Habt ihr ein wiederkehrendes Motiv beim Schreiben?

Da ich komplett verschiedene Genres bediene, ist es gar nicht leicht die Frage zu beantworten. Global betrachtet (so über meine Bücher hinweg) sind starke weibliche Hauptrollen die Triebfeder meiner Geschichten, ganz ohne Mikroagressionen (ich glaube, das wird fälschlicherweise oft als Stärke missverstanden) und auch ohne „Overkill Fähigkeiten“ - a la Lara Croft. (Außer vielleicht Yuko, die kam Lara Croft schon nahe :stuck_out_tongue: )

Grundlegende Themen sind auch „Selbstfindung“ „Selbstbehauptung“ „Sinn des Lebens“.
Einer der Widersacher ist immer stärker, als die Hauptfigur, sodass sie sich etwas einfallen lassen muss.

Es gibt häufig einen Slowmance Aspekt.

Letztens hat ein Testleser gemeint, dass in meinen Büchern auffällig Tee getrunken wird. (Ich trinke selber keinen Kaffee :wink: ) Daher wurde in der Wüste erstmal durch einen alten Luftfilter Kaffee zubereitet. Lecker.

Es gibt keinen genussvollen Drogen/Alkoholkonsum. Wenn, dann ist es immer negativ behaftet. (Unfall, Zwang, Ritual)

Es gibt einen Wechsel von Spannung und Entspannung. In einer Entspannungsphase wird entweder gebadet oder gemeinsam Essen zubereitet. Gerne kommen irgendwo witzige Szenen mit Kindern vor.

Niemand muss perfekt sein.
In meinem Roman Schwerter der Ordnung z.B (noch in der Korrektur) ist meine Heldin übergewichtig aber dadurch auch attraktiv weiblich, was zu gewissen Konflikten führt.

In Baltic Biker (Projektname - in Arbeit) hat die Protagonistin eine Bekannte, die blind ihren Alltag meistert und die Protagonistin bei den Ermittlungen unterstützt.

1 „Gefällt mir“

Respekt! :+1: Das ist schwer zu erzählen, wenn man da selber wenig Kontakt hat. Recherchierst du „nur online“ oder sprichst du mit Betroffenen? Spannend und anspruchsvoll, auch weil man sich echt in die Nesseln setzen kann…

4 „Gefällt mir“

Danke :slight_smile:
Ich hatte jahrelang eine blinde Frau im Freundeskreis (studiert wie jeder andere auch) und damit Infos aus erster Hand. Das Leben blinder Menschen ist anders, aber auch überraschend normal. Sie hat z.b einen sehenden Mann und Kinder, und kommt damit gut zurecht.
Mich hat das Thema aber schon vorher interessiert, da ich damals beruflich überlegt hatte in die technische Prothesenforschung (Roboterarm und es gibt auch so etwas wie künstliche Augenprothesen) zu gehen.

4 „Gefällt mir“

Bei mir ist auffallend viel queeres Volk dabei, obwohl ich in realo gar nix damit zu tun habe (Schweigen Sie, Froid!). Ausserdem: Krankenschwestern (berufsbedingt), Menschen aus dem Prekariat und - meist sympathische - Kleinkriminelle, sowie Vögel (Bussarde, Falken, Krähen) und Motorräder (Hondas). Gut 2/3 aller Protas rauchen, mindestens einer hat ein Alkoholproblem und alle fluchen zum Steinerweichen. Schuld, Sühne, Zorn und Rache sind ihre Triebfedern. Die Antagonisten sind meist höflich, gebildet und bis ins Mark korrupt. Irgendwo in der Nähe fliesst die Donau und es gibt ein klares Stadt-Land-Gefälle.

He, das war eine echt gute Frage jetzt!

2 „Gefällt mir“

Zuerst: Vielen lieben Dank @EffEss , für die spannende Frage!

Für meine Texte gibt es in dem Sinne keine „Kaugummiblase“. Doch es gibt (ohne dass es mir bewusst war) wiederkehrende Themen. Obwohl das Drumherum" sehr verschieden ist, geht es im Kern immer darum, zu sich selbst zu stehen.

Im Zentrum steht ein Konflikt, der den Prota letztlich zu der Frage bringt, ob er Verantwortung für sich selbst übernimmt, oder eben nicht. Ob er für sich selbst einsteht (was Konfrontation bedeutet, der die meisten lieber aus dem Weg gehen) oder sich „einfügt“ und dabei seine eigenen Bedürfnisse missachtet.

Ein weiteres Thema sind Beziehungen im weiteren Sinne: Freundschaft, Familie, Liebe und (untrennbar für mich) Loyalität oder das Fehlen davon.

Es geht oft darum, dass sich niemand davor schützen kann, ob andere Menschen/ Krankheit/Unfall usw. ihn zum Opfer machen; ein jeder aber immer die Wahl hat, ob er eines bleibt- oder nicht.
Auch hier die Wahl: Verantwortung für sich zu übernehmen, einen Ausweg/Lösung zu finden; oder sein Leben zu verschwenden, indem man nach Schuld (bei sich oder anderen) sucht.

