Thema “Mehr-als-einmal-Lesen”: Mein Wiederholungsbuch ist “MacBest” von Terry Pratchett. Ich liebe die drei Hexen über alles. Besonders der Schalgabtausch zwischen Oma Wetterwachs und Nanny Ogg sind oft köstlich. Sicher, auch die Anlehnungen an Shakespeare sind bemerkenswert, aber die drei Damen, die finde ich einfach umwerfend. Deswegen lese ich das Buch ab und zu mal zum Vergnügen. Hab es bestimmt schon viermal verschlugen.
Zum eigentlichen Thema:
Selbstverständlich gibt man auch etwas von sich selbst preis. Das lässt sich auch gar nicht verhindern, denn schließlich ist der Roman ja aus dem eigenen Kopf entwachsen. Es MUSS also zwangsläufig etwas mit der eigenen Psyche zu tun haben. Wenn man das Geschriebene nicht mit seiner Person in Verbindung sehen will, kann man ja zum Pseudonym greifen.
Bei meinem High Fantasy - Epos habe ich festgestellt, dass ich mich selbst in ganz viele Facetten aufgespaltet habe. Jede Figur ist ein anderer Charakterzug von mir. Der zerstörerische Antagonist verdeutlicht dabei die anerzogenen Normen, nach denen man in der Wirklichkeit leben sollte, was frau darf, was sie nicht darf. Und bei vielen Dingen in meinem Leben bin ich damit schon an meine Grenzen gekommen. Kreativität hat auch viel mit - hm, wie soll ich sagen - “Faulenzerei” zu tun. Leo Lionnis Buch “Frederik” beschreibt das gut. Ich bin eben kein Faulenzer, wenn ich meine Phantasie laufen lasse und mir neue Dinge ausdenke. Aber ich kenne Leute, die sich darüber aufregen, wenn ich einmal “nichts” tue (z.B. Freundinnnen, die nicht einmal Malerei als sinvolle Zeitvergeudung im Leben ansehen - hauptsache, der Garten ist ohne Unkraut). Dabei bin ich in meinen Augen nur sehr wenig faul, weil ich “Rumhängen oder Fernsehgucken” absolut nicht mag - das ist so unproduktiv. Für viele Leute ist Schreiben leider das Gleiche - und schnell steht man als Nichtsnutz in einer Ecke.
Deshalb ist mein Antagonist ein “Sklaventreiber”, der keine Abweichler duldet und brachial dafür straft. So wie ich mir in Gedanken manchmal ganz übel vorwerfe, dass ich mein Hausfrauen-“Tagwerk” wieder mal nicht hinbekommen habe (weil mich der Plot nicht losgelassen hat) und am liebesten vor Scham im Boden versinken würde. Und mein Held ist ein Bauer (ich gebe zu, mit einem Hauch von Adel, was aber nicht zählt), der sich gegen das Gesetz wehrt, weil Bauern keine Drachen reiten dürfen, sondern das Feld bestellen müssen. Natürlich haben sich die beiden Figuren kräftig in der Wolle und mein Bauer steht auch irgendwann trotzig auf dem Hinrichtungsplatz. Meine Drachengeschichte ist also tatsächlich mit diesem Blickwinkel sehr persönlich.
Dabei ist mir das beim Entwickeln der Geschichte gar nicht aufgefallen. Erst als ich über die einzelnen Figuren nachdachte und mir überlegte, wo die wohl alle herkommen, da dämmerte mir plötzlich der Zusammenhang. Seidem ich das weiß, versuche ich diese Verbindung noch zu verdichten. Ich habe z.B. auch meinem Humor eine Stimme in Form einer Figur im Buch gegeben (der beste Freund des Helden).
Das Epos entsteht schon seit 20 Jahren und ist wirklich mein “Hauptwerk”. Die kleineren Geschichten gehören auch zu mir, greifen aber lange nicht so tief in meine Psyche ein. Dazu sind sie zu schnell erdacht. Selbstverständlich spiegeln auch sie tatsächlich irgendwo immer die eigene Meinung wider. Denn was man nicht vertreten kann, das wird man auch nicht schreiben wollen, denke ich.
Liebe Grüße,
Vroni
PS: Übrigens bin ich gerade vor ein paar Tagen zu dem Schluss gekommen, dass “Frederick” noch einmal neu geschrieben werden müsste, aber mit dem Titel “Friederike”. Ich glaube, dass das noch einmal ein sehr großer Aufreger in der Öffentlichkeit wäre.