November. Draußen bleibt der Nebel lange in den Niederungen, am Nachmittag fällt Nieselregen, am Abend kriecht die Kälte um das Haus. Holt Holz vom Schuppen, heizt den Kamin an, macht schwarzen Tee mit Rum und setzt euch her zu mir. Ich erzähle euch eine Geschichte, ganz ohne KI…
Tolle Geschichte, geschrieben ganz nach meinem Geschmack und gerne gelesen. Aber es fällt auf, dass du meist aus weiblicher Sicht schreibst. Es sind die Frauen, die starke Rollen besetzen, den Männern bleiben die schwachen. Mich irritiert dieses idealisierte, oft heroische Frauenbild etwas. Vielleicht solltest du dir für künftige Veröffentlichungen (natürlich hier im Forum unnötig) ein weibliches Pseudonym zulegen, um möglichen Vorurteilen aus dem Weg zu gehen. (Zumal du dich selbst oft despektierlich und negativ konnotiert als ‚alter weißer Mann‘ bezeichnest. )
Natürlich ist das nur mein ganz individueller Eindruck und muss beileibe nicht auf andere Leser oder Leserinnen zutreffen. Wir alle haben eine eigene Biografie. Es gibt Kongruenzen, aber mehr noch Unterschiede.
In der Tat. Keine Ahnung, warum das so ist. Aber es sind meist Frauen in meinem Kopf, die mir ihre Geschichten erzählen. „Starke Männer“ scheinen mich zu meiden. Aber ich arbeite daran. Das mit dem Pseudonym werde ich mir überlegen, falls ich je ein Buch mit vorwiegend weiblichen Stories rausgeben sollte.
Eigentlich ist es mir egal, wer ein Held ist, ich bin nur genervt davon, dass allzu oft nach starken Frauen geschrien wird, um jeden Preis. Mitunter habe ich das Gefühl, Männer werden als Krankheit angesehen.
Jetzt lese ich aber erst mal Gschichtldruckers Geschichte. Dann sehen wir weiter.
Na da hab ich ja wieder was losgetreten mit meiner Geschichte. Ich hab das Thema auch schon mit meiner Tochter (der Kunstfraufessor) diskutiert. Sie meinte, das Bild der „starken Frau“, sei ein semantischer Unfug, da er impliziere, dass es auch - nein, vor allem - schwache Frauen gebe, was aber nur ein feuchter Traum alter weißer Männer sei. Alle Frauen seien stark, bloß die geltende Narration entspreche dem nicht. Und zu meinem Hang in erster Person aus weiblicher Perspektive zu schreiben, meinte sie, das grenze doch schon etwas an cultural appropriation, aber so lange das niemand störe, solle ich mal machen.
Ich klinke mich dann immer aus diesen Diskussionen mit ihr aus. Ich muss ja nicht alles verstehen. Aber ich glaube, dass mich meine Protagonistinnen, egal ob Gabi und Lilli, Nora und Marie, Karin und Nina, Antinome und Anna Froid, eigentlich ganz lieb haben. Hoffe ich zumindest.
Mein Fehler. „Stark“ ist so wie „hübsch“, „schön“ oder „gut“ zu oberflächlich.
Im letzten Jahr wurden in Deutschland pro TAG ca. 530 Frauen Opfer von Gewalt. Und das ist nur die offizielle Zahl. Die Dunkelziffer ist viel höher.
Jedes 5!!! Kind im Grundschulalter hat Erfahrung mit Gewalt/ sexualisierter Gewalt.
Körperverletzung: 80-90%, Tötungsdelikte ca. 90%, Vergewaltigungen mehr als 98% durch Männer.
„Unsinn“ ist es nicht @Gschichtldrucker. Jedenfalls nicht für mich.
Ob es uns bewusst ist oder nicht, es gibt in unseren Köpfen ein Frauen- ( und leider auch Kinder) - Bild, das diese Zahlen spiegelt. Und Gewalt fängt nicht erst dort an, wo Blut fließt.
Mit „starken Frauen“ meine ICH eine „Typin“, die NICHT in dieses Bild passt.
Ich für meinen Teil will nichts über eine Frau lesen, die geschlagen, gedemütigt, verletzt oder getötet wird. Denn das kenne ich zur Genüge. Ich begegne diesen Frauen oft genug in Kursen, die verzweifelt um ihre Würde ringen und gar nicht WISSEN, wie stark sie sind.
Männer sind keine Krankheit. Ich stehe auf Männer. Ich habe viele männliche Freunde. Ich schätze an ihnen, dass sie direkter sind als Frauen, dass sie oft mutiger/ selbstbewusster als viele Frauen sind und Konfrontationen nicht so sehr ausweichen, ihre Art zu denken, ihren Humor, ihre ganz eigene Art, Probleme anzugehen. Ich sehe Männer und Frauen als gleichgroße Teile eines Ganzen.
Mein Männerbild ist keinesfalls eindimensional. Ich kann sehr wohl unterscheiden, zwischen denen die sich auf Kosten vermeintlich schwächerer profilieren und der Mehrheit, die das nicht nötig hat.
Ich meinte ja auch nicht dich. Ich meinte das im Allgemeinen. Dass es eben mein Eindruck ist, dass in neuen Filmen / Romanen / Kurzgeschichten keine „klassischen“ Helden mehr verarbeitet werden dürfen. Das stört mich eben.
Deine Äußerung hab ich nicht persönlich genommen. Tut mir leid, wenn es so rüberkam. Das liegt mehr an mir/ meiner Sicht als an dir.
Der klassische Held hat nicht ausgedient. Ich finde nur, der klassische Held sollte nicht per se männlich sein.
Ich sehe Stärke und Schwäche in diesem Kontext auch weniger wissenschaftlich – da habe ich eh keine Ahnung –, denn wir alle, m/w/d, haben bekanntermaßen Stärken und Schwächen. Nur in deinen Geschichten, lieber Christian, kommen die Frauen einfach besser weg als die Männer. Vielleicht spielt dir auch der Rollentausch als Erzähler einen Streich? Gut für mich – aber eben nicht immer realistisch.
Eben. Genauso meine ich es auch und zusätzlich sollte er nicht per se weiblich sein, nur damit die Frauenquote erreicht wird (absichtlich spitz ausgedrückt, um es zu verdeutlichen). Am besten, es kommt einfach so daher, wie es zur Geschichte passt.
Es gab schon öfter die Idee, dass James Bond eine Frau sein sollte. Das ist für mich ebenso daneben wie Robin Hood als Frau.
Das alles hat aber nun nichts mit Gschichtldruckers Geschichte zu tun. Die gefällt mir, so wie sie ist.
Eine gute Geschichte. Ruhiger Aufbau, die verzahnten Erzählebenen mag ich, die Figuren ohnehin. Eine Erzählung, die leise nachklingt… auf eine nicht unangenehme Weise.
Eine Kamin, Kerze & Tee-Geschichte.
Danke.