licht im 7DeadlySins, was eigentlich kein Problem gewesen wäre, wenn nicht …
Er fuhr sich durch die Haare, dann stützte er sich auf seinen nackten Oberschenkeln ab und sah im Schutz seiner Handflächen zu ihr. Die blonden Haare zerzaust, am Ansatz dunkel. Sie schnarchte leise. Alles ebenfalls nicht schlimm, mit manchen Vorlieben konnte man brechen. Aber nach drei Monaten unfreiwilligem Zölibat hatte er sich mehr erhofft, und dann geriet er an so was. Er holte tief Luft, dann streckte er den Rücken durch, blickte an die Zimmerdecke und dankte Mortimer für sein Kompendium zu den verschiedenen Frauentypen im Bett, das sein Kumpel gerne bei gemeinsamen Abenden zitierte. Nach allem, was er gehört hatte, hatte er nie gedacht, an eine Bettpfanne zu geraten: Manchmal nützlich, aber in den meisten Fällen schämte man sich, dass man so tief gesunken war.
**Bettpfanne
**
Wie gern hätte ich Bratkartoffeln beherbergt, Gewürze und Kräuter aus dem Garten, die Freunde kulinarischer Kunst glücklich gemacht. Stattdessen mache ich die glücklich, die sich mit meiner Hilfe erleichtern können.
Nein, aber hier kommt ein Text über eine saugende Wasserschnecke mit interessantem Schneckenhaus…
Langsam und für die meisten Mitbewohner ihres Aquariums nahezu unsichtbar durchpflügt die Turmdeckelschnecke den Aquarienkies. Wie ein Staubsauger saugt und knabbert sie die darin lebenden Mikroorganismen in sich hinein und sorgt so dafür, dass der Kies seine Funktion als Filter erfüllen kann. Obwohl die Turmdeckelschnecke in jungen Jahren winzig ist, vermehrt sie sich rasant. Wie alle Schnecken trägt sie ihr Haus auf dem Rücken mit sich. Sobald ihr das Häuschen zu klein wird, baut sie sich ein neues Haus. Dabei legt sie viel Wert auf das Äußere und häuft den Kalk spiralförmig zu einer Turmspitze auf. Sie ist auch wohl die einzige Wasserschnecke, die sich zum Schutz vor räuberischen Mitbewohnern eine Tür baut. Wie ein Deckel verschließt diese das Häuschen und verbirgt die Schnecke in ihrem Inneren. Die Turmdeckelschnecke ist nicht nur wegen ihres reinlichen Wesens beliebt. Sie ist trotz ihrer Unscheinbarkeit sie ein perfekter Indikator für die Wasserqualität ihres Biotops. Sobald ihr nämlich der Sauerstoffgehalt zu wenig ist, verlässt sie den Aquarienkies und begibt sich zügig in höhere Gefilde – dorthin wo noch mehr Sauerstoff im Wasser gelöst ist.
Wie bei einer Völkerwanderung ziehen ganze Scharen von Turmdeckelschnecken an den Aquarienscheiben hinauf und hinterlassen dort ihre feinen Spuren. Dieses Verhalten macht die Turmdeckelschnecke zu einem echten Frühwarnsystem in der Aquaristik. Das Sammeln ihrer verlassenen Schneckenhäuser jedoch lohnt sich nicht, denn Turmdeckelschnecken werden nicht sehr groß. Gerade mal ein bis zwei Zentimeter groß werden ihre spitzen Schneckenhäuser.
Sie kämpfte mit den Wollsocken, die sie gerade über das erste Paar Socken stülpte. Es würde nicht einfach werden, so auch noch in die Stiefel zu kommen, aber das war egal. Hauptsache nicht frieren! Es folgten Thermounterwäsche, Stulpen, eine gefütterte Hose, ein Unterhemd, ein Thermoshirt, der dicke Wollpulli von Oma und schließlich eine dicke Daunenjacke. Oh, die Stiefel folgten selbstverständlich auch und, wie vermutet, war es ein ungleicher Kampf, den sie dennoch schließlich für sich gewann.
Rund wie ein Michelin-Männchen wand sie noch den Schal bis unter die Nase, zog die Mütze über die Ohren und kämpfte sich schließlich schnaufend in die Handschuhe. Natürlich Thermo.
