Entwickeln Romanfiguren ihr Eigenleben?

Ich kann dir da immer noch nicht zustimmen.

Eben nicht. Ich plane nach, d. h. der rudimentäre Erstplan entwickelt sich nachdem ich zum Beispiel eine Szene geschrieben habe, die ich nicht geplant hatte. Ich plane nach, damit es eben hinterher nicht zu dem von dir bemängelten Wirrwarr kommt.
Das heißt: Am Ende habe ich einen Plan vorliegen, an dem ich die Konsistenz meiner Geschichte überprüfen kann. Dieser entsteht durch Teilplanung und Nachplanung.

Beispiel:
Im Plan steht:
Otto ist sympathisch.
Er geht einkaufen.
Er tötet Maria.
Maria ist unsympathisch.

Ich beschreibe Otto beim Einkauf. Er entpuppt sich als Stinkstiefel.

Ich ändere den Plan. Der neue Plan sieht so aus:
Otto ist unsympathisch.
Beim Einkaufen rempelt er einen alten Mann an.
Maria ist sympathisch.
Trotzdem tötet sie Otto.

Und immer so weiter.

Grobplanung - Schreiben - Plananpassung nach dem Schreiben - Weiterschreiben - Plananpassung …

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Eben. Und das tun sie auch, zumindest bei mir.
Ich hatte nie geplant, dass sich meine Protagonistin in ein Mädchen verliebt - trotzdem hat sie es getan und ich komm da nicht weg davon. Sie besteht darauf, dass ich das weiterschreibe. Es war auch nie geplant, dass ihr wichtigster Antagonist auch nur den Ansatz von sympathischen Zügen trägt. Tut er aber. In beiden Fällen ändert das die Dramatik der Geschichte, nicht aber den Plot selbst.
Wie schrieb schon Bert Brecht: "Ja mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht und häng noch einen zweiten dran, geh’n tun sie beide nicht! "

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Wie ich sagte, du planst nicht alles vor dem Schreiben, sondern immer wieder. Aber auch bei dir steht zuerst ein Plan, den du halt immer wieder anpasst. Was ja auch verständlich ist, weil du vielleicht merkst, dass eine Idee so doch nicht zu 100 % funktioniert. Also passt du den Plan (der bereits da ist) an.

Edit: Ich möchte nicht unbedingt immer das letzte Wort haben :wink: Ich sehe auch, dass wir da nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Das ist auch nicht entscheidend und das, worum es mir ging. Ich wollte verstehen, wie jemand die Aussage „Die Figur macht was sie will“ meint. Und das verstehe ich inzwischen zumindest etwas besser. Denke ich.

Das stimmt. Aber ich schreibe erst und korrigiere dann den Plan. Im Nachhinein.
Eigentlich ist das wiederum völlig egal. Jeder sollte es so machen, wie er am besten zurecht kommt und den meisten Spaß an seinem Schreibfortschritt hat. Ob ich nun zu Fuß gehe, mit dem Fahrrad über Schlaglöcher fahre oder mit meinem Ferrari einen Ausflug mache …

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Das ist jetzt vollkommen OT, aber ich würde den roten Flitzer bevorzugen :wink: