Euer Anspruch an euch selbst

Anspruch für mich: Mich beim Schreiben nicht zu langweilen.
Anspruch für Lesende: Die beim Lesen nicht zu langweilen.

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Hier gehts ja thematisch hin und her :see_no_evil: Ich versuch mal alles in einen Post zu bringen, was mir so dazu einfällt.

Zu den Klassikern … Ich hab tatsächlich kaum einen gelesen und auch nicht unbedingt auf meiner Bucket-List. Trotzdem denke ich, dass ich ein gutes Sprachgefühl habe und ich bemühe mich, durch Worte Stimmung zu erzeugen. Ein paar „Klassiker“ habe ich herumliegen, aber die würden mir kaum etwas dazu lehren.
Allerdings bin ich auch nicht ungebildet und weiß, welche Geschichte sie erzählen, und das denke ich, ist das Wichtigere.

Bei vielem, was ich schreibe, mach ich mir schon viele Gedanken ala „macht das Sinn?“. Aber ich muss nicht selbst Lernen, das Schwert schwingen zu können, um darüber zu schreiben. (Fast) jeder kennt die ein oder andere Schwerkampfszene entweder aus HRR oder aus Filmen. Eine rudimentäre Beschreibung und jeder hat ein Bild im Kopf. Trotzdem hatte ich Bock, mich mit einem tschechischen mittelalterlichen Schwertkampfverein zusammenzuschließen - aber eben auch, weil man noch einigen anderen Input erhält, abseits des Fechtens. Ohne diesen Besuch hätte mein Gelaber aber genauso gut funktioniert.
Noch schwieriger - wie auch schon oben erwähnt - der Sci-Fi-Bereich. Aber mein Lieblingsbeispiel ist dazu einfach Asimov mit der Foundation-Trilogie. Aus heutiger Sicht zum himmelschreien (aus technischer Sicht), aber beim Lesen ist mir das egal. Es unterhält und jedes Mal tut sich bei mir das Kopfkino auf.
ABER: weil erwähnt wurde, man kann nur gut über Liebe schreiben, wenn man mindestens einmal (unglücklich) verliebt war - ich denke, das gilt für jedes Gefühl. Eifersucht, Hass, Niedertracht. Man erkennt man Lesen ziemlich gut, ob hier Herzblut, Lebenswahrheit im Geschriebenen steht, oder ob es einfach nur auf der „Liste“ stand.

Nun zu dem, was der Anspruch an mich selbst ist? Im Grunde kann ich nur @Cato_K wiederholen. Und daneben versuche ich, mich für das was ich so von mir gebe, mich nicht schämen zu müssen.

2 „Gefällt mir“

Ein Sujet, das über Generationen hinweg niemals an Aktualität verliert, betrifft den Kultfilm, Kultbuch (Klassiker) sowie andere Kunstwerke. Ich würde den Eiffelturm auch dazuzählen, einige Maler wie Caravaggio, die Pietà und David von Michelangelo sowie den Kuss von Auguste Rodin usw.

Ein guter Klassiker ist mehr als historisch bedeutsam: Er lebt durch künstlerische Kraft, Tiefe und universelle Relevanz fort, indem er immer neue Gespräche und Deutungen inspiriert. Klassiker zu lesen ist für eigene Schreibversuche unverzichtbar, weil sie zeitlose Erzählkunst und tiefgründige Strukturen offenbaren, die viele aktuelle Bücher kaum bieten. Ausnahmen bestätigen die Regel.

1 „Gefällt mir“

Mein Hauptanspruch an mich selbst auf das Schreiben bezogen, ist Glaubwürdigkeit. Dabei ist es m.E. egal, ob ich auf Informationen aus Recherche, aus Selbsterfahrungen oder dem Lesen möglichst vieler und vielseitiger Literatur zurückgreife, Leser sollten mir ‚abkaufen‘, was ich schreibe. Es reicht das Empfinden „Ja, das könnte so sein!“ oder „Mensch, das gibt´s ja nicht!“ oder „Was wäre, wenn das stimmte?“.

Da ich ‚nur‘ im unterhaltenden Bereich unterwegs bin und zudem in unterschiedlichen Genres, ist Glaubwürdigkeit für mich das wichtigste Element. Dinge müssen nicht tatsächlich so sein (Ausnahme ist mein Memoir), aber Leser sollten es beim Lesen glauben können, sich vorstellen können, es fühlen und mitgerissen werden. Beschriebene Fakten dürfen der reinen Fantasie entspringen, aber man muss die, vor diesem glaubhaft konstruierten Hintergrund, erzählte Geschichte nachempfinden können. Die Story selbst ist der Kern! Denn in diesem Punkt beziehe ich mich (allerdings um ein Wort reduziert!) auf Klopfer aus Bambi: "Wenn man nichts zu sagen hat, soll man den Mund halten.“

Für die Übermittlung der dafür tatsächlich wichtigen Gefühle hat jeder Schreibende eigene Stilmittel, über deren Einsatz man sicherlich einiges lernen kann und sollte. Aber jeder muss im Laufe der Entwicklung seinen eigenen Duktus finden, der nicht durch roboterhaft angewandte Ratschläge oder abgekupferte Phrasen verwässert werden darf, und der auch nicht jeden Geschmack treffen muss. Man darf nicht der eitlen Verführung erliegen, um jeden Preis gefallen zu wollen. Außer man ist hauptberuflich Schriftsteller und muss davon leben, aber das sind, vermute ich mal, nicht allzu viele hier.

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Wichtig ist nur, das die innere Realität deines Universums stimmig sein muss. Insbesondere bei Phantasie muss Erfundenes intern konsistent sein.

Verbiegen würde ich mich allerdings nicht. Kommerzieller Erfolg entsteht oft durch Originalität, nicht durch Anbiederung. Viele erfolgreiche Autoren prägen gerade durch einen unverwechselbaren Stil den Markt (z. B. Kafka, Tolkien, Murakami).

Das Zitat geht:
„Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, sagt man am besten gar nichts.“
(If you can’t say something nice, don’t say nothin’ at all.)

Die deutsche Version verzichtet auf die spielerische Doppelverneinung („nothin’ at all“) und ist etwas glatter.

In Felix Saltens Original taucht es überhaupt nicht auf. Es ist eine Ergänzung von Disney um die Figur pädagogisch aufzupeppen.

:vulcan_salute: Grüße aus Mittelerde

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Ich kenne das Disney-Zitat, habe mir jedoch erlaubt, „nice“ (etwas Nettes) für meine Aussage zu entfernen, um deutlich zu machen, dass ein längerer Text ohne Aussage/Inhalt/Gehalt möglicherweise gar nicht erst geschrieben werden muss. Er rangierte sonst unter Schwafelei.

Gruß aus Fantasia, Inlatan und etlichen anderen Welten :alien:

Das ist ok. Ein Frei nach hätte mir Arbeit erspart. Wir sind ja alle sensible, hysterische Autoren.
(als metaphorischer Rettungsanker für alle, die zwischen pedantischer Korrektur und schöpferischem Chaos balancieren)

:clown_face:

Zwischendrein herzlichen Dank an Ludovic – als bis hierhin sehr erfreuter Nachverfolger dieses Diskurses, der mir aus der schreiberischen Seele spricht.

Gruß aus Grönland :cold_face:
Roland aka Orlando aka @rm.eisrausch

Nö. Ich werde nur dann hysterisch, wenn meine Figuren vom Plan abweichen und mich vor unüberwindbare Hindernisse stellen. Doch dafür gibt es die Löschtaste, sodass der Puls schnell wieder sinkt.

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Da freut sich jeder Psychoanalytiker.

Enweder das Unterbewusstsein laufen lassen und in die Traumanalyse einsteigen

oder

löschen und hinterfragen, warum ich diese auktoriale Macht jetzt ausführen muss.

:vulcan_salute::clown_face:

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Pssst. Froid liest mit!

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:joy: Jaaaaaa!
Oder mit dem Neurologen (hey, da haben wir doch einen hier) über spontane Depolarisation reden und zu dem Fazit kommen, dass Bilder im Traum eben manchmal willkürlich sind und unser Hirn versucht Sinn daraus zu basteln.
Tatsächlich ein irre spannendes Thema! Ohne Quatsch. Aber überhaupt nicht mein Fachgebiet.