Sind denn deine Testleser Laien, welche auch nicht allzuviel lesen oder schon Leser, die Spaß mit Büchern haben ( der Rahmen von Profi bis Gernleser) ?
Ich könnte mir vorstellen, dass es Laien sind und du deshalb mit ihren Angaben nichts anfangen kannst. Nur so mein Bauchgefühl. Bommel hatte ja schon den Vorschlag gemacht mit jemanden von hier, dem du vertraust.
Je länger ich hier mitlese, Corinna, desto mehr glaube ich, dass du Teile deines Textes mal öffentlich machen solltest.
Es gibt doch hier innerhalb des Forums ein abgeschottetes Aquarium, wo deine Texte nicht für alle öffentlich sind. Ich bin dort nicht dabei, aber sicher einige, die an Texten interessiert sind.
Wenn ich dich richtig verstehe, gehst du gerade ein Problem an, das eine einzelne Testleserin angesprochen hat. Es mag durchaus sein, dass die falsch liegt. Es sind immer Leute dabei, die dich Scheiße finden und nicht deine Zielgruppe sind.
Ich würde mich an deiner Stelle mal für dieses geschlossene Forum anmelden. Wahrscheinlich musst du dazu an den Support schreiben. Deine kleine Mini-Anekdoten können total gut zusammenpassen oder völliger verwirrender Unsinn sein. Es ist nahezu unmöglich, sich anhand deiner Beschreibungen dazu eine Meinung zu bilden. Wenn ich von dem Genre Ahnung hätte, hätte ich mich schon längst angeboten, aber es ist halt gar nicht meine Sache. Dann nutzt dir mein Feedback auch nichts.
Finde ich eine sehr gute Idee. Corinna, bevor wir hier weiter blind herumstochern und bestenfalls allgemeine Tips geben können, stell doch mal einen Auszug hier ins Forum.
Ich würde z.B. sagen, so ein ständiger Perspektivenwechsel ist ein totales no-go. Möglicherweise hast du aber einen Dreh gefunden, dass es sich so richtig gut liest, aber um dazu mehr sagen zu können, brauchte man ein konkretes Beispiel aus deinem Text.
Das Becken ist leer. Ich glaube, seit der Migration gibt es das nicht mehr. Ich habe das auch schon sehr bedauert.
Na gut. Bei 125.000 Worten reden wir von 500-600 Seiten. Wäre es da ein Problem, mal 30 Seiten zur Diskussion zu stellen? Ich hab das auch zwei, dreimal gemacht und hab jede Menge hilfreiche Tipps bekommen.
Nein. Sicher nicht. Ich wollte nur darauf hinweisen, damit Corinna sich nicht für etwas anmeldet, das nicht da ist. Wir wollen ihr doch helfen anstatt sie zu verwirren.
Ja, es ist eine dumme Angewohnheit von mir, Frauen zu verwirren
Wieso dumm?
Hab ich mich jetzt selbst getriggert?
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Testleser (der Rohfassung): Evangelist bei einer Missionsgesellschaft. Er fand das Buch insgesamt gut durchzulesen, allerdings waren ihm die Dialoge zu unübersichtlich. Ich schreibe nie „er sagte … sie antwortete“, sondern schreibe die Gesprächsbeiträge einfach abwechselnd untereinander. Der Testleser schlug vor, damit man leichter unterscheiden kann, wer gerade redet, könnte die Heldin Dialekt reden und der Held sich geschraubt ausdrücken. Ich habe mich gegen seinen Rat entschieden, denn ich mag weder Dialekt in Büchern, noch mag ich es, wenn in christlichen Büchern die Christen geschraubt reden.
Eine Szene fand er inhaltlich kritisch, diese Szene habe ich sofort ersatzlos gestrichen. -
Testleserin (der Rohfassung): Meine Schwester, Deutsch- und Religionslehrerin, Vielleser. Fand das Buch insgesamt ganz gut zu lesen. Der größte Kritikpunkt war, dass für ihren Geschmack meine Protagonistin und ihr Glaubensleben viel zu kurz kam. Daraufhin habe ich in der zweiten Überarbeitungsrunde (von der Rohfassung zur ersten vollständigen Fassung) noch einen Handlungsstrang (ungefähr 20.000 Wörter) mehr ins Buch hineingebastelt.
