Wenn das eine reine Willensfrage wäre, würden wir jeden Tag in Bestsellern ertrinken. Abgesehen davon, gibt es irgendwo Kriterien, was ein „überdurchschnittliches Buch“ ist? Verkaufszahlen sind es schon mal nicht, wie man jedes Jahr bei von Literaturkritikern über den grünen Klee gelobten Werken sehen kann. An der Theke verkaufen die sich nicht so dolle, und wie viele Käufer das Buch anschließend überhaupt lesen oder es nur gekauft haben, um ihrer Umwelt zu signalisieren „Schau mal, wie intellektuell und kulturinteressiert ich bin!“ sei mal dahingestellt.
Natürlich gibt es genug Autoren, die davon überzeugt sind, dass ihr Werk die Grenzen von Raum und Zeit erschüttern kann und dass sie eindeutig grandios sind. Leider gibt da aber Inkongruenzen zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung.
Auch du kannst nur schreiben, was du gesehen, gehört, gelesen oder mit was du sozialisiert wurdest oder mit deinen Erfahrungen in Einklang bringen kannst. Und was das angeht, dürfte eine KI über eine größere Datenmenge verfügen. Der Transfer in verschiedene Kontexte oder Formen, der ist einzigartig bei Menschen, aber das worüber wir schreiben, ist auf unsere Erfahrungen begrenzt - und auch nur das, was uns interessiert. Wer liest ein 500 Seiten Pamphlet darüber, wie und was ein Stück Alufolie im Feuer „empfindet“, mag es auch stilistisch noch so meisterhaft sein? Einzige Ausnahme: man geheimnisst irgendeine Allegorie menschlicher Zustände hinein (Hurz!).
Das Thema Liebe und ihre Verwicklungen wurde wohl am meisten beschrieben, mal im alltäglichen Setting, in Fantasywelten, SciFi, sonstwo. Doch letztlich geht es immer nur um die bekannte Emotion, weil man eben nicht komplett Unbekanntes und Wesensfremdes schreiben kann. Was bewegt eine siliziumbasierte Lebensform in einem fünfdimensionalen Energiemeer, wenn sie auf eine Gravitationswelle trifft?
Wer glaubt, er könnte ohne seine Prägungen etwas völlig Neues erschaffen, unterliegt m. E. einer Illusion, oder, wie Goethe schon so schön schrieb: Faust. Der du die weite Welt umschweifst, Geschäftiger Geist, wie nah fühl’ ich mich dir!
Geist. Du gleichst dem Geist, den du begreifst, Nicht mir!
Das hängt sehr von der Definition des Begriffes Intelligenz ab.
Schon traditionell sind KI’ s dahingehend optimiert, nicht etwa intelligent zu sein, sondern für intelligent gehalten zu werden. (Wie man hört, sei das der entscheidende Übergang von GPT 3.0 zu GPT 3.5 gewesen zu sein, was anscheinend den aktuellen KI-Hype ausgelöst hat.)
Dabei ist GPT 3.5 anscheinend völlig wurscht, ob eine Antwort richtig oder falsch ist. Wer eine Kostprobe hiervon erhalten möchte, kann GPT 3.5 ja mal eine etwas schwierigere Rechenaufgabe stellen, etwa die Multiplikation zweier drei bis vierstelliger Faktoren. GPT wird das beantworten, aber gerne gnadenlos daneben hauen, die Fehler aber auf gegebenenfalls wiederholte Nachfrage durchaus korrigieren. Auf jeden Fall aber hört sich die Antwort von GPT gut an, etwas weichgespült vielleicht, aber für die Tagesschau um 20:15 Uhr würde es reichen …
Mit dieser Behauptung wäre ich allerdings vorsichtig! Im Augenblick rennen die Nutzer wohl OpenAI förmlich die Türen ein, sodass man dem Anschein nach den Kommunikationsumfang deutlich beschränkt hat. Ich würde meinen, in Sachen Größe eines Werkes und Komplexität eines Werkes ist eine KI einer menschlichen Intelligenz jederzeit locker überlegen, sind die nötigen Fähigkeiten (unter Missachtung aller ökologischen Fragestellungen) doch jederzeit beliebig skalierbar.
