Entwickeln Romanfiguren ihr Eigenleben?

Es ist nur einfach so, dass man etwas Anderes schreibt als man ursprünglich vorhatte. Wenn man das einen Tag später liest, staunt man manchmal, wie sehr man vom eigentlichen Vorhaben abgewichen ist.

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:wink: Genau das verstehe ich nicht. Wie kann ich etwas anderes schreiben als das, was ich vorhabe zu schreiben? Ich kann meine Meinung, das was ich vorhabe ändern und dann etwas anderes schreiben. Aber das „passiert“ doch nicht einfach so. Ich schreibe das, was ich will, weil ich es will.

Verstehst du meine Schwierigkeiten, das zu verstehen?

Bist du dir sicher?

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Doch.

Nein.

Es hat etwas mit dem Unterbewusstsein zu tun.

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Absolut.

Das ist aber schade. Da kannst du ja gar nicht mehr überrascht werden.

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Das ist eine Annäherung an eine Erklärung, mit der ich etwas anfangen kann.

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Wovon soll ich denn überrascht werden wollen? Ich will eine Geschichte schreiben, also entwerfe ich Orte, Figuren, Szenen, Dialoge usw. Klar kann sich mein Entwurf, meine Idee mit der Zeit ändern. Ich ändere mich ja auch, ich lerne dazu, gewinne neue Vorlieben, entwickle neue Abneigungen etc.

Ich lese am liebsten Bücher von Leuten, bei denen ich weiss, dass sie vor dem Schreiben einen Plan haben, wie sich die Geschichte entwickelt. Leute die „einfach drauflos schreiben“ schreiben Geschichten, die ich nicht mag, weil sie mir „wirr“ vorkommen.

Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass jeder planerische Arbeit in sein Werk steckt, entweder vor dem Schreiben des ersten Entwurfs oder hinterher.

Was ich NICHT meine ist z. B. planloses drauflosschreiben. Das ist aber in meinen Augen nicht das Schreiben an sich, das dient der Ideenfindung. Habe ich als Schreibübung auch schon gemacht, da kamen ein paar interessante Ideen zustande, die ich dann als Grundlage für eine Geschichte verwendet hatte.

Und ja, ganz zu Beginn hatte ich es auch mit drauflosschreiben versucht, ohne vorheriges Planen. War ne Katastrophe, völlig unlesbar und wirr.

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Na ganz planlos geht gar nix, da hast du recht, aber dennoch gilt, dass du dich von Überraschungen (insb. jene, die dir deine Protas bereiten) nicht gänzlich befreien kannst. Es sei denn du willst eine KI werden.

Bei mir funktioniert das Planen so:
1.: Ich hab ne Idee für eine Story
2.: Ich mach 'nen Pitch daraus (Zusammenfassung einer möglichen Geschichte in max. 4 Sätzen)
3.: Ich mach ein erstes (noch flaches) Persönlichkeitsprofil und ein Soziogramm der Protagonistin
4.: Ich mach 'nen Plot aus dem Pitch (nicht mehr als 4 - 5 Seiten)
5.: Ich lass mich auf die Überraschungen und neuen Entwicklungen ein, schreib sie zunächst nieder und entscheide im Laufe der weiteren Arbeit ob ich das dann lasse oder lieber doch nicht

Man kanns natürlich auch anders machen, aber mich freut es so einfach mehr.

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Mmh. Also ich plane meine Geschichten nie…nur ein grober Umriss. Meine Charaktere entwickeln grundsätzlich ein Eigenleben. Ich habe noch von keinem meiner Testleser oder anderen Autoren/Lektoren gehört, dass es wirr ist…Ich nehme mir jedes Mal vor zu planen und mach es dann doch wieder so. Einzig und allein die Überarbeitung könnte unter Umständen umfangreicher ausfallen

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Ähnlich geht es bei mir…

Es gibt ja grundsätzlich zwei verschiedene Arten von Autoren…die Intuitiven und die Planer. Beide kommen ans Ziel, nur über einen anderen Weg

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Woher willst du denn wissen, wie das Buch entstanden ist? Das steht ja nicht dran und wenn jemand gut ist, dann merkt man nicht, ob er mit oder ohne Plan geschrieben hat.
Ich plane grob, schreibe, plane dann nach (je nachdem, was meine Figuren mit mir gemacht haben) und immer so weiter. Ganz am Ende prüfe ich die Plausibilität (mithilfe von Testlesern). Ob man meine Bücher mag oder nicht oder ich einen schlechten Stil habe oder falsche Grammatik nutze oder was auch immer ein Buch schlecht macht - wirr sind meine Bücher nicht. Und wie gesagt, ich plane eben nicht durch.
Ich möchte eine Geschichte über einen Bestatter schreiben, also brauche ich einen Bestatter und ein paar Leichen. Dann schreibe ich los. Erst den Anfang, dann das Ende, dann die Mitte. Zwischendurch plane ich nach, sodass der Plan mit dem Fortschreiten der Geschichte wächst. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich die einzige bin, die das so macht.

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Dann bist du eben ein Autorentyp der Kategorie Plotter.

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Genau

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Ich denke, auch bei den „Plottern“ gibt es den großen Unterschied zwischen dem Plot/Plan und dem „mit Leben füllen“, dem wirklichen Erzählen der Geschichte.
Man kann beispielsweise vorher eine Szene mit einem Dialog geplant haben, der dieses und jenes Ziel hat, und wenn man den Dialog dann schreibt und sich dabei in seine Figuren hineinversetzt, merkt man vielleicht, dass Figur A viel gefühlsbetonter reagiert und dadurch der Dialog in eine andere Richtung führt.

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Okay, da hast du mein rotes Tuch gefunden. Pass nur auf, Torrero :wink:

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Okay, klingt für mich SEHR nach planen :wink: Und anhand dieser Liste kann ich auch besser verstehen, wie du es meinst.
Bringt halt doch was, wenn man sich nicht mit der erstbesten Antwort zufrieden gibt :smiley:

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Ich weiss bei meinen Lieblingsautoren, dass sie planen, weil sie es sagen. Natürlich ist es mir überlassen ihnen zu glauben oder nicht. Aber warum sollte ich nicht?

Und wie du selbst sagst, planst du auch, nur halt eben nicht ALLES vorher, sondern immer wieder. Es ist nicht so, dass deine Figuren das Buch schreiben, sondern du. Ergo: Sie machen was du willst, nicht umgekehrt.

Wie @Gschichtldrucker mit seiner Auflistung gezeigt hat, ist es nicht so schwarz-weiss wie es manchmal dargestellt wird. Einzig die Aussage, dass jemand NICHT plant halte ich für falsch.

Aber ging es nicht darum, dass Charaktere ein Eigenleben entwickeln und du dein Buch und deine Dialoge planst? Ich habe eine grobe Idee der Story und mehr wird nicht geplant