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Testleserin (der ersten vollständig ausgearbeiteten Fassung): Hauswirtschafterin, liest gerne christliche Romane. Ihr war alles zu viel und zu kompliziert, hat ihr keinen Spaß gemacht zu lesen. Sie fand, ich hätte vieeeeel zu viele verschiedene Themen angerissen und solle mich lieber für einen Handlungsstrang entscheiden: entweder eine Liebesgeschichte, oder eine Geschichte über „Urlaubsort“ oder einen christlichen Roman. Und falls einen christlichen Roman, dann auch nur über eins der vielen christlichen Themen, die ich angerissen habe.
Der Handlungsstrang, der ihr am besten gefiel, war der nachträgliche, den meine Schwester angeregt hatte. -
Testleserin: Englischkorrespondentin, Vielleser, liest christliche Romane schon ihr Leben lang in riesigen Mengen auf Englisch von ihren englischsprachigen Verwandten.
Hat im ersten Drittel des Buchs sehr oft Abschnitte über „Urlaubsort“ markiert, die sie kürzen würde, danach fand sie alles gut zu lesen. Hat sich zusätzlich noch einen Epilog gewünscht, ein Jahr nach der Geschichte, wie die Beziehung meiner Helden dann aussieht.
Mein Held war ihr in seinen Ansichten manchmal zu radikal. -
Testleserin: studierte Linguistin, arbeitet als Englischlehrerin. Liest viel, aber normalerweise keine Romane, sondern Sachbücher und Biografien.
Hat mein Manuskript einmal durchgelesen, fand die innere Entwicklung von beiden Protagonisten glaubwürdig und interessant. Ihr war zuviel „Urlaubsort“ im Buch, obwohl sie die einzige der Testleser ist, die ein kleines Bisschen von „Urlaubsort“ kennt. Sie will mir in den Weihnachtsferien noch im einzelnen vermerken, an welchen Stellen sie „Urlaubsort“ rauskürzen würde.
[Ihr Vorschlag deckt sich also mit dem Vorschlag von @ano64608 ]
Mit den letzten zwei Testlesern habe ich noch nicht gesprochen. Die Ehefrau von einem von ihnen sagte mir aber, ihr Mann sei fleißig an meinem Buch dran.
Es könnte jedoch Eigenarten beim Reden geben. Ein Reitlehrer von mir hat andauernd „hin und her und drum und dran“ seinen Ausführungen nachgestellt. „und so weiter“ oder „Und, und, und“ oder was auch immer für eine Sprachmarotte jemand haben könnte. Wäre doch vielleicht eine brauchbare Idee.
Das hört sich für mich - ohne dein Werk zu kennen - sinnvoll an.
Oh je, ich glaube ich verstehe dein Dilemma. Es sind so viel verschiedene Dinge/Meinungen, dass du bestimmt schon ganz wirr im Kopf bist. Du brauchst erst einmal Abstand davon. Du hast so viele Anregungen bekommen. Ich würde mir die wichtigsten Informationen in Stichworten kurz notieren ( damit du sie in Ruhe und strukturiert durchdenken kannst) und dann erstmal etwas anderes machen, um dann mit Abstand rauszufinden, was du davon übernehmen willst.
Toi toi toi
PS. Man kann es nie allen recht machen. Fragst du zehn Leute, kriegst du zehn Meinungen. Nur du entscheidest und dein Bauch.
@_Corinna
Was allerdings auffällt, ist, dass gleich zwei deiner Testleser kritisieren, dass der Urlaubsort sehr, bzw.zu ausführlich beschrieben wird. Sicher, viele Leute, viele Meinungen. Aber zumindest in diesem Bereich scheint es ja Überschneidungen zu geben.
