Der Autor zwischen den Romanzeilen

Auch für die Persönlichkeit einer unbedeutenden Autorin, die ihre Werke selbst veröffentlicht, interessiert sich kein Leser. Nur meine engsten Freunde mutmaßen dauernd, ob das, was ich geschrieben habe, wirklich passiert sei.

Sind Romanautoren besonders labil und störungsanfällig? Wäre Stephen King krank geworden, wenn er keine Horrorromane geschrieben hätte? Kann Schriftstellerei vor der Psychiatrie bewahren und damit die Gesundheitskosten senken?

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Ich habe vor Jahren ein Interview mit Stephen King gelesen. Darin sagte er, er sehe jeden Abend unter dem Bett nach, ob da ein Monster sei. Er könne sich allerdings nicht mehr erinnern, ob er deswegen anfing Horrorromane zu schreiben, oder ob er Angstzustände durch seine Schreiberei bekam.

Mir hilft das Schreiben, mich auch wieder auf andere Dinge konzentrieren zu können. Vorher sprachen die Charaktere in meinem Kopf ständig dazwischen.
Jetzt lasse ich sie raus und sie mich in Ruhe.

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Genauso finde ich, muss es sein. Alles andere wäre doch nur ein runtergeschreibe von Fakten und Details. Ich glaube auf andere Art tauchst du niemals in die Geschichte ein. Und wenn man sich selbst nicht in die Geschichte versetzen kann, wie soll es dann der Leser. Bin da also voll bei dir. Und 2-3 Stereotypen, speziell wenn es das sonst nicht gibt in der Geschichte, dann bist du mit den Stereotypen eigentlich soweit weg von STERIO wie man es nur sein kann

Für die Persönlichkeit wird man sich nur interessieren wenn es den Aufwand rechtfertigt. Bringt man in die Geschichte schon keine ein, wird das Interesse an der Persönlichkeit hinter den Tasten wohl kaum Interesse hervorrufen - völlig gleich ob diese bedeutend ist oder nicht.

Mir hilft das Schreiben, mich auf das Schreiben zu konzentrieren, meine Gedanken und Gefühle nach innen zu fokussieren, und mich von der Umwelt mit ihrem Realitätssmog und ihrem sozialen Littering zu distanzieren. Nur so kann ich meine Charaktere überhaupt wahrnehmen.

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:thumbsup:

Stimmt! Um es mal salopp zu formulieren:
Es fehlt vielen Menschen von Tag zu Tag mehr Bezug zum wahren Leben, weil in immer kürzer werdender Zeit eine neue, angeblich soziale, reale oder einfach nur wichtige Sau, durchs Netz getrieben wird. :cool:

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… was dann zu Aufmerksamkeitsspannen wie ein possierliches Haustier führt, leider besonders bei jungen Menschen zu beobachten, die sich kaum konzentrieren können.
Mir hilft Schreiben auch dabei, ein wenig täglichen Ballast “abzuladen” - also ja, von mir ist schon etwas in meinen Texten enthalten. Ob andere das erkennen, kann ich nicht beurteilen.

Geht mir auch so. Schön dass es das Ventil “Schreiben” gibt!

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Ja, das ist vorwiegend bei Teenagern und anderen Couch-Potatoes zu beobachten. Aber manches Haustier will ich damit nicht unbedingt vergleichen. Wir haben auch ein sehr possierliches Haustier, mit dem ich jeden Tag Gassi gehen muss: einen Langhaar-Chihuahua. Ich bin von Natur aus kein Haustier-Fan. Aber ich habe im Laufe meines Lebens schon mindestens drei Hamster und zwei Meerschweinchen von meinen Patchwork-Kindern begraben, eine Katze und einen Hund einschläfern lassen müssen und war verantwortlich für einen umtriebigen Beagle, den ich mit meiner neuen Familie übernommen hatte - alles eher unfreiwillig. Mittlerweile habe ich mich an Haustiere, die ich zwar nicht selbst wollte, aber zu meinem jeweils ausgesuchten Haushalt anscheinend gehören mussten, gewöhnt. Lustigerweise bin ich trotz meiner Einwände auch immer derjenige, der sich letztendlich um das Tierwohl und um das Ableben kümmern muss. Das ist wohl mein Karma…

Nach dem Tod des Beagle wollte meine jetzige Frau unbedingt wieder einen Hund. Unseren Chihuahua “Jimmy” habe ich unter der Prämisse “kleinstes Übel” erstmals mit ausgesucht: Hund? So klein, wie möglich! Und der ist echt toll! Alle lieben Jimmy und wenn ich mit ihm spazieren gehe - alle in der Familie wollten ihn und versprachen mir mal wieder, sich um ihn zu kümmern - habe ich echt große Freude. Am Ende muss ich doch sagen: der Hund passt auch zu mir. Wenn er wütend ist und die Zähne fletscht, sieht er aus wie ein Gremlin…

