Mein Erfolgserlebnis diese Woche war, dieses Feedback zu einem Kapitel anzugehen:
Das Kapitel hat eine furchtbar schlechte Einleitung.
Die Einleitung beginnt mit einer Erinnerung in einer Erinnerung. Sozusagen eine Metaebene zuviel.
Man bekommt Beschreibungen und Erinnerungen, hat aber keine Vorstellung, wo sich der Charakter eigentlich befindet.
Die Einführung von seinen Freunden ist chaotisch, messy und unnatürlich.
Niemand würde so streiten, wie diese Guys. Vor allem nicht, wenn sie Freunde sind.
Der Absatz, wo man den Mann hinter dem Hang findet, ist schlicht furchtbar. Eine Katastrophe. Zuerst baut man die Spannung auf, und dann nimmt man sie unnötig heraus und erzählt einfach so weiter.
So viele verpasste Chancen, wo man nicht nur die Handlung vorantreibt, sondern auch die Charaktere ausbaut.
Ja, irgendwo in mir hat das Gefühl auch die ganze Zeit geschlummert. Nach dem Feedback musste das aber erst mal sacken und ich hab das fast einen Monat vor mich hergeschoben, das anzugehen. Aber ich bin jetzt zur Hälfte durch mit Überarbeiten, und irgendwie fühlt sich der neue Entwurf schon um einiges besser.
Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass der eine Gegenüberstellung zum Erstentwurf verdammt gut standhalten wird. Ist nach dem Feedback allerdings auch nicht sehr schwer
Die erste 10.000 Wörter für meinen ersten Kriminalroman sind geschrieben. Ich bleibe einfach dran, es würde mich so stolz machen, einen richtigen Roman fertigzustellen, auch wenn ihn wahrscheinlich niemand jemals lesen möchte.
Meint Ihr, es macht Sinn, sich am Ende jemanden zum Betalesen zu suchen, um beim nächsten Versuch zu wissen, was man verbessern könnte? Vielleicht kommt ja irgendwann wirklich mal etwas Brauchbares heraus…
Es ist ein bisschen wie ein Muskeltraining. Früher dachte ich 20 km Radfahren zur Arbeit morgens wäre ein unmöglicher Berg, als ich dann mal 100km zum Campen radelte … Fühlen sich 20km schon wie „fast zu Hause“ an. Das bedeutet für dich: schreibe gerne weiter, denn den langen Atem kann man nur so trainieren. Versuche die Geschichte zusammenzuhalten d.h mache dir nicht so viele Gedanken. Ziel ist immer nur Fortschritt, die nächste Szene. Die nächsten 500 Wörter.
Kleine Idee aus Tapios Trickkiste:
Ich habe in einem Notizbuch meinen Roman in 500 Wörter Karos unterteilt. Das heißt 7 Reihen mit 20 Karos, da ich meinen Roman mit 70.000 Wörter plane. Immer wenn ich weiter gekommen bin, kritzele ich die Karos aus, die ich schon hab. Mich motiviert das: ähnlich wie eure Berichte hier
Ich würde erstmal weiterschreiben. 10.000 ist schon ein guter Wert. Erstmal geht es darum ein Gefühl zu entwickeln, dass es möglich ist : unendlich lange so weiterzumachen, eine Szene schließt die nächste an. Dein Handlungsbogen beendet irgendwann die Story. Ich denke am Ende solltest du es einmal selbst lesen und dann jemanden geben, wenn es ein Anfang, Höhepunkt und Ende hat. Sei nicht zu kritisch mit dir, dass ich die 100km mit 14 km/h Durchschnitt gefahren bin, hat keinen interessiert.
Der Anfang ist „leicht“. Je nachdem wie geübt man ist. Danach kommt der Punkt, wo man ein wenig sein Pulver verschossen hat, und ja - da muss man einfach dranbleiben Wenn man dieses kleine Tal hinter sich gelassen hat, dann läuft vieles auf einmal von selbst.
Der kleine Samen, den man da gesetzt hat, ist zu einem ordentlichen Strauch gewachsen, das komische Knäuel an Ideen spinnt sich langsam auseinander, die Protagonisten sind einem nicht mehr fremd, sondern sie entwickeln ein Eigenleben.
Allerbeste Testleser: Hart und ehrlich, konstruktiv und hilfreich.
Diese Art von Kritik habe ich von meinen Testlesern teilweise auch bekommen - ganz schön schwer zu schlucken. Bevor man sich da als Autor zur echten Dankbarkeit hin entwickelt, muss man erstmal die Trauerphasen (Verleugnung, Wut, ggf. Heulattacken) durchstehen.
Unbedingt! Einer meiner Lieblings-Aphorismen, die ich hier im Forum gelesen habe, kommt von Andreas Eschbach: „Die Rohfassung ist der Steinbruch, aus dem die zweite Fassung aufgebaut wird.“
Klar, macht es Sinn. Wie Tapio schon sagt: Es ist Übungssache. Setzt dich nicht unter Druck und mach einfach. Es wird. Und warum sollte es niemand lesen wollen?
