Euer Anspruch an euch selbst

Ein interessantes Thema,

mein Anspruch an mich selbst ist vor allem, ein gutes Buch zu schreiben,

und zwar so gut wie möglich, bin gerade an meinem Erstling dran, ein Kinderbuch, für mich eine Herzenssache, weil ich Kinder liebe, ich möchte sie kichern hören, wenn sie mein Buch lesen, ich möchte, dass sie sich mit den Protas identifizieren, dass sie es genauso lieben werden, wie ich damals meine Kinderbücher…

ich weiß, ein schöner Traum, aber eben ein schöner…dafür lohnt es sich, die vielen Stunden Arbeit, das Überarbeiten…überarbeiten und nochmals überarbeiten :grinning:, niemals hätte ich gedacht, dass ein Kinderbuch schreiben, so anspruchsvoll ist, aber das ist es…definitiv :smiley: :smiley:,

9 „Gefällt mir“

Ich möchte einen Roman schreiben. Auf irgendeiner der vielen Webseiten zu dem Thema stand der Satz (nicht wörtlich, aber so in dem Sinn): Befreie dich von dem Anspruch, einen Bestseller zu schreiben. Es ist schon schwer genug, überhaupt einen Roman fertig zu schreiben.

Das fand ich sehr hilfreich, weil ich meist viel zu hohe Ansprüche an mich selbst stelle. Beim Schreiben habe ich immer noch den Anspruch, die Leser:innen unterhalten zu wollen, Spannung zu erzeugen, Emotionen zu transportieren. Und vor allem: Alles Unwesentliche wegzulassen, weil das langweilen könnte. Und das ist wirklich schon schwer genug.

Bei vielen Dingen gehe ich Kompromisse ein. Ich mache es das erste Mal und kämpfe eigentlich die ganze Zeit damit, mir eine mir eigene Arbeitsweise anzueignen. Ob mein Plot am Ende funktioniert, werden mir hoffentlich die Testleser:innen zurückmelden. Dank Lektorat zu Beginn des Projekts habe ich meine Stärken und Schwächen kennengelernt. Besser zu werden erfordert viel mehr Zeit.

Perfekt wird’s also nicht werden. Mein Anspruch ist, dass am Ende Leser:innen das Buch zu Ende lesen wollen. Nicht, weil sie mich kennen, sondern weil sie die Geschichte nicht mehr loslässt. Und ja, es wäre schon toll, wenn sich am Ende eine Agentur dafür interessieren würde. Ansonsten lasse ich ein Exemplar drucken und schenke es meinem Sohn zum 18.Geburtstag.

8 „Gefällt mir“

Sicher, ich haue die Sachen einfach so raus. Für dieses Selbstbewusstsein musste ich ziemlich viel bezahlen. Ich wahr nicht immer so. Das kriegt man nicht mehr aus mir raus. Damit muss meine Umwelt zurechtkommen. Manchmal kann ein wenig Rütteln nicht schaden. Muss mich ja keiner ernst nehmen.

Anspruch für mich: Mich beim Schreiben nicht zu langweilen.
Anspruch für Lesende: Die beim Lesen nicht zu langweilen.

6 „Gefällt mir“

Hier gehts ja thematisch hin und her :see_no_evil: Ich versuch mal alles in einen Post zu bringen, was mir so dazu einfällt.

Zu den Klassikern … Ich hab tatsächlich kaum einen gelesen und auch nicht unbedingt auf meiner Bucket-List. Trotzdem denke ich, dass ich ein gutes Sprachgefühl habe und ich bemühe mich, durch Worte Stimmung zu erzeugen. Ein paar „Klassiker“ habe ich herumliegen, aber die würden mir kaum etwas dazu lehren.
Allerdings bin ich auch nicht ungebildet und weiß, welche Geschichte sie erzählen, und das denke ich, ist das Wichtigere.