Ja, das sind meine wiederkehrenden Themen.

Abgesehen davon, schwelge ich gern in Settings (oft mein „Einstieg“), zwielichtige Gestalten sind „lasterhaft“ und haben „Zwänge“. (Kontrollzwang, Ordnungszwang), ich liebe starke Mädels/Frauen!!!, und die Sache mit dem Essen: Oh ja. Das kenn ich auch. Ich selbst bin nicht begabt, schriftstellerisch in Gelagen zu schwelgen. Doch ich kenne es als Leserin. Das Buch „Erbarmen“ von Laszlo Nemeth hat mich regelmäßig zu enttäuschenden Fressattacken verleitet, denn nichts konnte mir so gut schmecken, wie der gebackene Karpfen in Mayonnaise oder die frisch geselchte Wurst vom Bauern …

3 „Gefällt mir“

Man ist ja nicht immer wirklich ganz bei Sinnen beim Schreiben. Wenn man Glück hat. :innocent: Und es fließt aus einem heraus. Die wiederkehrenden Motive hatten mich stuzig gemacht, obwohl die nur Bilder sind, die hervortreten. Ein Grund für Reflexion. Was will mir der Autor damit sagen, also das schreibende Ich.

Bei mir geht es auch um Beziehungen von Menschen, ( nicht unbedingt nur um Liebesbeziehungen) die im besten Fall :wink: nicht einfach sind. Immer stehen große Fragezeichen im Raum, es fehlt jemand oder man läuft aneinander vorbei. Das Muster kann ich in jedes Genre und Zeit übertragen. Die Frauen sind stark, die Männer liebenswert.

Früher wurden Bücher oft in der 3. Person geschrieben, korrigiert mich wenn ich mich da täusche. Also schrieb ich auch so, weil ich es so gewohnt war. Meine besten Texte sind aber in der Ich Perspektive geschrieben. Vielleicht sollte ich meinen altmodischen Schreibstil überdenken.

3 „Gefällt mir“

Spannend. Ist das dein eigener Eindruck oder eine Fremdmeinung? Ich lese tatsächlich lieber 3.Person, statt Ich-Erzähler. Wenige Ausnahmen sind möglich.
Oftmals funktioniert ein Text ja trotzdem - ich hab mal den selben Text als Ich und personaler Erzähler bearbeitet. Das hat gar nicht so viel verändert.

3 „Gefällt mir“

Das ist mein persönlicher Eindruck beim Schreiben. Es fällt mir irgendwie leichter auf den Kern der Sachezu kommen. Aber auch das Feedback von anderen, lässt mich das denken.
Ich lese eigentlich auch lieber die 3. Person, vielleicht ist das aber auch nur jahrelange Gewohnheit.
Mein letztes Buch was ich gelesen habe (von @Bommel ) wurde in der Ich Perspektive geschrieben. Das war anfangs ungewohnt, hat mich aber schnell überzeugt, denn man war dichter im Geschehen drin.

4 „Gefällt mir“

Beim Lesen ist mir die Perspektive ziemlich egal - wichtiger ist nur, dass die Hauptperson so eingeführt wird, dass ich mich sofort mit ihr identifizieren kann. Beim Schreiben aber gehts fast nur aus der Ich-Perspektive. Von den rund zwanzig Short-Stories, die ich bislang geschrieben, sind grade mal zwei in der 3. Person verfasst.

3 „Gefällt mir“

Die Erzählperspektive ist ein wirkungsvolles Stilmittel und für mich als Leserin gilt, bemerke ich die gewählte Sicht nicht, funktioniert die Geschichte. Viele Autoren wechseln in ihren Werken die Perspektive je nach gewünschtem Effekt. Mir ist noch gut die Spannung in Erinnerung, die Erzähler Robinson Crusoe, David Balfour oder Jim Hawkins mir als Kind aus ihrer Sicht vermitteln konnten, während ich mit Tom Sawyer und Huckleberry Finn ebenso in ihren Abenteuern war, obwohl sie aus Sicht einer dritten Person geschildert wurden.

Derzeit re-heare ich zum x-ten Mal Stephen Kings „Der Talismann“. Die Ich-Perspektive ist so viel intimer und eindringlicher als ein neutraler Blick es erlauben würde. Also, ich denke, man wählt die Perspektive je nach Inhalt, bzw. wie und was, welche Einsichten, man dem Leser nahe bringen möchte.

