Ich habe keine Ahnung, was der Herr so schreibt, ich bin da auch echt schwierig. Aber wenn Du, verehrte Suse, ihn gut findest, isses zumindest kein Fantasy…
Science Fiction – Im weitesten Sinne. Er weiß zu unterhalten.
Ich habe nie gesagt, dass ich eine einzige Geschichte über 1000 Seiten schreibe. Ich schreibe so etwas wie eine Serie. Jeder Band hat ein eigenes Thema. Nur die Figuren sind mehr oder weniger gleich. Je nach Band und Thema stehen mal die einen, mal die anderen mehr im Vordergrund.
Es gibt dennoch Autoren, die das machen. Ich schrecke vor solchen Werken meist zurück.
In meiner Taschenbuchausgabe hat “Vom Winde verweht” gute 1000 Seiten. Und Ken Follets “Die Säulen der Erde” sogar über 1100. Als Teenager habe ich gerne nach solchen Büchern Ausschau gehalten, weil ich da viel mehr Zeit zum Lesen hatte als heute.
Wenn das Buch gut ist, darf es auch gerne 1000 Seiten haben.
Meine Erstfassung von Band 1 hatte 450 Normseiten.
Mittlerweile habe ich einiges umgestellt. Vielleicht werden es jetzt ein paar Seiten mehr, aber bestimmt keine 1000.
Das weiß ich vorher ja nicht.
Kennst du nicht die Regeln von Daniel Pennac, die er in “Comme un Roman” aufgestellt hat?
- Le droit de ne pas lire. (Das Recht, nicht zu lesen.)
- Le droit de sauter des pages. (Das Recht, Seiten zu überspringen.)
- Le droit de ne pas finir un livre. (Das Recht, ein Buch nicht zu Ende zu lesen.)
- Le droit de relire. (Das Recht, noch einmal zu lesen.)
- Le droit de lire n’importe quoi. (Das Recht, alles Mögliche/ irgendwas zu lesen.)
- Le droit au bovarysme (maladie texutellement transmissible). (Das Recht zum Bovarysmus (Gefühl der Unzufriedenheit) (einer durch Text übertragbaren Krankheit).
- Le droit de lire n’importe où. (Das Recht, überall zu lesen.)
- Le droit de grappiller. (Das Recht, sich von hier und da etwas zusammenzusuchen.)
- Le droit de lire à haute voix. (Das Recht laut zu lesen.)
- Le droit de nous taire. (Das Recht zu schweigen.)
Nummer 3 könnte da für dich infrage kommen. Oder auch Nummer 2. Du entscheidest, wann genug ist.
Abschließend zu diesem Thema. Ich kaufe mir kein 1000-Seiten-Buch, das ich nach 50 Seiten weglege.
Dafür gibt es Bibliotheken.
Das kannst du aber vorher nicht wirklich wissen. Fehlgriffe sind möglich.
Ich möchte mich auch Mal dazu äußern. Seit 2020 sitze ich an meinem jetzigen Roman. Für mich ist es egal, wie lange ich noch brauche, um einen guten Text zu schreiben, korrigieren und Lektorat am Schluss anbinden. Für mich ist der Weg das Ziel.
Schreiben und wieder löschen oder umformulieren gehört seit 2 Jahren zu meinem Leben und ich wollte nicht darauf verzichten.
Was ist deine Motivation? Willst du in erster Linie schreiben, weil es ein Teil von dir ist oder steht die Veröffentlichung ganz oben auf deiner Fahne.
Mein Ziel ist die Veröffentlichung eines guten Buches. Eins, das den Lesern Freude macht und neben guter Laune auch für ein paar Gedankenanstöße gut sein soll.
Ich schreibe nicht für mich selbst. Weder um des Schreibens willen, noch, um ein guter Autor zu sein, der ein veröffentlichtes Buch vorweisen kann.
Der Stand der Dinge ist jetzt übrigens, dass ich im Oktober, nach einem Jahr und sieben Monaten, die erste Rohfassung fertig bekommen habe. Ich hatte gehofft, dass ich mit einer lesbaren Rohfassung die eine oder den anderen aus meinem Freundeskreis für mein Projekt begeistern und als Co-Autor/in ins Boot holen könnte, aber leider wollten sie sich nur aufs Testlesen beschränken.
So arbeite ich mich jetzt weiter alleine durch die nächste Überarbeitungsrunde.
Welches Genre schreibst du? Ich bin mir nicht sicher ob ich das überlesen habe.
In diesem Thread hatte ich das Genre wahrscheinlich gar nicht erwähnt.
Es wird ein heiterer christlicher Liebesroman, also gleich drei Genres auf einmal. (Heiterer Roman, Christlicher Roman, Liebesroman.)
Ich hatte es mir relativ einfach vorgestellt, für dieses christliche Projekt andere Christen an Bord zu holen, die daran gern mitarbeiten wollen. Das war aber leider nicht der Fall. Obwohl das Lektorat von einem großen christlichen Verlag sehr lieb auf eine Email von mir geantwortet und mir schon einen Kontakt zu jemandem vermittelt hat, der mir später beim Lektorat vielleicht weiterhelfen kann.
Eine Offtopic-Frage, weil es mich wirklich neugierig werden lässt: Was macht den heiteren Liebesroman christlich?
Typisch für einen christlichen Roman ist, dass sich mit den Erlebnissen der Charaktere auch ihr Glaube entwickelt.
Das Paradebeispiel für einen christlichen Roman ist „Heidi“ von Johanna Spyri:
Heidi setzt sich mit Klaras Großmama zusammen mit der Frage auseinander, wie man damit umgehen und Gott vertrauen soll, wenn die Gebetserhörung ausbleibt.
Der Alm-Öhi beschäftigt sich mit der biblischen Geschichte vom „verlorenen Sohn“ und geht am Ende wieder auf Gott und seine Mitmenschen zu.
Peters blinde Großmutter lässt sich alte Kirchenlieder vorlesen, die es ihr trotz Blindheit und Traurigkeit „innerlich hell machen“.
Was ich dir empfehlen würde, ist ein tägliches Ritual. Dann kannst du auch als Neuling zumindest steuern, was du selbst machst.
Zum Beispiel: wenn du momentan 2000 Wörter pro Stunde schreibst und das ganze Montag bis Freitag, kannst du dir ausrechnen, wann du alles einmal „runtergeschrieben“ hast. Das ist auch wichtig, meiner Meinung nach: die Geschichte (losgelöst von der Qualität) einmal aufs Blatt bringen.
Dann erstmal liegen lassen. Nicht sofort wieder dran gehen. Nach vier bis acht Wochen, kannst du dann das Spielchen wieder aufnehmen. Überarbeiten die Erste: hier kannst du genauso vorgehen wie beim Schreiben, wobei das Überarbeiten vermutlich schneller geht, als das Schreiben, wenn du dich nicht in Details verzettelts. Meine erste Revision geht wesentlich schneller, als das Schreiben, da ich mir nur Notizen mache, was gar nicht geht bzw. wo der Plot nicht passt oder wo die Szene keine Szene ist (Danke an Pamina btw. ;)). Das geht - wenn man nur das macht- rasend schnell. Mein Nanowrimo Manuskript vom letzten Jahr hat um die 90000 Wörter. Das habe ich jetzt ein Jahr lang nicht angesehen. Die letzten zwei Wochen habe ich dann jeden Tag zwichen 7k und 10k Wörter überarbeitet. Dann geht das sofort an ausgewählte Testleser. Das ist, zumindest für mich, ein wichtiger wichtiger Schritt. Man ist einfach betriebsblind. Leser finden Sachen, die einem selber nie auffallen würden. Da erfordert etwas Mut, sich aus der Deckung zu begeben, aber man lernt mehr durch einen Fehler, als durch einen Erfolg.
Deren Anmerkungen verarbeite ich dann in der zweiten Revisions. HIer dauert es schon länger - muss aber nicht. Bei mir haben aber alle, wirklich alle Testleser gemeint, dass die Prota nicht halb so symphatisch ist, wie die Nebenfigur. Das ist gravierend und bedarf einer gewissen Anstrengung, die meine Überarbeitung stark in die Länge zieht. Das ist dem geschuldet, dass ich, als ich Teil 1 in 2019 geschrieben habe, so überhaupt keine Ahnung hatte, was Szene, Akt, Plot, CHarakterentwicklung etc., hatte. Jetzt haben wir 2022 und ich arbeite seit 2021 wieder relativ viel am Manuskript. Hab Teile komplett neu geschrieben. Umgestaltet. Neu geplottet. Verworfen. Wieder verworfen etc.
Teil 2 hingegen, geht viel schneller. Das kam von den Lesern zurück ohne gravierende Sachen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich einfach schon viel gelernt und über 300.000 Wörter geschrieben.