Insgesamt möchte ich dir ja gar nicht widersprechen, nur ist mir daran gelegen, nicht zu kurz zu springen.
mfg Os/<ar
Deswegen sprach ich auch von „bisher“. Ich weiß auch nicht, was daraus mal wird.
KI wird voraussichtlich keine sinnvollen Romane schreiben, da rechtlich fraglich ist, was sie „darf“, was das jeweilige Unternehmen durchgehen lässt.
Stell euch vor, man gibt eine Anweisung, welche Szene sie schreiben soll und darin ist Gewalt enthalten, etwas Illegales, Sexualität, Rassismus oder eine Mischung aus allem.
Das kann in der Realität ein gutes und akzeptiertes Buch sein, aber ich glaube im Leben nicht, dass die entsprechenden Firmen das nicht alles komplett einschränken werden.
Einfaches Beispiel: Nehmen wir an, eine fiktive KI-Firma würde eine KI herausbringen, die Texte schreibt und irgendjemand würde ihr die Anweisung geben, eine Szene zu schreiben in der bspw. ein real existierendes Staatsoberhaupt getötet würde, in allen Feinheiten.
(Das ist nur eins von tausenden Szenarien, die ich mir vorstellen kann.)
Und dann veröffentlicht einer den Text und schreibt: Guckt mal, das hat die KI von KI-Firma ABC geschrieben!
Das wird nicht passieren, weil sie dahinter mit ihrem Namen stehen, von der Justiz mal abgesehen.
Die meisten Romane beinhalten irgendetwas, das eine KI dann nicht mehr schreiben würde. Da es im Einzelfall gar nicht möglich ist, das auszuschließen, wird halt ein genereller Riegel davorgeschoben: keine Gewalt, kein Sex und Anfassen, keine Diskriminierung, kein Fluchen usw.
Ich glaube eher, dass da Goldgräberstimmung bei Rechtsanwälten, Lektoren, Sensitivity-Beratern, Propagandisten und jedweden sonstigen Verfechtern von Weltanschauungen mit einzigen Wahrheiten ausbricht.
Das ist richtig. Und erst kürzlich habe ich einen interessanten Artikel darüber gelesen, dass die KI mit sexualisierter und anderer Gewalt trainiert wird, bestimmte Dinge nicht zu schreiben. Die Leute, die diese Texte für die KI abschreiben mussten, waren übrigens Billiglohnarbeiter in Schwellenländern, von denen nun viele traumatisiert sind. Dies nur mal als Hinweis, wie eine solche Firma arbeitet, in die übrigens Microsoft als einer der Hauptgeldgeber mehr als eine Milliarde Euro investiert hat …
Sorgen mache ich mir allerdings (oder also) trotzdem.
Ich hatte mal den Fall, dass ein Schüler in einer Klassenarbeit definitiv aus dem Internet abgeschrieben hatte. Ich hatte den entsprechenden Artikel bei Google sofort gefunden und er stimmte Wort für Wort mit der Antwort des Schülers überein.
Trotzdem durfte ich keine 6 wegen Abschreibens geben, weil die Schulleitung argumentiert hat, der Schüler hätte den Artikel ja auch auswendig gelernt haben können.
Haha! Meine Schüler lernen keine 3 Wörter auswendig.
Was glaubst du, was dann passiert, wenn jemand einen mit KI verfassten Text einreicht und ich das merke?
Richtig. Nichts.
Das sehe ich ein wenig anders. Ob man es nun Hausaufgaben nennt oder irgendwie anders, ist egal, aber tatsächlich ist allein Übung das, was einen Schüler besser werden lässt - egal, wobei. Stell dir vor, du wolltest Klavier lernen, würdest aber nur 1x pro Woche im Unterricht bei deinem Klavierlehrer spielen, weil du vielleicht gar kein eigenes Klavier hast. Da würdest du nicht weit kommen. Gilt für Schulstoff genauso.