Bei vielem, was ich schreibe, mach ich mir schon viele Gedanken ala „macht das Sinn?“. Aber ich muss nicht selbst Lernen, das Schwert schwingen zu können, um darüber zu schreiben. (Fast) jeder kennt die ein oder andere Schwerkampfszene entweder aus HRR oder aus Filmen. Eine rudimentäre Beschreibung und jeder hat ein Bild im Kopf. Trotzdem hatte ich Bock, mich mit einem tschechischen mittelalterlichen Schwertkampfverein zusammenzuschließen - aber eben auch, weil man noch einigen anderen Input erhält, abseits des Fechtens. Ohne diesen Besuch hätte mein Gelaber aber genauso gut funktioniert.
Noch schwieriger - wie auch schon oben erwähnt - der Sci-Fi-Bereich. Aber mein Lieblingsbeispiel ist dazu einfach Asimov mit der Foundation-Trilogie. Aus heutiger Sicht zum himmelschreien (aus technischer Sicht), aber beim Lesen ist mir das egal. Es unterhält und jedes Mal tut sich bei mir das Kopfkino auf.
ABER: weil erwähnt wurde, man kann nur gut über Liebe schreiben, wenn man mindestens einmal (unglücklich) verliebt war - ich denke, das gilt für jedes Gefühl. Eifersucht, Hass, Niedertracht. Man erkennt man Lesen ziemlich gut, ob hier Herzblut, Lebenswahrheit im Geschriebenen steht, oder ob es einfach nur auf der „Liste“ stand.

Nun zu dem, was der Anspruch an mich selbst ist? Im Grunde kann ich nur @Cato_K wiederholen. Und daneben versuche ich, mich für das was ich so von mir gebe, mich nicht schämen zu müssen.

2 „Gefällt mir“

Ein Sujet, das über Generationen hinweg niemals an Aktualität verliert, betrifft den Kultfilm, Kultbuch (Klassiker) sowie andere Kunstwerke. Ich würde den Eiffelturm auch dazuzählen, einige Maler wie Caravaggio, die Pietà und David von Michelangelo sowie den Kuss von Auguste Rodin usw.

Ein guter Klassiker ist mehr als historisch bedeutsam: Er lebt durch künstlerische Kraft, Tiefe und universelle Relevanz fort, indem er immer neue Gespräche und Deutungen inspiriert. Klassiker zu lesen ist für eigene Schreibversuche unverzichtbar, weil sie zeitlose Erzählkunst und tiefgründige Strukturen offenbaren, die viele aktuelle Bücher kaum bieten. Ausnahmen bestätigen die Regel.

1 „Gefällt mir“

Mein Hauptanspruch an mich selbst auf das Schreiben bezogen, ist Glaubwürdigkeit. Dabei ist es m.E. egal, ob ich auf Informationen aus Recherche, aus Selbsterfahrungen oder dem Lesen möglichst vieler und vielseitiger Literatur zurückgreife, Leser sollten mir ‚abkaufen‘, was ich schreibe. Es reicht das Empfinden „Ja, das könnte so sein!“ oder „Mensch, das gibt´s ja nicht!“ oder „Was wäre, wenn das stimmte?“.

Da ich ‚nur‘ im unterhaltenden Bereich unterwegs bin und zudem in unterschiedlichen Genres, ist Glaubwürdigkeit für mich das wichtigste Element. Dinge müssen nicht tatsächlich so sein (Ausnahme ist mein Memoir), aber Leser sollten es beim Lesen glauben können, sich vorstellen können, es fühlen und mitgerissen werden. Beschriebene Fakten dürfen der reinen Fantasie entspringen, aber man muss die, vor diesem glaubhaft konstruierten Hintergrund, erzählte Geschichte nachempfinden können. Die Story selbst ist der Kern! Denn in diesem Punkt beziehe ich mich (allerdings um ein Wort reduziert!) auf Klopfer aus Bambi: "Wenn man nichts zu sagen hat, soll man den Mund halten.“

Für die Übermittlung der dafür tatsächlich wichtigen Gefühle hat jeder Schreibende eigene Stilmittel, über deren Einsatz man sicherlich einiges lernen kann und sollte. Aber jeder muss im Laufe der Entwicklung seinen eigenen Duktus finden, der nicht durch roboterhaft angewandte Ratschläge oder abgekupferte Phrasen verwässert werden darf, und der auch nicht jeden Geschmack treffen muss. Man darf nicht der eitlen Verführung erliegen, um jeden Preis gefallen zu wollen. Außer man ist hauptberuflich Schriftsteller und muss davon leben, aber das sind, vermute ich mal, nicht allzu viele hier.

8 „Gefällt mir“

Wichtig ist nur, das die innere Realität deines Universums stimmig sein muss. Insbesondere bei Phantasie muss Erfundenes intern konsistent sein.

Verbiegen würde ich mich allerdings nicht. Kommerzieller Erfolg entsteht oft durch Originalität, nicht durch Anbiederung. Viele erfolgreiche Autoren prägen gerade durch einen unverwechselbaren Stil den Markt (z. B. Kafka, Tolkien, Murakami).

Das Zitat geht:
„Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, sagt man am besten gar nichts.“
(If you can’t say something nice, don’t say nothin’ at all.)