Zufrieden mit ihrem Werk schaute sie in den Spiegel. So konnte nichtmal eine Frostbeule wie sie frieren. Lächelnd nickte sie sich selbst zu. Sie öffnete die Haustür und genoss die warmen Sonnenstrahlen der kalifornischen Küste auf dem bisschen Gesicht, das zwischen Schal und Mütze hervorblitze. Ja, das würde ein schöner Tag werden.
Der Joghurt ist einer der wenigen türkischen Mirgranten, der in Deutschland ohne Vorbehalte geliebt wird. Dabei ist es sogar so, dass er im links-grünen Umfeld durch rechtsdrehende Milchsäurebakterien reüssieren kann. Wer kann das schon von sich behaupten?
Ich trage sie tagsüber an der Nase und nachts im Gesicht. Das Silikon umschließt meine Haut. Der Geruch von Plastik tritt in meine Eingeweide und einen Moment denke ich daran sie abzulegen. Stille… nie wieder … aber dann sehe ich all die Schönheiten auf der Erde und setze sie wieder auf. Immerhin, sobald ich rausgehe fühle ich mich nicht mehr wie ein Marsianer. Die anderen tragen jetzt auch Masken. Wenn auch aus Stoff mit lustigen Mustern.
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Wenn nicht ich, wer dann?
Die Schlüssel liegen tatsächlich unter dem Blumentopf. Wie kann man nur so blöd sein!
Die schlafdunkle Strasse ist gesäumt von einsam herumstehenden Fahrzeugen. Lauter gähnend leere Fenster in gähnend öden Häusern.
Langweilerquartier.
Ich öffne die Türe mit dem Blumentopf-Schlüssel und gehe wie selbstverständlich rein.
Alles dunkel, alles ruhig.
Der Kühlschrank offen, ausgeschaltet.
Fensterladen verrammelt.
Eine Zimmerpflanzenarmada im Wohnzimmer mit bereitstehender Giesskanne und einer Anleitung für die Nachbarin, was wie wann zu begiessen ist.
“Haus-Party! Rosenbuschstr 13! Jetzt! Food und Gesöff mitbringen!!!”
Mein Finger schwebt kurz über der “Senden” Taste und senkt sich dann wie ein Bomber auf das Ziel. Die Bombe wird losgelassen.
Senden.
*"MS Susanna, [FONT=-apple-system]Reederei G. J. H. Siemers & Co
Kapitän Christian Jürgens
26. November 1905, Logbucheintrag 179
Wir haben heute den 50. Breitengrad von Süden nach Norden überquert und damit nach 99 Tagen die Umrundung des Kap Horns vollendet. An insgesamt 80 Tagen hatten wir mit hohen Wellengängen und Stürmen mit Windstärken von über 10 auf der Beaufortskala zu kämpfen. Mehr als vierzig Schiffe sind im Sommer zur Salpeterfahrt in Europa vom Stapel gelaufen. Mindestens die Hälfte hat die Umrundung aufgegeben. Drei habe ich mit eigenen Augen kentern gesehen. Ich bin mir sicher, das einzig der Rum und die Angst vorm Klabautermann unsere Besatzung am Leben gehalten hat.
Fast sechs Monate sind wir jetzt auf See. Die Hälfte davon haben wir in der Hölle der Drakestraße zwischen Chile und dem Grahamland verbracht. Mir war bewusst, dass die Umrundung des Kap Horns - eine der gefährlichsten Seerouten der Welt - beschwerlich sein würde. Aber mir ist kein Schiff bekannt, welches für dieselbe Strecke so lange gebraucht hätte wie wir.
Wir haben es geschafft und befinden uns nun wieder in sicheren Gewässern. In wenigen Tagen werden wir Iquique, unseren Zielhafen in Nordchile, erreichen. Ich danke Gott, dass wir die Strapazen überstanden und keine Verluste zu beklagen haben."*
Ich schloss mein Notizbuch und schaute in die Augen der Männer, die mir aufmerksam zugehört hatten. Ihre Gesichter waren wettergegerbt. Einige deutlich älter als ich. Ich sah ihnen an, dass sie meine Gedanken, meine Gefühle, meinen Stolz teilten. Sie hatten das Gleiche durchgemacht wie ich. Jeder Einzelne von ihnen war Kapitän auf einem Frachtsegler gewesen und hatte die Hölle durchlebt. Das Kap umrundet. Jeder Einzelne hatte sich den gleichen Ehrentitel verdient wie ich. Jeder Einzelne von ihnen ist ein Albatros.