Auf @Suse’s Gedanken in einem anderen Thread geht mir wieder die Frage nach dem Ende von Geschichten durch den Kopf.
Das passt gerade zufällig, da ich mein Romanende umgeschrieben habe von einem traurigen in ein (teil-)positives Ende. Das traurige Ende hat sich nach der langen Zeit der Arbeit einfach nicht mehr richtig angefühlt, und obwohl ich meine Geschichte „vom Ende her“ geschrieben hatte, musste ich doch (bis auf eine kleine Vorausdeutung und eine Stimmung in einer anderen Szene) nichts weiter im Text bis dahin* ändern. Denn der letzte Teil ist sowieso harter Tobak, nur, dass der Hauptcharakter nun aus der Sache herauskommt.
Jetzt fühlt es sich richtig an und „fair“ für mich. Ich glaube eher, ich hatte mich zu sehr in den Tränendrüseneffekt verbissen, als darauf zu achten, wie die Geschichte „richtig“ sein sollte.
Wo ich aber tatsächlich „zwangsweise“ umgeschrieben habe, war eine Kurzgeschichte für einen Wettbewerb. Ich hatte sie bereits woanders eingereicht, sie wurde aber abgelehnt (lag aber nicht am Ende, denn beim gleichen Verlag hatte ich schon eine ohne happy end veröffentlicht). Neulich gab es einen anderen Wettbewerb, der perfekt dazu passte, allerdings war explizit ein Happy-End verlangt. Ich hatte nur noch zwei Tage Zeit, und die Mindestwortzahl ließ es nicht zu, dass ich bis dahin eine ausgefeilte Geschichte erfinde, aufbaue und verfasse, also nahm ich diese und schrieb sie um.
Das Umschreiben war hier viel schwerer, weil ich viele Details ändern musste, das eher indirekt Erzählte viel offener und eher einführen, um es auf die Ausschreibung zu trimmen.
Schlimm oder als „Verrat“ empfand ich das nicht. Mir gefiel die neue Version auch. Sie geht eigentlich vom traurig-offenen Ende einen Schritt weiter und schließt die Sache ab.
Ansonsten finde ich, dass jede Form seine Berechtigung hat, insofern sie zur Geschichte passt. Bücher und Geschichten, die ich nie vergessen habe, hatten allerdings kein Happy End. Aber das liegt vielleicht mehr im Gesamtstoff? Keine Ahnung …
Ein Happy End schließt immer ab und wir ziehen weiter …
Fragenauswahl:
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Nun würde ich gern erfahren, was ihr darüber denkt, ob ihr schon mal ein Ende verändert habt oder das nicht in Betracht zieht?
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In welchen Fällen mögt/erwartet ihr ein Happy End?
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In welchen Fällen mögt/erwartet ihr kein Happy End?
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Wann empfindet ihr ein offenes Ende als gelungen?
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Habt ihr eine klare Tendenz zu einer bestimmten Form von Ende in euren Geschichten?
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Warum, glaubt ihr, mögt ihr bestimmte Enden lieber?
*ich prokrastiniere gerade, weil es nervt, den ganzen Endteil sauber umzuschreiben