Die deutsche Version verzichtet auf die spielerische Doppelverneinung („nothin’ at all“) und ist etwas glatter.

In Felix Saltens Original taucht es überhaupt nicht auf. Es ist eine Ergänzung von Disney um die Figur pädagogisch aufzupeppen.

:vulcan_salute: Grüße aus Mittelerde

1 „Gefällt mir“

Ich kenne das Disney-Zitat, habe mir jedoch erlaubt, „nice“ (etwas Nettes) für meine Aussage zu entfernen, um deutlich zu machen, dass ein längerer Text ohne Aussage/Inhalt/Gehalt möglicherweise gar nicht erst geschrieben werden muss. Er rangierte sonst unter Schwafelei.

Gruß aus Fantasia, Inlatan und etlichen anderen Welten :alien:

Das ist ok. Ein Frei nach hätte mir Arbeit erspart. Wir sind ja alle sensible, hysterische Autoren.
(als metaphorischer Rettungsanker für alle, die zwischen pedantischer Korrektur und schöpferischem Chaos balancieren)

:clown_face:

Zwischendrein herzlichen Dank an Ludovic – als bis hierhin sehr erfreuter Nachverfolger dieses Diskurses, der mir aus der schreiberischen Seele spricht.

Gruß aus Grönland :cold_face:
Roland aka Orlando aka @rm.eisrausch

Nö. Ich werde nur dann hysterisch, wenn meine Figuren vom Plan abweichen und mich vor unüberwindbare Hindernisse stellen. Doch dafür gibt es die Löschtaste, sodass der Puls schnell wieder sinkt.

1 „Gefällt mir“

Da freut sich jeder Psychoanalytiker.

Enweder das Unterbewusstsein laufen lassen und in die Traumanalyse einsteigen

oder

löschen und hinterfragen, warum ich diese auktoriale Macht jetzt ausführen muss.

:vulcan_salute::clown_face:

1 „Gefällt mir“

Pssst. Froid liest mit!

2 „Gefällt mir“

:joy: Jaaaaaa!
Oder mit dem Neurologen (hey, da haben wir doch einen hier) über spontane Depolarisation reden und zu dem Fazit kommen, dass Bilder im Traum eben manchmal willkürlich sind und unser Hirn versucht Sinn daraus zu basteln.
Tatsächlich ein irre spannendes Thema! Ohne Quatsch. Aber überhaupt nicht mein Fachgebiet.

Ich fand dieses Thema hier schon sehr interessant, als ich es vor mehreren Monaten zum ersten Mal gesehen habe, kam aber nicht dazu, etwas hineinzuschreiben. Wie sagt man so schön: Besser spät als nie.

Meine Anforderungen an mich selbst sind tatsächlich ungeheuer hoch. Trotzdem schaffe ich es überraschender Weise meistens, sie zu erfüllen. Ich bin einfach jemand, der sich von einem zu hoch gesteckten Ziel nicht entmutigt sondern ermutigt fühlt. Mein Anforderung an jedes meiner Bücher ist, dass es genauso gut wie das, meiner Einschätzung nach, beste Buch derselben Kategorie ist. Das hört sich vielleicht irgendwie angeberisch an, aber es geht wirklich nur um meine persönliche geschmackliche Einschätzung. Wenn ich einen Krimi schreibe, muss er gemäß meiner Einschätzung mit meinem Lieblingskrimi auf einer Höhe sein.

Dabei geht es mir wirklich nur um Qualitätsmerkmale, nicht um finanziellen Erfolg. Was das Finanzielle angeht, ist eigentlich klar: je mehr, desto besser. Ich bin aber nicht bereit, dafür bei meinen Geschichten Kompromisse einzugehen - heißt, die Geschichten an die Anforderungen des Marktes anzupassen, denn dann würde ich ja meine eigentliche Anforderung nicht erfüllen.

Wie ich in meinem Willkommensbeitrag schrieb (der Link ist unten), behandeln meine Geschichten meist theologische, psychologische aber auch künstlerische Fragen. Mein Anliegen ist dabei, meine Gedanken dazu in Form von Literatur auf eine Art zu vermitteln, die sie anderen verständlich macht. Denn vieles, was in Form eines Sachtextes unverständlich bleibt, nimmt man in Form einer Geschichte ganz anders auf.

3 „Gefällt mir“

Meine Anforderungen/Wünsche an mich selbst, wachsen mit meinem Können

Leider - und: Gott sei Dank

Will sagen, das empfinde ich als Segen und Fluch zugleich.