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Ganz offtopic…

Siehst du, bei uns ist es genau umgekehrt: Da kann ein Hund nicht groß genug sein :slight_smile:
Unsere Hündin hat ein Schultermaß von 60 cm und sie sieht aus wie ein schwarzer Schäferhund. Wenn sie neben mir sitzt, kann ich ihr locker den Kopf streicheln. Und das ist für uns das absolute Mindestmaß.
Ich muss zugeben, sie ist unser erster Hund. Wir haben sie aus einem griechischen Tierheim, da war unser Mädchen 5 Monate alt (von unserem Tierarzt bestätigt). Eigentlich dachten wir, sie würde die 50 cm - Marke nicht überschreiten. Aber als sie dann schon 55 cm hatte, hofften wir insgeheim, dass sie noch mehr wächst. Sie wurde also größer als gewünscht. Aber mittlerweile sind mein Mann und ich zu dem Schluss gekommen, dass große Hunde einfach viel entspannter und friedlicher sind. Wenn nicht gerade Feuerwerk ist oder Fußball im Fernseher läuft (ja, das 7:1 gegen Brasilien hat sie nicht verkraftet - da waren wir zu laut), ist Ria ein superentspannter Hund, der alle Menschen lieb hat. Bei Stress legt sie sich in den Keller unter ein Regal oder legt sich ins Bett von unserem Jüngsten (eigentlich darf sie gar nicht in die Betten, aber unser Jüngster empfindet das als Auszeichnung, dass sie bei ihm Schutz sucht).
Naja, ich sag mal so: Die Hunde, die uns im Wald begegnen, sind meistens entspannter, wenn sie groß sind, und aggressiver, wenn sie klein sind. Das gilt natürlich nicht pauschal gesehen, aber im Schnitt unterschreibe ich das.
Meine Großeltern hatten immer Zwergpudel (Toypudel?). Die waren auch recht klein. Aber die hatte ich als Kind immer sehr lieb, diese kleinen Wuschelwusel. :wink:

Ach so ja, Thema Charaktere im Roman:
Bei mir spielen in den Romanen auch immer große Hunde in Nebenrollen mit. Meistens als treue Gefährten oder als Aufpasser eines Hofes. Ohne geht nicht. Das sagt ja schon meine Signatur :wink:

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Das hängt wohl davon ab, ob man bei der Erziehung dieser Wuschelwusel den Fehler macht, sie bei Begegnungen mit großen Hunden fernzuhalten oder gar auf den Arm zu nehmen. Meine Frau läßt Jimmy meist frei laufen und seine besten Freunde sind ein Berner Sennenhund, ein weißer Schäferhund und zwei Labradore aus der Nachbarschaft. Leider wird ja das frei laufenlassen von Hunden wohl bald mit dem Tode bestraft werden, wenn es nach manchen Zeitgenossen ginge.

Auch bei mir schwingen immer ein paar Hunde zwischen den Romanzeilen mit. Vermutlich sind Hunde wohl am besten geeignet, tierische Protagonisten zu skizzieren. Obwohl: Unser Kater Lakritze würde wohl auch einiges hergeben. Am Anfang hat er den halb so großen Jimmy immer fauchend auf Distanz gehalten, aber mittlerweile scheint er sich an ihn zu gewöhnen. Der Hund sucht eigentlich nur einen Spielkameraden in ihm, aber Lakritze hat keinen Bock, so dass unser Chihuahua immer wie magnetisch angezogen dem Hinterteil der Katze hinterherrennt. Sieht äußerst lustig aus! Das geht aber nur bis zum Gartenzaun, den die Katze mühelos überwindet und der Hund dumm und bellend hinterherschauen muss.

Naja, tierische Geschichten sind zwischen den Romanzeilen manchmal wie ein wenig Salz in der Suppe.