Interessante Herangehensweise mit deinem Notizbuch. … in 500 Wörter unterteilt … sind das leere Kästchen oder ein sezierter Plot? Beides würde auf jeden Fall motivieren.
Nachtrag: @Tapio, du hast meine Frage wahrscheinlich gar nicht als Frage wahrgenommen. Mich interessiert es wirklich, wie du das mit den Kästchen machst?
Nach langer, langer Schreibpause (ich kann nicht anfangen, bevor nicht ein paar Dinge geklärt sind, und das hat zum einen ewig gedauert, zum anderen hatte ich einen anderen Jumpstart zum Schreiben) habe ich heute bisher 1000 Wörter zu … Datei gebracht. Ja, das ist fast nichts, aber für mich ist es gerade wie „3, 2, 1, ignition“ …
@Cato_K
Ich bin eine Schnecke im Vergleich zu anderen, aber was solls?
Für mich geht es darum, dass mein Buch ein gutes Buch werden soll. Wenn ich dafür 10 Jahre brauche, aber das Buch am Ende tatsächlich gut wird, werde ich glücklich sein.
Mal schauen, ob der Upload mit dem Bild klappt.
Hier sieht man, dass ich auch noch am Experimentieren bin. Es galt für mich herauszufinden, wie viele Kästchen wirken motivierend, oder erschlagend.
Ein Kästschen 2000 Wörter ist zu groß gedacht.
Ein Kästchen 1000 Wörter → so habe ich bei Paladinsöldner 2 gearbeitet und es hat gut geklappt. Aber ich habe mehrmals nachzählen müssen und es bestand die Gefahr, dass ich den Tracker nicht nutze: z.b wenn ich an 3 stressigen Tagen nur je 300 Wörter geschrieben habe, und immernoch kein Kästchen ausfüllte.
Ganz unten der Tracker für „Schwerter der Ordnung“ ist das Romanprojekt, dass ich vor ein paar Tagen begonnen habe. 500 Wörter Tracker finde ich gut, da nehme ich fast täglich das Buch zur Hand.
Man sieht einige Makierungen → das sind Meilensteinhinweise für mich. (ich plane die Geschichte während des Schreibens, aber einige Meilensteine der Story sollten erreicht werden)
Ich nutze darüber hinaus noch einen zweiten Papiertracker, den ich wegen privaten Infos und gekritzel nicht zeigen möchte. Dort sind meine wichtigen (persönlichen, nicht arbeitsrelevanten) 6 Ziele innerhalb eines 12 Wochenplans (3 Monate) aufgeteilt. Zwei der 6 Ziele sind z.b „Geschrieben am Roman?“ (Kästchen ausgekritzelt) „500 Wörter erreicht?“ (ausgekritzeltes Kästchen mit Haken)
Das zweite „An der Korrektur Pala2 gearbeitet?“
Dieser Tracker geht quer über zwei Seiten, während oben horizontal die Tageszahlen (1 bis 31) stehen und die drei Monate darunter angeordnet sind. Bemerkt man hier, dass man langsam eine Woche Lücken in einem Ziel aufweist, kann man darüber nachdenken: Ist es mir nicht wichtig genug? Brauche ich etwas, um es zu verwirklichen?
Meine 6 wichtigen Ziele sind dabei ein bisschen Priotisiert: Ziel 1 ist tasächlich „Geschrieben am neuen Roman?“ → das liegt noch vor der Korrektur.
Danke für den Einblick und die ausführliche Beschreibung. Man kann gut erkennen, was du meinst. Da bin ich echt beeindruckt. Ich finde es immer interessant, wie andere arbeiten. Man kann immer noch was dazu lernen und etwas für sich mitnehmen. Bei deinem System kann ich mir gut vorstellen, dass das motiviert. Danke.
Witzigerweise bietet Papyrus das auch selber an. Er hat unten rechts diesen farbigen Kreis. Dort kann man sein Schreibziel (z.b 70000 Wörter) und seine Tagesziel (z.b 500) Wörter eingeben und dann sieht man immer solche Fortschrittsbalken und ich glaube, die Tage, an denen man gearbeitet hat
Ich tracke auf dem Papier aber noch andere Sachen, dass wirkt recht organisiert - aber nur so bekomme ich meine chaotische Gedankenwelt in Griff
Ich habe Stand heute 250 Seiten fertig, davon etwa 200 Seiten schon überarbeitet und gekürzt. Ich werde am Ende wohl bei ca. 300 Seiten landen und überlege gerade, ob das zu wenig ist. Vielleicht muss ich da noch etwas „einbauen“.
Blöde Frage jetzt vielleicht, aber warum sollte das zu wenig sein? Wenn die Geschichte fertig ist, ist sie doch fertig oder? Braucht man für einen Verlag oder dergleichen eine bestimmte Seiten- oder Wortanzahl?