Edit: Ich muss mich korrigieren, denn „Der Talismann“ ist überhaupt nicht aus der Ich-Perspektive geschrieben. :grimacing:

5 „Gefällt mir“

Essen, ganz schlicht und einfach: Essen.
Meine Charaktere, und zwar alle, landen permanent in irgendwessen Küchen oder am Grill oder in Kneipen und Restaurants. Sie tagträumen sogar vom Essen und lecken sich dabei real die Lippen. Sie treten Zeitreisen an, in denen sie Essen besonders genossen haben (die Erdbeermarmelade der Tante, der Rehrücken bei der Konfirmation der Schwester).
Essen ist für mich selbst, als Ur-Ur-Enkel des Hirschwirts in Unlingen, Enkel und Sohn von Frauen mit dem Kochdaumen (das ist wohl der Impetus), auch ein steter Grund mich des Lebens zu erfreuen und ich verbinde damit sehr wohlige und heimelige Gefühle.
Essen ist: „Man, geht’s mir gut.“
Das lasse ich immer wieder in meine Geschichten einfließen.

btw: ich koche selbst auch mehr als ordentlich … :yum:

8 „Gefällt mir“

„Essen, ganz schlicht und einfach: Essen.“

Da gibt es doch eine ganze Reihe Autoren, denen es ähnlich geht, oder nicht? Johannes Mario Simmel, Ingrid Noll z.B., ich glaube, auch Martin Suter („Der Koch“) teilt seine Ess-Leidenschaft gerne mit den Lesern, von manchen Erfolgsautoren gibt es meiner Erinnerung nach sogar eigene Kochbücher.
Die Autorin der Eberhofer-Krimis (ich kenne nur die Filme, mit verschriftlichtem Dialekt tue ich mir schwer) betitelt ihre Bücher sogar nach bayerischen Gerichten.

PS: auf meinem Bücherstapel liegt gerade auch „Achtsam Morden mit gesunder Ernährung“ von Karsten Dusse.

2 „Gefällt mir“

Natürlich bin ich damit nicht allein. Aber ich empfinde es für mich als wichtigen Punkt, denn da kann man mich als Mensch besonders gut erkennen :blush:
Und was ist dein persönliches Motiv?

(btw: Text mit der Maus markieren und dann auf ‚Zitieren‘ klicken öffnet das entsprechende Antwortfenster mit dem jeweiligen Bezug.)

2 „Gefällt mir“

Danke für den Tipp zum Zitieren! :+1:

Mein persönliches Motiv … Hm, gute Frage - ich würde eher sagen, dass ich versuche, „Leitmotive“ für die einzelnen Figuren zu entwickeln. Dabei könnte natürlich das Essen durchaus mal Thema sein (bislang noch nicht, aber: wäre ich ein schwäbischer Krimiautor, der einen behäbig-trotteligen Kommissar durchs Allgäu ermitteln ließe, würde ich ihm ja vielleicht Kässpätzle als Leibgericht auf den Magen schreiben?). Da ich persönlich sehr Musik-affin bin, drängt sich automatisch die klassische Musik respektive die Oper auf. Wäre ich also ein schwedischer Krimiautor, der einen depressiven, zuckerkranken Kommissar in der Region um Ystadt auf Mörderjagd schickt, dürfte er gerne Opern-Arien gesungen vom schwedischen Heldentenor Jussi Björling lauschen …

Letztlich führt mich das zu einem Thema, das mich aktuell sehr beschäftigt: die „Biografiearbeit“, sprich die Entwicklung der einzelnen Figuren. Das habe ich in der Vergangenheit zu intuitiv gehandhabt.

1 „Gefällt mir“

Also lässt du (in unterschiedlichen Arbeiten) nichts von deiner eigenen Persönlichkeit oder auch eine markante Marotte auf verschiedene Figuren einfließen?

Die eigene Persönlichkeit (natürlich ein sehr weiter Begriff) spielt sicher immer in die Figuren hinein. „Marotten“ (hab ich welche? :wink:) würde ich allerdings nur an eine Figur weiterreichen, wenn sie ihr plausibel dienen.

1 „Gefällt mir“

Das finde ich auch. Dagegen kann man sich überhaupt nicht wehren.

1 „Gefällt mir“

Ok, ok … das handelt natürlich jeder anders.

Oh, jetzt fühle ich mich ertappt. Das gilt für meine Hauptfiguren auch.
Ich hatte schon einen Berufsdieb mit Vorliebe für Entführungen, beginne gerade mit einer ganzen Bande von Antihelden, die die Welt retten sollen (Egomanen, Psychopathen und Idioten) und plane noch einen Roman zu einem Berufskiller und einen zu zwei Orkheerführern, die ganze Ländereien in Schutt und Asche legen. Brave, anständige Helden haben bei mir Seltenheitswert.
Und das Schlimmste: Ich mag all dieses lichtscheue Gesindel richtig gern! Vielleicht sollte ich auch einmal auf die Couch …

2 „Gefällt mir“

Es gibt ein Baldurs Gate ähnliches PC Spiel „Tyranny“ bei dem man die Invasion eines „bösen Herrschers“ leitet und kluge Entscheidungen fällen muss. Bei dem Spiel lernt man, dass auch Bösewichte Dilemma haben :wink:

Ich gebe aber zu, es fiel mir schwer gegen Paladine und co zu streiten. Ich war irgendwie „der netteste Böse“, den mir das Spiel erlaubte zu sein. hehe.

2 „Gefällt mir“