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Ja, da sagst du was. Wir waren 2 Jahre lang mit Ria in der Hundeschule. Und dort waren auch die kleinen Hunde verträglich. Aber ich habe auch schon beim Spazierengehen erlebt, dass jemand seinen wild wedelnden Wuschel in Panik auf den Arm genommen hat und mir erklärt hat, sein Hund hätte Angst vor meinem Hund. Aha. Na, ich weiß nicht, wer da Angst hatte…

Ja, das ist auch so ein Punkt. In der Hundeschule haben wir gelernt, dass ein Hund, der immer nur an der Leine gehen muss, krank wird, und dass Freilauf zu einem gesunden Hund dazugehört. Wir lassen Ria außerorts zu 99 % frei laufen. Sie kommt zuverlässig auf Abruf und geht Fuß, egal, ob da ein Wanderverein oder Jogger/Biker/Hunde kreuzen. Bei Hunden kommt sie zwar nicht immer gern, aber eigentlich weiß sie, dass sie nur mit Erlaubnis spielen darf.

Hihi, das ist ein guter Name für einen Kater. Schätze mal, er ist schwarz.:slight_smile:
Ja, ich denke, bei Hund und Katz fallen einem Autor auch genug Geschichten ein :thumbsup:

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Ich hatte anfangs auch mal einen kleinen Hund:

Jetzt nicht mehr!
Cailín.jpg

Wie ihr seht, meine Cailín ist extrem entspannt, manchmal sind Sitzmöglichkeiten eben schon besetzt.:smiley:
Unser Mädchen verträgt sich mit allen Hunden, egal was für eine Größe.

In meiner Geschichte spielen genau diese Hunde eine große Rolle! Naja großer Hund, große Rolle, geht gar nicht anders. :wink:
Cailín war es auch, die mich auf meine Geschichte bzw. auf die Idee dazu brachte.

Bei diesen Hundebesitzern kann ich mir ein Lachen nie verkneifen, auch wenn es vielleicht unhöflich ist. Aber es ist halt einfach lächerlich.
Die Leute deren kleine Hunde wirklich schon mal Probleme mit großen Hunden hatten, verhalten sich zumeist anders.

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Sorry, irgendwie hat das mit den Bildern nicht so funktioniert, wie wollte. :kissing:

Mei, ist die putzig :heart_eyes: Das Bild auf der Gartenbank ist ja genial :rofl:

Ja, Ria ist auch völlig unkompliziert. Kompliziert sind nur Hundebesitzer, die schwarze Schäferhunde von vorneherein als bösartig einstufen. Manchmal vergeht mir da auch das Lachen, wenn ich die Aggression von deren Hunden dabei mitansehen muss, wenn sie wie wild an der Leine zerren und bellen, als würde der Teufel persönlich vor ihnen stehen.

Ja, das Problem ist immer am anderen Ende der Leine. Und es kommt auf das Herrchen/Frauchen an, egal ob es ein kleiner oder ein großer Hund ist :slight_smile: Und auch auf die Einstellung des Hundehalters. Ich kenne einen Tierheim-Helfer, der aus einem völlig verstörten Dogge-Ridgeback-Mix, der alles angegriffen hat, was ihm vor die Schnauze kam, einen lammfrommen Kumpel gemacht hat. Den hat er sich dann selbst behalten, weil er mir erzählte, dass er tatsächlich monatelang täglich mit dem Tier gearbeitet hat. Und der große Hundemann ist tatsächlich ein sehr netter Zeitgenosse geworden.

Ria in Frankreich.jpg

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Wunderschön, eurer Mädchen!:slight_smile:

Genauso sehe ich das auch. Entspannt sein ist hier angesagt. Viele Hundebesitzer sind aber oft überfordert, wenn es darum geht Situationen bei Hundebegegnungen einzuschätzen. Und die Anspannung geht dann auf den Hund über und so weiter, aber das kennst du ja auch. Dabei läuft das meiste von ganz allein.

Was ich auch überhaupt nicht verstehe! Klar ist, das es Menschen mit Hundephobie gibt. Und das ist natürlich zu respektieren. Aber wenn ich mir ein Tier anschaffe, hat das doch auch mit Tierliebe zu tun, da kann ich doch nicht hergehen und einen schwarzen Hund verteufeln, nur der Farbe wegen und beim kleinen Teppichporsche “Hutchigutchi” machen, bloß weil er so klein und süß ist.

Ich mag einfach alle Hunde (Katzen natürlich auch, eigentlich jegliches Getier).

Ich glaube wir hören lieber auf, sonst wandelt sich das hier noch in ein Hundeforum.:smiley:

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Jedenfalls habt Ihr wirklich schöne Hunde! Um in diesem Sinne auf den Autor zwischen den Romanzeilen zurückzukommen:

Ich hatte lange überlegt, ob ich in meinem Roman mein etwas spezielles Verhältnis zu Hunden überhaupt reinbringen sollte. Ich habe es dann aber doch getan. Meine Hauptfigur kommt unfreiwillig auf den Hund, weil sie gezwungenermaßen das Leben der ermordeten Zwillingsschwester einnehmen muss, die einen Beagle hatte.

