„Geschichten wisse er keine, sagte Humboldt und schob seinen Hut zurecht, den der Affe umgedreht hatte. Auch möge er das Erzählen nicht. Aber er könne das schönste deutsche Gedicht vortragen, frei ins Spanische übersetzt.
Oberhalb aller Bergspitzen sei es still, in den Bäumen kein Wind zu fühlen, auch die Vögel seien ruhig, und bald werde man tot sein.
Kleiner Hinweis: Die Frau, die das Plädoyer hält, heißt – so würde es zumindest Otto in „Ein Fisch namens Wanda“ behaupten – wie ein deutscher Sportwagen.
Nein, leider nicht. Es geht um einen englischen Autoren, der in diesem Thread schon vorkam.
Das Auto und der Name der der weiblich Figur teilen sich die englische Aussprache: pȯr-shə
Ich fürchte, ich hab’s zu schwer gemacht, oder?
Noch ein letzter Hinweis, bevor ich Gnade gewähre:
Der gesuchte Text gehört zu einer Gerichtsverhandlung, in der es um die Lieferung von 500 gr. Fleisch geht.
Portia in William Shakespeare’s „The Merchant of Venice“:
„Die Art der Gnade weiß von keinem Zwang.
Sie träufelt wie des Himmels milder Regen
zur Erde unter ihm, zwiefach gesegnet:
Sie segnet den, der gibt, und den, der nimmt.“
Der Kaufmann Antonio leiht sich vom Juden Shylock Geld, um seinen Freund bei der Ausrichtung dessen Hochzeit mit der schönen und reichen Portia zu unterstützen. Der verbitterte Shylock verlangt als Pfand ein Pfund lebendiges Fleisch aus Antonios Körper, falls dieser seine Schuld nicht rechtzeitig begleicht. Es kommt, wie es kommen muss: Antonio geht pleite. In einem Prozess versucht Portia mit einer bewegenden Rede, von Geldverleiher Gnade zu erbitten:
„Die Art der Gnade weiß von keinem Zwang.
Sie träufelt wie des Himmels milder Regen
zur Erde unter ihm, zwiefach gesegnet:
Sie segnet den, der gibt, und den, der nimmt.
Am mächtigsten in Mächt’gen zieret sie
den Fürsten auf dem Thron mehr als die Krone:
Der Zepter zeigt die weltliche Gewalt,
das Attribut der Würd’ und Majestät,
worin die Furcht und Scheu der Könige sitzt.
Doch Gnad’ ist über dieser Zeptermacht.
Sie thronet in dem Herzen der Monarchen,
sie ist ein Attribut der Gottheit selbst,
und irdische Macht kommt göttlicher am nächsten,
wenn Gnade bei dem Recht steht.“
Im Original:
„The quality of mercy is not strained.
It droppeth as the gentle rain from heaven
Upon the place beneath. It is twice blessed:
It blesseth him that gives and him that takes.
'Tis mightiest in the mightiest. It becomes
The thronèd monarch better than his crown.
His scepter shows the force of temporal power,
The attribute to awe and majesty
Wherein doth sit the dread and fear of kings,
But mercy is above this sceptered sway.
It is enthronèd in the hearts of kings.
It is an attribute to God himself.
And earthly power doth then show likest God’s
When mercy seasons justice.“
Wie es ausgeht, steht einem Hollywood -Gerichtsthriller in nichts nach.
Es gibt eine schöne Verfilmung mit Al Pacino als Shylock. (-> https://youtu.be/crNWgsdqP9g)
Liebe Göttin, was seid ihr und eure Brüder doch gebildet, dort in der Oberstadt. Offensichtlich habt ihr euch die Warnung, die ein deutscher Rechtsanwalt vor genau 60 Jahren ausgesprochen hat, sehr zu Herzen genommen. Wie lautet sie?
Man kann ja mit den Schmuddelkindern spielen — oder selbst eines sein — und trotzdem Shakespeare mögen. Dem hätte der Franz Josef Degenhardt bestimmt auch gefallen
A propos (deutsche) Barden: Einer besingt einen Stein und philosophiert bei dieser Gelegenheit über die Schwierigkeit, Fressen, Moral und Transzendenz zu vereinen.
Ohje, an die habe ich tatsächlich noch gedacht. Aber ich konnte mich null an ihren Charakter erinnern, an ein Zitat schon 10x nicht. Und dann gab es ja auch noch eine „Portia“ in einem anderen Shakespeare Werk, oder? Von der ist mir auch kein Zitat eingefallen.
Nachdem ich mit Mercédès aus „Der Graf von Monte Christo“ so daneben lag, habe ich es lieber gelassen
Riecht irgendwie nach Brechts Dreigroschenoper.
Peachum in in der Ballade von der Unsicherheit menschlicher Verhältnisse:
Das Recht des Menschen ist’s auf dieser Erden,
Da er doch nur kurz lebt, glücklich zu sein,
Teilhaftig aller Lust der Welt zu werden,
Zum Essen Brot zu kriegen und nicht einen Stein.
Das ist des Menschen nacktes Recht auf Erden.
Doch leider hat man bisher nie vernommen,
Dass etwas recht war - und dann war’s auch so!
Wer hätte nicht gern einmal recht bekommen,
Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so.
Das ist sehr gut! (von wegen Alzheimer ) -
ABER ich dachte an einen Anderen. Beim Brecht fehlt die Transzendenz, was natürlich voll in seiner Absicht ist – mein Barde aber strebt nach „Gottes Huld“.
Mein „Fressen“ war auch ein bisschen krude formuliert, im sehr alten Original heißt das so etwas wie „vergängliche Güter“.
Ick saz uf einem Steine und dahte bein met bein (…) dó dâhte ich mir vil ange,
wie man zer welte solte leben.
deheinen rât kond ich gegeben,
wie man driu dinc erwurbe,
der keinez niht verdurbe.
diu zwei sint êre und varnde guot,
daz dicke ein ander schaden tuot:
daz dritte ist gotes hulde,
der zweier übergulde.
Walther von der Vogelweide
und
Man möchte nach fast 1000 Jahren meinen, die Menschheit lernt nix dazu:
… ja leider wird das wohl nicht möglich sein, dass weltliches Gut und Ehre und Gottes Huld zusammen in ein Herz kommen.
Stege und Wege sind ihnen verwehrt, Untreue liegt im Hinterhalt Gewalt herrscht auf der Straße, Frieden und Recht sind sehr verletzt, die drei haben keinen Schutz, bevor die beiden nicht genesen.
Na gut, dann wieder zurück in die Neuzeit, konkret ins 19. Jahrhundert.
Viele Autoren setzen vor ihre Romane, quasi als Motto, ein Zitat aus einem anderen Werk. Der, den ich suche, übertrieb es aber (typisch Amerikaner sag ich mal). Nicht weniger als 85 Zitate aus den verschiedensten Werken, die sich alle auf den Antagonisten seiner Geschichte beziehen, setzt er dieser voraus, ehe er endlich seinen Protagonisten vorstellt. Mit lediglich drei Worten (bzw. fünf in anderen Übersetzungen). Wie lauten diese und wie heißen Roman und Schriftsteller?