Sehe ich ganz genauso. Es muss nicht direkt ein Dialekt sein. Jeder hat irgendwie so seine Wörter, die er immer wieder sagt, ohne es zu merken. Und man könnte auch Unterschiede machen in der Länge oder dem Duktus der Redebeiträge. Vielleicht macht der eine gerne viele Worte um eine Sache, der andere ist eher wortkarg. Der eine verwendet gerne blumige Sprache, der andere liebt die Präzision. Der eine verwendet gerne Fremdwörter oder Begriffe aus anderen Sprachen, der andere kennt vielleicht regional relevante Wörter. Und, und, und.
Ich versuche meine eigenen Lieblingswörter, „wirklich“ und „ganz“, so gut wie möglich auf die wörtliche Rede meiner Protagonistin zu beschränken.
Selbst wenn mir das gelingen sollte, können solche Wortwiederholungen auf über 500 Buchseiten mit der Zeit echt nerven.
An der Wortwahl unterscheiden sich meine beiden Protagonisten durchaus, weil sie in verschiedenen Kulturen heimisch sind.
Also mal als Beispiel, wäre mein „Urlaubsort“ ein Pferdehof, in dem die Frau zu Hause ist und der Mann sich total fremd fühlt, dann ist klar, dass „oh, da liegt ein Hufkratzer“ nicht der Mann sagt, weil er dieses Werkzeug nicht kennt, und „das rötlich-braune Pferd dort“ nicht die Frau sagt, weil sie den Fachbegriff für die Fellfarbe weiß.
Ich habe jetzt alle Kommentare gelesen, und natürlich auch deine Eingangsfrage.
Du suchst den roten Faden, und alle hier wollen gerne helfen. Aber, wenn ich deinen Abschnitt zu den Testlesern sehe, dann weißt du vielleicht instinktiv schon, dass es evtl. an der immer wiederkehrenden Sicht auf den Urlaubsort liegt. Das Zusammenfügen der einzelnen Urlaubsbegebenheiten (heiterer Natur) ist ja wohl das Konstrukt deiner Geschichte. Natürlich ist es wirklich schwierig, ohne Text - hier eine Richtung zu erkennen. Aber es scheint (so wie ich es lese) zu viele Wiederholungen des immer gleichen Ortes zu geben.
Du erwähntest am Anfang Astrid Lindgren (Bullerbü). Also kennst du das Buch, und die zeitliche Einordnung. Die Autorin schreibt in der Ich-Form. Das Setting und die Geschichten sind rein aus dieser kindlichen Perspektive geschrieben. Das heißt nicht, dass es keine Konflikte gibt - aber eben alles aus der Sicht einer Siebenjährigen.
Astrid Lindgren schaffte es meisterlich, sich diese Sicht zu bewahren. Und bevor ich jetzt noch ins Schwärmen komme - zurück zu deiner Geschichte.
Es drängt sich mir fast der Gedanke auf, dass es vielleicht einfach zu viele Episoden aus dem Urlaub sind. Wenn deine Testleser meinen - es ist zu viel - dann ist es möglicherweise wirklich zu viel Material. Und nun kommt das Schmerzhafte: Streichen, kürzen, Episoden herausnehmen, die vielleicht nicht zwingend sein müssten.
Da dein Manuskript bereits fertig ist, wird das nicht einfach. Als Schreiberling hängt man ja an seinem Werk. Vielleicht versuchst du bei deinen Testlesern eine etwas genauere Beschreibung ihrer Empfindung zu erfragen. Ab wann wurde es zu lang/viel/ zu wiederholend? Verlieren die Protagonisten irgendwann an Ausdruck? Oder werden sie unglaubwürdig? Ist der Urlaubsort an sich zu heiter dargestellt? Je expliziter du fragst, desto genauer wird das Bild. Das kann unter Umständen dann aber auch dazu führen, dass du am Ende einiges ändern müsstest.
