stilistisch ausgereift … gut, ich meine zwar, auch da gibts unterschiedliche Auffassungen, ab wann ein Text in diese Sparte fällt, aber ich denke, ich weiß, was du meinst.
Aber was genau verstehst du unter einer “Schreibe, die etwas mitzuteilen hat?” Geht es dir da um einen Informationsgehalt, eine moralische Intention oder noch etwas ganz anderes?
Mich erinnert das ganz furchtbar an meine Schulzeit, LK Deutsch, wenn der Kursleiter (Marke pseudo-elitäre Bildungsbeflissenheit) sein “und was möchte uns der Autor damit sagen?” losgelassen hat. Binnen kürzester Zeit stand das dem ganzen Kurs bis obenhin und wir kurz vor dem Brechreiz, und bis heute reagiere ich etwas allergisch auf solche Sätze.
Klar, da kannst du nichts dafür, ich wollts nur sagen, damit du dich nicht wunderst, wenn ich nochmal nachhake.
Aua! Dabei können auch Inkompetente sowohl loben als auch kritisieren, schließlich muß man kein Fünfsternekoch sein um zu wissen, wenn ein Essen versalzen ist.
Schon. Mich haben sie eher in eine Sackgasse gebracht. Wenn du nicht dies und das machst, wird das nix. Das hat mich in der Kreativität ziemlich eingeschränkt. Klar, man sollte sein Handwerk verstehen. Aber etwas Spielraum braucht man auch. Vor allem in der Kunst.
Klar, wenn die so aufgezogen sind, sind sie echt kontraproduktiv.
Man sollte Schreibratgeber nicht als in Stein gemeißelte Wahrheiten betrachten, sondern als Anregungen und Inspirationen, und als Hilfestellung bei Schreibproblemen, über die man immer wieder stolpert.
Man kann jemandem z.B. zigmal vorbeten, bei seinem Text hapert es an Show don’t tell, doch solange man ihm nicht erklärt, was das eigentlich ist und wie man es besser machen könnte, hat er nichts davon. Genau da haken Schreibratgeber ein.
@Manuela K.
Ich stimme dir in einigen Punkten zu.
ABER: Wenn jedes Buch in irgend einer Weise einen Bildungsauftrag haben soll, dann wären die meisten Bücher überflüssig. Das wäre doch schade.
Ein gutes Buch ist für mich eines das mir Spaß beim lesen macht. Wenn es etwas vermittelt ist das schön, aber kein Muss.
Nix für ungut liebe Manuela.
Für mich ist das Handwerk die Grundlage für Kunst. Wenn ich die Werkzeuge beherrsche, habe ich mehr Möglichkeiten. Das erweitert meinen Spielraum. Ich fühle mich durch das Handwerk nicht eingeschränkt.
Vollkommen richtig lieber Milar! Natürlich fühle ich mich nicht durch das Handwerk eingeschränkt. Ich bin eher der Typ, der einfach drauflos bastelt, bevor er die Betriebsanleitung liest.
Weil jeder gesunde Mensch empfindliche Geschmacksnerven hat. Aber um zu beurteilen, ob ein Buch literarischen Wert hat, braucht es mehr, als Zunge und Gaumen. Ich lese gelegentlich Statements von Leuten, die kaum fähig sind, auch nur einen einzigen Absatz ohne schwere Rechtschreibfehler zu verfassen. Erschmecken die auch, wenn eine literarische Suppe versalzen ist?
Ich antworte hier auf deinen und Pferdefraus Kommentar:
Vielleicht habe ich mit Bildungsauftrag etwas zu tief in die Kiste gegriffen. Ich meinte nicht Bildung im Sinne von schulischer Bildung. Vielmehr geht es mir um Erweiterung der persönlichen Perspektive, darum, Gewohntes in neuem Licht zu sehen.
Und natürlich ist dies auch eine Art von Bewusstseins- Persönlichkeitsbildung.
Ich habe gestern einen IMHO hervorragenden Roman von Chimamanda Ngochi Adichie beendet, (Americanah) der sich mit latentem Rassismus und Denunziation, genauer, mit der schwierigen Situation afrikanischer Zuwanderer in Europa und den U.S.A. beschäftigt. Eingebettet in eine wunderbare Liebesgeschichte, die mich emotional zutiefst berührt hat, änderte diese Lektüre auch meine Einstellung zu einem heiklen Thema. Der Roman hat sie aus neuer Perspektive beleuchtet, mir alternative Facetten dieser Problematik aufgezeigt. Er ist nicht nur meisterhaft geschrieben, sondern erweiterte mein Wissen und meine Sicht auf die Welt insgesamt. Ich habe mich nicht nur gut unterhalten, sondern auch neue Erkenntnisse gewonnen, kann daraus etwas mitnehmen.
Gute Unterhaltung? Ja, natürlich. Kunst muss auch gefallen. Aber es sollte m.M.n. auch etwas zwischen den Zeilen stehen. Das klappt in jedem Genre. Und das hat dein Kursleiter wohl gemeint, als er fragte: “Und was will uns der Autor damit sagen?”
Das steht auf meiner Leseliste.
Und die beiden hier:
Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd von Charlie Mackesy
Greenlights von Matthew Mc Conaughey
Vielleicht nicht vergleichbar, aber mir ging es damals mit dem Roman “Tausend strahlende Sonnen” von Khaled Hosseini so. Den hatte ich damals für meine IHK-Prüfung zum Buchhändler gewählt, weil ich u.a. ein modernes Werk vorstellen sollte, welches ich bis dato noch nicht gelesen hatte und auch, wenn handlungstechnisch jetzt nicht soooo ultraviel passiert, fand ich doch diese Einblicke und das neu gewonnene Verstehen (nicht Verständnis) für die Kultur bemerkenswert.
Da solche Leute wohl eher nicht zu den Viellesern, oft sogar zu den gar-nicht-Lesern zählen, würden die es wohl nicht merken. Sie würden sich mangels Vergleichsmöglichkeiten und mangelnder Kenntnis aber auch nur selten über die Qualität einer literarischen Suppe auslassen.
Jein. Dieses ‘es MUSS etwas zwischen den Zeilen stehen’ war stets der entscheidende Punkt, schließlich ging es ja um Literatur, um hohe Kunst. Ob es gefiel, war zweitrangig, bzw. es hatte einem zu gefallen, wenn man sich zu den “intelligenten und intellektuellen Menschen zählte”. Wer das nicht so sah, war halt nicht intelligent genug, um die echte Literatur zu begreifen …
Möglicherweise hat ein Autor auch mal einfach nur Spaß an einer Idee gehabt, oder sich für eine bestimmte Formulierung begeistert - OHNE irgendwelche tiefschürfende Hintergedanken, und ohne der Nachwelt irgendwelche Botschaften zwischen den Zeilen hinterlassen zu wollen.
Aber nein, das konnte gar nicht sein, denn Kunst durfte zwar so einiges, aber doch nicht einfach nur Spaß machen. Wo blieb denn da schließlich der Anspruch?
Und so wurde auf Teufel komm raus rein- und ruminterpretiert, nicht selten so lange, bis einem ein Text wirklich gründlichst verleidet war.
Ich habe trotz allem nichts gegen Geschichten mit Tiefgang oder Bedeutungen zwischen den Zeilen (solange sie nicht zu plump, zu moralisierend oder zu belehrend rüberkommen), aber sie sind für mich ein Kann, kein Muss, und schon gar nicht nicht das entscheidende Kriterium für ‘gute’ Literatur.
Das ist wie bei der E- und U-Musik. Bei der Unterteilung graust es mir. Darf ein Werk nicht einfach nur unterhalten? Im deutschsprachigen Bereich muss immer alles gleich auch inhaltsschwer oder anspruchsvoll sein.
Ich kann mich damals an die Diskussion über Harry Potter erinnern. Da ging es u.a. darum, dass die Frau nicht schreiben könne bzw., dass sie ja alle Elemente nur zusammengeklaut habe. Ich konnte die Aufregung nicht verstehen. Denn immerhin brachten die Potter Bücher viele Kinder zum Lesen, die sonst nie ein Buch in die Hand genommen haben.
Oder die Diskussion der Pädagogen über das wunderbare Bilderbuch “Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat”. So ein Thema, also nein. Aber die Kinder liebten es einfach. Der Anspruchshaltung der Pädagogen entsprach es aber keineswegs.
Was ich sagen will: jeder Mensch hat seine eigene Anspruchshaltung und definiert damit “Anspruch” auch ganz anders. Ich finde es müßig darüber zu diskutieren. Zumindest, was den Inahlt anbelangt. Natürlich gibt es formale Elemente, wie z.B. Grammatik oder Rechtschreibung, über die man urteilen kann. Aber selbst die dürfen heutzutage ja verbogen werden, wenn man sie als Kunst deklariert
Sophie, lasse dich nicht von der Diskussion irritieren. Dann sind wir halt Anfänger und schreiben Fantasy. Wir schreiben aber. Und lesen aber. Alles andere zählt erstmal nicht.
Das wäre auch mein Ziel. Und wenn ich es mit Fantasy erreichen kann - warum nicht?
Aber wenn man jeden Tag in der Schule ist und versucht, den Schülern ein kleines bisschen Wissen einzuflößen, damit das Abitur nicht komplett “geschenkt” aussieht, wird man sich erst bewusst, was heutzutage so alles an Bildung fehlt. Da ist man schon froh, wenn die Schüler überhaupt sinnerfassend lesen können. Wenn ein 12-Klässler einen Text laut vorliest, klingt das heutzutage häufig so, als sei er erst in der vierten Klasse.
Ich kann z.T. die Lösung für eine Klausuraufgabe im Aufgabentext verstecken - die Schüler merken es nicht mal. Warum sollte ich da mit hoher Literatur kommen?
Mein Traum wäre es, junge Menschen mit meinen Romanen zu begeistern und zum Lesen zu verführen. Ihnen etwas Schönes zu geben - nicht immer nur schlechte Noten …
Und warum auch nicht? Jeder Mensch “flieht” ab und zu, zieht sich zurück und sammelt neue Kräfte. In der Realität bin ich dann, wenn ich die Nachrichten schaue oder politische Diskussionforen in den öffentlich-rechtlichen Sendern. Und wenn ich Fantasy schreibe - gut - dann ist es vielleicht Flucht. Andere nennen es “Sauna”, “Meditation” oder “Yoga”. Ich stelle fest, dass ich beim Schreiben besser meditieren und abschalten kann als in irgendeinem Yoga-Kurs. Aber abgesehen davon kann man Gesellschaftskritik auch ganz gut in Fantasy verpacken - wenn man möchte. La Fontaine hat das mit seinen Fabeln gemacht. Heute machen es vielleicht einige mit Fantasy. Ich weiß nicht, ob “Die Tribute von Panem” zu Fantasy zählt, wahrscheinlich irgendwo an der Grenze, aber eine Gesellschaftskritik enthält sie allemal.
Man kann Fantasy aber auch einfach als Unterhaltung verstehen. Deswegen gefällt sie mir wahrscheinlich so gut - weil ich sie vielseitig finde.
Wäre auch traurig, wenn man aus dem Alltag nicht mehr flüchten darf nur weil Einige das nicht als Literatur verstehen. Dann dürfte es ja praktisch keine Kinderbücher mehr geben.
Ich steh zu meinem Wort liebe Pamina, selbst wenn ich kein Fantasy Leser bin, auf Dein Werk freue ich mich und werde es lesen. Vielleicht schaffst Du es mich zu einem Fan dieses Genres werden zu lassen
Das ist mein Anspruch. Unterhalten. Natürlich habe ich im Verlauf der Geschichte auch kritische Töne eingebaut. Die Personen leben bei mir nicht auf einem rosa Ponyhof. Es gibt Konflikte und auch die Auseinandersetzung mit den Traditionen etc… Doch hauptsächlich soll meine Geschichte unterhalten.
Fantasy als Genre für Anfänger zu deklarieren ist Geschmackssache. Es gibt viel Schriftsteller, die hervorragende Fantasy schreiben. G. R. R. Martin, Tolkin, Marion Zimmer Bradley etc. Ihre Bücher sind m. M. n. gut, unterhaltsam und kritisch. Jeder Schriftsteller schreibt in dem Genre, das ihn selbst interessiert. Ich persönlich könnte mir nie vorstellen, einen Krimi oder eine Liebesgeschichte zu schreiben, da ich keines von beiden lese.
Auf keinen Fall. Kritik ist für mich ein Anreiz, es besser zu machen. Ich musste jahrelang mit öffentlicher Kritik in Zeitungen leben, das härtet ab ;).
Warum ein Ponyhof immer als Beispiel für ein leichtes Leben herhalten muss, verstehe ich nicht. Ponyhof kann ganz schön hart sein. Vor allem, wenn man zur Strafe in den Wassertrog gesteckt wird …
Ich habe nirgendwo geschrieben, Fantasy sei ein Genre* für Anfänger. Ich schrieb: Es ist das Lieblingsgenre von Anfängern. *
Das ist ein elementarer Unterschied!
Genau diese Autoren habe ich als positive Beispiele des Fantasygenres angeführt. Es gibt noch viele mehr.
Komischerweise graust es da immer nur jenen, die mit E- Musik und anspruchvoller Literatur nichts anfangen können.
Ich habe nirgendwo behauptet, Fantasyautoren seien allesamt Anfänger. Überhaupt: WIR! Das ist doch Einvernahme pur.
Wer ist wir? Gleicht doch keines einem anderen Tier.
Und jetzt sag ich endgültig: Habe die Ehre, Tschüss, Servus! Gehabt euch wohl!
Liebe @Pamina22
Ich habe meine Kindheit auf einem Ponyhof verbracht. In einen Wassertrog bin ich aber noch nie gesteckt worden.
Ich erinnere mich noch an das Schild davor: Reale Welt > Ponyhof