Und wenn die Übungen oder die Studierzeit oder die Hausaufgabenbetreuung oder wie man es nennen möchte, in der Schule stattfinden sollte - unter Aufsicht, damit man besser kontrollieren kann, dass es überhaupt stattfindet und wie es stattfindet - können wir lange darauf warten.
In der Corona-Krise haben wir gesehen, wie viel Geld der Staat bereit ist, Unternehmen wie Lufthansa zu geben, aber Schulen müssen nach wie vor mit maroden Gebäuden kämpfen und mit Toiletten, bei denen man sich das Pipimachen lieber verkneift. Und Luftfilter o.ä. bekamen bzw. bekommen sie auch nur in Ausnahmefällen.
Glaub nicht, dass in absehbarer Zeit irgendjemand Geld in die Hand nehmen wird, damit in der Schule gelernt werden oder Hausaufgaben gemacht werden oder studiert werden kann. Das wird so schnell nicht passieren.
Aber entweder ein Schüler lernt seinen Stoff (irgendwie), um gute Noten zu erreichen oder eben nicht. In einem Test hilft keine KI.
Mir ist nicht bekannt, dass Hausaufgaben einen nachgewiesenen wirklichen Nutzen hätten nach Studienlage, aber ich habe mich nicht mehr damit befasst. Es gibt aber Schulen, die darauf verzichten. Sogar Schüler … sie machen sie einfach nicht, oder da schreiben die Eltern die Hausaufgaben, oder man schreibt sie schnell vorm Unterrichtsbeginn vom Banknachbar ab.
Was ich damit meine: wenn Rechercheleistung und ein eigens erstellter Text gefordert sind, dann würde ich das im Unterrichtsrahmen machen und nicht als Hausaufgabe. Aber wie gesagt: da müssen sich Verwaltungsebene oder die Minsterien was einfallen lassen. Gefühlt wissen die wahrscheinlich noch nicht mal, dass es KI gibt …
Für Schulen finde ich das insgesamt aber weniger bedenklich als für Universitäten.
Tja, in dubio pro reo. Ausschließen kann man es nicht und das Gegenteil konnte man vermutlich nicht beweisen, also hat sich deine Schule für den vermutlich juristisch sichereren Weg entschieden.
Google, ChatGPT, KI, etc. und ihre Auswirkungen auf das Bildungswesen kann man gut oder schlecht finden, aber der Geist ist aus der Flasche und man wird damit umgehen müssen. Den Umgang damit zu verbieten und auf den „haben wir schon immer so gemacht“-Lösungen zu beharren scheint mir wenig zielführend. Hier werden neue Lösungen und Strategien, wie so etwas sinnvoll genutzt werden kann, entwickelt werden müssen.
Interessanterweise kommt es auf die Sichtweise an: Was du als Pädagogin als fortgeschrittene Faulheit (Hausaufgabe durch Copy/Paste aus Internet erledigen) ansiehst, würde ein BWLer als bewundernswerte Umsetzung des Minimalprinzips feiern.
Das kann man doch einfach herausfinden: Kann der Schüler den Text auswendig aufsagen oder nicht. Lange Texte kann man sich nicht mal eben ins Kurzzeitgedächtnis reinziehen, vor allem nicht wort-wörtlich, also könnte die Schulleitung das auch noch Tage nach der Klassenarbeit überprüfen.
Dass sie das nicht tut, finde ich nicht richtig. Was lernt denn ein Schüler fürs Leben, wenn man ihm dreisten Betrug einfach durchgehen lässt…?
Kurze Antwort: Betrügen!
Andererseits: Manche Antworten auf gewisse Probleme mit Papyrus hier im Forum kann ich ohne irgendwo nachzuschlagen geben. Ich weiß es einfach.
Notorische Betrüger ohne ausreichend Wissen brechen im wahren Leben sehr wahrscheinlich ein - je schneller, je mehr Betrüger es gibt. Welche Betrüger will sich gern betrügen lassen?
Das ist zumindest meine Hoffnung.
Über die Sinnhaftigkeit des Satzes kann man streiten, aber es ist ein Satz, den eine KI locker zustande brächte, das ist die Paradedisziplin einer KI, schöne Wörter aneinanderreihen, ohne dass jene einen Sinn ergeben. Ich erkenne keinen. Den Satz wird dir keiner streitig machen wollen.
Aber was man findet (ob duck oder google) sind Aphorismen. Und die findet man alle, zumindest so lange sie manchen Menschen geläufig sind. Und falls man selbst einen geschrieben hat, ist es leicht, ihn zu finden oder nicht. Also bitte, man bringe mir ein geflügeltes Wort, einen Sinnspruch oder Aphorismus, kann auch eine Redewendung oder ein Sprichwort sein, was Google nicht findet. Ich kann so einen schreiben, kein Thema, ich denke mir einen aus und er ist nirgendwo zu finden, weil ich ihn mir ausgedacht habe. QED. Ich bin bereit.
Mit Google (oder anderen Suchmaschinen) ist die Frage, ob ein Sinnspruch bereits verwendet wurde, nicht zu klären. Google hat keinen Zugriff auf das „ganze“ Internet, und auf vieles mehr auch nicht. Webseiten können Bots auffordern, nicht durchsucht zu werden (ob die sich daran halten ist eine andere Sache). Auf geschlossene Forenbereiche haben sie keinen Zugriff, da sie sich nicht anmelden können. Google Cache und Web Archive enthalten Webseiten, die verändert oder gelöscht wurden. Die werden bei einer Standardsuche nicht angezeigt. Es gibt Wissensdatenbanken, die nicht öffentlich zugänglich sind. Meines Wissens greifen die Suchmaschinen auch das Usenet nicht ab, das aus den früheren Mailbox-Foren hervorgegangen ist; dort gab es in vielen Ländern schon Newsgroups, die sich mit dem Schreiben beschäftigt haben (etwa die desp für deutschsprachige Nutzer), als man sich noch mit Hilfe von Akkustikkopplern über analoge Leitungen vernetzt hat.
Kann Google einen Sinnspruch nicht finden, kann er immer noch irgendwo anders stehen. Oder: frage ich in einem Dorf, ob hier Peter wohnt und die Leute sagen nein, kann ich daraus nicht schließen, dass er auch in keinem anderen Dorf wohnen kann.
Ich sehe nicht viel Nutzen darin, die KI mit einem Satz übertreffen zu wollen, den sie weder im Internet findet noch selbst zusammenbasteln könnte.
Das Gebiet, auf dem ich mich mit meinem Buchprojekt mit einer KI messen würde und sie hoffentlich übertreffe, ist ein anderes: Ich möchte die Leser miterleben lassen, wie sich die Persönlichkeit meiner Charaktere weiterentwickelt.
Wenn ich eine Hausarbeit geschrieben habe, war das ein Prozess, der sich mindestens über mehrere Tage hinzog. Damals (und auch heute) hätte ich niemals den gesamten Text auswendig aufsagen können, weil das nie Teil der Aufgabenstellung war. Das hätte ich extra lernen müssen, auch wenn ich den Text von vorne bis hinten immer selbst geschrieben habe.
Was allerdings möglich gewesen ist: Im Unterricht oder im persönlichen Gespräch über den Text zu reden, Fragen zu beantworten, etc.
Sans mauvaise intention! (Übersetzt Google, wenn ich nach der französischen Formulierung für „ohne böse Absicht“ suche.) Ich wollte mit meinem Post verdeutlichen, warum die Konzentration auf diese Suchmaschine nicht weiterführt.