Oder so gut wie nichts - weil nicht die Leser es zu kritisch sehen, sondern du selbst.
Wie bei anderen Kommentaren bereits erwähnt - ohne Text ist es schwer sich konstruktiv zu äußern. Aber ich verstehe auch sehr gut, wenn du hier keinen Text einstellen möchtest. Darum mein Rat bezüglich der Testleser. Fühl ihnen auf den Zahn.
Ich wünsche dir gutes Gelingen. Bleib vor allem locker und denk daran: Du hast schon viel geschafft!
Nachdem ich alle Antworten auf deine Eingangsfrage gelesen habe, liebe Corinna, kann ich nicht umhin, ein paar eigene Anmerkungen hinzuzufügen.
Zuallererst: Toll, dass du deinen Roman zu Ende geschrieben hast. Das ist allein schon ein wichtiger Punkt der Wegstrecke.
Allerdings, so will mir scheinen, hast du dich dabei ein bisschen verlaufen. Wenn es dein erster Roman ist, ist das ganz normal. Ging mir genauso.
Im Gegensatz zu dir erkenne ich nach dem bisher Geschilderten nur einen einzigen Handlungsstrang, nämlich den einer sich („slow burn“) langsam entwickelnden Liebesbeziehung. Dargestellt in Form von Episoden. Die Umgebung, sie mag noch so exotisch sein, spielt erst einmal keine Rolle. Es sei denn, dass diese Beziehung sich nur an genau diesem Ort entwickeln kann, was ich für eher unwahrscheinlich halte. Oft stehen dem Schreibenden hier die eigenen Kopfbilder und Erfahrungen im Weg. Dann ist da dein Wunsch, eine christliche Botschaft einzuarbeiten. Dagegen ist nichts einzuwenden, solange dies nicht vordergründig geschieht. Interessant ist es sicher und auch potenziell konflikterzeugend, wenn nur einer der beiden Protagonisten einen gelebten christlichen Hintergrund mitbringt. Das kann im Sinne eines Aufeinandertreffens verschiedener kultureller Hintergründe durchaus spannend sein. Zumal sich daraus auch eine innere Entwicklung beider (!) Protagonisten ergibt: Trotz unterschiedlicher Prägungen erkennen sich die beiden immer mehr im Gegenüber selbst …
Was du unbedingt vermeiden solltest, ist der Mix von mehreren Genres. Weil gerade als Neuautor unverkäuflich. Bekenne dich einfach zum Genre Liebesroman (Romance) und mache das, was sich hinter den Kulissen abspielt (exotischer Schauplatz und christliche Botschaft) zu deinem Markenzeichen innerhalb des Genres. Wobei du dich natürlich gerade was den Schauplatz angeht, vor Info-Dump hüten musst (also die Überforderung der Leserschaft mit zuvielen Details).
All dies gilt natürlich immer vor dem von mir vermuteten Hintergrund, dass du deinen Roman auch in die Welt entlassen möchtest, sprich: dass du eine Literaturagentur dafür begeistern möchtest – und über diese dann einen Verlag.
Mehr will ich auf die Schnelle nicht kommentieren, ohne selbst etwas gelesen zu haben.
Ich hoffe gleichwohl, dass es dir dabei hilft, dich auf den Kern deiner Geschichte zu konzentrieren.
LG aus dem Taunus
Roland aka Orlando (aka @rm.eisrausch)
Mein Ziel ist es, mein Manuskript, wenn es denn irgendwann fertig ist, direkt den großen christlichen Verlagen (Gerth Medien, SCM, Brunnen, Francke, …) anzubieten. Wenn das nichts wird, gibt es auch noch kleine christliche Verlage.
Eine Literaturagentur brauche ich nicht; ich glaub, ich kenne mich im christlichen Bereich besser aus als eine Agentur.
(FunFact: Die Tochter von der einen Testleserin, der mein Buch gar nicht gefiel, arbeitet in einem christlichen Verlag. )
Oh. Das ist schon mal doof. Der fällt dann wohl weg.