Und als ich jetzt Teil 3 im November geschrieben habe, war die Vorarbeit bereits so fundiert, dass ich mein Plot-Gerüst bis auf Szenen runterbrechen konnte, die ich dann befüllen musste. Das wird die 1. Revision dramtisch beschleunigen. Das geht vermutlich noch dieses Jahr an meine Testleser. Kommt im Januar zurück. Dauert bis Ende Februar, dass ich es überarbeitet habe. Dann liegt es bis April und ab Mai gehe ich mit Papyrus dran um das Fine-Tuning zu machen. Im Juli sollte es fertig sein, so, dass ich sage: besser kann ich es jetzt gerade nicht. D.h. es hätte dann um die 8 Monate gedauert. Wäre ich hauptberuflich Schriftsteller, würde es wesentlich schneller gehen.
Vielen Dank für deinen Einblick Florian. Ich finde es immer sehr spannend, wie andere Schriftsteller ihre Arbeit organisieren. Kann man etwas von dir bereits irgendwo lesen?
Tatsächlich hat deine Arbeitsweise Ähnlichkeit mit meiner, außer, dass du viel produktiver bist
Ich arbeite auch regelmäßig am Manusskript - meist morgens vor der Arbeit. (da bin ich disziplinierter) oder abends (falls meine Frau arbeitet) - da bin ich etwas kreativer, doch meine Texte fehleranfälliger. Gerne auch Zwischendurch (wie jetzt dieser Text )
Ich schreibe erst die Rohschrift, obwohl ich häufig die „letzten 2 Seiten“ durchsehe und etwas korrigiere, um in Stimmung zu kommen, ehe ich neuen Text schreibe. Meistens schreibe ich nur kurze Abschnitte, um die 500 Wörter. Meine Bücher sollen knapp über 300 Seiten haben, daher strebe ich etwa 75.000 Wörter / je Geschichte an. Da ich beim Schreiben, die Geschichte wie einen langsamen Kinofilm sehe, konstruiere ich die Geschichte live beim Schreiben. Vorgefertigte Szenen befüllen klappt bei mir nicht so gut. Aber Mindmaps „bevor man die Szene schreibt“ per Hand, mache ich manchmal, um alle Sinne abzufragen und Protagonisten zu sortieren. Ist das Manuskript fertig, gehe ich es mit Papyrus durch und plotte auch gerne mal Rückwärts. Das heißt Handlungen, die ich später „ungeplant“ hinzugefügt habe, bekommen bereits erste Andeutungen in früheren Textabschnitten. Für den ersten Leser wirkt dass dann so, als hätte man diese Wendung vorbereitet. Dann Testleser Nr.1. Diese Person ist sehr kritisch, was die Leidensfähigkeit von Protagonisten angeht. Ich bin da häufig zu nett. Überarbeitung, Testleser Nr. 2. Diese Person erkennt Fehler in Plot, lose Enden, teilweise falsch gewählte Wörter, die das richtige meinen (diese Person schrieb früher selbst, ehe sie sich der Musik zuwandte). Dann Überarbeitung, manchmal Streichen von Kapiteln, manchmal Ergänzen von Details. Ich verwerfe eher nur wenige Abschnitte - aber Ergänze häufig etwas. Dieser Prozess (da ist das Manuskript schon fertig gewesen) dauert etwa weitere 6 Monate. Das Manusskript wächst dann meisten auch 80.000 Wörter an. Dann kommen zwei, drei zivile Testleser, die weniger kritisch sind, aber eventuell benennen können, wo sich etwas längt, oder sie sich langweilten.
Letzte Überarbeitung - Buchcover gestalten - fertig.
Also kurz: Ja, wenn man sich eine „Seitenzahl/Wortzahl“ als ein „in/etwa“ Limit setzt, kann man den Zeitaufwand für die Rohschrift abschätzen und dann noch etwas dazu planen für die Überarbeitung - kann gern dieselbe Zeit dauern.
Der Weg ist das Ziel ! (…ich weiß, klingt abgedroschen!).
Aber wenn du liebst was du tust, ist Zeit ohne Bedeutung.
Ich habe eine Wortkiste Zuhause stehen. Wenn mir ein guter Satz einfällt, oder ich etwas lese was mir gefällt, dann wird es notiert und in der Wortkiste deponiert. Lauter potenzielle kleine Geschichten.
Du wirst mit dem Buch fertig sein, wenn das Buch es dir sagt.