Dazu muss man wissen, dass ich schon als Kleinkind in Hinblick auf Hunde negativ vorbelastet wurde. Wir wohnten in einer Doppelhaushälfte mit einem schmalen Gang zwischen einem steilen Berghang und der Rückseite des Doppelhauses. Die alte Nachbarin nebenan war sehr krank und hatte schwere Verkrüppelungan an den Händen. Aber sie war zeitlebens übertrieben tierlieb, hatte teilweise bis zu zehn Katzen und einen schwarzen, übelriechenden, Labrador, den sie “Mohr” nannte.

Sie war mit der Pflege des Hundes total überfordert. Meine Mutter hatte für mich hin und wieder eine Wanne zum Plantschen hinter dem Küchenfenster in diesen Gang gestellt und eines Tages hatte die Nachbarin vergessen, ihr Küchenfenster zu schließen. Dieser große, stinkende Hund stürmte laut bellend auf mich in meiner Wanne zu und ich war mit meinen zwei Jahren mehrere Minuten allein mit ihm. Furchtbar! Seit diesem Erlebnis hatte ich natürlich ein sehr negativ geprägtes Hundebild im Kopf. Mitte der Achtziger zog ich nach Berlin und war schockiert über die große Anzahl von Hunden, die in dieser Stadt in viel zu kleinen Wohnungen mit ihren Besitzern lebten. Und dann diese unglaublichen Mengen an Hundehaufen, welche die Bürgersteige pflasterten. Dieter Hildebrandt hatte vor langer Zeit im Scheibenwischer mal den “Berliner Gang” mit gesenktem, ständig von links nach rechts sondierenden Kopf karikiert. Das war nicht übertrieben und sprach mir wirklich aus der Seele.

Nun die Zeiten und meine Ansicht über Hunde änderten sich vor ca. vier Jahren, als ich meine jetzige Frau kennenlernte. Sie hatte einen Beagle und noch bevor er vor drei Monaten gestorben war (es war abzusehen), wollte sie gerne einen neuen Hund anschaffen. Wir haben uns dann auf den kleinsten Kompromiss, einen Chihuahua geeinigt. Ich bin bis heute nicht unbedingt die treibende Kraft, wenn es um Hunde geht, aber das hat bei mir wenig mit mangelnder Tierliebe, sondern vielmehr mit dieser prägenden Erfahrung als Kind zu tun. Trotzdem bin ich froh, dieses Trauma in den letzten Jahren überwunden zu haben, denn eigentlich mag ich Hunde sehr. Als Hundebesitzer, egal wie groß der Wauwau ist, hat man zwangsläufig sehr viel mit anderen Hunden zu tun und mittlerweile knuddele ich auch den Dobermann einer Gassi-Bekanntschaft regelmäßig, wenn ich mit Jimmy unterwegs bin.

Diesen Teil meines Lebens hat in meinem Roman ein Kommissar bekommen, der vor der Entscheidung stand, einen kleinen Chihuahua ins Tierheim abzuschieben oder sich zu überwinden, ihn in Pflege zu nehmen.

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Ich bin geborener Berliner, in Neukölln aufgewachsen. Wahrscheinlich habe ich den „Berliner Gang“ mit der Muttermilch schon aufgenommen! :smiley:
Wobei ich nicht mit gesenktem Kopf laufe.

Dein Erlebnis aus der Kinderzeit hast du doch prima überwunden. Vielleicht muss das bei manchen Menschen so sein, um auf den Hund zu kommen!
Ich selbst wurde als Kind vom Dackel meiner Großeltern gebissen, er hatte wohl ein Problem damit, das ich ihn ständig am Schwanz zog.:confused:

Das du den Chihuahua mit deinem Komissar in deinen Roman einbringst ist der endgültige Beweis: Du liebst Hunde! :slight_smile: Die Szene, wie die beiden zusammenkommen, würde ich gern irgendwann mal lesen.

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…dort hatte ich in Berlin meine erste Wohnung: In der Flughafenstraße.

Bis dahin kannst Du, glaube ich, gerade so den „Blick ins Buch“ bei Amazon lesen:

https://www.amazon.de/Die-Zahlentheoretikerin-Frank-Autzen-ebook/dp/B07D762T9M/

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Ich bin in der Roseggerstraße aufgewachsen und habe als junger Erwachsener dann in Charlottenburg in der Pestalozzistraße gewohnt.

Danke, für den Link! Da schaue ich heute abend rein!!:slight_smile: