Jedenfalls habt Ihr wirklich schöne Hunde! Um in diesem Sinne auf den Autor zwischen den Romanzeilen zurückzukommen:
Ich hatte lange überlegt, ob ich in meinem Roman mein etwas spezielles Verhältnis zu Hunden überhaupt reinbringen sollte. Ich habe es dann aber doch getan. Meine Hauptfigur kommt unfreiwillig auf den Hund, weil sie gezwungenermaßen das Leben der ermordeten Zwillingsschwester einnehmen muss, die einen Beagle hatte.
Dazu muss man wissen, dass ich schon als Kleinkind in Hinblick auf Hunde negativ vorbelastet wurde. Wir wohnten in einer Doppelhaushälfte mit einem schmalen Gang zwischen einem steilen Berghang und der Rückseite des Doppelhauses. Die alte Nachbarin nebenan war sehr krank und hatte schwere Verkrüppelungan an den Händen. Aber sie war zeitlebens übertrieben tierlieb, hatte teilweise bis zu zehn Katzen und einen schwarzen, übelriechenden, Labrador, den sie “Mohr” nannte.
Sie war mit der Pflege des Hundes total überfordert. Meine Mutter hatte für mich hin und wieder eine Wanne zum Plantschen hinter dem Küchenfenster in diesen Gang gestellt und eines Tages hatte die Nachbarin vergessen, ihr Küchenfenster zu schließen. Dieser große, stinkende Hund stürmte laut bellend auf mich in meiner Wanne zu und ich war mit meinen zwei Jahren mehrere Minuten allein mit ihm. Furchtbar! Seit diesem Erlebnis hatte ich natürlich ein sehr negativ geprägtes Hundebild im Kopf. Mitte der Achtziger zog ich nach Berlin und war schockiert über die große Anzahl von Hunden, die in dieser Stadt in viel zu kleinen Wohnungen mit ihren Besitzern lebten. Und dann diese unglaublichen Mengen an Hundehaufen, welche die Bürgersteige pflasterten. Dieter Hildebrandt hatte vor langer Zeit im Scheibenwischer mal den “Berliner Gang” mit gesenktem, ständig von links nach rechts sondierenden Kopf karikiert. Das war nicht übertrieben und sprach mir wirklich aus der Seele.
Nun die Zeiten und meine Ansicht über Hunde änderten sich vor ca. vier Jahren, als ich meine jetzige Frau kennenlernte. Sie hatte einen Beagle und noch bevor er vor drei Monaten gestorben war (es war abzusehen), wollte sie gerne einen neuen Hund anschaffen. Wir haben uns dann auf den kleinsten Kompromiss, einen Chihuahua geeinigt. Ich bin bis heute nicht unbedingt die treibende Kraft, wenn es um Hunde geht, aber das hat bei mir wenig mit mangelnder Tierliebe, sondern vielmehr mit dieser prägenden Erfahrung als Kind zu tun. Trotzdem bin ich froh, dieses Trauma in den letzten Jahren überwunden zu haben, denn eigentlich mag ich Hunde sehr. Als Hundebesitzer, egal wie groß der Wauwau ist, hat man zwangsläufig sehr viel mit anderen Hunden zu tun und mittlerweile knuddele ich auch den Dobermann einer Gassi-Bekanntschaft regelmäßig, wenn ich mit Jimmy unterwegs bin.
Diesen Teil meines Lebens hat in meinem Roman ein Kommissar bekommen, der vor der Entscheidung stand, einen kleinen Chihuahua ins Tierheim abzuschieben oder sich zu überwinden, ihn in Pflege zu nehmen.