Ist alles immer in Bewegung - unter dem Deckmantel des Strebens nach „Perfektion“

Daher finde ich Rückblicke meist besonders spannend. Denn wenn ich ein Werk beende, bin ich begeistert, denke, wow, coole Story … Gut gemacht!
Zwei Jahre später denke ich: War ned schlecht. :crazy_face:

5 „Gefällt mir“

Ich habe jetzt erstmal diesen ganzen Thread hier gelesen, den ich wirklich spannend fand. Ich finde es interessant, welche Ansprüche Schreibende an sich haben und auch, welche sie an andere haben.

Witzigerweise hat @Kick das geschrieben, was sich bei mir als ziemlich späte Erkenntnis über meine Ansprüche an mich selbst herausgestellt hat: Sie verändern sich. Über mein Leben verteilt folge ich offensichtlich dem Dunning-Kruger-Effekt und verknüpfe das mit einer irre flachen Lernkurve, weil ich letztendlich nie bewusst und zielgerichtet das Schreiben gelernt habe.

Aus meiner Kindheit und Jugend gibt es Texte, die ich nicht mal heute schlecht finde, aber ich kann sofort herauslesen, welche Bücher ich zu dieser Zeit in der Hand hatte. Ich habe so geschrieben, wie ich es bei anderen gelesen habe, weil ich ihren Stil toll fand. Ich habe nicht alle Klassiker gelesen (aber wer hat das schon), aber doch einige. Auch Shakespeare - freiwillig sogar und mit allergrößter Begeisterung. Von mir gibt es also Shakespearesche Textfetzen, Tolkiensche, Pratchettsche und Zehsche. Mein Problem bis weit über die Jugend hinaus? Ich habe nichts, absolut gar nichts je fertig geschrieben. Ich bin an meinen übersteigerten Ansprüchen an mich selbst gescheitert, habe kleine Fetzen festgehalten, aber war schon längst wegentwickelt und auf neuen Stil-Trips, bevor sich je eine Geschichte formen konnte. Unzählige Dateien, teils noch auf diesen großen weichen Floppydiscs aus Zeiten vor Word, säumen wie schlecht degradierender Plastikabfall meinen Schreibweg.

Bis letztes Jahr aus peinlichen Gründen ein Knoten geplatzt ist. Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass ich einfach nicht in der Lage bin, Geschichten zu schreiben. Ich hatte das (fast) akzeptiert und nachdem ich mich üblicherweise wie eine Flipperkugel verhalte, hat das auch nie jemand angezweifelt. Dann habe ich ein Buch gelesen, das mich völlig mitgerissen hat. Es war spannend, auch witzig und als ich es zu Ende gelesen hatte, habe ich gedacht: Ja, aber… so eine Geschichte kann ich auch erzählen. Die pap-Datei hatte den Namen „das-kann-ich-auch.pap“. Und ich konnte es.

Meine Ansprüche haben sich vollständig geändert: Keine herausragende Sprache, keine einzigartigen Ideen, keine großen, mitreißenden Geschichten - ich bin praktisch wieder bei Punkt Null, indem ich beschlossen habe, dass mein Schreibstil reichen muss. Die Geschichte muss einen Anfang und ein Ende haben. Nichts an der Geschichte ist herausragend, perfide, überraschend - sie kann nur vollständig werden. Mit dem zweiten Manuskript („kann-ich-das-auch.pap“) versuche ich mich in der Erzählung einer Geschichte aus der Perspektive zweier unterschiedlicher Protas.

Ich vertraue darauf, dass mein Können reicht, um zu schreiben, so wie ich darauf vertraue, dass mich meine Beine an mein Ziel bringen, weil ich laufen kann. Denn anders als andere hier, scheitere ich auch über Jahrzehnte sonst an meinen eigenen Ansprüchen und das äußerst zuverlässig. Momentan (und da bin ich wieder bei Kick) ist mein Anspruch, Spaß an der Entstehung der Geschichte zu haben und sie nach einem klassischen Erzählmuster fertig zu erzählen. Dafür müssen die Charaktere ausreichend Raum haben, die Geschichte nicht vollständig vorhersehbar sein und das Setting bewegt sich entlang meiner Lebenserfahrungen. Das war’s. Vorerst. ^^

9 „Gefällt mir“

das dritte Buch heisst dann „auch-das-kann-ich.pap“ - dann wirds langsam eng :upside_down_face:

2 „Gefällt mir“

Band vier geht schon noch

„sogar-das-kann-ich.pap“

1 „Gefällt mir“